Einführung in das Thema biblischer Erziehungsziele
Guten Morgen, liebe Brüder und Schwestern, Genossen der himmlischen Berufung, wie es im Hebräerbrief heißt. Ich hoffe, dass wir an diesem Tag neu erfahren, welch ein Glück es ist, dem Herrn aller Herren dienen zu dürfen. Ebenso, dass wir in seinem Auftrag eine Botschaft weitergeben und vor allem unsere Kinder zu ihm hin erziehen.
Ich habe das Thema „biblische Erziehungsziele“ gewählt und möchte in der mir zur Verfügung stehenden Zeit vier Ziele nennen. Das erste Ziel, das ich für besonders wichtig halte und gleich zu beweisen versuchen werde, ist die Erziehung zum Gehorsam.
Das zweite Ziel ist die Erziehung zur Wahrhaftigkeit und Aufrichtigkeit. Das dritte Ziel betrifft die Erziehung zur Bescheidenheit, und das vierte die Erziehung zum Sozialverhalten.
Das, was heute in der Pädagogik oft als das wichtigste Ziel angesehen wird, halte ich ebenfalls für bedeutend. Allerdings wird es nur erreicht, wenn wir auch die drei anderen Ziele anstreben.
Die Bedeutung des Gehorsams in der Erziehung
Und ich möchte im Hinblick auf das erste Ziel, die Erziehung zum Gehorsam, zunächst drei Bibelstellen vorstellen, die deutlich machen, dass dies wirklich das Allerwichtigste ist.
Wer seine Bibel dabei hat, kann 1. Samuel 15,22 aufschlagen. Dort heißt es: Und Samuel sprach: Hat der Herr Gefallen an Brandopfern und Schlachtopfern wie daran, dass man der Stimme des Herrn gehorcht? Gehorchen ist besser als Schlachtopfer, Aufmerken besser als das Fett der Widder. Denn Widerspenstigkeit ist wie die Sünde der Wahrsagerei, und Eigenwille ist wie Abgötterei und Götzendienst.
Ich werde im Laufe der nächsten Viertelstunde auf diesen Vers eingehen. Zunächst aber noch eine Stelle aus dem Neuen Testament, die wir vermutlich alle kennen: den sogenannten Christushymnus aus Philipper 2. Dort heißt es in Vers 5: Denn diese Gesinnung sei in euch, die auch in Christus Jesus war. Er, der in Gestalt Gottes war, achtete es nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein, sondern machte sich selbst zu nichts und nahm Knechtsgestalt an. Er wurde in Gleichheit der Menschen und in seiner Gestalt wie ein Mensch gefunden. Sich selbst erniedrigte er, indem er gehorsam wurde bis zum Tod, ja zum Tod am Kreuz. Darum hat Gott ihn auch hoch erhoben und ihm den Namen gegeben, der über alle Namen ist.
Die letzte Stelle ist Hebräer 5, wo von einem Lernprozess die Rede ist. In Hebräer 5,8 heißt es: Obwohl er Sohn war, lernte er durch das, was er litt, den Gehorsam. Unverändert geworden ist er allen, die ihm gehorchen, der Urheber ewigen Heils.
Jesus als Vorbild des Gehorsams
Ihr Lieben, als größtes Vorbild für Gehorsam wird uns der Herr vorgestellt. Es war ein Akt des Gehorsams, dass er Mensch wurde und sich selbst erniedrigte. Einerseits geschah dies freiwillig – dafür gibt es verschiedene Hinweise im Wort Gottes. Andererseits verfolgte er dieses Ziel auch aus eigenem Antrieb, um als Mensch deutlich zu machen, was Gott eigentlich von uns erwartet.
Im Garten Eden hören wir das erste Gebot beziehungsweise Verbot. Der Mensch hatte alle Möglichkeiten, das wissen wir. Doch genau dieses Verbot wurde übertreten, er wurde ungehorsam. Damit begann das ganze Unglück.
Jesus lernte durch das, was er litt, den Gehorsam. Wie können wir das verstehen? Wenn wir Gehorsam lernen, müssen wir den Ungehorsam verlernen. So kann es bei unserem Herrn jedoch nicht gemeint sein, denn er war niemals ungehorsam.
Die Dreieinigkeit und der Gehorsam Jesu
Wenn wir versuchen, Einblicke in das Geheimnis der Dreieinigkeit, Dreieinheit oder Dreifaltigkeit zu gewinnen – egal, wie wir es nennen –, müssen wir zunächst feststellen, dass zum Wesen Gottes gehört, dass er absolut ist und keinem unterstellt.
Das bedeutet, Gott Vater, Gott Sohn und Gott Heiliger Geist sind nicht so zu verstehen, dass der Sohn als Gott unter dem Vater stünde und der Heilige Geist unter dem Sohn. Vielmehr handelt es sich um drei Wesen des dreieinen Gottes, die alle auf demselben Niveau stehen.
Die gehorsame Beziehung zum Vater begann erst auf der Erde. Oder, wenn man so will, in dem Moment, als der Vater den Sohn durch den Heiligen Geist im Leib der Maria zeugte. Als Mensch wurde der Herr gehorsam. Er lernte etwas, das er als ewiger Sohn nicht kannte, weil es dieses Abhängigkeitsverhältnis in Form einer Hierarchie zuvor nicht gab.
Freiwillig unterstellt er sich dem Vater. Wir kennen die Bibelstellen, in denen der Herr Jesus von sich selbst sagt: „Ich tue nichts aus mir selber, sondern was der Vater mir sagt.“ An anderer Stelle heißt es: „Was der Vater mir zeigt, das tue ich.“ Außerdem sagt er: „Meine Speise ist es, den Willen dessen zu tun, der mich gesandt hat, und sein Werk zu vollbringen.“
Der Lernprozess des Gehorsams Jesu
Wir haben in Philipper 2 gelesen, dass Jesus nicht daran festhielt, Gott gleich zu sein. Stattdessen verzichtete er für eine Zeit auf die äußere Herrlichkeit der Gottheit. Die Bibel macht deutlich, dass er auch als Mensch auf dieser Erde immer noch Gott blieb.
Allerdings war die äußere Herrlichkeit nicht mehr sichtbar, außer bei bestimmten Gelegenheiten, an denen etwas von seinem göttlichen Wesen sichtbar wurde. Die meiste Zeit verzichtete er auf die Möglichkeiten, die er als Gott hatte. So lernte er den Gehorsam.
Wie lernte er ihn? Meine Erklärung ist die folgende: Wie man in der Schule lernt. Man fängt nicht mit der Integralrechnung an. Ein Grundschullehrer, der das versuchen würde, käme nicht weit. Es muss erst allerhand vorher geschehen, bis man eines Tages in der Oberstufe ist und dann die Integralrechnung lernt – oder auch nicht.
Jesus lernte stufenweise durch Prüfungen, durch das, was er litt. Die Prüfungen wurden immer schwerer, bis hin zum Garten Gethsemane. Wir wissen, dass dort Schweiß wie große Blutstropfen zur Erde fiel. In diesem Kampf musste ihn ein Engel stärken, ein Geschöpf, das er selbst geschaffen hatte.
Jesus betete: „Vater, wenn es möglich ist, so gehe dieser Kelch an mir vorüber; aber nicht mein, sondern dein Wille geschehe.“ Das war der absolute Höhepunkt, um Gehorsam zu lernen. Diese Erfahrung gab ihm die Kraft, die drei Stunden der Finsternis auszuhalten. In dieser Zeit wandte sich Gott von ihm ab. Jesus wurde zur personifizierten Sünde am Kreuz, für uns zur Sünde gemacht.
Unser Herr Jesus Christus hielt dies aus, bis ganz am Ende dieser unsägliche Schrei über seine Lippen kam: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“
Die Bedeutung des Kreuzes für den Gehorsam
Ihr Lieben, je mehr ich mich mit dem Kreuz und dem, was dem Kreuzestod vorausging, beschäftige, desto ehrfurchtsvoller wird meine Anbetung. Mein Staunen und meine Bewunderung für diesen Mann der Schmerzen wachsen grenzenlos.
Er hat den Gehorsam gelernt, bis er alles vollbracht hatte. Und jetzt ist er für diejenigen, die ihm gehorchen, der Urheber ewigen Heils geworden.
Wir merken, dass es im Glauben sehr stark um Gehorsam geht. Der erste Akt des Glaubens ist natürlich ein Vertrauensakt. Wir vertrauen der Zusage Gottes, dass jeder, der sich ihm anvertraut, gerettet wird. So nehmen wir den Heiland an.
Doch den Heiland empfängt man nur, wenn man auch bereit ist, den Herrn aufzunehmen, dem man jetzt gehorcht. Der Herr ist der Urheber ewigen Heils, derjenige, der uns selbst den Gehorsam vorgemacht hat.
Die praktische Umsetzung von Gehorsam in der Erziehung
Ja, und bei Saul – das ist die Geschichte mit Amalek und dem König Agag, den er verschonte – kann man menschlich betrachtet sagen, dass er sehr großmütig war. Früher habe ich mich als Heranwachsender immer gewundert, warum das Urteil so scharf ausfiel. Man könnte doch eigentlich sagen, er zeigte sogar Feindesliebe.
Im Neuen Testament würde man vielleicht sagen, König Saul verschonte Agag. Doch Gott hatte einen klaren Auftrag gegeben, und Saul änderte diesen einfach nach seinem eigenen Ermessen. Man kann doch nicht so nachlässig mit Gottes Anweisungen umgehen.
Der Seelsorger von Saul war Samuel, würde man heute sagen. Samuel machte ihm deutlich: So kann man nicht mit Gott umgehen. Gott nimmt sein Wort genau, und wir sollten das auch tun.
Wenn wir etwas in Szene setzen oder etwas in der Gemeinde oder außerhalb planen, ist unsere erste Frage: Was sagt der Herr dazu? Gibt es einen Hinweis in seinem Wort, eine Verheißung, auf die ich mich stützen kann? Oder ist das nur meine eigene Idee?
Wenn Gott uns zu diesem Problem etwas mitgeteilt hat, dann wollen wir uns so nah wie möglich an sein Wort halten.
Gehorsam ist wichtiger als Opfer
Und wir brauchen sein Wort nicht der Zeit anzupassen. Samuel sagt, Gehorsam ist für den Herrn noch wichtiger als Schlachtopfer.
Schlachtopfer waren eigentlich das Größte im Gottesdienst. In 3. Mose 1 bis 5 können wir von diesen Schlachtopfern lesen. Vier Schlachtopfer waren blutig, eines unblutig. Dieses unblutige Opfer war kein Schlachtopfer, sondern das Speisopfer.
Die blutigen Opfer sprechen vom Tod unseres Herrn. Im Neuen Testament werden sie aufgegriffen: Sündopfer, Schuldopfer, Friedensopfer und Brandopfer zeigen verschiedene Seiten seines Todes. Das ist etwas Wunderbares, wenn wir das Gott bringen können.
Aber wenn unser Leben nicht im Gehorsam den Worten Gottes entspricht, dann ist das nichts, was dem Herrn gefällt. Im Gegenteil, Gottes Wort sagt: Wenn man mit Opfern kommt und sein Wort missachtet, schlägt das auf uns zurück. Ein ganz, ganz ernstes Wort.
Das zeigt auch, welch einen Wert der einfache Gehorsam hat, selbst wenn wir nicht immer verstehen, warum die Bibel uns dies und jenes mitteilt und was wir zu tun haben, um dem Herrn zu gefallen. Wir tun es, weil er es gesagt hat.
Die Gefahr des Eigenwillens
Wir haben in der Geschichte von Samuel und Saul noch etwas Weiteres gelesen. Zunächst haben wir gehört, dass das Gorchen besser als Schlachtopfer ist. Doch die Geschichte geht noch weiter.
Sünde der Wahrsagerei ist Widerspenstigkeit und Eigenwille, ebenso wie Abgötterei und Götzendienst. Eigenwille wird hier als eine Form von Abgötterei verstanden.
Darf ich fragen, wer von uns Kinder hat? Ein großes Geschenk! Gott hat meiner Frau und mir fünf Kinder geschenkt. Wir haben auch eine ganze Reihe Enkelkinder. Wir freuen uns sehr über unsere Kinder. Sie gehen alle mit dem Herrn, Gott sei Dank. Auch bei den Enkeln scheint es in diese Richtung zu gehen. Das ist eine große Gnade.
Es ist jedes Mal eine große Freude, wenn sich der ein oder andere Enkel zur Taufe meldet. Wir haben nämlich morgen auch eine Taufe. Es ist schön zu sehen, wie sie in die Spur hineinkommen.
Damit wir die Verheißung des Herrn auf unserer Seite haben, hat er uns auch mitgeteilt, wie wir unsere Kinder erziehen sollten. Das Brechen des Eigenwillens ist dabei ein ganz entscheidender Punkt.
Der Unterschied zwischen Eigenwille und eigenem Willen
Ich habe mir überlegt, ob ich das überhaupt bei einer öffentlichen Veranstaltung erwähnen soll. Je nachdem, wer hier sitzt und einen entsprechenden Vermerk ins Internet setzt, kann das zu Unannehmlichkeiten führen.
Aber, ihr Lieben, wenn wir wirklich dem Herrn gefallen wollen, müssen wir uns auch damit abfinden, dass wir nicht alles tun können, was in der Welt gang und gäbe ist oder uns von oben her auftrainiert wird.
Das Brechen des Eigenwillens – nicht das Brechen des eigenen Willens – ist ein wichtiger Unterschied. Der Eigenwille ist die Art und Weise, wie ein Mensch sich ohne Rücksicht auf Verluste durchsetzen will, und zwar auf Kosten des Nächsten.
Er ist genau das Gegenteil von Sozialverhalten. Der Eigenwille läuft mit dem Kopf durch die Wand. Das Wohl des Nächsten interessiert einen Menschen nicht, der nie gelernt hat, den Eigenwillen zu verurteilen.
Der eigene Wille hingegen ist das Vermögen, aufgrund eigener, selbständiger Überlegungen entsprechende Entscheidungen zu treffen. Und das soll gefördert werden, auf keinen Fall gebrochen.
Wir möchten unsere Kinder zu eigenständigen Persönlichkeiten machen, auch zu guten Bürgern dieses Staates – zu solchen, die gelernt haben, zum Beispiel ihre Steuern zu bezahlen, ohne daran etwas zu drehen.
Der Obrigkeit untertan zu sein gehört mit dazu, und das fängt mit dem Gehorsam gegenüber den Eltern an. Ein Staat, in dem viele christliche Eltern ihre Kinder in dieser Weise erziehen, kann nur profitieren – vom Brechen des Eigenwillens.
Der Eigenwille als Ausdruck der Erbsünde
Im Alter von zwei oder drei Jahren, wenn Kinder noch nicht sehr viel sprechen können, gibt es ein Wort, das sie mit Sicherheit sehr deutlich und energisch bei jeder Gelegenheit aussprechen können. Dieses Wort müssen sie nicht erst lernen. Es ist ihnen sozusagen angeboren.
Die Bibel nennt dieses Phänomen die Erbsünde. In Römer 5 wird dies ausführlich erklärt. Kindern muss man den Eigenwillen nicht erst antrainieren, denn er ist von Anfang an vorhanden. Besonders im sogenannten Trotzalter tritt dieser Eigenwille deutlich hervor.
Dieser Eigenwille muss gebrochen werden. Das ist eine große Herausforderung, vor allem in Bezug darauf, welche Methode dabei angewandt wird. Auf Einzelheiten kann ich hier nicht eingehen, aber ich möchte auf das Buch der Sprüche hinweisen. Dort finden sich einige hilfreiche Hinweise.
Die Probleme, die damit zusammenhängen, werden auch im Neuen Testament behandelt. Das Alte Testament ist nicht in erster Linie als Erziehungsbuch gedacht. Dennoch ist es wichtig zu wissen, dass viele Themen des Alten Testaments für uns besonders relevant sind, wenn sie im Neuen Testament wieder aufgegriffen werden.
Und das ist tatsächlich oft der Fall. Zum Beispiel finden wir die Zehn Gebote im Neuen Testament wieder. Mit Ausnahme des Sabbatgebots erscheinen alle anderen neun Gebote dort erneut.
Die Rolle des Gebets und des Vorbilds in der Erziehung
Und, ihr Lieben, gerade in dieser Zeit ist es besonders wichtig, unsere Kinder im Gebet vor den Herrn zu bringen.
Es war schon reichlich spät, wenn man erst zu diesem Zeitpunkt damit beginnt. Doch gerade jetzt gilt es, unsere Kinder zu bewahren. Ebenso brauchen wir selbst Hilfe, damit wir als Vorbild dienen können. Darauf werden wir noch eingehen und die Bedeutung davon erläutern.
Der Herr schenkt uns auch Weisheit, wie wir in unserer Zeit mit den großen Schwierigkeiten umgehen können. Diese entstehen je nachdem, mit welchen Erziehungsmethoden man arbeitet und wie die Umgebung beschaffen ist.
Es braucht Weisheit, um das Kind auf die richtige Weise dahin zu führen, dass es erkennt: Es gibt Autoritäten über mir, denen ich zu gehorchen habe. Die erste Autorität, der ein Kind begegnet, ist die der Eltern, also Vater und Mutter.
Die Verantwortung der Eltern und die Bedeutung des Gehorsams
Für die jungen Männer unter uns: Wer nach einem Aufseherdienst trachtet, begehrt ein schönes Werk. Dabei wird von den Aufsehern gesagt, dass sie dem eigenen Hause wohl vorstehen sollen.
Ich halte die Erziehung der Kinder für die schwerste Aufgabe überhaupt. Vielleicht ist sie vergleichbar mit der Aufgabe eines Ältesten. Dennoch ist es auch eine schöne Aufgabe. Das hat mir mein lieber Bruder Michael heute Morgen beim Frühstück noch einmal so schön erklärt.
Die Erziehung der Kinder in der Furcht und Ermahnung des Herrn ist nicht nur eine schwere, sondern meiner Meinung nach auch eine sehr schwere Aufgabe. Den Vätern wird zugerufen: Sind wir dazu bereit? Und vertrauen wir dem Herrn, dass er auch das Gelingen dazu schenkt.
Warum Gehorsam so wichtig ist
Zum Gehorsam – warum ist er überhaupt so wichtig?
Nur, ihr Lieben, wenn wir Kinder nicht zum Gehorsam erziehen, erschweren wir ihnen den Schritt zur Bekehrung. Denn jede Bekehrung ist ein Gehorsamsakt. Wenn ich Jesus Christus in meinem Leben aufnehme – als Heiland, der mir die Schuld vergibt, aber auch als Herr, der jetzt über mich regieren soll – dann unterwerfe ich mich seiner Autorität. Er hat jetzt das Recht zu befehlen.
Ich will ihm gehorchen, nicht aus Angst, verloren zu gehen, sondern aus Liebe, überwältigt von seiner Liebe. Er hat so viel für mich getan, dass mein Leben ihm gehören soll – mit allem, was dazugehört.
Wenn wir nun gute Werke tun, wenn wir Gott gehorchen und in den Wegen wandeln, die er zuvorbereitet hat, wie Paulus im Epheserbrief schreibt, dann tun wir das nicht, um gerettet zu werden. Wir tun es, weil wir gerettet sind. Wir leben aus Dankbarkeit vom Sieg her.
Gerade im Gehorsam gegenüber der Heiligen Schrift und dem Herrn zeigt sich die Echtheit unserer Bekehrung.
Die Frucht des Gehorsams im Leben
Wenn Menschen sagen, sie hätten sich irgendwo einmal bekehrt – vielleicht in einem Zelt, vielleicht in einem Gespräch mit einem Seelsorger oder auch ganz alleine –, dann gibt es viele Wege zur Umkehr. Doch wenn man in ihrem Leben keine Veränderung sieht, keinen Hunger nach Gottes Wort, keine Sehnsucht, in der Gemeinschaft der Heiligen dabei zu sein, keine Pflege der Gemeinschaft und keine guten Werke, dann fällt das auf.
Vor allem aber zeigt sich oft wenig Umgang mit der Heiligen Schrift, um den Willen Gottes kennenzulernen. Wenn diese Menschen daran kein Interesse haben, kann ich nicht in ihr Herz hineinschauen. Doch nach ihrem Verhalten sehe ich nicht die Kennzeichen der Wiedergeburt.
Ein jeder Baum wird an seiner Frucht erkannt, an der Frucht des Geistes. Da muss etwas da sein. Wenn wir die Kinder also zum Gehorsam erziehen, bereiten wir ihnen den Weg zur Bekehrung. Es gibt keine hundertprozentige Garantie, dass sie dann früh zum Herrn kommen. Aber sehr häufig erleben wir, dass in solchen Familien, in denen der Vater auch seiner Pflicht nachkommt – nicht nur die Mutter –, der Herr seinen Segen legt.
In den meisten Fällen kommen die Kinder dann auch relativ früh zum Glauben. Oder wenn sie früh nicht zum Glauben kommen, lässt sie der Gedanke nicht los. Irgendwann kann Gott dann wieder in ihr Gedächtnis bringen, was sie früher gelernt haben. Vielleicht hilft ihnen dann der Anstoß eines Predigers, zum Herrn zu kommen.
Der richtige Zeitpunkt und die Voraussetzung für die Erziehung zum Gehorsam
Die Erziehung zum Gehorsam sollte rechtzeitig beginnen.
Jetzt wird vielleicht der eine oder andere sagen: „Ach, mit der Trotzphase muss ich also beginnen – viel zu spät.“ Ein anderer wird sagen: „Mit der Geburt ist es viel zu spät, während der Schwangerschaft immer noch zu spät.“
Wenn wir unsere Kinder zum Gehorsam erziehen wollen, müssen wir selbst zum Gehorsam erzogen sein. Wir müssen Menschen sein, für die die Heilige Schrift die oberste Priorität hat.
Was hat Jesus zu diesem oder jenem Problem gesagt? Wie sieht mein Vater im Himmel diese Dinge und wie beurteilt er sie? Gibt es Hinweise im Wort Gottes?
Deshalb lesen wir die Bibel, um den Willen Gottes kennenzulernen, um ihm zu gefallen und ein Leben zu führen, das Spuren hinterlässt, die in der Ewigkeit wiedergefunden werden.
Die Bedeutung des Vorbilds und der Konsequenz in der Erziehung
Nun gehe ich davon aus, dass es für diejenigen, die heute hierher gekommen sind, sicher nichts Neues ist. Andernfalls wären sie wahrscheinlich spazieren gegangen oder hätten etwas anderes getan, anstatt sich solche relativ trockenen Vorträge anzuhören. Es ist auch sehr anstrengend.
Wir haben den Wunsch, dass wir es zunächst für uns selbst hören. Aber ich denke, es ist auch wichtig, dass wir es für diejenigen hören, die vielleicht hier Ermutigung und Anleitung brauchen, die heute nicht hier sind. Uns wird dabei deutlich, dass das, was der Herr uns, was er mir deutlich macht, auch für andere gilt.
Wenn wir heute von den vielen Irrungen unserer Zeit hören, von Regelungen, die uns von oben auferlegt werden, dann ist unsere Antwort darauf nicht, auf die Straße zu gehen und mit Märschen dafür einzutreten. Ich sage nicht, dass man das nicht kann, aber das ist zu wenig. Unsere Antwort ist das gelebte Vorbild mit dem Herrn, das Vertrauen in seine Führung und auch, unsere Kinder so zu erziehen, dass sie Vertrauen zu uns bekommen. Dass wir als Eltern ihre ersten Ansprechpartner sind, wenn sie Probleme in der Schule haben, dass sie uns informieren und wissen, dass wir eintreten und mit den Lehrern sprechen. Vielleicht gibt es ja viele Möglichkeiten, und das werden wir heute sicher noch hören.
Rechtzeitig erziehen ist zunächst einmal eine Frage an uns selbst, unabhängig davon, ob wir Kinder haben oder nicht. Das gilt für jeden Christen. Bin ich jemand, der zutiefst davon überzeugt ist, dass der Weg des Gehorsams gegenüber dem Herrn und seinem Wort der Weg ist, der unter dem Segen Gottes steht, ihn verherrlicht und mich auch nützlich macht für meine Umgebung, für die Gesellschaft, für dieses Volk und natürlich für die Gemeinden?
Bin ich jemand, wie es im Alten Testament heißt, der zittert vor seinem Wort? In dem Sinne, dass ich Furcht habe, gegen Gottes Wort zu verstoßen, weil es der geoffenbarte Wille meines Vaters im Himmel ist? Weil ich den Herrn liebe und aus Liebe zu ihm ihm gefallen möchte? Das ist die Grundlage von allem.
Konsequenz in der Erziehung
Und wenn ich sage, rechtzeitig zu beginnen – bei uns selbst –, dann kommt noch ein weiterer Punkt hinzu: Konsequenz, also konsequentes Erziehen.
Wir neigen manchmal dazu, Frauen vielleicht stärker als Männer, aber ich weiß nicht, ob das heute noch so ist, schnell Versprechungen zu machen oder auch Drohungen auszusprechen. Die Kindererziehung liegt bei uns ja schon länger zurück.
Oft heißt es: „Wenn du das nicht tust, dann passiert dies oder jenes.“ Doch hinterher hält man sich nicht daran. Lieber wenige Verbote oder Gebote – so wenig wie möglich –, aber diese müssen durchgezogen werden.
Das Kind muss merken, dass die Eltern, Vater oder Mutter, es auch ernst meinen mit dem, was sie ankündigen.
Vorbildfunktion der Eltern im Umgang mit Medien
Wir sollten auch daran denken, besonders wenn die Kinder älter werden, dass sie uns beobachten. Dabei achten sie darauf, ob wir nur Verbote oder Regelungen erlassen, während wir uns selbst alle möglichen Freiheiten erlauben. Ein Beispiel dafür ist der Umgang mit Medien wie Fernsehen oder Internet.
Sind wir selbst in der Lage, diese Dinge zur Ehre des Herrn zu gebrauchen, oder werden sie für uns zur Gefahr? Ich weiß von vielen Männern, manche haben mir das auch in der Seelsorge gebeichtet, dass sie große Probleme mit Pornografie haben. Das Internet stellt dabei eine enorme Gefahr dar.
Es ist wichtig, wirklich einen Bund mit unseren Augen zu schließen. Vielleicht hilft es zu beten und zu fasten und dem Herrn zu geloben, bestimmte Seiten nicht anzuklicken. Als ich anfing, mit dem Computer und Internet zu arbeiten, hatte ich einen E-Mail-Provider, der mir ohne mein Zutun unkeusche Bilder auf den Bildschirm schickte. Ich bekam diese Bilder einfach nicht weg, weil ich kein Experte auf diesem Gebiet war.
Zum Glück kannte ich jemanden, der sich damit auskannte. Ich fragte ihn, ob er das so einstellen könne, dass diese Bilder nicht mehr erscheinen. Ich wollte nur das sehen, was ich bewusst anklicke, und nichts anderes. Er hat es tatsächlich geschafft, und bis heute habe ich keine Probleme mehr.
Wenn ich weiß, wie das funktioniert, kann ich die Adresse weitergeben, damit wir nicht überrascht werden. Wir müssen dahin kommen, auch über unsere Phantasie zu wachen und über das, was wir sehen. Männer werden stärker über das Auge beeindruckt, Frauen mehr über das Gehör.
Wir können von unseren Kindern nicht verlangen, etwas zu tun, was wir selbst nicht tun.
Die Herausforderung der modernen Medienerziehung
Manchmal ist es besser, sich von einem Gerät zu trennen, als ständig davor zu sitzen, gefangen zu sein und seine Zeit zu verplempern. Jeder muss das für sich selbst entscheiden.
Aber, ihr Lieben, unsere Kinder sind das Höchste, was der Herr uns anvertraut hat. Ich sage noch einmal: Diese schwierige, diese so schwere Aufgabe ist für euch jungen Eltern noch viel schwerer als zu meiner Zeit. Mit all den Verführungen, denen sie ausgesetzt sind, können wir nur bestehen, wenn wir auf die Hilfe des Herrn angewiesen sind.
Diese Hilfe bekommen wir nur, wenn wir klare Sache mit ihm machen und wirklich Gemeinschaft mit unserem Herrn Jesus Christus pflegen – über alles.
Übergang zu den weiteren Erziehungszielen
Nun braucht ihr keine Sorge zu haben, dass ich bei den nächsten drei Punkten genauso lange verweilen werde wie hier. Aber dies war mir das Wichtigste: die Erziehung zum Gehorsam zu verstehen.
Wir sollten selbst das Ziel der Erziehung haben, aus Liebe unserem Herrn zu gehorchen. Dieses Ziel dürfen wir dann weitergeben, weil wir unsere Kinder lieben und wissen, dass dies der Weg zum Leben ist.
Diesen Weg können wir für sie vorbereiten und dann dem Herrn vertrauen, dass zu seiner Zeit auch die weiteren Schritte erfolgen.
Erziehung zur Wahrhaftigkeit und Aufrichtigkeit
Das nächste Thema ist die Erziehung zur Wahrhaftigkeit und Aufrichtigkeit. Hier sind wir besonders gefordert, vor allem im Hinblick auf das eigene Vorbild.
In manchen Familien gibt es sonntags mittags den sogenannten „Prediger-Hackbraten“. Wisst ihr, was das ist? Dabei wird die Predigt vor den Kindern noch einmal ausführlich durchgekaut.
Natürlich ist das bei euch nicht der Fall, aber bei uns kommt das häufiger vor. Dann wundern sich die Eltern, warum die Kinder eines Tages nichts mehr mit der Gemeinde zu tun haben wollen, ihre eigenen Wege gehen und klagen: „Woher kommt das denn? Wir haben doch so viel in der Bibel gelesen, gemeinsam gebetet und Andachten gehalten.“
Die Gefahr der Unehrlichkeit im Familienleben
Die üble Nachrede
Klein Erna steht mit ihrer Mutter oben an der Tür. Unten hat es geklingelt. Sie wohnen in einem Hochhaus und beide schauen durch den Schacht nach unten. Die Tante Hilde erscheint, sie will ihre Nichte besuchen.
Die Mutter schlägt die Hände über dem Kopf zusammen und sagt: „Ach, schon wieder die alte Schachtel!“ Jetzt kommt Tante Hilde schnaufend die Treppen hoch. Als sie an der Tür erscheint, umarmt die Mutter die Tante und sagt: „Ach, wie schön, dass du uns noch mal besuchst!“
Klein Erna fragt: „Bist du die alte Schachtel?“
Ja, ihr Lieben, so kann es uns gehen. Wahrheit kommt oft aus Kindermund. Kinder beobachten uns genau. Sind wir echt im Umgang miteinander? Reden wir miteinander so, wie wir übereinander reden?
Die Bedeutung von Authentizität und Liebe in der Gemeinschaft
Seht mal, wenn es um die Geistesfülle geht, würde ich sehr gerne darüber sprechen, was die Bibel dazu sagt. Nach Epheser 5 ist es sehr interessant, dass dort unter anderem steht, wir werden voll Geistes, indem wir miteinander reden, geistliche Lieder singen und so weiter.
Epheser 5 sagt nicht, dass wir voll Geistes werden, indem wir bei einer dampfenden Tasse Kaffee die Geschwister durch den Kakao ziehen. Das führt nicht zur Geistesfülle. Vielmehr werden wir voll Geistes, wenn wir miteinander über die großen Taten Gottes sprechen.
Sind wir echt? Sind wir authentisch? Wird die Liebe zu den Geschwistern in unseren Gesprächen deutlich? Wenn sie unsere Hilfe brauchen, sind wir dann die Ersten, die ihnen zur Seite stehen? Haben wir Zeit füreinander?
Erleben unsere Kinder, dass die Gemeinde – ihr habt ja hier eine relativ große Gemeinde – eine große Familie ist, in der einer für den anderen da ist?
Eine Geschichte zur Verdeutlichung
Eine wahre Geschichte aus Köln.
Am ersten April neunzehnhundertfünfzig sagt eine Mutter zu ihrem siebenjährigen Jungen: „Du, uns ist doch ein Medikament ausgegangen, das heißt ‚Hau mich blau!‘ Du gehst jetzt mal zum Apotheker. Du hast zehn Pfennig, also einen Groschen, und kaufst für einen Groschen ‚Hau mich blau!‘“
Der Junge geht zum Apotheker und sagt: „Ich hätte gern für einen Groschen ‚Hau mich blau!‘“ Der Apotheker schaut ihn seltsam an, doch der Junge merkt noch nichts. Der Apotheker durchsucht alle Schubladen und sagt dann: „Es tut mir furchtbar leid, das ist mir auch gerade ausgegangen. Aber geh mal um die Ecke zum Drogisten, der hat das bestimmt.“
Der Junge nimmt seinen Groschen und läuft zum Drogisten. Er sagt: „Ich hätte gern für zehn Pfennig ‚Hau mich blau!‘“ Der Drogist schaut ganz böse, geht in den Nebenraum und holt einen langen Knüppel.
Da merkt der Junge, was los ist – er hatte noch nie von Aprilscherzen gehört. Gibt es die denn auch? Na ja, das Gelächter der drei älteren Schwestern hatte er heute noch in den Ohren.
Glücklicherweise hat er ein ziemlich dickes Fell, sonst stünde er nicht heute vor euch. Es war ein Aprilscherz.
Umgang mit Märchen und Wahrheit in der Erziehung
Nun denken vielleicht einige, das muss eine ganz trübselige Familie sein, in der man nicht mehr lachen darf. Doch dem ist nicht so. Wir hatten sehr viel Freude.
Ich selbst hatte eine herrliche Kindheit. Ich hatte nämlich fünf Schwestern, aber keinen Bruder. Die Schwestern haben wunderbar für mich gesorgt. Die drei Älteren haben mich erzogen, und ich habe das später an die zwei Jüngeren weitergegeben. Es war eine herrliche Kindheit, die ich keineswegs bedaure.
Doch bei diesem Aprilscherz dachte ich mir: So etwas hast du auf jeden Fall nicht mit deinen Kindern gemacht. Wenn wir mal gescherzt haben, war immer klar, dass es ein Scherz war.
Hier kommt auch das Problem mit dem Klapperstorch und dem Osterhasen ins Spiel. Damals war das bei uns ein Thema, heute ist das wahrscheinlich nicht mehr so ein großes Problem. Ich habe auch erst ziemlich spät erfahren, dass das damals etwas anders gehandhabt wurde.
Ich halte das für ein wenig fragwürdig, wie das damals war. Ich möchte nur anregen, darüber nachzudenken, was wir unseren Kindern sagen. Reden wir da vielleicht um den heißen Brei herum? Oder sollten wir im Hinblick auf Sexualaufklärung nicht doch der Schule zuvorkommen?
Das ist ungeheuer schwer! Ich bin froh, dass ich dieses Problem heute nicht mehr habe, weil so früh sexualisiert wird. Wir werden das, glaube ich, heute Nachmittag noch hören, daher kann ich mir das jetzt ersparen.
Ehrlichkeit als Grundlage der Erziehung
Wir sollten den Kindern in dem, was wir ihnen sagen, deutlich machen, dass es wirklich so ist. Früher haben wir den Kindern auch Märchen erzählt oder vorgelesen. Dabei haben wir ihnen aber immer gesagt, dass es Märchen sind und dass sich jemand diese Geschichten ausgedacht hat.
Heute bin ich mir nicht mehr sicher, ob ich das überhaupt noch so machen würde. Für mich ist es fragwürdig, ob das notwendig ist.
Später haben wir sehr viel kindgerechte Literatur besorgt, die aus dem Leben gegriffen ist und erlebte Abenteuer erzählt. Als Kinder Gottes können wir so viel mit unserem Herrn erleben. Ich selbst habe auch viele meiner Erlebnisse den Kindern erzählt.
Das können sicher alle Eltern weitergeben – was sie mit Jesus erleben.
Erziehung zur Bescheidenheit
Ich habe hier einen Zettel dabei, der für jeden ausreicht, weil wir nicht so viele sind. Er heißt "Ehe und Familie in biblischer Sicht". Darauf steht auch das Thema Erziehungsziele.
Als ich den Zettel gerade noch einmal durchgesehen habe, ist mir aufgefallen, dass die Überschrift für das dritte Erziehungsziel irgendwie herausgerutscht ist. Ich weiß auch nicht, wie mir das passiert ist.
Unter dem Punkt "Problem Märchen und Sagen", den ich eingerahmt habe, müsste jetzt stehen: Erziehung zu Bescheidenheit. Ich sage dazu nur noch kurz etwas.
Ihr könnt das, wenn ihr den Zettel mitnehmt, noch dazuschreiben: Erziehung zu Bescheidenheit.
Die Bedeutung von Bescheidenheit und Demut
Wir wissen, dass in der Heiligen Schrift oft davon die Rede ist, dass Gott dem Demütigen Gnade schenkt. Nur wenn wir in der Gnade wachsen, werden wir brauchbar für den Herrn. Um uns von der Gnade Gottes umgeben zu wissen, müssen wir demütig werden.
Als ich mit meinen Familienseminaren begann, stand dort auch das Thema „Erziehung zur Demut“ im Mittelpunkt. Ein Teilnehmer machte mich darauf aufmerksam, dass man Demut eigentlich nicht erziehen kann. Demut werde erst richtig möglich, wenn jemand wiedergeboren ist.
Eine Vorstufe dazu ist die Bescheidenheit. Was verstehe ich darunter? Wir müssen dafür sorgen, dass das Baby, wenn es geboren ist, zunächst noch Mittelpunkt von allem ist. Das schadet dem Baby nicht.
Die Gefahr der Überbewunderung
Wenn das Baby mittlerweile drei oder vier Jahre alt ist und immer noch der Gegenstand der Bewunderung bleibt – selbst wenn es über Tische und Stühle springt, sehr aktiv ist und alle sagen: „Das wird mal jemand, der sich durchsetzen kann“ – dann läuft etwas schief.
Das Kind muss merken, dass es nicht der Mittelpunkt der Welt ist. Es gibt auch andere Menschen und Kinder, die Aufmerksamkeit verdienen. Wenn man das Kind einfach so weiterentwickeln lässt, wird es höchstens zum Klassenkasper.
Wichtig ist hier die Ausgewogenheit von Ermunterung und Ermahnung. Manche Kinder müssen mehr ermutigt werden, weil sie von Natur aus oder aufgrund ihres Temperaments zu Minderwertigkeitskomplexen neigen. Andere hingegen müssen mehr ermahnt werden.
Eigentlich gehören beides, Ermunterung und Ermahnung, in die Erziehung hinein.
Die Balance zwischen Wertschätzung und Bescheidenheit
Aber vor allem müssen die Kinder davon überzeugt werden, dass der Herr sie liebhat, dass sie einen Wert für Gott haben und dass Gott etwas aus ihnen machen will.
Dies kann jedoch nur geschehen, wenn sie auch erkennen, dass sie Sünder sind. Solange wir mit unvergebener Schuld durchs Leben gehen, können wir nicht das werden, was Gott eigentlich mit uns vorhat.
Der Wert, den Gott durch Jesus Christus in uns legen möchte, wird erst dann wirksam, wenn wir ihn annehmen. Paulus schreibt den Kolossern: „Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit“ (Kolosser 1,27).
Diesen Wert werden wir erst erreichen, wenn wir ihn aufnehmen.
Die Erziehung zur Bescheidenheit erleichtert es einem Kind ebenfalls, sich zu bekehren. Denn in der Bekehrung gebe ich zu, dass ich versagt habe, dass nicht alles in meinem Leben so großartig ist, wie ich vielleicht dachte.
Ich erkenne, dass ich wirklich auf die Vergebung meines Herrn angewiesen bin.
Herausforderungen bei der Bescheidenheitserziehung
Und es gibt auch ein Problem bei der Erziehungsbescheidenheit. Dabei geht es nicht nur um die Geschenke der Eltern, sondern auch um die Geschenke der Großeltern, Tanten, Onkel und so weiter.
Die Eltern müssen lernen, sich mit ihren eigenen Eltern als den Großeltern ihrer Kinder zu arrangieren. Es sollte abgesprochen sein, wie mit Geschenken umgegangen wird, damit keine zu hohen Erwartungen geweckt werden. Das gilt zum Beispiel für Geschenke zum Geburtstag oder zu Weihnachten.
Eine passende Bibelstelle dazu findet sich in 1. Petrus 5,5. Diese kann man nachlesen und darüber nachdenken.
Erziehung zum Sozialverhalten
Und das Letzte jetzt: die Erziehung zum Sozialverhalten.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten dafür. Meine Mutter wusste, dass ich sehr schlecht verlieren konnte. Deshalb hat sie oft mit uns „Mensch ärgere dich nicht“ gespielt. Vor einiger Zeit habe ich festgestellt, dass es dieses Spiel immer noch gibt. Es ist ein tolles Spiel, bei dem man den Charakter eines Kindes sehr schnell kennenlernen kann.
Auch Fußballspielen ist eine Möglichkeit, besonders für Jungs, wobei unsere Mädchen auch mitgespielt haben. Wir haben nämlich drei Jungs und zwei Mädchen.
Die Rolle des Vaters als Vorbild
Aber auch hier müssen vor allem die Eltern, insbesondere der Vater, als Vorbild dienen. Mir wurde das einmal klar, als wir ein kleines Spiel unter uns machten. Die beiden Töchter waren bei mir, und die Jungs spielten gegen uns. Im Eifer des Gefechts schoss meine Tochter Dorothy, die Älteste, ein Eigentor.
Ich war schon immer ziemlich engagiert beim Fußball und habe sie deshalb etwas angepflaumt. Doch im Eifer des Gefechts vergaß ich das schnell wieder. Als wir dann zu sechst nach Hause gingen, lief Dorothy neben mir her, und es sah irgendwie ungewöhnlich aus.
Ich fragte mich, was wohl los sei. Gab es etwas im Spiel, das sie beschäftigte? Ich überlegte angestrengt, bis mir das Eigentor wieder einfiel. Da wurde mir klar, dass ich mich nicht richtig verhalten hatte.
Als Vater wissen wir, dass wir oft so erzogen wurden: Der Papa hat immer Recht. Egal, was er macht – er hat immer Recht. Bis zu diesem Moment hatte ich das auch geglaubt. Aber jetzt wurde mir klar, dass ich Dorothy Unrecht getan hatte und mich nicht beherrschen konnte.
Die Bedeutung von Entschuldigung und Vergebung
Selbst so etwas kann schließlich jedem einmal passieren. Ich weiß noch, wie ich mit mir gerungen habe. Das Mädchen war etwa zwölf Jahre alt. Wir hatten noch ungefähr 300 Meter bis nach Hause.
In diesen 300 Metern, bis ich zu Hause war, hat der Herr in mir einen Entschluss geweckt, den ich nie bereut habe: Ich musste mich bei meiner Tochter entschuldigen. Sie hat das auch getan.
Der erstaunte Blick – der Papa entschuldigt sich. Wir werden erst glaubwürdig, wenn wir nicht so tun, als ob wir über allen Dingen schweben und keine Probleme hätten.
Natürlich müssen wir jetzt nicht zwangsläufig nach etwas suchen, wofür wir uns entschuldigen sollten, wenn vielleicht gar nichts vorhanden ist. Aber es ist wichtig, dass wir wirklich offen sind und das auch deutlich machen.
Auch die Eltern leben von der Vergebung – jeden Tag neu!
Die Realität des täglichen Lebens und die Notwendigkeit der Vergebung
Ich wage nicht zu behaupten, dass es einen einzigen Tag in meinem Leben gegeben hat, an dem ich nicht irgendwo Mist gebaut habe. Selbst wenn es nur in Gedanken war.
Wer nun weiß, Gutes zu tun, es aber nicht tut, begeht immer Sünde. Diese vielen verpassten Gelegenheiten sind bereits Schuld. Es gibt Gedankensünden, Tatsünden und Wortsünden.
Wir leben alle von der Vergebung, und das dürfen wir den Kindern auch sagen. Dann merken sie, dass wir im selben Boot sitzen. Wir alle brauchen die Vergebung des Herrn.
Und wir alle erhalten sie auch, wenn wir von Herzen um Vergebung bitten beziehungsweise konkret unser Vergehen dem Herrn bekennen.
Sozialverhalten und Hilfsbereitschaft als Erziehungsziele
Das Vorbild des Vaters spielt eine sehr große Rolle, besonders im Hinblick auf das Sozialverhalten und die Hilfsbereitschaft gegenüber anderen Menschen.
Sind wir als Eltern oder Großeltern Menschen, die anderen in Wort und Tat weiterhelfen?
Abschluss und Zusammenfassung
Meine Zeit ist bereits zu Ende. Ich hoffe, wir haben verstanden, worum es geht.
Ich habe es am Ende so zusammengefasst: einander annehmen, füreinander beten, zueinander reden (führt zur Geistesfülle, Epheser 5). Die Stelle, die ich eben genannt habe, umfasst auch einander vergeben und einander dienen mit den Geistesgaben.
Das Ergebnis ist die Geistesfrucht, wie sie in Galater 5,22 beschrieben wird: Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Enthaltsamkeit – im Sinne der Selbstbeherrschung, sowohl im sexuellen Bereich als auch darüber hinaus.
Wenn das in unserem Leben sichtbar wird, brauchen wir uns nicht mehr so große Sorgen machen, dass die Kinder total vom Weg abkommen. Dann dürfen wir damit rechnen, dass sie entweder in den Glauben hineinwachsen und irgendwann selbst eine ganz klare Entscheidung für den Herrn treffen – oder aber, wenn sie vom Weg eine Zeit lang abgewichen sind, der Herr sie wieder zurückführen wird.
Vertrauen auf Gottes Kraft und Schutz
Wir dürfen ihm großes Vertrauen schenken, auch in dieser Zeit. Ohne den Herrn haben wir nicht die geringste Chance. Doch Johannes sagt bereits: Der, der in uns ist, ist größer als der, der in der Welt ist.
Dafür können wir dem Herrn von ganzem Herzen danken.
Schlussgebet
Ich möchte auch gern mit uns beten.
Herr Jesus, wir danken dir, dass wir an dich glauben dürfen und dass wir um deine göttliche Kraft wissen, die auch heute noch tätig ist. Sie wirkt in unserem Leben, in jedem, der sich dir öffnet.
Herr, lass heute wieder neu groß werden die Ermutigung, es mit dir zu wagen und alles von dir zu erwarten. Lass uns unsere Kinder ganz bewusst anvertrauen, damit du sie bewahrst und sie sicher durch die Wirren dieser Zeit führst. Hilf uns, deinem Wirken nicht im Wege zu stehen.
Wir danken dir, dass du uns nahe bist und dass wir alles von dir erwarten dürfen. Amen.
