Ja, heute Abend geht es um ein Kapitel aus dem Römerbrief, das nicht so schwierig, aber auch nicht besonders beliebt ist – zumindest nicht der Anfang.
Letztes Mal im Hauskreis, als wir über Römer 12 gesprochen haben, habe ich gefragt, was schwierig ist. Als ich Römer 12 dann noch einmal für den Hauskreis gelesen habe, fand ich es nicht so schwer zu verstehen. Arno meinte ebenfalls, es sei nicht schwierig zu verstehen.
Römer 13 ist ein Kapitel, das fast noch einfacher zu verstehen ist. Aber manchmal sind die Dinge, die ein Land leicht versteht, eben nicht so leicht umzusetzen.
Jemand hat einmal gesagt, dass sich viele Leute Sorgen um all die Bibelstellen machen, die sie nicht verstehen. Ich muss ehrlich sagen, mich bekümmern viel mehr die Bibelstellen, die ich verstehe. Und das ist irgendwie wahr.
In Römer 12 ging es um zwei Dinge: wirklich Hingabe an den Herrn und wie sich diese Hingabe im Leben auswirkt. Paulus schreibt dazu etwas später in diesem Kapitel, nämlich in Römer 12,11: „Seid brennend, seid kochend im Geist.“
Das beschreibt eine tiefe Begeisterung und Hingabe an Gott. Es ist, als würden wir vor Begeisterung für ihn überschäumen, vor Dankbarkeit und davon, dass wir mit seinem Heiligen Geist erfüllt sind.
Grundlegende Themen in Römer 12 und 13
In Kapitel dreizehn – ja, wie soll ich das formulieren? Paulus hat gesagt, in 1. Thessalonicher 4,3: „Dies ist der Wille Gottes, eure Heiligkeit.“ Oder wie Paulus es hier ein paar Jahre später im Römerbrief formulieren würde, in Kapitel 12, Vers 9: „Verabscheut das Böse, haltet fest am Guten.“
Es geht darum, Böses zu lassen und Gutes zu tun. Ein ganz einfaches Thema. Christen sollen das Böse lassen und das Gute tun. Selbstverständlich, oder?
Na ja, wir hatten kürzlich Luther, oder? Und ganz am Rand tauchte auf, dass Luther eigentlich auch ein gutes Verhältnis zu Leuten hatte wie Thomas Münzer, zu den Wiedertäufern in Münster. Ich weiß nicht, ob ihr die Geschichte kennt. Sie haben versucht, in dieser Stadt so eine Art Gottesstaat aufzurichten und gesagt: „Wir sind Propheten und haben irgendwelche Weissagungen von Gott bekommen.“ Die Zustände in dieser Stadt wurden total chaotisch.
Manchmal ist es so bei Leuten, die sagen: „Wir sind kochend im Geist, wir sind überschäumend im Geist, Gott hat mir das gesagt, mir hat Gott das gesagt.“ Und dann darf man plötzlich alles Mögliche, was nicht mehr gut ist, weil der Heilige Geist hat es mir gesagt. Wir müssen Leute evangelisieren, mit allen Mitteln – warum nicht im Bett?
Verabscheut das Böse, haltet fest am Guten. Begeisterung für den Herrn heißt nicht, dass ich keine Autorität mehr über mir habe. Begeisterung für den Herrn bedeutet nicht, dass ich plötzlich alles tun kann und nur noch direkte Anweisungen von Gott bekomme.
Begeisterung für Gott drückt sich auch darin aus, ja, auch in Selbstdisziplin, in einem disziplinierten Leben – nicht nur in einem begeisterten Leben. „Dies ist der Wille Gottes, eure Heiligkeit.“
Und in Römer Kapitel 13 geht es – wir werden sehen – um drei Motivationen, das Gute zu tun und das Böse zu lassen. Drei Motivationen, die sich auf ganz verschiedenen Ebenen abspielen. Ihr wisst nicht, ob es eine Steigerung ist – ihr dürft es selbst entscheiden. Wahrscheinlich sind die zwei letzten Motivationen eine Steigerung gegenüber der ersten, aber schaut selbst, ob sie sich steigert.
Die erste Motivation: Gehorsam gegenüber staatlicher Autorität
Die erste Motivation, die auf der untersten Ebene liegt, ist: Gott hat uns in einen Staat gestellt, in dem es Gesetze gibt. Die erste Motivation, das Gute zu tun und das Böse zu lassen, ist, dass ihr nicht ins Gefängnis kommen und keine Strafe bezahlen möchtet. Das ist die erste Motivation.
Ihr werdet vielleicht sagen: „Komm, Gerhard, lass mich mit dem Ruhm, das ist unter meinem Niveau als Christ.“ Das als Motivation zu bezeichnen, ist zu einfach. Ihr kommt doch sowieso nicht mit dem Gesetz in Konflikt. Ja, aber die Bibel ist realistisch. Paulus ist ebenfalls realistisch und fängt ganz unten an. Wir sollen nicht so tun, als gäbe es keine Autorität über uns. Gott hat uns unter Autoritäten gestellt, auch auf dieser Erde, unter vielen. Kinder sind unter ihren Eltern, Frauen unter ihren Männern, Arbeitnehmer unter ihren Arbeitgebern und wir alle irgendwo unter eine staatliche Ordnung.
Schauen wir mal in Römer 13,1-6. Ich lese die ersten sechs Verse: „Jede Seele sei der obrigkeitlichen Gewalt untertan; denn es gibt keine Obrigkeit außer von Gott. Diejenigen aber, die bestehen, sind von Gott eingesetzt. Wer sich daher der Obrigkeit widersetzt, widersteht der Anordnung Gottes; hierbei widerstehen, wird ein Urteil über sich bringen. Denn Obrigkeiten sind nicht ein Schrecken für das gute Werk, sondern für das Böse. Willst du dich aber vor der Obrigkeit nicht fürchten, so übe das Gute aus, und du wirst Lob von ihr haben. Denn sie ist Gottes Dienerin dir zum Guten. Wenn du aber Böses verübst, so fürchte dich; denn sie trägt das Schwert nicht umsonst. Denn sie ist Gottes Dienerin, eine Rächerin zur Strafe für den, der das Böse tut. Darum ist es notwendig, untertan zu sein, nicht allein der Strafe wegen, sondern auch des Gewissens wegen. Denn deswegen entrichtet ihr auch Steuern; denn es sind Gottes Beamte, die eben hierzu unablässig tätig sind.“
Ich weiß nicht, wie das heute ist, aber als ich noch zur Schule ging – das ist schon lange her, Jahrzehnte –, nach der berühmten 68er-Generation, waren das unsere Lehrer und wir die Schüler. Das war ein sehr provokanter Text. Wenn du den in der Schule zitiert hast, konntest du damit Ärger bekommen. Die staatliche Gewalt ist von Gott eingesetzt, und man muss aus Gewissensgründen den staatlichen Gesetzen untertan sein. Total verrückt!
Auch wir, einige Jahrzehnte später, haben Bedenken, wenn wir so etwas lesen. Wir wissen aus unserer Geschichte und aus den Nachrichten, dass es viele Regierungen gibt, bei denen wir uns fragen: „Wie kann die von Gott sein?“ Es heißt doch: „Es gibt keine Obrigkeit außer von Gott.“ Diejenigen, die bestehen, also die einen gewissen Bestand haben, sind von Gott eingesetzt.
Die Regierung in Nordkorea ist von Gott eingesetzt, Hitler war von Gott eingesetzt. Paulus musste das in einer seltsamen Zeit geschrieben haben, in einer Zeit, als es lauter gute oder zumindest vertretbare Regierungen gab, oder? Du hast keine Ahnung, was in unserer Zeit abgeht und was in unserer jüngeren Geschichte passiert ist. Du kannst einfach den Überblick über die Weltgeschichte nicht haben.
Paulus schrieb diesen Brief, als Nero gerade Kaiser in Rom war. Die Christen damals in Rom, die den Brief erhielten, schüttelten den Kopf und fragten sich, wie Paulus behaupten kann, dass ein Kaiser, der gerade Christen verfolgt, von Gott eingesetzt sein soll. Sie fanden das genauso verrückt.
Ich denke nicht, dass Paulus meint, dass alles, was Regierungen tun, richtig ist, oder dass jede Regierung in allem richtig liegt. Ich glaube, Paulus meint, dass die Regierung von Gott eingesetzt ist für die Dinge, die uns selbstverständlich erscheinen. Und das ist komischerweise bei den meisten Regierungen so, selbst wenn sie dunkle Flecken haben, einzelne Bevölkerungsgruppen schlecht behandeln oder Christen verfolgen.
Paulus sagt hier: Wenn eine Regierung an vielen Punkten gegen Gottes Willen verstößt und Dinge tut, die offensichtlich schlecht sind – wenn es überhaupt eine Regierung ist, die Bestand hat und regierungsfähig ist – sorgt sie trotzdem dafür, dass für die meisten Menschen ein halbwegs normales Leben möglich ist. Das machen diktatorische Regierungen manchmal sogar mehr als freiheitliche Regierungen.
Sie sorgen dafür, dass ich nicht ständig Angst haben muss, auf der Straße umgebracht, ausgeraubt oder an jeder Ecke vergewaltigt zu werden. Die Regierung mit ihrer Gewalt und ihren Angestellten sorgt dafür, dass auf diesem ganz niedrigen Niveau des Miteinanders eine gewisse innere Sicherheit herrscht.
Wenn wir ernsthaft darüber nachdenken, erkennen wir, dass selbst schlechte Regierungen viel besser sind als keine Regierung. Betrachtet man ernsthaft die Zeit des Dreißigjährigen Kriegs, als es in vielen Landstrichen Deutschlands lange keine funktionierenden Regierungen gab, und Dörfer ständig von marodierenden Söldnergruppen überfallen, ausgeraubt und gefoltert wurden, dann lebt man im Vergleich dazu lieber unter einer Diktatur.
Das ist, was Paulus meint: Regierungen, die auf dieser Erde regieren, sorgen dafür, dass halbwegs innere Sicherheit herrscht. Wenn sie das nicht tun, haben sie keine lange Zukunft als Regierung, denn es funktioniert nicht. Das ist das Erste, wofür sie sorgen: dass Menschen sich halbwegs sicher fühlen – vielleicht nicht immer vor der Regierung, aber zumindest vor totalem Chaos und Gegeneinander.
Darum sagt Paulus: Akzeptiert es einfach, Gott hat diese Regierung eingesetzt. Im Großen und Ganzen, besonders ab Vers 3, wird so eine Regierung das Gute belohnen und das Böse bestrafen. Vielleicht mit schwarzen Flecken, weil sie ideologisch geprägt ist und gegen das Christentum vorgeht oder Christen verfolgt. Vielleicht braucht sie einen inneren oder äußeren Feind und hetzt die Bevölkerung gegen bestimmte Gruppen auf. Es kann vieles sein, was tief schwarze Stellen in der Regierung verursacht.
Aber im Großen und Ganzen, wenn man die ganze Bevölkerung betrachtet, belohnt eine Regierung das Gute, das Soziale, und bestraft das Böse, das Asoziale. Paulus sagt, dafür sollten wir dankbar sein und die Regierung als von Gott eingesetzt anerkennen und ihr gehorchen, weil es vernünftig ist. Wir sollen den Gesetzen gehorchen, um des Gewissens willen, weil Gott es von Christen erwartet.
Diese erste Motivation, das Gute zu tun und das Böse zu lassen, ist einfach die Existenz der Gesetze im Staat, in dem wir leben. Vers 6 sagt: „Deswegen entrichtet ihr auch Steuern; denn es sind Gottes Beamte, die hierzu unablässig tätig sind.“ Der Staat beschäftigt Vollzeitkräfte, um diese Aufgabe zu erfüllen, die er eigentlich von Gott erhalten hat.
Darum ist es vernünftig, Steuern zu zahlen, einer Regierung Gehorsam zu leisten, ihre Gesetze anzuerkennen und das zu akzeptieren, was uns vom Gehalt oder anderswo abgezogen wird. Paulus sagt, das ist wichtig und gehört zum christlichen Leben. Es ist eine Motivation, das Gute zu tun und das Böse zu lassen.
Natürlich gibt es Situationen, in denen Christen nicht gehorchen können. Es gibt Zeiten, in denen man Gott mehr gehorchen muss als den Menschen. Das ist klar. Ich kann nicht in der DDR leben und als Christ Spitzel für die Stasi sein. Es gibt Grenzen. Ich kann nicht im Dritten Reich leben und Juden denunzieren. Natürlich gibt es Situationen, in denen Gott mehr Gehorsam verlangt als Menschen.
Aber bei all den Gesetzen, die es gibt – gerade in Deutschland, wo es wohl mehr Gesetze gibt als fast irgendwo sonst –, sind die Punkte, an denen man Gott mehr gehorchen muss als dem Staat, wirklich in der Minderheit.
Wir sollten uns nicht damit herausreden, indem wir auf diese wenigen Punkte zeigen und sagen, „Da kann ich dem Staat nicht gehorchen, also woanders auch nicht.“ Der Standard ist, dass wir gehorchen. Als Christen sagen wir nicht: „Wir sind hier eh nicht zu Hause, wir gehören zum Himmel. Warum will der deutsche Staat Steuern von uns?“ Wenn der Staat Steuern verlangt, dann zahlen wir sie.
Das gab es alles schon in der Geschichte: Kommunisten und Christen, die sagten, sie zahlen keine Steuern, weil damit eine Armee unterstützt wird und sie gegen Wehrdienst sind. Wir sollen es tun. Es ist eine Motivation, Gutes zu tun.
Ich weiß, die wenigsten von euch kommen wirklich mit dem Gesetz in Konflikt. Aber es ist gut, ab und zu daran erinnert zu werden: Es gibt Gesetze vom Staat, und wir tun oft so, als wäre das Problem, die Dummheit, erwischt zu werden. Das ist blöd, wenn ich nicht weiß, wo die Radarfalle steht.
Aber Paulus sagt: In der Dreißigerzone sollst du dreißig fahren. Wenn du das nicht tust, bist du nicht nur dem Staat ungehorsam, sondern auch Gott. Das steht in Römer 13. Es ist schön, wenn sich unsere Probleme im Gesetz auf solche Punkte beschränken. Ich hoffe, dass sie das tun.
Die Anerkennung staatlicher Institutionen und Pflichten
Römer 13,7: Gebt allen, was ihnen gebührt: der Steuer die Steuer, dem Zoll den Zoll, der Furcht die Furcht, der Ehre die Ehre.
Ja, wir hatten das schon mit der Steuer. Der Staat erhebt an verschiedenen Stellen Steuern. Am einfachsten ist es für uns bei der Lohn- und Einkommenssteuer. Bei mir wird diese automatisch abgezogen, ich muss mich nicht einmal selbst darum kümmern. Das ist praktisch und erleichtert das Bezahlen der Steuern enorm.
Für manche ist es vielleicht etwas schwieriger, aber im Großen und Ganzen ist es einfach. Für Selbständige kann es manchmal komplizierter sein, aber für ganz normale Angestellte wie mich ist es relativ unkompliziert. Die Steuer ist einfach ein Teil meines Einkommens. Das heißt, es ist etwas, das ich eigentlich immer habe, sofern ich nicht über meine Verhältnisse lebe oder mich in der Vergangenheit verschuldet habe und mein Lohn gepfändet wird. Die Steuer ist einfach ein Prozentsatz meines Einkommens, den ich zahlen kann.
Der Staat nutzt diese Steuern, um bestimmte Aufgaben zu erfüllen. Er beschäftigt Gerichte, die Polizei und Beamte. Weil er mir all das zur Verfügung stellt und mir dadurch innere Sicherheit gibt, soll ich denen die Steuern bezahlen, denen die Steuern gebühren. Man kann darüber diskutieren, ob der Staat immer so viele Steuern verlangt, wie er es tut, aber offensichtlich kosten die Aufgaben, die er erfüllt, auch Geld.
Der Zoll, dem der Zoll gebührt. Hier geht es, glaube ich, weniger um Grenzübertritte damals. Zur Zeit von Paulus gab es nicht so viele Grenzen, die man ständig überschreiten konnte und an denen Zoll zu zahlen war. Daher hat das Wort „Zoll“ im Ursprung eine etwas andere Bedeutung als heute, wo wir Zoll an der Grenze oder am Flughafen bezahlen, wenn wir von einem Land in ein anderes einreisen.
Ich glaube, hier ist mit Zoll eher etwas wie Wegezoll gemeint. Es gab damals an vielen Stellen eine Art Maut, um bestimmte Straßen benutzen zu dürfen. Außerdem gab es Zoll an Stadtmauern. Wenn man etwa Waren, die man hergestellt oder anderswo gekauft hatte, in einer Stadt auf dem Markt verkaufen wollte, musste man Zoll zahlen.
Wir würden heute eher von Maut sprechen. Paulus sagt: Gebt den Zoll, dem der Zoll gebührt. Das heißt, den Leuten, die Straßen gebaut und instand halten und von euch Geld verlangen, weil ihr sie benutzt, sollt ihr den Zoll geben. Ihr wollt ja die Straße benutzen.
Wenn ihr eine Stadt betreten wollt, die durch eine Stadtmauer geschützt ist und deshalb sicheren Handel ermöglicht, dann gebt denjenigen Zoll, die die Stadtmauer gebaut und erhalten haben. Das war damals ganz einfach: Man hatte Handelsgüter dabei, und der Zoll war ein bestimmter Prozentsatz davon. Zum Beispiel bei zehn Säcken Reis musste man einen Sack als Zoll abgeben und konnte die restlichen neun verkaufen.
Die Zollbeamten nahmen nie mehr als den festgelegten Anteil. So konntet ihr euch das leisten. Paulus sagt: Gebt den Zoll, dem der Zoll gebührt.
Gebt denen die Furcht, denen die Furcht gebührt. Ich glaube, hier ist die Rede von der Judikative und der Exekutive – also von Gerichten und Polizei. Vor diesen Institutionen soll man eine gewisse Ehrfurcht haben, zumindest wenn man sich bewusst ist, dass man möglicherweise Fehler gemacht hat.
Diese Furcht bedeutet nicht, vor Angst zu zittern, sondern eine angemessene Achtung zu zeigen. Gott hat diese Institutionen eingesetzt, um für unsere Sicherheit zu sorgen. Wir hatten das schon bei den Steuern: Von diesen werden sie bezahlt.
Gott möchte, dass wir ihnen mit Respekt begegnen. In diesem Zusammenhang denke ich an eine Kollegin, die ich vor langer Zeit hatte. Sie war damals etwas jünger als ich. Irgendwann ist sie ausgestiegen und hat ein Jahr in Ecuador verbracht, weil ihr Deutschland zu eng und zu spießig war.
Nach einem Jahr kam sie zurück und sagte, es sei eine schöne Zeit gewesen. Aber sie habe gelernt, es zu schätzen, in Deutschland leben zu dürfen – vor allem, weil sie hier eine relativ hohe Chance hat, ihr Recht zu bekommen, wenn es infrage steht.
In Südamerika hingegen habe sie das Gefühl gehabt, dass jemand mit besseren Beziehungen und mehr Geld immer gewinnt, egal ob er im Recht ist oder nicht. In Deutschland sei es vielleicht auch nicht hundertprozentig gerecht, aber sie habe eine gute Chance, selbst wenn sie ärmer ist und weniger Kontakte hat, ihr Recht durchzusetzen. Das fand ich interessant.
Gebt denen die Furcht, denen die Furcht gebührt, und gebt denen die Ehre, denen die Ehre gebührt. Hier ist, glaube ich, mehr von Politikern die Rede – von Bürgermeistern, Landräten, Bundeskanzlern und Bundespräsidenten.
Gott hat gesagt: Es gibt nicht nur Richter und Polizei, sondern auch die Legislative, die Gesetze erlässt, und diejenigen, die führen und repräsentieren müssen. Ein funktionierender Staat braucht zentrale Personen, und diese sollen geehrt werden.
Das ist manchmal schwierig, weil man den Eindruck haben kann, dass sie nicht immer ehrenwert handeln. Aber sie sind es dennoch. Gebt denen die Ehre, denen die Ehre gebührt.
Nicht nur, wenn ihr das Gefühl habt, ihnen Ehre geben zu wollen, sondern grundsätzlich. Ehrt diejenigen, die in solchen Positionen sind. Kritisiert sie vorsichtig. Sie sind nicht über Kritik erhaben, aber kritisiert sie mit Respekt, wenn ihr denkt, dass sie Fehler machen.
Das war die staatliche Ebene und Vers 7 – wahrscheinlich ein etwas ausführlicher Ausflug.
Die zweite Motivation: Liebe als Erfüllung des Gesetzes
Die zweite Motivation, das Gute zu tun und das Böse zu lassen, beginnt ab Vers 8: „Seid niemandem irgendetwas schuldig, außer dass ihr einander liebt.“ Denn wer den anderen liebt, hat das Gesetz erfüllt.
Paulus nennt hier verschiedene Gebote: „Du sollst nicht ehebrechen, du sollst nicht töten, du sollst nicht stehlen, du sollst nicht begehren.“ Und wenn es irgendein anderes Gebot gibt, ist es in diesem Wort zusammengefasst: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses. So ist nun die Liebe die Summe des Gesetzes.
Das ist die zweite Motivation, das Gute zu tun und das Böse zu lassen. Die erste Motivation war eine gewisse Furcht und Ehrfurcht vor der staatlichen Ordnung, die Gott eingesetzt hat. Die zweite Motivation ist schon höher ethisch, oder? Die Motivation, Menschen Gutes zu tun und nicht Böses, ist, dass wir sie lieben sollen wie uns selbst.
Jeder Mensch, der nicht psychisch geschädigt ist, liebt sich selbst. Es ist nicht die Frage, dass wir es lernen müssen, uns selbst zu lieben – das tun wir. Es gibt nur ganz wenige Menschen, die so einen psychischen Schaden haben, dass sie einen Selbstzerstörungstrieb haben. Aber die Motivation, Gutes zu tun für die Menschen um uns herum, ist, dass Gott sagt, wir sollen sie lieben.
In Vers 8 heißt es: „Seid niemandem irgendetwas schuldig, außer einander zu lieben.“ Wir hatten gerade, dass wir allen das geben sollen, was ihnen gebührt – die Steuer und den Zoll, die Furcht und die Ehre. Paulus sagt: Bleibt niemandem irgendetwas schuldig, haltet nichts zurück, was jemandem einfach zusteht.
Ich weiß, dass viele Christen diesen Satz so verstanden haben, dass Christen keine Kredite aufnehmen dürfen. Man muss sich gut überlegen, ob man Kredite aufnimmt, weil man schnell in die Falle laufen kann, jemandem etwas schuldig zu bleiben, was ihm eigentlich zusteht.
Aber überlege mal: Du nimmst einen Kredit auf und machst einen Vertrag über Ratenrückzahlung. Dann verlierst du deinen Job und plötzlich kannst du das, was fällig wäre, nicht mehr bezahlen. Du hast den Vers in dem Moment nicht übertreten, als du den Kredit aufgenommen hast. Das ist einfach ein Geschäft mit der Bank, okay? Das ist ihr Geschäft. Wenn wir das nicht machen würden, gäbe es viele Banken nicht mehr. Ich weiß nicht, ob das schade wäre, aber ein paar von uns hätten keine Arbeit mehr.
Darum geht es hier nicht. Aber natürlich ist es ein Risiko: Wenn ich mich selbst in eine Situation bringe, in der ich der Bank eine vertraglich zugesagte Rückzahlung nicht geben kann, dann übertrete ich in dem Augenblick den achten Vers von Römer 13. Wenn ich also einen Kredit aufnehme, sollte ich mir sehr gut überlegen, wie sicher es ist, dass ich diesen Vertrag einhalten kann.
Das ist der Punkt, nicht, dass ein Christ überhaupt keinen Kredit aufnehmen kann. Ich glaube, das ist hier nicht der Punkt. Es gibt sicher noch andere Gründe, warum man es vielleicht nicht machen sollte, aber das betrifft nicht Römer 13, Vers 8.
Wir sollten alles, was jemandem zusteht, alles, was wir zugesagt haben, alles, wozu wir uns verpflichtet haben, alles, wozu wir moralisch verpflichtet sind, den Menschen geben und nicht zurückhalten oder verdrängen.
Paulus sagt an dieser Stelle, dass es nur ein Problem gibt: das mit der Liebe. Irgendwie bleiben wir in Bezug auf Liebe immer etwas schuldig. Ich habe vorhin schon gesagt, mit der Steuer an der Stadtmauer ist es immer nur ein Teil von dem, was wir haben. Aber dieses Gebot, andere zu lieben wie uns selbst und so zu handeln, haben wir eigentlich immer das Gefühl, wir müssen mehr geben, als wir haben, oder?
Daher ist Paulus realistisch und sagt: „Seid niemandem irgendetwas schuldig, außer einander zu lieben.“ Auf diesem Gebiet werden wir, also wenn die Menschen um uns herum immer zu kurz kommen, immer zu kurz springen. Es sind immer Menschen da, die eigentlich ein Anrecht auf unsere Liebe haben, denen wir sie nicht in dem Maß geben, wie wir es ihnen schuldig sind. Unser Konto, was Liebe betrifft, ist irgendwie immer im Minus.
Dennoch sagt Paulus, sollten wir danach streben, es möglichst auszugleichen. Denn wer den anderen liebt, hat das Gesetz erfüllt. Paulus möchte uns das zeigen.
Wir haben über die Gesetze des Staates gesprochen. Wir können auch über die moralischen Gesetze Gottes sprechen, die noch höher sind. „Du sollst nicht töten“ – das ist auch ein staatliches Gesetz. „Du sollst nicht stehlen“ – auch ein staatliches Gesetz. „Du sollst nicht ehebrechen“ – na ja, wahrscheinlich ist das in Deutschland kein staatliches Gesetz mehr. „Du sollst nicht begehren“ – das ist bestimmt kein staatliches Gesetz. Du darfst alles begehren, du darfst in die Nähe von allem kommen. Das ist Gottes Gesetz.
Paulus sagt: Wir werden das staatliche Gesetz erfüllen und das Gesetz Gottes erfüllen, wenn wir andere lieben. Wenn wir andere lieben, warum sollten wir etwas begehren, was sie haben, was wir ihnen nicht gönnen?
Und wie gesagt, haben wir das Gefühl, dass diese zweite Motivation ein Stück höher ist als die erste. Die Liebe tut nichts Böses.
Die dritte Motivation: Die Erwartung der Wiederkunft Christi
Aber jetzt kommt die dritte Motivation. Irgendwie glaube ich, dass es für Paulus die wichtigste Motivation war, als er das geschrieben hat. Darum hat er sie ans Ende gestellt. Ich weiß nicht, ob er sagen würde, es sei die moralisch höchste Motivation, aber vielleicht die stärkste.
Vers 11: „Und dieses noch, da wir die Zeit erkennen, dass die Stunde schon da ist, dass wir aus dem Schlaf aufwachen sollen. Denn jetzt ist unsere Rettung näher als damals, als wir gläubig wurden. Die Nacht ist weit vorgerückt und der Tag ist nahe. Lasst uns nun die Werke der Finsternis ablegen und die Waffen des Lichts anziehen. Lasst uns anständig wandeln wie am Tag, nicht in Schwälgereien und Trinkgelagen, nicht in Unzucht und Ausschweifung, nicht in Streit und Neid, sondern zieht den Herrn Jesus Christus an.“
Die größte Motivation für Paulus, das Gute zu tun und das Böse zu lassen, war, dass er sagte: Mein Herr kommt wieder, und es ist nicht mehr lang, bis mein Herr wiederkommt. Dann stehe ich vor ihm. Das ist seine Motivation in diesem Leben, das Gute zu tun und das Böse zu lassen.
Er möchte nicht nur das Lob von einer Regierung erhalten, die wenig mitbekommt. Auch nicht nur das Lob von seiner sozialen Umgebung, die seine Liebe oder Nichtliebe abbekommt und schon ein bisschen mehr von ihm mitbekommt. Er möchte das Lob von seinem Herrn, der wiederkommt und ihn durchschaut. Der, wenn er morgens kommt, weiß, was er in der Nacht getan hat.
Das ist seine Motivation, sagt Paulus. Das soll unsere höchste Motivation sein, das Gute zu tun und das Böse zu lassen.
Vers 11: „Denn dies ist noch, da wir die Zeit erkennen, dass die Stunde schon da ist, dass wir aus dem Schlaf aufwachen sollen. Denn jetzt ist unsere Rettung näher als damals, als wir gläubig wurden.“
Er sagt, vielleicht ist es dir nicht so bewusst, dass der Herr bald wiederkommt. Aber eins ist sicher: Die Zeit bis zur Wiederkunft des Herrn ist jetzt schon kürzer als zu dem Zeitpunkt, als du dich bekehrt hast.
Mit jedem Monat, mit jedem Jahr, das wir als Christen leben, kommen wir der Begegnung mit unserem Herrn einen Schritt näher. Vielleicht kommt er wieder, solange wir noch leben. Wenn nicht, glaube ich, sind wir in dem Augenblick, in dem wir sterben, in seiner Gegenwart. Dann ist der Herr für uns wiedergekommen.
Wir gehen jeden Tag einen Schritt auf seine Wiederkunft zu. Paulus sagt: Wach auf, wach auf! Lebt nicht einfach so vor euch hin, als würde das nie kommen, als würde dein Herr nie zurückkommen.
Manchmal leben wir ja so unbewusst. Paulus sagt, es ist, als würdet ihr schlafen. Ihr lasst euch einfach treiben, mit dem, was alle anderen machen, mit dem, was eure Gefühle euch sagen, mit dem, was gerade dran ist.
„Wacht auf“, sagt Paulus. Es ist die Dunkelheit, in der wir leben, direkt bevor die Sonne aufgeht. Es ist Zeit, sich fertig zu machen. Wach auf! In kurzer Zeit wirst du vor ihm stehen.
Vers 12: „Die Nacht ist weit vorgerückt, der Tag ist nah. Lasst uns nun die Werke der Finsternis ablegen und die Waffen des Lichts anziehen.“
Das ist wie der römische Soldat in Korinth. Dieser Brief ist wahrscheinlich aus Korinth geschrieben. Der Soldat verbringt die Nacht im Hafenviertel, natürlich anonym und ohne seine Uniform. Aber er weiß, am Morgen muss er wieder vor seinen Vorgesetzten treten.
Er wird rechtzeitig zu Hause sein, um die Spuren der Nacht aus seinem Gesicht und seiner Kleidung zu beseitigen, seine geputzte Uniform anzuziehen und vor seinem Vorgesetzten zu stehen.
Paulus sagt: Lasst uns die Werke der Finsternis ablegen und die Waffen des Lichts anziehen.
Ihr habt schon gesagt, wir stehen vor einem anderen Vorgesetzten. Einer, der nicht nur auf unsere Rüstung schaut, die wir morgens noch schnell angelegt haben, weil wir den Eindruck hatten, jetzt ist es Zeit. Sondern der weiß, was wir in der Nacht getan haben.
Und deshalb, wie es an einer anderen Stelle heißt, sollte es uns genügen, die Werke, die wir in der Vergangenheit getan haben und die Gott nicht gefallen, abzulegen. Wir sollten uns jetzt auf den Tag vorbereiten und die Waffen des Lichts anziehen.
Die Waffen des Lichts und das Leben im Licht
Ich lese noch einmal aus 1. Thessalonicher 5.
Ich finde, Paulus fasst hier im Römerbrief an dieser Stelle noch einmal zusammen, was er zuvor gesagt hat. Da steht: „Ihr aber, Brüder, ihr seid nicht in der Finsternis, dass euch der Tag wie ein Dieb ergreife, denn ihr alle seid Söhne des Lichts und Söhne des Tages. Wir sind nicht von der Nacht noch von der Finsternis.“
Also lasst uns nun nicht schlafen wie die übrigen, sondern wachen und nüchtern sein. Denn die, die da schlafen, schlafen des Nachts, und die, die betrunken sind, sind des Nachts betrunken. Wir aber, die von dem Tag sind, lasst uns nüchtern sein, angetan mit dem Brustpanzer des Glaubens und der Liebe und als Helm mit der Hoffnung der Errettung.
Das sind die Waffen des Lichts: der Brustpanzer von Glauben und Liebe. Wenn wir wirklich an den lebendigen Gott glauben und ihn wirklich lieben, ebenso die, die er uns aufs Herz gelegt hat – unsere Mitmenschen und unsere Geschwister, die wir lieben sollen –, dann wird das wie ein Brustpanzer sein. Er schützt unsere Motivation, das Böse zu lassen und das Gute zu tun.
Auf unserem Kopf tragen wir den Helm der Hoffnung. Und genau das ist es, wovon Paulus hier im Römerbrief Kapitel 13 spricht. Diese Hoffnung, dass es Tag wird und dass der Herr kommt, bewahrt uns davor, einfach mitzuschwimmen. Sie diszipliniert unsere Gedanken und führt dazu, dass wir unser Leben anders gestalten als unsere Umgebung.
Lasst uns nun die Werke der Finsternis ablegen und die Waffen des Lichts anziehen. Lasst uns anständig wandeln wie am Tag, nicht in Schwägereien und Trinkgelagen, nicht in Unzucht und Ausschweifung, nicht in Streit und Neid.
Ein Leben in Reinheit und Anstand
Es gibt Dinge, die im Leben eines Christen einfach nichts zu suchen haben. Lasst uns anständig wandeln wie am Tag. Oft haben wir den Eindruck, dass uns niemand zuschaut – wie ein Soldat in der Nacht. Denn wenn niemand hinsieht, glaubt man, unbemerkt zu sein.
Doch wir sollen so leben, als stünden wir immer im vollen Licht des Herrn. Das finde ich besonders spannend, was hier gesagt wird: Lasst uns anständig wandeln wie am Tag, nicht in Schwälgereien und Trinkgelagen, nicht in Unzucht und Ausschweifung. Wir alle würden zustimmen, dass solche Dinge im Leben eines ordentlichen Christen keinen Platz haben.
Ein Christ besäuft sich nicht bei irgendwelchen Partys. Ein Christ beteiligt sich nicht an Gelagen. Ein Christ geht nicht ins Bordell. Solche Dinge haben im Leben eines Christen nichts zu suchen.
Anders sieht es bei Streit und Neid aus. Das ist normal für Christen. Wir dürfen streiten, wenn wir glauben, Recht zu haben. Wenn wir denken, dass in der Gemeinde nicht alles so läuft, wie wir es uns vorstellen. Wenn wir das Gefühl haben, andere arbeiten nicht so viel wie wir. Dann dürfen wir streiten – manchmal mit Worten, manchmal durch unser Verhalten.
Wir dürfen neidisch sein, wenn wir das Gefühl haben, immer hinten anzustehen. Wenn jemand anders beliebter ist als wir. Oder wenn jemand Gaben hat, die wertvoller erscheinen als unsere. Wenn jemand Dinge besser kann als wir.
Paulus sagt: Lasst uns anständig wandeln wie am Tag, nicht in Schwälgereien und Trinkgelagen, nicht in Unzucht und Ausschweifung, nicht in Streit und Neid. Es gibt also nicht nur äußere Handlungen, die im Leben eines Christen keinen Platz haben. Sondern auch innere Dinge, Gefühle und Gedanken.
Im hellen Licht unseres Herrn, der wiederkommt, werden nicht nur unsere Handlungen durchleuchtet, sondern auch unsere Gedanken, Motive und Einstellungen. Ich glaube, das sollte uns öfter auf die Knie bringen – solange er noch nicht wiedergekommen ist.
Stattdessen sollen wir den Herrn Jesus Christus anziehen. Schaut euch Jesus an! Lest die Evangelien und die Briefe des Paulus. Paulus sagt: Schaut euch Jesus an! Durch das Anschauen seiner Herrlichkeit werdet ihr verwandelt – von Herrlichkeit zu Herrlichkeit – durch seinen Geist.
Das ist der Maßstab. Der erste Maßstab waren die Gesetze des Staates, in dem wir leben. Der zweite Maßstab ist unser soziales Verhalten, unsere Liebe zu anderen Menschen. Aber hier ist der Maßstab Gottes für unser Leben: Wir sollen Jesus ähnlich werden. Wir sollen Jesus anziehen und immer mehr wie er werden. Das geschieht, indem wir uns mit ihm beschäftigen. So wird unser Denken verändert – und damit auch unser Handeln.
Wir brauchen dabei Hilfe. Natürlich können wir nicht einfach sagen: „Wir nehmen Jesus als Vorbild und machen ihm jetzt nach.“ Aber das ist das Ziel. Sieh dir den Herrn Jesus an!
Wenn Menschen uns begegnen, sollten sie denken: „Oh, er ist ähnlich wie Jesus.“ Denn als die Leute den Jüngern begegneten und ihnen zuhörten, sagten sie am Anfang der Apostelgeschichte: „Das sind offensichtlich Leute, die mit Jesus zusammen waren.“
Wäre es nicht schön, wenn Menschen, die mit dir zusammen sind, denken: „Ich habe mal etwas von Jesus gehört im Religionsunterricht, und der Andreas erinnert mich irgendwie daran.“ Das ist das Ziel.
Der Anfang war: Haltet euch an die Geschwindigkeitsbegrenzung. Das Ende ist: Werdet Jesus ähnlich. Das ist eine deutliche Steigerung.
Warnung vor Selbstsucht und Begierden
Vers 14 noch: Und treibt nicht Vorsorge für das Fleisch zur Befriedigung seiner Begierden.
Paulus schließt sein Kapitel damit ab: Wisst ihr, Leute, wir haben die ganze Zeit darüber geredet, dass wir das Gute tun sollen und das Böse lassen. Aber schaut mal, es gibt Dinge, die sind gar nicht böse. Wir haben ganz normale Bedürfnisse. Wir brauchen etwas zu essen, wir brauchen Schlaf, und auch wenn wir nicht gerade schlafen, brauchen wir irgendwo mal Ruhe. Wir sollten nicht ständig im Stress sein, sondern uns ausruhen können, ein Wochenende haben, Urlaub machen.
Außerdem haben wir ein gewisses Bedürfnis nach Anerkennung. Jeder Mensch hat dieses Bedürfnis. Das sind ganz normale Bedürfnisse, Dinge, die uns gut tun. Paulus sagt, das ist noch gar nichts Böses. Ich glaube, er meint es so, auch wenn er es hier nicht so ausführlich sagt wie ich gerade. Das sind ganz normale Bedürfnisse, die ihren Platz in unserem Leben haben.
Aber das Problem ist: Treibt nicht Vorsorge für das Fleisch zur Befriedigung seiner Begierden. Paulus sagt: Wisst ihr, wo es gefährlich wird? Wenn wir anfangen, in bestimmten Phasen unseres Lebens so zu leben, dass wir nur für diese Dinge leben – also für Essen, Schlaf, Ruhe und Entspannung bei all dem Stress, den wir auf dieser Erde haben, und ein bisschen Anerkennung von unserer Umgebung.
Wenn das ein bisschen unser Lebensinhalt wird, dann wird es gefährlich. Paulus sagt, es ist nicht nur gefährlich, weil es Götzendienst ist. Es ist auch gefährlich, weil wir die Zeit unseres Lebens damit verschwenden, nur für uns selbst zu leben. Außerdem gewöhnen wir uns daran, nur für uns zu handeln. Und irgendwann verlieren wir die Grenzen.
Ich glaube, das ist das, was er eigentlich meint, weswegen er diesen Satz am Ende dieses Kapitels über Gut und Böse sagt: Wenn du so daran gewöhnt bist, deinem Fleisch Gutes zu tun, wirst du irgendwann die Grenze überschreiten und ihm auch dort noch Gutes tun, wo es nicht mehr gut, sondern böse ist.
Paulus ist nicht für Askese, aber er möchte, dass wir aufwachen, weil die Nacht fast zu Ende ist und der Tag anbricht. Nicht alle unsere Bedürfnisse sind neutral. Tun wir die Dinge bewusst! Haben wir bewusst Ruhe, essen wir bewusst, genießen wir bewusst, wenn wir Anerkennung bekommen. Aber haben wir auch die Selbstdisziplin, in unserem Kopf zu sagen: Ich will nicht dafür leben, ich will das nicht für selbstverständlich halten, ich will das nicht für das Wichtigste halten.
Es gibt andere Dinge, für die ich leben will, und es gibt vor allem Grenzen. Wenn wir schlafen, schlafen wir die Grenze vielleicht einfach weg. Paulus sagt: Seid wach, wacht auf, auch wenn es Nacht um euch herum ist. Lebt sehr bewusst und überlegt euch genau, was es heißt, am Morgen eurem Herrn zu begegnen.
Wir haben drei Stufen der Motivation, die uns helfen, das Böse zu lassen und das Gute zu tun. Wir hatten die Warnung, die Dinge nicht zum Inhalt unseres Lebens zu machen, nur weil sie uns gut tun.
Das, was Paulus uns in diesem Kapitel sagen möchte, ist: Seid heilig! Dies ist der Wille Gottes an euch, eure Heiligkeit (1. Thessalonicher 4,3). Oder noch einmal mit Römer 12,9: Verabschiedet das Böse, haltet fest am Guten.
