Einführung: Unterschiedliche Wege der Predigtvorbereitung und Thema der Predigt
Es gibt Predigten, die über einen Zeitraum von drei bis vier Stunden im Auto reifen. Das war zum Beispiel die vorvorvorletzte Predigt. Diese musste sehr schnell vorbereitet werden.
Dann gibt es Predigten, die über ein Jahr hinweg Stück für Stück entstehen. Das ist ein sehr langwieriger und schmerzhafter Prozess. Eine solche Predigt hat mich in der Vorbereitung mehr verändert, als sie euch heute verändern kann. Das ist gar nicht möglich.
Trotzdem denke ich, dass es sich lohnt, diese Predigt zu halten. Heute möchte ich mit euch über das Thema Mut für Liebe sprechen. Das klingt noch nicht ganz so spektakulär, wird aber noch etwas spannender.
Noch einmal ein Rückblick:
Rückblick auf die Predigtreihe „Wahre Liebe“ und Grundverständnis von Liebe
Wir sind ja in einer Reihe. Wer das jetzt nicht weiß: Wir haben immer so kleine Flyer bei uns, auf denen es verschiedene Reihen gibt. Im Moment heißt die Reihe „Wahre Liebe“. Wir stecken mittendrin, also beim dritten Vortrag.
Bei den ersten beiden Predigten ging es darum, dass es in der allerersten Predigt um die Wichtigkeit von Liebe ging. Liebe ist der Leitgedanke im christlichen Leben. Anders ausgedrückt: Wirkliches Christsein hat damit zu tun, dass man wirklich liebt. Es bedeutet, dass ich in der Kraft Gottes ein anderer werde – nicht nur ein bisschen lieber, sondern dass ich radikale Liebe Gottes an mich heranlasse.
Diese Liebe ist die Liebeschau, die Jesus am Kreuz hatte: eine sich opfernde, sich hingebende, übernatürliche Liebe, die sich selbst vergisst. Sie geht für den Nächsten wirklich bis zum Anschlag, bis zum Äußersten. Das ist die Liebe, die Gott uns in Jesus vorgelebt hat. Er sagt, das sei das Wichtigste überhaupt in deinem Leben. Es gibt nichts Wichtigeres.
Im eigentlichen Sinn ist Christsein genau das: diese Liebe auszuleben. Alles andere ringsherum, inklusive diesem Gottesdienst und was du dir sonst noch zum Christsein denken kannst, ist zweitrangig. Man kann die Quintessenz von zweitausend Jahren Christsein auf dieses eine Prinzip eindampfen: Gott ist Liebe, und Gott möchte, dass du liebst.
Das letzte Mal haben wir uns dann darüber unterhalten, wie das denn funktioniert: lieben. Wir haben festgestellt, dass Liebe gerade nicht nach so einem 08/15-Gießkannenprinzip funktioniert. So nach dem Motto: „Ihr kriegt jetzt meine Liebesgießkanne einmal drüber, und dann ist alles gut.“
Liebe heißt vielmehr, den anderen als Individuum wahrzunehmen und über den anderen nachzudenken. Liebe heißt, dass ich dem Nächsten das gebe, was er braucht.
Dieser Prozess der Liebe – wo ich wirklich mit Geduld Gutes tue, ohne Hintergedanken das Beste für den anderen suche und mich nicht durch den Erfolg des anderen oder durch seine Sünde davon abbringen lasse, ihn zu lieben – ist überhaupt nur möglich, wenn ich in Kontakt stehe mit dem Gott, der Liebe ist.
Und wenn ich die Hoffnung und den Glauben habe, die sich aus dieser persönlichen Liebesbeziehung zu dem Gott der Liebe herausspeisen. Das war letztes Mal.
Die Herausforderung der Liebe und der Anspruch an Christen
Und ich denke, wenn ich das so sage: Liebe ist das Wichtigste, Liebe ist selbstlos und individuell, dann wird dem Letzten klar, dass unser Untertitel auf dem Flyer nicht stimmt. Ich weiß nicht, ob ich das der Welt zugeben soll, aber da steht: „Liebe lernen leicht gemacht“.
Also spätestens nach der Predigt letztes Mal hätte jeder sagen müssen: „Der hier spinnt, das ist überhaupt nicht leicht.“ Das ist irgendwie, wenn man es ehrlich nimmt – wenn das wirklich stimmt, dass wir nicht einfach nur ein Stückchen verständnisvoller im Umgang miteinander werden sollen –, so, ich sag mal, das ist so wie... Es gibt viele Religionen, die uns ein bisschen lockerer machen wollen. Ich denke da an den achtfachen Pfad des Buddhismus, wo man einfach etwas entspannter und netter durchs Leben geht.
Darum geht es mir, darum geht es Gott überhaupt nicht. Ich glaube, wir haben festgestellt: Die Liebe, die Gott will, kannst du nur dann leben, wenn du Gottes Geist und Gottes Kraft in deinem Leben hast. Wenn du bereit bist, dich gegen die Ängste, die in dir schlummern, aus deiner Komfortzone herauszubewegen und dem Nächsten wirklich ganz persönlich zu begegnen. Bereit zu sein, den Nächsten so zu lieben, wie Jesus dich geliebt hat.
Und wer das annimmt, wer diese Herausforderung annimmt und dann liest „Liebe lernen leicht gemacht“, der muss einfach schmunzeln. Also ich habe auch geschmunzelt, aber ich dachte mir: Mir ist kein besserer Titel eingefallen. Und irgendwie ist es die einzige Art von Liebe, die wir haben, auch wenn sie nicht wirklich leicht ist, sondern eine Herausforderung.
Es ist vielleicht sogar die radikalste Herausforderung, der du jemals in deinem Leben begegnen wirst, wenn dir jemand sagt – und das sagt Gott: „Ich möchte, dass du ein Mensch wirst, der so liebt, wie Jesus dich geliebt hat. Ich möchte, dass du dem Gott der Liebe ähnlich wirst, so ähnlich, wie es überhaupt nur geht.“
Problemstellung: Die Prägung durch die Vergangenheit und das Video von Kelly Clarkson
Und wenn wir diesen Anspruch beginnen, an uns heranzulassen – und ich spreche jetzt auch zu denen, die sagen: Ich bin Kind Gottes und möchte in der Kraft Gottes leben – dann stoßen wir auf verschiedene Probleme.
Heute möchte ich über ein Problem ganz besonders sprechen. Dazu möchte ich ein Video zeigen, ein Musikvideo von Kelly Clarkson. Ihr werdet das Video sehen, den Text haben wir euch auf Deutsch daneben gelegt, damit ihr schon ein bisschen wisst, worum es geht.
Es geht darum, dass die Sängerin ihre Erfahrungen beschreibt, die sie gemacht hat, als ihre Eltern sich getrennt haben. Schauen wir uns das jetzt einmal an. Das dauert einen Moment mit dem Text, der kommt gleich. Phil, würdest du bitte das Video starten?
Kelly Clarkson, "Because of You":
Because of you I never stray too far from the sidewalk.
Wegen dir bin ich kaum bereit, mich auf Neues und Unbekanntes einzulassen.
Because of you I learned to play on the safe side, though I don't get hurt.
Wegen dir habe ich gelernt, immer auf Nummer sicher zu gehen, um nicht verletzt zu werden.
Because of you I find it hard to trust not only me but everyone around me.
Wegen dir ist es mir fast unmöglich, mir selbst oder irgendwem sonst zu vertrauen.
Because of you I am afraid,
Wegen dir habe ich Angst.
Darüber möchte ich heute mit euch nachdenken.
Es wird keine typische Predigt mit vielen Bibelstellen sein. Stattdessen möchte ich, dass wir uns etwas vergegenwärtigen: In dem Moment, in dem wir vor Gott stehen und die Entscheidung treffen, ihm zu folgen und ihm unser Leben, unser ganzes Herz zu geben, da haben wir ein Problem.
Es gibt Dinge in unserem Leben – wie zum Beispiel hier in dieser Geschichte die Trennung der Eltern –, die uns geprägt haben. Wir treten nicht vor Gott wie unbeschriebene Blätter, nach dem Motto: „Ja, wunderbar, jetzt bin ich hier, mach aus meinem Leben, was du willst.“ Stattdessen treten wir vor Gott, wenn wir ihm unser Leben anvertrauen, immer auch als gezeichnete Menschen.
Umgang mit der Vergangenheit: Gefahr des Vergessens und Beispiel aus der Familiengeschichte
Ich habe den Eindruck, dass wir Gefahr laufen, etwas Wichtiges zu vergessen. Könntest du bitte noch einmal das Overhead anmachen? Ich brauche es gleich noch einmal.
Wir sind Menschen, die oft versuchen, die Vergangenheit auszublenden. Vielleicht steckt in unserem Denken die Lüge, dass jetzt, wo wir Christen sind, alles gut ist. Dass wir uns nicht mehr mit der Vergangenheit beschäftigen müssen, weil es nur noch nach vorne geht.
Ich wurde durch diesen Gedanken daran erinnert, an meine Großeltern zu denken. Meine Großeltern haben in ihrem Fotoalbum ein Hochzeitsfoto. Doch auf der Seite, auf der das Foto ist, wurde ein Stück abgerissen.
Meine Sorge ist, dass wir ähnlich sind. Dass wir in unserem Leben Dinge einfach weggerissen haben. Dinge, an die wir nie wieder denken wollen und von denen wir nicht wollen, dass uns jemand daran erinnert.
Meine Tante hat die Negative gefunden und das Bild neu anfertigen lassen. Dabei stellte man fest, dass jemand fehlt – jemand mit einer Hakenkreuzbinde. Man hat sich der Vergangenheit geschämt und war nicht bereit, sie anzuerkennen. Deshalb hat man einfach einen Teil abgerissen.
Heute möchte ich darüber nachdenken, ob das bei uns auch so sein kann. Ob wir in unserer Vergangenheit Dinge haben, die wir ignorieren oder nicht mehr an uns heranlassen. Dinge, die uns aber in der Gegenwart prägen.
Diese Entscheidung möchte ich wirklich lieben – in der radikalen Weise, die Jesus von uns verlangt und die letztlich darüber entscheidet, wie wir leben.
Passt auf? Danke dir.
Gottes Wunsch nach Veränderung und persönliches Zeugnis
Ich möchte vorneweg eines sagen, und es ist ganz wichtig, dass wir das begreifen: Gott möchte uns verändern. Gott möchte uns tatsächlich befreien. Er möchte uns dabei helfen, mit unserer Vergangenheit richtig umzugehen.
Das kann bedeuten, dass du Menschen vergeben musst oder dich auch deiner Kaputtheit überhaupt erst einmal stellen musst. In meinem eigenen Leben habe ich das so erlebt. Mit vier Jahren haben sich meine Eltern scheiden lassen. Mit neun habe ich das erste Mal ernstlich die Frage erwogen und dann auch verworfen, ob ich mir das Leben nehmen soll.
Mit dreizehn habe ich zugeschaut, wie meine Großmutter sich in den Alkohol geflüchtet hat und verbittert wurde. Mit achtzehn gab es genau noch eine Person, der ich vertraut habe – genau eine: mir selbst. Wenn ich von Veränderung spreche, die Gott im Leben eines Menschen bewirken kann, dann schaue ich in mein Leben.
Wenn du mich fragst, warum ich glaube, dass es einen heiligen, ewigen Gott gibt, den Gott der Bibel, dann sage ich dir: Ich kann dir tausend Argumente bringen. Aber es gibt eines, das wird immer bestehen. Dieses eine Argument ist für mich, dass aus diesem jungen Mann, der bitter war und niemandem vertraut hat, ein Mann geworden ist, der jetzt 42 Jahre alt ist, der gelernt hat zu lieben und zu vergeben.
Dieser Mann kann völlig ohne Groll über seine Kindheit nachdenken. Im Gegenteil, er ist voller Dankbarkeit gegenüber Gottes verändernder Kraft in seinem Leben. Er stellt sich hier vorne hin und kann über die Liebe Gottes predigen. Für mich persönlich gibt es keinen stärkeren Gottesbeweis, als dass tatsächlich etwas passiert: Dass das Wort Gottes in der Kraft Gottes und in der Weisheit Gottes gelebt wird und dadurch ein Leben verändert.
Für mich ist es persönlich so, dass ich denke: Ja, der beste Psychologe ist immer noch Gott. Seine Tipps funktionieren, und zwar nicht nur oberflächlich. Es geht nicht darum, etwas zu verdrängen oder sich ein Verhaltensmuster anzugewöhnen. Es geht darum, wirklich von innen heraus, ganz tief drin, verändert zu werden.
Und genau das ist es, was wir brauchen. Wir sind keine Hunde. Es ist nicht so, dass Duran jetzt immer ein Leckerli bekommt, wenn er Platz macht, und Gott uns dann auch immer ein Leckerli gibt, wenn wir „Platz“ machen und uns dressiert. Gott wünscht sich etwas ganz anderes.
Veränderung als Prozess: Bibelvers und Erklärung
Und ich möchte heute zwei Bibelverse lesen. Der erste steht im Zweiten Korintherbrief, Kapitel 3, Vers 18. Einer dieser Verse lohnt sich wirklich, um ihn auswendig zu lernen. Es ist ein sehr schöner Vers, wenn man ihn verstanden hat.
Wer eine Bibel braucht, kann sich noch einmal kurz melden. Also, Zweiter Korintherbrief, Kapitel 3, Vers 18. Ich muss euch den Vers erst einmal vormachen, damit ihr ihn ein bisschen besser versteht.
Der Vers lautet: „Wir alle aber schauen mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn an und werden so verwandelt in dasselbe Bild von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, wie es vom Herrn, dem Geist, geschieht.“ Ein ganz wichtiger Vers.
Ich muss ein Wort erklären, das leicht falsch verstanden wird: „anschauen“. Es bedeutet so viel wie „in einem Spiegel anschauen“. Deshalb würden wir es heute eher mit „reflektieren“ übersetzen.
Worum geht es? Wir haben das Vorrecht, uns Jesus anzuschauen, so wie er war. Wir können in der Bibel lesen und uns mit dem beschäftigen, was er darstellt. Indem wir uns mit Jesus beschäftigen und ihn reflektieren, lasse ich zu, dass ich zum Spiegel für die Herrlichkeit Christi werde. Das heißt, ich tue in meinem Leben Dinge, bei denen man sagen kann: „Das ist genau so, wie Jesus es getan hat.“
Als die Jünger vor dem Hohen Rat standen, waren die Mitglieder des Rates irgendwann total frustriert. Warum? Sie sahen, dass die Jünger sich genauso verhielten wie Jesus. Und diesen Jesus hatten sie schon nicht richtig in den Griff bekommen. Bei den Jüngern ist es genauso: Sie reflektieren Jesus. Man sieht in ihnen Jesus.
Wie funktioniert Veränderung? Das Ziel ist klar: Hier drüben steht Jesus mit seinem vollkommenen, heilen Charakter. Und ich stehe irgendwo hier vorne, wenn ich zu Gott finde, und denke mir: „Es ist toll, da drüben zu sein.“
Jetzt sagt Gott: „Ich möchte, dass du das Stück für Stück lernst, dass du dich mir näherst.“ Das geht nicht auf einmal. Er möchte, dass du die Herrlichkeit, die du in der Bibel siehst und von Jesus begriffen hast, reflektierst. Dann wird etwas passieren: Der Heilige Geist, die Kraft Gottes, bewirkt eine Veränderung in dir.
Das passiert nicht so, dass du dich abends hinlegst und morgens aufwachst und sagst: „Ich bin Jesus! Ich werde nie wieder ein böses Wort sagen, ich werde immer alles richtig machen, ich bin heilig, gerecht und gut.“ Das wird nicht passieren.
Stattdessen beginnt ein Prozess. Und dieser Prozess dauert fünf, zehn, zwanzig Jahre oder vielleicht noch länger. Gott nimmt dich mit auf eine Reise, auf der du immer wieder vor Entscheidungen stehst: „Möchte ich das tun, was Gott mir zeigt? Möchte ich in diesem Moment nicht lügen?“
Wenn du dich entscheidest, Jesus zu reflektieren, dann setzt der Heilige Geist in deinem Innersten eine Prägung. Du bewegst dich langsam vorwärts, fällst aber auch wieder hin. Dann stehst du wieder auf, und es geht weiter.
Manchmal denkst du vielleicht: „Könnte das nicht schneller gehen? Ich fühle mich noch so unreif.“ Aber es braucht seine Zeit. Wenn jemand sagt, du bewegst dich nur zehn oder fünfzehn Jahre vorwärts, um an einer Stelle weiterzukommen, hat man manchmal das Gefühl, man kommt nicht voran. Aber du kommst voran.
Der Clou im geistlichen Leben ist: Man kann sich fragen, warum Gott diesen Veränderungsprozess startet. Warum bin ich nicht über Nacht gesund, heilig, gerecht und weise?
Die Antwort lautet: Der Weg ist das Ziel. Das sage ich eigentlich nicht gerne in der Predigt, aber hier stimmt es mal. Wir wünschen uns immer, so zu sein wie Jesus. Jesus sagt uns aber: „Weißt du, auf dem Weg dahin wirst du zwei Dinge erfahren.“
Erstens wirst du erfahren, dass ich deine Persönlichkeit schätze. Ich werde dich niemals missbrauchen oder über deinen Willen hinweggehen. Ich werde dich nicht zwingen, sondern ich möchte, dass du zu jedem kleinen Schritt dein Ja gibst.
Wenn du dich darauf einlässt, passiert zweitens folgendes: Du wirst mich in diesem Prozess erleben und kennenlernen. Wenn du aufstehst, wirst du meine Liebe sehen. Wenn du dranbleibst, merkst du, wie gut meine Weisheit funktioniert.
So wird dieser gesamte Prozess zu einem Mittel, wie du Gott erkennen kannst. Wie es in den Sprüchen heißt: „Auf all euren Wegen erkennt nur ihn, dann ebnet er selbst eure Pfade.“
Auf all unseren Wegen können wir Gott erkennen. Unser Leben ist das Mittel, um Gott näherzukommen, und das ist das eigentliche Ziel.
Reflexion über die eigene Vergangenheit und Verletzungen
Kommen wir zurück zur Liebe, um die es ja eigentlich geht. Ich möchte heute fragen: Wo stehst du in Bezug auf deine Vergangenheit?
Es müssen nicht unbedingt Verletzungen aus der Kindheit sein. Vielleicht sind es Verletzungen, die dir vor ein, zwei, drei, vier oder fünf Jahren zugefügt wurden. Es muss also nicht immer in der Kindheit liegen. Aber wo stehst du im Hinblick auf diese Verletzungen?
Letztes Jahr habe ich ein Buch gelesen, das heißt „Das verwundete Herz“ von Dan B. Allender. Es bietet Hilfe für erwachsene Opfer sexueller Gewalt im Kindesalter. Das klingt erst einmal sehr speziell. Doch dann habe ich gemerkt: Stopp! Das, was er hier schreibt, ist zwar im Fall von Missbrauch tatsächlich speziell, aber es braucht gar keinen sexuellen Missbrauch, um ein Kind zu missbrauchen.
Missbrauch fängt doch ganz anders an, in der Kindheit oder auch im alltäglichen Erleben.
Gibst du uns bitte die Folie? Ich habe euch das zusammengestellt. Was ihr jetzt hört, könnt ihr auch auf der Folie anschauen. Ihr müsst also nicht mitschreiben.
Ich möchte mit uns gemeinsam überlegen: Wo fängt Missbrauch im Leben eigentlich an? Ich werde es ein bisschen an der Kindheit festmachen, aber du kannst das genauso gut im Arbeitsalltag oder in der Gemeinde sehen.
Wo fängt Missbrauch an? Ich habe drei große Bereiche: Ohnmacht, Verrat und Ambivalenz.
Formen von Missbrauch und deren Auswirkungen
Missbrauch
Ich sage, es reicht, wenn ich mich als Kind ohnmächtig und schwach erlebe, wenn ich merke, dass man mit mir macht, was man will.
Jetzt merkt ihr, das muss nicht unbedingt in der Kindheit sein, das kann auch später noch tief sitzen. Dass ich einfach merke: Da vernachlässigt mich jemand, da schiebt mich jemand ab – das kann auch eine Gewalterfahrung sein. Da schlägt mich jemand, da spannt mich jemand für seine Bequemlichkeit ein. Und wenn es um meine eigenen Wünsche, Träume und Begabungen geht, dann wird das einfach ignoriert.
Wenn das passiert und du das als Kind erlebst, dann fängst du irgendwann an, an dir selbst zu zweifeln. Du wirst diese eigene, erlebte Schwäche hassen. Du wirst sagen: Ich möchte das, was ich da erfahren habe, eigentlich nicht noch einmal erleben, nämlich so schwach zu sein.
Es reicht, wenn du als Kind Verrat erlebst, wenn du erleben musst, wie deine Hoffnung auf Schutz, auf Nähe, auf Gerechtigkeit sich in Luft auflöst. Du fängst an, an deinem eigenen Wert zu zweifeln. Du stellst dir die Frage: Ist es wirklich so, dass es in mir nichts gibt, was mich liebenswert macht? Du wirst überkritisch und misstrauisch gegenüber Menschen.
Wenn du Ambivalenz erlebst – ich habe es euch auf den Zetteln erklärt – ist das die Erfahrung, dass Gutes und Böses im Leben eine Einheit bilden. Die einfache Variante ist: Du erlebst Vernachlässigung und nutzt die Zeit der Vernachlässigung, um so viele Süßigkeiten zu essen, wie du willst. Das klingt ganz positiv, aber du isst diese Süßigkeiten und im selben Moment weißt du, hier ist irgendwas völlig falsch.
Diese Mischung – da ist das Gute scheinbar gut, und da ist irgendwie ein Gefühl, dass das, was hier passiert, falsch und böse ist, dass das doch nicht gehen kann. Diese Mischung macht dich kaputt. Sie macht dich kaputt und führt, wenn man das weiterverfolgt, zur Verwirrung.
Es führt dazu, dass du nicht mehr zwischen gut und böse sauber unterscheiden kannst, dass du nicht mehr weißt, wie das eigentlich geht. Bis dahin, dass du anfängst, dich selbst und deine Sehnsüchte abzulehnen. Auch zwanghafte Verhaltensmuster finden dort schnell ihren Ursprung.
Wenn ich euch das hinschreibe, will ich nicht so tun, als hätte ich Ahnung von Psychologie. Darum geht es nicht. Es geht darum, dass wir oft über Missbrauch reden und dabei an extreme Erfahrungen denken. Ich möchte das einfach mal herunterbrechen und sagen: Das ist der alltäglich erlebte Missbrauch von Kindern.
Dass etwas versprochen und nicht gehalten wird, ist Verrat. Wenn du das in entsprechender Häufigkeit erlebst, wirst du dir die Frage stellen: Was soll das? Wenn du immer wieder merkst, ich bin ohnmächtig der Situation, dem Verhalten meiner Eltern ausgeliefert, ich kann nichts tun, ich stehe irgendwie daneben – und wenn es der Streit ist, von dem kleinen Mädchen, das wir in dem Video hatten – du stehst daneben und denkst: Das kann doch nicht sein.
Du musst es nur oft genug erleben, und du wirst an dir selbst anfangen zu zweifeln. Du musst nur oft genug in Situationen kommen, in denen du merkst: Hier ist doch alles falsch. Und dann dieses frustrierend verrückte Erleben, dass du dieses Falsche auch auf eine gewisse Weise noch genießt, und in dir wird alles durcheinandergeraten.
Ich sage dir: Wenn du das erlebst, wenn du eine ordentliche Dosis Ohnmacht, Verrat und Ambivalenz erlebt hast, dann wirst du dir selbst ein Versprechen geben. Das muss nicht laut sein, aber du wirst es innerlich geben. Ich habe es mir gegeben, und ich denke, es ist die normale Reaktion.
Du wirst dir versprechen: Mir tut niemand mehr weh. Du wirst dafür sorgen, dass niemand mehr so dicht an dich herankommt, um dir das anzutun, was damals dir angetan wurde. Du wirst dir versprechen, dass du niemals mehr in einer Beziehung die Fäden so aus der Hand gibst, dass jemand die Chance hat, dir auch nur ein einziges Mal weh zu tun.
Das muss nicht laut ausgesprochen sein, aber es wird da sein. Du wirst die Art und Weise, wie du Beziehung lebst, aus diesen alten Erfahrungen heraus gestalten.
Verschiedene Verhaltensmuster als Schutzmechanismus
Wenn du einmal diese Grundeinstellung getroffen hast – „Mir tut keiner mehr weh“ – dann spielt es keine Rolle, welchen Beziehungsstil du hast. Ich habe das von Erland übernommen. Du kannst diese Grundeinstellung ganz unterschiedlich leben.
Er nennt das zum Beispiel das Party Girl. Das ist das „Ich bin gut drauf, ich verführe jeden, ich manipuliere jeden, aber an mich kommt keiner mehr ran“. Dann gibt es das sogenannte brave Mädchen. Sie opfert sich für die Beziehung auf und gibt so viel Liebe, bis sie den Partner totgeliebt hat. Aber sie gibt ihm in der Beziehung nicht das Recht, sie zu fragen, wer sie wirklich ist. Sie wird sich ihm nie wirklich offenbaren.
Und dann gibt es die starke Frau, die durch Dominanz und Selbstsicherheit dafür sorgt, dass ihr keiner mehr nahekommt. Drei ganz unterschiedliche Arten zu leben, merkt ihr das? Trotzdem sind alle auf ein Ziel ausgerichtet.
Man könnte noch eine vierte Art hinzufügen, die aber nicht zu unserem Thema passt: Die Menschen, die sich zurückziehen in Scheinwelten, in Depression, in Isolation, in Träumereien. Ich will jetzt nur über die drei genannten sprechen.
Es spielt nämlich keine Rolle, ob du dich entschieden hast, Menschen zu manipulieren, um nicht mehr verletzt zu werden. Es spielt keine Rolle, ob du dir Leute durch Freundlichkeiten vom Leib hältst oder sie direkt dominierst. Dahinter steckt derselbe Grundgedanke: An mich kommt keiner mehr so nah ran, dass er mich verletzen kann.
Ich sage jetzt nicht, dass das hundert Prozent im Leben eines Menschen so sein muss. Diese Entscheidung kann auch zu zehn Prozent vorhanden sein. Ich glaube außerdem nicht, dass du ein brutales Elternhaus haben musstest, um irgendwo deinen Schaden davonzutragen und einen Teil davon so in deinen Beziehungen zu leben.
Du musst auch nicht gegenüber jedem gleich sein. Der Punkt ist nur: Wenn du ein gewisses Maß an Missbrauch erlebt hast, wirst du dich auf echte Beziehungen nicht mehr voll einlassen.
Herausforderung der Liebe und die Frage nach dem Umgang mit Prägungen
Und jetzt kommt – und das ist das Problem, warum ich das anspreche. Ich will ja keine Vorlesungen über Psychologie halten. Aber hier gibt es ein Problem.
Das Problem lautet: Ich habe zwei Predigten lang gesagt, dass Liebe das Entscheidende ist – echte, radikale, hingebungsvolle Liebe. Und wenn du sagst: „Nein, ich lasse keinen mehr an mich ran“, egal wie du ihn vom Leib hältst, dann bekommst du mit diesem Gebot ein riesiges Problem.
Deshalb heißt die Predigt auch „Mut zur Liebe“.
Ich möchte dir jetzt die Frage stellen: Was hat dich und deinen Umgang mit Menschen geprägt? Wie hast du Menschen an den Stellen erlebt, wo es drauf ankam? Gerade als Kind oder als Jugendlicher oder vielleicht noch bis heute? Wie hast du Menschen erlebt? Wie hast du deine Familie erlebt? Und inwiefern prägt das, was du da erlebt hast, heute deinen Umgang mit Menschen?
Denn das ist das Problem: Ist es tatsächlich vielleicht so, dass du den Anspruch an echte Liebe hast, aber sagst: „Ja, das ist irgendwie für andere Leute, aber ich kann es nicht. Nein, ich will das nicht. Ich möchte nicht mehr verletzt werden.“
Bist du noch bereit für eine Beziehung, die so tief ist, dass der andere die Hauptrolle spielt – womöglich auf die Gefahr hin, dass er dich verletzt? Oder tust du dir schwer mit Offenheit, hast Angst vor Nähe und hast dir vielleicht selbst das Versprechen gegeben: „Mir tut keiner mehr weh“?
Wo stehst du?
Schritte auf dem Weg zur inneren Heilung
Es bleibt mir nichts anderes übrig, als dir zu sagen: Wenn du zum Gebot der Liebe Ja gesagt hast und dich nach wahrer Liebe sowie nach Heilung sehnst, dann musst du lernen, aus dem Gefängnis herauszukommen, das du dir selbst gebaut hast.
Ich möchte mit euch über die drei unten stehenden Punkte sprechen – Schritte auf dem Weg der inneren Heilung. Darüber könnte man viel, viel mehr sagen, das ist mir völlig klar. Diese Predigt ist viel zu kurz, man könnte eine ganze Woche darüber sprechen. Deshalb kann ich das nur anreißen.
Wenn du sagst: In meinem Leben gibt es Bereiche, in denen ich entschieden habe, dass mir niemand mehr wehtun darf – wenn du solche Verhaltensmuster wie Dominanz, Manipulation oder diese Todessehnsucht, dieses Totlieben, erkennst; wenn du merkst, dass du Menschen wirklich auf Distanz hältst – dann möchte ich dir sagen: Du brauchst diesen Weg. Du musst da irgendwie rauskommen.
Alles beginnt mit Aufrichtigkeit und ehrlicher Trauer über die Vergangenheit. Ich erinnere mich noch, vor ungefähr 14 oder 15 Jahren wurde ich im Rahmen einer Fortbildung gebeten, mein Zeugnis aufzuschreiben. Zeugnis ist so ein christlicher Fachterminus dafür, wie man Christ geworden ist.
Es war der Abend, an dem ich feststellte, dass ich mich nicht an meine Kindheit erinnern kann. Ich stellte fest, dass 90 Prozent meiner Kindheit einfach ein leerer Fleck sind – nichts. Ich erinnere mich an einen einzigen Geburtstag, den ich als Kind gefeiert habe. Nur einen.
Ich dachte: Das kann doch nicht wahr sein! Und ich fing an zu weinen. Das kann doch nicht sein. Es war gut, sich hinzusetzen, zu weinen und zu sagen: Ja, das war falsch, ja, das war böse. Es war gut, traurig zu werden über das, was damals passiert ist.
Ich denke, dass wir das brauchen: Aufrichtigkeit und ehrliche Trauer über das, was in unserem Leben geschehen ist und was Menschen uns angetan haben. Es ist ein schmerzhafter Prozess. Dabei sollte man Bibel lesen, beten, Gespräche mit Menschen führen, die einen begleiten, und viel nachdenken.
Wenn ich das tue, wenn ich das zulasse und wirklich traurig werde über das, was mir angetan wurde, dort, wo es nicht mehr fair war, dann beginnt Heilung.
Ich möchte an dieser Stelle Allander aus seinem Buch zitieren. Er sagt: „Aufrichtige Traurigkeit über die erlittenen Verletzungen und über die eigenen zerstörerischen Reaktionen auf den Missbrauch bewirkt, dass die Vergangenheit wieder ins Leben integriert wird, ohne dass zugleich Härte und Rachsucht Platz greifen.“
Ich finde das einen unglaublich starken Satz. Wenn du anfängst, wirklich ehrlich die Trauer zuzulassen, dann schaffst du die Gelegenheit, dass etwas wieder in dein Leben zurückkehrt und wieder Teil deines Erlebens wird – ohne dass du gleichzeitig Rache und Hass kultivierst.
Das ist der erste Schritt. Ohne diesen wird es nicht gehen.
Umkehr und Eingeständnis der eigenen Schuld
Und dann kommt der zweite Schritt. Dieser ist vielleicht der unangenehmste. Ich weiß nicht, ob der dritte Schritt noch ein bisschen unangenehmer ist. Es geht um Umkehr oder das Eingeständnis der eigenen Schuld.
Damit meine ich nicht die Schuld an meiner Vergangenheit, sondern dass ich zugeben muss, dass der Beziehungsstil, den ich jetzt in diesem Moment lebe – nämlich Leute nicht an mich heranzulassen – ein Beziehungsstil ist, der in einer bestimmten Zeit meines Lebens als Selbstschutzmechanismus absolut seine Rechtfertigung hatte. Er musste so sein, um zu überleben.
Aber dieser Beziehungsstil hilft heute nicht mehr wirklich. Ich muss mir eingestehen, dass diese Strategie, die auf Schmerzvermeidung ausgerichtet ist, mir kein wirkliches Leben beschert. Sie erlaubt mir nicht einmal ein sinnvolles Dasein, geschweige denn erfüllende Beziehungen. Ich habe mich selbst in die Isolation getrieben.
Deshalb bedeutet Umkehr auch dieses Eingeständnis: Ja, das, wonach ich mich eigentlich sehne, ist wahre Liebe zu geben und zu empfangen. Dass das in meinem Leben nicht da ist, ist zu einem gewissen Grad auch meine Schuld. Ich habe eine Entscheidung getroffen, mich quasi abzukoppeln von einem Verhalten, das mich am Ende retten könnte.
Deswegen heißt der dritte Punkt auch: Ich muss umkehren – bewusste Umkehr zu echter Liebe. Echte Liebe hat überhaupt nichts damit zu tun, die Vergangenheit zu verniedlichen oder zu verharmlosen. Sie hat auch nichts damit zu tun, dass ich nicht zornig bin.
Echte Liebe fängt mit Vergebung an, ja, aber sie geht viel weiter. Echte Liebe ist ein Ja dazu, dass ich wieder bereit werde, Beziehungen zu leben, die echt und eng sind.
Ich muss dieses Ja in meinem Leben finden, dieses hundertprozentige Ja, dass ich bereit werde, eine Beziehung zu leben, die so eng ist, dass ich wieder verletzt werden kann.
Die Bewegung der Gnade und die Einladung zur Heilung
Ich möchte euch vor Augen führen, was es bedeutet, was Gott sich eigentlich von uns wünscht. Wer das durchlebt, wird heil werden – nicht von heute auf morgen, aber er wird Heilung erfahren. Und es ist wunderschön. Ich erlebe es um mich herum, dort, wo Menschen sich auf dieses Konzept einlassen, dass es wirklich funktioniert.
Ihr müsst euch das so vorstellen – und ich muss das hier vorne noch einmal zeigen, sonst falle ich wieder von der Kanzel herunter. Was wir tun, ist Folgendes: Es gibt eine Bewegung der Gnade. Diese Bewegung der Gnade beginnt im Himmel. Gott liebt dich. Er liebt dich unverdient, er liebt radikal am Kreuz, mit absoluter Hingabe. Er liebt dich, obwohl er dich kennt, obwohl er deine Schattenseiten bis in den letzten Winkel ausgeleuchtet hat, obwohl er jedes böse Wort kennt, das du gesprochen hast und jemals sprechen wirst.
Obwohl er jeden hässlichen Gedanken, jede grausame Tat kennt – ich weiß nicht, vielleicht hast du mal eine Katze ertränkt, egal, was du gemacht hast, Gott weiß es. Und obwohl du so bist, wie du bist, spricht er sein Ja und sagt: Ich will dich lieben. Er kommt auf diese Erde, und diese Bewegung der Liebe beginnt. Er stirbt am Kreuz.
Ich trete quasi an den Mann am Kreuz heran. Ich bin so dicht an diesem Mann am Kreuz dran, und er lässt es zu, dass ich ihm so nahe komme, dass ich die Schuld meines Lebens nehmen und ihm förmlich auf die Schulter legen kann. In dem Moment, in dem ich mein Leben übergebe, wird mir dieser Jesus so nah, so eins werden wir, dass ich ihm so nahe bin, dass er sagt: Ich sterbe für dich.
Diese Liebe, diese Bewegung der Gnade, diese Bewegung der Liebe, die im Himmel beginnt, trifft mich ganz persönlich. Und in dem Moment, in dem ich meine Schuld abgegeben habe und Jesus so nahe gekommen bin, sagt Jesus: Jürgen, jetzt möchte ich, dass du ein Mensch wirst, der fähig ist, anderen Menschen so nahe zu kommen, dass du ihre Schuld nehmen kannst. Nicht für diese Schuld bezahlen, aber du wirst einen Teil dieser Schuld erleiden, damit du ihnen so nahe kommen kannst, dass du sie wirklich liebst – so, wie ich dich geliebt habe.
Das, was im Himmel beginnt und mich trifft, geht durch mich hindurch weiter an die anderen Menschen. Aber es wird nur als echte Liebe funktionieren, wenn wir das zulassen. Wenn wir überall dort, wo wir in unserem Leben die Entscheidung getroffen haben: „Mir tut keiner mehr weh“, das hinter uns lassen und sagen: „Entschuldige, Herr, dass ich so gedacht habe, das war ein Fehler.“
Wenn wir uns von Gott aufrichten lassen, wenn wir uns den Mut und die Kraft schenken lassen zu der Liebe, die Jesus am Kreuz uns geschenkt hat.
Abschlussfrage und Ermutigung zur Veränderung
Und ich möchte mit einer Abschlussfrage enden. Wo stehst du?
Sei nicht zu schnell mit der Antwort, und gib sie auf keinen Fall heute. Denk morgen oder übermorgen noch einmal darüber nach. Aber wo stehst du? Bist du bereit für diese echte Liebe?
Eine Liebe, bei der der andere mir so nahekommt, dass er Schulter an Schulter neben mir steht. Eine Liebe, bei der mich seine Schuld berührt, seine Sündhaftigkeit mich trifft, seine Unfähigkeit oder vielleicht sogar seine Härte mich verletzt. Und ich sage: Ich bin bereit für dieselbe Liebe, die Jesus mir am Kreuz gegeben hat.
Ich möchte dich darum bitten, die schlechten Erfahrungen, die du gemacht hast, und die falschen Prägungen, die du bekommen hast, zu hinterfragen. Auch die Selbstschutzmechanismen, die du aufgebaut hast, um nicht mehr verletzt zu werden, solltest du kritisch betrachten und vielleicht sogar hinter dir lassen.
Ich möchte dir Mut machen, mit Gottes Kraft Stück für Stück ein gesunder Mensch zu werden, der aufrichtig leben kann. Noch einmal: Das geht nicht von heute auf morgen. Es kann nicht von heute auf morgen gehen. Du kannst dein Leben nicht komplett in einem Monat umkrempeln – das geht nicht.
Aber das Faszinierende an Gott ist, dass auf meiner Seite Ehrlichkeit, Umkehr und Gehorsam stehen. Und auf Gottes Seite stehen seine Kraft und sein Geist. So findet tatsächlich Veränderung statt – Stück für Stück.
Und ich möchte sagen: Das ist das Evangelium. Oder? Das ist das Evangelium, dass Gott mich befreit zu einem solchen Leben – Stück für Stück.
Und ich wünsche euch das wirklich von Herzen.