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Eine Tür öffnet sich

22.11.1989Lukas 13,22-30

Mitten in der Woche haben wir diesen freien Tag geschenkt bekommen. Er soll für uns ein Tag der Freude sein, an dem Jesus uns noch viel größer wird. Er ordnet unser Leben neu, schenkt uns Frieden und befreit uns von Lasten.

An diesem Bußtag möchte ich Sie mit dem Wort grüßen: Wohl dem, dem die Übertretungen vergeben sind, dem die Sünde bedeckt ist. Wohl dem Menschen, dem der Herr die Schuld nicht zurechnet, in dessen Geist kein Trug ist.

Einladung zur inneren Reinigung und Vergebung

Wir singen nun das Lied „Ein reines Herz, Herr, schaff in mir“ (Nr. 263).

Es ist so wunderbar, dass der ewige Gott Sünden vergeben will. Wir dürfen vor ihm Schuld und Versäumnisse bekennen und dadurch frei werden. Das wollen wir jetzt tun, indem jeder für sich in der Stille vor Gott das bringt, was ihn an Schuld und Sünde belastet.

Wir beten in der Stille:
„Gott, sei mir gnädig nach deiner Güte und tilge meine Sünden nach deiner großen Barmherzigkeit, denn ich erkenne meine Missetat. Meine Sünde ist immer vor mir. An dir allein habe ich gesündigt und Übel vor dir getan. Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz und gib mir einen neuen, beständigen Geist. Verwirf mich nicht von deinem Angesicht und nimm deinen Heiligen Geist nicht von mir. Erfreue mich wieder mit deiner Hilfe und mit einem willigen Geist. Rüste mich aus!“

Ist dies euer Bekenntnis und eure Bitte, so antwortet mit einem aufrichtigen Ja: Euch geschehe, wie ihr glaubt! Der allmächtige Gott hat sich über euch erbarmt. Durch seinen lieben Sohn Jesus Christus vergibt er euch alle eure Sünden, wenn ihr sie bekennt und bereut.

Weil Jesus es so geordnet hat, dass wir einander die Sünden vergeben in seinem Namen, darf ich euch die Gnade Gottes verkündigen. Ich verkünde euch die Vergebung aller eurer Sünden im Namen Gottes des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.

Wer es glaubt, spreche Amen.
Amen! Das Blut Jesu Christi, des Sohnes Gottes, macht uns rein von aller Sünde!

Das Abendmahl als Zeichen der Gemeinschaft mit Christus

Der Herr Jesus nahm in der Nacht, da er verraten wurde, mit seinen Jüngern zu Tisch Platz. Er nahm das Brot, sprach Dank, brach es, gab es seinen Jüngern und sagte: „Nehmt hin und esst, das ist mein Leib, der für euch gegeben wird. Tut dies zu meinem Gedächtnis.“

Unmittelbar nach dem Abendmahl nahm er den Kelch, sprach Dank, gab ihn ihnen und sagte: „Trinkt alle daraus; das ist mein Blut des neuen Bundes, das für euch und für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden. Tut dies so oft, wie ihr daraus trinkt, zu meinem Gedächtnis.“

Herr Jesus Christus, du bist der Weinstock und wir sind die Reben. Erfülle uns mit deiner Kraft, damit wir in dir bleiben und du viel Frucht auch in unserem Leben tragen kannst. Amen.

Wir wollen das Abendmahl so feiern, dass wir Brot und Kelch durch die Reihen geben. Es ist schön, wenn wir dies in der Ordnung des allgemeinen Priestertums aller Gläubigen tun, wie es im Neuen Testament heißt. So dient jeder dem anderen in diesem Priesteldienst.

Beim Weitergeben des Kelches wäre es schön, wenn Sie dem Nebenstehenden ein Wort des Zuspruchs sagen. Wir sollen einander Christi Tod verkündigen. Sagen Sie dem anderen, was Ihnen Jesus bedeutet, in einem kurzen Wort, zum Beispiel: „Jesus denkt an dich“ oder ein Bibelwort beim Weitergeben des Kelches.

Danken wir mit den Worten aus dem 103. Psalm: „Lobe den Herrn, meine Seele, und was in mir ist, seinen heiligen Namen! Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat, der dir alle deine Sünden vergibt und heilt alle deine Gebrechen, der dein Leben vom Verderben erlöst, der dich krönt mit Gnade und Barmherzigkeit.“

Danach nehmen wir wieder Platz und singen ein Lied, das traditionell zu diesem Tag gehört: „Kehre wieder“. Es beschreibt sehr schön, wie es uns aus der Dunkelheit ins Licht und in die Fülle des Lebens führt. Wir singen die ersten beiden und die beiden letzten Verse, also die Verse 1, 2, 4 und 5 des Liedes 447.

Einführung in die Predigt: Lukas 13,22-30

Heute wird in Württemberg in den Gemeinden über den Abschnitt Lukas 13,22-30 gepredigt. Ich selbst habe in meinem ganzen Leben noch nie über diesen Abschnitt gepredigt. Dabei war ich überrascht, wie viele wichtige Dinge Jesus uns hier sagt, die wir oft einfach beiseiteschieben.

Es sind zwei Bilder, die Jesus verwendet: das Bild von der engen Pforte und das Bild von der verschlossenen Tür.

Jesus ging durch Städte und Dörfer, lehrte und nahm seinen Weg nach Jerusalem. Da sprach einer zu Jesus: „Herr, meinst du, dass nur wenige selig werden?“ Jesus antwortete: „Ringt darum, dass ihr durch die enge Pforte hineingeht! Denn viele, das sage ich euch, werden danach trachten, hineinzukommen, und werden es nicht können.

Wenn der Hausherr aufgestanden ist und die Tür verschlossen hat und ihr draußen steht und an die Tür klopft und sagt: ‚Herr, tu uns auf!‘, dann wird er antworten und zu euch sagen: ‚Ich kenne euch nicht, wo seid ihr her?‘ Dann werdet ihr anfangen zu sagen: ‚Wir haben vor dir gesessen und getrunken, und auf unseren Straßen hast du gelehrt.‘

Er wird aber zu euch sagen: ‚Ich kenne euch nicht, wo seid ihr her? Weicht alle von mir, ihr Übeltäter!‘ Da wird Heulen und Zähneklappern sein.

Wenn ihr dann sehen werdet, Abraham, Isaak und Jakob und alle Propheten im Reich Gottes, euch aber hinausgestoßen, und es werden kommen von Osten und von Westen, von Norden und von Süden, die zu Tisch sitzen werden im Reich Gottes.

Und siehe, es sind Letzte, die werden die Ersten sein, und Erste, die werden die Letzten sein.“

Herr, gib doch, dass keiner von uns verloren geht. Amen!

Persönliche Begegnung mit der Liebe Gottes

Wenn Sie mich einmal besucht haben, ist Ihnen vielleicht aufgefallen, dass ich in einer Ecke meines Zimmers Bilder von Führergestalten des Reiches Gottes aufgehängt habe. Es sind Frauen und Männer, die mir bedeutsam geworden sind, meist aus der Geschichte der Christen.

Wir haben diese Bilder so schön angeordnet, dass all diese Köpfe um ein Bild von Rembrandt herumhängen. Damit wollen wir gleichzeitig ausdrücken, was das Geheimnis ihres Lebens war – das, was sie erfüllt hat. In diesem Rembrandt-Bild ist das unvergleichlich dargestellt.

Sie haben sicher auch schon die Federzeichnung gesehen, wie der Vater sich zu dem verlorenen Sohn herunterbeugt. Der Sohn ist nur mit einem Tuch um den nackten Leib gehüllt. Er blickt zu dem Vater auf, und der Vater nimmt all seine Kraft zusammen, um diesen gebeugten Sohn aufzurichten.

„Komm doch, du bist doch mein Sohn, das Vaterhaus steht dir offen!“ Das ist die herrlichste Botschaft, die uns Jesus gebracht hat: Die Türen des Vaterhauses bei Gott im Himmel stehen sperrangelweit offen. Kommt doch, kommt herein!

Der heutige Bußtag will eine Einladung sein, egal wo du bist – auch wenn du weit weg bist, ob du Gottes Wort mit Füßen getreten hast oder seine Gebote gebrochen hast. Komm doch, er wartet auf dich!

Für den Vater gibt es nichts, was seine Liebe bremsen könnte. Er sucht den Verlorenen, beugt sich zu ihm herunter, hebt ihn auf und setzt ihn in Ehren ein: „Du bist doch mein Sohn, mein Kind – so groß ist die Liebe!“

Das haben all die Männer und Frauen, deren Bilder ich aufgehängt habe, begriffen: die Liebe Jesu, die sie in ihrem Leben erfahren haben.

Warnung vor dem verschlossenen Tor

Aber nun sagt uns Jesus in diesem Abschnitt etwas ganz anderes. Es kommt der Tag, an dem die Tür zugeschlossen wird – die Tür ist dann zu! Ich habe selbst noch nie über diesen Abschnitt gepredigt. Ich habe es Ihnen zwar immer wieder einmal gesagt, aber Sie wissen ja: Unter vielen evangelischen Christen ist die Meinung verbreitet, dass Gott das doch nicht so gemeint haben könne. Dass es doch nicht sein könne, dass es ein „zu spät“ gebe.

In Büchern nachgelesen, sagen kluge Leute, dass sich das mit der Liebe Gottes nicht vereinbaren lasse. Gerade diese große, heilige Liebe Gottes wird als Kronzeuge angeführt. Dabei hat uns Jesus mit so vielen Worten gewarnt, dass seine Liebe eine Stunde hat, ein Heute, ein Jetzt. Er greift heute die Liebe.

Gerade weil es eine Liebe ist, die dir gilt, die so groß und wunderbar ist, ist es nicht einfach eine Liebe, die man wegschieben kann. Sie sagt nicht: Am Ende wird doch noch alles gut werden. Nein, es ist eine Liebe, die so heilig ist, dass man sie ergreifen muss.

Jetzt denke ich an das andere Gleichnis von den Brautjungfern, die sogar noch mit ihren Lampen ausgezogen waren und ihre Festkleider angezogen hatten. Doch in der einen Stunde, in der der Bräutigam kommt, sind sie nicht bereit. Dann stehen sie vor der Tür, und diese wird plötzlich zugeschlossen. Jesus sagt noch einmal genau das Gleiche, was er hier sagt: „Ich kenne euch nicht, weicht von mir, ihr Übeltäter!“

Das soll uns doch einen Schrecken einjagen. Viele von Ihnen haben, wenn sie auf ihr Leben zurückblicken, gemerkt, dass man Liebe versäumen kann. Man denkt oft zurück: „Ach, hätte ich doch die Liebe meiner Mutter mehr erwidert, hätte ich doch meinem Vater mehr Liebe geschenkt – jetzt sind sie tot.“

Das ist ja das Merkwürdige: Liebe hat ihre Stunde. O lieb, solange du lieben kannst! Die Einladung Gottes hat eine Stunde – jetzt, heute. Lieb doch! Das Vaterhaus steht dir offen. Es gibt ein schreckliches „zu spät“, ein furchtbares Wort.

Und ich muss sagen, wir werden alle mitschuldig an den Menschen unserer Zeit, wenn wir das nicht immer wieder deutlich sagen: Heute, heute ist die Stunde, in der Gott mich ruft. Ich weiß nicht, wie viel Raum mir Gott noch lässt zur Buße, zur Umkehr, zum Heimkommen.

Die Bedeutung der engen Pforte für die Jünger und Christen

Jetzt möchte ich zuerst darüber predigen: Das geht uns an. Es würde uns locken, jetzt über so viele Menschen zu reden, die den Ruf und die Einladung Gottes verachten. Aber das geht uns an.

Achten wir noch einmal darauf, wie Jesus das hier gesagt hat. Jesus ging mit seinen Jüngern durch Städte und Dörfer. Wenn sie so schnell hindurchgingen, dann heißt das doch, dass offenbar wenig Aufnahmebereitschaft dort war. Die Leute waren so sehr mit ihren beruflichen Sorgen beschäftigt, vielleicht haben sie Jesus auch verspottet. Wir wissen es nicht. Jedenfalls hat sich keiner für das interessiert, was Jesus zu sagen hatte.

Und wie die Jünger das sahen – wie kalt und abweisend die Menschen waren, wie hartgestampfter Boden, auf dem kein Fruchtkorn aufgehen kann – da sagen sie zu Jesus: „Herr, wie viel Prozent werden eigentlich selig?“ In der Welt gibt es so viel Gottlosigkeit, so viel Gleichgültigkeit. Wie viel Prozent der Menschen werden wohl selig?

Jetzt beantwortet Jesus die Frage nicht, weil uns das nichts angeht. Es geht nicht darum, den Blick hinauszuschweifen zu lassen und über die Welt zu richten. Jesus spricht plötzlich von den Jüngern, von euch, von seinen Treuesten, die um ihn sind. Und dann sagt er: „Von denen passt ihr bloß auf, dass ihr nicht an einem Tag vor der Tür steht.“

An was erkennt man, dass Jesus von seinen Allertreusten redet? Das heißt, die sagen dann: „Herr, wir haben doch mit dir gegessen. Du hast uns doch gelehrt. Herr, wir haben täglich stille Zeit gehalten, wir haben die Bibel genau gelesen, wir haben dein Wort auswendig gelernt. Das meint es doch. Wir haben mit dir das Abendmahl gefeiert. Das heißt doch, wir haben mit dir gegessen. Wir waren doch immer da, ganz treu dabei. Wir sind mitgewesen, vorne dran in deiner Gemeinde. Du hast dich auf uns verlassen können.“

Und sie rufen Jesus als Herrn an. Es geht hier um die Christen, die Jesus warnt: „Passt doch auf, dass ihr das nicht versäumt.“ „Ich kenne euch nicht“, sagt der Herr. „Ich kenne euch nicht.“ Das ist das Merkmal: Ob er uns kennt. Kennt er sie? Das wissen sie nicht. Müssen sie jetzt ganz für sich beantworten: Kennt sie Jesus? Kennen sie ihn?

Es ist eine Sache des Herzens und der Liebe, so wie zwei Liebende sich kennen und sagen: „Ich kenne meinen Schatz.“ Kennen sie Jesus? Kennt er sie? Sind sie ihm vertraut? Warum werden die anderen Dinge hier nicht als wichtig angesehen? Hast du für mich gearbeitet? Hast du treu gedient? Warst du hier und dort Mitglied? Wird nicht gefragt. Jesus fragt nur, ob er uns kennt. Und das ist ja ein gegenseitiges, vertrautes Verhältnis.

Erinnern Sie sich auch an den Abschnitt vom guten Hirten, wo Jesus das als Kennzeichen für das Verhältnis des Hirten mit den Schafen nennt: „Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir.“

Nicht, dass Sie meinen, das sei jetzt so ein Witz, den eben ich als Ihr Prediger, der vielleicht ein bisschen geprägt sei, Jeff Buchian oder so, predige. Das steht in der Bibel, das Jesuswort. Es kommt darauf an, nicht wie Sie zu Ihrem Prediger stehen, sondern wie Sie zu Jesus stehen. Und Sie können daran gar nichts ändern, da können Sie in der Bibel suchen, wo Sie wollen.

Auf die Frage spitzt sich alles zu: Kennt er Sie? Kennen Sie Jesus? Sind Sie vertraut mit ihm? Haben Sie dieses persönliche Liebesverhältnis mit ihm?

„Ich kenne euch nicht, ich kenne euch nicht“ – wie sollen uns diese Worte in den Ohren gellen! Und die nennen doch all das, was sie für Jesus an Gutem und Wichtigem getan haben. Und er sagt: „Ich kenne euch nicht.“ Es ist alles gegenstandslos. Nur das eine ist wichtig: Ob er sie kennt. „Weicht von mir, ihr Übeltäter!“

Noch ein anderes Mal sagt Jesus: „Ich kenne die Meinen, und ich bin bekannt den Meinen.“ Wenn sie sagen: „Ich habe alles verkehrt gemacht im Leben“, aber sie wissen das eine: „Mein Heiland kennt mich, und ich kenne ihn“, dann haben sie alles.

Es geht uns an, es geht uns an.

Die Herausforderung des Ringens um das Heil

Woran liegt es, dass viele vor der Türe stehen? Jesus sagt, es seien viele, die vor der Türe stehen – selbst aus dem engen Kreis der wenigen, die sich heute zu Jesus bekennen, stehen viele vor der verschlossenen Türe, die abgesperrt ist.

Jesus betont hier, dass es darauf ankommt, dass wir ringen um die Seligkeit, um das Seligwerden. Ist das eigentlich ein altmodisches Wort? Wir können das Wort auch ersetzen: Es geht darum, ob wir uns bemühen, einmal im Himmel dabei zu sein – nach dem Tod in der Schar der vollendeten Gemeinde, die Jesus anbetet.

Jesus sagt, die Not sei einfach diese: Zwar trachten viele danach, viele haben die Sehnsucht, einmal im Himmel dabei zu sein, selig zu werden, errettet zu sein, aber es seien wenige, die wirklich darum ringen. Da macht Jesus einen Unterschied: Es gibt ein Trachten des Herzens, einen sehnsüchtigen Wunsch, oder das wirkliche Sich-Einsetzen. Ringen sie darum, dass sie selig werden?

Jetzt muss ich mal ein offenes Wort sagen: Wenn ich mich heute unter Christen umhöre, dann ist das überhaupt keine Sorge mehr, die die Menschen bekümmert. Wird denn das noch gepredigt: Wie wird man selig? Seit Jahrzehnten wird immer wieder der uralte Spruch erzählt, das sei zwar zu Zeiten von Martin Luther eine bedrängende Frage gewesen, wie man selig wird. Aber der heutige Mensch frage vielmehr nach einem gnädigen Mitmenschen. Ihn bekümmere vielmehr, wie er seine Lebensprobleme meistert, wie er mit seinem Geld und seinen Berufsproblemen fertig wird, wie er die Weltnöte löst – Krieg, Unfrieden und die Spannungen, die hier herrschen.

Ich denke, dass die Menschen zu allen Zeiten, auch zu Zeiten von Martin Luther, immer nur diesseits interessiert waren. Damals haben die Menschen sich sehr vordergründig für ihr Wohlleben eingesetzt, auch im Mittelalter. Sie haben ganz einfach ihren Lüsten gelebt. Und es war ein unbedeutender, unbekannter Mönch, der gefragt hat: Wie wird man eigentlich selig?

Ich möchte es den jungen Leuten ans Herz legen: Auch wenn das heute so unzeitgemäß erscheint und so wenig wichtig wirkt, ist es doch die Kernfrage deines Lebens. Wer weiß denn, wie lange du Zeit hast? Und wenn du noch sechzig, siebzig Jahre vor dir hast, was ist dann der Zeitraum? Die Frage wird sein: Wirst du selig werden? Bist du bei Gott angenommen oder bist du verstoßen?

Es ist eine große Schuld bei uns Christen, auch bei uns Verkündigern, dass wir den Menschen nicht immer die wichtigste Frage vor Augen halten und sagen: Das ist wichtig – wie wird man gerettet, wie wird man selig?

Heute gibt es natürlich Dinge, die mich auch interessieren: Wie geht das weiter mit der DDR? Wie wird das überhaupt mit unserer Wirtschaftsentwicklung, mit der Überbevölkerung und mit der Abrüstung? Doch diese Fragen sind so unbedeutend vor der einen wichtigen Frage: Wo wirst du einmal die Ewigkeit verbringen?

Dann sagen wir aber: Die Kirche hat doch auch eine Aufgabe, sich um die Probleme der Menschen zu kümmern. Und schließlich müssen wir doch schauen, dass auch die vielen Leute, die nicht im engen Sinn Christen sein wollen, etwas von der Kirche haben.

Gut, man kann den schmalen Weg verbreitern, man kann daraus eine achtspurige Straße machen. Aber dann ist es nicht mehr der Weg, den uns Jesus gezeigt hat.

War das für Jesus nicht auch eine Versuchung, dass die Frage vor ihm stand: Hast du nicht auch ein Wort für die römischen Garnisonsoffiziere und ein Wort für den Hohen Rat? Du machst die Pforte so eng, du machst sie so klein, da kann ja keiner hindurchgehen. Du hast doch auch einen Auftrag, dass die Menschen ein wenig vom Christentum mitnehmen.

Nein, diesen Auftrag hat Jesus nicht gesehen. Jesus hat nicht den Auftrag gesehen, dass die Leute noch ein bisschen Christentum haben – gar nicht. Wir sagen immer wieder: Aber es ist doch gut, wenn die Leute wenigstens noch etwas verstehen. Jesus hat sich nicht um das Etwas gekümmert. Er ging seinen Weg und hat nur von der einen Pforte gesprochen. Ihm ging es nur darum, dass etliche selig werden.

Die Enge habe ich nicht gewählt, die hat Jesus gewählt, und er verlangt von uns nur, dass wir diesen Weg treu gehen.

Es kann eine Versuchung des Teufels heute sein, dass die Christenheit eingeladen wird und sagt: Kommt doch, ihr dürft hier in der Welt überall mitwirken, und ihr könnt überall noch ein Stück eures Christentums mitbringen. Nur eins dürft ihr nie mitbringen – das wird uns die Welt nie erlauben: Die Ausschließlichkeit Jesu, das Wort von der engen Pforte, dass nur durch ihn der Weg zum Vater geht. Genau davon hat Jesus gesprochen: Nur durch ihn. Allein nur durch Jesus.

Niemand kommt zum Vater denn durch mich. Durch die enge Pforte musst du hindurch. Und dann genügt es nicht, dass ich hier und da in christlichen Strömungen mitgeschwommen bin und hier und da in einem Jugendverein war. Bist du durch die Türe hindurchgegangen, da steht der gekreuzigte Jesus selber, der dein Leben erneuern und verändern will, der Herr deines Lebens sein will.

Ohne diesen Schritt durch diese enge Pforte kommt man nicht hindurch.

Sie müssen das Bild unterscheiden: das Bild von der verschlossenen Tür vorhin und nun das andere Bild, das Jesus nimmt, von der engen Pforte. Er ist die Tür, durch die man nur hindurchkommt zum Vater.

Ich komme nur hindurch, wenn ich mein Leben vollkommen erneuern lasse. Wenn ich ein neugeborener Mensch werde durch seinen Heiligen Geist. Nur wenn er die Herrschaft in meinem Leben übernimmt, kann ich durch die Türe hindurchgehen und selig werden.

Ich kann suchen, so sagt einmal Paulus von den Juden: Sie trachten nach Gerechtigkeit, die meines ganz ernsten wollen, vor Gott ihr Leben in Ordnung führen, und sie erlangen es nicht (Römer 9,31-32).

Weil sie neben der Pforte mit dem Kopf durch die Wand wollen.

Und das mag alles leuchtend und schön sein, was man heute sagen kann, was Christen in der Welt wirken und was Kirchen an Breitenwirkung in der Öffentlichkeit erzielen. Wir können nur den Weg zur Seligkeit weisen durch Jesus.

Und das ist ein Schritt, den jeder einzelne gehen muss, wenn ihn das Wort Bekehrung nicht abschreckt. Wenn Liebe ist, dann nennen sie es Buße oder Umkehr oder Hinwendung – oder wie sie wollen: Glaube an Jesus, ein ganz vertrautes Leben mit Jesus, dein Leben unter seine Herrschaft stellen, hindurchgehen und das Leben haben.

Die grosse Scheidung und die weltweite Gemeinschaft der Gläubigen

Jetzt muss ich noch zum Letzten kommen: Die große Scheidung tritt hier ein, von der Jesus spricht. Es sieht so aus, als seien es nur wenige, die durch die enge Pforte hindurchgehen und zur Seligkeit kommen. Doch Jesus sagt, es werden viele kommen – von Osten und Westen, von Norden und Süden – aus der großen Weltmissionsbewegung. Diese werden die enge Pforte ergreifen.

Heute sind wir immer wieder beeindruckt von Berichten, wie viele Menschen dort zum Glauben an Jesus kommen. Doch wir müssen stets darauf achten, dass bei uns ein ganz schlimmes Missverständnis herrscht. Dieses Missverständnis macht den Schritt für viele so schwer.

Viele denken, die enge Pforte sei etwas Schlimmes. Deshalb reden so viele von einem offenen Christentum. Doch wer durch die enge Pforte hindurchgeht, hat danach ein weites Herz. Er kann lieben und besitzt sogar die Fülle des Lebens.

Fragen Sie alle, die durch diese enge Pforte gegangen sind: Ihr Leben ist nicht eng, sondern sie sagen, jeder Tag sei schade, an dem sie noch nicht hindurchgegangen waren. Es ist überwältigend und groß, wenn man mit Jesus in Geborgenheit lebt und seinen Weg sicher gehen kann.

Viele Menschen leben mit schweren Lasten, sind bedrückt, leiden unter Krankheit und sorgen sich um den morgigen Tag. Für sie ist es etwas Wunderbares, durch die enge Pforte zu gehen und dann zu wissen: Ich gehöre Jesus. Mir steht der Himmel offen, und der Tod wird mich nicht mehr schrecken können.

Wer durch diese Tür hindurchgeht, durch die enge Pforte, hat das Leben. Er wird von der liebenden Fürsorge des himmlischen Vaters umgeben sein.

Ich kann nur einladen: Warum stehen Sie so lange an der Tür? Warum schleppen Sie sich so lange herum und sagen, ich möchte meine eigene Wohlanständigkeit ohne Jesus fertigbringen? Das werden Sie nie schaffen. Sie können sich das nur schenken lassen.

Gehen Sie durch diese Tür hindurch! Das Leben ist so erfüllt und so reich.

Zeugnis von Helmut James Graf von Moltke

Vor kurzem war unser Bundeskanzler Kohl in Greisau. Unsere Berichterstatterin von Zeitungen und Fernsehen erinnerte uns dabei noch einmal an diesen alten Herrensitz der Moltkes und an das Schicksal von Helmut James Graf von Moltke.

Ich saß an diesem Tag mit einigen jungen Leuten zusammen und fragte: Kennt ihr überhaupt den Abschiedsbrief, den Helmut James Graf von Moltke seiner Frau geschrieben hat? Ich konnte ihn vor den jungen Leuten kaum lesen; meine Frau half mir dabei. Es berührt mich immer sehr, wenn jemand so schreibt – 24 Stunden vor der Hinrichtung.

Liebe Frau, Abschied nehmen von den Söhnchen. Sie werden nicht mehr den Sonnenaufgang sehen. Ihr müsst es noch einmal nachlesen: 38 Jahre alt, ein Mann mit großer Weite des Geistes. Dann sagt er: Mein Leben ist erfüllt und abgeschlossen. Wenn ich durch irgendwelche Umstände jetzt doch noch weiterleben dürfte, wüsste ich nicht, was ich noch tun sollte. Ich habe alles getan, was mir Gott aufgetragen hat.

Dann schreibt er weiter, dass er in der Verhandlung vor dem Volksgerichtshof so unmittelbar die Nähe Gottes erfahren habe: So du durch Wasser gehst, will ich bei dir sein, dass sich die Ströme nicht sollen ersäufen, und so du ins Feuer gehst, sollst du nicht brennen, und die Flamme soll dich nicht versengen. Gott ist vor mir einhergegangen in der Wolkensäule und in der Feuersäule des Nachts.

Er ist sich so gewiss, dass Gott ihn begleitet. Er hat seiner Frau da einen komplizierten Mann beschrieben, der für etwas Wichtiges in dieser Welt stand – nicht, um irgendwelche Umsturzpläne zu schmieden, sondern nur als Christ das neue Reich Gottes zu bezeugen. Wir haben einen solchen Schatz in irrenden Gefäßen. All das steht in diesem Brief.

Dann saßen wir mit den jungen Leuten zusammen, und einer, ein junger Elektronikingenieur, sagte: So etwas gibt es eigentlich bei uns heute nicht mehr, so etwas können wir heute nicht leben.

Da sagte ich: Ihr jungen Freunde, heute mehr als im Dritten Reich sucht Jesus Leute, die kompromisslos für ihn, für die Wahrheit leben. Jesus mehr lieben als ihr eigenes Leben und ihm dienen mit Haut und Haar. Ihr werdet das Gleiche erleben. Es kann sein, dass man euch hinausstößt und verachtet, dass man euch höhnt. Aber geht den Weg mit Jesus eindeutig und klar.

Zum Schluss möchte ich noch den Satz von Helmut James Graf von Moltke zitieren. Er sprach von den Richtern im Volksgerichtshof: Diese armen Leute wissen nicht einmal, wie wenig sie einem rauben können, selbst wenn sie einem das Leben nehmen. Amen.

Abschluss mit Lied, Gebet und Informationen

Nun singen wir das Lied 521 „Ringe recht, wenn Gottes Gnade“ mit den Versen 1 bis 5.

521 Wir wollen beten: Herr Jesus, wir halten so viele Dinge in den Händen, die uns wichtig sind. Doch sie beschweren uns und hindern uns auf dem Weg mit dir. Du nimmst uns nichts weg, was du uns nicht vielfach schenkst. Dafür danken wir dir, denn bei dir finden wir Leben und überfließende Fülle.

Du hast uns so geschaffen und weißt, was wir brauchen. Vergib uns unser Misstrauen, wenn wir immer wieder Angst haben, zu kurz zu kommen oder etwas von Lust und Freude bei dir zu verlieren. Du gibst mehr, als man erwarten kann.

Hilf uns jetzt ganz besonders dort, wo wir hindurch müssen, durch die Pforte. Durch dich wollen wir Ja sagen zu dir und unser Leben mit dir neu ordnen. Lass diesen Tag zu einem werden, an dem wir das Leben mit dir ganz neu ergreifen.

Vielen Dank, lieber Herr, dass du die Zusage gibst, dass die Liebe heute für jeden offensteht. Deine große, unendliche Liebe ist der Weg ins Vaterhaus. Du willst jeden an dein Herz ziehen.

Wir wollen auch für Menschen beten, die uns so lieb sind, dass du sie ganz zu dir ziehst. Benutze unser Zeugnis und unser einladendes Wort, damit wir heute, morgen und in Zukunft andere durch die enge Pforte hindurchführen dürfen, damit sie selig werden.

Lasst uns gemeinsam beten: Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Dann singen wir noch den letzten Vers vom Lied 529 „Wer ausharrt bis ans Ende“ – den Vers 4.

Wir freuen uns immer auch über neue Freunde im Gottesdienst. Helfen Sie Ihren Nachbarn, damit sie sich zurechtfinden.

Wir brauchen jetzt den Notizzettel mit unseren Informationen. Einige wissen das schon ausgezeichnet, aber vielleicht Ihr Nebenmann noch nicht. Darauf möchten wir jetzt bis in den Januar hinein hinweisen.

Es tut mir immer wieder leid, wenn gerade in der Festzeit Leute falsch zum Gottesdienst kommen. Wenn sie diesen Zettel haben und noch einmal hineinschauen, kann nichts mehr schiefgehen.

Im Gemeindeplatz stehen manche Dinge irrtümlich drin, aber das kann passieren. Auch jetzt sind wieder einige Fehler im Gottesdienstanzeiger. Der Notizzettel ist richtig.

Am Ewigkeitssonntag, also am kommenden Sonntag, verlesen wir im zweiten Gottesdienst die Namen der in den letzten zwölf Monaten Verstorbenen und Heimgegangenen unserer Gemeinde.

Ich möchte Sie zu den Vorträgen von Johannes Hansen in der Stiftskirche einladen. Sie finden von Dienstag bis Donnerstag nächste Woche statt. Die blauen Einladungskarten liegen noch hinten aus. Sie sind so gedacht, dass Sie jemanden damit persönlich einladen und mitbringen können.

Die Themen sind direkt und ansprechend. Für uns sind sie eine große Hilfe und Orientierung, um wieder klar auf den Weg des Glaubens zurückzukehren.

Wenn ich richtig sehe, liegen auf dem Simson auch noch ein paar Plakate hier hinten unter dem Fenster. Wer sie in seiner Garage oder in seinem Laden aufhängen kann, tut eine wichtige Einladung.

Das Allerwichtigste bleibt aber das persönliche Einladen.

Unser Opfer heute wollen wir für die Arbeit der Familie Kümmel geben. Die Kinder der Familie Kümmel sind in unserer Gemeinde als Mitarbeiter tätig. Die Eltern Kümmel haben hier die Arbeit des Blauen Kreuzes geleitet, also die Suchtkrankenhilfe.

Sie sind jetzt nach Bayern gegangen, um dort den „Hort der Hoffnung“ zu leiten, wo suchtkranke Männer betreut werden. Es ist ein ganz schwerer Kampf, und wir sollten auch für die Betroffenen an dieser Front beten.

Diese Arbeit liegt uns besonders am Herzen, weil wir die Familie Kümmel kennen. Wir wollen diese wichtige Arbeit unterstützen, damit Menschen selig werden.

Nun wollen wir um den Segen Gottes bitten:

Herr, segne uns und behüte uns. Herr, lass dein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig. Herr, hebe dein Angesicht auf uns und gib uns deinen Frieden.