Bedrohung durch die benachbarten Völker
Und es geschah, als alle Könige es hörten, die diesseits des Jordans waren – auf dem Bergland, in der Niederung und an der ganzen Küste des großen Meeres gegen den Libanon hin, darunter die Hethiter, Amoriter, Kanaaniter, Peresiter, Hewiter und Jebusiter –, dass sie sich allesamt versammelten.
Sie taten dies, um einmütig gegen Josua und gegen Israel zu kämpfen.
Diese Könige waren jetzt ermutigt worden, vielleicht durch die Niederlage der Israeliten in Ai. Sie dachten: Die Israeliten sind also doch nicht unbesiegbar. Daraufhin schlossen sie sich zusammen und wollten gegen Josua und Israel kämpfen.
(Josua 9,1-3)Die List der Gibeoniter
Als die Bewohner von Gibeon hörten, was Josua in Jericho und Ai getan hatte, handelten sie ebenfalls mit List. Sie verkleideten sich als Boten. Dabei nahmen sie abgenutzte Säcke für ihre Esel, abgenutzte und zusammengebundene, geborstene Weinschläuche sowie abgenutzte und geflickte Schuhe an ihre Füße. Außerdem zogen sie abgenutzte Kleider an. Das gesamte Brot, das sie für den Weg mitnahmen, war vertrocknet und schimmlig.
Sie gingen zu Josua in das Lager nach Gilgal und sagten zu ihm und den Männern Israels: „Aus fernem Land sind wir gekommen. Schließe nun einen Bund mit uns.“
Der Wunsch der Gibeoniter war also, irgendwie ein Friedensbündnis oder Friedensabkommen mit den Israeliten zu schließen. Sie hatten sich nicht bekehrt wie die Hure Rahab. Nein, das steht nicht da. Sie wollten den Gott Israels nicht kennenlernen wie Rahab.
Stattdessen versuchten sie, ein Bündnis auszuhandeln. Wie viel sie von den Israeliten wussten, ist unklar. Von 5. Mose wissen wir wahrscheinlich nicht viel. In 5. Mose 20 steht jedoch, dass mit den Städten, die fern liegen, anders verfahren werden soll als mit den Städten in der Nähe.
Die Städte des Landes, die unter dem Bann standen, sollten vernichtet werden. Es handelte sich um die Feinde im Land. Die fern gelegenen Völker mussten nicht vernichtet werden. Mit ihnen konnte man anders verfahren.
Gottes Gebot zum Umgang mit feindlichen Städten
Lesen wir 5. Mose 20, Verse 10 bis 18. Dort war von Gott klar festgelegt worden: Wenn du dich einer Stadt näherst, um gegen sie zu kämpfen, so sollst du ihr Frieden anbieten. Es geht grundsätzlich um einen Krieg. Du sollst Frieden anbieten, und wenn sie dir in Frieden antwortet und dir ihre Tore öffnet, so soll alles Volk, das sich darin befindet, dir verpflichtet sein und dir dienen.
Wenn sie jedoch nicht Frieden mit dir macht, sondern Krieg mit dir führt, so sollst du sie belagern. Gibt Yahweh, dein Gott, sie in deine Hand, so schlage alle ihre männlichen Einwohner mit der Schärfe des Schwertes. Auch Frauen, kleine Kinder, das Vieh und alles, was in der Stadt sein wird, sollen vernichtet werden. All ihre Beute sollst du für dich rauben und essen, denn Yahweh, dein Gott, hat sie dir gegeben.
So sollst du allen Städten verfahren, die sehr fern von dir sind und nicht zu den Städten dieser Völker hier gehören – also nicht zu den kanaanitischen Städten, sondern zu den anderen Völkern und Städten.
Vers 16 ist der wichtige Vers: Von den Städten dieser Völker, die Yahweh, dein Gott, dir als Erbteil gibt, sollst du nichts leben lassen, was Odem hat. Du sollst sie ganz und gar verbannen – die Hethiter, die Amoriter, die Kanaaniter, die Peresiter, die Hebusiter –, wie Yahweh, dein Gott, dir geboten hat. Damit sie euch nicht lehren, zu tun nach all ihren Gräueln, die sie ihren Göttern getan haben, und ihr nicht sündigt gegen Yahweh, euren Gott.
Gerade die Völker des Landes, wohin Israel kommt, waren gerichtsreif für ein Totalgericht Gottes. Die Kanaaniter sollten wirklich ausgerottet werden. Ein Grund war, dass sie gerichtsreif waren, der andere, dass sie Israel nicht zum Götzendienst und zu ihren Gräueln verführen sollten, weil Israel in diesem Land wohnen würde.
Gott hatte also schon vorausgesehen, dass hier eine Gefahr für das Volk besteht, dass es heidnisch werden und seine Licht- und Salzkraft verlieren könnte. Das darf nicht sein, deshalb mussten sie radikal vorgehen.
Mit denjenigen, die aus der Ferne kommen, soll man aber Frieden schließen und ihnen Frieden anbieten. So kamen die Gibeoniter mit List und sagten, sie kämen von fern. Die Israeliten dachten, da könne man Frieden anbieten, den Frieden annehmen und mit ihnen Frieden schließen.
Vers 7: Die Männer von Israel sagten zu den Hewitern: „Vielleicht wohnst du in unserer Mitte, wie sollten wir dann einen Bund mit dir schließen?“ Wenn du in unserer Mitte wohnst, hier im Land, darf ich keinen Bund mit dir schließen. Sie sagten zu Josua: „Wir sind deine Knechte.“ Das ist natürlich eine Art demütige Rede, ob sie das wirklich so meinten, weiß man nicht. Josua fragte sie: „Wer seid ihr und woher kommt ihr?“ Sie antworteten: „Aus sehr fernem Land sind deine Knechte gekommen, um des Namens Yahwes, deines Gottes, willen, denn wir haben seine Kunde vernommen und alles, was er in Ägypten getan hat, und alles, was er den beiden Königen der Amoriter getan hat, die jenseits des Jordans waren: Sihon, dem König von Heschbon, und Og, dem König von Basan, der in Asteroth wohnte.
Unsere Ältesten und alle Bewohner unseres Landes sagten zu uns: Nehmt Wegzehrung mit auf den Weg, geht ihnen entgegen und sprecht zu ihnen: Wir sind eure Knechte! Nun schließt einen Bund mit uns.“ Also „wir sind eure Knechte“ ist hier wirklich nur eine Floskel, um Frieden zu zeigen.
Dies ist unser Brot, warm haben wir es aus unseren Häusern als Wegzehrung mitgenommen, an dem Tag, als wir auszogen, um zu euch zu gehen. Nun ist es vertrocknet und schimmlig geworden, und diese Weinschläuche, die wir neu gefüllt hatten, sind geborsten. Unsere Kleider und Schuhe sind abgenutzt infolge des sehr langen Weges.
Die Männer nahmen von ihrer Wegzehrung, aber den Mund Yahwes befragten sie nicht. Das wird ihnen hier angekreidet. Sie fragten nicht den Herrn. Obwohl sie unsicher waren, fragten sie nicht den Herrn. Das war sündhaft, denn hätten sie den Herrn gefragt, hätte er ihnen geholfen. Sie hatten ja die Lose, mit denen man den Herrn fragen konnte. Gott hätte ihnen Wegweisung gegeben und geholfen, denn es war sein Anliegen, Israel vor solchen Listen und Gefahren zu beschützen.
Auch bei uns ist es so: Gott will uns bewahren. Deshalb ist es wichtig, ihn im Gebet zu suchen und zu bitten: Herr, gib mir Klarheit, ob das gut ist oder nicht. Der Herr wird uns dann Klarheit geben.
Josua machte Frieden mit ihnen und schloss einen Bund, sie am Leben zu lassen. Die Fürsten der Gemeinde schworen ihnen, den Frieden zu halten.
Vers 16: Drei Tage nach dem Bund hörten sie, dass sie nahe bei ihnen waren und mitten unter ihnen wohnten. Wie sie das hörten, wissen wir nicht genau, aber sie waren gar nicht weit weg. Die Söhne Israels brachen auf und kamen zu ihren Städten am dritten Tag: Gibeon, Kephira, Be'erot und Kirjad-je-Arem.
Die Söhne Israels schlugen sie nicht, weil die Fürsten der Gemeinde ihnen bei Yahweh, dem Gott Israels, geschworen hatten. Sie hätten nicht nur beten, sondern auch untersuchen sollen. Bruder Wiersbe schreibt in seinem Buch, dass eine echte ausländische Delegation viel größer gewesen wäre, mit einem Versorgungstross und frischen Lebensmitteln. Echte Botschafter hätten ihr vertrocknetes Brot weggeworfen. Sie hätten Staatsgewänder mitgebracht, um einen guten Eindruck zu hinterlassen.
Wenn Josua und die Führer des Volkes eine Pause eingelegt und gebetet hätten, wären sie zu dem Ergebnis gekommen, dass die ganze Sache eine Täuschung war. Gott hätte ihnen auf jeden Fall geholfen, hätten sie ihn befragt.
Hier war also eine hastige Entscheidung. Das ist oft ein Trick des Feindes, uns unter Zeitdruck zu setzen, damit wir vorschnell handeln und nicht beten oder nachdenken können. Das ist auch in meinem Leben oft passiert. Ich habe vorschnelle Entscheidungen getroffen, die ich später bereut habe und deren Konsequenzen ich tragen musste.
Vers 18: Die Söhne Israels schlugen sie nicht, weil die Fürsten der Gemeinde ihnen bei Yahweh, dem Gott Israels, geschworen hatten. Die ganze Gemeinde murrte gegen die Fürsten. Sie sagten: Das geht doch nicht, aber es war zu spät.
Vers 19: Alle Fürsten sagten zur Gemeinde: „Wir haben ihnen bei Yahweh, dem Gott Israels, geschworen. Wenn wir den Schwur brechen, käme ein schlechter Ruf auf Yahweh, den Gott Israels. Wie sollte Yahweh dann im ganzen Land Kanaan dastehen?“
Man schwört beim Gott der Treue und darf die Treue nicht brechen. Das würde einen schlechten Ruf auf den Herrn werfen. Später merken wir, dass Gott die Gibeoniter bestrafte. König Saul kam auf die Idee, die Gibeoniter zu töten, doch Gott schlug Israel mit einem Strafgericht zu Davids Zeit. Das lesen wir hier.
Die Fürsten sagten: „Wir wollen sie am Leben lassen, damit nicht ein Zorn über uns komme.“ Das bedeutet, dass nicht nur der Ruf Gottes, sondern auch eine göttliche Züchtigung drohte, wenn sie den Eid brechen würden.
In 2. Samuel 21 wird die Geschichte der Gibeoniter zur Zeit von Saul und David erzählt. Es war Hunger im Land, drei Jahre lang. David suchte das Angesicht des Herrn und fragte ihn nach dem Grund. Das ist vorbildhaft: Wenn wir geistlichen Hunger leiden, sollten wir den Herrn fragen.
Yahweh sagte, es sei wegen Sauls Bluthauses, weil er die Gibeoniter getötet hatte. Die Gibeoniter waren nicht von den Söhnen Israels, sondern vom Rest der Amoriter. Die Söhne Israels hatten ihnen geschworen, doch Saul suchte sie zu erschlagen, da er für Israel und Juda eiferte und den Eid nicht mehr ernst nahm.
David fragte die Gibeoniter, was er für sie tun sollte, um Sühnung zu bewirken, damit sie das Erbteil Yahwes segnen. Die Gibeoniter antworteten, es gehe ihnen nicht um Silber oder Gold oder darum, jemanden in Israel zu töten.
Sie baten: „Gib uns sieben Männer aus dem Haus Sauls, die wir dem Herrn in Gibeah aufhängen können.“ Der König willigte ein. Sie nahmen sieben Männer, aber Mephiboschet, den Sohn Jonathans, gab David nicht her.
Die sieben Männer waren die beiden Söhne der Rizpa und die fünf Söhne der Michal, der Tochter Sauls. Michal hatte David verachtet und wurde später einem anderen Mann gegeben. Sie verlor ihre Nachkommenschaft.
Diese Begebenheit zeigt, dass der Herr die Sache ernst nahm. Die Israeliten hatten zuerst falsch gehandelt, indem sie vorschnell einen Eid ablegten, aber danach richtig, indem sie den Eid hielten.
Man könnte sagen, der Eid gilt nicht mehr, weil er unter falschen Vorzeichen abgelegt wurde. Doch Gott sagt: Nein, ein Eid bei Yahweh ist bindend, auch wenn es Nachteile bringt.
Psalm 15, Vers 4: „Wer darf wohnen auf dem heiligen Berg? Wer untadelig wandelt, in dessen Augen der Verworfene verachtet ist, der aber die ehrt, die den Herrn fürchten, und der, wenn er zum Schaden geschworen hat, es nicht ändert.“ Solch ein Mensch ist dem Herrn angenehm.
Der Eid ist eine ernste Sache. Man kann nicht sagen, es sei unter falschen Vorzeichen gewesen und deshalb ungültig. Geschworen ist geschworen. Man muss den Eid halten, auch wenn man Nachteile hat.
Man könnte auch sagen: Sie haben gesündigt, weil sie ein Bündnis mit Kanaaniten schlossen, was verboten war. Ja, das war Sünde. Aber man kann die schlechte Situation nicht dadurch verbessern, dass man den Eid bricht. Ein Eidbruch ist ebenfalls Sünde.
Keil schreibt dazu: Die Fürsten Israels scheuten sich, den Eid zu brechen, weil sie fürchteten, den Namen des Gottes Israels in Verachtung zu bringen. Sie waren verpflichtet, den Eid zu halten, wenn die Wahrhaftigkeit Gottes nicht erschüttert werden sollte. Gott ist wahrhaftig und treu, und sie müssen den Eid halten.
Ein Textproblem gibt es bei 2. Samuel 21, Vers 8, wo es um Michal oder Merab, die Tochter Sauls, geht. Die Übersetzungen unterscheiden sich: Einige nennen Michal, andere Merab. Die Elberfelder Übersetzung hat Merab, die Lutherübersetzung Michal. Manche geben eine Klammer mit „Schwester“ an, was im Text nicht steht.
Im Hebräischen gibt es Varianten (Ketiv und Kere). Der hebräische Text hat Michal, aber der Kontext spricht eher für Merab, da Michal kein Kind hatte.
Die Übersetzer müssen hier nachdenken und Handschriften vergleichen. Zum Glück handelt es sich nur um kleine Textprobleme, die keine wichtigen Elemente betreffen.
Zurück zu Kapitel 9: Die Fürsten sagten, sie sollen am Leben bleiben (Vers 21). Sie wurden Holzhauer und Wasserschöpfer für die ganze Gemeinde, wie die Fürsten geredet hatten.
Warum Holzhauer und Wasserschöpfer? Für den Tempeldienst. Die Stiftshütte brauchte Holz für das Feuer, Wasser für die Reinigung und die Opfer. Das war harte Arbeit, und diese Gibeoniter wurden zu Sklaven dafür gemacht.
Joshua rief sie und fragte, warum sie Israel betrogen hätten, indem sie sagten, sie seien fern, obwohl sie mitten unter ihnen wohnten. Er verfluchte sie und sagte, sie sollten Knechte bleiben, Holzhauer und Wasserschöpfer für das Haus Gottes.
Sie antworteten, dass sie sich fürchteten, weil sie gehört hatten, dass Yahweh Moses befohlen hatte, alle Bewohner des Landes zu vertilgen. Deshalb handelten sie so, um ihr Leben zu retten. Nun seien sie in Josuas Hand und er solle tun, was recht sei.
Joshua rettete sie vor der Hand der Israeliten und machte sie zu Dienstboten für die Gemeinde und den Altar Yahwes bis auf diesen Tag.
Keil schreibt dazu: Diese Versündigung konnten sie nicht durch Eidbruch wiedergutmachen. Sie hatten gesündigt, weil sie den Herrn nicht gefragt hatten und vorschnell einen Eid ablegten. Den Eidbruch hätten sie nicht begehen dürfen.
Sie fanden einen Ausweg: Die Gibeoniter leben lassen, aber so einsetzen, dass sie Israel nicht zum Götzendienst verleiten konnten. Das war ein Grund, warum die Kanaaniter ausgerottet werden mussten: Sie hätten Israel zum Götzendienst verleiten können.
Durch ihre Arbeit im Heiligtum konnten sie diese Gefahr ausschließen. Keil meint, sie handelten richtig, denn das Verfahren wird im Text nicht getadelt. Es wird auch nicht berichtet, dass die Gibeoniter den Israeliten Anlass zum Götzendienst gaben.
Gott rechnete die von Saul verursachte Ausrottung der Gibeoniter dem Volk Israel als Blutschuld an.
So wurde wortwörtlich erfüllt, dass Kanaaniter Sklaven Israels wurden. 1. Mose 9, Vers 25: „Verflucht sei Kanaan, ein Sklave von seinen Brüdern, ein Sklave von Sklaven sei er.“
Die Brüder Kanaans waren die Semiten. Die Israeliten, als Nachkommen der Semiten, machten die Kanaaniter zu Sklaven. Eine tragische Sache.
Der erste Kompromiss, den man einging, konnte nicht mehr rückgängig gemacht werden, wegen eines Eides.
Man könnte sagen, die Gefahr wäre gewesen, dass Israel sich stark ausbreitet und die Nachbarländer unterjochen würde. Deshalb täuschten die Gibeoniter vor, weit entfernt zu wohnen, um Frieden zu schließen.
Zum Textproblem mit Michal oder Merab: Michael hatte kein Kind. Das spricht für einen Schreibfehler, der eigentlich Merab heißen sollte.
Die Übersetzungen gehen auseinander: Die Elberfelder und andere haben Merab, die Lutherübersetzung Michal. Die griechische Übersetzung folgt dem hebräischen Text mit Michal.
Man sieht, dass Übersetzer sich Gedanken machen müssen und Handschriften vergleichen. Gott spart uns nicht die Arbeit, solche Texte kritisch zu prüfen.
Zum Glück sind das nur kleine Dinge ohne große Auswirkungen auf die Lehre.
Damit wollen wir schließen.
Die Enthüllung der Täuschung und die Folgen
Vers 16
Und es geschah am Ende von drei Tagen, nachdem sie den Bund mit ihnen geschlossen hatten, dass sie hörten, dass diese nahe bei ihnen waren und mitten unter ihnen wohnten. Wie sie das hörten, wissen wir jetzt nicht genau. Aber die waren ja gar nicht weit weg von ihnen, und man hat das in Erfahrung gebracht.
Da brachen die Söhne Israels auf und kamen zu ihren Städten am dritten Tag. Ihre Städte waren Gibeon, Kephira, Be'erot und Kirjad-je-Arem. Die Söhne Israels schlugen sie nicht, das heißt, sie töteten sie nicht, weil die Fürsten der Gemeinde ihnen bei Yahweh, dem Gott Israels, geschworen hatten.
Also hätten sie nicht nur beten sollen, sondern natürlich auch untersuchen und überlegen müssen. Bruder Wiersbe hat in seinem Buch einiges dazu aufgeschrieben. Ich habe es jetzt nicht mehr genau in Erinnerung, aber Sie haben das jetzt gelesen. Sind Sie schon so weit?
Dort schreibt er, was sie alles hätten merken und woran sie hätten denken können. Ich lese davon auf Seite 112: Wenn diese Besuchergruppe wirklich eine echte ausländische Delegation im offiziellen Auftrag gewesen wäre, dann hätte es eine viel größere Reisegesellschaft sein müssen. Mit einem angemessenen Versorgungstross, einschließlich ausreichender Lebensmittelversorgung für die Heimreise.
Echte Botschafter hätten ihr vertrocknetes und zu Brotkrumen gewordenes Brot fortgeworfen, denn ihre Diener hätten unterwegs frisches Brot für sie gebacken, als Staatsgesandte. Hätten sie ihre Staatsgewänder mitgebracht, um den bestmöglichen Eindruck zu hinterlassen, wenn sie mit dem Feind verhandelten? Da weiß ich nicht, ob er Recht hat.
Hätten Josua und die Führer des Volkes eine Pause eingelegt und über das, was sie sahen, nachgedacht und gebetet, dann wären sie zu dem Ergebnis gekommen, dass die ganze Sache eine Täuschung war. Nun, der Herr hätte ihnen auf jeden Fall geholfen, hätten sie den Herrn befragt.
Hier war also doch eine hastige Entscheidung. Das ist oft ein Trick des Feindes, dass wir hastig und schnell eine Entscheidung treffen sollen. Wir sind vorschnell und haben uns nicht genügend Gedanken gemacht. Das ist in meinem Leben leider oft passiert. Ich habe mir vorschnelle Entscheidungen getroffen und dann im Nachhinein festgestellt, dass es falsche Entscheidungen waren. Diese musste ich dann bereuen und die Konsequenzen tragen.
Oft ist es so in unserem Leben: Man meint, man müsse jetzt unter Zeitdruck handeln. Das ist eine ganz übliche Taktik des Feindes, uns unter Zeitdruck zu bringen. Dann können wir nicht beten und nicht nachdenken.
Vers 18
Die Söhne Israels schlugen sie nicht, weil die Fürsten der Gemeinde ihnen bei Yahweh, dem Gott Israels, geschworen hatten. Und die ganze Gemeinde murrte gegen die Fürsten. Die Gemeinde sagte: „Das geht doch nicht!“ Aber es war zu spät.
Vers 19
Alle Fürsten sagten zur ganzen Gemeinde: „Wir haben ihnen bei Yahweh, dem Gott Israels, geschworen. Nicht nur haben wir bei unserem Namen geschworen, sondern bei Yahweh, dem Gott Israels. Wenn wir jetzt den Schwur brechen, dann kommt ein schlechter Ruf auf Yahweh, den Gott Israels. Wie soll denn Yahweh dann dastehen im ganzen Land Kanaan?“
Man schwört beim Gott der Treue und bricht die Treue dann. Das geht nicht. Hier käme ein schlechtes Licht auf den Herrn. Und wie wir sehen, war der Herr genau ihrer Meinung.
Später merken wir, dass Gott diese Gibeoniter einmal verschonte. Ein Mann, König Saul, kam auf die Idee, die Gibeoniter könnte man eigentlich umbringen, denn man brauche sie nicht. Daraufhin hat Gott, der Herr, Israel mit einem Strafgericht geschlagen – zu Davids Zeit. Das lesen wir auch hier gerade.
Alle Fürsten sagten zur Gemeinde: „Wir haben ihnen bei Yahweh, dem Gott Israels, geschworen und nun können wir sie nicht antasten. Das wollen wir ihnen tun und sie am Leben lassen, damit nicht ein Zorn über uns komme.“
Das heißt, nicht nur der Ruf Gottes, sondern auch die züchtigende Strafe Gottes könnte hier kommen. Nicht nur der Ruf Gottes könnte geschädigt werden, sondern auch die Züchtigung Gottes wird sie treffen, damit kein Zorn über uns komme – also ein göttliches Strafgericht wegen des Eides, den wir ihnen geschworen haben.
Die Strafe für Saul und die Sühne durch David
Wir sollten das kurz lesen, es ist nicht lang. 2. Samuel 21 erzählt die Geschichte der Gibeoniter zur Zeit von Saul und David. Nachdem Saul bereits gestorben war, kam dennoch eine Züchtigung über Israel wegen der Gibeoniter. Gott nahm die Sache ernst.
In 2. Samuel 21,1 heißt es, dass es Hunger gab – drei Jahre lang, Jahr für Jahr, in den Tagen Davids. David suchte das Angesicht des Herrn. Er fragte den Herrn: „Herr, warum? Was ist der Grund?“ Das ist sehr vorbildhaft. Wenn wir geistlichen Hunger leiden, sollten wir ebenfalls den Herrn fragen: „Herr, was ist los? Was ist der Grund?“ Wenn es mir nicht gut geht, wenn ich geistlich nicht gut bin, wenn ich merke, dass ich keine Freude am Herrn habe, dann muss ich herausfinden, was der Grund ist. Es ist nicht normal, keine Freude am Herrn zu haben. Da ist etwas im Argen.
David erkannte, dass es Hunger im Land gab, und suchte das Angesicht des Herrn. Yahweh sagte, es liege an Saul und an seinem Bluthaus, weil er die Gibeoniter getötet hatte. Nicht alle natürlich, aber er hatte begonnen, die Gibeoniter auszurotten.
Daraufhin rief der König die Gibeoniter und sprach mit ihnen. Die Gibeoniter waren nicht von den Söhnen Israels, sondern stammten vom Rest der Amoriter. Eigentlich waren sie Hebiter, aber vielleicht ist der Begriff Amoriter hier weiter gefasst, sodass auch die Hebiter manchmal zu den Amoritern gerechnet wurden.
Die Söhne Israels hatten ihnen geschworen, doch Saul suchte sie zu vernichten. Er handelte aus Eifer für die Söhne Israels und Juda. In seinem Eifer nahm er den Eid nicht mehr ernst.
David fragte die Gibeoniter: „Was soll ich für euch tun? Womit soll ich Sühnung leisten, damit ihr das Erbteil JHWHs segnet?“ Er wollte, dass sie positiv zu Israel stehen und die Züchtigung wegfällt.
Die Gibeoniter antworteten: „Es geht uns nicht um Silber oder Gold wegen Saul und seines Hauses. Es geht uns auch nicht darum, jemanden in Israel zu töten.“ David sagte: „Was ihr verlangt, das will ich für euch tun.“
Sie sagten zum König: „Der Mann, der uns vernichtet hat, der gegen uns sann, dass wir ausgerottet werden und nicht mehr bestehen im ganzen Geschlecht Israels – gib uns sieben Männer aus seinen Söhnen, damit wir sie dem Herrn, also JHWH, in Gibeah Sauls, des Erwählten JHWHs, aufhängen können.“
Der König antwortete: „Ich will sie geben.“ Sieben Männer aus dem Hause Sauls sollten übergeben werden. Mephiboschet gab er jedoch nicht heraus. Mephiboschet war der Sohn Jonathans, und den wollte er schützen.
Stattdessen nahm er die beiden Söhne der Ritzpa (Vers 8) und die fünf Söhne der Michal, der Tochter Sauls. Michal war die Frau, die David eigentlich heiraten hätte sollen.
Wie war das mit Michal? Hat sie David verraten? Ja, damals schon. Später hat sie ihn ausgelacht und wurde dann einem anderen Mann gegeben. So verlor sie ihre fünf Kinder, ihre ganze Nachkommenschaft. Zuvor hatte sie David verachtet, und nun verliert sie ihre ganze Nachkommenschaft.
Durch diese Begebenheit sehen wir, dass der Herr die Sache ernst nahm. Die Gibeoniter handelten richtig, nachdem sie zuerst falsch gehandelt hatten. Sie hatten vorschnell gehandelt und den Eid gegeben. Aber dann brachen sie den Eid nicht und handelten richtig.
Man hätte sagen können, das war ja unter falschen Vorzeichen, eine Unterlist. Wenn man so betrogen wird und einen Eid ablegt, gilt der Eid dann noch? So hätte ich vielleicht gedacht. Aber Gott sagt anders: Nein, der Eid ist bei JHWH geschworen worden. Wenn du den Eid jetzt brichst, schadest du JHWH, und das darf nicht sein – auch wenn du selbst Nachteile hast.
Die Bedeutung des Eides und die Verpflichtung zur Wahrhaftigkeit
Psalm 15, Vers 4: Wer darf wohnen auf dem heiligen Berg, auf dem Berge der Heiligkeit Gottes? Derjenige, der untadelig wandelt, in dessen Augen der Verworfene verachtet ist, der aber die ehrt, die den Herrn fürchten, und der, wenn er zum Schaden geschworen hat, es nicht ändert.
Also ist derjenige, der dem Herrn angenehm ist und wohnen darf, der, der seinen Eid, auch wenn er zum Schaden geschworen wurde, nicht bricht. Das ist eine ernste Sache. Man kann nicht einfach sagen: „Nein, nein, das waren andere Vorzeichen und das habe ich nicht gewusst“ und so weiter. Geschworen ist geschworen. Der Eid ist abgelegt. Dann muss man ihn halten, auch wenn man dadurch Nachteile erleidet.
Man hätte sagen können: „Ja, aber das ist ja verboten. Sie haben etwas Verbotenes getan. Dadurch waren Sie dem Herrn nicht wohlgefällig, weil Sie ein Bündnis mit den Kanaanitern geschlossen haben. Das hätten Sie nicht tun dürfen, also haben Sie gesündigt.“ Ja, Sie haben gesündigt, aber deshalb kann man die schlechte Situation, in die man sich durch die Sünde gebracht hat, nicht dadurch wiedergutmachen, dass man den Eid bricht.
Ein Eid ist etwas Ernsthaftes. Der Keil schreibt sehr gut zu dieser Geschichte: Die Fürsten Israels scheuten sich, den Eid zu brechen, weil sie fürchteten, den Namen des Gottes Israels bei den Kanaanitern in Verachtung und Schmach zu bringen. Sie waren verpflichtet, den einmal geschworenen Eid zu halten, wenn die Wahrhaftigkeit des Gottes, bei dem sie geschworen hatten, nicht erschüttert werden sollte.
Gott ist wahrhaftig und treu, und sie müssen den Eid halten, weil sie bei diesem wahrhaftigen und treuen Gott geschworen haben. Ja.
Textkritische Anmerkungen zu 2. Samuel 21,8
Habe ich da falsch gelesen? Habe ich falsch gelesen? Ah, die Schwester. Merab, oder ist das Merab?
Ach so, Moment, hier haben wir zwei verschiedene Texte, 2. Samuel 21,8. Ja, danke für den Hinweis, wir haben hier tatsächlich... Ja, danke. Hier haben wir ein Textproblem. Im Hebräischen ist es so, dass an dieser Stelle in Vers 8 Michal genannt wird. Jetzt muss ich schauen, ob es hier wahrscheinlich Ketiv und Kere gibt.
Ja, Ketiv und Kere. Sparen wir uns die Frage auf, ich möchte mir das bei Kyle noch anschauen, der bespricht nämlich immer den Text, den hebräischen Text. Ich sehe hier, die Übersetzungen gehen auseinander. Die eine Übersetzung hat Michal, die andere Übersetzung hat Merab, beziehungsweise die fünf Söhne Merabs, der Tochter Sauls. Die anderen haben Michal, der Tochter Sauls.
Zum Beispiel die Elberfelder, die revidierte Elberfelder hat Merab, die unrevidierte hat Michal. Dann die Schlachter hat Michal und die, bitte, ach, Michals Schwester! Aber Schwester ist eingeklammert, da haben wir das Problem schon. Im Text steht nichts von einer Schwester.
Da steht nicht „als Schwester“, sondern „als Tochter Sauls, die von Andre, dem Sohn Casillais, geboren ist“, aber in Lieferungen bei dem Palti. Deshalb hatte man eben gemeint, man sei gerechtfertigt.
Ich möchte nachschauen, was die Hebräischen, die sich mit dem hebräischen Text genauer befasst haben, dazu sagen. Da möchte ich gerne Keil lesen nachher. Also das ist ja ein Textproblem hier. Der hebräische Text hat Michal.
Ja, ist nicht so wichtig, aber wir können sie in der Pause gern mal anschauen. Gut, zurück, zurück zu Kapitel 9.
Die Rolle der Gibeoniter nach dem Bund
Die Fürsten sagten zu ihnen, sie sollen am Leben bleiben (Vers 21). So wurden sie Holzhauer und Wasserschöpfer für die ganze Gemeinde, genau wie die Fürsten es ihnen gesagt hatten.
Holzhauer und Wasserschöpfer – wozu brauchen die Israeliten diese Berufe? Wir lesen weiter.
Joshua rief sie zu sich, redete mit ihnen und sagte: Warum habt ihr uns betrogen und behauptet, ihr wohnt weit entfernt, obwohl ihr doch mitten unter uns lebt? Nun seid ihr verflucht und sollt nicht aufhören, Knechte, also Sklaven, zu sein – sowohl als Holzhauer als auch als Wasserschöpfer.
Wofür? Für das Haus meines Gottes, also für den Tempeldienst.
Sie antworteten Joshua: Weil deinen Knechten sicher berichtet wurde, dass Jachwe, dein Gott, Moses, einem Knecht, befohlen hat, euch das Land zu geben und alle Bewohner des Landes vor euch zu vertilgen, fürchteten wir uns sehr um unser Leben. Deshalb haben wir eure Gesandten getäuscht und diese Sache getan.
Nun sind wir in deiner Hand. Tu mit uns, wie es gut und recht in deinen Augen ist.
Sie waren also tatsächlich bereit, Sklaven Israels zu werden, nur baten sie darum, nicht getötet zu werden. Das hatten sie Joshua bereits geschworen.
Er handelte entsprechend und rettete sie aus der Hand der Israeliten. Denn die anderen Israeliten hätten sie natürlich getötet, aber nun war das nicht mehr möglich, und sie wurden nicht getötet.
Joshua machte sie an jenem Tag zu Holzhauern und Wasserschöpfern für die Gemeinde und für den Altar Jachwes – bis auf diesen Tag, an dem Ort, den er erwählen würde.
Wie das in der Praxis genau ablief, weiß ich nicht. Gedacht war es für den Tempel. Der Tempel stand zu der Zeit natürlich noch nicht, beziehungsweise gab es die Stiftshütte. Die Stiftshütte war bereits vorhanden, und man brauchte wahrscheinlich auch dort viel Holz und Wasser.
Alles musste gereinigt werden, auch die Opfer. Überall wurde Blut vergossen, und das Holz diente als Brennmaterial.
Es waren also Sklaven notwendig, und diese Menschen wurden nun zu Sklaven gemacht.
Theologische Reflexion zum Eid und zur Sünde
Ja, ich möchte hier gerne noch etwas vorlesen, sehr gut, von Keil. Diese Versündigung konnten sie nicht durch den Bruch wiedergutmachen. Sie haben gesündigt, weil sie den Mund des Herrn nicht gefragt haben, oder?
Sie haben also vorschnell einen Eid abgelegt, das war Sünde. Und diese Sünde konnten sie nicht durch den Bruch des Eides wiedergutmachen. Das geht nicht, denn das wäre wieder eine neue Sünde. Man kann nicht eine Sünde gutmachen durch eine neue Sünde, das funktioniert nicht. Der Eidbruch ist und bleibt Sünde, auch dann, wenn der Eid in unbedachter Weise geschworen worden war. Das haben wir schon gesagt.
Jetzt haben sie also einen Ausweg gefunden: Die Gibeoniten leben lassen, aber in eine Lage versetzen, in der sie ihnen die Verleitung Israels zum Götzendienst unmöglich machten. Das war ja einer der Gründe, warum die Völker Kanaans ausgerottet werden mussten. Denn sie würden die Israeliten zum Götzendienst verleiten.
Um das jetzt auszuschließen, haben sie es für den Tempelgottesdienst oder für den Stiftshüttengottesdienst verwendet und die Gibeoniten dort als Sklaven dienen lassen. So sollte es gar nicht mehr dazu kommen, dass sie zum Götzendienst verleiten. Wenn die Gibeoniten Sklaven des Heiligtums sind, können sie nicht zum Götzendienst verführen.
Auf diese Weise haben sie also versucht, die Gefahr einzudämmen. Keil schreibt hier weiter, dass sie hierin recht gehandelt haben. Das ergibt sich schon aus dem Umstand, dass ihr Verfahren weder getadelt wird – also hier im Text – noch dass irgendwo berichtet wird, dass diese Gibeoniten, die zu Tempelsklaven gemacht wurden, jemals den Israeliten Anlass zum Götzendienst gegeben haben.
Auch durch die Tatsache, dass in der Folgezeit Gott die von Saul verursachte Ausrottung der Gibeoniten dem Volk Israel als Blutschuld anrechnet, erkennen wir dies. Grundsätzlich dürfen wir ihnen also nicht anrechnen, dass sie die Gibeoniten am Leben gelassen und hier als Holzhauer und Wasserschöpfer angestellt haben. Die Sünde war, dass sie einen Eid geschworen haben, das war die Sünde. Aber diesen Eid konnten sie nicht mehr brechen. Jetzt haben sie das Beste daraus gemacht, was noch daraus zu machen war.
Auf diese Weise wurde wortwörtlich erfüllt, dass Kanaaniter direkte Sklaven Israels werden. In 1. Mose 9,25 heißt es: „Verflucht sei Kanaan, ein Sklave der Knechte; ein Sklave der Sklaven sei er für seine Brüder.“ Die Brüder Kanaans waren die Semiten. Diesen Semiten, also den Nachkommen der Semiten, waren die Israeliten. Und den Israeliten wurden hier also diese Kanaaniter Sklaven.
Eigentlich eine tragische Sache. Der erste Kompromiss, der hier eingegangen wurde, kann nicht mehr rückgängig gemacht werden.
Textkritische Diskussion zur Identität der Tochter Sauls
Wegen eines Eides. Bitte. Wenn Sie? Na ja, man könnte schon sagen, die Gefahr wäre gewesen, dass Israel sich stark ausbreitet und dann auch die Nachbarländer, also die weiter entfernten Länder, unterjocht.
Deshalb haben sie sich versprochen, sozusagen einen Bund zu schließen. Verstehst du? Es geht darum, dass sie vortäuschen, weit weg zu wohnen, aber trotzdem Frieden schließen wollen. Denn wenn die Driseliten so stark sind und bis zu ihnen kommen, hätten sie einen sehr gefährlichen Feind. Deshalb wollen sie Frieden schließen.
2. Samuel 6,23: Michael hatte kein Kind. Danke? Michael hatte kein Kind. Hm. Ja, sagt er, das ist ein Schreibfehler. Es sollte also Merab heißen. Also keine fünf Söhne.
Wenn es ein Schreibfehler war, dann ist dieser Text, wo Michal steht, im hebräischen Text zweifelhaft. Der Übersetzer muss sich hier Gedanken machen, denn der Text steht im Widerspruch zu anderen Texten. Nun muss der Übersetzer überlegen, wo der Fehler liegen könnte.
Dabei hilft es, andere Handschriften hinzuzuziehen. Ich habe das jetzt nicht untersucht, ich kann das aus der Schnelligkeit nicht. Aber vielleicht hast du, Friedrich, schon etwas gelesen? Dort steht jedenfalls in der griechischen Übersetzung auch Michal. Die griechische Übersetzung hat also den Fehler aus dem hebräischen Text übernommen, falls dieser fehlerhaft war.
Man sieht hier also schon Schwierigkeiten. Viele Übersetzer, die ins Deutsche übersetzt haben, setzen zum Beispiel in der Elberfelder Übersetzung Merab ein. Auch Buber, der jüdische Übersetzer, hat Merab. Die Dawar-Übersetzung setzt eine Klammer mit dem Vermerk, „Michal sei Merab genannt“, also die Bekanntere wird genannt statt der Unbekannten.
Die deutsche Septuaginta-Übersetzung, also die Übersetzung des griechischen Alten Testaments ins Deutsche, verwendet ebenfalls Merab. Die Zürcher Bibel hat Michal, die Menge-Bibel Merab mit einer Klammer im Urtext, wo Michal steht, aber verweist auf 1. Samuel 18 und 2. Samuel 6,23 – die Stelle, die unser Bruder erwähnt hat.
Abraham Meister hat ebenfalls Merab geschrieben, obwohl im Urtext Michal steht. Man sieht also, wie die Übersetzer unterschiedlich entscheiden. Die Hebräische Übersetzung hat Merab, das Neue Leben hat Merab, Luther hat Michal. Luther 1545 hat Michal, Luther 1912 hat Merab – hier wurde Luther korrigiert.
Viele andere Übersetzungen haben Merab, zum Beispiel die Neues Leben Übersetzung und die Padloch Übersetzung. Die Einheitsübersetzung hat Michal. Das ist eine schwierige Sache für den Übersetzer. Die Elberfelder 1871 hat Michal in Klammern mit dem Vermerk „wahrscheinlich mehr ab“ oder so ähnlich.
In 1. Samuel 18,19 steht, dass Merab, die Tochter Sauls, dem Adriel gegeben wurde. Das ist die Stelle, die immer angeführt wird, um zu bekräftigen, dass es Merab sein muss. Denn erstens hatte sie den Adriel zum Mann, und zweitens hatte die andere keine Töchter.
Vom Kontext her muss man also zu dem Schluss kommen, dass der hebräische Text hier fehlerhaft ist. Keil kommt offensichtlich zu diesem Schluss. Wenn ein Text fehlerhaft ist, gibt uns Gott die Möglichkeit, den Fehler zu erkennen. In diesem Fall geschieht das durch den Vergleich mit Parallelstellen.
Gott spart uns also nicht die Arbeit, wenn wir Handschriften haben, die wir vergleichen und darüber nachdenken müssen, ob hier ein Fehler vorliegt. Zum Glück sind das nur kleine Dinge und keine großen. Zum Glück handelt es sich bei diesen Abschreibfehlern nicht um wichtige Elemente.
Wir wollen hier schließen.