Ich habe mich schon vor einiger Zeit sehr gefreut, dass ich wieder nach Blankenheim komme. Ich habe gute Erinnerungen daran.
Zuerst war ich in Neuwied, genauer gesagt in Neuwied-Urbach, von Donnerstag bis Sonntag. Jetzt sind wir hier für eine Woche, und danach fahre ich weiter nach Daun für drei Tage.
Anschließend geht es wieder nach Hause.
Einführung in das Thema und Umgang mit Fragen
Ja, wir haben hier ein Thema, das Erwählung und Vorherbestimmung heißt. Ich muss sagen, es ist ein schwieriges, aber auch ein sehr schönes Thema. Wir wollen es so gestalten, dass wir immer wieder Gelegenheit für Fragen haben. Sie dürfen mich gerne unterbrechen, sei es mündlich oder schriftlich, wenn irgendwelche Fragen auftauchen. Es soll nicht nur ein Vortrag sein, sondern ich möchte auch wirklich auf die Fragen eingehen.
Dieses Thema hat in der Vergangenheit schon viele beschäftigt, weil Christen unterschiedliche Auffassungen darüber hatten. Es ist schade, dass es sogar zu Entzweiungen unter Christen wegen dieses Themas gekommen ist. Denn die Sache der Erwählung und Vorherbestimmung ist sehr kostbar.
Ich weiß von manchen Christen, die entmutigt die Bibel zur Seite gelegt haben und gesagt haben: „Wenn sich die Theologen da nicht einig sind, wie sollte ich als einfacher Christ überhaupt in der Lage sein, mir darüber Gedanken zu machen?“ Sie haben die Bibel zugemacht und das Thema nicht weiter studiert. Das ist sehr schade.
Wir sollten ermutigt werden, gerade dieses Thema in der Schrift zu erforschen. Das soll auch in dieser Woche geschehen. Wir sollten von der Schrift her denken und nicht nach Meinungen, was die einen oder anderen sagen. Von der Schrift her müssen wir denken.
Wir haben alle die Heilige Schrift und den Heiligen Geist, der uns hilft. Außerdem haben wir einander. Wir sind nicht allein. Wir dürfen Schulter an Schulter über das Wort Gottes beugen und solche Themen studieren oder besser gesagt erforschen.
Natürlich wollen wir nahe am Bibeltext bleiben und genau schauen, was der Text sagt. Wir wollen darauf achten, nicht über die Schrift hinauszugehen und nichts zu behaupten, was die Schrift nicht sagt.
Wenn wir gründlich forschen und genau sind, wird das dazu führen, dass wir den Herrn Jesus besser kennenlernen und Gott besser verstehen. Wenn wir Gott besser kennenlernen, werden wir ihn auch noch mehr lieben.
Die Bedeutung des Kennenlernens Gottes
Es ist immer so: Wenn man eine Person besser kennenlernt, eine Person, die keine Fehler hat, dann wird man immer mehr von dieser Person begeistert.
Bei uns Menschen ist es jedoch so, dass wir Fehler haben und diese Fehler auch kennenlernen. Man muss lernen, mit diesen Fehlern zu leben. So ist das nun einmal.
Dennoch dürfen wir auch unter Menschen immer tiefere Beziehungen aufbauen. Bei Jesus Christus ist das umso schöner, weil er keine Fehler hat. Wenn wir ihn besser verstehen und besser kennenlernen, werden wir ihn auch mehr lieben.
Heute möchte ich sagen, was uns diese Woche beschäftigen wird. Es sind eigentlich zwei Themen: Erwählung und Vorherbestimmung. Manche meinen, das sei dasselbe. Das ist jedoch weit gefehlt. Es sind zwei verschiedene Dinge. Sie sind zwar verwandt, aber nicht identisch.
Überblick über die Themen Erwählung und Vorherbestimmung
Zuerst wollen wir das Thema Erwählung betrachten. Dabei wollen wir vor allem die Schlüsselstellen, also die zentralen Bibelstellen, ansehen. Eine der wichtigsten Stellen ist der Epheserbrief, Kapitel 1, Vers 4. Mit dieser Stelle wollen wir auch beginnen.
Anschließend werden wir weitere Bibelstellen anschauen, wie 1. Thessalonicher 1,4, Matthäus 22, 2. Petrus 1, 1. Petrus 1 und 2. Thessalonicher 2. Es gibt einige Verse, die ich noch herausnehmen möchte.
Danach wenden wir uns dem Thema Vorherbestimmung zu. Wie viele Bibelstellen gibt es Ihrer Meinung nach zum Thema Vorherbestimmung? Wo das Wort vorkommt? Es gibt tatsächlich nur zwei Stellen, an denen das Wort „Vorherbestimmung“ in diesem Sinne vorkommt – also in Bezug auf das Heil und das Thema Heilsgeschichte. Diese zwei Stellen sind Epheser 1, Vers 5 und Vers 11 sowie Römer 8, Vers 28 bis 39.
Man könnte meinen, die ganze Bibel sei voll davon, wenn man manche Bücher liest oder sich Streitigkeiten über dieses Thema anhört. Doch tatsächlich gibt es nur diese zwei zentralen Stellen, die wir beachten wollen: Römer 8 und Epheser 1, insbesondere Vers 5 und Vers 11.
Außerdem gibt es noch eine weitere wichtige Stelle, Römer 9. Dort kommt zwar das Wort „Vorherbestimmung“ nicht vor, aber die Stelle gehört dennoch zum Thema. Auch Johannes 6 und Apostelgeschichte 13 sind wichtige Bibelstellen, die wir uns ansehen wollen.
Jedenfalls haben wir einige Bibelstellen vor uns, die wir näher betrachten wollen.
Beginn der Betrachtung: Erwählung in Epheser 1,3-6
Aber beginnen wir heute mit dem Thema Erwählung, und zwar mit Epheser Kapitel 1, Vers 4. Doch wir lesen bereits in Epheser 1, Vers 3. Dort heißt es:
„Gelobt sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns durch Christus mit jedem geistlichen Segen in den himmlischen Bereichen segnete, entsprechend dem, dass er uns vor Grundlegung der Welt in ihm erwählte, damit wir heilig und tadellos vor ihm in Liebe seien. Er bestimmte uns nämlich im Voraus für sich zur Sohnesstellung durch Jesus Christus, nach dem Wohlgefallen seines Willens, zum Lobe der Herrlichkeit seiner Gnade, mit der er uns begnadete in dem Geliebten.“
Vielleicht hören wir bis hierher auf. In Epheser 1, Vers 4 kommt das Wort „Erwählung“ vor. Dort heißt es, dass er uns vor Grundlegung der Welt in ihm, nämlich in Christus, erwählte.
Wir wollen uns nun ein wenig anschauen, was der Text sagt und was er nicht sagt.
Der Zusammenhang des Segens und der Erwählung
Um den Zusammenhang zu verstehen: In Vers 3 lobt Paulus den Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat. Dort heißt es, dass er uns „in Christus“ gesegnet hat – mit jedem geistlichen Segen in den himmlischen Bereichen.
Das ist ein wunderbarer Satz, den Paulus hier sagt. Er erklärt, dass Gott uns mit jedem Segen gesegnet hat – nicht unbedingt mit jedem materiellen Segen, sondern mit jedem geistlichen Segen. Und zwar nicht nur mit zehn Prozent, fünfzig Prozent oder neunzig Prozent, sondern mit jedem Segen.
Wie kann es sein, dass Gott uns mit jedem Segen gesegnet hat? Das bedeutet, er hat uns alles geschenkt, was es geistlich zu schenken gibt. Die Antwort lautet: durch Christus und in Christus. Denn der Segen, den Gott zu geben hat, steckt in einer Person – und diese Person ist Christus. Wenn ich diese Person habe, dann habe ich den ganzen Segen Gottes, den Gott zu geben hat.
Mehr kann Gott nicht geben, denn er hat sich selbst ausgegeben, indem er uns Christus gegeben hat. Die Tatsache, dass wir gesegnet wurden, entspricht einer langen Geschichte. Paulus sagt in Vers 4: „Entsprechend dem“, das heißt, dieser Segen, mit dem wir gesegnet sind, steht in Zusammenhang damit, dass Gott uns schon vor Grundlegung der Welt erwählt hat – in ihm, in Christus.
Man merkt, dass der Apostel Paulus Christus in den Vordergrund stellt. Christus ist sein Leben, und Christus ist alles, was er zu verkündigen hat. Die Botschaft ist Christus. Die Tatsache, dass wir gesegnet wurden, entspricht einer langen Geschichte. Gott hat für uns gehandelt, zu unseren Gunsten.
Das steht in Vers 4: Die Tatsache, dass wir gesegnet worden sind, hängt damit zusammen, dass Gott uns vor Grundlegung der Welt erwählt hat. Die Geschichte Gottes mit uns begann also schon vor langer, langer Zeit – nämlich in der Ewigkeit. Vor Grundlegung der Welt heißt vor der Schöpfung.
Bevor die Schöpfung war, gab es nur Ewigkeit. Dabei gibt es nicht mehr, aber auch nicht weniger. Die ganze Ewigkeit war vor der Schöpfung.
Die Ewigkeit Gottes und die Erwählung
Wir können nicht in die Ewigkeit zurückdenken, weil wir alle einen Anfang haben. Jeder von uns war einmal ein Baby und begann sein Leben. Wir können nur mit einem Anfang und einem Ende denken.
Die Bibel zeigt uns jedoch, dass Gott schon vor dem Anfang ewig da war – vor unserem persönlichen Anfang und vor dem Anfang der Schöpfung. Gott war schon in aller Ewigkeit vorhanden. Das bedeutet, dass das, was Gott sich vorgenommen hat und was in seinen Gedanken war, ewig ist. Das können wir Menschen kaum begreifen.
Wir können uns noch vorstellen, tausend Jahre zurückzudenken, vielleicht auch sechstausend Jahre oder eine Million Jahre. Doch darüber hinaus wird es schwer, uns etwas vorzustellen. Zwei Millionen oder tausend Millionen Jahre können wir noch denken, vielleicht auch eine Billion. Aber ab da verlieren wir die Vorstellungskraft, weil die Zahlen so groß sind.
Wir wissen nicht wirklich, was eine Billion ist – vielleicht kennen wir den Begriff im Zusammenhang mit Staatsschulden. Aber sonst bleibt es unvorstellbar. Noch größere Zahlen wie Trillion, Quadrillion und darüber hinaus sind für uns kaum vorstellbar. Trotzdem war Gott immer da. Er war schon immer da.
In der Ewigkeit hat Gott erwählt.
Bedeutung des Wortes „Erwählen“
Jetzt schauen wir uns das Wort „erwählen“ einmal genauer an. Gehen wir dabei Schritt für Schritt vor.
Was bedeutet „erwählen“? In unserer Bibel steht manchmal „auserwählen“. Das ist eigentlich schon zu viel, denn im Griechischen bedeutet das Wort eigentlich „erwählen“. „Ek“ heißt „er“ und „lego“ heißt „wählen“, also „erwählen“ oder „für sich etwas herausnehmen“.
Im Deutschen haben wir das Wort „erlesen“. Kennen Sie das? Wenn wir sagen: „Das ist ein erlesener Krieger“ oder „ein erlesener Soldat“, dann steht das in der Bibel. Dort gibt es erlesene Männer. Das bedeutet, dass es ganz besonders wertvolle Männer waren, auserwählte oder besser gesagt erwählte, erlesene Männer.
Die übliche Bedeutung kommt vom Wort „wählen“, also dass man für sich etwas nimmt. Zum Beispiel wird in der Politik ein Kandidat gewählt. Jesus hat das Wort ebenfalls verwendet. In der Bibel heißt es, dass er zwölf aus ihnen erwählte, die er auch Apostel nannte. Jesus hat sich zwölf Männer herausgenommen und diese Apostel genannt.
In der Bibel wird jedoch betont, dass Gottes Wahl nicht durch die Werke der Menschen motiviert ist. Wenn Gott jemanden wählt, dann nicht wegen seiner Werke und auch nicht aus Willkür. Gottes Wahl geschieht immer aus Gnade, als Geschenk, und sie ist nicht willkürlich.
Das bedeutet, Gott macht nicht einfach die Augen zu und sagt: „Ich hole mir jetzt irgendeinen heraus.“ So handelt Gott nicht, denn dazu ist er viel zu gut. Wenn er wählt, dann tut er das aus Liebe.
Das ist bei uns Menschen ähnlich. Ein junger Mann möchte eine Frau haben und wählt sie aus. Was motiviert ihn, eine Frau zu wählen? Sein Motiv ist die Liebe. Wenn er dann gewählt hat und sie „Ja“ gesagt hat, dann sagt er: „Das ist meine Erwählte.“ Manchmal sagt man das heute noch so.
Erwählung in der Geschichte Israels
Ich möchte hier auf die Bibelstelle 5. Mose 10,15 eingehen. Dort lesen wir: "Deinen Vätern hat der Herr sich zugeneigt, sie zu lieben, und er hat euch und ihre Nachkommen nach ihnen, ihre Nachkommenschaft nach ihnen, aus allen Völkern erwählt."
Hier steht, dass Gott sich den Israeliten, den Vätern des Volkes Israel, zugeneigt hat. Er liebt sie und hat sie sowie ihre Nachkommen aus allen Völkern erwählt.
An einer anderen Stelle in der Bibel heißt es: "Jakob habe ich geliebt." Weil Gott Jakob geliebt hat, hat er ihn erwählt. Er wollte etwas Besonderes mit Jakob tun.
Gott hatte den Plan, dass durch Jakob der Messias kommen sollte. Durch Jakob sollten die zwölf Söhne geboren werden, aus denen die zwölf Stämme Israels hervorgehen. Diese Stämme sollten den Kern des Volkes Gottes bilden. Und aus diesen zwölf Stämmen sollte schließlich der Messias, Jesus Christus, hervorgehen.
Wenn die Bibel von Wählen oder Erwählen spricht, schwingt dabei immer auch das Wort Zuneigung mit.
