Einführung: Die Bedeutung von Weisheit und Gemeinschaft
Was ist Weisheit? Und woran erkennst du Weisheit in deinem eigenen Leben? Bist du weise genug, anzuerkennen, dass du nicht immer weise bist und es manchmal nötig hast, korrigiert zu werden?
Ihr Lieben, es ist ein großer Segen, in einer Gemeinschaft von Menschen zu sein, die uns immer wieder Weisheit ins Leben sprechen können – gerade dann, wenn wir es nötig haben. In unserer aktuellen Predigtserie durch das erste Buch Samuel erleben wir David in verschiedenen Herausforderungen. Dabei sehen wir, dass David Menschen in seinem Umfeld hat, die für ihn zum Segen werden, weil sie in sein Leben hineinsprechen – mit Ermutigung und Weisheit.
Da ist sein Freund Jonathan, von dem wir immer wieder gesehen haben, wie er David in schwierigen Situationen mit Rat und Ermutigung zur Seite stand. Vor wenigen Wochen haben wir in Kapitel 23 des ersten Samuelbuchs bedacht, dass David und Jonathan ein letztes Mal zusammengekommen waren. Jonathan ist nun aus Davids Leben herausgenommen; er wird bald an der Seite seines bösen Vaters Saul sterben.
Aber dann gibt es noch diesen anderen Mann, der mit viel Weisheit für David eine Quelle des Segens war: Samuel. Er hatte David einst zum König gesalbt, war zu ihm geflohen und hatte ihm Schutz geboten, als Saul ihn verfolgte.
Unser Predigttext heute aus 1. Samuel 25 beginnt mit Worten, die uns signalisieren, dass auch dieser Freund nicht mehr lebt. 1. Samuel 25,1: „Und Samuel starb, und ganz Israel versammelte sich und hielt ihm die Totenklage, und sie begruben ihn in seinem Hause zu Rama.“
Jetzt stellt sich die Frage: Wie wird es nun mit David weitergehen, ohne die beiden wichtigsten Ratgeber und Ermutiger an seiner Seite? Ist David inzwischen selbst weise genug, um seinen Weg alleine gehen zu können?
Unser Predigttext, der Fortgang von 1. Samuel 25, wird uns zeigen, dass auch der große David nicht immer weise ist. Er braucht dringend, dass andere Menschen in sein Leben kommen, um ihn zu ermahnen und zur Umkehr zu rufen. So kann er von Torheit umkehren und wieder weise leben.
Wir werden sehen, wie wichtig es ist, dass David bereit ist, eine solche Ermahnung anzunehmen. Und ich möchte, dass wir auch für uns verstehen: Das gilt auch für uns. Auch wir müssen immer wieder bereit sein, uns zur Umkehr rufen zu lassen, damit wir von den Konsequenzen unserer Torheit gerettet werden können.
Ich möchte 1. Samuel 25, dieses lange Kapitel, in drei Abschnitten mit euch betrachten. Wenn ihr ein Gottesdienstblatt bekommen habt, dann seht ihr, dass ich die drei Abschnitte der Predigt jeweils mit einem Vers aus dem Buch der Sprüche überschrieben habe.
In den Versen 2 bis 13 lesen wir von einem törichten Streit zwischen David und einem Mann namens Nabal. Diesen Abschnitt habe ich überschrieben mit den Worten aus Sprüche 26,4: „Antwortet dem Toren nicht nach seiner Torheit, dass du ihm nicht gleich wirst.“
Im langen Mittelabschnitt, Vers 14 bis 35, lesen wir davon, wie die Frau Nabals, Abigail, mit viel Weisheit in das Leben Davids hineinspricht. So kann David von ihr korrigiert werden und zurückfinden – heraus aus der Torheit hin zu einem Leben, das Gott gefällt. Hier steht Sprüche 9,6 Pate: „Verlasst die Torheit, so werdet ihr leben, und geht auf dem Wege der Klugheit.“
Schließlich betrachten wir ganz kurz die letzten Verse, 36 bis 44. Dort sehen wir, wie Abigail ihrem eigenen Mann Nabal erklärt, wie sie ihn eigentlich gerettet hat. Die passenden Worte aus dem Buch der Sprüche zu diesem Abschnitt sind wohl Sprüche 10,21: „Die gerechten Lippen erquicken viele, aber die Toren werden an ihrer Torheit sterben.“
Mein Gebet für uns ist, dass wir nicht in die letzte Kategorie gehören, sondern Menschen sind und immer mehr zu Menschen werden, die weise genug sind, anzuerkennen, dass wir manchmal nicht weise sind und uns deshalb von anderen ins Leben sprechen lassen. So können wir leben, wie es Gott gefällt.
Ich bete dafür, und nun schauen wir uns Gottes Wort miteinander an.
Himmlischer Vater, wir wollen dir danken, dass dein Wort lebendig und kräftig ist. Danke, dass wir wissen dürfen, dass auch dieser Bericht aus dem ersten Buch Samuel – ein Bericht, der zurückschaut auf eine Zeit vor gut dreitausend Jahren – uns ins Leben spricht, weil du dieses Wort inspiriert hast, um genau das zu tun.
So bitten wir dich, dass du unsere Herzen öffnest, damit wir Acht geben auf das, was du uns heute sagen willst, so dass dein Wort in uns Gutes bewirken kann. Das erbitten wir im Namen Jesu Christi, unseres Retters und Herrn. Amen.
Ich werde uns heute nicht den ganzen Predigttext vorlesen, einfach weil er sehr lang ist. Ab und zu werde ich nur Abschnitte zusammenfassen, aber den ersten Teil wollen wir gemeinsam lesen.
Ich beginne in 1. Samuel 25,2 und werde zwischendurch ein paar kurze Erklärungen geben.
„David aber machte sich auf und zog hinab in die Wüste Mahon. Und es war ein Mann in Mahon, der hatte seine Tätigkeit in Kamel. Und der Mann hatte großes Vermögen und besaß dreitausend Schafe und tausend Ziegen. Und es begab sich, dass er eben seine Schafe schor in Kamel. Der Mann hieß Nabal, seine Frau aber hieß Abigail. Und sie war eine Frau von Verstand und schön von Angesicht. Der Mann aber war roh und boshaft in seinem Tun und war einer von Kaleb.“
Also Nabal ist ein Nachkomme von Kaleb aus dem Stamm Juda. Kaleb ist uns bekannt, als Israel in die Wüste zog und Mose zwölf Männer ins gelobte Land sandte. Kaleb und Josua waren die beiden, die gesagt haben, Gott wird uns dieses Land geben. Kaleb war ein weiser Mann, ein guter Mann. Hier ist ein Nachkomme von Kaleb, der nicht weise ist. Das erfahren wir gleich zu Beginn.
Zu ihm und seiner Frau in der Wüste Mahon kommt nun David. David ist dort schon eine Zeitlang auf der Flucht vor König Saul, der ihm nach dem Leben trachtet.
Ab Vers 4 lesen wir, wie David einige Männer zu Nabal schickt, um ihn darum zu bitten, ihm Verpflegung zu geben für die Flucht, auf der er ist.
Ich lese ab Vers 4 weiter:
„Als nun David in der Wüste hörte, dass Nabal seine Schafe schor, sandte er zehn seiner Leute aus und sprach zu ihnen: Geht hinauf nach Kamel, und wenn ihr zu Nabal kommt, so grüßt ihn freundlich in meinem Namen und sprecht zu meinem Bruder: Friede sei mit dir und deinem Hause und mit allem, was du hast! Ich habe gehört, dass du Schafschur hast. Nun, deine Hirten sind mit uns zusammen gewesen, wir haben ihnen nichts zuleide getan, und sie haben nichts vermisst, solange sie in Karmel gewesen sind. Frag deine Leute danach, die werden es dir sagen. Und lass meine Leute Gnade finden vor deinen Augen, denn wir sind an einem Festtag gekommen. Gib deinen Knechten und deinem Sohn David, was du zur Hand hast!“
Als die Leute Davids bei Nabal ankamen und diese Worte sprachen, warteten sie ruhig. Doch Nabal antwortete den Knechten Davids: „Wer ist David und wer ist der Sohn Isas? Es gibt jetzt viele Knechte, die ihren Herren davongelaufen sind. Sollte ich mein Brot und mein Wasser nehmen und mein Fleisch, das ich für meine Scherer geschlachtet habe, und Leuten geben, von denen ich nicht weiß, wo sie her sind?“
Spannend: Nabal behauptet, nicht zu wissen, wer David ist. „Wer ist David? Ein dahergelaufener, weggelaufener Knecht?“ Aber im nächsten Satz gibt er zu, dass er es doch weiß, denn er nennt ihn den Sohn Isas. Also ist Nabal nicht besonders klug. Er ist sehr reich, hat genug, um andere zu versorgen, aber er ist egoistisch und teilt nichts.
In Vers 12 lesen wir, dass die Männer Davids davonziehen. Sie kehren zu David zurück und berichten ihm alles.
Was würdest du jetzt erwarten, wie David reagiert? David war von Gott schon zum König erwählt. Seine Männer hatten Nabals Leuten geholfen, waren sehr hilfsbereit gewesen. In Vers 15 wird das noch deutlicher: Einer von Nabals Männern beschreibt, wie es ihnen mit den Leuten Davids ergangen war. Er sagt, dass Davids Männer sehr nützlich gewesen seien, ihnen nichts zuleide getan hätten und sie nichts vermisst hätten. Sie seien wie Mauern um sie gewesen, Tag und Nacht, solange sie die Schafe gehütet hätten.
Ganz klar: David und seine Männer hatten für Nabals Männer gut gesorgt. Nach all dem ist Nabal aber nicht bereit, David auch nur das Nötigste zu geben.
Kannst du dir die Situation vorstellen? Du bist hilfsbereit, kümmerst dich um jemanden in Not, und wenn du Hilfe brauchst, sagt der: „Wer bist du denn?“ Das kann wütend machen.
Aber wir kennen David. Wir haben gesehen, wie beherrscht und weise er gehandelt hat. Gerade letzte Woche, in Kapitel 24, hatten wir gesehen, dass David die Gelegenheit hatte, Saul zu töten, der ihm nach dem Leben trachtete. Doch David tat es nicht. Er hielt sogar seine Männer davon ab. Er rettete Saul und zeigte, dass es ihm sehr darum geht, das Richtige zu tun.
Wenn wir das vor Augen haben, würden wir jetzt erwarten, dass David sagt: „Lasst diesen Nabal, dem ist nicht mehr zu helfen.“
Doch schauen wir, was David tut. Vers 13: „Da sprach David zu seinen Männern: Gürtet euch jeder sein Schwert um! Und etwa vierhundert Mann zogen ihm nach, aber zweihundert blieben beim Tross.“
In Vers 21 bekommen wir Einblick in Davids Gedanken: „David aber hatte gedacht: Nun habe ich alles umsonst behütet, was der da in der Wüste hat, so dass nichts vermisst wurde von allem, was er hat, und er vergilt mir Gutes mit Bösem. Gott tue David dies und noch mehr, wenn ich ihm bis zum lichten Morgen einen übrig lasse, der männlich ist von allem, was er hat.“
David rastet komplett aus. Nabal hat sich nicht nur unklug, sondern auch sehr unfreundlich verhalten. David ruft seine Männer zusammen, um nicht nur Nabal, sondern auch alle anderen Männer in diesem Tal zu vernichten – einem Tal Israels, einem Tal in Juda, seinem eigenen Stamm.
David verliert die Kontrolle. Er handelt wie Saul, sein böser Gegenspieler, der einst die Priesterstadt Nob zerstörte, weil er annahm, die Menschen dort seien ihm nicht loyal.
Hier sehen wir David, der sonst so treu und weise war, ausrasten. Er will auf die Torheit Nabals mit noch größerer Torheit antworten.
Das sollte uns eine Warnung sein. Wenn selbst David so vom guten Weg abkommen kann, wie leicht kann das dann uns passieren? Kennst du nicht den Moment, wenn die Halsschlagader pulsiert, die Körpertemperatur steigt und die Gesichtsfarbe dunkler wird? Kinder kennen das, wenn sie sich ungerecht behandelt fühlen. Eltern kennen das, wenn ihre Kinder nicht gehorchen wollen. Ehepartner kennen das vom letzten Streit. Und auch am Arbeitsplatz kennen wir solche Momente.
Sprüche 26,4 lehrt uns: „Antwortet dem Toren nicht nach seiner Torheit, dass du ihm nicht gleich wirst.“ Aber David tut genau das. Er zeigt, dass er nur ein blasser Schatten von Jesus Christus ist.
Letztlich braucht David jemanden, der ihn korrigiert und vor seiner eigenen Torheit rettet. Wenn David das nötig hat, wie ist es dann mit dir und mir? Haben wir nicht erst recht nötig, dass uns Menschen zur Umkehr rufen, damit wir von den Konsequenzen unserer Torheit bewahrt werden?
Ab Vers 14 lesen wir, wie David vor seiner geplanten Torheit bewahrt wird. Damit kommen wir zum zweiten Punkt dieser Predigt.
Aus Zeitgründen fasse ich die ersten Verse zusammen: Ab Vers 14 bis 17 wird beschrieben, wie ein Mann von Nabal zu Nabals Frau Abigail geht. Er sagt, zu Nabal zu gehen habe keinen Sinn, denn er hört nicht zu. Aber zu Abigail, die klug und schön ist, könne man gehen. Der Knecht berichtet ihr von der Situation und bittet sie, etwas zu unternehmen, weil er ahnt, dass David sich rächen könnte.
In Vers 18 sehen wir, dass Abigail sofort tätig wird. Sie macht sich auf den Weg, um David entgegenzugehen und ihm die erbetene Versorgung zu bringen.
Abigail ist im Gegensatz zu ihrem Mann großzügig, hilfsbereit und mutig. Sie zieht den Truppen entgegen und wird als sehr demütig beschrieben. In Vers 18 steigt sie von ihrem Esel, geht auf die Knie vor David und spricht ihn demütig an. Stellvertretend für ihren Ehemann bekennt sie Schuld und übernimmt Verantwortung.
In Vers 25 betont sie, dass Nabal seinem Namen alle Ehre macht. „Nabal“ heißt tatsächlich „Tor“ oder „Dummkopf“. Abigail sagt zu David: „Mein Mann heißt Dummkopf, und er ist, wie er heißt.“
Dann zeigt sie ihre Weisheit. In Vers 26 spricht sie: „So wahr der Herr lebt und so wahr du selbst lebst, der Herr hat dich davor bewahrt, in Blutschuld zu geraten und dir mit eigener Hand zu helfen. So sollen deine Feinde und alle, die meinem Herrn übel wollen, wie Nabal werden.“
In prophetischer Weise spricht sie weiter. Ab Vers 28 heißt es: „Der Herr wird meinem Herrn ein beständiges Haus bauen, denn du führst des Herrn Kriege. Es möge nichts Böses an dir gefunden werden dein Leben lang. Und wenn sich ein Mensch erheben wird, dich zu verfolgen und dir nach dem Leben zu trachten, so soll das Leben meines Herrn eingebunden sein im Bündel der Lebendigen bei dem Herrn, deinem Gott. Aber das Leben deiner Feinde soll er fortschleudern mit der Schleuder.“
Sie spricht neue Verheißungen aus, die später noch erfüllt werden: Aus David wird ein beständiges Haus. Sie ermutigt ihn, sein Herz zu behüten, damit er ein König nach dem Herzen Gottes sein kann.
Sie endet mit einer persönlichen Bitte: Wenn der Herr meinem Herrn Wohltun wird, so soll er an seinem Markt denken.
Diese mutigen und weisen Worte Abigails verfehlen nicht ihre Wirkung. Die Frau kommt zum großen David, und dieser nimmt ihre Ermahnung mit großer Dankbarkeit an.
Vers 32: „Da sprach David zu Abigail: Gelobt sei der Herr, der Gott Israels, der dich heute mir entgegengesandt hat. Gesegnet sei deine Klugheit, und gesegnet seist du, dass du mich heute davon zurückgehalten hast, in Blutschuld zu geraten und mir mit eigener Hand zu helfen. Wahrlich, so lebt der Herr, der Gott Israels, der mich davor bewahrt hat, dir Übel zu tun. Wärst du nicht eilends mir begegnet, so wäre dem Nabal bis zum Lichtmorgen nicht einer der Männlichen übel geblieben.“
David nimmt aus ihrer Hand, was sie ihm gebracht hat, und spricht zu ihr: „Zieh mit Frieden hinauf in dein Haus! Siehe, ich habe auf deine Stimme gehört und dein Antlitz wieder erhoben.“
Jetzt ist David wieder er selbst. Er erkennt demütig an, dass er sich in seinem blinden Zorn verrannt hatte. Er erkennt, dass er fast etwas wirklich Böses getan hätte. Er ist dankbar, dass Gott ihm diese Frau geschickt hat, die ihn durch ihre demütigen, mutigen und weisen Worte davon abgehalten hat.
David erkennt, dass er, obwohl er bisher wohlgefällig vor Gott gehandelt hat, Gottes Eingreifen dringend nötig hat. Er sieht, dass Gott ihm in Abigail eine Retterin gesandt hat, die ihn zur Umkehr ruft.
Meine Frage an dich heute ist: Weißt du auch, dass du einen Retter brauchst, der dich zur Umkehr ruft? Keiner von uns ist weise genug, so zu leben, wie es Gott gefällt. Anstatt immer und in allem ganz auf Gott zu vertrauen und nach seinem Wort zu leben, denken, reden und handeln wir oft im Widerspruch zur göttlichen Weisheit.
Deswegen hätten wir alles verdient, von ihm gerichtet zu werden. Aber so ist unser Gott nicht. Er ist geduldig, voller Barmherzigkeit und Liebe. Er lässt die Seinen nie in ihrer Torheit und Verlorenheit allein.
Er sandte Abigail zu David, um ihn aus seiner Torheit herauszurufen, damit David der König aller Könige werden kann – der Mann nach dem Herzen Gottes, von dem der wahre König aller Könige abstammen sollte.
Dieser König, Gottes ewiger Sohn Jesus Christus, wurde von einem Nachkommen Davids geboren. Er kam in diese Welt und wurde zu uns gesandt, um uns von unseren törichten Wegen zurückzurufen und zur Umkehr zu rufen, damit wir gerettet werden können.
Jesus Christus allein hat wirklich weise gelebt in allen Dingen. Er hat nie die Kontrolle verloren. Selbst sein Zorn, sein gerechter Zorn, war immer kontrolliert. Er war die Liebe in Person, vollkommen weise und gerecht.
Er nahm die gerechte Strafe für unsere Torheit und Sünde auf sich und bezahlte sie am Kreuz von Golgatha, damit jeder, der zu ihm umkehrt, bei ihm Rettung finden, von aller Schuld befreit werden und im Gericht Gottes bestehen kann.
Meine Frage an dich heute Vormittag ist: Bist du demütig genug, anzuerkennen, dass du zur Umkehr gerufen werden musst? Erkennst du, dass Jesus Christus der vollkommene Weise ist, der dich nicht nur zur Umkehr ruft, sondern dich auch retten will?
Mir ist klar, dass ich weder so weise noch so hübsch bin wie Abigail. Aber ich hoffe, du hörst mein Wort, wenn ich dir zurufe: Kehr um, kehr um und glaub an diesen Retter und Herrn Jesus Christus, dann wirst du gerettet werden.
Als Gemeinde ist es uns ein großes Anliegen, dass Menschen diesen Ruf hören, umkehren und Rettung finden. Wenn du heute hier bist und das noch nicht gefunden hast, freuen wir uns sehr, dass du hier bist, und wir wollen dich rufen.
Deshalb bieten wir einen christlichen Entdeckerkurs an – eine Gelegenheit, in der wir dir ausführlich erklären, wer Jesus Christus ist, was er für dich getan hat und wozu er dich ruft.
Nimm diese Gelegenheit wahr! Wenn du bisher noch nicht erkannt hast, dass du Umkehr brauchst, lerne ihn kennen. Wir würden uns freuen, wenn du den Ruf zur Umkehr nicht nur hörst, sondern auch darauf reagierst und Rettung findest.
Natürlich sind die meisten hier Christen, und ich glaube, dass dieser Text primär Christen anspricht. David steht hier nicht für den Heiden oder Ungläubigen. David ist der Gesalbte Gottes.
Und ganz ehrlich: Auch wir Christen handeln nicht immer weise und beherrscht. Wenn du heute kein Christ bist, darfst du das gerne hören: Christen sind nicht weiser oder besser als andere. Aber wir erkennen an, dass uns oft Weisheit fehlt und dass wir Umkehr und Rettung brauchen.
Lieber Christ, ich hoffe, du erkennst das für dich persönlich. Ich hoffe, du bist bereit, dich in dein Leben hineinsprechen zu lassen.
Sprüche 9,6 ist ein Wort für jeden von uns: „Verlasst die Torheit, so werdet ihr leben!“
Lieber Christ, bist du bereit, dich von Menschen zur Umkehr rufen zu lassen? Es ist wirklich etwas Gutes, wenn Menschen mutig zu dir kommen und dich zur Umkehr rufen.
Niemand mag das besonders gern. Ich bin kein Megafan davon, wenn Leute mir sagen: „Du bist wieder auf dem falschen Weg.“ Aber ich bin dankbar, dass Gott solche Menschen in mein Leben stellt.
Ich weiß ganz genau: Wenn meine Frau mich anschaut und sagt: „Herr Pastor, was soll das jetzt wieder?“ denke ich manchmal im ersten Moment: Was soll das? Aber ich bin dann weise genug anzuerkennen, dass sie wahrscheinlich einen Punkt hat, und ich bin dankbar dafür.
Ihr Lieben, wir sollten alle bereit sein, uns von Menschen ins Leben sprechen zu lassen, so wie David damals. So können wir mit Sünde und Torheit konfrontiert werden und umkehren.
Wir sollten das zulassen – auch wenn die Person, die uns ins Leben spricht, das vielleicht nicht so demütig tut wie Abigail.
Gleichzeitig sollten wir bedenken, dass nicht jeder, der uns etwas sagt, uns wirklich hilft, weise zu leben.
Deshalb möchte ich dich fragen: Wer gibt dir Wegweisung für dein Leben? Wer beeinflusst, wie du denkst, redest und handelst?
Ich möchte mich für einen Moment an die Jugendlichen unter uns wenden: Es ist ganz normal, dass man in jungen Jahren noch nicht viel Weisheit hat. Wenn du ein bisschen weise bist, weißt du, dass ich Recht habe.
Junge Menschen brauchen Ratgeber, suchen oft Ratgeber und werden stärker als Ältere durch andere geprägt.
Deshalb ist es für euch Jugendliche von größter Bedeutung, wer euch prägt, wer euch ins Leben spricht.
Ich sage es offen: YouTube, Instagram und Netflix sind nicht die weisesten Ratgeber. Eigentlich weißt du das.
Im Kolosserbrief 2,3 erfahren wir, wo wahre Weisheit zu finden ist: „In Jesus Christus liegen verborgen alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis.“
Meine Frage an die Jungen und die Älteren ist: Wem gibst du Raum, dich zu prägen?
Prägung geschieht immer dort, wo wir lange Zeit verbringen mit Stimmen, die uns ins Leben sprechen – egal, ob sie aus dem Computer, dem Handy oder einem Buch kommen.
Gott hat uns in seiner großen Liebe Zugang gegeben zur Quelle aller Weisheit. Er ist in Jesus Christus gekommen, um das vollkommen weise Leben zu leben, so dass wir ihm nachfolgen können. Er hat uns durch sein Wort Weisheit gegeben, durch die er in unser Leben sprechen will.
Oft genug gebraucht der Herr andere Menschen, die uns biblische Weisheit ins Leben sprechen können.
Ich möchte uns ermutigen, einander so zu dienen – Menschen zu sein, die, wenn sie Torheit sehen, bereit sind, mit der Weisheit, die Gott ihnen gegeben hat, in das Leben anderer hineinzusprechen – demütig, mutig und liebevoll.
Das ist ein biblischer Auftrag. Galater 6,1 beschreibt, dass wir, wenn wir jemanden sehen, der vom guten Weg abgekommen ist, diesen in Sanftmut zurechtweisen sollen.
Ich möchte uns ermutigen, solche Ermahnungen dankbar anzunehmen und nicht sofort in Abwehrhaltung zu gehen oder selektiv zu sein: „Von dem einen lasse ich mir etwas sagen, von anderen nicht.“
Manchmal sind unsere Kinder die weisesten Ratgeber für uns Eltern. Manchmal sind es in der Gemeinde diejenigen, die von vielen für nichts gehalten werden, denen Gott Weisheit gibt, um in das Leben anderer hineinzusprechen.
Gott hat uns so zusammengestellt, dass wir einander so dienen können. Abigail dient David so, und David ist demütig genug, ihr Wort zu hören und darauf zu reagieren. So wird es ihm zum Segen.
Möge das auch in unserer Gemeinde so sein!
In den abschließenden Versen unseres Bibeltextes sehen wir, was geschah, als Abigail zu ihrem Mann Nabal zurückkehrte. Sie will ihm berichten, wie sie ihn gerettet hat vor dem sicheren Tod.
Doch Nabal ist nicht ansprechbar. Er, der David nicht einmal das Nötigste geben wollte, feiert ein Fest wie ein König. Er verprasst seinen Reichtum und hat ein Saufgelage, das ihn unfähig macht, noch angesprochen zu werden.
So muss Abigail bis zum nächsten Morgen warten, bis Nabal seinen Rausch ausgeschlafen hat, um ihm zu berichten, was David vorhatte.
Vers 37: „Als es Morgen wurde und die Betrunkenheit von Nabal gewichen war, sagte ihm seine Frau alles. Da erstarb sein Herz in seinem Leibe, und er ward wie ein Stein.“
Nach zehn Tagen schlug der Herr Nabal, und er starb.
Siehst du, Nabals Torheit war für ihn tödlich.
Ihr Lieben, ich hoffe, wir sehen, wie schlimm und gefährlich Torheit ist.
Es ist erschreckend, wenn Menschen meinen, keine Korrektur zu brauchen, wenn sie glauben, niemand könne ihnen etwas sagen, was sie hören müssten.
Ich war diese Woche mal wieder beim Friseur. Mein Friseur hat sonst die Angewohnheit, sein Handy herauszuholen und mir eine Frage zu stellen, die er dann auf YouTube stellt. Diesmal hatte er eine andere Idee.
Ich setzte mich und war gespannt, was kommt. Er drehte meinen Stuhl zu einer älteren Dame neben mir und sagte: „Kennst du schon den Lohmann?“ Sie war völlig verdattert. „Was soll das?“
Er sagte: „Das ist Pastor Pfarrer Lohmann hier, der kann dir sagen, wie du gerettet werden kannst.“
Ich versuchte, das Gespräch auf eine harmlosere Ebene zu bringen und fragte, ob sie mit dem christlichen Glauben vertraut sei. Sie sagte: „Naja, das ist alles Quatsch, ich bin Atheistin.“
Das ist ein mutiger Glaube, sich sicher zu sein, dass es keinen Gott gibt.
Dann sagte sie: „Naja, da bin ich mir gar nicht sicher.“ Es stellte sich heraus, sie ist Agnostikerin und hofft, dass es Gott gibt und ein Leben nach dem Tod.
Mein Friseur sagte: „Das ist super, das hoffe ich auch und glaube daran. Kann ich Ihnen mehr dazu sagen?“
Sie sagte: „Das können Sie sein lassen, es ist ja noch keiner von den Toten wiedergekommen. Wir wissen eh nicht, wie es wird.“
Er sagte: „Jesus, hör mir doch damit auf!“
Ich versuchte, so lieb wie möglich, ihr nahezubringen, dass es sich lohnt, sich mit Jesus auseinanderzusetzen. Sie wies das komplett ab und wollte nicht einmal zuhören.
Sie hatte nur eine Hoffnung auf ewiges Leben und dass es vielleicht Gott gibt, aber wollte nichts hören.
Das ist töricht. Torheit kann tödlich sein.
Wenn du heute hier bist und noch nicht den Ruf zur Umkehr gehört hast oder darauf reagiert hast, höre diese Warnung: Sei nicht so töricht, wenigstens mal zu hinterfragen, ob das, was die Bibel sagt, vielleicht doch wahr ist und ob du nicht Umkehr und Rettung brauchst.
Mein Gebet für diese Frau und jeden, dem es ähnlich geht, ist, dass der Herr ihr Herz öffnet, dass sie Acht gibt auf das, was er ihr zu sagen hat, dass sie sich von Gott durch andere zur Umkehr rufen lässt und bei ihm Rettung findet.
Gott richtet die Toren, aber er rettet alle, die von ihrer Torheit umkehren, und sorgt für sie.
Das sehen wir wunderbar angedeutet am Ende unseres Predigttextes: David hört Abigails Bitte, kümmert sich um sie, nachdem er erfährt, dass Nabal gestorben ist. Er sendet seine Männer zu Abigail, lässt sie zu sich bringen und nimmt sie zur Frau.
Die Frau von „Dummkopf“ wird nun die Frau des Königs.
So ist Gott: Er wendet Dinge und sorgt für die Seinen.
David bekommt mit Abigail eine Quelle der Weisheit an seine Seite, nachdem Samuel und Jonathan gestorben sind.
Doch am Ende des Kapitels sehen wir, dass David weiterhin korrigiert werden muss. Seine Weisheit hat Grenzen.
Es wird nicht groß kommentiert, aber wir lesen, dass Saul ihm seine erste Ehefrau Michal weggenommen hat. Deshalb ist es okay für David, Abigail zu heiraten. Aber wir lesen auch, dass er eine zweite Frau, Ahinoam von Jesrel, zur Frau nimmt – im Widerspruch zu dem, was Gott im Königsgesetz gesagt hat.
David braucht weiterhin Weisheit und ist noch nicht frei von Torheit.
So ist es auch bei uns.
Gott sorgt für uns, indem er uns Menschen ins Leben stellt, die uns mit Weisheit ins Leben sprechen können.
Deshalb ruft Gott uns in Gemeinden zusammen, wo wir füreinander da sein können.
Meine Hoffnung ist, dass wir eine Gemeinde sind, in der wir einander mutig und in gebotener Demut ins Leben sprechen, wenn jemand vom guten Weg abgekommen ist.
Meine Hoffnung ist, dass jeder die Bereitschaft hat, sich korrigieren zu lassen und erkennt, dass das etwas Gutes ist.
Dann können wir dankbar Jesus loben, auch wenn Gott uns gerade überführt hat, dass wir auf falschen Wegen waren.
Möge der Herr uns die Weisheit schenken, anzuerkennen, dass wir nicht immer weise sind und Korrektur brauchen.
Ich bete für uns:
Himmlischer Vater, wir danken dir für dein heiliges Wort. Wir danken dir, dass du uns durch dein Wort immer wieder von Torheit und Sünde in unserem Leben überführst.
Danke, dass dein Geist uns dein Wort so aufschließt, dass diese Überführung geschehen kann.
Danke, dass du uns Geschwister an die Seite stellst, die uns mit deinem Wort dienen können.
Herr, gebrauche uns als Gemeinschaft, in der wir miteinander unterwegs sind und einander helfen, dir immer mehr und konsequenter nachzufolgen.
So können wir alle gemeinsam etwas mehr davon abbilden, wie du bist, und persönlich wachsen – in Weisheit, in Liebe und in einem Leben, das dich bezeugt.
Das alles bitten wir in Jesu Namen. Amen.
Überblick über das Kapitel 25 und die Gliederung der Predigt
Ich möchte 1. Samuel 25 in drei Abschnitten mit euch betrachten. Wenn ihr ein Gottesdienstblatt bekommen habt, seht ihr, dass ich die drei Abschnitte der Predigt jeweils mit einem Vers aus dem Buch der Sprüche überschrieben habe.
Im ersten Abschnitt, den Versen 2 bis 13, lesen wir von einem törichten Streit zwischen David und einem Mann namens Nabal. Diesen Abschnitt habe ich mit den Worten aus Sprüche 26,4 überschrieben: „Antwortet dem Toren nicht nach seiner Torheit, damit du ihm nicht gleich wirst.“
Im langen Mittelabschnitt, den Versen 14 bis 35, erfahren wir, wie die Frau Nabals, Abigail, mit viel Weisheit in das Leben Davids hineinspricht. Dadurch kann David von ihr korrigiert werden und aus der Torheit herausfinden hin zu einem Leben, das Gott gefällt. Hier steht Sprüche 9,6 Pate: „Verlasst die Torheit, so werdet ihr leben, und geht auf dem Wege der Klugheit.“
Schließlich betrachten wir ganz kurz die letzten Verse, die Verse 36 bis 44. Dort sehen wir, wie Abigail ihrem eigenen Mann Nabal erklärt, wie sie ihn eigentlich gerettet hat. Die passenden Worte und die passende Weisheit aus dem Buch der Sprüche zu diesem Abschnitt sind wohl Sprüche 10,21: „Des Gerechten Lippen erquicken viele, aber die Toren werden an ihrer Torheit sterben.“
Mein Gebet für uns ist, dass wir nicht in die letzte Kategorie gehören, sondern Menschen sind und immer mehr zu Menschen werden, die weise genug sind, anzuerkennen, dass wir manchmal nicht weise sind. Gerade deshalb lassen wir uns von anderen ins Leben sprechen, damit wir so leben können, wie es Gott gefällt.
Ich bete dafür, und dann schauen wir uns Gottes Wort miteinander an.
Gebet und Einstieg in den Text
Himmlischer Vater, wir danken dir, dass dein Wort lebendig und kraftvoll ist. Wir sind dankbar, dass wir wissen dürfen, dass auch dieser Bericht aus dem ersten Buch Samuel – ein Bericht, der auf eine Zeit vor gut dreitausend Jahren zurückblickt – ein Bericht ist, der uns ins Leben spricht. Denn du hast dieses Wort inspiriert, genau dafür.
Deshalb bitten wir dich, unsere Herzen zu öffnen, damit wir aufmerksam sind auf das, was du uns heute sagen möchtest. So kann dein Wort in uns Gutes bewirken. Das erbitten wir im Namen Jesu Christi, unseres Retters und Herrn. Amen.
Ich werde uns heute nicht den gesamten Predigttext vorlesen, da er sehr lang ist. Ab und zu werde ich Abschnitte in meinen eigenen Worten zusammenfassen. Den ersten Teil wollen wir jedoch gemeinsam lesen.
Ich beginne in Vers 2 und werde zwischendurch einige kurze Erklärungen dazu geben.
Begegnung mit Nabal: Ein törichter Streit
Beginnend in 1. Samuel 25,2 lesen wir:
David aber machte sich auf und zog hinab in die Wüste Mahon. Es war ein Mann in Mahon, der hatte seine Tätigkeit in Kamel. Dieser Mann besaß großes Vermögen: dreitausend Schafe und tausend Ziegen. Es begab sich, dass er eben seine Schafe in Kamel schor. Der Mann hieß Nabal, seine Frau aber Abigail. Sie war eine Frau von Verstand und schön von Angesicht.
Der Mann jedoch war roh und boshaft in seinem Tun und gehörte zum Stamm Kalebs. Also war Nabal ein Nachkomme von Kaleb. Kaleb ist uns bekannt: Als Israel in die Wüste zog und Mose zwölf Männer aus dem Land ins gelobte Land sandte, waren Kaleb und Joshua die beiden, die gesagt haben, Gott werde uns dieses Land geben. Kaleb war ein weiser und guter Mann.
Hier aber begegnen wir einem Nachkommen Kalebs aus dem Stamm Judas, der nicht weise ist. Das erfahren wir gleich zu Beginn. Zu ihm und seiner Frau in der Wüste Mahon kommt nun David. David ist dort schon eine Zeit lang auf der Flucht vor König Saul, der ihm nach dem Leben trachtet.
Ab Vers 4 lesen wir, wie David einige Männer zu Nabal schickt, um ihn zu bitten, ihm Verpflegung zu geben für seine Flucht. Ich lese ab Vers 4:
Als David in der Wüste hörte, dass Nabal seine Schafe schor, sandte er zehn seiner Leute aus und sprach zu ihnen: Geht hinauf nach Kamel, und wenn ihr zu Nabal kommt, so grüßt ihn freundlich in meinem Namen und sprecht zu meinem Bruder: Friede sei mit dir und deinem Hause und mit allem, was du hast!
Ich habe gehört, dass du Schafschuren hast. Nun, deine Hürden sind mit uns zusammen gewesen. Wir haben ihnen nichts zuleide getan, und sie haben nichts vermisst, solange sie in Kamel gewesen sind. Frag deine Leute danach, sie werden es dir sagen.
Lass meine Leute Gnade finden vor deinen Augen, denn wir sind an einem Festtag gekommen. Gib deinen Knechten und deinem Sohn David, was du zur Hand hast.
Als die Leute Davids hingekommen waren und diese Worte zu Nabal gesprochen hatten, warteten sie ruhig. Nabal antwortete den Knechten Davids:
Wer ist David, und wer ist der Sohn Isas? Es gibt jetzt viele Knechte, die ihren Herren davongelaufen sind. Sollte ich mein Brot und mein Wasser und mein Fleisch, das ich für meine Scherer geschlachtet habe, Leuten geben, von denen ich nicht weiß, wo sie her sind?
So reagiert Nabal. Spannend ist, dass Nabal behauptet, nicht zu wissen, wer dieser David ist. Er fragt: Wer ist David? Irgend so ein dahergelaufener, weggelaufener Knecht? Doch im nächsten Satz gibt er zu, dass er eigentlich doch weiß, wer David ist, denn er nennt ihn den Sohn Isas.
Wir merken also schon: Nabal ist nicht der Hellste. Er ist sehr reich und hat genug, um andere zu versorgen, doch er ist komplett egoistisch und nur auf sich bedacht. Er teilt nichts. Er spricht von seinem Brot, Wasser und Fleisch und ist nicht bereit, mit dem Mann zu teilen, der zuvor seinen Hirten geholfen und ihnen beigestanden hat.
In Vers 12 lesen wir, dass die Männer Davids davonziehen:
Da wandten sich die Leute Davids um und gingen ihres Weges. Als sie zu David zurückkamen, berichteten sie ihm alles.
Davids Zorn und drohende Torheit
Was würdest du jetzt erwarten, wie David reagiert? Was macht David?
Wir können sicher nachvollziehen, dass das eine Beleidigung für David war. Er war von Gott schon zum König erwählt worden. Er sollte als Nachfolger Sauls das Land regieren. Seine Leute hatten den Leuten Nabals geholfen und waren ihm gegenüber sehr hilfreich gewesen. Das wird im Fortgang in Vers 15 noch deutlicher, weil dort einer der Männer Nabals das noch einmal zusammenfasst.
Er beschreibt, wie es ihnen mit den Leuten Davids ergangen war. In Vers 15 lesen wir: „Die Männer Davids sind uns doch sehr nützlich gewesen und haben uns nicht zuleide getan, und wir haben nichts vermisst, solange wir mit ihnen umherzogen, wenn wir auf dem Felde waren. Sie sind wie Mauern um uns gewesen, Tag und Nacht, solange wir die Schafe in ihrer Nähe gehütet haben.“ Ganz klar, David und seine Männer hatten für die Männer Nabals gut gesorgt.
Nach all dem ist der sehr reiche Nabal nun nicht bereit, David auch nur mit dem Nötigsten zu versorgen. Kannst du dir die Situation vorstellen? Du bist hilfsbereit, kümmerst dich um jemanden in seiner Notsituation, und jetzt brauchst du mal Hilfe – und der sagt: „Wer bist du denn?“ Ich glaube, wir können uns vorstellen, dass so etwas schon wütend machen kann.
Aber andererseits kennen wir ja David. Wir haben immer wieder gesehen, wie beherrscht und wie weise David gehandelt hat. Gerade letzte Woche, in Kapitel 24, haben wir gesehen, dass David die Gelegenheit hatte, einen viel schlimmeren Mann, nämlich Saul, zu töten, weil er ihm quasi auf dem Silbertablett serviert wurde. Wer nicht da war und den Text vielleicht nicht vor Augen hat: David war mit seinen Männern eigentlich auf der Flucht vor Saul. Sie hatten sich in einer Höhle verkrochen, und dann kam Saul in diese Höhle, weil er aufs Klo musste. In dieser misslichen Situation hockt Saul da, und David hat eine Waffe und könnte ihn einfach töten. Doch er macht es nicht. Er hält sogar seine Männer davon ab, das zu tun. Er rettet quasi Saul und zeigt damit, dass es ihm sehr darum geht, das Richtige zu tun.
Wenn wir das vor Augen haben, würden wir jetzt wahrscheinlich damit rechnen, dass David sagt: „Lasst diesen Nabal, dem ist nicht mehr zu helfen.“ Nun schauen wir mal, was David tut.
In Vers 13 heißt es: „Da sprach David zu seinen Männern: Gürtete euch jeder sein Schwert um!“ Und jeder gürtete sich sein Schwert um, auch David gürtete sich sein Schwert um. Etwa vierhundert Mann zogen ihm nach, aber zweihundert blieben bei dem Tross.
In Vers 21 bekommen wir einen Einblick in das, was David in diesem Moment dachte. Da heißt es: „David aber hatte gedacht: Nun habe ich alles umsonst behütet, was der da in der Wüste hat, so dass nichts vermisst wurde von allem, was er hat, und er vergilt mir Gutes mit Bösem. Gott tue David dies und noch mehr, wenn ich ihm bis zum lichten Morgen einen übrig lasse, der männlich ist von allem, was er hat.“
Boah, David rastet komplett aus. Da gibt es gar keinen Halt mehr. Das ist die Situation: Ich meine, was Nabal gemacht hat, war nicht okay. Aber David sagt jetzt: „Jeder Waffe ran, wir gehen in das Tal!“ Und nicht nur, dass sie sich Nabal vorknöpfen, sie wollen gleich alle anderen Männer mit umbringen. Sie wollen einfach mal die ganze männliche Bevölkerung in diesem Tal auslöschen – wohlgemerkt in einem Tal Israels, einem Tal, das zu Juda gehört, seinem eigenen Stamm.
David verliert komplett die Kontrolle. Er macht hier das, was wir eigentlich nur von Saul kennen, seinem bösen Gegenspieler. Saul hatte einst die Priesterstadt Nob plattgemacht, auch eine Stadt in Juda, gar nicht weit weg von diesem Tal. Das hat er getan, einfach weil er angenommen hatte, dass die Menschen in Nob ihm nicht loyal waren. Da ist Saul ausgerastet und hat alle umgebracht.
Aber hier sehen wir David, den großen David, der so treu, so weise, so gut in allem gehandelt hat, dass wir immer wieder gedacht haben, er sei ein Schatten, ein Abbild von Jesus Christus selbst. Aber hier rastet er aus. Er will auf die böse Torheit Nabals mit einer noch viel größeren Torheit antworten.
Ich glaube, das sollte uns eine Warnung sein. Wenn selbst David so vom guten Weg abkommen und plötzlich so töricht handeln kann, wie leicht kann das dann auch uns passieren? Oder meinst du, dass dir so etwas nie passieren könnte?
Kennst du nicht den Moment, in dem die Halsschlagader sich vergrößert, die Körpertemperatur steigt und die Gesichtsfarbe dunkler wird? Ihr Kinder kennt das, wenn eure Eltern euch ungerecht behandelt haben. Oder ihr Eltern kennt das, wenn eure Kinder wieder einmal überhaupt nicht gehorchen wollen. Oder ihr Ehepartner kennt das vom letzten Ehekrach.
Oder wir kennen das von der Arbeit mit diesem Chef oder diesem Mitarbeiter oder den Kollegen – vor allem dem einen. Euch fallen sicher andere Beispiele ein: Momente, in denen ihr gemerkt habt, dass ihr die Kontrolle verliert und Zorn in euch aufsteigt.
Sprüche 26,4 lehrt uns: „Antwortet dem Toren nicht nach seiner Torheit, dass du ihm nicht gleich wirst.“ Aber David tut genau das. David zeigt uns hier deutlich, dass er wirklich nur ein sehr blasser Schatten von Jesus Christus ist.
Letztendlich braucht David jemanden, der ihn korrigiert, der ihn vor seiner eigenen Torheit rettet. Und ganz ehrlich: Wenn David das nötig hat, wie ist es dann mit dir und mir? Haben wir das nicht erst recht nötig, immer mal wieder einen Menschen in unserem Leben, der uns zur Umkehr ruft, damit wir vor den Konsequenzen unserer Torheit gerettet werden können?
Abigail bewahrt David vor der Torheit
Nun, ab Vers 14 lesen wir, wie David vor seiner geplanten Torheit bewahrt wird. Damit kommen wir zum zweiten Punkt dieser Predigt. Ich lese uns jetzt die ersten Verse nicht vor, aus Zeitgründen lasse ich sie weg und fasse sie nur kurz zusammen.
Ab Vers 14 bis Vers 17 wird beschrieben, wie ein Mann von Nabal zu Nabals Frau geht. Er geht zu Nabals Frau, weil er sagt, zu Nabal zu gehen habe eh keinen Sinn. Nabal sei so blöd, dass er auch nicht zuhört, wenn er ermahnt wird. Aber zu Nabals kluger und schöner Frau könne man gehen.
Dieser Knecht berichtet, was geschehen ist. Er informiert sie über die Situation und ahnt, dass David sich vielleicht jetzt rächen könnte. Deshalb bittet er Abigail, etwas zu unternehmen.
In Vers 18 sehen wir, dass Abigail sofort tätig wird. Sie macht sich auf den Weg, David entgegenzugehen, um ihm die erbetene Versorgung zu bringen. Man sieht, dass Abigail im Gegensatz zu ihrem Mann großzügig und hilfsbereit ist. Sie ist mutig, zieht diesen Truppen entgegen und wird uns als sehr demütig beschrieben.
In Vers 18 lesen wir, wie sie von ihrem Esel steigt, auf die Knie geht vor David und ihn sehr demütig anspricht. Sie bekennt stellvertretend für ihren Ehemann die Schuld und ist bereit, die Verantwortung zu tragen.
In Vers 25 betont sie dabei, dass Nabal seinem Namen mal wieder alle Ehre gemacht hat. Der Vers lohnt sich zu lesen. Nabal heißt tatsächlich „Tor“ oder „Dummkopf“. Abigail kommt zu David und sagt: „Schau, mein Mann heißt Dummkopf, und er ist, wie er heißt.“
Dann zeigt sie ihre Weisheit in Vers 26. Sie spricht: „So wahr der Herr lebt und so wahr du selbst lebst, der Herr hat dich davor bewahrt, in Blutschuld zu geraten und dir mit eigener Hand zu helfen. So sollen deine Feinde und alle, die meinem Herrn übel wollen, wie Nabal werden.“
Dann spricht sie quasi in prophetischer Manier. Ich habe keine Ahnung, wie sie an dieser Stelle schon erkennt, dass der Herr David davor bewahrt hat, jetzt etwas zu tun. Ob das eine Suggestivaussage ist oder ein prophetisches Wort.
Ab Vers 28 klingt es tatsächlich so, als wenn sie prophetisch in das Leben von David hineinspricht. Vers 28: „Der Herr wird meinem Herrn ein beständiges Haus bauen, denn du führst des Herrn Kriege. Es möge nichts Böses an dir gefunden werden dein Leben lang. Und wenn sich ein Mensch erheben wird, dich zu verfolgen und dir nach dem Leben zu trachten, so soll das Leben meines Herrn eingebunden sein im Bündlein der Lebendigen bei dem Herrn, deinem Gott. Aber das Leben deiner Feinde soll er fortschleudern mit der Schleuder.“
„Wenn dann der Herr meinem Herrn all das Gute tun wird, was er dir zugesagt hat und dich zum Fürsten oder König bestellt hat über Israel, so wird das Herz meines Herrn frei sein von dem Anstoß und Ärgernis, dass du unschuldiges Blut vergossen und dir selbst geholfen hast.“
Großartig! Sie erinnert David an Verheißungen, die er schon bekommen hat. Sie spricht neue Verheißungen aus, die später noch ausgeführt werden, dass aus ihm ein beständiges Haus werden wird. Und sie spricht ihm zu, dass er sein Herz so behüten wird, dass er ein König nach dem Herzen Gottes sein kann.
Sie endet schließlich mit einer persönlichen Bitte: „Wenn der Herr meinem Herrn Wohltun wird, so wollest du an deinen Markt denken.“
Was wir dann sehen, ist wunderbar. Diese mutigen und weisen Worte Abigails verfehlen nicht ihre Wirkung. Hier kommt also diese Frau zum großen David, und der große David nimmt ihre Ermahnung, ihre Korrektur mit großer Dankbarkeit entgegen.
In Vers 32 spricht David zu Abigail: „Gelobt sei der Herr, der Gott Israels, der dich heute mir entgegengesandt hat. Und gesegnet sei deine Klugheit, und gesegnet seist du, dass du mich heute davon zurückgehalten hast, in Blutschuld zu geraten und mir mit eigener Hand zu helfen. Wahrlich, so lebt der Herr, der Gott Israels, der mich davor bewahrt hat, übel an dir zu tun. Wärst du nicht eilends mir begegnet, so wäre dem Nabal bis zum Lichtmorgen nicht einer der Männer übel geblieben.“
Also nahm David aus ihrer Hand, was sie ihm gebracht hatte, und sprach zu ihr: „Zieh mit Frieden hinauf in dein Haus, siehe, ich habe auf deine Stimme gehört und dein Antlitz wieder erhoben.“
Jetzt ist David wieder er selbst. Er erkennt demütig an, dass er sich in seinem blinden Zorn verrannt hatte. Er erkennt an, dass er drauf und dran war, etwas wirklich Böses zu tun. Und er ist so dankbar. Er ist so dankbar dafür, dass Gott ihm diese Frau geschickt hat, die ihn durch ihre demütigen, aber auch mutigen und weisen Worte davon abgehalten hat, etwas wirklich Törichtes zu tun.
David erkennt, dass er bisher so gut und wohlgefällig Gott gegenüber gehandelt hat, dass er wirklich Gottes Eingreifen dringend nötig hat. Er erkennt, dass Gott ihm in Abigail eine Retterin gesandt hat, die ihn zur Umkehr gerufen hat.
Meine Frage heute ist, ob du auch weißt, dass du einen Retter brauchst, der dich zur Umkehr ruft. Keiner von uns ist weise genug, so zu leben, wie es Gott gefällt, wie es Gott von uns will.
Anstatt immer und in allem ganz auf Gott zu vertrauen und nach seinem Wort, nach der Bibel zu leben, denken, reden und handeln wir doch immer wieder im Widerspruch zur göttlichen Weisheit. Deswegen hätten wir alles verdient, von ihm gerichtet zu werden.
Aber so ist unser Gott nicht, dass er einfach kommt und richtet. Unser Gott ist ein geduldiger Gott, voller Barmherzigkeit und Liebe. Und so ließ Gott die Seinen nie, noch nie in ihrer Torheit und Verlorenheit.
Nicht eins sandte er Abigail zu David, um ihn aus seiner Torheit herauszurufen, so dass David der König aller Könige sein konnte, der Mann nach dem Herzen Gottes, von dem der wirkliche König aller Könige abstammen sollte.
Dieser König, Gottes ewiger Sohn Jesus Christus, wurde von einem Nachkommen Davids geboren und kam in diese Welt. Und ihn hatte Gott zu uns gesandt, damit er uns von unseren törichten Wegen zurückruft und zu einer Umkehr ruft, so dass wir gerettet werden können.
Jesus Christus allein hat wirklich weise gelebt in allen Dingen. Er hat nie die Kontrolle verloren. Selbst sein Zorn, sein gerechter Zorn, war immer ein kontrollierter Zorn. Er war die Liebe in Person. Er war vollkommen weise und vollkommen gerecht.
Und dann nahm er die gerechte Strafe für unsere Torheit und für unsere Sünde auf sich und hat sie bezahlt am Kreuz von Golgatha, damit jeder, der zu ihm umkehrt, bei ihm Rettung finden kann, befreit sein kann von aller Schuld und im Gericht Gottes bestehen kann.
Meine Frage heute Vormittag ist: Bist du demütig genug anzuerkennen, dass du es nötig hast, zur Umkehr gerufen zu werden? Und erkennst du, dass Jesus Christus der eine vollkommene Weise ist, der dich nicht nur zur Umkehr ruft, sondern der dich auch retten will?
Einladung zur Umkehr und zum Glauben
Nun ist mir klar, dass ich weder so weise noch so hübsch bin wie Abigail. Aber ich hoffe, dass du auch mein Wort hörst, wenn ich dir zurufe: Kehr um, kehr um und glaub an diesen Retter und Herrn Jesus Christus, dann wirst du gerettet werden.
Als Gemeinde ist es uns ein großes Anliegen, dass Menschen diesen Ruf hören, umkehren und Rettung finden. Wenn du heute hier bist und das noch nicht gefunden hast, freuen wir uns sehr, dass du hier bist, und wir wollen dich rufen.
Das ist auch der Grund, warum wir einen christlichen Entdeckerkurs anbieten. Das ist eine Gelegenheit, bei der wir dir ausführlich erklären wollen, wer dieser Jesus Christus ist, dieser Retter, was er für dich getan hat und wozu er dich ruft. Nimm diese Gelegenheit wahr!
Wenn du bisher noch nicht erkannt hast, dass du diese Umkehr brauchst, nutze die Chance und lerne ihn kennen. Wir würden uns sehr freuen, wenn du diesen Ruf zur Umkehr nicht nur hörst, sondern auch darauf reagierst und Rettung findest.
Weisheit und Umkehr in der Gemeinde
Aber natürlich sind die allermeisten hier unter uns Christen, und ich glaube, dass dieser Text auch primär Christen anspricht. David steht hier nicht für den Heiden oder für den Ungläubigen. David ist der Gesalbte Gottes.
Ganz ehrlich: Auch wir Christen sind Menschen, die immer wieder eben nicht weise und beherrscht handeln. Wenn du heute kein Christ bist, darfst du das gerne hören. Wir Christen sind nicht weiser oder besser als andere. Nur erkennen wir an, dass uns oft Weisheit mangelt und dass wir Umkehr und Rettung brauchen.
Lieber Christ, ich hoffe, dass du das für dich ganz persönlich erkennst. Ich hoffe, dass du bereit bist, dir in dein Leben hineinsprechen zu lassen. Sprüche 9,6 ist ein Wort für jeden von uns: „Verlasst die Torheit, so werdet ihr leben!“
Lieber Christ, bist du bereit, dich von Menschen zur Umkehr rufen zu lassen? Es ist wirklich etwas Gutes, wenn Menschen mutig zu dir kommen und dich zur Umkehr rufen. Keiner von uns mag das besonders gerne. Ich persönlich bin kein Megafan davon, wenn Leute mir sagen: „Du bist wieder auf dem falschen Weg.“ Aber ich bin dankbar dafür, dass Gott solche Menschen in mein Leben stellt.
Ich weiß ganz genau, wenn meine Frau mich anschaut und sagt: „Aber Herr Pastor“, dann denke ich im ersten Moment: „Was soll das denn jetzt wieder?“ Doch ich bin ab und zu weise genug anzuerkennen, dass sie wahrscheinlich gerade wieder einen Punkt hat – und dafür bin ich dankbar.
Ihr Lieben, wir sollten alle bereit sein, so wie David damals, uns von Menschen ins Leben sprechen zu lassen. So können wir mit Sünde und Torheit konfrontiert werden und umkehren. Wir sollten das zulassen, auch dann, wenn die Person, die uns ins Leben spricht, das vielleicht nicht so demütig tut wie Abigail hier.
Gleichzeitig sollten wir bedenken, dass nicht jeder, der uns ins Leben spricht, und nicht jeder Ratgeber uns wirklich hilft, weise zu leben.
Die Bedeutung von Weisheit und Einfluss in unserem Leben
Vorab möchte ich dich fragen: Wer gibt dir Wegweisung für dein Leben? Wer beeinflusst, wie du denkst, redest und handelst?
Ich möchte mich für einen Moment ganz bewusst an die Jugendlichen unter uns wenden. Es ist ganz normal, dass man in jungen Jahren noch nicht viel Weisheit hat. Und wenn du ein bisschen weise bist, dann weißt du, dass ich Recht habe.
Junge Menschen brauchen Ratgeber, sie suchen oft nach Ratgebern und werden noch viel stärker als Ältere durch andere geprägt. Deswegen ist es für euch Jugendliche von allergrößter Bedeutung, wer euch prägt und wer euch ins Leben spricht.
Ich möchte das einmal ganz offen sagen: YouTube, Instagram und Netflix sind nicht die weisesten Ratgeber. Eigentlich weißt du das.
Im Kolosserbrief, Kapitel 2, Vers 3 erfahren wir, wo wahre Weisheit zu finden ist. Dort heißt es: In Jesus Christus liegen verborgen alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis.
Von daher meine Frage an die Jungen und die Älteren unter uns: Wem gibst du Raum, dich zu prägen? Prägung geschieht immer dann und immer dort, wo wir lange Zeit verbringen – mit Stimmen, die uns ins Leben sprechen. Egal, ob diese aus deinem Computer, deinem Handy oder irgendwo andersher kommen oder aus einem Buch.
Ihr Lieben, Gott hat uns in seiner großen Liebe Zugang gegeben zu der Quelle aller Weisheit. Er ist in Jesus Christus gekommen, um das vollkommen weise Leben zu leben, damit wir ihm nachfolgen können. Er hat uns durch sein Wort Weisheit gegeben, durch die er in unser Leben hineinsprechen will.
Oft genug gebraucht der Herr auch andere Menschen, die uns biblische Weisheit in unser Leben hineinsprechen können.
Aufruf zu gegenseitiger Ermahnung und Korrektur
Ich möchte uns Mut machen, einander so zu dienen: Menschen zu sein, die, wenn sie Torheit anderswo sehen, bereit sind, mit der Weisheit, die Gott uns gegeben hat, in das Leben anderer hineinzusprechen – demütig, aber auch mutig und liebevoll. Das ist ein biblischer Auftrag.
Gleich Galater 6,1 beschreibt uns, dass wir dort, wo wir jemanden sehen, der vom guten Weg abgeirrt ist, diesen Personen in Sanftmut zu helfen haben. Ich möchte uns ermutigen, auch Menschen zu sein, die solche Hilfe dankbar annehmen. Menschen, die nicht sofort in Abwehrhaltung gehen oder sehr selektiv sind und sagen: „Na ja, es gibt zwei, drei Leute, die dürfen mir etwas sagen, aber von anderen lasse ich mir nichts sagen.“
Manchmal sind gerade unsere Kinder die weisesten Ratgeber für uns Eltern. Manchmal sind es in der Gemeinde diejenigen, die von vielen für nichts erachtet werden, denen Gott Weisheit gibt, um in das Leben anderer hineinzusprechen. Gott hat uns so zusammengestellt, dass wir einander auf diese Weise dienen können.
Abigail dient David so. David ist demütig genug, dieses Wort zu hören und darauf zu reagieren. So wird es ihm zum Segen. Möge das auch in unserer Gemeinde so sein!
Abschluss des Kapitels: Nabals Schicksal und Davids weitere Entwicklung
Wir sehen in den abschließenden Versen unseres Bibeltextes, was geschah, als Abigail schließlich zu ihrem Mann Nabal zurückkehrte. Sie wollte Nabal berichten, was sie für ihn getan hatte und wie sie ihn vor dem sicheren Tod gerettet hatte. Doch Nabal war nicht ansprechbar.
Nabal, der David nicht einmal das Nötigste geben wollte, feierte ein Fest, wie es sonst nur Könige tun. Er verprasste seinen Reichtum und veranstaltete ein Saufgelage, das ihn unfähig machte, noch angesprochen zu werden. So musste Abigail bis zum nächsten Morgen warten, bis Nabal seinen Rausch ausgeschlafen hatte. Erst dann konnte sie ihm berichten, was David eigentlich vorhatte.
In 1. Samuel 25,37 heißt es: „Als es aber Morgen geworden und die Betrunkenheit von Nabal gewichen war, sagte ihm seine Frau alles. Da erstarb sein Herz in seinem Leibe, und er ward wie ein Stein.“ Nach zehn Tagen schlug der Herr Nabal, sodass er starb.
Man sieht, dass Nabals Torheit für ihn tödlich war. Ihr Lieben, ich hoffe, wir erkennen, wie schlimm und gefährlich Torheit sein kann. Es ist erschreckend, wenn Menschen meinen, keine Korrektur zu brauchen, weil sie glauben, niemand könne ihnen etwas sagen, das sie hören müssten.
Persönliche Erfahrungen und Warnung vor Torheit
Ich war diese Woche mal wieder beim Friseur. Vielleicht vermisst er ein YouTube-Video. Mein Friseur hat nämlich normalerweise die Angewohnheit, wenn ich komme, sein Handy herauszuholen, es vor mich zu stellen und mir irgendeine Frage zu stellen. Beim letzten Mal war die Frage: „Ist Gott ein Spielverderber oder ein Spaßverderber?“ Dann sagt er: „Matthias, sag was!“ und nimmt das auf. Anschließend stellt er das Video auf YouTube. So erlange ich also in ganz neuen Kreisen große Prominenz.
Dieses Mal gab es kein neues Video. Stattdessen hatte er eine andere Idee. Ich setzte mich hin und war schon gespannt, was jetzt wieder kommt. Inzwischen bin ich schon nervös, wenn ich zum Friseur gehe. In dem Moment dreht er meinen Stuhl zu der Person, die neben mir in einem Stuhl saß, und sagt zu der Frau, einer älteren Dame, die neben mir sitzt: „Kennst du schon den Lohmann?“ Die Frau war völlig verdattert und fragte sich, was das jetzt soll. Er erklärte: „Ja, das ist der Pastor Pfarrer Lohmann hier. Der ist am Goetheplatz und kann dir sagen, wie du gerettet werden kannst.“
Dann versuchte ich, das Gespräch auf eine etwas harmlosere Ebene zu bringen. Ich fragte sie, ob sie mit dem christlichen Glauben vertraut sei. Sie antwortete: „Naja, das ist alles Quatsch, ich bin Atheistin.“ Daraufhin sagte ich: „Das ist aber ein mutiger Glaube – sich sicher zu sein, dass es keinen Gott gibt.“ Sie erwiderte: „Naja, da bin ich mir ja gar nicht sicher.“ Es stellte sich heraus, dass sie eigentlich Agnostikerin ist. Sie sagte nämlich, sie hoffe schon, dass es einen Gott gibt und auch, dass es ein Leben nach dem Tod gibt.
Mein Friseur sagte daraufhin: „Das ist super, das hoffe ich auch und daran glaube ich sogar. Kann ich Ihnen mehr dazu sagen?“ Sie antwortete: „Das können Sie sein lassen, es ist ja noch keiner von den Toten wiedergekommen. Wir wissen eh nicht, wie es wird.“ Er entgegnete: „Doch, Jesus, hör mir doch damit auf!“
Ich habe dann versucht, so lieb wie möglich, ihr freundlich nahezubringen, dass es sich doch lohnt, sich mit Jesus auseinanderzusetzen. Vielleicht ist das nicht besonders viel, aber ich habe mich bemüht. Sie hat das jedoch komplett verworfen. Sie sagte einfach, davon wolle sie nichts hören, das sei alles Quatsch. Sie wollte nicht einmal hören, dass sie Hoffnung auf ewiges Leben hat und dass sie vielleicht an Gott glauben könnte.
Und dann führt Gott es so, dass beim Friseur auf einmal so ein komischer Typ neben ihr sitzt, der ihr sagt: „Ich kann Ihnen was dazu sagen.“ Und dann bedankt sie sich. Ich fand das so traurig. Ich meine, sie hätte sich zumindest etwas anhören können. Ja, sie hätte sagen können: „Nee, das klingt nicht überzeugend für mich“ oder Ähnliches. Aber einfach pauschal nichts hören zu wollen, das ist töricht.
Torheit kann tödlich sein. Wenn du heute hier bist und noch nicht den Ruf zur Umkehr gehört hast, wenn du darauf noch nicht reagiert hast, dann hör diese Warnung: Sei nicht so töricht, wenigstens mal zu hinterfragen, ob das, was die Bibel zu sagen hat, vielleicht doch wahr ist. Ob du nicht vielleicht doch Umkehr und Rettung brauchst.
Mein Gebet für diese Frau und für jeden, dem es ähnlich geht, ist, dass der Herr diesen Menschen das Herz auftut. Dass sie Acht haben auf das, was er ihnen zu sagen hat, dass sie sich von Gott vielleicht durch jemand anderen zur Umkehr rufen lassen und bei ihm Rettung finden.
Gottes Fürsorge und die Bedeutung der Gemeinschaft
Wir sehen hier, dass Gott die Toren richtet, aber alle rettet, die von ihrer Torheit umkehren. Er sorgt für sie. Das wird wunderbar am Ende unseres Predigttextes angedeutet. Dort wird beschrieben, wie David die Bitte von Abigail hört und sich um sie kümmert, nachdem er erfahren hat, dass Nabal gestorben ist.
David sendet erneut seine Männer, diesmal zu Abigail, und lässt sie zu sich bringen. Er nimmt sie zur Frau. Ja, die Frau des Dummkopfs wird jetzt die Frau des Königs. So ist Gott: Er wendet Dinge und sorgt für die Seinen. In gewisser Weise sorgt er auch für David. David bekommt mit Abigail diese Quelle der Weisheit an seine Seite, nachdem Samuel und Jonathan gestorben sind.
Doch ganz am Ende des Kapitels sehen wir, dass David weiterhin korrigiert werden muss. Seine Weisheit hat noch Grenzen. Es wird hier nicht groß kommentiert, aber wir lesen, dass Saul ihm seine erste Ehefrau Michal weggenommen hat. Deshalb ist es für David in Ordnung, wieder zu heiraten und Abigail zur Frau zu nehmen. Allerdings lesen wir auch, dass er noch eine zweite Frau, Ahinoam von Jesrel, zur Frau genommen hat – im Widerspruch zu dem, was Gott im Königsgesetz gesagt hat.
Unser lieber David braucht also weiterhin mehr Weisheit. Er ist noch nicht frei von Torheit. So ist es auch bei uns. Gott sorgt für uns, indem er uns Menschen ins Leben stellt, die uns mit Weisheit begleiten und ins Leben sprechen können. Deshalb ruft Gott uns zusammen in Gemeinden, in denen wir genau so füreinander da sein können.
Meine Hoffnung für uns ist, dass wir eine Gemeinde sind, in der wir einander mutig und in gebotener Demut ins Leben sprechen, wo wir sehen, dass jemand vom guten Weg abgekommen ist. Meine Hoffnung ist auch, dass wir eine Gemeinde sind, in der jeder die innere Bereitschaft hat, sich korrigieren zu lassen und erkennt, dass das etwas Gutes ist.
So können wir dank Jesus auch dann Lieder singen, wenn Gott uns gerade überführt hat, weil wir auf falschen Wegen unterwegs waren. Möge der Herr uns die Weisheit schenken, anzuerkennen, dass wir nicht immer weise sind und Korrektur brauchen. Ich bete für uns.
Schlussgebet
Himmlischer Vater, wir wollen dir danken für dein heiliges Wort. Wir danken dir, dass du uns durch dein Wort immer wieder von Torheit und Sünde in unserem Leben überführst.
Danke, dass du durch deinen Geist dein Wort so öffnest, dass diese Überführung geschehen kann. Wir danken dir auch, dass du uns Geschwister an die Seite stellst, die uns mit deinem Wort dienen können.
Herr, gebrauche uns als eine Gemeinschaft, in der wir miteinander unterwegs sind und einander helfen, dir immer mehr und immer konsequenter nachzufolgen. So können wir alle gemeinsam mehr davon abbilden, wie du bist. Gleichzeitig kann jeder von uns ganz persönlich wachsen – in Weisheit, in Liebe und in einem Leben, das dich bezeugt.
Unsere Gemeinschaft soll ein Zeugnis für die Welt um uns herum sein, zu deiner Ehre und zu unserem Besten. Deshalb bitten wir in Jesu Namen.
