Einführung in das Thema: Christliches Verhältnis zum Staat
Wie ist eigentlich das Verhältnis eines Christen zum Staat? Fünf Punkte, die du wissen solltest.
Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt, Nachfolge praktisch – dein geistlicher Impuls für den Tag. Mein Name ist Jürgen Fischer, und heute beschäftigen wir uns mit distanzierter Wertschätzung.
Manchmal hört man den Satz: Christen haben eine doppelte Staatsbürgerschaft. Damit ist gemeint, dass wir Himmelsbürger sind und gleichzeitig zu dem Land gehören, in dem wir leben. Genau genommen ist das jedoch nicht ganz richtig. Denn aus einer geistlichen Perspektive spielt eine irdische Staatsbürgerschaft eigentlich keine Rolle mehr.
Mag sein, dass wir hier auf der Erde irgendeinem Staat zugeordnet werden, um Steuern zu zahlen, die Regierung zu wählen oder im schlimmsten Fall auch im Krieg zu den Streitkräften eingezogen zu werden. Das kann alles sein. Aber für einen Christen hat das nur eine ganz untergeordnete Bedeutung.
Ich bin nicht Deutscher und Christ. Ich bin Christ und lebe zufällig in Deutschland. Die Staatsbürgerschaft, die mich definiert, ist tatsächlich die himmlische. So bringt Paulus das gut auf den Punkt, wenn er im Philippabrief begründet, warum Christen christlich leben sollen und sich nicht an diese Welt verlieren dürfen.
Da heißt es in Philipper 3,20: "Denn unser Bürgerrecht ist in den Himmeln, von woher wir auch den Herrn Jesus Christus als Retter erwarten."
Die himmlische Staatsbürgerschaft als Grundlage
Als Christen sind wir in erster Linie Himmelsbürger. Es ist sehr wichtig, dass wir das verstehen. Wenn es nämlich stimmt, dass wir zuerst Himmelsbürger sind und erst in zweiter Linie zufällig beispielsweise die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen, hat das Auswirkungen auf unser Verhältnis zum Staat.
Ich möchte das kurz in zwei Punkten skizzieren.
Fokus auf das Wesentliche im Leben
Punkt eins, was mich interessiert: Wenn ich zuerst einmal Himmelsbürger bin, dann ist diese Welt nicht der Hauptfokus meines Interesses.
Ich mache das an einem Beispiel deutlich: Nehmen wir an, ich wäre ein Soldat der Bundeswehr und für drei Monate in Dschibuti stationiert. Sagen wir, im Rahmen der Operation Atalanta vor dem Horn von Afrika als Pilot eines Aufklärungsflugzeugs, um Piraten aufzuspüren. Diese Operation gibt es wirklich.
Frage: Welche Fußballspiele werde ich mir in meiner Freizeit anschauen? Ganz logisch, oder? Bundesliga. Es gibt in Dschibuti auch eine Premier League. Das Land ist klein, aber fußballbegeistert und hat eine eigene Fußballliga. Trotzdem interessiert mich, was zuhause läuft.
Das Bild von Soldaten ist ein typisch biblisches Bild. Wir sind als Christen auf dieser Erde nicht zuhause. Wir haben einen Job zu erledigen. Wir sind hier, um das Evangelium zu predigen, den Menschen zu sagen, dass Jesus für sie gestorben ist. Das ist unser Auftrag. Menschen retten, das ist unser Job.
Wir sind wie der Pilot des Aufklärungsflugzeugs, der für eine kurze Zeit im Einsatz ist, und dann wieder nach Hause geht. Solange ich im Einsatz bin – sagen wir, ich wohne im Mannschaftsquartier in Dschibuti-Stadt neben dem Flughafen – weiß ich, wohin ich gehöre. Ich weiß, wo mein eigentliches Zuhause ist.
Mich interessiert mehr, was in Deutschland passiert, als das, was drei Straßen weiter in Dschibuti auf dem Markt verkauft wird.
Leben mit Blick auf das Ewige
Und als Christ geht es mir genauso. Ich werde mich mehr für das interessieren, was ewig und himmlisch ist, als für diese Welt. Ich bin hier nur für eine Weile im Einsatz, aber ich bin hier nicht zu Hause. Ich weiß, dass diese Welt vergehen wird.
Die Welt, auf der wir leben, ist wie eine Fischkonserve: Sie hat ein Ablaufdatum. Irgendwann ist Schluss – sei es, dass ich sterbe, oder sei es, dass Jesus wiederkommt. Aber irgendwann ist Schluss, einfach vorbei. Bis dahin gilt es für mich, der ich Himmelsbürger bin, den Fokus nicht zu verlieren. Ich bin nicht hier, um heimisch zu werden.
Ganz im Gegenteil: Bei Paulus klingt das so, 2. Timotheus 2,4: Niemand, der Kriegsdienste leistet, verwickelt sich in die Beschäftigungen des Lebens, damit er dem gefalle, der ihn angeworben hat. Wir sind – Achtung Bild – Soldatinnen und Soldaten Christi. Wir kämpfen mit Worten und mit unserer Liebe für die Befreiung von Menschen, die der Teufel versklavt hat.
Und weil wir einen Job zu erledigen haben, verwickeln wir uns nicht in die Beschäftigungen des Lebens. Wir nehmen am Leben teil, logisch, aber wir verlieren uns nicht in all den Hobbys, Vergnügungen und Ablenkungen. Ebenso wenig lassen wir uns von den Sorgen und Ängsten gefangen nehmen, die diese Welt zu bieten hat. Wir leben fokussiert.
Weil wir fokussiert leben und unser Interesse sich um die Errettung von Menschen sowie um unsere Beziehung zum Herrn Jesus dreht, würden Paulus zufolge unsere Gedanken „auf das, was droben ist“ gerichtet sein. Unser eigentliches Leben gehört doch dem Herrn Jesus. Deshalb wird uns diese Welt – und eben auch die aktuelle Politik – immer ein wenig kalt lassen.
Wertschätzung und kritische Distanz gegenüber dem Staat
Das bedeutet jedoch nicht, dass mir der Staat, in dem ich lebe, gleichgültig ist.
Punkt eins war die Frage: Womit beschäftige ich mich? Was interessiert mich?
Gottes Ordnung durch staatliche Regierung
Punkt zwei: Warum ich die deutsche Regierung schätze.
Antwort: Weil Gott für Regierungen ist. Gott ist gegen Anarchie. In den Sprüchen heißt es zum Beispiel in Sprüche 11,14: „Wo es an Führung fehlt, kommt ein Volk zu Fall.“
In den Apokryphen habe ich einen Vers auswendig gelernt. Dort heißt es: „Ein weiser Regent erzieht sein Volk, und wo eine verständige Regierung ist, da geht es wohlgeordnet zu.“ (Jesus Sirach 10,1).
Die Idee einer staatlichen Ordnung stammt tatsächlich von Gott. Paulus formuliert das ganz klar im Römerbrief: „Es ist keine Macht außer von Gott, und die Bestehenden sind von Gott verordnet.“ (Römer 13,2).
Man sollte diesen Vers jedoch nicht falsch verstehen. Es wäre falsch zu glauben, dass Gott jeden blutrünstigen Tyrannen und jedes antichristliche Regime persönlich ausgesucht und eingesetzt hat. Das glaube ich nicht, dass Paulus das sagen möchte.
Was Gott verordnet hat, ist das Konzept der Regierung. Eine Regierung darf regieren, weil Gott grundsätzlich die Idee der Regierung gutheißt. Er verleiht ihr Autorität. Im Text heißt es: „Es ist keine Macht außer von Gott.“ Das gilt selbst für eine schwache oder aus heutiger Sicht merkwürdige Regierung.
Man muss sich vorstellen, Paulus schrieb den Römerbrief, als Nero an die Macht kam. Aber selbst so eine schwache Regierung, die wir heute ablehnen würden, ist besser als Anarchie und Chaos.
Dankbarkeit trotz kritischer Haltung
Und deshalb schätze ich meine Regierung, weil ich es genieße, in einer Demokratie zu leben. Ich finde es bemerkenswert, mit wie viel Einsatz und Fleiß deutsche Politiker ihren Job erledigen.
Natürlich bekommen sie dafür Geld. Ebenso ist eine ordentliche Portion Ideologie dabei, und vielleicht auch die ein oder andere Persönlichkeitsstörung – das kann sein. Aber ich kann damit leben.
Auch wenn ich als Himmelsbürger mich nie ganz an diese Welt verlieren werde, werde ich dennoch schätzen, was ich habe. Deshalb nehme ich einerseits eine kritische Distanz ein und zeige gleichzeitig eine dankbare Wertschätzung.
Diese beiden Dinge zusammen machen für mich die „Himmlische Staatsbürgerschaft im Umgang mit dem Staat“ aus.
Persönliche Reflexion und Ausblick
Was könntest du jetzt tun? Du könntest darüber nachdenken, was dich als Christ persönlich mehr herausfordert. Ist es die kritische Distanz oder die dankbare Wertschätzung?
Verlierst du dich in dieser Welt und ihren Angeboten, oder bist du eher der Typ Meckerer, der an jeder Entscheidung der Regierung etwas auszusetzen hat? Denk darüber nach!
Das war's für heute. Morgen geht es weiter. Das Skript zu allen Episoden findest du in der App oder auf www.frogwords.de.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.