Ich freue mich, dass wir im 21. Kapitel des Matthäusevangeliums weitermachen können. Ich weiß nicht, ob euch noch die Predigt von letzter Woche in den Gliedern steckt. Dort ist Jesus in den Tempel hineingegangen, hat dort mächtig aufgeräumt und für viel Tumult gesorgt. Dieses ganze Treiben im Tempel hat er beendet und damit für große Irritation gesorgt – auch unter den Teilnehmern dieses Tempelgottesdienstes. Die Frage war: Was hat Jesus hier eigentlich vor? Das war der Text vor unserem heutigen Abschnitt.
Jetzt lesen wir eine Geschichte von einem Feigenbaum, den Jesus verflucht. Der Baum verdorrt daraufhin. Wenn ihr eure Bibeln dabei habt, könnt ihr sehen, dass nach unserer Passage wieder berichtet wird, wie Jesus erneut in den Tempel geht. Wer seine Bibel dabei hat, weiß also mehr.
Vorher hatten wir einen Text, in dem Jesus sich im Tempel auf eine sehr untypische und unerwartete Weise verhielt. Nach unserem heutigen Text geht es wieder darum, dass Jesus in den Tempel geht und die religiösen Führer ihn fragen, mit welchem Recht er sich dort so aufführt.
Eigentlich wäre es zu erwarten, wenn man das Matthäusevangelium liest – vielleicht am Abend – dass die Tempelreinigung und die anschließende Diskussion um den Tempel zusammenhängend erzählt werden. Warum also dieser scheinbar seltsame Text dazwischen? Ich bin überzeugt, dass Matthäus sich ganz bewusst dafür entschieden hat, diesen mysteriösen Text mit dem Feigenbaum genau zwischen den ersten und den zweiten Tempelbesuch Jesu zu platzieren.
Die Geschichte, dass Jesus hungrig ist und unbedingt etwas von einem Feigenbaum essen möchte, der dann aber keine Früchte trägt und deshalb verflucht wird, wird nicht ohne Grund berichtet. Tatsächlich verlassen wir die Diskussion um den Tempel nicht. Auch wenn im Text, den wir gleich Vers für Vers anschauen, das Wort „Tempel“ nicht vorkommt, bleibt Matthäus – und natürlich auch Jesus – in diesem Themenbereich.
Jesus verlässt den Tempel gedanklich nicht. Körperlich steht er zwar nicht mehr im Tempel, sondern vor einem Feigenbaum mit seinen Jüngern, doch geistlich und gedanklich bewegt er sich immer noch im Tempel oder denkt über den Tempel nach. Was er tut, hat etwas mit dem Tempel zu tun. Wir verlassen diese Thematik also nicht.
Was Jesus hier tut, hat einen zeichenhaften, prophetischen Charakter in Bezug auf den Tempel. Ihr könnt euch das so vorstellen: In den Evangelien erleben wir immer wieder eine Art „Sandwich“. Ein Sandwich besteht aus zwei Brothälften, und in der Mitte ist das Spannende oder Leckere. Dieser Text funktioniert ähnlich.
Das, was wir jetzt in der Mitte anschauen, soll prophetisch etwas über das aussagen, was der Rahmen erzählt. So arbeiten die Evangelisten, Matthäus und auch Markus, immer wieder. Man hat manchmal das Gefühl, das Thema wird verlassen und später wieder aufgegriffen. Doch das Thema wird nicht verlassen. Es ist immer dasselbe Thema.
Das Thema in der Mitte soll etwas zum Thema außen erklären – oder umgekehrt. Die Themen außen sollen etwas zum Thema innen erklären. Wenn du also jetzt denkst: „Der Feigenbaum wird verflucht, ist kaputt, und die Jünger stehen ratlos da“ – dann musst du nicht ratlos bleiben.
Wir sind immer noch in der Thematik, was Jesu Herz über den Tempel ist und was ihm dort widerfahren ist, was er dort erlebt hat. Nun steigen wir ein in die Verse 18 bis 19.
Die prophetische Bedeutung des Feigenbaums
Des Morgens früh, als Jesus in die Stadt zurückkehrte, hungerte ihn. Als er einen Feigenbaum am Weg sah, ging er auf ihn zu und fand nichts an ihm als nur Blätter. Da sprach er zu ihm: "Nie mehr komme Frucht von dir in Ewigkeit." Und sogleich verdorrte der Feigenbaum.
Es ist schon ein bisschen seltsam, Jesus in der letzten Woche zu sehen, wie er im Tempel unterwegs ist, und jetzt auch hier. Jesus, was ist mit dir los? Du bist so aufgebracht. Das wirkt irgendwie komisch auf uns. Jesus ist hier extrem hart unterwegs. Wo bleibt das Erbarmen mit einem netten Feigenbaum, der da am Rande steht? Jesus, das ist doch auch Schöpfung. Kannst du nicht gnädiger mit dem Feigenbaum sein?
Doch Jesus kommt, sieht nichts, und spricht sofort das Urteil aus – als würde er gleich die Axt holen und den Baum abhauen. Dabei braucht Jesus nicht einmal eine Axt. Er muss einfach nur sprechen, und der Baum vergeht. So wie Jesus sprechen kann, und es entsteht, so kann er auch sprechen, und es vergeht.
Es ist aber nicht so, dass Jesus seit der Tempelreinigung, als er dort richtig aufgeräumt hat, Probleme mit Selbstbeherrschung hat. Jesus leidet auch nicht an Kontrollverlust. Von außen wird das vielleicht so wahrgenommen. Es sieht so aus, als verliere Jesus die Kontrolle über sich selbst und sei extrem emotional. Irgendetwas scheint ihn gewaltig zu stören, sodass er zu Wutausbrüchen neigt.
Aber das ist bei Jesus nicht der Fall. Auch wenn es von außen so wirken könnte, tut Jesus die Dinge mit Bedacht. Sein Leben, das, was er sagt, denkt und tut, ist alles eingebettet in einen großen Plan Gottes, in den Ratschluss Gottes. Das bedeutet, dass das, was Jesus tut, eine Erfüllung dessen ist, was Gott vor der Zeit vorbereitet hat.
Auch dieses Szenario, in dem wir denken, Jesus tickt hier irgendwie aus und verliert die Kontrolle, ist nicht richtig. Er ist komplett kontrolliert, und das, was er tut, ist vor aller Zeit geplant. Sein Handeln ist kein Zufallsprodukt, und er verliert nicht einfach die Fassung. Nein, sein Wutausbruch im Tempel und auch über den Feigenbaum ist absolut kontrolliert.
Vielleicht erinnert ihr euch noch daran, dass Jesus als ein sanftmütiger König beschrieben wird. Sanftmut bedeutet nicht Weichheit, sondern im biblischen Sinne Stärke, die im Heiligen Geist kontrolliert wird. Sanftmütig zu sein heißt also, Stärke zu zeigen, die unter Kontrolle steht.
Diese Stärke zeigt Jesus hier, in dem Moment, in dem er sehr konkret zu diesem Baum spricht. Er offenbart damit eine Facette seines Wesens, die für uns heutzutage ungewohnt ist. Ja, ich würde sogar sagen, sie ist anstößig. Wahrscheinlich würdest du, wenn du jemandem erzählst, dass du Christ bist, nicht gerade die Geschichte wählen, in der Jesus den Feigenbaum verflucht und verdorren lässt oder alle aus dem Tempel austreibt.
Du wirst wahrscheinlich andere Texte auswählen. Das hat auch damit zu tun, dass uns dieser Jesus, wie er sich hier zeigt, irgendwie fremd ist. Nicht für alle gilt das, aber manche haben keinen Zugang zu diesem Jesus. Man steht fragend vor ihm und fragt sich: Was ist eigentlich los mit dir? Warum bist du an diesen Stellen so hart?
Der Text sagt nicht einfach, dass Jesus zu einem Baum gegangen ist. Er beginnt mit einer wichtigen Information: "Des Morgens früh, als er in die Stadt zurückkehrte, hungerte ihn." Es ist wichtig, dass wir das nicht übersehen. Jesus geht nicht ohne Grund zu dem Baum. Er sucht dort etwas, weil er hungrig ist.
Das soll uns vermitteln, dass Jesus gerade eine Sehnsucht in sich verspürt. Eine Sehnsucht, die Jesus, der Sohn Gottes, stillen möchte. Das sind ganz natürliche Prozesse, die hier beschrieben werden. Man könnte fast überlesen, dass es ihn hungert. Aber es ist wichtig, dass wir das erkennen.
Jesus erlebt hier einen ganz natürlichen Prozess in sich und möchte uns etwas beibringen und kommunizieren. Jeder von uns kennt die Situation, hungrig zu sein. Und wenn nicht, dann hast du wahrscheinlich ein sehr unordentliches Essverhalten, wenn du nie Hunger verspürst.
Jeder fühlt mit, wie es Jesus an diesem Morgen gehen kann, wenn er noch nicht gefrühstückt hat. Vielleicht bist du dann auch ungenießbar, wenn du noch nicht gefrühstückt hast. Aber das ist nicht der Punkt. Jesus knüpft an eine Erfahrung an, die jeder in diesem Raum schon erlebt hat und immer wieder erlebt.
Anhand dieses natürlichen Prozesses sollen wir Geistliches verstehen. Jesus ist auf der Suche, wie er eine legitime Sehnsucht stillen kann. Es ist nicht falsch, hungrig zu sein und einen Weg zu suchen, diese Sehnsucht zu stillen.
Wir verstehen das. Wir halten es sogar für Unrecht, wenn jemand hungrig bleibt. Wenn ein Hungernder an meine Tür käme und ich euch erzählen würde: "Ich hatte gerade so viel Wichtigeres zu tun, ich habe ihn einfach abblitzen lassen, und er ist hungrig geblieben," dann würdet ihr das alle verurteilen. Das macht man nicht. Das geht so nicht.
Hunger ist eine Not, eine tiefe Sehnsucht, in die sich jeder hineinversetzen kann. Jeder sagt: Es ist absolut dringlich, dass diese Sehnsucht gestillt wird. Jesus hat eine Sehnsucht, und er sieht einen Feigenbaum. Er erwartet, dass der Feigenbaum das tut, was ein Feigenbaum tun soll.
Ein Feigenbaum ist kein Unkraut. Jesus geht nicht zu einem Löwenzahn, weil er kein Kaninchen ist. Wir haben jetzt ein Kaninchen, das morgens und abends gefüttert werden will. Jesus geht zu einem Feigenbaum, weil er die Erwartung hat, dass dieser Baum gefälligst Feigen trägt.
Jesus will an diesem Baum Feigen finden, nach denen er sich sehnt. Die Feigen sind das fehlende Puzzlestück, das Jesus in diesem Augenblick braucht. Doch der Feigenbaum trägt keine Feigen.
Warum ist Jesus überhaupt zu diesem Baum gegangen, wenn er keine Feigen trägt? Matthäus verrät es uns: Er fand nichts an ihm als nur Blätter. Jesus hat von weitem keinen dürren, kahlen Baum gesehen, an dem nichts dran ist. Er sieht einen Baum mit Blättern und geht auf die Suche nach Feigen.
Das entscheidende Erkennungsmerkmal, ob reife Feigen an einem Feigenbaum sind, sind die Blätter. Die Blätter senden das Signal: "Dieser Baum bringt Frucht, dieser Baum trägt Segen." Deshalb geht Jesus nicht zu einem kahlen Baum, sondern zu einem Baum, der das Erkennungsmerkmal zeigt: Hier wirst du fündig. Hier wird deine Sehnsucht gestillt. Hier wird deine Erwartung erfüllt.
Ein Baum in voller Laubblüte suggeriert, dass reife Feigen zu finden sind. Es gibt zwar unterschiedliche Phasen, wann Feigenbäume Frucht tragen, und verschiedene Sorten, aber zu dieser Zeit wären zumindest unreife Feigen zu erwarten.
Unreife Feigen brauchen noch etwas Zeit, bis sie reif werden. Doch auch unreife Feigen waren nicht zu finden. Wenn es zu diesem Zeitpunkt keine unreifen Feigen gibt, wird es das ganze Jahr über keine Feigen mehr geben.
Dieser Baum ist fruchtlos und bleibt fruchtlos. Es ist keine Veränderung zu erwarten. Er hat nur die äußeren Erkennungszeichen von Fruchtbarkeit, aber wenn man genauer hinschaut, ist da nichts, und es wird auch nichts mehr werden.
Was bedeutet das? Der Baum zieht hungrige Reisende an. Sie kommen zu ihm, weil er ein Versprechen gibt. Vielleicht ist es für uns heute ungewohnt, dass man sich beim Spazierengehen einen Baum sucht. Wir gehen eher in den Supermarkt.
Wir erwarten, dass der Supermarkt, wenn er geöffnet hat, auch etwas zu bieten hat. Wir würden komisch schauen, wenn draußen ein großes Schild hängt: "Geöffnet", die Lichter leuchten, alle strömen hinein, und die Regale sind leer – kein Klopapier, nichts mehr da.
Dann würden wir sagen: "Hier wurden wir gehörig veräppelt." Stell dir vor, du fährst auf einer einsamen Straße, bist hungrig, und da ist ein Imbiss-Truck, der blinkt und leuchtet. Du kommst hin und möchtest ein Sandwich bestellen. Die Antwort: "Wir haben nichts mehr da."
Trotzdem steht überall "Geöffnet" für deinen Hunger. Deine Sehnsucht wird nicht gestillt. Die Enttäuschung ist maximal. Jeder kennt das, wenn er mal an einem Rasthof bei McDonald's abbiegen wollte und McDonald's hatte zu. (Keine Schleichwerbung, ich werde dafür nicht bezahlt.)
Es ist ein Baum, der hungrige Reisende anzieht, aber nicht in der Lage ist, ihren Hunger zu stillen. Es ist ein Baum, der lügt. Ein trügerischer Baum, der scheinbar ein Angebot präsentiert, das aber beim genauen Hinsehen nicht vorhanden ist.
Es ist ein eindrucksvoller Baum, der anziehend wirkt, aber nicht ernähren kann. Für Jesus hat so ein Baum keine Daseinsberechtigung. Es geht hier nicht nur um den Baum, sondern um viel mehr.
An diesem Baum möchte Jesus seine Jünger und auch uns etwas lehren und zeigen. Ein Baum, der in üppiger Fülle darstellt, dass etwas zu finden ist, aber nicht ernähren kann. Meine Sehnsucht, die Jesus ganz natürlich hat, wird nicht gestillt.
So eine Art Baum, auf den verzichte ich, und er soll nicht weiter existieren.
Die Verbindung von Tempel und Feigenbaum
Was sehen wir hier, wenn wir bedenken, dass Jesus kurz zuvor im Tempel war und dort sehr entschieden gehandelt hat? Jesus hat sowohl den Tempel als auch einen Feigenbaum besucht. An beiden Orten hat er geprüft, ob sie die Frucht bringen, die sie bringen sollen.
Im Tempel wollte er sehen, ob dieser die Frucht des Gebets und der Anbetung hervorbringt. Beim Feigenbaum schaute er nach, ob er Früchte trägt. Jesus stellt fest, dass der Baum fruchtlos ist. Ebenso erkennt er im Tempel, dass dort kaum gebetet wird. Deshalb sagt er: „Warum habt ihr daraus eine Räuberhöhle gemacht?“ Der Tempel sollte doch ein Bethaus, ein Gebetshaus sein.
Jesus merkt, dass die wahre Anbetung durch das ganze religiöse Treiben und den Handel im Tempel stark beeinträchtigt wird. Es ist eine gebetslose Stätte, ein Ort ohne echtes Gebet. Er geht zum Feigenbaum und sagt: „Hier ist ein fruchtleerer Baum.“
Jesus verurteilt das ganze Gehabe im Tempel und das gesamte Tempelprozedere. Er sieht den Feigenbaum und verflucht ihn, weil er keine Frucht trägt. So wie der Feigenbaum verdorrt, zerstört und keine Daseinsberechtigung mehr hat, wurde wenige Jahre später auch der ganze Tempel in Jerusalem vernichtet. Er wurde zerstört und verschwand.
Was Jesus hier mit dem Feigenbaum tut, ist nicht einfach nur ein kurzer Gefühlsausbruch eines unkontrollierten Mannes. Es ist ein prophetisches Gerichtshandeln, das etwas Geistliches andeuten soll. Dieser Tempel hat auf diese Weise keine Daseinsberechtigung. Er wird verdorren, weil keine Frucht zu finden ist. Wenn nicht einmal unreife Frucht da ist, wird das ganze Jahr über keine Frucht mehr kommen. Sein Dasein wird beendet.
Jesus verwendet dabei dasselbe Bild, das ein alter Prophet vor ihm schon benutzt hat. Wir gehen hier nicht ins Detail, aber im Buch Jeremia, Kapitel 8, finden wir genau dasselbe Motiv. Dort richtet Gott Israel wegen ihrer schamlosen Gottlosigkeit.
Wir lesen nur einen Vers, den Beginn von Jeremia 8, Vers 9-10, in dem Gott im Gericht über sein Volk spricht: „Wegnehmen, weggraffen werde ich sie, spricht der Herr. Keine Trauben sind am Weinstock und keine Feigen am Feigenbaum.“
Wenn Jesus zu einem Feigenbaum geht und nach Feigen sucht – mit seinem natürlichen Hunger – dann hat er Jeremia 8 im Kopf. Er möchte, dass bei den Gläubigen, wenn sie darüber nachdenken, etwas klingelt.
Er war eben gerade im Zentrum unseres Landes, im Zentrum des Gottesdienstes und Glaubens. Dort hat er ein mächtiges Gericht gehalten über das, was dort geschieht. Nun geht er zum Feigenbaum und findet keine Feige. Er richtet diesen Feigenbaum.
Jeder, der den Text aus Jeremia 8 im Kopf hatte, wusste, was das bedeuten sollte. Jesus ist nicht einfach impulsiv. Er vollstreckt hier eine Gerichtshandlung und macht auf prophetische Weise etwas deutlich.
Die göttliche Sehnsucht Jesu und ihre Bedeutung
Jesus hat Hunger – das kennt jeder von uns. Es ist ein natürliches Bild für eine geistliche Realität. Jesus hat nämlich nicht nur den natürlichen Hunger, sondern auch einen göttlichen Hunger in seinem Herzen.
Jesus trägt eine göttliche Sehnsucht in sich, die gestillt werden soll. Mit Hunger meine ich nicht Mangel. Es fehlt Jesus nichts, denn als Gottes Sohn hat er alles, was er braucht. Dennoch zeigt er, dass er trotz allem eine tiefe Sehnsucht in sich trägt. Diese Sehnsucht gilt seinem Volk, das im Tempel lebendig anbeten soll. Sein Volk soll lebendig im Gebet sein, Gott suchen, ihn an erste Stelle setzen und alle anderen Dinge, die mit Gott konkurrieren möchten, überwinden und zur Seite schaffen.
So hat Gott viel Raum, in unserem Leben zu wirken. Wir sollen uns auf ihn konzentrieren und Frucht bringen, so wie Gott es will. Er möchte Zugriff auf unser Herz haben, damit sich unser Herz verändert und Frucht bringt. Wenn Menschen dazukommen, sollen sie einen Baum erleben, der viel Frucht bringt und die Hungrigen sättigt. Nicht einen Baum, der Hungrige nur anzieht und hungrig wieder gehen lässt – ihnen nur das Gefühl gibt, dass ihr Hunger gestillt werden könnte, aber sie bleiben hungrig.
In Offenbarung 2,4-5 sehen wir, wie Jesus zu einer harten Rede ansetzt über eine Gemeinde in Ephesus. Diese neutestamentliche Gemeinde war ähnlich wie viele Gemeinden heute, auch in unserem Land und weltweit. Jesus hat Gedanken über diese Gemeinde. Er sagt nicht einfach: „Alles ist gut, Friede, Freude, Eierkuchen.“ Die Probleme lagen nicht nur im Alten Testament mit Israel, sondern Jesus sieht auch bei seiner Gemeinde Dinge, die nicht in Ordnung sind.
Jesus empfindet Sehnsüchte und möchte, dass seine Gemeinde in seinen Spuren wandelt. Er vergleicht die Gemeinde mit einem Baum, der Frucht bringen soll, und mit einem Tempel, der betet, Gott feiert, groß macht und sucht. Alles andere soll zurückstehen, wenn es darum geht, Gott zu verherrlichen und zu ehren.
So spricht Jesus klare Worte zu der Gemeinde von Ephesus. Dort gab es Licht und Schatten, gute Dinge, aber auch Probleme. Jesus sagt in Offenbarung 2,4-5: „Aber ich habe gegen dich, dass du deine erste Liebe verlassen hast. Denke nun daran, wovon du gefallen bist, und tue Buße, kehre um und tue die ersten Werke. Wenn aber nicht, so komme ich zu dir und werde deinen Leuchter von seiner Stelle wegrücken.“
Er sieht, dass die Gemeinde aktiv ist und gute Dinge tut, aber sie hat ihre erste Liebe verlassen. Sie ist Kompromisse eingegangen, und Dinge in ihrem Leben konkurrieren mit Gott um den ersten Platz. Jesus ist damit nicht einverstanden. Er sagt, dass er es nicht mag, wenn er nur ein „Add-on“ im Leben ist, das neben anderen Leidenschaften steht.
Jesus möchte, dass die erste Liebe wieder aktiviert wird. Wir wissen, wie eine erste Liebe funktioniert: Da gibt es nichts anderes außer diese Liebe, alles andere kommt danach. Die Reihenfolge ist klar und ohne Missverständnis. Jesus fehlt diese erste Liebe bei der Gemeinde. Sie ist in einen Modus der Gewohnheit geraten. Haben sie sich an Jesus gewöhnt? Wissen sie eigentlich, wer er für sie ist? Wo ist die Leidenschaft der ersten Tage? Jesus sehnt sich nach dieser Leidenschaft.
Jesus ist nicht zufrieden damit, in einem Bilderbuch der Vergangenheit zu blättern und zu sagen: „Damals war es schön, aber die Liebe verflacht halt mit der Zeit.“ Wir sollten unsere menschliche Erfahrung von Liebe und Leidenschaft nicht auf Gott übertragen. Es ist eine Klage, wenn wir erleben, dass die Liebe abnimmt, aber wir dürfen nicht glauben, dass Gott damit einverstanden ist.
Gott sitzt nicht zufrieden im Himmel und sagt: „Ich habe meine Liebe einmal am Kreuz gezeigt, das reicht.“ Jesus wird nicht gleichgültig, während wir ihm nachfolgen. Er ist ein leidenschaftlicher Jesus, der seine unverbrüchliche Liebe durch den Heiligen Geist in unsere Herzen ausgießt. Die Liebe Gottes wird dadurch immer mehr.
Jesus hat eine Sehnsucht, wenn er zu seinem Tempel und seinen Bäumen geht. Er will, dass sie Frucht bringen. Die Anbetung Gottes soll leidenschaftlich sein, Gottes Sehnsucht stillen und auch den geistlichen Hunger anderer, die das sehen und sagen: „Hier bin ich, ich bin so hungrig in mir.“
Unsere Bevölkerung ist hungrig und sehnsüchtig. Deshalb suchen Menschen in vielen Dingen nach innerer Befriedigung, um ihre Unruhe zu stillen und ihr Glück zu finden. Aber egal welches Glück man auf dieser Welt findet, es ist nie ewig und beständig. Das größte menschliche Glück ist schwankend.
Wir haben eine bedürftige, hungrige Bevölkerung. Ich frage mich, was für ein Baum wir sind. Wie stehen wir in der Gegend da? Sicher haben wir viele Blätter. Manche nähern sich dem Baum, weil Blätter sichtbar sind – religiöses Tun und Machen. Aber finden sie auch Frucht?
Das war das Problem mit dem Tempel: Der jüdische Gottesdienst beeindruckte viele, und sie pilgerten dorthin. Der Tempel war wie ein Feigenbaum mit üppigen Blättern. Aber die Substanz war tot, es gab keine Frucht. Es war ein Gottesdienst mit toter Anbetung.
Es ist nicht so, dass sie keine Gottesdienste mehr feierten oder einfach aufhörten. Nein, das Programm war gut gefüllt, jeder hatte etwas zu tun. Langeweile gab es nicht, und sie fühlten sich gut dabei. Sonst hätten sie Veränderungen eingeleitet. Aus ihrer Perspektive war alles schön und fromm. Aber in Wahrheit war es ein Gottesdienst mit toter Anbetung, falscher Leidenschaft und vielen Kompromissen, die wahre Anbetung zerstörten.
Zu viele befinden sich in solchen Systemen und haben sich arrangiert mit einem Glaubensleben oder Gemeinschaften, in denen religiöses Machen die Form ist. Sie erfüllen fromme Verpflichtungen, fühlen sich dabei fromm und meinen, sie seien ein Baum, der zumindest Blätter trägt. Doch wenn man diesen Baum durchforstet, findet man keine Frucht.
Das Problem ist, dass manche in solchen Gemeinschaften stehenbleiben und Jahr für Jahr den Baum nach Frucht absuchen. Sie denken, wenn sie sich an Regeln und Traditionen halten, finden sie irgendwann Frucht, die ihnen Ruhe gibt und zeigt, dass sie gesegnet sind. Aber sie finden keine Frucht, Jahr für Jahr.
Hast du dir schon Gedanken gemacht, dass dieser Baum kein fruchtbarer Baum ist? Dass dort keine Frucht zu finden ist und auch nie sein wird, weil er sich mit Blättern zufrieden gibt? Solche Kirchen und Gemeinden sollten wir hassen – die nur Blätter haben, aber keine Frucht tragen.
Was nützt es, wenn ein Raum voll ist mit Menschen in einem religiösen System, das nur fromm kaschiert wird? Es gibt kein pulsierendes geistliches Leben. Es ist ein Baum, der seine Daseinsberechtigung verloren hat. Von solchen Bäumen muss man sich fernhalten.
Gott bewahre uns davor, zu so einem Heuchelbaum zu werden, der nur Jesus, das ewige Leben und die Hoffnung auf Herrlichkeit auf der Zunge trägt, aber dessen Herzen nicht von der Liebe Jesu Christi entflammt sind. Wenn Menschen zu uns kommen, sollen sie Kontakt mit uns haben und Anschluss an das ewige Leben finden. Wir sollen nicht nur Blätter haben, sondern dass diese Blätter mit der Frucht übereinstimmen, die wir tragen.
Ich habe ein Problem: Ich habe meinen Timer nicht aktiviert und weiß nicht, wie lange ich schon spreche. Mit der Zeitumstellung wird es jetzt früher oder später dunkel? Später, oder? Ja, noch lacht ihr!
In diesen zwei Versen steckt so viel geistlicher Gehalt, was Jesus da tut. Die Jünger sind von etwas anderem fasziniert. Sie haben nicht wie du und ich Jeremia 8 im Kopf und erkennen sofort die prophetische Bedeutung dessen, was Jesus tut.
Sie wundern sich: „Wie kann Jesus so vollmächtig den Feigenbaum verdorren lassen?“ (Vers 20) Die Jünger fragen sich: „Wie ist der Feigenbaum so schnell verdorrt?“ Man kann sich fragen, wie lange es noch dauern muss, bis jemand kapiert, mit wem sie es hier zu tun haben.
Wir sind manchmal schlimmer als die Jünger. Wie kann das sein, dass der Feigenbaum so schnell verdorrt? Jesus will nicht, dass seine Jünger auf Spektakeldenken hereinfallen. Er möchte, dass sie wahre Anbetung lernen.
Er lenkt das Gespräch auf das Thema Gebet und zeigt damit den inhaltlichen Zusammenhang: Der Tempel soll ein Haus des Gebets sein. Wir lesen die Verse 21 bis 22, und damit haben wir alle Verse unseres heutigen Bibeltextes gelesen.
Die Kraft des Glaubens im Gebet
Jesus antwortete ihnen: Wahrlich, ich sage euch, wenn ihr Glauben habt und nicht zweifelt, werdet ihr nicht nur das mit dem Feigenbaum Geschehene vollbringen. Sondern wenn ihr zu diesem Berg sagt: „Hebe dich empor und wirf dich ins Meer“, so wird es geschehen.
Alles, was ihr im Gebet glaubend begehrt, werdet ihr empfangen.
Was seine Jünger kennzeichnen soll, ist eigentlich das, was den Tempel auszeichnen sollte. Im Tempel haben sie genau gehört, wofür dieser gedacht ist und was dort geschehen soll, wo Gott Wohnung nimmt: Es soll ein Haus des Gebets sein.
Jetzt spricht Jesus mit seinen Jüngern. Sie sind noch irgendwie perplex, wie das mit dem Feigenbaum passieren konnte. Er verkündet ihnen: „Hey Leute, es geht um ein intaktes Gebetsleben. Ihr sollt ein Haus des Gebets sein!“
Es soll um wahre Anbetung gehen. Seine Jünger sollen solche sein, die vollmächtig und im Glauben beten. Sie sollen Beter sein, die nicht einfach nur plappern und reden – denn das konnten zu damaligen Zeiten sehr viele. Und wir können das auch, der eine besser als der andere. Aber auch religiös einfach etwas von sich geben, das kann jeder.
Es geht nicht darum, religiöse Floskeln von sich zu geben, um zu zeigen, wie fromm man ist. Vielmehr sollen unsere Gebete Gebete sein, die erhört werden. Darum geht es Jesus: Ihr sollt ein intaktes Gebetsleben haben, das so verbunden ist mit dem Willen des Vaters, dass ihr einander kennt und eure Gebete auch eine Erfüllung nach sich ziehen.
Eure Gebete sollen erhört werden, sodass fruchtlose Feigenbäume vernichtet und Berge versetzt werden.
Habt ihr das eben gehört? Es geht nicht einfach darum, irgendetwas zu beten. Jesus sagt: Ihr wundert euch über den Feigenbaum und so weiter. Ich möchte, dass ihr, wenn ihr im Glauben betet, dieselben Dinge tut, wie das mit dem Feigenbaum geschehen ist – und noch mehr. Ihr werdet Berge versetzen durch euer Gebet.
Das ist ganz interessant. Moment mal, Jesus! Das hast du jetzt mit dem Feigenbaum gemacht. Aber du sagst, ich erwarte von euch, dass ihr auf dieselbe Weise Feigenbäume das Fürchten lehrt, sie zum Verdorren bringt.
Und falls euch das noch nicht ausreicht und ihr denkt: „Boah, das ist aber schon eine heftige Nummer, Jesus!“, sage ich euch: Ihr sollt sogar Berge durch das Gebet versetzen.
Hm, interessant, was Jesus von den Jüngern fordert und was er ihnen in Aussicht stellt: Was die Jünger tun sollen.
Wisst ihr, was ich interessant finde? Ich glaube jedem Wort, das Jesus sagt. Du auch? Amen!
Ich glaube, dass Jesus nicht einfach zum Spaß Dinge sagt. Er hat etwas vor. Er sagt, ihr sollt das tun, was ich eben gemacht habe.
Aber warum finden wir nach dieser Erzählung im Neuen Testament nicht eine Stelle, an der die Apostel herumgelaufen sind und gesagt haben: „Wo ist ein Feigenbaum? Geistlicher Kalaschnikow und zack, runter damit!“?
Das machen sie nicht.
Man sieht nicht, dass die Apostel eine innere Ablehnung gegen Feigenbäume haben, nur noch Äpfel essen und feigenlose Feigenbäume niederstrecken.
Das tun sie nicht.
Man sieht auch nicht, dass jemand sagt: „Hier ist ein Berg, lass uns dreimal oder siebenmal drumherumlaufen, weil wir fromm sind, und dann ist der Berg weg.“
Das hat niemand gemacht. Du hast es nie wieder gesehen.
Warum?
Weil Jesus natürliche Bilder verwendet für geistliche Prozesse.
Jesus erwartet nicht von seinen Jüngern, dass sie zu feigenlosen Feigenbäumen gehen, sie ausreißen und verbrennen oder einfach nur durch Gebet „zack“ wegmachen.
Das ist nicht seine Erwartung. Das, was er mit dem Feigenbaum gemacht hat, war ein Exempel.
Er will ihnen ein Beispiel geben für das, was geistlich passiert ist.
In gewisser Weise könnte man es so zusammenfassen: Jesus will seinen Jüngern mitgeben: Habt ihr gesehen, wie ich das beseitigt habe, was Gott missfällt?
Habt ihr gesehen, wie ich das überwunden habe, was sich nicht mit Gott verbindet, was Gott nicht liebt und verabscheut?
Habt ihr gesehen, wie ich das gerichtet habe und dem keine Chance gegeben habe?
Ich habe mich nicht darauf gestellt oder meine Hoffnung darin gesetzt. Ganz im Gegenteil: Ich habe es geistig beurteilt, bewertet und zur Seite geschoben, damit es nicht zwischen Gott und mir stehen kann.
Diese Barriere darf nicht länger bestehen. Sie hat keine Daseinsberechtigung, weil sie geistliches Leben unmöglich macht.
Alles, was zwischen dir und Gott steht wie ein unüberwindbarer Berg, muss aus deinem Leben verschwinden.
Alles, was in Konkurrenz zu Gott tritt oder geistliches Leben zerstört, muss hart angegangen werden.
Du sollst nicht einfach dastehen und sagen: „Na ja, die Umstände sind, wie sie sind. Ich bin dem erlegen, was sich zwischen Gott und mir hineingeschoben hat, aus unterschiedlichen Gründen. Ich muss damit leben und mich arrangieren.“
Jesus sagt: Nein, diese Unmöglichkeiten, die zwischen dir und Gott stehen, diese Berge müssen weichen.
Es geht nicht um physische Berge, die Jesus durch unser Gebet versetzen möchte.
Er möchte, dass die Dinge verschwinden, die uns geistlich den Garaus machen wollen.
Wir könnten einige davon benennen: etwa tote Anbetung, die kultiviert wird.
Diese Dinge müssen gerichtet und hart angegangen werden.
Bete im Glauben, dass sie verschwinden, dass dein Blick frei wird und Anbetung florieren kann.
Und dass die Gottesbeziehung leidenschaftlich und lebendig ist.
Dein Status quo, mit dem du dich zufrieden gibst, ist nicht Gottes Wille.
Gott will eine lebendige, pulsierende Anbetungskultur in seiner Gemeinde.
Damit meine ich nicht, wie wir uns beim Singen verhalten.
Mir ist es ziemlich egal, ob du auf deinem Stuhl sitzt, stehst oder wie Dani Poggem tanzt.
Seid froh, dass Dani Poggem kein Lobpreisleiter in unserer Gemeinde ist.
Dani, bist du da? Ich habe kein Amen gehört.
Okay, der Herr segne ihn, wahrscheinlich ist er unterwegs.
Wisst ihr, genau das haben die Apostel getan.
Sie sind nicht zu Feigenbäumen oder physischen Bergen gegangen, um sie zu versetzen.
Sie haben verstanden, worum es eigentlich geht.
Es geht um eine geistliche Realität, die in natürlichen Bildern demonstriert wird.
Und genau so haben sie gehandelt.
Wenn sie sahen, dass Einflüsse oder Entwicklungen vom lebendigen Glauben wegführen und eine tote Religion oder eine leblos gewordene Anbetung etablieren, waren sie radikal wie Jesus mit dem Feigenbaum.
Wir lesen dann fast am Ende, Galater 1,8-9.
Dort sagt Paulus zu den Christen in Galatien: „Wenn auch wir oder ein Engel vom Himmel euch ein anderes Evangelium verkündigen als das, was wir euch verkündigt haben, der sei verflucht!“
Wie wir früher gesagt haben, so sage ich auch jetzt wieder: „Wenn jemand euch ein anderes Evangelium verkündigt als das, was ihr empfangen habt, der sei verflucht!“
Paulus, das ist eine krasse Botschaft, die du den Christen in Galatien entgegenschleuderst.
Das waren Christen, die das Evangelium, die gute Nachricht von der Liebe Gottes, erfasst hatten.
Sie waren davon durchdrungen, hatten sich zu Gott bekehrt und Wunder in ihrer Gemeinschaft erlebt.
Aber es gab Einflüsse in dieser Gemeinde, die sie verderben wollten.
Einflüsse, die den Fokus von Jesus weglenken wollten und mehr auf dich selbst.
Dass du dich bemühen sollst, rechtschaffen und fromm zu sein.
Und wenn du das geschafft hast, dann hast du Ruhe in dir, und Gott wird dich am Ende der Zeit annehmen.
Ein ganz teuflisches Denken.
Ich habe es, glaube ich, schon mal erzählt.
Mir erzählte jemand von einer Gemeindefreizeit – wir sind bald auf Gemeindefreizeit, wer freut sich schon?
Genau, so ein paar, okay.
Dort hat eine Gemeinde sich viel mit der Bibel beschäftigt und ist durch die Bergpredigt gegangen.
Das haben wir schon lange hinter uns: Matthäus 5 bis 7.
Sehr lang, sehr tief.
Dann sagte der Leiter der Gruppe, also der Gemeindeleiter, als Resümee: „Wenn wir die ganze Bergpredigt erfüllen, haben wir vielleicht die Hoffnung, ewiges Leben zu erlangen.“
Wer so predigt, sei verflucht!
Wer so predigt, er sei verflucht!
Denn das ist ein falsches Evangelium.
An dieser Botschaft ist nichts gut.
Sie ist böse und durchtrieben.
Sie bringt dich in die Lage, das zu vollbringen, was allein Christus erfüllen konnte.
Deine Hoffnung darf nicht auf dir selbst ruhen, sondern allein auf Jesus und seiner vollkommenden Gerechtigkeit, die er dir umsonst schenken will.
Sonst siehst du Jesus nur als Moralapostel, der dich antreibt wie einen Sklaven: „Komm, geh weiter! Komm, geh weiter!“
Und wenn du es irgendwann geschafft hast, kannst du ruhen – vielleicht bist du dann bei Gott angenommen.
Solche Einflüsse gab es in Galatien unter den Christen.
Was wir hier lesen: Die Leute sind nicht von Gott weggegangen, haben nicht aufgehört, Gottesdienst zu feiern oder zu beten.
Aber es wurde zu Totenanbetung, zu einer leblosen Religion, die von außen stimmte, aber im Innern keinen Frieden Gottes hatte.
An diesem Baum war keine Frucht mehr.
Dort, wo Paulus das sah, sagte er nicht: „Wir müssen hier mal ein paar Kurskorrekturen vornehmen. Das kann man besser machen. Passt euch etwas kulturell an, damit ihr nicht so altbacken wirkt. Streicht mal die Wände, damit es schöner wird.“
Das war nicht sein Punkt.
Er sagte: Ihr verlasst gerade eure ganze Hoffnung, ohne es zu merken.
Weil ihr so mit Religion beschäftigt seid, denkt ihr, das sei alles in Ordnung.
Vielleicht kommt irgendwann Frucht.
Aber an dieser Botschaft, die dem Evangelium widerspricht, wachsen keine Früchte.
Da findest du nichts.
Weg davon! Weg davon!
Deshalb spricht Paulus hier so deutlich: Wer so etwas predigt, entgegen dem, was wir in Jesus gefunden haben, der sei verflucht!
Sicherlich haben die damals so reagiert wie wir: „Wow, das ist eine heftige Botschaft!“
Paulus – ich kann nicht in seinen Kopf schauen – hat sich wahrscheinlich gedacht: Ich habe mich verschrieben, ich schreibe es noch mal.
Aber er hat es gleich zweimal gesagt.
Womit haben wir es hier zu tun?
Warnung vor falscher Lehre und lebendiger Nachfolge
Ich komme zum Schluss zu Matthäus 21,18-22. Das ist keine mysteriöse Geschichte von einem Baum und einem ungehaltenen Jesus. Es ist eine Herzensoffenbarung Gottes, die uns vielleicht ungewöhnlich erscheint: ein leidenschaftlicher Gott, der eine Sehnsucht hat.
Diese Herzensoffenbarung Gottes sollten wir nicht leichtfertig übergehen. Ja, sie hat vor allem eine Bedeutung für die Menschen im ersten Jahrhundert, für die Gläubigen in den Tempelanlagen. Aber sie ist weit mehr als das. Sie ist nicht nur relevant für die Gläubigen im ersten Jahrhundert. Auch heute gibt es unüberwindbare Berge zwischen dir und Gott, die es zu beseitigen gilt.
Deshalb sagt Jesus auch zu den Aposteln: Ihr habt jetzt gesehen, wie ich mit dem Tempel umgegangen bin. Später wird es diese Probleme nicht mehr geben. Denkt nicht zu viel darüber nach, sondern geht weiter. Nein, ich möchte, dass ihr auf diese Weise anbetet, damit ihr die Berge, die euch plötzlich vor die Füße fallen, überwindet. Damit ihr die toten Bäume erkennt und niederstreckt, damit eure Beziehung zu Gott lebendig ist.
Darum lasst uns diese Lektion nicht einfach überspringen. Erkennen wir, dass wir die Chance haben, nicht durch unser eigenes Bemühen, sondern durch das, was Jesus uns hier anbietet, durch ein gläubiges Gebet zu ihm, eine Veränderung zu erleben. Mit kindlichem Vertrauen dürfen wir uns an ihn wenden und erwarten, dass tote Anbetung, wo sie sich bei uns eingeschlichen hat, überwunden wird. Dass halbherziger Glaube überwunden werden kann. Rituelle Frömmigkeit soll überwunden werden, ebenso ein scheinheiliger Gottesdienst.
Damit meine ich nicht nur die zwei Stunden, die wir hier zusammen sind. Unser Gottesdienst ist unser gesamtes Leben vor dem Angesicht Gottes. Wenn du dich als fruchtlosen Baum wiedererkennst, der merkt, dass keine Frucht kommt, dann habe Mut. Jesus gibt uns diese Texte, damit wir nicht so bleiben, wie wir sind. Damit wir die toten Dinge erkennen und überwinden – im Namen von Jesus.
So werden wir lebendige Nachfolger, die nicht mutlos dastehen, sondern feurig sind. Die bereit sind, zur ungelegenen und zur gelegenen Zeit Menschen von der Hoffnung zu erzählen, die wir in Jesus haben. Dass Jesus unser Herr und Gott ist. Aber das werden wir nur tun, wenn wir in diesem lebendigen Glauben unterwegs sind.
Zum Abschluss möchte ich beten. Lasst uns miteinander aufstehen zum Gebet und zur Anbetung.