Liebe Brüder und Schwestern, ich freue mich sehr, heute hier zu sein und euch zu diesem Thema dienen zu können. Ich spreche gerne über viele verschiedene Dinge, die weitergegeben werden müssen. Besonders gern spreche ich jedoch über das Thema Jüngerschaft.
Noch lieber spreche ich darüber, wenn ich eine Zuhörerschaft habe, die ein so gutes Durchschnittsalter hat wie heute Morgen. Ich freue mich, dass ihr gekommen seid und teilweise weite Wege auf euch genommen habt, um diesen Tag hier zu verbringen.
Mein Wunsch und Gebet ist, dass heute Nachmittag niemand mit dem Gedanken geht: „Ach, den Tag hätte ich irgendwo besser verbringen können“, oder „Das habe ich ja alles schon gewusst“, oder „Na gut, abgehakt, Pflicht erfüllt.“ Stattdessen wünsche ich mir, dass wir alle dem Herrn begegnet sind – in seinem Wort, dass er uns neu groß und wichtig geworden ist.
Auch soll uns sein Auftrag, den ihr hier an der Wand schon geschrieben seht, bewusst werden: Macht Jünger.
Persönliche Vorstellung und Begrüßung
Bevor wir richtig loslegen, möchte ich noch ein paar Sätze zur Vorstellung sagen, damit ich es nicht vergesse. Ihr dürft mich gerne alle duzen. In unserer Gemeinde sagen alle zueinander „du“.
Ich weiß, dass ihr aus einer anderen Tradition kommt. Das ist mir vollkommen klar. Einige von euch siezen vielleicht noch ihre Schwiegereltern und vielleicht sogar die eigenen Eltern. Ich hoffe, ihr tut das nicht mehr, aber vielleicht haben eure Eltern das noch gemacht. Ihr könnt mich alle duzen, und Wilfried – ich kenne zwar Wir sind alle –, aber können wir uns darauf einigen, dass wir uns heute alle duzen?
Ich komme ursprünglich aus Hessen, bin also hier geboren und aufgewachsen. Ich habe eine Frau gewählt, die nicht aus Deutschland stammt, sondern aus Österreich. Ich habe sie bei einem missionarischen Einsatz „als Kriegsbeute“ mitgebracht. Wir waren in Österreich unterwegs, von Haus zu Haus. Dabei habe ich sie kennengelernt – nicht an der Haustür, denn sie ging ebenfalls von Haus zu Haus.
Kennt ihr die Mentalität der Österreicher? Ich habe das schon hier und da mal gesagt, in Neuwied, Bahntrup, Bielefeld und an anderen Orten, wo ich gewesen bin. Man kann das ungefähr so ausdrücken: Wenn ein Österreicher „ja“ sagt, meint er in Wirklichkeit vielleicht „vielleicht“. Wenn er „vielleicht“ sagt, meint er „nein“. Aber wenn er „nein“ sagt, dann ist er gar kein Österreicher. Die können nämlich von Natur aus kein „Nein“ sagen. Sie sind so charmant und höflich, dass sie einem nie ins Gesicht „Nein“ sagen würden. Stattdessen sagen sie „ja“, „vielleicht“ oder „möglicherweise“, meinen aber in Wirklichkeit: „Was will der von mir? Nein!“
In meinem Fall war es mein Glück, dass meine Frau nicht „nein“ sagen konnte, als ich sie gefragt habe, ob sie ihr Leben mit mir teilen will. So sind wir jetzt seit zwanzig Jahren verheiratet. Wir haben zwei Kinder – das ist für mennonitische Verhältnisse extrem wenig, das weiß ich. Ich hätte gerne mehr gehabt, aber für unsere Situation war das sogar sehr viel. Denn beinahe hätten wir keine Kinder bekommen können. Zwei sind also noch ganz schön viel.
Wir haben einen Sohn, der so schüchtern ist wie sein Papa. Er ist siebzehn Jahre alt. Und eine Tochter, die so temperamentvoll ist wie die Mama – sie ist vierzehn. Nicht die Mama, sondern die Tochter.
Es ist schön, dass ihr auch lachen könnt. Das ist wichtig, denn es entspannt auch mal die Gesichtsmuskeln. Heute werden wir zum Teil sehr ernste Dinge miteinander besprechen, aber auch viel Mutmachendes und Frohmachendes, so denke ich jedenfalls.
Einführung in das Thema Jüngerschaft und Bibelarbeit
Johnny hat zu Beginn natürlich schon die richtigen Worte gelesen und auch gute Gedanken dazu geäußert, was Jüngerschaft bedeutet.
Ich hoffe sehr, dass ihr alle eure Bibel dabei habt. Ich würde mich auch freuen, wenn ihr einen Kugelschreiber besitzt und ihn vielleicht sogar mitgebracht habt. Einen Kugelschreiber hätte ich noch zu vergeben, allerdings ist das mein bestes Stück. Vielleicht habt ihr sogar ein Blatt Papier mitgeschleppt. Das wäre super, damit ihr euch das eine oder andere notieren könnt. Nicht die Bibelstellen, die braucht ihr nicht abzuschreiben, die habt ihr ja in eurer Bibel.
Ich persönlich habe immer meine Bibel dabei, wenn ich irgendwo hingehe, wo das Wort Gottes weitergegeben wird. Das ist für mich Ehrensache. Außerdem habe ich immer meinen Kugelschreiber dabei. Einer steckt sogar immer vorne in meiner Bibel. Dazu habe ich auch etwas zum Schreiben dabei, um mir wichtige Dinge festhalten zu können.
Oh ja, da war ein Bruder schon sehr schnell. Es gibt auch Blätter, nehmt euch gerne eines, wenn ihr euch etwas notieren wollt. Ich jedenfalls habe kein so gutes Gedächtnis, dass ich mir vier Stunden Vorträge alle einprägen und auf die Festplatte brennen kann, während ich höre. Nein, das kann ich nicht. Ich brauche ein Blatt und schreibe mir einige wichtige Gedanken auf.
So, jetzt haben wir hier also den Abschnitt aus Matthäus 28 vor uns. Den kennen wir alle gut und er ist uns sehr vertraut. Und doch müssen wir die ersten Minuten hier verbringen.
Hier sagt unser Herr in seinem Wort am Ende des Matthäusevangeliums zentnerschwere Sätze, wenn ich so formulieren darf. Es heißt dort: Die elf Jünger aber gingen nach Galiläa an den Berg, wohin Jesus sie bestellt hatte. Und als sie ihn sahen, warfen sie sich vor ihm nieder, einige aber zweifelten.
Zweifel und Macht Jesu nach der Auferstehung
Woran zweifelten einige? Nicht daran, dass er auferstanden war – das hatten sie inzwischen verstanden. Er war bereits vierzig Tage mit ihnen unterwegs gewesen. Es war kurz vor seiner Himmelfahrt, und er würde sie bald verlassen. Dennoch zweifelten einige daran, ob er wirklich alle Macht besitzt. Ob er als der Auferstandene tatsächlich alle Macht hat.
Einige Monate zuvor hatte er sich noch wehrlos gefangen nehmen lassen, ans Kreuz schlagen lassen, ohne sich zu rühren oder zu wehren. Hat er wirklich alle Macht? Ich meine, auch damals hatte er schon alle Macht, aber damals hatte er darauf freiwillig verzichtet.
Nun sagte er: Jesus trat zu ihnen, redete mit ihnen und sprach: „Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf Erden.“ Ganz wortwörtlich übersetzt müsste man hier sagen: Von jetzt an ist mir alle Macht übergeben. So steht es im Griechischen.
Ich bin kein großer Kenner der griechischen Sprache, aber das habe ich von einem großen Griechisch-Professor gelernt. Er hat darauf hingewiesen, dass hier eine griechische grammatische Form steht, die einen Beginn bezeichnet. Wollt ihr es genau wissen: Es handelt sich um einen inkurativen Aorist. Das müsst ihr euch aber nicht merken. Es bedeutet, dass von jetzt an alle Macht im Himmel und auf Erden ihm gegeben ist.
Weil das so ist, sendet er seine Jünger aus: „Geht nun hin und macht alle Nationen zu Jüngern, indem ihr sie tauft auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Und lehrt sie, alles zu bewahren, was ich euch geboten habe.“
Nun bekommt auch dieser letzte Satz, auf den Johnny eben schon hingewiesen hat, noch eine viel größere Bedeutung: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis zur Vollendung des Zeitalters.“ Wenn das der ist, der bei uns ist und dem alle Macht im Himmel und auf Erden gegeben ist, dann können Menschen auch hingehen und den großen Auftrag erfüllen.
Sie können alle Nationen zu Jüngern machen, bis ins ferne Sibirien, in australische Urwälder, nach Neuguinea, Afrika oder wohin auch immer, um dort das Evangelium zu verkündigen.
Der letzte Befehl Jesu und seine Bedeutung
Wenn diese Stelle aufgeschlagen oder genannt wird, spricht man oft vom Missionsbefehl. Johnny hat das eben auch kurz erwähnt, sich aber gleich korrigiert. Es heißt nicht Missionsbefehl, und manchmal wird auch vom Taufbefehl gesprochen – beides ist streng genommen nicht richtig.
Sehen wir uns die Stelle genau an: Hier kommt nur eine einzige Befehlsform vor. Ich habe sie farblich hervorgehoben: „Macht zu Jüngern“. Das ist die Befehlsform im Griechischen, der Imperativ. Die anderen Verben sind Mittelworte der Gegenwart (Partizip Präsens), zum Beispiel „indem ihr sie tauft“ oder „sie taufend auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes“ sowie „indem ihr sie lehrt, sie lehrend alles zu bewahren, was ich euch geboten habe“.
Die Befehlsform lautet also: Macht zu Jüngern. Das ist der letzte Befehl Jesu Christi. Üblicherweise sagt man, am Ende seines Lebens, bevor man gehen muss, spricht man keine unwichtigen Dinge mehr, sondern etwas, das einem ganz wichtig auf dem Herzen liegt. Vielleicht haben manche von euch miterlebt, wie der Großvater auf dem Sterbebett lag und keine belanglosen Dinge mehr sagte. Oder war es die Großmutter? Dann gab sie noch ganz wichtige Dinge mit auf den Weg.
Hier verabschiedet sich der Herr Jesus, er kehrt zum Vater zurück und sagt zum Schluss: Macht zu Jüngern – sein letzter Befehl. Das ist also die Befehlsform. Er fügt hinzu: „sie lehrend alles zu bewahren, was ich euch geboten habe.“
Manche sind erstaunt, dass wir auch im Neuen Testament Gebote finden. Manche denken, Gebote gehörten nur zum Alten Testament – die Zehn Gebote und die vielen jüdischen Vorschriften, von denen es 613 gab, die die Juden halten mussten. Aber im Neuen Testament gibt es angeblich nur Gnade und keine Gebote mehr. Das stimmt nicht, liebe junge Geschwister.
Schaut mal: Der Herr Jesus hat zum Beispiel geboten, dass wir beten sollen. In Johannes 16,24 steht: „Bittet, so wird euch gegeben.“ Das ist ein Imperativ, ein Befehl im Griechischen. Wir sollen beten. Es ist nicht unserem Belieben überlassen, nicht nur wenn wir Lust haben. Der Teufel wird schon dafür sorgen, dass wir keine Lust haben. Wir sollen beten aus Einsicht und weil wir wissen, dass es geboten ist.
Der Herr Jesus selbst kam nicht, um sich dienen zu lassen, sondern um sein Leben als Lösegeld für viele zu geben und damit zu dienen. Das hat er schon in seinen Erdentagen getan, aber vor allem am Kreuz, als er sein Leben hingab. Mehr konnte er nicht tun, als sogar am Schluss sein Leben und Blut zu geben.
Hier steht, dass auch wir dienen sollen – so, wie er gedient hat. Wir sollen geben, auch das ist ein Imperativ, ein Befehl in der Bergpredigt (Matthäus 6). Wir sollen geben, teilen und von dem, was uns anvertraut ist, abgeben – an Bedürftige und für das Reich Gottes.
Wir sollen lieben. Jesus sagt: „Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr euch untereinander liebt, wie ich euch geliebt habe.“ Nicht alttestamentlich „wie du mir, so ich dir“, sondern wie Christus uns geliebt hat – bis zur Hingabe seines Lebens am Kreuz. So sollen wir einander lieben.
Wir sollen das Brot brechen, zu seinem Gedächtnis. Das ist nicht optional – also keine Kann-Bestimmung, sondern ein Gebot. Alle Gemeinden auf der Erde sollen das Brot brechen.
Und dann dieser Befehl, um den es heute besonders geht: Jünger machen. „Macht zu Jüngern“ – das ist die Befehlsform, das Gebot. Wir sollen sie lehren, alles zu bewahren. Wenn Menschen zum Glauben gekommen sind, beginnt ihre Belehrung. Vielleicht haben wir auch schon vorher Lehrer an sie weitergegeben, aber dann beginnt eine spezielle Unterweisung. Sie sollen lernen, wie sie leben sollen – zur Ehre Gottes, um dem Herrn Frucht zu bringen und wirklich Jünger sein zu können.
Dazu gehören einige Dinge, wie ihr hier auf dieser Folie seht. Vielleicht habe ich nicht alle aufgezählt, deshalb fügen wir noch die drei Punkte hinzu…
Die Herausforderung der Weltmission und Bevölkerungsentwicklung
Jetzt möchte ich einen Gedankengang einfügen, der mir sehr wichtig ist. Wir haben eben gesehen, dass wir hingehen und alle Nationen zu Jüngern machen sollen. Dieser Auftrag ist natürlich der gesamten Gemeinde gegeben, nicht nur uns hier, sondern der gesamten Gemeinde Jesu auf der Welt. Der Auftrag lautet, alle Nationen zu Jüngern zu machen – also bis an die Enden der Erde, Weltmission.
Wir erleben eine unglaublich dramatische Zunahme der Weltbevölkerung. Im Jahr 1850 lebten nur etwa eine Milliarde Menschen auf der Erde. Das ist für uns schon unvorstellbar. Eine Million kann man sich noch vorstellen, etwa die Größe einer Stadt wie Köln oder München. Aber was ist eine Milliarde?
Bis 1930, also innerhalb von 80 Jahren, hatte sich die Bevölkerung auf zwei Milliarden verdoppelt. 1960, nur 30 Jahre später, kam eine weitere Milliarde hinzu. 1986 wurde die Schallmauer von fünf Milliarden Menschen auf der Erde durchbrochen. Im Jahr 2006 werden wir voraussichtlich 6,5 Milliarden Menschen erreichen.
Davon lebt ein Drittel allein in zwei Ländern: China und Indien. Beide haben bereits mehr als eine Milliarde Einwohner – China etwa 1,3 Milliarden, Indien zwischen einer und 1,1 Milliarden Menschen. Und der Herr Jesus sagt: Macht alle Nationen zu Jüngern.
Stellt euch vor, was für eine gewaltige Herausforderung das ist – so viele Menschen! Wenn wir das auf Deutschland herunterbrechen: Wir haben hier 82 Millionen Einwohner. Wie viele von ihnen haben wohl noch nie das wahre Evangelium gehört? Viele kennen nur eine verzerrte Form davon, vielleicht aus einer der beiden großen Kirchen. Manche, besonders im Osten, haben vielleicht noch nie davon gehört. Sie wissen nicht, ob Jesus eine Kaugummimarke oder eine Zigarettensorte ist. Sie können mit dem Namen Jesus nichts anfangen.
So wachsen Kinder in unserem Land auf.
Wem sollen wir das Evangelium verkündigen?
Nun bleiben wir bei diesem letzten Befehl Jesu Christi stehen und fragen: Wem sollen wir das Evangelium verkündigen? Wem?
Die Antwort gibt das Markus-Evangelium. Ihr müsst Markus 16,15 nicht alle aufschlagen. Am Ende des Markus-Evangeliums steht ebenfalls ein Missionsbefehl, der die Antwort darauf gibt, wem wir das Evangelium verkündigen sollen. Dort heißt es nämlich: „Geht hin und verkündet das Evangelium aller Kreatur.“ Mit anderen Worten: allen Menschen.
Das soll nicht bedeuten, dass wir auch Hühnern und Katzen predigen sollen, wie es Franz von Assisi missverstanden hat. Er hat tatsächlich auch den Hühnern und anderen Haustieren gepredigt. Unsere Katze hört auch manchmal das Evangelium, wenn bei uns Hausbibelkreis ist. Dann ist sie manchmal unter den Teilnehmern. Aber es interessiert sie nicht so sehr, meistens schläft sie dann.
Jeder Kreatur – was sollen wir jeder Kreatur verkündigen? Die Antwort gibt Lukas. Auch das Lukas-Evangelium endet mit einem Missionsbefehl, einem Auftrag: Jünger zu machen. Was sollen wir jeder Kreatur verkündigen? Buße und Glauben.
Bei diesen beiden Worten würde ich am liebsten jetzt eine halbe Stunde stehen bleiben, denn meine Beobachtung ist: Heute wird überall vom Glauben geredet. Alle Welt redet vom Glauben, ja, sogar die großen Kirchenfürsten. Aber sie sprechen nicht mehr von Buße. Buße ist aus der Mode gekommen.
In zwei Wochen bringen wir eine Zeitschrift heraus, unsere Zeitschrift „Gemeindegründung“ von der Konferenz für Gemeindegründung. Sie wird einen unglaublich herausfordernden Artikel enthalten, von einem amerikanischen Sänger, der 1982 verunglückt ist. Sein Name ist Keith Green, manche werden ihn von verschiedenen Veröffentlichungen her kennen. Dieser Mann hat einen Artikel geschrieben mit dem Titel „Was falsch am Evangelium ist“.
Im ersten Teil spricht er über die Dinge, die wir vom Evangelium entfernt haben, die wir weggenommen haben. Er zählt auf: Wir haben das Kreuz, die Buße, das Blut und noch einige weitere Dinge weggenommen. Wir haben das Evangelium ausgehöhlt und zu einem Softgospel gemacht, zu einem „Evangelium light“. Wir machen so drei, vier Schritte und denken, dann haben sich die Menschen bekehrt. Zum Beispiel einmal nach einer Predigt die Hand heben oder nach vorne kommen.
Das sind dann die Dinge, die er im zweiten Teil des Artikels behandelt: die Dinge, die wir zum Evangelium hinzugefügt haben, die wir im Neuen Testament gar nicht finden. Zum Beispiel dieses traditionelle Nach-vorne-Kommen und das Beten eines Übergabegebets.
Nicht falsch verstehen: Natürlich muss man beten, um errettet zu werden und sein Vertrauen auf Christus zu setzen. Aber wenn das zu methodistisch gemacht wird, wenn jemand so ein bestimmtes Gebet beten muss und wenn er dieses Gebet gebetet hat, dann ist er errettet – so meinen wir das oft.
Herr, was meint ihr, wie viele Leute so ein Gebet schon gebetet haben? Ich habe selbst miterlebt, dass sie hinterher genauso wenig gerettet waren wie vorher. Denn wenn die Voraussetzungen nicht da sind, dann rettet dieses Gebet nicht automatisch. Es rettet nicht selbstwirksam. Man muss sein Vertrauen auf Christus setzen. Aber zuvor, vor dem rettenden Glauben, hat Gott die rettende Buße gesetzt: Buße, Umkehr, Änderung des ganzen Denksinns und der ganzen Lebensrichtung.
Das wird heute viel zu schwach oder manchmal gar nicht mehr verkündigt.
Es gibt ein Buch, das viel von sich reden macht, und ich nehme an, dass auch einige von euch es schon gelesen haben. Es heißt „Leben mit Vision“ von Rick Warren aus Amerika. Ihr könnt ohne Sorge sein: Ich lasse diesen Mann durchaus als Christen stehen. Ich habe ihn auch persönlich kennengelernt und war vor fünf Jahren in seiner Gemeinde.
Da ist längst nicht alles schlecht, was der Mann macht. Aber ich habe dieses Buch sehr gründlich gelesen. Am sechsten Tag beschreibt er, wie ein Mensch sich bekehrt, wie er gerettet werden soll. Und die Buße fehlt. Sie fehlt völlig, kommt gar nicht vor, weder als Wort noch als Begriff.
Man muss einfach nur an Jesus glauben, heißt es dort. So wird kein Mensch gerettet.
Dieses Buch hat den größten Bucherfolg in der nicht-fiktiven Literatur, also außer Science Fiction, den größten Bucherfolg, den ein Buch bisher je gehabt hat. Es soll den Heilsweg erklären und Menschen zeigen, wie sie gerettet werden sollen. Und Buße fehlt.
Seltsam, ja, seltsam.
Buße und Glauben hat der Herr Jesus gepredigt, hat Johannes der Täufer gepredigt. Der Apostel Paulus fasst seinen Dienst in der Apostelgeschichte zusammen und sagt, er habe den Menschen Buße zu Gott und Glauben an Jesus Christus gepredigt.
Buße heißt erst umkehren, dann glauben und dann gehorchen. So ist die Reihenfolge: Buße tun, Glauben, Gehorchen. Das gehört zusammen, so geschieht eine Errettung.
Das hat Lukas uns zu sagen, was wir verkündigen sollen.
Ausbreitung des Evangeliums und persönliche Verantwortung
Wo sollen wir das Evangelium verkündigen? Die Apostelgeschichte gibt darauf eine klare Antwort. Sie wurde von Lukas geschrieben und sagt: In Jerusalem, in Judäa, in Samaria und bis an das Ende der Erde.
Dabei ist das nicht nur eine symbolische Aussage. Das Evangelium hat sich tatsächlich genau so ausgebreitet. Zuerst entstand die sogenannte Urgemeinde in Jerusalem. Danach folgten Judäa und Samaria, also die weiteren Teile Israels. Von dort aus verbreitete sich das Evangelium in die gesamte damals bekannte Welt, im Römischen Reich – also bis ans Ende der Erde.
Diese Reihenfolge können wir auch auf unser persönliches Leben übertragen. Unser persönliches Jerusalem ist zuerst die Familie. Dort muss es beginnen, dass wir das Evangelium verkündigen.
Früher erkannte man junge Menschen, die bekehrt waren, daran, dass sie anfingen, ihr Bett selbst zu machen – nicht mehr die Mutter. Man macht sein Bett, putzt seine Schuhe und räumt seine Sachen selbst auf, nachdem man sie benutzt hat. Man lässt nicht andere hinter sich herräumen.
So beginnt das Leben in Jerusalem – in der Familie. Das persönliche Judäa und Samaria sind dann die Schule, die Ausbildungsstätte oder der Beruf für Berufstätige, also der Arbeitsplatz. Die Nachbarschaft, der Freundeskreis und alle, mit denen man regelmäßig zusammenkommt, gehören ebenfalls dazu.
Bis ans Ende der Erde bedeutet dann: Wenn du zum Beispiel in den Urlaub nach Österreich, in die Schweiz oder nach Holland fährst, kannst du Traktate mitnehmen und auch dort Zeugnis geben. So bist du auch dort ein Missionar und trägst das Evangelium weiter.
Indem du Missionare unterstützt, die am Ende der Erde arbeiten, bist du ebenfalls an diesem Missionsbefehl beteiligt. Das Evangelium soll sich ohne Grenzen auf der ganzen Erde ausbreiten.
Wie können wir die Aufgabe bewältigen?
Und letzte Frage: Wie sollen wir diese gewaltige Aufgabe bewältigen? Das beantwortet Matthäus. Es ist kein Zufall, dass wir in jedem der Evangelien am Ende einen Missionsbefehl finden. Auch am Anfang der Apostelgeschichte begegnet uns dieser Auftrag. Überall heißt es, hinauszugehen, Menschen das Evangelium zu bringen und sie zu Jüngern zu machen – so muss ich es genau ausdrücken.
Matthäus sagt, wie das geschehen soll: Macht zu Jüngern alle Nationen, lehrt sie, alles zu bewahren, was ich euch geboten habe. Die Ausbreitung des Evangeliums über die ganze Erde kann nur gelingen, wenn Menschen zu Jüngern gemacht werden. Jesus sagt nicht: Predigt nur überall, verteilt Schriften, fliegt mit Flugzeugen über die Länder und lasst tonnenweise Traktate fallen – und dann ist die ganze Welt evangelisiert. Nein, so geht es nicht.
Sondern: Macht zu Jüngern und lehrt sie, alles zu bewahren, was ich euch geboten habe. Das ist der letzte Befehl Jesu Christi, und dieser letzte Befehl muss unser erstes Anliegen werden. Was gäbe ich darum, wenn heute einige von hier weggehen, die in ihrem Herzen sagen könnten: Ja, das soll von jetzt an, spätestens von jetzt an, mein erstes Anliegen werden. Ich möchte mithelfen, Menschen zu Jüngern zu machen.
Erschütternde Statistik zur Jüngerschaft in Amerika
Und, ihr Lieben, jetzt muss ich euch etwas außerordentlich Trauriges berichten, wirklich sehr traurig. Was jetzt kommt, hat mich selbst sehr erschüttert. Ich gebe es jetzt weiter und weiß, dass es auch euch betroffen machen wird.
In Amerika wurde eine Umfrage unter Christen durchgeführt. Ich habe das Wort „wiedergeboren“ in Klammern gesetzt, weil ich nicht glauben kann, dass alle diese Leute tatsächlich Christen im biblischen Sinne sind. Ihr werdet gleich an ihren Antworten sehen, warum ich das so sehe. Sicherlich waren viele darunter, aber ich kann nicht glauben, dass es alles wirklich Wiedergeborene waren.
Es wurde nach dem Gebet gefragt. Dabei kam heraus, dass 20 Prozent dieser sogenannten wiedergeborenen Christen in Amerika nie beten. In Amerika bezeichnen sich ungefähr 40 Prozent der Einwohner als wiedergeboren. Ob das wirklich stimmt, ist fraglich. Seriösere Schätzungen sagen, dass es auch in Amerika nicht mehr als ein bis drei Prozent wirklich wiedergeborene Christen gibt. Das sind seriöse Schätzungen, aber 40 Prozent bezeichnen sich als wiedergeboren.
Von diesen Leuten, die befragt wurden, haben 20 Prozent gesagt, dass sie nie beten. Habt ihr schon mal einen wirklich wiedergeborenen Christen kennengelernt, der nie betet? Das kann ja wohl nicht sein. Die Bibel sagt, dass das das erste Kennzeichen des neuen Lebens überhaupt ist. Paulus, früher Saulus, als er sich bekehrt hat, heißt es: „Siehe, er betet“ (Apostelgeschichte 9,11). Vorher hat er zwar religiöse Gebete heruntergeleiert, aber jetzt hat er richtig gebetet – als Geburtsschrei seines neuen Lebens. Ich habe noch keinen wirklich wiedergeborenen Christen kennengelernt, der nie betet, aber hier haben 20 Prozent so geantwortet.
25 Prozent gaben an, dass sie nie die Bibel lesen. Da fürchte ich, dass es auch hier einige geben könnte – ich hoffe nicht unter uns – aber im Raum des Christentums gibt es tatsächlich Menschen, die im Grunde nie die Bibel lesen. Sie lesen einfach nicht, aus irgendeinem Grund.
30 Prozent gehen nie zur Gemeinde. Das ist hier in Deutschland ähnlich. Es gibt leider viele wiedergeborene Christen, die nicht mehr zur Gemeinde gehen, weil sie etwas Negatives erlebt haben, frustriert sind oder sogar ein Gemeindetrauma erlitten haben. Solche Menschen bekommt man mit keinen zehn Pferden mehr in eine Gemeinde. Sie haben Enttäuschungen erlebt und gehen nicht mehr hin.
Weltweit gibt es sogar eine neue Bewegung, die sehr am Wachsen ist. Sie nennt sich „out of church Christians“, also Christen außerhalb der Gemeinden. Diese Bewegung hat eine Homepage im Internet und ist stolz darauf, Christen zu sein, die mit Gemeinde nichts mehr zu tun haben. Sie haben allerdings etwas ganz Wesentliches im Neuen Testament nicht verstanden. Leider wächst die Zahl derer, die nie zur Gemeinde gehen.
Es gibt auch Leute, die sich bekehrt haben, aber nie Anschluss an eine Gemeinde gefunden haben.
40 Prozent unterstützen das Werk des Herrn durch keine Gaben. Das heißt, sie geben von ihrem Einkommen – egal ob Lohn, Gehalt, Rente, Taschengeld oder sonst etwas – keinen Cent ab. Sie unterstützen das Werk des Herrn nicht. Das ist eine dunkle Angelegenheit.
50 Prozent besuchen niemals die Sonntagsschule für Erwachsene. In Amerika ist es so, dass viele biblisch ausgerichtete Gemeinden sonntags nicht nur einen allgemeinen Gottesdienst mit einer Predigt für alle haben, sondern davor oder danach auch eine Sonntagsschule für Erwachsene. Diese hat einen lehrhaften Charakter und findet in kleineren Gruppen statt, ähnlich wie unsere Bibelstunden. 50 Prozent der Befragten sagten, dass sie niemals in die Sonntagsschule für Erwachsene gehen.
60 Prozent gehen nie zu einem Abendgottesdienst. In den USA gibt es viele Gemeinden, die morgens einen Gottesdienst und eine Sonntagsschule anbieten und abends noch einen weiteren Gottesdienst haben. Ich glaube, es ist bei euch ähnlich: Viele Gemeinden bieten sonntags zwei Gottesdienste an oder haben noch Wochenschluss, so wie hier in Dingerdissen. In Amerika sagen 60 Prozent, dass sie nie zum Abendgottesdienst gehen. Das ist zu viel – einmal am Sonntag reicht, sagen sie.
70 Prozent geben nie Geld für die Mission. Hier muss ich etwas Positives sagen: In Amerika gibt es viele Christen, die einen Zehnten, also zehn Prozent ihres Einkommens, in die örtliche Gemeinde geben. Ich finde das vorbildlich, ich selbst mache das auch so. Zehn Prozent meines Einkommens gehen zuerst in meine eigene Gemeinde, weil sie ihren Bedarf hat, Öl zum Heizen braucht und alles, was dazugehört.
Viele Amerikaner geben noch einen zweiten Zehnten für die Mission. Das finde ich beeindruckend, so etwas habe ich hier selten gesehen. Einen zweiten Zehnten für die Mission zu geben, das ist gewaltig. 70 Prozent sagen aber, dass sie das nie machen, also keine Extragaben für die Mission geben.
Übrigens ist das der Grund, warum Amerika 200 Jahre lang die führende Missionsnation war und weltweit die meisten Missionare ausgesandt hat. Noch heute unterhält Amerika die meisten Missionare in der Welt, weil viele Christen zusätzlich zu ihrem Zehnten noch eine Extragabe geben. Wenn es nicht der zehnte Teil ist, dann vielleicht ein Zwanzigstel, also fünf Prozent.
80 Prozent besuchen nie ein Gebetstreffen. Merkt ihr, das ist genau wie in Deutschland. Achtzig Prozent der Christen – wir nehmen jetzt wirklich an, der wiedergeborenen Christen – besuchen nie ein Gebetstreffen. In vielen Gemeinden hier gibt es überhaupt keine extra Gebetsstunde mehr. Das Gebet wird nur noch an die Bibelstunde oder an eine andere Veranstaltung drangehängt. Es gibt keine eigenständige Gebetsstunde mehr.
Ich muss sagen, die Gemeinde, zu der wir jetzt gehören, hatte so etwas auch nicht von Anfang an. Meine Frau und ich haben lange dafür gebetet. Seit etwa einem Vierteljahr haben wir jetzt eine wöchentliche Gebetsstunde, was uns sehr freut, und zwar am Donnerstagabend.
90 Prozent haben zuhause nie eine Familienandacht. Das Wort Gottes wird nicht am Tisch gelesen, keine Familienandacht.
95 Prozent gewinnen niemals in ihrem Christenleben – auch nach 30, 40, 50 oder 60 Jahren – einen anderen Menschen für Christus. 95 Prozent der Christen gaben das hier an.
99 Prozent sagten, es werde immer trauriger, dass sie noch nie in ihrem Leben einen anderen Menschen zur Jüngerschaft angeleitet haben. 99 Prozent! Das bedeutet, die Rechnung ist nicht schwer: Nur einer von hundert ist in diesem großen Auftrag beteiligt, Menschen zu Jüngern zu machen – nach dieser Statistik in Amerika.
Ich wünschte, es wäre in Deutschland besser. Aber ich fürchte, es ist nicht signifikant besser, nur graduell. Es ist nicht prinzipiell anders, dass hier andersherum wäre – dass 99 Jünger machen und einer nicht. Das wäre schon eine bessere Statistik.
Ihr habt gesehen, das halte ich für unglaublich traurig. Das sollte euch einfach ein wenig betroffen machen. Vielleicht habt ihr euch in dem einen oder anderen Punkt dieser Aufzählung auch wiedergefunden. Wenn dem so ist, sollte man einen Herzensentschluss fassen und sagen: Herr Jesus, das soll nicht so bleiben in meinem Leben. Ich will von jetzt an das und das anders machen, ganz konkret vornehmen und einen Herzensentschluss treffen.
Wann darf das? Das steht auch in der Bibel. Daniel fasste einen Herzensentschluss, sich nicht mit der Speise des Königs in Babylon zu verunreinigen. Die Christen in Antiochia wurden von Barnabas ermahnt, mit Herzensentschluss beim Herrn zu bleiben – also mit ganzer Überzeugung einen Willensentschluss zu treffen, der von Gott gesegnet und bestätigt ist.
Gegenüberstellung: Gläubiger und Jünger
Nun möchte ich als Nächstes eine Gegenüberstellung präsentieren. Ihr könnt mich danach gerne kritisieren, tadeln und mir wirklich ans Bein treten, wenn ihr wollt. Ihr könnt sagen: Was hast du uns da gezeigt? Ich habe das nicht wörtlich gemeint. (Er lacht, er hat sich schon darauf gefreut.)
Ich mache jetzt eine Gegenüberstellung, die deshalb abenteuerlich ist, weil ich sie mit keiner einzigen Bibelstelle direkt belegen kann. Dennoch glaube ich, dass sie richtig ist.
Ich stelle einem Gläubigen einen Jünger gegenüber und behaupte, dass das nicht dasselbe ist: ein Gläubiger und ein Jünger. Wir kommen also jetzt daran, das zu definieren.
Ein gläubiger Mensch, jemand, der wirklich zum rettenden Glauben gekommen ist, hat Vergebung seiner Sünden erlebt. Er hat erfasst, dass Jesus Christus für ihn am Kreuz gestorben ist und auch seine Schuld getragen hat. Er hat seine Erlösung im Glauben angenommen – in Buße und Glauben, wie wir vorhin gesagt haben.
Er weiß, dass seine Sünden vergeben sind. Er hat Gewissheit der Rettung, das heißt, er vertraut dem Wort Gottes. Er weiß, dass er angenommen ist, ein Kind Gottes geworden ist, erkauft mit dem Blut Jesu Christi. Sein Name steht im Buch des Lebens. Nun hat er auch für sich eine Beziehung zu Jesus. Er hat einen Retter gefunden, einen Heiland, einen Herrn im Himmel. Er kann zu ihm beten, die Bibel lesen und in dieser Beziehung mit Jesus leben. Das ist ein Gläubiger.
Nehmen wir als Beispiel den sogenannten Schächer am Kreuz. Einer der beiden mitgekreuzigten Mörder hat sich noch am Kreuz bekehrt. Er sagt zu Jesus: „Denke an mich, wenn du in dein Reich kommst.“ Damit bekehrt er sich, setzt sein Vertrauen auf Jesus, hängt sich im Glauben an ihn und bekommt die Antwort: „Heute wirst du mit mir im Paradies sein.“
Also war er ein Gläubiger geworden und hatte Gewissheit der Errettung. Aber ich behaupte, dieser Mann ist in die Ewigkeit gegangen als Gläubiger, nicht als Jünger. Er hatte keine Zeit mehr, Jünger zu werden, denn er starb kurze Zeit später.
Ein Jünger ist getauft. Ein Jünger ist getauft, möglichst im ersten Jahr, nachdem er zum Glauben gekommen ist. Im Matthäusevangelium heißt es ja: „Macht zu Jüngern, tauft sie, indem ihr sie tauft.“ Also gehört die Taufe dazu. Das ist einer der ersten Schritte, um ein Jünger zu werden: sich taufen zu lassen als Bekenntnis zu Jesus Christus und als Verpflichtung zu einem neuen Leben.
Ich habe hier geschrieben: möglichst im ersten Jahr. Ich muss euch aber ehrlich sagen, dass wir in 16, 17 Jahren Gemeindearbeit nur selten erlebt haben, dass es tatsächlich schon im ersten Jahr zur Taufe kam. Nicht, dass wir es nicht versucht hätten, aber der Herr hat es selten so geführt.
Einmal haben wir es geschafft: Da hat sich eine 91-jährige Frau an ihrem Geburtstag bekehrt und ein Vierteljahr später wurde sie getauft. Das war gut so, denn ihren 92. Geburtstag hat sie nicht mehr erlebt. Nicht, dass sie bei der Taufe gestorben wäre, das nicht, aber ein Vierteljahr später war sie schon in der Ewigkeit. Sie ist getauft in die Ewigkeit gegangen, nicht ungetauft.
Glaubt ihr wirklich, dass man im Himmel noch getauft wird? Ich habe keine Stelle in der Bibel gelesen, die das sagt. Es ist besser, das hier auf Erden zu tun.
Sollten tatsächlich Einzelne unter uns sein, die noch nicht getauft sind, dann braucht ihr gar nicht weiter überlegen, was euer nächster Schritt sein sollte. Nach diesem Samstag in Bielefeld geht ihr morgen zu einem eurer Ältesten – oder, wenn ihr einen Ältesten habt, dann geht zu ihm – und sagt: „Ich habe gestern etwas gelernt in Bielefeld und will das heute gleich in einem ersten Schritt umsetzen. Ich bin noch nicht getauft und möchte mich taufen lassen, um mich ganz fest und verbindlich der Gemeinde anzuschließen und hier mitzuarbeiten.“
Das muss der allererste Schritt sein. Nicht, dass hier welche versuchen, andere zu Jüngern zu machen, aber selbst noch nicht getauft sind. Bitte, da gibt es überhaupt keine Diskussion. Das ist der erste Schritt, wenn du gläubig bist, dem Herrn nachfolgst und wirklich sein Jünger sein willst: Lass dich taufen.
Der Jünger betet für andere. Er hat eine Fürbitterliste in seiner Bibel liegen. Ich hoffe, ihr kennt so etwas. Ich kann mir die Anliegen nicht alle merken, deshalb brauche ich eine Hilfe.
Wir haben auch andere Listen, die meine Frau und ich immer montags durchbeten. Montagmorgens haben wir einen Gebetsvormittag, da beten wir schon lange für diesen Tag. Aber ich habe in meiner Bibel ein Blatt, auf dem viele Namen stehen. Überall, wo ich bin, kann ich mir Zeit nehmen, um für diese Anliegen zu beten. Das versuche ich wirklich treu zu tun. Es gibt auch mal Ausnahmen, wo es Aussetzer gibt, leider hier und da, aber ich bemühe mich, dran zu bleiben und auch für andere zu beten – nicht nur für die eigenen Anliegen.
Der Jünger betet für andere, er hat ein Gebetstagebuch oder eine Fürbitteliste. Er gebraucht das Wort Gottes auch für andere. Er ist kein Endverbraucher, der nur für sich selbst Nahrung und Speise will, um zu wachsen.
Wenn er in der Bibel liest, in seiner stillen Zeit, und ihm etwas wichtig wird, dann gibt er es weiter. Im nächsten Jugendkreis am Freitagabend steht er auf und teilt es. Oder er baut es in eine Bibelarbeit ein, gibt es im Gespräch weiter, schreibt einen Brief oder verwendet es in einer E-Mail oder SMS. Sonntags in der Gemeinde gibt er es weiter.
Er gebraucht das Wort Gottes für andere und dient anderen mit seiner Gabe. Ihr merkt, hier kommt fast immer das Wort „andere“ vor. Schon dreimal. Bei der Taufe nicht, da kann man sich nicht für andere taufen lassen. Das muss man für sich selbst tun. Aber dann betet er für andere, gebraucht das Wort Gottes für andere, dient anderen, bringt materielle Opfer.
Ihr habt vorhin gesehen: Es ist ein Gebot, zu geben, zu teilen. Er beginnt, andere geistlich zu betreuen. Das muss man erst lernen. Von seinem verdienten Geld, für diejenigen, die schon arbeiten und vielleicht schwer arbeiten, einen Teil abzugeben – jeden Monat, regelmäßig oder immer wieder – das ist gar nicht so leicht, das muss man erst lernen.
Er beginnt, andere geistlich zu betreuen, das heißt, er kümmert sich um andere. Da hat sich jemand jung bekehrt, und auf einmal bekommt er einen Blick: Dieser braucht Betreuung, oder diese. Das können sowohl Brüder als auch Schwestern tun.
Ich freue mich, wir sind fast zu gleichen Teilen Brüder und Schwestern hier. Alles, was ich sage, gilt für Schwestern genauso wie für Brüder. Man kann anderen helfen, sie betreuen und sich um sie kümmern.
Er lernt zusammengefasst, für andere zu leben. Merkt ihr das? Schaut euch die Gegenüberstellung noch einmal genau an.
Dann fragen wir uns zunächst bei uns selbst: Bin ich in diesem Sinn ein Jünger? Bin ich einer, der schon getauft ist? Bin ich einer, der regelmäßig für andere betet? Bin ich einer, der das Wort Gottes für andere gebraucht, der es weitergibt?
Natürlich ist das bei Schwestern begrenzt. Ihr könnt nicht predigen, aber auch ihr habt Möglichkeiten, das Wort weiterzugeben.
Er dient anderen mit seiner Gabe, bringt materielle Opfer und lernt, für andere zu leben. Das ist ein Jünger.
Der Gläubige ist noch ganz bei sich. Er hat erst einmal Frieden mit Gott gefunden und wird in den Himmel kommen, bei den Erlösten sein. Aber eben dieser Schächer hatte keine Zeit, Jünger zu werden. Er wurde nicht mehr getauft und konnte nicht mehr groß für andere da sein.
Wenn du ein Jünger sein willst, dann muss die Richtung dahin gehen. Das muss die Zielrichtung sein: Herr, ich will nicht mehr für mich selbst leben, ich will mein Leben nicht an mich selbst verschwenden. Ich will nicht mehr für mich selbst leben, sondern für dich und für andere.
Das ist die Gesinnung eines Jüngers: Er will für andere da sein, für seinen Herrn, im Namen seines Herrn anderen Menschen dienen. Das ist Jüngerschaft.
Definition von Jüngerschaft
Und so fragen wir jetzt: Was ist ein Jünger? Ein Jünger ist ein Schüler und ein Nachfolger Jesu Christi – Schüler und Nachfolger.
Jesus selbst wurde ja auch als Rabbi angeredet. Rabbi heißt Lehrer oder Meister. Es gab Rabbis in Israel, die eine Anzahl von Schülern um sich hatten. Doch es gab einen großen Unterschied zwischen den anderen Rabbis in Israel und Jesus Christus.
Bei den anderen Rabbis war es so, dass sich die Schüler einen Rabbi aussuchten. Sie kannten diesen oder jenen Rabbi, gingen hin, hörten Probevorträge, was dieser weitergab, und entschieden dann: „Gut, ich bin bei Rabbi Gamaliel oder ich bin bei Rabbi Isaak“ oder wie sie hießen. Sie schlossen sich ihnen an, zogen mit ihnen durch die Lande. Es gab eine Lebensgemeinschaft, das heißt, man lebte zusammen und folgte diesem Rabbi nach.
Bei Jesus ist es anders. Er sagt im Johannesevangelium: „Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt, um hinzugehen und Frucht zu bringen, die bleibt.“ Mit anderen Worten: Hier geht es nicht um die Erwählung zum ewigen Leben, sondern um eine Erwählung zum Dienst und zur Jüngerschaft. Er hat sich seine Jünger selbst ausgesucht.
Sie waren nun seine Nachfolger. Sie folgten ihm buchstäblich nach, gingen in seinen Fußstapfen. Ein Jünger Jesu lernt von seinem Meister und folgt ihm gerne nach. Das ist die einfachste Definition von Jüngerschaft, die es überhaupt gibt: Schüler und Nachfolger.
Übrigens, in Klammern gesagt: In den Briefen des Neuen Testaments werden Christen nie mehr Nachfolger genannt, sondern immer Nachahmer. Es ist ein kleiner Unterschied. Es ist nicht schlimm, wenn man das mal verwechselt, aber es ist ein kleiner Unterschied.
In den Evangelien, als Jesus wirklich hier auf der Erde war, folgten sie ihm buchstäblich nach. Sie konnten ihn sehen, hören und anfassen. Sie konnten hinter ihm hergehen, in seinen Fußstapfen.
Wir aber glauben an den unsichtbaren, erhöhten Herrn. Wir haben ihn noch nie mit unseren Augen gesehen, aber wir ahmen seinen Wandel nach. Wir sind bestrebt, so zu werden wie er und so zu leben wie er. Darum werden wir in den Briefen Nachahmer genannt.
Noch eine Aussage: Ein Jünger Jesu lehrt auch andere. Zuerst einmal ist er selbst ein Lernender, ein Schüler bei seinem Herrn, und bleibt es auch. Bis an sein Lebensende bleiben wir in der Schule Jesu Christi und folgen ihm nach – und ahmen ihn nach.
Aber dann sind Jünger auch solche, die einen zweiten Schritt gehen. Im Unterschied zu einem Gläubigen ist der Jünger jemand, der weitergibt. Er lehrt andere. Er gibt weiter, was er von Jesus gelernt hat und was er über Jesus erfahren hat. So können auch andere es selbst erleben und wiederum an andere weitergeben.
Merkt ihr, da ist der Gedanke der Multiplikation, der Vervielfältigung enthalten. Jünger sind keine Endverbraucher. Jünger sind Menschen, die das, was sie gelernt haben, an andere weitergeben.
Wir bleiben oft beim ersten Punkt stehen. Da kann ich mich nicht ausschließen. Ich musste das auch erst mühsam lernen, weil ich leider nicht von Anfang an so gelehrt wurde in meinem Glaubensleben. Ich war lange Zeit auch ein Endverbraucher, habe erst mal viel gelernt – erst einmal nur für mich. Bis ich dann verstanden habe, dass ich weitergeben darf. Und das mache ich heute mit großer Freude.
Diese Gedanken, diese Definition habe ich aus einem Kurs genommen, den wir gerade mit unseren beiden Kindern durcharbeiten. Er ist in Dillenburg erschienen, in der Christlichen Verlagsgesellschaft, CVD Dillenburg. Barry Sinclair ist der Autor. Der Kurs heißt „Jüngerschaftskurs für junge Leute – Jesus nachfolgen, Kurs eins“. Das ist also ein Kurs für Teenager.
Ich habe ihn deshalb nicht mitgebracht und kann ihn auch noch nicht mit hundertprozentiger Überzeugung empfehlen, weil ich noch nicht ganz durch bin. Ich habe das Prinzip, nur solche Bücher zu empfehlen, die ich wirklich gelesen habe – oder bei Büchern für Frauen, die meine Frau gelesen hat. Aber ich kann ihn zu drei Vierteln empfehlen, ja, aber ein Viertel fehlt noch.
Morgen Abend, wenn Gott will, machen wir weiter mit einer nächsten Lektion. Immer sonntagabends in unserer Familie.
Also: Ein Jünger ist ein Schüler und ein Nachfolger. Ein Jünger lehrt auch andere. Was er gelernt hat, gibt er weiter und behält es nicht für sich.
Jüngerschaft findet statt, wenn ein reifer Christ einem anderen im Wachstum hilft, damit auch dieser anderen helfen kann, zu reifen. So kann man es wunderbar definieren. Das ist nicht schwer, das kann jeder verstehen – nicht nur Universitätsgelehrte.
Jüngerschaft findet dann statt, wenn ein reifer Christ einem anderen im Wachstum hilft, damit auch dieser anderen helfen kann, zu reifen. Merkt ihr, immer ist das mit eingeschlossen: Damit auch die anderen wieder weitergeben können. Es soll nie stehenbleiben, auch nicht nach zwei Stationen, sondern dem anderen so helfen, dass auch er es wieder weitergeben kann. Das ist Jüngerschaft.
Praktische Übung zu Merkmalen der Jüngerschaft im Johannesevangelium
Jetzt hätte ich einen Vorschlag, eine Bitte an euch. Wir sind heute hier zusammen in einem Seminar, und ich würde euch gerne bitten, für zehn Minuten diese Stellen aufzuschlagen. Ihr könnt das für euch machen, vielleicht müssen wir dann auch mal die Kassette anhalten oder die Aufnahme der CD pausieren. Ich lese die Stellen noch vor, damit das auch mit draufkommt.
Ihr habt hier Stellen, und zwar sind sie alle nur aus dem Johannesevangelium. So müssen wir nicht lange in der ganzen Bibel hin und her blättern. Schaut mal: Alle haben mit Jüngerschaft zu tun. Ich würde gerne von euch wissen, welches Merkmal hier genannt wird. Geht es um Glaube, Liebe, Frucht oder ein anderes Merkmal? Es geht immer um ein Merkmal. Vielleicht könnt ihr euch auch noch ein Stichwort notieren.
Warum ich das möchte? Ich möchte, dass dieses Merkmal auch in meinem Leben erkannt wird. Wenn ihr das möchtet, schreibt gerne auch einen kurzen Satz dazu, warum ihr das möchtet. Also, alles im Johannesevangelium. Ich hoffe, ihr habt wenigstens das Neue Testament dabei. Schaut doch mal kurz die Stellen durch. Dafür brauchen wir nicht länger als zehn Minuten.
Diese drei Stellen findet man überall. Auch wenn ihr jetzt vielleicht noch nicht ganz durchgekommen seid oder etwas länger gebraucht habt, könnt ihr vielleicht doch kurz zusammentragen, was ihr bei Johannes 2,11 als Merkmal eines Jüngers erkannt habt. In einem Wort ausgedrückt: Glauben oder Vertrauen? Vertrauen würde ich an dieser Stelle sagen.
Man spricht von rettendem Glauben, aber auch von vertrauendem Glauben. Jesus Christus zu vertrauen, auch im Blick auf die Fragen des Lebens, auf die Partnerwahl, auf Gesundheit und materielle Versorgung – da müssen wir im Vertrauen auf ihn leben. Ihm zu vertrauen ist ein entscheidendes Merkmal der Jüngerschaft.
Warum ich das möchte, brauchen wir hier nicht öffentlich zu behandeln. Das muss jeder selbst wissen, warum er im Vertrauen auf den Herrn Jesus wachsen möchte. Ihm wirklich in allen Fragen des Lebens zu vertrauen, ist wichtig.
Was haben wir in Johannes 6,65-69 erkannt? Mit einem Wort ausgedrückt: Ihn erkennen. Ein Teil hatte ihn nicht erkannt, ein Teil hatte ihn erkannt. Es ist wichtig, ihn als den Messias zu erkennen. Hier ist auch das Wort Treue gefallen.
Ich würde als herausstechendes Merkmal sagen: Jesus erkennen. Das war nicht falsch, aber hier geht es um die Merkmale der Jünger, also was ein Jünger haben sollte. Klar muss er Jesus erkannt haben, sonst kann er kein Jünger sein. Aber dann auch ihm treu bleiben.
Jesus fragt: „Wohin wollt ihr auch weggehen?“ Und Petrus antwortet: „Wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens.“ Also: treu an ihm bleiben, auch wenn andere weggehen. Selbst wenn zur Rechten und zur Linken Leute fallen und gehen, soll man treu bleiben.
Dann ein weiteres Merkmal in Johannes 8,31-32: Wie würde man das ausdrücken? Am Wort bleiben. Ja, man kann es so sagen: am Wort bleiben. Ich habe es ein bisschen anders formuliert: Liebe zur Wahrheit. Das ist dasselbe wie am Wort bleiben.
Jesus sagt: „Wenn ihr bleiben werdet an meiner Rede, dann seid ihr in Wahrheit meine Jünger, und die Wahrheit wird euch freimachen.“ Eine Liebe zur Wahrheit bedeutet auch, dass man an seinem Wort bleibt, selbst wenn der Herr Jesus unbequeme Dinge lehrt oder von uns etwas fordert, das gegen unsere natürlichen Interessen geht.
Salopp gesagt: Wenn er uns gegen den Strich bürstet, heißt das, Liebe zur Wahrheit haben und an seinem Wort bleiben. So wie es gesagt wurde, damit die Wahrheit frei macht und wir immer mehr durch die Wahrheit des Wortes Gottes frei werden von allem Verkehrten.
Johannes 13,34-35: Das war nicht schwer, ein Wort: Bruderliebe. Nächstenliebe wäre nicht ganz richtig, denn Nächstenliebe ist die Liebe zu allen Menschen. Hier geht es aber um Bruderliebe.
Jünger sollen natürlich auch Nächstenliebe haben, keine Frage, ebenso Liebe zu Gott. Aber hier ist die Bruderliebe gemeint. Daran wird jeder erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr einander liebt. Die Liebe untereinander, die Bruderliebe, ist hier gemeint.
Nicht, dass ihr denkt, Wilfried hat gesagt, wir sollen den Nächsten nicht lieben. Natürlich soll man auch den Nächsten lieben. Aber hier ist die Bruderliebe, die Liebe der Jünger untereinander, gemeint.
Johannes 14,15-21: Ein Wort? Jawohl, Gehorsam. Das kam richtig militärisch, ja. Gehorsam ist ganz richtig, weil ich damit meine Liebe zu Jesus unter Beweis stelle.
Ich kann nicht sagen, ich liebe meinen Herrn, wenn ich gleichzeitig offensichtliche Dinge, die er wünscht oder sogar geboten hat, ablehne oder ignoriere. Hiermit beweise ich meine Liebe zu Jesus.
Johannes 15,1-8: Das ist auch nicht schwer, ein Wort: Frucht. Damit Gott verherrlicht wird, ist Frucht das Kennzeichen eines Jüngers.
Er lebt nicht mehr für sich selbst. Denkt an den Tschecher vorhin, der hatte keine Zeit mehr, Frucht zu bringen. Er hat wirklich nur seine nackte Seele in den Himmel gerettet.
Aber alle, die noch längere Zeit nach ihrer Bekehrung leben dürfen und sich nicht erst auf dem Sterbebett bekehren, haben noch Zeit, Frucht zu bringen. Das ist der Sinn, warum Gott uns nicht sofort nach der Bekehrung weggenommen hat.
Dann hätte er uns ja sicher gehabt. Stattdessen lässt er uns hier, damit wir Frucht bringen – er durch uns.
Johannes 17,20-21: Einigkeit oder Einheit, damit die Welt glaubt, dass wir seine Jünger sind. Einigkeit ist ein umstrittenes Thema, aber trotzdem sollten wir immer bestrebt sein, die Einheit, die in Christus da ist, auch sichtbar werden zu lassen.
Wir sollten nicht unnötige Trennungen ziehen, auch nicht zwischen Christen. Manchmal entstehen Trennungen wegen irgendwelcher Nebensächlichkeiten.
Zum Beispiel, weil der eine sagt, man darf Blutwurst essen, der andere nicht. Dann spaltet sich die Gemeinde an dieser Frage auseinander. Das hat es alles schon gegeben.
Das ist nun wirklich nicht die wichtigste Frage im Neuen Testament, das könnt ihr mir glauben. Das könnt ihr halten, wie ihr wollt. Ob ihr welche esst oder nicht, ist mir ganz egal.
Versteht ihr, deswegen dürfen sich keine Gemeinden spalten.
Dann Johannes 20, die vorletzte Stelle, ein Wort, Kennzeichen: Friede. Das steht da ganz groß.
Friede ist das Kennzeichen der Jünger. Der Herr Jesus tritt mitten in die Schar seiner verängstigten Jünger. Sie hatten alle Sorge, dass jetzt gleich jemand kommt, die Türe aufbricht und sie kreuzigt.
Das war erst wenige Tage nach der Kreuzigung. Jetzt tritt er mitten unter sie und sagt: „Friede sei mit euch.“
Vielleicht erinnert ihr euch, warum viele Briefe im Neuen Testament mit „Gnade und Friede von Gott“ beginnen. Das ist dieser Friede, nicht der, den die Welt gibt, sondern dieser tiefe Friede von Gott.
Dieser Friede in allen Umständen, das Wissen: Ich bin mit meinem Herrn verbunden, und was auch kommen mag, er ist bei mir bis an das Ende der Welt, wie wir vorhin gelesen haben.
Friede, um dann gesandt werden zu können. Sendung natürlich, ja, aber ich kann nur gesandt werden, wenn Friede in meinem Herzen ist.
Und das letzte: Johannes 21,15-19, Merkmal eines Jüngers. Ja, man könnte sagen: Hingabe. Ich würde es etwas anders ausdrücken.
Es ist nicht falsch, Hingabe zu sagen, es ist sehr schön gesagt. Aber ich würde hier speziell sagen: Liebe zu Jesus.
„Petrus, hast du mich lieb?“ Ihr kennt das alle. Ihr wisst, es ist dreimal die Frage. Eine ganz dezente Aufarbeitung seiner Verleugnung, wo er dreimal gesagt hat: „Ich kenne diesen Menschen nicht.“
Dreimal wird er hier gefragt: „Hast du mich lieb?“
Ich las neulich mal wieder etwas über Spurgeon. Ein Autor, der sich lange Zeit mit dem Leben Spurgeons beschäftigt hat, wurde gefragt: Was war die Kraft von Spurgeon, um so einen treuen, langen, fruchtbaren Dienst der Verkündigung zu tun? Was war seine Kraft?
Er antwortete: Seine Kraft war seine persönliche Liebe zu Jesus. Er hat sich immer diese ganz persönliche Liebe zum Herrn Jesus bewahrt.
Das war seine Kraft, schrieb der Autor, der sich lange und intensiv mit Spurgeons Leben befasst hatte.
Ich habe diese Tabelle auch hier aus dem Kurs herausgenommen. Wenn ihr sie kennenlernen wollt, zum Beispiel um mit Teenagern zu arbeiten, dann lege ich sie nachher hinten zu den Büchern. Ihr könnt sie euch gerne anschauen und auch die ISBN-Nummer rausschreiben, falls ihr sie bestellen wollt.
Ich habe, wie gesagt, jetzt davon noch keine dabei.
Wir werden jetzt gleich eine Pause machen. Ich darf euch vor der Pause auf zwei, drei Sachen hinweisen, und zwar...
Empfehlung eines Buches zur Jüngerschaft
Wenn wir heute ein Seminar über Jüngerschaft haben, dann muss ich euch dieses Buch hier ans Herz legen. Es geht gar nicht anders. Ich habe mich gefreut, dass einige von euch es sogar schon kennen – das ist großartig. Es heißt „Die verlorene Kunst des Jüngermachens“.
Vor etwa drei Jahren habe ich dieses Buch auf Englisch bestellt: „The Lost Art of Disciple Making“ von Leroy Eims. Ich habe es gelesen und konnte dabei nur den Kopf schütteln. Nicht wegen des Inhalts, sondern weil es dieses Buch schon seit mehr als 25 Jahren in Englisch gibt, aber damals noch nicht auf Deutsch.
Damals, als ich es gelesen hatte, habe ich zu Werner Deppe hier in Erlinghausen gesagt: „Dieses Buch muss unbedingt auf Deutsch erscheinen.“ Es hat dann noch eine Weile gedauert, weil seine Mutter es mit zwei kleinen Babys übersetzt hat. Das hat natürlich etwas Zeit gebraucht, aber irgendwann hat sie die Übersetzung fertiggestellt: „Die verlorene Kunst des Jüngermachens“.
Ich glaube, es gibt weltweit kein besseres Buch zu diesem Thema als dieses hier. Natürlich ist es von einem Menschen geschrieben. Wenn man genau mit der Lupe hinschaut, wird man vielleicht an der einen oder anderen Stelle eine Aussage finden, die man nicht unbedingt so stehen lassen muss. Aber insgesamt ist es ein sehr wertvolles Buch, sehr praktisch.
Es gibt hinten auch einige Anhänge, in denen man zum Beispiel findet, was man mit einem jungen Menschen durchnehmen kann, der sich bekehrt hat. Also wirklich sehr praktisch. Wenn ihr dieses Buch noch nicht kennt, nehmt es heute unbedingt mit. Wenn ihr sonst nichts mitnehmt, dann wenigstens dieses eine Buch.
Es soll immer noch Leute geben, die Kassetten hören. Diese Spezies wird bald aussterben, denn es gibt ja nur noch MP3 und CDs. Vor eineinhalb Jahren hatten wir eine Konferenz, bei der Johnny auch dabei war. Ich weiß nicht, wer noch alles, aber ein gewisser Tom Cunningham hat dort gesprochen. Er ist Amerikaner, spricht aber hier Deutsch – ohne Übersetzung.
Er spricht über Jüngerschaft im Gemeindebau. Wer also noch gerne Kassetten hört, im Auto oder unterwegs, beim Bügeln oder beim Motorrad zusammenbauen, der kann nebenher gute Kassetten hören. Die bekommt ihr ganz günstig, für etwa zehn Euro ein ganzes Album.
Ich habe einige davon, nicht nur von Cunningham, sondern auch von Andreas Lindner aus Salzburg. Er hat vor einem Jahr in der Nähe von Berlin auch über Jüngerschaft gesprochen. Beide Kassettenalben könnt ihr für zehn Euro bei der KfG mitnehmen.
Alles andere machen wir später. Vielleicht sagt ihr: „Na gut, das wusste ich ja nicht, dass es heute Bücher gibt. Ich habe gar kein Geld dabei.“ Es gibt immer Leute, die ohne Geld und Ausweis unterwegs sind. Das ist nicht schlimm. Nehmt trotzdem mit, was ihr braucht.
Der Peter – wo ist der Peter? – ist schon bei den Büchern. Er wird euch dort bedienen und gibt euch auch gerne einen Überweisungsträger. Allerdings nur an diejenigen, die ihr Konto nicht überzogen haben. Er fragt nicht danach, aber ich bitte euch wirklich, kauft keine Bücher oder andere Sachen, wenn ihr euer Konto schon überzogen habt.
Das ist keine gute Einstellung für einen Christen. Das sollten wir wirklich nicht machen, es sei denn, wir sind in einer extrem unverschuldeten Notlage. Aber sonst lasst die Sachen lieber liegen. Schulden wegen solchen Dingen zu machen, ist keine gute Haltung. Das gehört auch zur Jüngerschaft – ganz praktisch.
Nehmt euch also einen Überweisungsträger mit und überweist den Betrag innerhalb der nächsten zwei bis drei Wochen. Ich kann das nicht kontrollieren. Wenn ihr nicht überweist oder den Zettel später zerreißt, müsst ihr das mit Gott ausmachen. Ich muss die Sachen auch bezahlen, also versucht bitte, innerhalb der nächsten zwei bis drei Wochen zu überweisen. Dann ist alles gut.
Jetzt machen wir eine Pause, genau bis Viertel nach. Zehn Minuten Pause. Lauft nicht zu weit weg, nutzt die Zeit für die Toilette oder um frische Luft zu schnappen. Schaut bei den Büchern vorbei und kommt pünktlich um Viertel nach zurück.
