Einführung: Die neue Wirklichkeit in Christus
Unser Predigttext steht im Kolosserbrief, Seite 212 im Neuen Testament in den ausgelegten Bibeln, Kolosser 3,1-4:
Seid ihr nun mit Christus auferstanden, so sucht, was droben ist, wo Christus ist, der zur Rechten Gottes sitzt. Trachtet nach dem, was droben ist, nicht nach dem, was auf Erden ist. Denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist mit Christus in Gott verborgen. Wenn aber Christus euer Leben offenbar wird, dann werdet auch ihr mit ihm offenbar werden in der Herrlichkeit.
Herr, gib uns den Blick für deine neue Wirklichkeit, die schon angebrochen ist! Amen!
Liebe Schwestern und Brüder,
ich habe in diesem Jahr den Frühling besonders intensiv erlebt. Wahrscheinlich lag das daran, dass wir so viel gebibbert und geschlottert haben, den Winter hindurch, mit so viel Kälte und Schnee. Es ist doch immer ein neues Erleben. Man hätte das gar nicht gedacht auf dem Höhepunkt der Kältewelle, dass man einmal wieder den Kittel ausziehen, auf die Wiese sitzen und über sich die vollen Blütenzweige hängen sehen kann.
Da drüben vor unserem Gemeindehaus steht so ein wunderbarer Blütenbaum. Man steht davor und staunt nur, wie aus diesem dürren, unscheinbaren Astwerk solch eine unvergleichliche Schönheit hervorbrechen kann. Aus dem dunklen, dreckigen Erdboden sprießen die schönsten Blumen und Pflanzen hervor. Es ist Frühling, es ist Frühling, der Winter ist vorbei.
Ein noch viel größerer Einschnitt stellt die Auferstehung Jesu dar. In der Auferstehung Jesu hat sich etwas ereignet, was bisher in der Welt überhaupt noch nie möglich war. Wir haben es uns angewöhnt, hinter Särgen herzulaufen und uns damit abzufinden, dass liebe Menschen von uns scheiden. Wir wissen, dass diese Welt, in der wir leben, eine vergängliche Welt ist.
Aber da hat Gott in der Auferstehung Jesu seine ewige Welt plötzlich hervortreten lassen. Es ist ja nicht bloß so, dass er den Tod überwunden hat, sondern Jesus lebt in einer viel vollkommeneren Weise, als wir es bisher verstehen. Er hat einen Leib, der nicht mehr teilhat an den Gebrechen, an der Müdigkeit, an der Schwachheit.
Da ist ja etwas begonnen, was viel größer ist, als wir mit irgendeinem Vergleich dieser Welt je erklären könnten. Mit der Auferstehung Jesu ist etwas zum Durchbruch gekommen von der neuen Welt Gottes. Und das ist so groß, so gewaltig – das sage ich ganz ehrlich und freimütig – dass wir ein Leben lang kaum die Umrisse ahnen können von dem, was da geschehen ist.
Diese Veränderung ist so groß, der Himmel steht offen. Die ewige Welt Gottes ist für uns zugänglich geworden. Wenn heute ab und zu Menschen danach suchen, über die Grenzen dieser sichtbaren Welt hinauszukommen, dann erregt das ja große Aufregung. Verfolgen Sie nur, wie unsere Zeitschriften von jener Zahnarztpraxis in Bayern berichtet haben, ob da nicht irgendwo etwas Übersinnliches drinsteckt. Wenn da irgendwo in einer Ecke von einem Haus irgendwo es „Juhu“ macht, dann meinen die Leute, sie hätten etwas ergriffen von der jenseitigen Welt.
Und das ist so typisch, wie arm unsere Zeit ist, überhaupt zu verstehen. Natürlich gibt es eine unsichtbare Welt, die uns von allen Seiten umgibt. Wenn man heute so tut, als ob man nur dann ein richtig denkender Mensch wäre, wenn man nur von der einen Wirklichkeit ausgeht, die man betasten kann, dann ist das ein jämmerliches Bild.
Das wissen wir schon immer, das bezeugt uns die Bibel auf allen Seiten: dass uns die Welt Gottes umgibt, nur wir dringen nicht in sie hinein. Und die Menschen haben die verrücktesten Wege beschritten, um etwas von dieser Welt Gottes zu spüren und zu empfinden.
Schauen Sie sich die Religionen an, wie sie versuchen einzudringen. Bis hin zum Konsum von Drogen heute ist der Versuch, junge Leute etwas von der übersinnlichen Welt erhaschen zu lassen. Was ist das? Durch so einen Betrug meiner Sinne, durch eine Täuschung meiner Körperorgane etwas von einer übersinnlichen Welt zu erleben – das ist das Ende der Ärmlichkeit des Menschen.
Aber auch in der Welt der Religionen weiß man um diese Welt, die doch irgendwo viel weiter sein muss, als wir sehen und betasten können. Aber da wissen die Religionen nur von einem Nirwana. Und das Nirwana heißt nur, dass alles Vergängliche aufhört, dass nichts kommt, und das Nichts ist der Traum.
Aber das wäre ja zu wenig, nur auf das Nichts zu hoffen und im Nichts aufzugehen, um damit seine Erlösung zu finden aus den vielen Widersprüchen des Lebens. Ich bin so dankbar, dass uns Jesus so klar in der Auferstehung und in der Himmelfahrt verlässliche Information gegeben hat.
Wenn Sie wissen wollen, wie wir Zugang zu dieser neuen Welt Gottes in Jesus bekommen, das steht doch hier: Ihr seid mit Christus auferstanden, ihr habt mit Christus Teil an dieser neuen Welt. Es braucht keine seelischen Erregungszustände. Es gibt Leute, die schließen sich in ein Zimmer ein und summen tagelang vor sich hin, in der Hoffnung, sie würden übersinnliche Erlebnisse bekommen. Das ist gar nicht nötig.
Wo Sie mit Jesus verbunden sind, haben Sie Teil an der himmlischen Welt, die heute schon uns offensteht. Jetzt möchte ich zuerst darüber sprechen: Die neue Welt Gottes ist angebrochen.
Ja, ich möchte mich doch noch ein wenig damit auseinandersetzen, weil das heute ja kennzeichnend ist für die Christenheit, dass sie am Himmelfahrtstag weit mehr Beschwerden als Freude hat. Viele derer, die heute auf der Kanzel stehen, haben mehr Bauchweh, als für einen Menschen gut ist.
Sie sagen ja: „Aber Himmel, Himmel, gibt es überhaupt einen Himmel? Warum glauben sie nicht mehr daran?“ Vielleicht geht es so primitiv, weil Gagarin in seinem Sputnik noch nichts gesehen hat von dieser himmlischen Wirklichkeit Gottes. Oder wie neulich ein Lehrer meiner Kinder sagte: Weil irgendeine Wahrsagerin wieder etwas gesagt hat, glaube er an Wunder.
Das ist auch eine Möglichkeit, dass man sich die Welt Gottes bezeugen lässt, weil irgendwelche krummen Dinge in unserer Welt passieren und damit irgendetwas Unnormales dargestellt wird. Nein, der Himmel ist für uns Menschen nicht zugänglich, und wir können diesen Himmel nicht ergreifen.
Das Schlimmste ist ja, dass in der Gemeinde hier und in unserer Predigt, in der Verkündigung des Evangeliums tatsächlich oft so ist, dass nur noch diese Erde mit ihren Leiden und Widersprüchen sichtbar wird. Vielleicht noch ein bisschen Abrüstung, ein bisschen politische Ratschläge.
Wo ist der Himmel geblieben, wo Jesus doch so viel bezeugte, wo ihm das doch so wichtig war, dass in der Auferstehung damals, wo aus dem Grab hervorbrach dieses neue Wesen, sechzehnmal nach meiner Zählung ist Jesus seinen Jüngern erschienen, in ganz verschiedenen Ereignissen, weil er sie immer darauf hinstoßen wollte: Es gibt diese unsichtbare Wirklichkeit.
Und immer hat er sie gezeigt, nicht durch irgendwelche Spekulationen, sondern an seiner Person. Thomas, komm her, fasse in meine Wunden und berühre mich. Da wird darauf Wert gelegt, dass diese neue Welt Gottes, dieser Himmel, nicht bloß eine Welt der Gedanken ist.
Das ist das schlimmste Missverständnis, das sich im Abendland breitgemacht hat, als ob die Ideen vielleicht nur das Wesentliche wären, als ob es eine geistige Welt gäbe, die keinen Bezug zum körperlich-Materiellen hätte. Welch ein Unsinn!
Jesus legt so großen Wert darauf, dass er sogar mit seinen Jüngern mehrfach aß als der Auferstandene, um ihnen zu zeigen, dass die neue Erscheinung seiner himmlischen Wirklichkeit leiblich fassbar werden kann, obwohl sie durch unseren Zugriff gleichzeitig wieder entzogen ist und obwohl sie nicht mehr den Beschränkungen von Raum und Zeit unterliegt.
Wenn er etwa durch die Wände trat und durch die verschlossenen Türen zu ihnen kam und mit ihnen sprach, das waren nicht nur irgendwelche Phantasien eines erregten Gemütes, es waren nicht nur irgendwelche merkwürdigen Schauerlebnisse, die sie hatten, sondern er war leibhaftig und wirklich unter ihnen.
Das wird hier erzählt. Und Jesus hat dann die Jünger darauf hingewiesen, dass sie diese Realität der neuen Wirklichkeit fassen sollten, auch wenn sie ihn nicht sehen. Selig sind die, die nicht sehen und doch glauben.
Jetzt interessiert uns nur: Wie kriegen wir Teil an der neuen Herrlichkeit Gottes? Wie kommt das in unser Leben hinein? Wir wollen doch auch, dass dieser neue Lichtglanz uns erfüllt. Und es gibt sicher keinen Christen, der sich nicht sehnt, dass die Gottesfülle auch in seinem müden Leid noch einmal durchbricht, dass wir die Wunderkraft Gottes erleben, etwa da, wo die tödliche Krankheit in unserem Leib schlummert oder da, wo wir vor unlösbaren Schwierigkeiten stehen.
Wenn der Himmel offen ist, dann kann doch der Herr seine ganze Macht hereingeben in unser armes, kleines Leben. Ja, das tut er. Wie geschieht dies?
Wieder möchte ich Sie auf diesen Satz lenken: Ihr seid mit Christus auferstanden, ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit Christus in Gott. Sie kriegen nicht Zugang zu dieser Überwelt Gottes, indem sie irgendwo wegfliehen in eine unwirkliche Welt.
Sondern immer ist das im Neuen Testament bezeugt, wo sie vor Jesus stehen und hören, wie er sie auf die Schuld ihres Lebens hinweist. Darum können wir ja nicht in die Welt Gottes kommen, weil die Sünde uns anhängt und die Gottlosigkeit uns prägt. Wir sind ja gefallene Menschen.
Und es gibt keinen Übergang in die neue Welt Gottes. Darum ist der einzige Zugang die Glaubensverbindung mit Jesus unter dem Kreuz. Und wenn jemand etwas von der neuen Welt Gottes erfahren will, dann muss er am Kreuz Jesus stehenbleiben und begreifen: Da trägt Jesus meine Schuld weg und macht mich zu seinem Kind, nimmt mich an.
Da bin ich Gott angenehm und gerecht geworden, und ich habe Frieden mit Gott und habe Zugang zu ihm. Da bin ich mit Jesus gestorben, da hat er das für mich getan, da bin ich in dieses Geschehen von Golgatha hineingenommen.
Das ist jetzt wichtig, sonst habe ich auch keinen Teil an seiner Auferstehungskraft. Das wird hier so deutlich betont: Ihr seid mit Christus auferstanden, wenn ihr mit Christus auch hineingenommen seid in dieses Geschehen seines Sterbens.
Und dann löst sich ein Bann über unserem Leben. Ich kann mich aus meiner Sünde und aus meiner Schuld nicht selbst befreien. Ich kann mich anstrengen und mühen, wie ich will – ich komme nicht heraus aus dieser Umklammerung, wenn Jesu Blut nicht meine Schuld zudeckt und mich freispricht.
Dann habe ich Frieden, dann habe ich Zugang zu diesen neuen Kräften Gottes. Haben Sie das einmal miterlebt, wie eine zerbrochene Ehe im Glauben geheilt wird? Sie meinen immer in der Seelsorge: Ich habe das genau so falsch gedacht wie Sie, wenn man vor solchen Problemen steht, jetzt müsste man ein psychologisches Studium haben.
Es ist gut, wenn Sie es haben, aber es geht für Gottes Kraft auch ohne dies, dass man denkt, jetzt müsste man Eheberater sein. Nein, wissen Sie, das Geheimnis der Seelsorge ist, dass die ganzen verkrachten Lebensverhältnisse sich lösen, wo unter dem Kreuz Jesu Schuld bekannt wird.
Dass Erziehungsnöte, Familiennöte sich lösen lassen unter dem Kreuz Jesu, selbst die schlimmsten psychischen Verkrampfungen unseres Lebens lassen sich lösen dort, wo ich unter dem Kreuz Jesu mit Jesus begraben werde und an Teilhabe an seiner Auferstehung habe.
Denn das ist ja nicht bloß, dass da irgendwas freigesprochen wird von meinem Leben, sondern in dem Augenblick können die heilenden Kräfte der neuen Welt sich in mein Leben ergießen. Jetzt kann Gott gesund machen, was krank war.
Er, der Schöpfer meines Lebens ist, will ja nicht, dass unsere Verhältnisse in den Spannungen bleiben. Er will Neues schaffen in dieser Welt. Dazu ist Christus auferstanden, dass er die Werke des Teufels zerstöre.
Und Sie können das erfahren, ich bin überzeugt, wenn Sie sich um einen drogensüchtigen jungen Mann erheben, Sie können dies erleben, wenn Sie mit ihm unter dem Kreuz Jesus stehen, wie sein ganzes Leben heil und neu wird.
Und es gibt für die Auferstehungskraft Jesu keine Grenze, gar keine Hinderung. Das Wort, das ich Ihnen am Anfang sagte, indem ich im Gottesdienst grüßte: Das fängt ja bei Paulus so an, dass diese Kraft jetzt in uns wirkt.
Paulus sagt, diese Kraft, mit der Gott Jesus aus dem Grab herausgeholt hat und ihn zur Rechten Gottes gesetzt hat, will nun in unserem körperlichen, diesseitigen Leben schon wirksam sein.
Wir sollten noch ganz anderes glauben. Das soll mich nicht erschüttern, dass viele Christen heute nichts mehr mit der Himmelfahrt Jesu anfangen können, weil sie nicht mehr wissen, dass Jesus alle Macht hat.
Für mich gibt es kein Unmöglich mehr dort, wo die heilenden Kräfte Gottes einbrechen. Festo Kivenschre hat mir einen Brief geschrieben. Sie hatten in Israel eine Konferenz, Juden und Araber, Christen versammelt, um die versöhnende Kraft Jesu miteinander zu feiern, die heilenden Kräfte in das Leben hineinströmen zu lassen.
Das Gleiche, was Sie in Südafrika machen, und das dürfen Sie in Ihrer Welt, in der Sie leben, in den Spannungen Ihres Lebens jetzt auch tun. Die neue Welt Gottes ist angebrochen und ist da in Jesus.
Und der Bann ist aufgehoben, wo die Schuld vergeben und ausgeräumt ist, da kann Gott wirken.
Aber jetzt muss ich einen zweiten Teil anhängen: Der große Widerspruch muss ausgehalten werden. Es ist ja immer so ein bisschen schwierig, dass wir das eine in der ganzen Deutlichkeit sagen können und dann doch das andere hinzusetzen.
Aber jeder von Ihnen leidet darunter, dass das Leben mit Christus verborgen ist. Und daraus kommen wir oft dazu und sagen, also dann gibt es doch keine Zeichen Gottes, dann bleibt doch alles beim Alten.
Nein, es gibt Wunderzeichen, wo Christus alle Verborgenheit ablegt. Das erleben wir: Wunder Gottes, wo er wirkt, eindrucksvoll, machtvoll, und dann lässt er uns wieder in der Krankheit.
Und da kommen die großen Glaubenszweifel her, dass wir rufen und fragen: Herr, warum lässt du das zu? Warum bist du nicht der, der uns geholfen hat, wo wir dich so arg darum gebeten haben? Warum müssen wir in dieser Spannung bleiben?
Wissen Sie warum? Weil das große Ziel Gottes in dieser Zwischenzeit zwischen Himmelfahrt und Wiederkunft die Gründung der Gemeinde ist, dass Menschen zum Glauben an Jesus kommen.
Dem Ziel wird alles andere untergeordnet, denn wenn ein Mensch nicht an Jesus gläubig wird, ist er nach allem, was die Schrift sagt, verloren.
Und darum legt Jesus allen Wert darauf, dass wir sein Evangelium predigen.
Ja, aber warum muss dann die Macht der Finsternis so überhandnehmen, wo doch Jesus alle Macht hat im Himmel und auf Erden? Warum sind noch so viel Leiden und Tränen?
Ja, weil auch das Böse erst noch reift und sich darstellt in seiner ganzen brutalen Vernichtungsmacht, damit uns das Glauben leichter gemacht wird und wir den Gegensatz sehen, was Welt und Reich Gottes ist.
Ganz freimütig spricht das immer wieder das Evangelium aus. Paulus hat die Christen sofort darin trainiert, dass sie durch viel Trübsal und Bedrängnis ins Reich Gottes gehen müssen.
Er ahnte schon die kommenden Verfolgungen des Römerreiches. Er hat doch nie die Vorstellung gehabt, als ob die dunkle Macht der Hölle in dieser Welt einfach so langsam abgelöst werden könnte durch den Kirchenbetrieb.
Sondern er hat gewusst, dass das ein Kampf auf Leben und Tod ist zwischen Lüge und Wahrheit, zwischen Finsternis und Licht, zwischen Jesus und dem Reich der Hölle.
Kampf tobt nicht nur in unserer Welt, nicht nur um die Gemeinde, sondern in ihrem eigenen Herzen. Sie haben noch diesen Kampf mitzutragen, weil sie immer wieder spüren, wie die Sünde in ihrem Leben hochkommen kann.
Und ich wünschte mir auch, dass schon die Lichtsfülle in mein Leben so eingebrochen wäre, dass ich nicht mehr sündige. Und es kann einen in die Depression hinunterhauen: Wie ist das möglich, dass immer wieder das Dunkle nach mir greifen darf?
Der Widerspruch muss ausgehalten werden, weil ja dieser Sieg nur bei Jesus ist und unter seiner Herrschaft.
Und da will ich ihm glauben und mich immer wieder unter sein Kreuz flüchten und die Lieder singen: Jesus Christus herrscht als König.
Je dunkler die Macht in meinem Leben wird, die mich einengt und einschnürt, umso fröhlicher will ich glauben.
Das müssen Sie aufpassen, weil es immer wieder auch andere Bewegungen gibt. Es gibt einen Grad der seelischen Erregung, das meint die Bibel nie, wo man sich in einer seelischen Erregung gleichsam hinwegbetrügt über die wirklichen Empfindungen seines Lebens.
Das brauchen Sie nicht. Sie dürfen Tränen in den Augen haben, in der Trauer am Grabe, aber Sie dürfen ruhen in den Zusagen Jesu, der gesagt hat: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden.
Und dann wissen Sie, die neue Welt Gottes ist da. Sie ist ja nur wie eine Pappwand, durch die ich hindurchgehe.
Und das ist ja schon die Wirkung seines Geistes, dass er mich glauben lässt, so dass ich das nicht bloß in der seelischen Erregung, sondern in ganzer Nüchternheit mitten im Leben fassen kann.
Und wo ich in der Bibel lese, da wird mir dies zugesprochen, und ich kann es glauben: Wenn wir gleich Leib und Seele verschmachten, dann ist er doch meines Lebens Trost und mein Heil.
Ich darf dann ganz fröhlich und gewiss sein und mich darin trösten.
Die Gemeinde, die Schar der Glaubenden, die wächst im Widerspruch, sogar gegen diese Macht der Finsternis, die uns umgibt und die uns bedrängen mag. Und das macht gar nichts mehr aus.
Sondern wir werden jetzt genau sagen: Herr, wir wollen deine Siege erleben gegenüber der Dunkelheit, der Finsternis, so klein meine Glaubenskraft auch ist und so klein die Schar der Glaubenden auch ist.
Wir hatten ja gestern noch den Besuch des neuen Generalsekretärs der Evangelischen Weltallianz, Doktor David Howard. Es ist immer wieder schön, wenn man von diesen Christen etwas hört, was sich in der Weite des Reiches Gottes tut.
Er erzählte, dass vor 14 Tagen Doktor Jonathan Chow in Hongkong vom China Research Center, dem größten Forschungszentrum für die Christen in China, eine neue Untersuchung angestellt hat, wie viele Christen es wohl in China gibt.
Das sind verlässliche Zahlen, die jetzt in Wheaton, Illinois, USA veröffentlicht wurden. Als die Mission 1949 beendet wurde, waren es 700 Christen.
Man ging davon aus, so die chinesischen Bischöfe, die noch im Amt sind, dass etwa eine Million Christen lebten. Es sei gewachsen in der Verfolgung.
Ich habe Ihnen vor Monaten einmal erzählt, dass neueste Schätzungen sogar annehmen, es seien zehn bis zwölf Millionen Christen – völlig unbegreiflich.
Nach den neuesten Berechnungen von Reiseberichten, die hochgerechnet wurden, nimmt man an, dass es heute in China in Hauskirchen zwischen dreißig und vierzig Millionen Christen gibt. Und das nach der Kulturrevolution, nachdem wir äußerlich nicht mehr glaubten, dass irgendetwas da wäre von der Gemeinde Jesu.
Werden Jesu Wundermacht erwartet, dass er diesen ganzen Spuk wegbläst? Nein, er hat die Gemeinde zerbrechen lassen, ihre Kirchen zerstören lassen, und doch war der auferstandene Jesus, der zur Rechten Gottes sitzt, in seiner Macht wirksam und hat seine Gemeinde gebaut.
Wenn sie nur so die Auferstehungskraft Jesu erfahren und sein Zeuge sind, so meine ich, dass auch in unseren Tagen durch unser deutsches Land eine stille Erweckung geht, obwohl so viele Kirchen sich entleeren, dass Menschen zum Glauben kommen.
Sie müssen sich öffnen im Glauben für die Machtfülle Jesu und dann an ihrem schwachen Leib unter den ganzen Leiden und schlimmen Widerfahrnissen, die auch sein mögen, Jesus groß machen.
Darüber werden Menschen zum Glauben kommen, so wie über den kranken und sterbenden Leib des Apostels Paulus die Gemeinden in Europa gegründet wurden.
Noch das Letzte: Lasst uns die Zeit nützen.
Man kann sich den Himmel gar nicht vorstellen, wie er mit unseren geringen Vorstellungsgaben.
Karl Heim sagt einmal, man muss sich vergegenwärtigen, wie Johann Sebastian Bach, als er schon im Alter ganz schwach geworden war und schier erblindet war, noch die wunderbarsten Musikwerke geschaffen hat, an denen wir uns nicht satt hören können.
Und nun vergleicht Karl Heim: Wenn schon die Schöpfungskraft Gottes so groß ist, dass ein Mensch mit einem sterblichen, kranken Leib solche Musik und Kunstwerke schaffen kann, wie vollkommen vollendet ist erst diese neue Welt Gottes, der wir entgegengehen und die uns heute schon offensteht.
Da kann Gott Dinge bewerkstelligen, die größer sind, als wir begreifen, und nur einen ganzen schwachen Abglanz werden wir überhaupt jetzt fassen können von dieser neuen ewigen Welt.
Und das ist immer im Widerspruch verborgen und nicht richtig sichtbar, dieser Lichtglanz, auch in seiner Gemeinde. Das bricht immer wieder durch, und da müssen Sie darauf achten, nicht in meinen leuchtenden Augen oder so. Das hört man oft so, da sagen Leute: „Guck die Erscheinung!“
Nein, nein, im Wort, da, wo Jesus es mir zuspricht. Das kennen Sie doch bei den Beerdigungen: Nur ein Bibelwort am Grab, und das steht da, alles andere ist weggerückt.
Sie gehen in einer verzweifelten Situation einher, und jemand ruft Ihnen ein Gotteswort zu, das sind die Verheißungen, die Jesus bekräftigt durch seinen Heiligen Geist, wo er Glauben weckt.
Lasst uns die Zeit nützen, in dieser Welt den Namen des Herrn zu verkündigen.
Ich will noch einmal eine Geschichte erzählen, die mir David Howard erzählt hat. Er war in Kolumbien an einer Universität als Professor. Und seine Tochter hatte in der Nachbarschaft eine deutsche Kaufmannsfamilie, wo auch ein Mädchen war. Sie waren beide vier Jahre alt.
Und das Kind konnte nicht verstehen, dass das Mädchen des Deutschen nicht Jesus liebte. Dann hat sie jeden Abend gebetet: „Lieber Heiland, mach doch, dass dieses Kind zum Glauben an dich kommt.“
Aber die waren so wie eine weltoffene Familie ablehnend und feindlich. Er erzählt, dass er jetzt von Frankfurt aus Verbindung aufgenommen hat mit diesem Kaufmann, der jetzt wieder in Darmstadt lebt.
Und in der Zwischenzeit sind nicht nur die beiden Mädchen in einem kleinen Teestübchen zum Glauben gekommen, sondern auch der Vater, der sich jahrelang gesträubt hat, weil Jesus wirkt als der, der zur Rechten Gottes sitzt.
Und da schließt nun Paulus an: Trachtet nach dem, was droben ist, nicht nach dem, was auf Erden ist.
Das Trachten meines Herzens geht ja immer nach so billigen Dingen, oft nach so schändlichen Sachen. Das Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf, heißt ganz am Anfang der Bibel.
Trachtet nach dem, was droben ist, trachtet nach den Gaben Gottes, die er euch gibt, trachtet nach eurer ewigen Berufung.
Und dann ist es mir viel zu wenig, dass wir sagen, wir wollen uns in dieser Welt um Gerechtigkeit mühen, hoffentlich. Wir wollen in dieser Welt bemüht sein, dass die göttliche Gerechtigkeit wirkt, dass die Maßstäbe der neuen Welt Gottes den Menschen bekannt werden.
Wir haben ein höheres Ideal, wenn wir von Keuschheit reden, als uns die größten Moralisten sagen können. Wir haben ganz andere Vorstellungen, wie Familie aussehen muss, weil wir nach göttlichen Dingen trachten.
Die Christen heute haben eine Angst, dass sie weltfremd würden. Da habe ich keine Angst. Lasst sie hier essen, nur schmecken.
Und das Geld gefällt Ihnen sicher auch ganz gut. Wir Christen stehen mit beiden Füßen in der Welt, aber lasst euch doch nicht von den irdischen Sorgen erdrücken, sondern trachtet danach, dass in eurem weltlichen Beruf, in euren irdischen Beziehungen schon die Auferstehungskraft Christi sichtbar wird.
Billiger wollen wir es nicht mehr haben, dass durch unsere Gespräche Christus verherrlicht wird, durch die alltäglichen Dinge in der Tischgemeinschaft unseres Hauses, dass wir Dinge reden, die uns höher bringen und nicht in die Tiefe herunterziehen.
Dass wir Leitlinien haben für die Tage, die uns Gott schenkt in dieser Welt, die uns für seine Ewigkeit vorbereiten. Lasst uns die Zeit nützen!
Mir ist es auch etwas bange, wenn wir heute Mittag wieder in den Park gehen wollen und dort draußen eine Freiluftveranstaltung durchführen am Himmelfahrtstag, wo doch die Welt so deutlich von der Gottlosigkeit beherrscht ist.
Wirklich? Ist nicht draußen Jesus gegenwärtig, der die vereinsamten und verzweifelten Menschen sucht? Und wenn wir es wagen, im Glauben hinzugehen, wird er sich zu uns bekennen.
Und wird nicht nur das Gelingen lassen und vieles andere dazu, sondern er wird Menschen herausholen aus Bindungen der Finsternis und wird hier uns schon erleben lassen, wie er Leben erneuern und heilen kann.
Dann werden auch wir mit ihm offenbar werden in der Herrlichkeit.
Das wird einmal wunderbar sein, wenn wir über diesen Schritt hinübergehen, über den Schritt des Todes in die unvergleichliche neue Wirklichkeit Gottes, von der wir hier nur die Umrisse ahnen, wie das einmal sein wird, wenn alles Leiden ein Ende hat, alles Schwachheit überwunden wird und Gott sein wird alles in allem.
Amen.
Die Unsichtbare Welt und die Suche der Menschen danach
Wenn heute Menschen gelegentlich danach suchen, über die Grenzen dieser sichtbaren Welt hinauszukommen, erregt das oft große Aufregung. Man kann das gut verfolgen, wenn man sieht, wie unsere Zeitschriften von jener Zahnarztpraxis in Bayern berichten. Dabei wird gefragt, ob nicht irgendwo etwas Übersinnliches vorhanden ist. Wenn irgendwo in einer Ecke eines Hauses es „Juhu“ macht, glauben die Leute, sie hätten etwas von der jenseitigen Welt erfasst.
Das ist typisch für die Armut unserer Zeit, die es kaum versteht. Natürlich gibt es eine unsichtbare Welt, die uns von allen Seiten umgibt. Wenn man heute so tut, als wäre man nur dann ein richtig denkender Mensch, wenn man nur von der einen Wirklichkeit ausgeht, die man betasten kann, ist das ein jämmerliches Bild.
Das wissen wir schon immer. Die Bibel bezeugt auf allen Seiten, dass uns die Welt Gottes umgibt, nur dringen wir nicht in sie hinein. Die Menschen haben die verrücktesten Wege beschritten, um etwas von dieser Welt Gottes zu spüren und zu empfinden.
Schauen Sie sich die Religionen an, wie sie versuchen, einzudringen. Selbst der Konsum von Drogen heute ist ein Versuch, jungen Leuten etwas von der übersinnlichen Welt zu vermitteln. Was ist das? Durch einen Betrug meiner Sinne, durch eine Täuschung meiner Körperorgane etwas von einer übersinnlichen Welt zu erleben – das ist das Ende der Ärmlichkeit des Menschen.
Auch in der Welt der Religionen weiß man um diese Welt, die doch irgendwo viel weiter sein muss, als wir sehen und betasten können. Doch die Religionen kennen oft nur ein Nirwana. Dieses Nirwana bedeutet nur, dass alles Vergängliche aufhört, dass nichts mehr kommt. Das Nichts ist der Traum.
Aber das wäre zu wenig: nur auf das Nichts zu hoffen und im Nichts aufzugehen, um so seine Erlösung aus den vielen Widersprüchen des Lebens zu finden.
Die verlässliche Offenbarung durch Jesus Christus
Ich bin so dankbar, dass uns Jesus in der Auferstehung und in der Himmelfahrt verlässliche Informationen gegeben hat. Wenn Sie wissen wollen, wie wir Zugang zu dieser neuen Welt Gottes in Jesus bekommen, dann steht es doch hier: Ihr seid mit Christus auferstanden. Ihr habt mit Christus Anteil an dieser neuen Welt.
Es braucht keine seelischen Erregungszustände. Es gibt Leute, die schließen sich in einem Zimmer ein und summen tagelang vor sich hin, in der Hoffnung, sie würden übersinnliche Erlebnisse bekommen. Das ist gar nicht nötig. Wo sie mit Jesus verbunden sind, haben sie Anteil an der himmlischen Welt, die uns heute schon offensteht.
Jetzt möchte ich zuerst darüber sprechen: Die neue Welt Gottes ist angebrochen. Ja, ich möchte mich noch ein wenig damit auseinandersetzen, weil das heute ja kennzeichnend ist für die Christenheit, dass sie am Himmelfahrtstag weit mehr Beschwerden als Freude hat. Viele derjenigen, die heute auf der Kanzel stehen, haben mehr Bauchweh, als für einen Menschen gut ist.
Sie sagen ja: „Aber Himmel, Himmel, gibt es überhaupt einen Himmel?“ Warum glauben sie nicht mehr daran? Vielleicht geht es so primitiv, weil Gagarin in seinem Sputnik noch nichts gesehen hat von dieser himmlischen Wirklichkeit Gottes. Oder wie neulich ein Lehrer meiner Kinder sagte: Weil irgendeine Wahrsagerin wieder etwas gesagt hat, glaube er an die Wunder.
Das ist auch eine Möglichkeit, dass man sich die Welt Gottes bezeugen lässt, weil irgendwelche krummen Dinge in unserer Welt passieren und damit irgendetwas Unnormales dargestellt wird. Nein, der Himmel ist für uns Menschen nicht zugänglich, und wir können diesen Himmel nicht ergreifen.
Das Schlimmste ist ja, dass in der Gemeinde hier und in unserer Predigt, in der Verkündigung des Evangeliums, tatsächlich oft nur noch diese Erde mit ihren Leiden und Widersprüchen sichtbar wird. Vielleicht noch ein bisschen Abrüstung, ein bisschen politische Ratschläge.
Wo ist der Himmel geblieben, wo Jesus doch so viel bezeugte? Wo ihm das doch so wichtig war, dass in der Auferstehung damals, als aus dem Grab hervorkam, dieses neue Wesen kommt.
Die leibliche Wirklichkeit der Auferstehung
Sechzehnmal ist Jesus nach meiner Zählung seinen Jüngern erschienen, bei ganz verschiedenen Gelegenheiten. Er wollte sie immer wieder darauf hinweisen, dass es diese unsichtbare Wirklichkeit gibt.
Dabei hat er ihnen diese Wirklichkeit nicht durch Spekulationen gezeigt, sondern durch seine eigene Person. Thomas, komm her, fasse meine Wunden an und berühre mich. Darauf wird Wert gelegt: Diese neue Welt Gottes, dieser Himmel, ist nicht nur eine Welt der Gedanken.
Das ist das schlimmste Missverständnis, das sich im Abendland verbreitet hat – die Vorstellung, dass nur Ideen das Wesentliche seien, dass es eine geistige Welt gäbe, die keinen Bezug zum Körperlichen und Materiellen hätte. Welch ein Unsinn!
Jesus legt großen Wert darauf, dass er sogar mehrfach mit seinen Jüngern als der Auferstandene gegessen hat. So wollte er ihnen zeigen, dass die neue Erscheinung seiner himmlischen Wirklichkeit leiblich erfahrbar werden kann. Gleichzeitig ist sie aber auch wieder unserem Zugriff entzogen und unterliegt nicht mehr den Beschränkungen von Raum und Zeit.
Wenn er etwa durch Wände trat und durch verschlossene Türen zu ihnen kam, sprach er mit ihnen. Das waren keine Phantasien eines erregten Gemüts, keine merkwürdigen Schauerlebnisse. Er war leibhaftig und wirklich unter ihnen. Das wird hier erzählt.
Jesus hat die Jünger darauf hingewiesen, dass sie diese Realität der neuen Wirklichkeit erfassen sollten, auch wenn sie ihn nicht sehen. Selig sind die, die nicht sehen und doch glauben.
Teilhabe an der neuen Herrlichkeit durch Glauben
Jetzt interessiert uns nur, wie wir Anteil an der neuen Herrlichkeit Gottes bekommen. Wie kommt diese Herrlichkeit in unser Leben hinein? Wir wünschen uns doch alle, dass dieser neue Lichtglanz uns erfüllt. Sicher gibt es keinen Christen, der sich nicht danach sehnt, dass die Fülle Gottes auch in seinem müden Leid noch einmal durchbricht. Dass wir die Wunderkraft Gottes erleben, zum Beispiel dort, wo eine tödliche Krankheit in unserem Körper schlummert oder wo wir vor scheinbar unlösbaren Schwierigkeiten stehen.
Wenn der Himmel offen ist, kann der Herr seine ganze Macht in unser armes, kleines Leben hineingeben. Ja, das tut er. Aber wie geschieht das? Ich möchte Sie wieder auf diesen Satz lenken: Ihr seid mit Christus auferstanden, ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit Christus in Gott.
Man gelangt nicht in diese Überwelt Gottes, indem man irgendwohin flieht, in eine unwirkliche Welt. Im Neuen Testament wird immer bezeugt, dass man vor Jesus steht und hört, wie er einen auf die Schuld des eigenen Lebens hinweist. Deshalb können wir nicht in die Welt Gottes kommen, weil die Sünde an uns haftet und die Gottlosigkeit uns prägt. Wir sind ja gefallene Menschen.
Es gibt keinen Übergang in die neue Welt Gottes, außer durch die Glaubensverbindung mit Jesus unter dem Kreuz. Wenn jemand etwas von der neuen Welt Gottes erfahren will, muss er am Kreuz bei Jesus stehenbleiben und begreifen: Da trägt Jesus meine Schuld weg, macht mich zu seinem Kind und nimmt mich an. Dort bin ich Gott angenehm und gerecht geworden, habe Frieden mit Gott und Zugang zu ihm.
Dort bin ich mit Jesus gestorben, denn er hat das für mich getan. Ich werde in das Geschehen von Golgatha hineingenommen. Das ist jetzt wichtig, denn ohne das habe ich keinen Anteil an seiner Auferstehungskraft. Das wird hier so deutlich betont: Ihr seid mit Christus auferstanden, wenn ihr mit Christus auch hineingenommen seid in das Geschehen seines Sterbens.
Die heilende Kraft der Auferstehung im Leben
Und dann löst sich ein Bann über unserem Leben. Ich kann mich aus meiner Sünde und Schuld nicht selbst befreien. So sehr ich mich auch anstrenge und mühe, ich komme nicht aus dieser Umklammerung heraus, wenn Jesu Blut meine Schuld nicht zudeckt und mich freispricht.
Dann habe ich Frieden. Dann habe ich Zugang zu den neuen Kräften Gottes. Haben Sie das einmal erlebt, wie eine zerbrochene Ehe im Glauben geheilt wird? In der Seelsorge begegnet man solchen Situationen häufig. Ich habe es genauso falsch gedacht wie Sie: Wenn man vor solchen Problemen steht, meint man, man müsste ein psychologisches Studium haben. Es ist gut, wenn man eines hat, aber für Gottes Kraft ist es nicht notwendig, dass man denkt, man müsse Eheberater sein.
Das Geheimnis der Seelsorge ist, dass sich all die verkrachten Lebensverhältnisse lösen, wenn unter dem Kreuz Jesu Schuld bekannt wird. Erziehungsnöte und familiäre Konflikte lassen sich unter dem Kreuz Jesu lösen. Selbst die schlimmsten psychischen Verkrampfungen unseres Lebens können sich dort lösen, wo ich unter dem Kreuz Jesu mit Jesus begraben werde und an seiner Auferstehung teilhabe.
Es geht nicht nur darum, dass etwas aus meinem Leben freigesprochen wird. In dem Augenblick können die heilenden Kräfte der neuen Welt in mein Leben fließen. Jetzt kann Gott gesund machen, was krank war. Er, der Schöpfer meines Lebens, will nicht, dass unsere Verhältnisse in Spannungen bleiben. Er will Neues schaffen in dieser Welt.
Dazu ist Christus auferstanden: Er zerstört die Werke des Teufels. Und Sie können das erfahren. Ich bin überzeugt, wenn Sie sich um einen drogensüchtigen jungen Mann kümmern, können Sie erleben, wie sein ganzes Leben heil und neu wird, wenn Sie mit ihm unter dem Kreuz Jesu stehen.
Für die Auferstehungskraft Jesu gibt es keine Grenze, keine Hindernis.
Die Kraft Gottes wirkt in uns heute
Das Wort, das ich Ihnen am Anfang sagte, als ich im Gottesdienst grüßte, beginnt bei Paulus. Paulus sagt, dass diese Kraft jetzt in uns wirkt – die Kraft, mit der Gott Jesus aus dem Grab herausgeholt und zur Rechten Gottes gesetzt hat.
Diese Kraft will nun schon in unserem körperlichen, diesseitigen Leben wirksam sein. Wir sollten noch ganz anderes glauben. Es soll mich nicht erschüttern, dass viele Christen heute nichts mehr mit der Himmelfahrt Jesu anfangen können, weil sie nicht mehr wissen, dass Jesus alle Macht hat.
Für mich gibt es kein Unmöglich mehr dort, wo die heilenden Kräfte Gottes einbrechen. Festo Kivengere hat mir einen Brief geschrieben. Sie hatten in Israel eine Konferenz, bei der Juden, Araber und Christen versammelt waren, um die versöhnende Kraft Jesu miteinander zu feiern und die heilenden Kräfte in das Leben hineinströmen zu lassen.
Das ist das Gleiche, was Sie in Südafrika machen, und das dürfen Sie auch in Ihrer Welt tun – in den Spannungen Ihres Lebens jetzt. Die neue Welt Gottes ist angebrochen und ist da in Jesus. Der Bann ist aufgehoben, wo die Schuld vergeben und ausgeräumt ist. Dort kann Gott wirken.
Der Widerspruch des Glaubenslebens
Der große Widerspruch muss ausgehalten werden. Es ist immer ein wenig schwierig, das eine mit voller Deutlichkeit zu sagen und dann doch das andere hinzuzufügen. Jeder von Ihnen leidet darunter, dass das Leben mit Christus verborgen ist. Daraus entsteht oft die Frage: Gibt es denn keine Zeichen Gottes? Bleibt dann alles beim Alten?
Nein, es gibt Wunderzeichen, bei denen Christus seine Verborgenheit ablegt. Wir erleben Gottes Wunder, wenn er eindrucksvoll und machtvoll wirkt. Doch dann lässt er uns wieder in der Krankheit zurück. Aus dieser Spannung entstehen große Glaubenszweifel. Wir rufen und fragen: Herr, warum lässt du das zu? Warum bist du nicht der, der uns geholfen hat, obwohl wir dich so dringend darum gebeten haben? Warum müssen wir in dieser Spannung bleiben?
Wissen Sie, warum? Weil das große Ziel Gottes in der Zwischenzeit zwischen Himmelfahrt und Wiederkunft die Gründung der Gemeinde ist. Menschen sollen zum Glauben an Jesus kommen. Dem Ziel wird alles andere untergeordnet. Denn wenn ein Mensch nicht an Jesus glaubt, ist er nach allem, was die Schrift sagt, verloren. Darum legt Jesus großen Wert darauf, dass wir sein Evangelium predigen.
Aber warum muss dann die Macht der Finsternis so überhandnehmen, obwohl Jesus alle Macht im Himmel und auf Erden hat? Warum gibt es noch so viel Leiden und Tränen? Weil das Böse erst noch reifen muss und sich in seiner ganzen brutalen Vernichtungsmacht zeigt. Das soll uns das Glauben erleichtern. Wir sollen den Gegensatz sehen: Welt und Reich Gottes.
Das Evangelium spricht das immer wieder ganz freimütig aus. Paulus hat die Christen sofort darin trainiert, dass sie durch viel Trübsal und Bedrängnis ins Reich Gottes eingehen müssen. Er ahnte schon die kommenden Verfolgungen durch das Römische Reich. Er hatte nie die Vorstellung, dass die dunkle Macht der Hölle in dieser Welt einfach so langsam durch den Kirchenbetrieb abgelöst werden könnte. Er wusste, dass es ein Kampf auf Leben und Tod ist – zwischen Lüge und Wahrheit, Finsternis und Licht, Jesus und dem Reich der Hölle.
Der Kampf tobt nicht nur in unserer Welt, nicht nur um die Gemeinde, sondern auch in unserem eigenen Herzen. Sie tragen diesen Kampf mit, weil Sie immer wieder spüren, wie die Sünde in Ihrem Leben hochkommen kann. Ich wünsche mir auch, dass die Fülle des Lichts so in mein Leben eingebrochen wäre, dass ich nicht mehr sündige. Doch das kann einen in die Depression stürzen. Wie ist es möglich, dass das Dunkle immer wieder nach mir greifen darf?
Der Widerspruch muss ausgehalten werden, weil der Sieg nur bei Jesus liegt und unter seiner Herrschaft. Darauf will ich vertrauen und mich immer wieder unter sein Kreuz flüchten. Ich will die Lieder singen: Jesus Christus herrscht als König. Je dunkler die Macht in meinem Leben wird, die mich einengt und einschnürt, desto fröhlicher will ich glauben.
Dabei müssen Sie aufpassen, denn es gibt auch andere Bewegungen. Die Bibel meint nie einen Grad seelischer Erregung, bei dem man sich selbst über die wirklichen Empfindungen seines Lebens hinweg täuscht. Das brauchen Sie nicht. Sie dürfen Tränen in den Augen haben, in der Trauer am Grab. Aber Sie dürfen ruhen in den Zusagen Jesu, der gesagt hat: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden.
Dann wissen Sie, dass die neue Welt Gottes schon da ist. Sie ist wie eine Pappwand, durch die ich hindurchgehe. Das ist die Wirkung seines Geistes: Er lässt mich glauben, so dass ich das nicht bloß in seelischer Erregung, sondern in ganzer Nüchternheit mitten im Leben fassen kann. Wenn ich in der Bibel lese, wird mir dies zugesprochen, und ich kann es glauben.
Auch wenn Leib und Seele verschmachten, ist Jesus doch meines Lebens Trost und mein Heil. Ich darf ganz fröhlich und gewiss sein und mich darin trösten.
Die Gemeinde wächst im Glaubenswiderspruch
Die Gemeinde, die Schar der Glaubenden, wächst sogar im Widerspruch gegen die Macht der Finsternis, die uns umgibt und bedrängen mag. Das macht nichts mehr aus. Stattdessen sagen wir jetzt ganz bewusst: Herr, wir wollen deine Siege erleben gegenüber der Dunkelheit, der Finsternis – so klein unsere Glaubenskraft auch ist und so klein die Schar der Glaubenden auch sein mag.
Gestern hatten wir den Besuch des neuen Generalsekretärs der Evangelischen Weltallianz, Doktor David Howard. Es ist immer wieder schön, von diesen Christen zu hören, wie sich das Reich Gottes in der Weite entfaltet. Er erzählte, dass vor 14 Tagen Doktor Jonathan Chow in Hongkong, vom China Research Center, dem größten Forschungszentrum für Christen in China, eine neue Untersuchung über die Anzahl der Christen in China durchgeführt hat.
Diese Zahlen sind verlässlich und wurden kürzlich in Wheaton, Illinois, USA, veröffentlicht. Als die Mission 1949 beendet wurde, gab es nur 700 Christen. Die chinesischen Bischöfe, die noch im Amt sind, gehen davon aus, dass heute etwa eine Million Christen leben. Sie sagen, dass die Zahl trotz Verfolgung gewachsen ist.
Vor einigen Monaten berichtete ich bereits, dass neueste Schätzungen sogar von zehn bis zwölf Millionen Christen ausgehen – das ist völlig unbegreiflich. Nach den neuesten Berechnungen, die auf Reiseberichten basieren und hochgerechnet wurden, nimmt man heute an, dass es in China in Hauskirchen zwischen dreißig und vierzig Millionen Christen gibt.
Das ist besonders erstaunlich nach der Kulturrevolution, als äußerlich niemand mehr daran glaubte, dass es noch eine Gemeinde Jesu gibt. Erwartet man, dass Jesu Wundermacht diesen ganzen Spuk einfach wegbläst? Nein. Er hat die Gemeinde zerbrechen lassen und ihre Kirchen zerstören lassen. Doch der auferstandene Jesus, der zur Rechten Gottes sitzt, wirkt in seiner Macht und baut seine Gemeinde.
Wenn die Gläubigen die Auferstehungskraft Jesu erfahren und seine Zeugen sind, dann glaube ich, dass auch heute in Deutschland eine stille Erweckung geschieht – obwohl viele Kirchen sich entleeren. Menschen kommen zum Glauben. Sie müssen sich im Glauben für die Fülle der Macht Jesu öffnen und dann an ihrem schwachen Leib, trotz aller Leiden und schlimmen Widerfahrnisse, Jesus groß machen.
So werden Menschen zum Glauben kommen – ähnlich wie über den kranken und sterbenden Leib des Apostels Paulus die Gemeinden in Europa gegründet wurden.
Ausblick auf die himmlische Vollendung
Noch das Letzte: Lasst uns die Zeit nützen. Man kann sich den Himmel gar nicht vorstellen, so begrenzt sind unsere Vorstellungsgaben. Karl Heim sagt einmal, man muss sich vergegenwärtigen, wie Johann Sebastian Bach, als er schon im Alter ganz schwach geworden war und beinahe erblindet, noch die wunderbarsten Musikwerke geschaffen hat, an denen wir uns nicht satt hören können.
Nun vergleicht Karl Heim: Wenn schon die Schöpfungskraft Gottes so groß ist, dass ein Mensch mit einem sterblichen, kranken Leib solche Musik- und Kunstwerke schaffen kann, wie vollkommen und vollendet ist erst diese neue Welt Gottes, der wir entgegengehen und die uns heute schon offensteht! Da kann Gott Dinge bewirken, die größer sind, als wir begreifen. Nur einen schwachen Abglanz werden wir überhaupt jetzt fassen können von dieser neuen ewigen Welt.
Und das ist immer im Widerspruch verborgen und nicht richtig sichtbar, dieser Lichtglanz – auch in seiner Gemeinde. Er bricht immer wieder durch. Da müssen Sie darauf achten, nicht auf meine leuchtenden Augen oder so zu schauen. Das hört man oft: „Guck die Erscheinung!“ Nein, nein! Im Wort, da, wo Jesus es mir zuspricht. Das kennen Sie doch von den Beerdigungen: Nur ein Bibelwort am Grab steht da, und alles andere ist weggerückt.
Sie gehen in einer verzweifelten Situation einher, und jemand ruft Ihnen ein Gotteswort zu. Das sind die Verheißungen, die Jesus durch seinen Heiligen Geist bekräftigt, wo er Glauben weckt.
Lasst uns die Zeit nützen, in dieser Welt den Namen des Herrn zu verkündigen.
Zeugnis von Glaubenswirksamkeit und Aufforderung zum Trachten nach dem Himmlischen
Ich möchte noch einmal eine Geschichte erzählen, die mir David Howard berichtet hat. Er war Professor an einer Universität in Kolumbien. Seine Tochter hatte in der Nachbarschaft eine deutsche Kaufmannsfamilie als Nachbarn. Dort gab es auch ein Mädchen, beide waren etwa vier Jahre alt. Das Kind konnte nicht verstehen, dass das Mädchen aus der deutschen Familie Jesus nicht liebte.
Deshalb betete sie jeden Abend: „Lieber Heiland, mach doch, dass dieses Kind zum Glauben an dich kommt.“ Die Familie war jedoch weltoffen, aber ablehnend und feindlich gegenüber dem Glauben. David Howard erzählt, dass er inzwischen von Frankfurt aus Kontakt zu dem Kaufmann aufgenommen hat, der mittlerweile wieder in Darmstadt lebt.
Inzwischen sind nicht nur die beiden Mädchen in einer kleinen Teestube zum Glauben gekommen, sondern auch der Vater. Dieser hatte sich jahrelang dagegen gesträubt. Doch Jesus wirkt als derjenige, der zur Rechten Gottes sitzt. Paulus spricht davon, dass man nach dem trachten soll, was droben ist, nicht nach dem, was auf Erden ist.
Das Trachten meines Herzens geht oft nach billigen und schändlichen Dingen. Die Bibel sagt ganz am Anfang, dass das Trachten des menschlichen Herzens von Jugend auf böse ist. Darum heißt es: Trachtet nach dem, was droben ist, trachtet nach den Gaben Gottes, die er euch gibt, trachtet nach eurer ewigen Berufung.
Es ist viel zu wenig, wenn wir nur sagen, wir wollen uns in dieser Welt um Gerechtigkeit bemühen – hoffentlich. Wir wollen, dass in dieser Welt die göttliche Gerechtigkeit wirkt und dass die Maßstäbe der neuen Welt Gottes den Menschen bekannt werden.
Wir haben ein höheres Ideal, wenn wir von Keuschheit sprechen, als es uns die größten Moralisten sagen können. Wir haben ganz andere Vorstellungen davon, wie Familie aussehen muss, weil wir nach göttlichen Dingen trachten.
Viele Christen heute haben Angst, weltfremd zu werden. Davor habe ich keine Angst. Lasst sie hier essen und schmecken. Und das Geld gefällt ihnen sicher auch ganz gut. Wir Christen stehen mit beiden Füßen in der Welt. Aber lasst euch nicht von den irdischen Sorgen erdrücken.
Strebt vielmehr danach, dass in eurem weltlichen Beruf und in euren irdischen Beziehungen die Auferstehungskraft Christi sichtbar wird. Billiger wollen wir es nicht mehr haben, als dass durch unsere Gespräche Christus verherrlicht wird. Auch durch die alltäglichen Dinge in der Tischgemeinschaft unseres Hauses sollen wir Dinge besprechen, die uns höher bringen und nicht in die Tiefe ziehen.
Lasst uns Leitlinien haben für die Tage, die Gott uns in dieser Welt schenkt. Diese Tage sollen uns auf seine Ewigkeit vorbereiten. Lasst uns die Zeit nutzen!
Mir ist auch etwas bange, wenn wir heute Mittag wieder in den Park gehen wollen, um draußen eine Freiluftveranstaltung am Himmelfahrtstag durchzuführen. Die Welt wird doch so deutlich von Gottlosigkeit beherrscht.
Wirklich? Ist nicht draußen Jesus gegenwärtig, der die vereinsamten und verzweifelten Menschen sucht? Wenn wir es wagen, im Glauben hinzugehen, wird er sich zu uns bekennen. Er wird nicht nur das Gelingen ermöglichen, sondern auch vieles andere dazu tun.
Er wird Menschen aus den Bindungen der Finsternis herausholen und uns hier schon erleben lassen, wie er Leben erneuern und heilen kann. Dann werden auch wir mit ihm offenbar werden in der Herrlichkeit.
Das wird einmal wunderbar sein, wenn wir den Schritt hinübergehen, den Schritt des Todes, in die unvergleichliche neue Wirklichkeit Gottes. Von dieser Wirklichkeit ahnen wir hier nur die Umrisse. Wie wird es sein, wenn alles Leiden ein Ende hat, alle Schwachheit überwunden ist und Gott alles in allem sein wird? Amen.