Die bleibende Bedeutung des Kommens Jesu
Nie dürfen Sie denken, das sei für uns bereits vollständig bekannt, was durch das Kommen Jesu geschehen ist. Wir werden ein Leben lang nicht fertig damit, immer wieder neu darüber nachzudenken.
Johannes stand in einer ganz besonders engen Beziehung zu Jesus während seiner Jüngerschaft. Wir wissen auch von ihm später, wie er offenbar im Straflager auf Patmos nochmals von Gott Schauungen erhielt, von der Zukunft der Weltgeschichte. Johannes hat auch an die Gemeinden drei Briefe geschrieben. Im ersten Brief greift er noch einmal zurück auf dieses große Geschehen des Kommens Jesu.
Er schreibt im ersten Johannesbrief, Kapitel 1, Verse 1 bis 4:
„Was von Anfang an war, was wir gehört haben, was wir gesehen haben mit unseren Augen, was wir betrachtet haben und unsere Hände betastet haben vom Wort des Lebens – und das Leben ist erschienen – und wir haben gesehen und bezeugen und verkündigen euch das Leben, das ewig ist, das beim Vater war und uns erschienen ist.“
Wenn Sie jetzt Ihre Bibel vor sich haben, merken Sie, dass das alles gar nicht mehr in einen Satz passt. Der ganze zweite Vers ist nur mit Gedankenstrichen hier so zitiert. Johannes überschlägt sich vor ganzer Leidenschaft. Er ist so voll und gepackt von dem, was er sagen will, dass er keinen Punkt mehr setzen kann. Er geht in einem Satz weiter:
„Was wir gesehen und gehört haben, das verkündigen wir auch euch, damit auch ihr mit uns Gemeinschaft habt. Unsere Gemeinschaft ist mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus. Und das schreiben wir, damit unsere Freude vollkommen sei.“
Zwischen Stille und Lärm: Die Bedeutung der Jahreswende
Dieser Sonntag steht jetzt sozusagen dazwischen: Auf der einen Seite die stille Christnacht, und vor uns die laute, lärmende Jahreswende.
Sie wissen ja, wie es an Silvester immer zugeht: Die Knaller steigen in die Luft, die Feuerwerkskörper explodieren, und in vielen Häusern herrscht rauschende Freude. Die Menschen genießen und feiern – aber was eigentlich? Dass unser Leben dahinfährt, dass unser Leben verfliegt.
Zu vielen Silvesterfeiern gehört es, noch einmal tüchtig auf den Putz zu hauen. Man lässt nichts anbrennen und will nichts im Leben versäumen. Darum muss man feiern, so wie die Feste fallen. Aber was feiert man eigentlich? Dass das Leben zerrinnt.
Hinter diesem Feiern steht oft keine echte Freude. Deshalb braucht man manches, das die Sinne etwas benebelt, manches, das einem die Besinnung raubt: lärmende Musik oder alkoholische Getränke. So wird man sich nicht richtig klar darüber, was geschieht.
Hinter dieser Lebensfreude steckt oft die Angst, dass es vorbei sein könnte, ehe es richtig begonnen hat. Junge Leute sind oft wie elektrisiert, wenn sie etwas hören, das Leben verspricht: „Leben, Leben!“ Dann starten sie durch: „Wir wollen das Leben haben, lasst uns das Leben nehmen, das sich uns bietet – egal, ob uns jemand warnt oder Einschränkungen gibt.“
Warum soll ich nicht genießen? Sprechen Sie heute mit vielen jungen Leuten, und sie sagen: „Ist mir doch egal, was aus meinem Leib wird, was aus meinem Leben wird.“ Vielleicht liegen manche Versuche, junge Leute von Rauschmitteln fernzuhalten oder vor AIDS zu bewahren, daran, dass sie sagen: „Ach, Genuss geht doch über alles. Das Leben nehmen, wenn es sich mir anbietet.“
Die Suche nach dem Leben und seine wahre Quelle
Aber was ist eigentlich das Leben? Je mehr wir darüber nachdenken, desto kritischer werden wir mit zunehmendem Alter.
Wir haben immer gedacht: Wenn wir erst im Beruf stehen, wenn wir eine eigene Familie haben, dann beginnt das Leben. Kaum aber diese Station erreicht, sagen wir: „Wenn wir mal aus dem Gröbsten raus sind, wenn die Kinder größer sind...“ Jetzt sind die Kinder größer, und man sagt: „Ja, ich freue mich schon auf den Ruhestand, das wird mal schön. Dann geht das Leben richtig los, dann möchte ich mein Leben selbst gestalten.“
Es ist immer ein Ziel, dem man nachläuft. Doch wo liegt denn das Leben wirklich?
Die Alten in der Pflegestation des Altenheims sind oft bitter und sagen: „Ich bin am Leben vorübergegangen, ich habe es nicht gefunden.“ Wo liegt denn das Leben? Was ist das Leben? Wozu lebe ich? Das sind Fragen, die sie stellen, wenn sie sagen: „Ich wünschte, es wäre schon vorbei. Ich sehe keinen Sinn mehr in meinem Leben.“
Ist das Leben also immer nur ein Trugbild, dem wir nachjagen? Etwas, das uns berauscht und benebelt? Immer nur ein Traum, der vor uns steht? Oder ist es so, wie Johannes hier sagt: „Das Leben ist erschienen“?
Jetzt müssen wir das einmal einer kritischen Prüfung unterziehen und fragen: Stimmt das überhaupt? Ist das Leben wirklich erschienen? Wo finde ich denn das Leben? Was meinst du denn, Johannes, mit dem Leben, das erschienen ist?
Das Leben in Jesus gefunden
Johannes sagt, wir haben es gefunden. Wo hast du denn das Leben gefunden? Im Sinnenrausch, im Austoben deiner Begierde? Wo hast du das Leben gefunden? Im Geld, in der Ehre, in der Macht? Wo hast du das Leben gefunden, wenn du so dastehst und sagst: Wir haben es gefunden?
Er sagt, in der Krippe war es. Oh, ihr Toren, die ihr immer nur dasteht und an Weihnachten an die armen Kinder denkt! Seht ihr nicht den Glanz, der über diesem Kind Jesus liegt? Da ist doch das Leben! Wir stehen da und sagen, wir verstehen gar nicht, wovon du redest. Doch da ist das Leben drin!
Er erzählt das und sagt, wir haben es ja miterleben können. Drei Jahre lang sind wir an der Seite Jesu gelaufen. Wir würden sagen: Also jetzt wird es verrückt. Dass man bei der Bibel zweifelt, ist ganz natürlich. Und wenn Sie nicht zweifeln, dann haben Sie vielleicht noch nicht verstanden, was verkündigt wird.
Das sagt also Johannes: Wir haben es entdeckt. Da war die Fülle des Lebens überfließend und groß. Wir sagen: Nein, wir sehen immer nur den armen Mann von Galiläa. Wir sehen, dass er nicht hat, wo er sein Haupt hinlegt, den die Menschen hassen, die von ihm weglaufen, nicht einmal die Jünger, die ihm treu ergeben sind. Und am Ende stirbt er schmachvoll. Was ist denn da das Leben gewesen?
In der Tat hat Jesus auf all das verzichtet, was für uns zum Leben gehört: ein bisschen Geld, ein Beutel, ein eigenes Heim, Anerkennung, Ehre. Wer will denn leben ohne das? Werner sagt, so war es, aber da war das Leben.
Und jetzt: Worin hat er das Leben Jesu gesehen? Das Leben, das von Gott kommt, wie ein großer Strom, der sich in unsere Welt des Todes ergießt. Er will sagen: Wo Jesus auch heute hinkommt, da wirst du genau die gleiche Erfahrung machen. Da geht eine Ermutigung aus, da geht eine Freude aus, die sonst in der Welt überhaupt nie da ist.
In dem Augenblick, in dem Jesus seine Hand auf die Kinder legte und sie segnete, da, wo er in die Hütten der Aussätzigen trat und ihnen sagte: Friede sei mit euch, da bringt Jesus das Leben.
Nun werden wir sagen: Sicher, da war das Leben, wenn plötzlich so ein Aussätziger gesund wurde. Das stimmt. Jesus hat das machtvoll unterstrichen, selbst noch im Angesicht der offenen Gräber, etwa beim Lazarus, als der Grabstein weg war. Er hat erwiesen, dass er in einer Welt des Todes Leben gibt.
Aber interessanterweise hat Jesus das nur an ein paar Exemplaren deutlich gemacht. Er hat es vielmehr dem ganzen Volk verkündigt, in den Seligpreisungen: "Selig seid ihr, wenn die Menschen euch verfolgen. Macht euch doch nichts draus, euch gehört das Himmelreich."
Er gibt Menschen diesen festen Trost. Er spricht Menschen, die gequält sind von Sorgen und Angst, das zu: Sorgt euch nicht, trachtet zuerst nach dem Reich Gottes. Und wenn ihr wisst, dass Gottes Güte euch schirmt und schützt, dann könnt ihr voll Freude sein.
Und in der Tat war das das Kennzeichen, das auch Johannes von Jesus immer wieder im Evangelium überliefert hat. Jesus sagt: Ich bin gekommen, dass Menschen Leben haben.
Sie dürfen nicht immer denken, Christen seien Asketen, die auf so und so viel verzichten. Nein, nein, sie haben etwas Besseres gefunden. Darum interessiert sie der Plunder dieser Welt nicht mehr. Sie gehen am Markt der Eitelkeiten dieser Welt vorüber und sagen: Ich habe doch das Größte und Beste und Schönste gefunden. Ich habe das Leben gefunden.
Und zwar heute. Heute lebe ich in der Nähe Jesu die Freude meines Lebens. Die Jünger haben gesagt: Deine Worte sind Leben. Was du sprichst, hat in unserem Leben eine solche befreiende Kraft. Wir brauchen nichts mehr, wir haben keine Angst mehr vor morgen, wir sorgen uns nicht, wie alles weitergeht. Wir sind fröhlich.
Das Leben mit Jesus als unvergleichlicher Schatz
Bei dir – wir haben das Leben gefunden, so erzählt er es den Gemeinden noch einmal. Wir haben das Leben gefunden, und er möchte damals mit dem ganzen Luxus des römischen Reiches einen Wettkampf veranstalten. Er sagt: „Sag mal, gibt es denn etwas, das diesem Leben, das Jesus bietet, gleichwertig ist?“
Wir wollen das heute auch für unsere jungen Leute wieder verkünden: Das Leben mit Jesus macht glücklich und reich. Jeder Tag ist schade, an dem man nicht mit Jesus lebt. Dieses Leben ist mehr wert als alles, was die Welt an Sinnenrausch, Luxus und Vergnügen bieten kann. Das macht die Seele nicht satt. Aber was Jesus bietet, das ist Leben.
Jetzt wollen wir noch genauer nachfragen: Was ist denn das, was du bietest? Wir kommen immer an den Punkt, der vielleicht manche komisch berührt. Manche sagen: „Warum machst du das denn in deiner Predigt immer so? Du weist doch, dass die Menschen heute nicht an Schuld und Sünde interessiert sind. Das hat doch nichts mit Lebensfreude zu tun.“
Ich weiß nicht, welche Vorstellungen sich auch in Ihrem Kopf verbinden. Möglicherweise haben wir als Verkündiger des Evangeliums es Ihnen auch immer wieder falsch dargestellt, verdreht und vielleicht mit einem muffigen Beigeschmack verkündet.
Bei Jesus war es doch immer so: Wo er zu einem Menschen trat, hat er gezeigt, dass wir vom Leben abgeschnitten sind. Dort, wo zwischen Gott und uns Barrieren liegen, wo wir weg sind von Gott, können die ganzen Güter der Welt nicht die Nähe Gottes aufwiegen.
Ich weiß gar nicht, ob Sie wirklich in unmittelbarer Gottesnähe stehen. Vielleicht sitzen Sie jetzt nur in der Kirche und sagen: „Ich höre dazu.“ Sind Sie beim himmlischen Vater als sein Kind angenommen? Das geschieht ja immer erst an der Stelle, wo ich vor ihm auch das bereinige, was zwischen Gott und mir zerstört ist – wo ich Schuld habe.
Darum entdecke ich das Leben wirklich erst in dem Augenblick, in dem ich die befreiende Vergebung Jesu erfahre. Da beginnt das Leben. Ich habe das Leben entdeckt. So war es damals beim Johannes. So war es auch bei den anderen Jüngern.
Sie haben teilweise ihre unrechten Dinge zurückgelassen, sind umgekehrt und haben gesagt: „Wir wollen Jesus ergreifen, das ist das Leben, das wir suchen und brauchen.“ Und da entdecken wir das reiche und glücklich machende Leben.
Die Herausforderung der Kirche und das wahre Leben in Jesus
Es kann passieren, dass wir von uns selbst im Glauben manchmal zu große Worte machen. Leider tun wir das auch oft von der Kirche. Auf den Kanzeln wird viel zu viel über die Kirche gepredigt, und das, was dort gesagt wird, ist tausendmal übertrieben.
Wir bleiben alle sehr fehlbare Menschen, und die Kirche ist in dieser Welt ein sehr fehlbarer Verein. Doch an einer Stelle bleiben wir mit unserem Reden weit zurück: bei Jesus.
Wenn wir alle Worte nur noch auf Jesus richten, können wir nicht einmal ein Tausendstel von dem rühmen, was wir eigentlich rühmen sollten. Er ist das Leben, in ihm liegt alles beschlossen. Was er geben kann, ahnen wir noch gar nicht.
Ich möchte alle meine Worte nicht mehr von mir selbst machen, auch nicht von der Kirche oder den Christen, sondern nur von Jesus. Damit sie ihn erkennen und merken, wie groß das Leben ist, das er gibt, wie erfüllt es macht und wie reich es macht.
Komm und sieh es, komm und sieh es.
Das Zeugnis der Jünger und die persönliche Erfahrung
Jetzt sagt Johannes im Zweiten: „Wir bezeugen es.“ Das ist ein typisches frommes Wort. Wir kennen das Zeugnis vor allem aus Gerichtsverfahren, wenn der Richter fragt: „Wissen Sie genau, wie das war?“ Dann kommt der Zeuge, schwört und sagt: „Ich sage die Wahrheit, so war es, ich habe es gesehen.“ Die Zweifel lassen einen nicht los.
Gerade in diesen Weihnachtstagen ist das wirklich so: Bei Jesus handelt es sich nicht nur um eine Erfindung, einen Gedanken, vielleicht eine religiöse Idee, einen Traum oder ein Märchen – ein schönes, frommes Märchen. Johannes sagt: „Was ich euch von Jesus verkündige, das habe ich gesehen.“ Das ist für uns wichtig. Er betont sogar, dass er Jesus betastet hat.
Wir denken an den Jünger Thomas, der seine Finger in die Wundmale Jesu legen wollte und sagte: „Ich glaube erst, wenn ich weiß, dass der, der tot war, lebt.“ Es geht hier nicht um ein Bild, einen Gedanken oder einen religiösen Satz wie „Die Sache Jesu geht weiter“ oder Ähnliches. Nein, Johannes sagt: „Ich habe ihn wirklich gesehen. Jesus ist für mich fassbar, fühlbar.“
Manche Zweifler unter uns sagen: „Ja, das hätte ich auch gern so gefasst und mit meinen Händen gespürt.“ Ob das Fassen mit den Händen uns wirklich im Glauben überführt, weiß ich nicht. Aber es ist in der Tat wichtig, dass wir die Sache mit Jesus selbst bezeugen und erfahren können. Wir müssen selbst gewiss sein.
Für Johannes war der entscheidende Punkt, dass er es in seinem Leben erlebt hat. Ich sage es mit dem Wort „erlebt“. Er hat entdeckt, wie auf einmal Leben kam, wie er durch Jesus in die Nähe Gottes gebracht wurde, wie die Angst in seinem Leben wich und wie er gewiss und fröhlich wurde. Er sagt: „Ich habe es entdeckt, ich habe es erfahren, ich lebe es tagtäglich.“
Auch Sie brauchen jetzt ein solches Erlebnis, ein solches Erfahren. Das heißt, Sie müssen den Test mit Jesus machen. Sie müssen ihn ergreifen und in Ihr Leben nehmen.
Zeugnisse der Lebensveränderung durch Jesus
Gut, dass wir heute nach dem Christfest noch einmal diesen Nachhilfeunterricht haben. Ich möchte das jetzt wirklich mit meinem Leben unterstreichen, entdecken und erfahren.
Ich habe aus meinem Bücherschrank ein Büchlein von Peter Wöschner gegriffen. Er war ein schlimmer Zuhälter und Räuber in unseren Tagen. Er war draußen, auch im Stammheim im Untersuchungsgefängnis. Bis ihm in Frankfurt eine Schwester begegnet ist, die Christa Steffens, dort in der Drogenarbeit. Er erzählt in seinem Büchlein ergreifend, wie er, obwohl er die Bibel und Christen schon kannte, zum ersten Mal begriffen hat: Jesus liebt mich. Ich darf mein Leben in seine Hand legen und mit Jesus ein ganz enges Liebesverhältnis führen.
In dem Augenblick geschieht etwas Merkwürdiges. Der Mann begleitet heute einen Beruf im Staat, ist nebenher Evangelist. Die Lebenskräfte des Evangeliums gestalten ein total zerstörtes Leben neu – ein Leben, das von Suff, Drogen und Kriminalität geprägt war. Jetzt denken Sie erst, was in Ihrer bürgerlichen Existenz an Freude einkehren kann, wenn die Lebenskräfte Gottes alles umgestalten. Da kann eine Ehe total neu werden. Da kommt plötzlich in eine verhärtete Familie, in der Kinder und Eltern gegeneinanderstehen, wieder Liebe, Verständnis und Zuneigung.
Das kann Jesus machen, das kann ich nicht machen, das kann Jesus machen. Wir haben es erlebt, sagt Johannes, wir haben es erfahren.
Vor ein paar Tagen hat mich jemand auf ein sehr teures Buch aufmerksam gemacht. Ein früherer Redakteur der Fernsehsendung Panorama hat es verfasst. Darin wird die ganze Mission Gottes, die Weltmission, durch den Kakao gezogen. Es wird gesagt: Schau mal, die Mission hat die Menschen immer bloß entmündigt, die Kultur zerstört, das Leben vernichtet und den Menschen die Freude genommen. Sie waren so glücklich in ihren alten Religionen.
Da habe ich aus meinem Bücherschrank ein anderes Buch gegriffen: Johannes Warneck, der viele Jahre seines Lebens in Sumatra war. Er hat ein Buch geschrieben, dafür einen Doktortitel bekommen: Die Lebenskräfte des Evangeliums. Die meisten wissen gar nicht, wie es im Heidentum ist, wie es überall nur Dämonenfurcht gibt, wie die Menschen nie ihres Lebens fröhlich werden, bis Jesus kommt. Wie Selbstsucht und Egoismus regieren, wie Blutrache die Familien zerstört, wie Spannungen herrschen, Lüge regiert und Finsternis da ist – wir kennen das doch aus unserem Leben. Bis Jesus kommt.
Und wie auf einmal eine Kultur wächst unter den Lebenskräften des Evangeliums, so erzählt Johannes: Wir haben es erlebt, wir haben es erfahren, wir haben es entdeckt, wir haben es selbst ergriffen. Und das muss man: Man muss Jesus ergreifen und mit ihm leben.
Einladung zum Leben und zur Gemeinschaft in Christus
Noch das Letzte: Wir bieten es euch an. In diesem Brief sagt Johannes auf seine Weise ganz einfach noch einmal die Weihnachtsbotschaft: Das Leben ist erschienen. So übersetzte er das Kommen Jesu. Wir haben es betastet, gefühlt, erlebt, wir sind Zeugen. Aber jetzt nehmt doch dieses Leben an.
Wenn man so die Verkündigung in diesen Tagen hört, wie sie oft zu hören ist, wollte ich, dass das ganz einfach jetzt bleibt. Ich möchte ganz neu Jesus ergreifen. Und dann gehen Sie wieder zurück, jetzt an der Wende zum neuen Jahr, an Ihren Platz.
Der eine hat eine schwere Krankheit zu tragen, der andere muss mit schwierigen Menschen zusammenleben. Und Sie seufzen auf einmal nicht mehr, sondern sagen: Ich weiß, dass das Leben hier unter uns ist, gerade dort, wo die Welt in ihrer Schwere und Not mir begegnet. Dort, wo der Todesschatten hereinfällt. Viele von Ihnen erleben das auch in der Trauer und sagen: Ich will jetzt das Leben entdecken, gerade dort im Schmerz und in der Trauer.
Denn so sagt Johannes, da erlebe ich die Gemeinschaft mit Gott, dem Vater. Ich erlebe, wie ich mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus Gemeinschaft habe. Und wir erleben eine wunderbare Gemeinschaft unter Christen.
Ich weiß sehr wohl, dass unsere Gemeinschaft, die wir organisieren, immer sehr brüchig ist. Sie werden auch sagen: Der hat mich neulich nicht richtig begrüßt, oder der hat mich nicht mit dem richtigen Namen angeredet, oder der hat mich nicht richtig angesehen oder hatte keine Zeit für mich. Wissen Sie, unsere Gemeinschaft bleibt immer kümmerlich.
Oder jemand sagt: Wie ich im Seniorenkreis war, da sah schon jemand an meinem Platz vorbei oder so. Also, da gefällt mir die Gemeinschaft nicht. Wir meckern immer an der Gemeinschaft.
Doch die meint Johannes gar nicht. Er meint die Gemeinschaft mit Christus. Leben Sie die Christusgemeinschaft! Sie werden Schwestern und Brüder finden. Beten Sie mit anderen! Sie werden entdecken, da sind ja so viele um mich her, die den Weg mit Jesus gehen.
Es ist etwas Wunderbares, wenn sich in dieser Welt die Gemeinschaft der Jesusjünger sammelt, die Jesusgemeinde über alle Konfessionsgrenzen hinweg. Das hat gar nichts mit Konfessionsgrenzen zu tun. Das sind Schwestern und Brüder, die das Leben ergriffen haben.
Ich bin immer wieder überwältigt von der großen Gemeinschaft, in der wir stehen. Wir sind hineingestellt in eine große, weite Gemeinschaft, die zurückgeht in die Geschichte. Da waren all die Gestalten: ein Augustin, der die Lebenskräfte des Evangeliums empfangen hat, ein Paul Gerhard, der es besungen hat, ein Johann Sebastian Bach.
Ich darf mich einreihen in diese Kette von Leuten. Sie haben ihre Lasten auch getragen. Es waren oft schwer geprüfte Menschen, aber sie haben das Leben entdeckt. Sie waren lebendige Christen, keine Toten. Sie waren Leute, die von den Lebenskräften des Evangeliums sprühten.
Und ich bin überzeugt, dass unsere Welt heute nur darauf wartet, dass sie diese Lebenskräfte des Evangeliums weitergeben: Liebe und Freude. Das ist die vollkommene Freude, von der Johannes redet, die vollkommene Freude.
Und die geht mit uns aus diesen Weihnachtstagen, wenn wir Jesus Christus ergreifen und dann sagen können: So lebe nun nicht mehr ich, sondern Christus lebt in mir. Amen.