Als ich mit meinen Söhnen zum ersten Mal in der Allianzarena in München war, um ein Fußballspiel von Bayern München zu sehen, fiel ihm vor allem die große Polizeipräsenz vor dem Stadion auf. Das ist etwas, das man normalerweise nicht mitbekommt, wenn man ein Fußballspiel im Fernsehen verfolgt.
Tatsächlich erfordern Fußballspiele immer ein enormes Polizeiaufgebot. Die Frage ist: Warum ist das so? Es ist doch einfach nur ein Spiel.
Das Problem sind die Fanlager. Die eigenen Mannschaften und einzelne Spieler werden so gehypt, dass daraus negative Emotionen gegenüber dem Gegner entstehen. Aus diesen negativen Emotionen kommt es häufig zu Ausschreitungen, besonders wenn die beiden Mannschaften in einer starken Rivalität zueinander stehen.
Deshalb werden die verschiedenen Fanlager unter einem enormen Polizeieinsatz voneinander getrennt, um gewalttätige Ausschreitungen zu verhindern.
Eine ähnliche Situation liegt in der Gemeinde in Korinth vor. Ich gehe in meiner Predigtreihe durch den Korintherbrief, und das Problem ist, dass sich in Korinth verschiedene Fanlager in der Gemeinde gebildet haben, die zu einer Spaltung der Gemeinde führen.
Mein Predigtthema heute Morgen lautet: Ein Hype, der die Gemeinde spaltet. Ein Hype, der die Gemeinde spaltet. Vielleicht fragt sich der eine oder andere heute Morgen, was ein Hype eigentlich ist. Tatsächlich gibt es kein treffendes Synonym im Deutschen. Aber ein Hype ist letztendlich ein Trend, der mit großer Euphorie einhergeht. Das ist ein Hype.
Unser Predigttext zeigt uns, worin dieser Hype besteht. Lasst uns gemeinsam lesen, 1. Korinther 1,10-17. Ich lese den Abschnitt am Stück vor, und dann arbeiten wir uns wie gewohnt Vers für Vers durch den Text.
Paulus schreibt an die Korinther:
„Ich ermahne euch aber, Brüder, durch den Namen unseres Herrn Jesus Christus, dass ihr alle einmütig redet und nicht Spaltungen unter euch sind, sondern dass ihr in demselben Geist und in derselben Meinung völlig zusammengefügt seid.
Denn es ist mir bekannt geworden durch die Hausgenossen der Chloe über euch, meine Brüder, dass Streitigkeiten unter euch sind. Ich meine aber dies, dass jeder von euch sagt: Ich bin des Paulus, ich aber des Apollos, ich aber des Kephas, ich aber Christi.
Ist der Christus zerteilt? Ist etwa Paulus für euch gekreuzigt? Oder seid ihr auf den Namen des Paulus getauft worden?
Ich danke Gott, dass ich niemanden von euch getauft habe, außer Crispus und Gaius, damit nicht jemand sagt, ihr seid auf meinen Namen getauft worden. Ich aber habe auch das Haus der Stephanas getauft, sonst weiß ich nicht, ob ich noch jemand getauft habe.
Denn Christus hat mich nicht ausgesandt zu taufen, sondern das Evangelium zu verkündigen – nicht in Redeweisheit, damit nicht das Kreuz Christi zunichte gemacht wird.“
Ein Hype, der die Gemeinde spaltet
Der Text beginnt mit einem Aufruf zur Einheit. Das ist auch mein erster Punkt: ein Aufruf zur Einheit. Die ersten Worte in Vers 10 lauten: „Ich ermahne euch aber, Brüder.“ Schaut mal, Paulus hat diesen ersten Korintherbrief so positiv begonnen. Vielleicht könnt ihr euch noch an die ersten beiden Predigten in dieser Reihe erinnern. Er hat die Gnade betont, er hat die Gnade bestaunt – was Gottes Gnade alles in Korinth bewirkt hat. Die Korinther sind so reich beschenkt, und sie werden für immer bewahrt. Christus bringt sie ans Ziel. Er wird die Korinther untadelig vor sein Angesicht stellen.
Aber noch sind sie nicht untadelig. Es gibt Missstände, die angesprochen werden müssen. Und hier in Vers 10 beginnt Paulus damit: „Ich ermahne euch aber, Brüder!“ Ich werde heute häufiger von Ermahnung sprechen. Deswegen möchte ich das Wort ganz kurz erklären. Ermahnung im biblischen Sinne hat nie die Absicht, eine Person zu zerstören. Das ist niemals das Ziel. Eine Ermahnung im biblischen Sinn hat immer das Anliegen, einer Person zu helfen.
Nur damit ist manchmal einhergehend erforderlich, die Person auf Missstände hinzuweisen und sie wieder zurechtzuweisen. Das ist Ermahnung, und genau dieses Wort benutzt Paulus hier. Vor einiger Zeit sagte mir ein Pastor einer anderen Gemeinde: „Ich ermahne grundsätzlich keine Person, das überlasse ich Jesus.“ Etwas Jesus zu überlassen, klingt immer fromm und richtig, oder? Aber wir finden auch in der Bibel menschliche Ermahnung, und diese ist ebenfalls wichtig.
Schaut mal: Beides ist wahr. Paulus sagt in Vers 8 und 9, also direkt vor uns im Text, dass Christus die Heiligung vollendet. Er wird die Korinther ans Ziel bringen. Aber im nächsten Vers spricht er von menschlicher Ermahnung. Und das ist kein Widerspruch. Gott bringt uns als seine Kinder ans Ziel und vollendet unsere Heiligung, indem er Menschen – Geschwister – als Werkzeuge gebraucht, um uns zu ermahnen.
Deswegen brauchen wir alle immer wieder auch Korrektur. Aber wir sehen hier noch etwas ganz, ganz Wichtiges im Text: Die Ermahnung geschieht nie losgelöst vom Zuspruch des Evangeliums. Und das ist so wichtig.
Schaut mal, was hier steht: „Ich ermahne euch aber, Brüder.“ Das heißt, sie sind Geschwister. Sie sind geheiligt, das hat Paulus in den ersten Versen gesagt. Zu ihnen spricht er, er hat ihnen erst einmal deutlich gemacht, ihr seid Heilige, ihr habt eine neue Identität in Christus. Das ist so wunderbar.
Aber aus dem Zuspruch des Evangeliums folgt jetzt auch der Anspruch des Evangeliums. Heiko Krimmer hat das mal wunderbar auf den Punkt gebracht. Er sagt: „Christliche Ethik lebt vom Zuspruch und stellt sich von dort aus dem Anspruch.“ Das heißt, die richtige Lebensweise als Christ funktioniert nur auf der Basis des Zuspruchs des Evangeliums.
Deswegen darf man nie den falschen Schwerpunkt setzen und nur noch mit dem erhobenen Zeigefinger umhergehen und nur noch ermahnen, während das Evangelium wegbleibt. Damit kannst du Menschen nur zerstören. Wir alle brauchen den Zuspruch des Evangeliums.
Aber schaut mal, das Evangelium ist so gut. Wenn wir uns dessen bewusst sind – Christus hat uns angenommen, mit all unseren Baustellen – dann befreit uns dieses Evangelium doch dazu, uns jetzt auch der Ermahnung zu stellen. Weil wir sicher sind in Christus, er hat uns bereits angenommen, und jetzt möchte er uns verändern.
Das Evangelium befreit dich, lieber Bruder und liebe Schwester, zu einer großen Offenheit für Korrektur. Kann es sein, dass du das manchmal vergisst? Wenn du verheiratet bist, da spricht dein Ehepartner in dein Leben. Unsere Ehepartner sind häufig Werkzeuge Gottes für unsere Heiligung.
Und dein Ehepartner sagt dir etwas. Was merkst du in dir? Abwehrhaltung, Verteidigung? Mir geht es manchmal so, ich weiß nicht, wie es dir geht. Oder ein Bruder, eine Schwester aus der Gemeinde kommt auf dich zu und weist dich auf eine Charakterschwäche hin. Und das Erste, was du machst, ist, du gehst in den Verteidigungsmodus. Schau doch dich einmal an!
Weißt du, wovon das zeugt? Das zeugt letztendlich davon, dass du in dem Moment das Evangelium nicht mehr klar vor Augen hast. Denn wenn du dir dessen bewusst bist: Ich bin angenommen durch Christus, er hat alles für mich getan, er hält mich fest – dann kannst du dich doch getrost auch jetzt der Ermahnung stellen, dem Anspruch.
Er wird mit mir fertig, und das ist etwas Gutes, weil er an mir arbeitet.
Paulus sagt in Vers 10: „Ich ermahne euch aber, Brüder, durch den Namen unseres Herrn Jesus Christus, dass ihr alle einmütig redet und nicht Spaltungen unter euch sind, sondern dass ihr in demselben Sinn und in derselben Meinung völlig zusammengefügt seid.“
Paulus macht hier mehrere Aussagen, die alle in dieselbe Richtung gehen. Er ermahnt die Korinther zur Einheit in der Ortsgemeinde. Einheit geht verloren, wenn man ganz unterschiedliche Überzeugungen teilt. Eine gegensätzliche Denkweise in der Gemeinde führt natürlich auch zu gegenseitigen Verhaltensweisen, wodurch Spaltungen und Streitigkeiten entstehen.
Einheit im biblischen Sinne bedeutet jedoch nicht, dass alles in einer Gemeinde gleich sein muss. Es geht nicht darum, dass alle dieselbe Uniform tragen oder dieselbe Frisur haben. Das ist nicht Gemeinde im neutestamentlichen Sinne. Gemeinde im neutestamentlichen Sinn bedeutet immer Einheit in der Vielfalt.
In 1. Korinther 12 geht Paulus darauf ein: Die Gemeinde ist „kunterbunt“ im biblischen Sinne und dennoch eine Einheit. Einheit bedeutet nicht, in jeder Detailfrage einer Meinung zu sein. Paulus sagt in 1. Korinther 10, dass es Gewissensfragen gibt, in denen man unterschiedlicher Meinung sein kann.
Einheit im biblischen Sinne bedeutet, dass wir alle auf dasselbe ausgerichtet sind und in den Kernüberzeugungen völlig eines Sinnes sind. Man kann das mit einem Orchester vergleichen. Ein Orchester besteht aus vielen unterschiedlichen Instrumenten, die teilweise völlig verschieden sind. Doch sie spielen alle dasselbe Stück. Genau das ist Einheit in der Gemeinde.
Zu dieser Einheit ruft Paulus immer wieder auf. Das ist ein wichtiges Thema. In Philipper 1,27 heißt es: „Wandelt nur würdig des Evangeliums des Christus, damit ich, sei es, dass ich komme und euch sehe oder abwesend bin, von euch höre, dass ihr feststeht in einem Geist und in einer Seele zusammen für den Glauben des Evangeliums kämpft.“
Epheser 4,3 fordert dazu auf, „die Einheit des Geistes zu bewahren durch das Band des Friedens.“
Einheit in der Ortsgemeinde ist nicht das Sahnehäubchen für verbesserte Beziehungen, nicht im Sinne von „nice to have“. Einheit ist eine absolute Notwendigkeit in der Ortsgemeinde. Ohne Einheit geht es nicht.
Paulus bekräftigt hier die Ermahnung durch den Zusatz: „Ich ermahne euch aber, Brüder, durch den Namen unseres Herrn Jesus Christus.“ Damit sagt Paulus: Ich spreche stellvertretend für Jesus. Eigentlich sind das seine Worte an euch als Gemeinde. Er fordert euch auf, eines Sinnes zu sein.
Das war immer Jesu Anliegen. Kurz vor seinem Tod betet Jesus in Johannes 17 folgende Worte: „Aber nicht nur für diese allein bitte ich, also nicht nur für seine Jünger, sondern auch für die, welche durch ihr Wort an mich glauben, damit sie alle eins sein, wie du, Vater, in mir und ich in dir, dass auch sie in uns eins sein, damit die Welt glaube, dass du mich gesandt hast.“
Jesus will die Einheit unter seinen Nachfolgern, und zwar deshalb, weil sie dadurch die Beziehung widerspiegeln, die er zu seinem Vater hat. Er sagt: „Damit sie alle eins seien, wie du Vater in mir und ich in dir.“
Gott ist in sich selbst eine Einheit. Wir sprechen von der Dreieinigkeit. Wenn eine Gemeinde keine Einheit hat, bedeutet das, dass sie ein falsches Bild von Gott darstellt.
Das lehrt uns Folgendes: Einheit ist nicht einfach nur ein horizontales Problem. Fehlende Einheit ist nicht nur ein zwischenmenschliches Problem. Einheit ist immer auch ein vertikales Problem. Wenn innerhalb einer Ortsgemeinde keine Einheit herrscht, stellen wir Gott falsch dar.
Christus wird verunehrt, sein Anliegen für seine Braut wird mit Füßen getreten. Ohne Einheit wird das Zeugnis der Gemeinde ruiniert. Ohne Einheit verliert eine Gemeinde ihre Durchschlagskraft als Salz und Licht für die Gesellschaft.
Ohne Einheit – und das ist mit das Schlimmste – gibt eine Gemeinde ein verzerrtes Bild vom Evangelium wieder. Uneinigkeit und Streit predigen immer ein falsches Evangelium.
Das Gegenteil ist aber auch wahr: Einheit in der Gemeinde ist ein Wohlgeruch für Christus. Durch die Einheit in der Gemeinde wird der dreieinige Gott richtig repräsentiert. Durch die Liebe untereinander weisen wir auf Gottes Liebe zu uns hin.
Einheit in der Gemeinde vergrößert die Durchschlagskraft einer Gemeinde für das Evangelium. Einheit macht das Zeugnis einer Gemeinde glaubwürdig. Menschen kommen in die Gemeinde und sagen: „Ich nehme denen das ab, weil sie das wirklich leben.“
Einheit in der Gemeinde macht die Gemeinde als Braut Jesu unglaublich attraktiv. Wollen wir das nicht? Wollen wir nicht als Gemeinde eine unglaublich attraktive Braut für unseren Herrn Jesus sein?
Aber diese Einheit, ihr Lieben, ist kein Selbstläufer. Es gibt mindestens zwei Faktoren, die die Einheit einer Ortsgemeinde beständig gefährden.
Zum einen ist da Satan. Schon der Name Teufel, Diabolos, bedeutet „Durcheinanderbringer“. Wusstet ihr das? Durcheinanderbringer heißt, er wird immer versuchen, die Einheit einer Ortsgemeinde, die Einheit der Gemeinde zu gefährden – auch bei uns hier in Köln. Und damit wäre unser Zeugnis als Gemeinde völlig ruiniert, oder?
Wissen Sie, ich spreche jetzt mal aus meinem Herzen: Mir macht der Gedanke manchmal Sorgen. Nicht, dass ich gerade ganz große Gefahren akut sehe, aktuell. Aber ich denke mir so: Der Herr hat gerade unserer Gemeinde in den letzten Jahren eine Reichweite geschenkt, die wir als Menschen weder geplant haben noch in irgendeiner Weise angestrebt haben. Manchmal fragen uns andere Pastoren: „Was macht ihr?“ Wir sagen: „Wir machen nichts Besonderes, wir beten und wir predigen. Der Rest macht der Herr.“ Aber viele Christen in Deutschland sind durch unsere Ortsgemeinde ermutigt.
Stellt euch mal folgendes Szenario vor: Wenn wir uns hier in Ostheim in die Haare kriegen, wenn es richtig knallt, dann knallt es über Ostheim hinaus. Viele Christen werden enttäuscht sein. Wie viel Unehre würden wir als Gemeinde unserem Herrn Jesus bringen! Und davor habe ich manchmal Sorgen. Damit müssen wir rechnen, dass Satan genau das will.
Der zweite Faktor, der die Einheit in der Gemeinde beständig gefährdet, ist dein Herz und mein Herz. Uneinigkeit, aber auch Einheit beginnt immer im Herzen.
Wir hatten hier im Jahr 2016 und 2017 in der Gemeinde eine Leitungskrise. Die Konstellation im Pastorenteam war damals noch eine andere, aber ich war bereits Teil des Teams. Damals habe ich mich ertappt, wie sehr ich negative Gedanken gegenüber anderen Pastoren, die mit mir im Team dienten, zugelassen habe. Ich habe in meinem Kopf Dialoge geführt. Irgendwann begann ich, alles, was ein bestimmter Pastor getan oder gesagt hat, nur noch in der negativen Schublade einzuordnen.
Damals habe ich Angst vor mir selbst bekommen. Ich fragte mich: Möchte Satan mich jetzt gebrauchen, um die Gemeinde zu spalten? Ich will nicht sein Werkzeug sein. Und Gott ist so gnädig, er hat mich wieder sehend gemacht. Ich habe mich bei einigen Pastoren entschuldigen müssen, auch vor der Gemeinde. Seitdem ist unsere Beziehung bestens.
Aber damals habe ich für mich eine wichtige Lektion gelernt: Satan will mich als Werkzeug für Spaltung gebrauchen. Weißt du was? Das trifft auch auf dich zu. Wenn du Teil dieser Gemeinde bist, will Satan auch dich als Werkzeug für Spaltung gebrauchen. Das will er. Bist du dir dessen bewusst?
Bis hierhin wird Uneinigkeit und Streit, wie wir auch heute schon in Jakobus 4 gehört haben – Simeon hat den Text am Anfang gelesen – durch persönliche, ich-zentrierte Forderungen und durch Selbstsucht gefördert. Dadurch wird Uneinigkeit und Spaltung vorangetrieben.
Deswegen möchte ich dir heute mal folgende Frage stellen: Wie oft geht es dir einfach nur um deine persönlichen Vorstellungen, wenn du zur Gemeinde kommst? Wie oft geht es dir einfach um deinen Geschmack? Wie oft geht es dir um deine Sichtweise, um deine Vorlieben, um deine Agenda?
Ich sage mal ganz krass: Gott ist nicht an deinen Vorlieben interessiert. Gott ist an Einheit interessiert. Und du bist mitverantwortlich für die Einheit dieser Gemeinde – du und ich. Denn Einheit und Spaltung beginnen beide immer im Herzen.
In Korinth sehen wir, dass die Einheit bröckelt, weil unterschiedliche Personen gehypt werden. Das ist mein zweiter Punkt: der Hype um Personen. Ich lese die Verse 11 und 12 noch einmal vor:
„Denn es ist mir durch die Hausgenossen der Chloe über euch bekannt geworden, meine Brüder, dass Streitigkeiten unter euch sind. Ich meine aber dies: Jeder von euch sagt, ich bin des Paulus, ich aber des Apollos, ich aber des Kephas, ich aber Christi.“
Paulus hat unerfreuliche Nachrichten aus Korinth erhalten. Dabei legt er seine Quelle offen. Er sagt nicht: „Ich habe da von jemandem gehört“ oder „Jemand hat über euch gesagt.“ Nein, Paulus nennt die Hausgenossen der Chloe beim Namen. Er ist transparent. Wir wissen heute nicht, wer Chloe genau war, doch die Korinther wussten es, denn Paulus erklärt die Person nicht näher. Das bedeutet, Chloe war eine bekannte Person in der Gemeinde in Korinth. Durch ihr familiäres Umfeld hat Paulus von den Streitigkeiten erfahren.
Worum geht es bei diesen Streitigkeiten? Es geht um einen Hype um die Prediger. Paulus schreibt: „Ich aber meine dies, dass jeder von euch sagt, ich bin des Paulus, ich aber des Apollos, ich aber des Kephas, ich aber Christi.“ Hier haben sich, wie in meiner Illustration zur Einleitung, unterschiedliche Lagerrungen in der Gemeinde gebildet. Das hat viel zu tun mit der gesellschaftlichen Prägung, die es in Korinth damals gab. Das müssen wir wissen. Es steht nicht in der Bibel, aber wir wissen es aus anderen historischen Quellen.
In Korinth waren zu der Zeit die Sophisten unterwegs. Das waren Redner und Rhetoriker, die auf öffentlichen Bühnen gegeneinander antraten, ähnlich wie bei einem Poetry Slam. Um diese Sophisten – diese Redner – haben sich Gruppen gebildet. Das war das Klima, die Kultur in Korinth: Fanclubs um Redner herum. Dieses Denken der Welt, der Stadt, färbt leider auch auf die Gemeinde ab. Und mit diesem Denken bewerten die Korinther ihre geistlichen Leiter.
Paulus sagt in 1. Korinther 3,4: „Denn wenn einer sagt: Ich bin des Paulus, der andere: Ich aber des Apollos, seid ihr nicht menschlich?“ Menschlich ist hier im Sinne von weltlich zu verstehen. Habt ihr nicht eine komplett weltliche Denkweise? Ihr habt das Denken der Stadt übernommen, die Kultur der Stadt ist eure Prägung geworden.
Vermutlich war die Rivalität zwischen der Paulus- und der Apollos-Partei besonders groß, weil Paulus sich selbst und Apollos auch in den nächsten Kapiteln nennt. Gehen wir mal auf die einzelnen Parteien ein.
Die Paulus-Partei hängt wahrscheinlich an Paulus, weil er der Gemeindegründer von Korinth ist. Ich kann mir vorstellen, dass die Leute sich für besonders treu hielten: „Wir halten zu unserem Gemeindegründer.“ Das Problem ist, Paulus will nicht, dass es eine Paulus-Partei in der Gemeinde gibt.
Dann gab es die Apollos-Partei, die vermutlich besonders von der Redegewandtheit des Apollos begeistert war. Warum sage ich das? In Apostelgeschichte 18 heißt es:
„Ein Jude aber mit Namen Apollos, aus Alexandria gebürtig, ein beredter Mann.“ Er war also rhetorisch stark und mächtig in den Schriften. Er kam nach Ephesus, wurde auf dem Weg des Herrn unterwiesen und war brennend im Geist. Er redete und lehrte sorgfältig die Dinge von Jesus, obwohl er nur die Taufe des Johannes kannte.
In Vers 28 heißt es weiter über Apollos: „Denn kräftig widerlegte er die Juden öffentlich, indem er durch die Schriften bewies, dass Jesus der Christus ist.“ Also ein guter Mann mit besonders starken rhetorischen Fähigkeiten. Diese Eigenschaft wurde in Korinth enorm hoch gewertet. Dementsprechend hat man Paulus und Apollos verglichen, und Paulus wurden eher schwache rhetorische Fähigkeiten vorgeworfen.
Im 2. Korintherbrief sehen wir das in Kapitel 10, Vers 10, wo Paulus zitiert, wie man über ihn denkt: „Denn die Briefe, sagt man, sind gewichtig und stark, aber die leibliche Gegenwart ist schwach und die Rede zu verachten.“ Ob das so war, wissen wir nicht, aber das war der Vorwurf der Korinther. Sie haben Paulus schwache rhetorische Fähigkeiten vorgeworfen, und dementsprechend wurden Paulus und Apollos gegeneinander ausgespielt.
Dann gibt es auch Leute, die sich auf Kephas berufen – das ist die Petrus-Partei. Wir wissen nicht, ob Petrus jemals in Korinth war, im Gegensatz zu Paulus und Apollos. Aber ich kann mir vorstellen, dass diese Leute noch konservativer waren. Sie sagten: „Nicht nur Paulus, wir gehen noch weiter zurück auf Petrus. Zu dem Mann hat Jesus gesagt: ‚Auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen.‘ Wir stehen zu dem Urvater der Christenheit.“
Ich weiß es nicht genau. Einige Ausleger spekulieren, dass es auch eine Gruppe war, die noch mehr an den jüdischen Speisegeboten hing. Das kann sein. Auf jeden Fall gab es diese Partei, und es war nicht gut, dass sie existierte.
Die Christus-Partei, das ist hier die letzte, tut sich unter den Auslegern besonders schwer. Einige bezweifeln, ob es diese Partei wirklich gab oder ob es nur ein rhetorisches Argument von Paulus ist. Einige vermuten, dass Paulus damit eine korrigierende Aussage über sich selbst macht: „Ihr sagt, ihr gehört zu Paulus, Apollos, Petrus, aber ich gehöre zu Christus.“ Das würde Sinn ergeben, oder?
Das Problem ist, dass die griechische Syntax der Auflistung im gleichen Stil gehalten ist wie bei den anderen Parteien. Deshalb glaube ich wirklich, dass es vermutlich eine Christus-Partei in Korinth gab, die aber nicht christusgemäß gehandelt hat. Stattdessen hat sie Spaltungen hervorgerufen, vielleicht durch besonders exklusives Denken: „Wir sind die Einzigen, die fromm sind, wir bleiben Christustreu.“ Aber damit spalten sie trotzdem.
Wir wissen es nicht genau, aber eines ist Fakt: Es ist nicht gut, dass es diese Lagerbildungen in der Gemeinde gibt.
Ich glaube, dass es auch heute noch die Gefahr gibt, dass wir beispielsweise Prediger zu sehr bewundern. Ich glaube, dass diese Gefahr heute vielleicht sogar akuter ist, als wir denken.
Ich habe euch einen Flyer mitgebracht von unserem Männerevent. Am 26. Oktober haben wir ein Männerevent im Maritimen, bei dem wir mit 1500 Männern Christus anbeten, zusammen beten, füreinander einstehen und auf Gottes Wort hören wollen. Du bist übrigens eingeladen, als Mann dabei zu sein – auch wenn du im Livestream zuschaust.
Schaut mal: Wir haben alle Beteiligten veröffentlicht, wer predigt und wer an der Talkrunde teilnimmt. Meine Frage ist: Was wäre, wenn wir das nicht gemacht hätten? Wir hätten nur geschrieben: Männer-Event und was das Thema ist. Wisst ihr, welche Frage uns am häufigsten erreicht hätte? „Wer predigt?“
Jetzt will ich mal ganz provokativ fragen: Ist es relevant, wer predigt? Wenn wir wissen, es wird ein bibeltreuer Verkündiger kommen, reicht das nicht eigentlich? Dann wissen wir, dass wir Gottes Wort hören werden.
Ich sage nicht, dass es grundsätzlich falsch ist, Namen auf Flyern zu veröffentlichen. Ich will damit nur sensibilisieren, wie wir ticken und dass wir das vielleicht manchmal stärker tun, als gesund ist.
Durch YouTube und soziale Medien erlangen Prediger heute viel schneller größere Aufmerksamkeit als früher. Ich kann euch aus eigener Erfahrung sagen: Das geht mit Gefahren für Prediger und für die Gemeinde einher.
Prediger zu hypen ist ein Zeichen von Unreife. Kann es sein, dass du auch in deinem Christsein zu sehr auf Menschen setzt? Nein, es ist nicht verkehrt, gewisse Vorbilder zu haben, auch menschliche Vorbilder. Wir brauchen Vorbilder. Es ist auch nicht unbedingt falsch, einen Lieblingsprediger zu haben, den Gott vielleicht in deinem Leben ganz besonders gebraucht, um dich im Glauben zu ermutigen und herauszufordern.
Aber prüfe dich selbst: Vielleicht ist deine Begeisterung für gewisse Prediger oder Bibellehrer ungesund geworden, weil du sie regelrecht hypst und dich sogar über sie definierst. „Ich gehöre zu dem und dem. Das ist meiner.“ Wie weit sind wir wirklich weg vom Denken in Korinth?
Ich werde noch konkreter: Wenn du Gemeindemitglied hier bist, bist du nur wegen eines ganz bestimmten Pastors Teil dieser Gemeinde geworden? Frag dich das mal.
Wir haben in unserer Gemeinde eine Zeit lang eine gewisse Tendenz beobachtet, dass Menschen, die neu in die Gemeinde kamen, ihr Anmeldegespräch vor allem bei ein, zwei bestimmten Pastoren haben wollten.
Liebes Sekretariat, kannst du mir das organisieren? Ich will mit diesem Pastor ein Anmeldegespräch führen, vor der Taufe immer wieder Sonderwünsche: „Ich möchte aber von dem getauft werden.“ Wir haben dem irgendwann ganz bewusst einen Riegel vorgeschoben und gesagt: Das machen wir nicht mit. Wir möchten die Menschen darin erziehen, dass es nicht um die Person geht. Es geht nicht um die Person.
Unser Sekretariat bekommt immer wieder Anfragen, wann bestimmte Pastoren mit der Predigt dran sind, damit die Leute den langen Weg nach Köln machen, um Pastor XY zu hören, vielleicht nach dem Gottesdienst noch mit ihm zu reden oder sogar ein Selfie zu bekommen. Das ist leider so.
Vielleicht siehst du das auch bei dir selbst: gewisse Tendenzen, Predigern einen zu großen Stellenwert in deinem Leben zu geben. Lass mich dir Folgendes sagen: Menschen dürfen niemals eine zentrale Rolle in deinem Glaubensleben einnehmen. Du stehst und fällst allein mit deinem Herrn.
Wenn du zu sehr auf Menschen setzt, wirst du früher oder später enttäuscht werden, denn Menschen versagen. Kein Prediger, kein Pastor kann deinen Anspruch erfüllen, weil sie auch eigene Nöte haben und Christus brauchen.
Zum anderen kannst du durch übermäßige Identifikation mit bestimmten Personen Lagerbildung in der Gemeinde fördern. Genau das ist in Korinth passiert.
Lagerbildung geschieht natürlich nicht nur um Prediger und Pastoren herum. Lagerbildung kann auch um andere Themen entstehen. Aber wenn sie zur Spaltung führt, dann hat sie immer etwas Menschliches an sich, nicht etwas Göttliches.
Denken wir an die Corona-Zeit zurück: Da haben sich Gemeinden gespalten aufgrund von Lagerbildung – geimpft oder nicht geimpft. Spaltung!
Lagerbildung kann auch aufgrund politischer Überzeugungen in der Gemeinde passieren. Kurz vor der Wahl postest du noch mal im Status deine Partei, und am nächsten Sonntag kommt ein Bruder aus der Gemeinde zu dir und sagt: „Wie kannst du nur die wählen?“
Ich sage nicht, dass es falsch ist, als Christ politische Überzeugungen zu haben. Ich glaube, die brauchen wir auch. Wir brauchen Standpunkte. Aber wir dürfen nicht zulassen, dass menschliche Randthemen uns in der Gemeinde auseinanderbringen.
Die verschiedenen Kriegssituationen unserer Welt haben das Potenzial, für Lagerbildung in unserer Gemeinde zu sorgen. Wir haben in unserer Gemeinde Ukrainer und Russen, Menschen mit jüdischem Hintergrund, aber auch Palästinenser und Iraner.
Versteht ihr? Es gibt so viel Potenzial für den großen Knall in unserer Gemeinde, sobald wir den Blick auf das Wesentliche verlieren und stattdessen über Menschen und Menschliches streiten.
Genau das ist in Korinth passiert.
Jetzt stellt sich die Frage: Was ist die Lösung? Wie geht Paulus mit dem Scherbenhaufen von Korinth um? Will Paulus nun seine ganzen diplomatischen Fähigkeiten einsetzen, die verschiedenen Gruppen an einen runden Tisch bringen und im Sinne eines Mediators eine Kompromisslösung finden? Nein, das tut er nicht.
Wisst ihr, was Paulus macht? Er führt sie zurück zu Christus. Das ist das beste Rezept für Einheit: Immer wieder zurück zu Christus. Um wen geht es eigentlich?
Er zeigt ihnen nun, vielleicht auf schmerzhafte Weise für die Korinther, wie unsinnig dieser Hype ist – gerade wenn man ihn im Licht Christi betrachtet. Und das ist mein dritter und letzter Punkt: der Irrsinn des Hypes.
Paulus stellt in Vers 13 drei Fragen:
Frage Nummer eins: Ist der Christus zerteilt?
Frage Nummer zwei: Ist etwa Paulus für euch gekreuzigt?
Frage Nummer drei: Seid ihr auf den Namen des Paulus getauft worden?
Paulus setzt seinen Namen ein, er könnte ebenso Apollos oder Kephas nennen. Diese drei Fragen sollen den Irrsinn von Korinth aufdecken. Die Fragen könnten nicht überführender sein. Es sind rhetorische Fragen, die die Antwort „Natürlich nicht!“ erwarten.
Kommen wir zur ersten Frage: Ist der Christus zerteilt? Wie ist diese Frage zu verstehen? In 1. Korinther 12 denkt Paulus die Gemeinde als Leib Christi, also als Körper Christi, und Christus ist das Haupt. Das heißt, das Haupt – Christus – und der Leib, die Gemeinde, hängen eng miteinander zusammen. Christus ist eine Person, und diese ist nicht aufgeteilt.
Wenn der Leib Christi gespalten ist, ist es so, als ob Christus gespalten wäre. Wisst ihr, Paulus hat ja die Gemeinde verfolgt. Aber was hat Jesus ihm vorgeworfen? „Saul, Saul, warum verfolgst du mich?“ Die Gemeinde zu verfolgen bedeutet, Christus zu verfolgen. Die Gemeinde zu spalten bedeutet, Christus zu spalten oder ihn als gespalten darzustellen. Und das ist heftig, oder?
Eckhart Schnabel, der Theologe, schreibt: Eine Spaltung der Gemeinde in Fraktionen und Loyalitätsgrüppchen, die sich um berühmte Lehrer scharen, ist genauso grotesk wie die Zerspaltung des Messias, als ob es einen Messias des Paulus, einen Messias des Apollos und einen Messias des Petrus gäbe.
Paulus kommt zur nächsten Frage: Ist etwa Paulus für euch gekreuzigt? Nein, diese Frage ist absurd, oder? Völlig absurd! Diese Frage kann an Irrsinnigkeit nicht überboten werden. „Ist etwa Paulus für euch gekreuzigt?“ Die Korinther lesen das und antworten: „Natürlich nicht! Natürlich nicht!“
Warum stellt Paulus diese Frage? Er sagt: Ihr verhaltet euch mit eurem Hype um Prediger, als ob wir eure Retter wären. Als ob wir eure Retter wären! Wenn ich, Paulus, für euch gekreuzigt worden wäre, wenn ich für euch in den Tod gegangen wäre, dann würde euer Verhalten Sinn ergeben. Aber ich bin nicht für euch gekreuzigt, ich bin nicht euer Retter. Deshalb ist euer Verhalten komplett unangebracht.
Eigentlich müsste das schon ausreichen, um euch zu überführen. Paulus fügt noch eine dritte Frage hinzu: Seid ihr auf den Namen des Paulus getauft worden?
Es ist interessant: Schon damals in der frühen Kirche, in der frühen Gemeinde, gab es eine Taufformel, und diese lautete nicht: „Auf deinen Glauben enttaufe ich dich im Namen des Paulus.“ Es ist klar: Durch die Taufe bezeugen wir als Christen seit jeher: Ich bin Eigentum Christi. Ich stehe und falle mit meinem Herrn Jesus.
Und das Thema Taufe führt Paulus dann weiter aus, ab Vers 14: „Ich danke Gott, dass ich niemand von euch getauft habe außer Christus und Gaius, damit nicht jemand sagen kann, ihr seid auf meinen Namen getauft worden. Ich habe aber auch das Haus der Stephanas getauft. Sonst weiß ich nicht, ob ich noch jemand getauft habe, denn Christus hat mich nicht ausgesandt zu taufen, sondern das Evangelium zu verkünden – nicht in Redeweisheit, damit nicht das Kreuz Christi zunichtegemacht wird.“
Im ersten Moment können diese Verse überraschen: Paulus dankt, dass er nicht allzu viele Korinther getauft hat. Vor dem Hintergrund des Hypes ist das jedoch verständlich. Denn hätte er noch mehr getauft, hätten sich noch mehr Menschen auf ihn berufen können mit den Worten: „Das ist der Pastor, der mich getauft hat.“
Paulus sagt, das spielt keine Rolle. Er kann sich nicht einmal genau erinnern, wen er alles getauft hat. Zuerst nennt er Crispus und Gaius, und in Vers 16 fällt ihm ein: Auch das Haus von Stephanas. Allein damit macht Paulus deutlich, dass es eigentlich keine Rolle spielt.
Er betont, dass das nicht sein Hauptauftrag ist. Sein Hauptauftrag ist die Verkündigung des Evangeliums. Paulus möchte hier nicht die Bedeutung der Taufe minimieren, sondern die Bedeutung des Taufenden. Wolfgang Schrage schreibt dazu: Getaufte und damit dem Christus Übereignete können sich nicht einem anderen verschreiben, auch nicht irgendwelchen Weisheitslehrern oder Täufern. Sie gehören mit Haut und Haaren ihrem Herrn, der für sie gestorben ist und dem sie allein ihr Heil verdanken.
Das ist das eigentliche Anliegen von Paulus. Er möchte nicht, dass das Kreuz Christi zunichtegemacht wird – weder durch seinen Dienst, wie er ihn handhabt, noch in der Gemeinde in Korinth. Deshalb macht Paulus das einzig Richtige: Er stellt dem Hype von Korinth ein altes, raues Kreuz gegenüber. Er stellt dem Hype von Korinth einfach Christus gegenüber und sagt: Schaut auf ihn, er ist euer Retter.
Mein Freund Manuel Bühler leitet seit einiger Zeit das Projekt „Fußball mit Vision“. Es ist ein wunderbarer Dienst, den wir auch als Gemeinde unterstützen. Vor einigen Monaten rief er mich an und bat mich, bei einer Veranstaltung vor circa 15 Profi-Fußballern zu predigen – amtierenden und ehemaligen.
Ich als begeisterter Fußballfan war natürlich voller Vorfreude und habe zugesagt. Früher habe ich diese Spieler im Fernsehen bewundert, als Kind hingen sie als Poster in meinem Zimmer, und jetzt durfte ich zu ihnen predigen.
Ich bin hingefahren, doch mein Herz hatte keine Ruhe. Kurz vor der Predigt merkte ich, dass mir die gespürte Vollmacht des Heiligen Geistes fehlte – die Kraft, die ein Prediger spürt, wenn er weiß, dass er ein Wort vom Herrn hat und es nicht abwarten kann, es freizulassen. Mein Herz war unruhig.
Ich ertappte mich dabei, dass noch etwas vom alten André in mir war: Ich bewunderte diese Spieler zu sehr. Menschen sind mir zu groß, und deshalb kann ich ihnen nicht dienen, wenn sie zu groß sind.
Es war ein wunderbarer Moment, den ich mit euch teilen möchte: Vor der Predigt gingen wir zusammen mit allen Anwesenden in den Lobpreis. Während des Lobpreises sprach Gott zu mir – nicht hörbar, aber durch eine innere Stimme: „Mach dir keine Mühe, sie zu beeindrucken. Das Coolste von dir wird nie cool genug für diese Jungs sein. Sie sind anderes gewohnt.“
Doch durch die Lieder und die tiefen Texte, die wir sangen, wurde Christus plötzlich so wunderschön für mich. Der Heilige Geist sagte zu mir: „André, gib ihnen einfach den überschwänglichen Reichtum des Christus.“
Dann hatte ich Ruhe. Ich durfte nach vorne gehen und predigte den Philipperbrief Kapitel drei. Der überschwängliche Reichtum des Christus – er ist unser Gewinn, nicht ein Pokal, sondern eine Person.
Einige Spieler hatten Tränen in den Augen. Für mich war das eine wunderbare Lektion: Wir dürfen Menschen nicht zu sehr bewundern. Unser Herz soll an dem einen hängen, der sein Leben für uns gelassen hat – ungeteilte Aufmerksamkeit, ungeteilte Bewunderung, ungeteilte Anbetung.
Der Kirchenvater Augustinus hat gesagt: „Christus ist alles, was ich brauche. Er ist mein Leben, mein Licht, mein Weg, meine Wahrheit.“ Martin Luther sagte: „Christus ist die Sonne meines Lebens. Ohne ihn bin ich verloren, aber mit ihm bin ich voller Licht und Leben.“ Billy Graham sagte: „Christus ist die Antwort auf alle Fragen des Lebens. Er ist die Lösung aller Probleme und die Quelle aller Freude.“
Ich möchte heute Morgen einladen, dich komplett auf Christus zu fokussieren und dein Herz allein an ihn zu hängen. Sag: „Jesus, du bist alles, was ich habe, und du bist alles, was ich brauche. Ich liebe dich, und für dich allein will ich leben. Du bist mein Retter, nicht Menschen.“
Vielleicht sind Menschen in deinem Leben zu groß geworden, weil du sie entweder zu stark bewunderst oder dich zu sehr vor ihnen fürchtest. Schau auf Jesus! Er ist der Retter, vor dem sich eines Tages alle Knie beugen werden. Er ist der König aller Könige, der Herr aller Herren. Ihm allein gilt unser Lobpreis, ihm allein unsere Bewunderung und Liebe.
Für ihn möchte ich leben. Du auch? Dann lasst uns das tun, lasst uns das neu vornehmen: Es geht nicht um Menschen, auch nicht hier in der Gemeinde. Es geht um Christus. Ihn wollen wir bewundern.
Der Hype von Korinth führte nur zur Spaltung, aber die Bewunderung Jesu führt immer zur Einheit in der Gemeinde. Das wünsche ich mir für uns. Amen.