Einführung in das Thema Selbstbewusstsein und Demut
Was heißt es, hochmütig beziehungsweise demütig zu sein? Fünf Punkte, die du wissen solltest.
Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt – Nachfolge praktisch: dein geistlicher Impuls für den Tag. Mein Name ist Jürgen Fischer, und heute geht es um ein gesundes Selbstbewusstsein.
Demut ist die Fähigkeit, sich selbst klein zu machen. Es bedeutet, eine Dienerin oder ein Diener zu sein und sich als denjenigen zu sehen, der sich um andere kümmert. Der Demütige kann in den Spiegel schauen und herzhaft lachen, weil er sich selbst kennt. Gleichzeitig staunt er darüber, dass Gott ihn trotzdem will.
Dabei ist es wichtig, dass wir Demut nicht falsch verstehen. Der Begriff „demütigend“ ist im Sinne von herabwürdigend zu Recht negativ besetzt. Aber wir dürfen nicht glauben, dass „demütig sein“ demütigend wäre.
Die wahre Bedeutung von Demut und Selbstbewusstsein
Der Demütige ist nicht der Minderwertige. Er macht sich nicht klein, weil ihm das Selbstbewusstsein fehlt. Ganz im Gegenteil: Der Demütige weiß genau, wer er ist.
Er entscheidet sich jedoch aus einer Position der Stärke heraus dafür, auf seine Rechte zu verzichten. Es ist kein Zeichen von Demut, wenn ich anfange, mich selbst zu verachten. Sätze wie „Ich kann nichts“, „Ich bin niemand“ oder „Alle in der Gemeinde sind wichtiger als ich“ sind kein Ausdruck von Demut.
Vielleicht sind solche Aussagen ein Anzeichen für mangelnde Selbstachtung oder auch nur der Versuch, Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Doch es bleibt dabei: Es ist kein Zeichen von Demut, wenn ich mich selbst verachte.
Gesunde Demut geht immer mit einem gesunden Selbstbewusstsein einher. Ich weiß, wer ich bin, und deshalb kann ich aus diesem Wissen heraus zum Diener werden.
Paulus als Beispiel für Demut und Selbstbewusstsein
Schauen wir uns dazu eine Stelle aus dem ersten Korintherbrief an. Paulus schreibt über die Erscheinungen des Herrn Jesus nach der Auferstehung.
Im 1. Korinther 15,8-9 heißt es: „Zuletzt aber von allen gewissermaßen der Missgeburt erschien er, gemeint ist Jesus, auch mir, denn ich bin der geringste der Apostel, der ich nicht würdig bin, ein Apostel genannt zu werden, weil ich die Gemeinde Gottes verfolgt habe.“ Das ist der nüchterne Blick in den Spiegel. So viel Ehrlichkeit findet man selten.
Paulus bleibt jedoch nicht stehen. Er weiß, wer er ist. Im 1. Korinther 15,10 sagt er: „Aber durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin, und seine Gnade mir gegenüber ist nicht vergeblich gewesen, sondern ich habe viel mehr gearbeitet als sie alle, nicht aber ich, sondern die Gnade Gottes, die in mir ist.“
Paulus weiß, dass seine Berufung zum Apostel knapp war. Als Verfolger der Gemeinde hätte er eine ganz andere Behandlung verdient. Für ihn wie für uns alle gilt: „Durch die Gnade Gottes bin ich, was ich bin.“
Doch ganz nüchtern kann er dann feststellen: „Ich habe viel mehr gearbeitet als sie alle. Ich war der Fleißigste.“ Ist das nicht ganz schön arrogant? Nein, ist es nicht. Jedenfalls dann nicht, wenn es stimmt.
Paulus ist demütig, hängt sich in den Dienst des Gemeindegründens bis zur Erschöpfung rein und schenkt sich nichts. Aber er weiß auch, was er leistet. Er weiß, wer er ist, und er weiß, was er erreicht hat.
Die Stärke der Demütigen in der Bibel
In der Bibel sind die Demütigen die Starken. Sie zeigen ihre Stärke nicht offen, prahlen nicht damit, sondern machen sich klein, um das Reich Gottes voranzubringen.
Mose war so ein Mensch. Seine Herkunft war besonders, seine Erfolge außergewöhnlich. Er befreite ein ganzes Volk aus der Sklaverei. Seine Verantwortung war riesig, und sein Umgang mit Gott war so persönlich wie bei keinem anderen. Mose gehört zu den großen Persönlichkeiten der Weltgeschichte.
In 4. Mose 12,3 lesen wir: „Der Mann Mose aber war sehr demütig, mehr als alle Menschen, die auf dem Erdboden waren.“ Das Geheimnis von Mose war seine Demut. Er konnte sich klein machen und dienen – genauso wie der Herr Jesus, der von sich sagen kann: „Ich bin von Herzen demütig.“
Aber würden wir ihn deshalb als schwach bezeichnen? Wohl kaum.
Jesus als Vorbild für wahre Demut
Der Herr Jesus wusste ganz genau, wer er war, wozu er gekommen war und was es ihn kosten würde.
Denn auch der Sohn des Menschen ist nicht gekommen, um bedient zu werden, sondern um zu dienen und sein Leben zu geben als Lösegeld für viele (Markus 10,45).
Das ist Demut: den Himmel zu verlassen, die eigene Göttlichkeit aufzugeben und Mensch zu werden. Dadurch ging er dienend ans Kreuz, um die Menschen zu retten, die gerettet werden wollen.
Jesus war nicht schwach. Er war sehr stark, sehr selbstbewusst und sehr fokussiert. Deshalb lässt sich sagen, dass gesunde Demut mit einem gesunden Selbstbewusstsein einhergeht.
Die Identität in Christus und die Bedeutung von Demut
Ich bin wer? Ich bin Gottes Geschenk an diese Welt – sein Kind, sein Botschafter und wirklich wichtig.
Ein Minderwertigkeitskomplex hat nichts mit Demut zu tun. Nicht zu wissen, wer ich in Christus bin, ist ein Zeichen von Unreife, aber nicht von Demut.
Ich darf mich über meine Begabungen und Möglichkeiten freuen. Ich darf stolz sein auf das, was Gott durch mich schafft. Mit einem fröhlichen Blick auf meine Stärken darf ich mich dann dazu entscheiden, ein Diener zu werden.
Ich mache mich klein, nicht weil ich vermeintlich klein bin, sondern weil ich in den Augen von Menschen klein sein will. Ich weiß, dass Gott den erhöht, der sich selbst erniedrigt.
Die Spannung zwischen Größe und Demut im Leben eines Christen
Aber schauen wir zum Schluss noch einmal auf den Herrn Jesus.
Sacharja 9,9 sagt: "Juble laut, Tochter Zion! Jauchze, Tochter Jerusalem! Siehe, dein König kommt zu dir, gerecht und siegreich ist er, demütig und auf einem Esel reitend, und zwar auf einem Fohlen, einem Jungen der Eselin."
Sacharja beschreibt den Einzug Jesu in Jerusalem. Es kommt niemand Geringerer als der König, gerecht und siegreich. Aber wie kommt er? Auf einem Schlachtross in funkelnder Rüstung mit einem Heer und vorauslaufenden Posaunenbläsern? Nein, demütig und auf einem Esel reitend.
Das ist die Spannung, in die Jesus uns als seine Nachfolger jeden Tag hineinstellt. Sei dir deiner Stellung als Christ bewusst. Du bist Salz und Licht der Welt, du bist der Tempel des Heiligen Geistes, Himmelsbürger, Teil einer königlichen Priesterschaft und der Erbe des Universums – du bist jemand von großer Bedeutung.
Aber weil du jemand bist, darfst du dich im Bild gesprochen auf das Eselsfohlen setzen. Warum? Weil du weißt, dass die Aufgabe, die wir in dieser Welt haben, nur durch Demut erfüllt werden kann.
Wir sind der Leib Christi, er unser Herr, lebt sein Leben durch uns. Er war demütig, und wir müssen es auch sein. Es geht nicht anders.
Abschluss und Einladung zur Reflexion
Was könntest du jetzt tun? Du könntest dich ein paar Minuten lang in die Szene beim Einzug in Jerusalem hineinfühlen. Wie hat sich der Herr Jesus dabei wohlgefühlt?
War das schon alles für heute? Möchtest du für mich und den Podcast beten? Darüber würde ich mich freuen.
Alle Informationen findest du auf www.frogwords.de oder in der App. Der Herr segne dich, schenke dir seine Gnade und lasse dich in seinem Frieden leben. Amen.