Zum Inhalt

Samaria und der rechte Moment

Jesu Leben und Lehre, Teil 101/653
23.01.2022Johannes 4,1-6
SERIE - Teil 101 / 653Jesu Leben und Lehre

Gott wird Mensch: Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.

Episode 101: Samaria und der rechte Moment

Einführung in die Situation und geografischer Hintergrund

Lasst uns heute direkt in den Text einsteigen: Johannes Kapitel 4, Verse 1 bis 4.

Als der Herr erkannte, dass die Pharisäer gehört hatten, dass Jesus mehr Jünger machte und taufte als Johannes – obwohl Jesus selbst nicht taufte, sondern seine Jünger –, verließ er Judäa und zog wieder nach Galiläa. Dabei musste er jedoch durch Samaria ziehen.

Die Pharisäer hörten, dass die Popularität von Jesus zunahm. Das war der Moment, in dem sich der Herr Jesus zurückzog. Wir wissen nicht genau, warum, doch wir können annehmen, dass er einem Konflikt ausweichen wollte. In Kapitel 1 hatten die Pharisäer Johannes den Täufer genau unter die Lupe genommen, und nun stand wahrscheinlich Jesus im Fokus.

Es gibt zwei Wege vom Süden Judäas in den Norden Galiläas: einen mitten durch Samaria und einen außen herum am Ostufer des Jordan entlang.

Bitte stellt euch das Israel des Neuen Testaments dreigeteilt vor: Im Süden liegen Jerusalem und Judäa, wo fast ausschließlich Juden wohnen. Im Norden, in Galiläa, leben sowohl Juden als auch Heiden. Das ist auch der Grund, warum der Süden den Norden kritisch beäugt.

Zwischen Galiläa im Norden und Judäa im Süden liegt Samaria. Die Samariter waren weder Juden noch Heiden. Das klingt vielleicht seltsam, aber sie waren jüdisch genug, um keine Heiden zu sein, und heidnisch genug, um von den Juden abgelehnt zu werden. Ihr Ursprung geht auf die Siedlungspolitik der Assyrer zurück.

Historische Entstehung der Samariter

Die Deportation im achten Jahrhundert vor Christus betraf die Juden des sogenannten Nordreiches. Die Assyrer siedelten anstelle der deportierten Juden Heiden in deren Städte an. In 2. Könige 17,24 heißt es: „Und der König von Assur brachte Leute aus Babel und aus Kuta und aus Awa und aus Hamath und aus Sepher-Hadad und ließ sie anstelle der Söhne Israels in den Städten Samarias wohnen. Sie nahmen Samaria in Besitz und wohnten in seinen Städten.“

Vielleicht noch kurz zu dem Namen Samaria: Es heißt hier, dass sie Samaria in Besitz nahmen und in seinen Städten wohnten. Samaria war die zweite Hauptstadt Israels. Im Süden lag Jerusalem, weiter nördlich dann Samaria. Die Frage ist: Warum gab es in Israel zwei Hauptstädte? Ganz einfach, weil es zwei Königreiche gab. Das einst große Reich unter David und Salomo zerbrach nach dem Tod Salomos in zwei Teile: ein Südreich mit der Hauptstadt Jerusalem und ein Nordreich mit der Hauptstadt Samaria.

Der Begriff Samaria bezeichnet später sowohl die Hauptstadt des nördlichen Königreiches als auch das Gebiet drumherum. Die Assyrer deportierten also schon lange vor Jesus die Juden des Nordreiches und siedelten an ihrer Stadt in Samaria Heiden an. Doch diese neuen Bewohner bekamen Probleme.

In 2. Könige 17,25 heißt es: „Und es geschah, als sie anfingen, dort zu wohnen – es sind diese umgesiedelten Heiden –, fürchteten sie den Herrn nicht. Da sandte der Herr Löwen unter sie, die unter ihnen mordeten.“ Die neuen Bewohner von Samaria hatten nun ein ernstes Problem, das gelöst werden musste.

Wie wurde dieses Problem gelöst? In 2. Könige 17,26-28 steht: „Da befahl der König von Assur: ‚Lasst einen der Priester, die ihr von dort gefangen weggeführt habt, dorthin zurückgehen, damit er hingeht und dort wohnt und sie das Recht des Gottes des Landes lehrt.‘ Da kam einer der Priester, die man aus Samaria gefangen weggeführt hatte, und wohnte in Bethel. Er lehrte sie, wie sie den Herrn fürchten sollten.“

Die Entwicklung des Samariterglaubens und die jüdische Ablehnung

Okay, das ist die Lösung: Man bringt einen gottesfürchtigen Priester zurück nach Samaria.

Was am Ende dabei herauskommt, ist ein Mischglaube, den man Synkretismus nennt. So heißt es über diesen neuen Einwohner von Samaria in 2. Könige 17, 33: „So fürchteten sie den Herrn und dienten zugleich ihren Göttern, entsprechend dem Brauch der Nationen, aus denen man sie gefangen weggeführt hatte.“

Das ist die Entstehungsgeschichte der Samariter. Über die Jahre entwickeln die Samariter eine eigene Form des jüdischen Glaubens. Diese basiert auf einem eigenen Heiligtum, einer eigenen Liturgie und dem sogenannten samaritanischen Pentateuch, ihrer Version der fünf Bücher Mose.

Man merkt, dass dies dem jüdischen Glauben nicht weit entfernt ist – vor allem, weil die Samariter an den Gott glauben, der sich Mose geoffenbart hatte. Trotzdem führte dies nicht dazu, dass die Juden die Samariter akzeptierten.

Als die Samariter beim Wiederaufbau des Tempels helfen wollen, lehnen die aus Babylon zurückgekehrten Juden ab. In Esra 4, 3 heißt es: „Da sagten Serubbabel und Jeshua und die übrigen Familienoberhäupter Israels zu ihnen: Ihr – und das sind die Samariter – habt nichts mit uns zu tun bei dem Auftrag, unserem Gott ein Haus zu bauen, sondern wir allein. Wir werden dem Herrn, dem Gott Israels, bauen, wie es uns der König Kyros, der König von Persien, befohlen hat.“

Diese ablehnende Haltung bestand also ein halbes Jahrtausend vor Jesus. Zur Zeit Jesu hatte sich die Ablehnung der Samariter nur noch verstärkt.

Die Juden hatten auch nicht davor zurückgeschreckt, das Heiligtum der Samariter auf dem Berg Garizim etwa 128 vor Christus zu zerstören.

Man kann sich vorstellen, dass weder die Samariter die Juden noch die Juden die Samariter mochten. Samariter waren diejenigen, mit denen man als echter Jude nichts zu tun haben wollte. Der Begriff „Samariter“ wurde sogar zum Schimpfwort.

Jesus’ Weg durch Samaria und der Beginn eines besonderen Gesprächs

Und doch heißt es von Jesus, er musste durch Samaria ziehen. Wir wissen nicht genau, warum das so war. Wie gesagt, es gibt zwei Wege von Judäa nach Galiläa: Einen durch Samaria und einen längeren außen herum.

Jesus musste also nicht durch Samaria ziehen, weil es keinen anderen Weg gab. Dennoch gab es für ihn anscheinend zwingende Gründe, diesen für Juden eher unangenehmen Weg einzuschlagen.

In Johannes 4,5-6 heißt es: Er kommt nun in eine Stadt Samarias, genannt Sychar, nahe bei dem Feld, das Jakob seinem Sohn Joseph gab. Dort war eine Quelle, die Jakobsquelle genannt wurde. Jesus, nun ermüdet von der Reise, setzte sich ohne weiteres an die Quelle nieder. Es war um die sechste Stunde.

Was jetzt folgt, ist eines der bekanntesten Gespräche Jesu: das Gespräch mit der Frau am Jakobsbrunnen, einer Samariterin.

Die Bedeutung des rechten Moments im geistlichen Gespräch

Und bevor wir morgen einen ersten Blick auf dieses Gespräch werfen, hier eine wichtige Vorbemerkung.

Jesus hätte jedes Recht gehabt, sich auszuruhen. Hinter ihm lag eine lange Reise, und er war müde. Dennoch nimmt er sich Zeit für eine Frau, die kommt, um Wasser zu schöpfen.

Der Herr Jesus entzieht sich keinem Konflikt. Er ist lange zu Fuß unterwegs gewesen, müde, setzt sich, und jetzt beginnt Gott, einen dieser Momente zu schaffen, von denen Paulus schreibt:

 Kolosser 4,5: Wandelt in Weisheit gegenüber denen, die draußen sind, kauft die rechte Zeit aus oder kauft den passenden Augenblick aus.

Lasst uns das heute bitte mitnehmen. Vielleicht wünschen wir uns die guten geistlichen Gespräche immer dann, wenn wir topfit und absolut ausgeruht sind. Doch die Realität sieht anders aus. Oft ergeben sich die guten Gespräche gerade dann, wenn wir es am wenigsten erwarten.

Und genau dann gilt es, wie der Herr Jesus, bereit zu sein.

Was könntest du jetzt tun? Du könntest dafür beten, dass dir Gott in dieser Woche ein paar rechte Zeiten, ein paar passende Gelegenheiten schenkt, um ihn zu bezeugen.

Das war's für heute. Morgen geht es weiter. Das Skript findet sich auf www.frogwords.de.

Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.

Vielen Dank an Jürgen Fischer, dass wir seine Ressourcen hier zur Verfügung stellen dürfen!

Seine App "Frogwords" gibt's für Android und iOS.

Jürgens aktuellste Gebets-Infos gibt's hier zum Lesen und Abonnieren.