Einführung und Kontext des Predigttextes
Gesegneten Abend. Wir möchten heute noch gemeinsam Kapitel vier lesen. Gestern sind wir bis Vers acht gekommen. Vielleicht lese ich nochmals ab Vers sieben vor. Es geht hier um Aufforderungen an die Christen aus Pontus, Galatien, Kappadozien und so weiter in Asia. Diese Aufforderungen richten sich an Christen, die zusammenleben, im Blick auf das Ende. Sie sind alle unterwegs in eine neue Welt.
Wir lesen Vers sieben:
„Aber das Ende aller Dinge ist nahe gekommen. Seid also gesunden Sinnes und seid nüchtern für die Gebete. Dabei habt vor allem zueinander eine inbrünstige Liebe, denn Liebe wird viele Sünden bedecken. Seid gastfreundlich zueinander ohne Murren. Ein jeder soll so dienen, wie er eine Gnadengabe empfangen hat, als edle Hausverwalter der mannigfaltigen Gnade Gottes. Wenn jemand redet, so als einer, der Gottes Worte spricht. Wenn jemand dient, so als einer, der es aus der Kraft tut, die Gott darreicht, damit in allem Gott verherrlicht werde durch Jesus Christus, dem in alle Ewigkeit die Herrlichkeit und die Macht gebühren.“
Bis hierher.
Im Blick auf das Ende haben wir gestern schon einiges betrachtet. Wir leben im Blick auf das Ende, und Petrus ermutigt die Gläubigen, eines Sinnes zu sein und vor allem Liebe untereinander zu haben. Im Zusammenhang mit dieser Liebe erwähnt er weitere Dinge.
Ich weiß nicht, wie das bei Ihnen in Ihrer Übersetzung steht, aber Vers acht und die folgenden Verse hängen im griechischen Grundtext zusammen. Man könnte es so übersetzen: „Und seid dabei gastfreundlich zueinander.“ Während ihr also Liebe übt, wie sieht das aus und in welchem Zusammenhang?
Er sagt, als solche oder während ihr das tut, seid gastfreundlich zueinander, ohne Murren. Es geht hier um Gastfreundschaft als Ausdruck der Liebe. Dann spricht er noch vom Dienen mit den Gnadengaben – zwei praktische Dinge. Wir merken, Petrus ist ganz in der Praxis; er ist ein Mann der Tat.
Was ist Gastfreundschaft? Das heißt, man schafft Gelegenheiten, wo wir uns begegnen und einander dienen können. Jeder lebt in seinem Haus und könnte zu Hause bleiben, aber dann fehlen die Gelegenheiten zum Austausch, zum Reden, zum Dienen. Er sagt also mit anderen Worten: Hört nicht auf, einander zu besuchen, euch zu treffen oder anderweitig zu begegnen. Es ist wichtig, damit die Liebe warm bleibt. Wenn man sich nicht mehr trifft, wird die Liebe kühler.
Das ist heute etwas schwierig, weil wir in einer Zeit leben, in der viel Stress herrscht – viel Arbeit, Garten, Haus, Auto und natürlich auch viel Internet, viele E-Mails. Die Zeit vergeht sehr schnell, und das verhindert Gelegenheiten, Liebe auszuüben.
Man sagt heute oft: Gastfreundschaft ist nicht mehr nötig, man kann ja auch in ein Gasthaus oder Restaurant gehen. Aber es ist genauso wichtig wie damals, dass man einfach das Haus öffnet. Wenn das Haus offen ist, dann deshalb, weil das Herz offen ist.
Es gibt Leute, die haben ein offenes Haus, und andere haben keins. Meine Frau hat lange gebetet, bevor wir geheiratet haben, für einen Ehemann, der ein offenes Haus hat. Sie ist ein Typ, der möchte, dass die Haustür offen ist. Und sie hat einen solchen Mann bekommen. Obwohl er viel unterwegs ist, ist es schön, wenn das Haus offen ist. Es ist schön, wenn Menschen wissen, sie können kommen.
Vor kurzem hat meine Frau von unserer Tochter ein Plakat bekommen, eine Tafel, die man an die Haustür hängen kann: „Hotel Mama – immer offen.“ Nicht nur für die Mama, eigentlich immer offen. Unsere Kellertür ist übrigens auch immer offen. Wenn wir länger wegfahren, sperren wir sie zwar ab, aber man kann über die Garage in den Keller gehen. Unsere Kellertür ist immer offen, auch wenn wir weg sind. Manchmal kommt ein Kind nach Hause und hat vielleicht keinen Schlüssel, dann kann es reinkommen.
Ich denke, das spiegelt den Gedanken meiner Frau wider: Sie möchte ein offenes Haus haben. Ein offenes Haus heißt nicht unbedingt, dass man immer Leute einladen muss oder ein Festessen geben muss. Das wird oft missverstanden. Manche denken, wenn ich Leute einlade, muss ich gut kochen. Das ist nicht nötig. Wenn man zu gut kocht, denkt der Gast vielleicht, er müsse auch einladen, und tut das dann vielleicht widerwillig. Also lieber etwas Einfaches auf den Tisch stellen, dann denkt der Gast nicht, er müsse zurückeinladen.
Außerdem hat man dann Zeit. Wenn man etwas Einfaches kocht, hat man Zeit, ohne vor lauter Kochen gestresst zu sein. Ich kenne Leute, die gehen nicht in die Versammlung, weil sie kochen müssen. Sie sagen: „Sonntag haben wir jemanden eingeladen, jetzt muss die Frau kochen, deshalb gehen wir nicht in die Versammlung.“ Das ist ein Missverständnis.
Eines der größten Probleme der Christen heute ist, dass sie zu viel tun. Manche denken, Christen tun zu wenig, aber tatsächlich tun viele zu viel. Wir reden zu viel, beten zu wenig, haben zu wenig Zeit in der Stille zum Nachdenken und zum Ausüben von Liebe. Da dürfen wir noch lernen.
Ich weiß nicht, wie es bei Ihnen ist, aber ich spreche hier von der allgemeinen Tendenz in der Christenheit.
Wie war das beim Herrn Jesus? Die Jünger fragten ihn: „Wo wohnst du?“ Er sagte: „Kommt, dann bleibt ihr den ganzen Tag bei mir.“ Ich wette, es gab keinen großen Braten zum Mittagessen mit allen möglichen Sorten und Desserts. Nein, das war nicht wichtig. Sie waren bei ihm.
Das wird im Philemonbrief, Kapitel 1, Vers 12, bestätigt. Dort heißt es: „Nimm ihn auf, er ist mein Herz.“ Paulus spricht von Onesimus und sagt: „Er ist mein Herz. Nimm auch du ihn in dein Herz auf.“ Das ist Gastfreundschaft.
Gastfreundschaft ist keine Gnadengabe. Es ist nicht so, dass einige Christen Gastfreundschaft als Gabe bekommen haben und andere nicht. Gastfreundschaft kann man üben. So wie Singen keine Gnadengabe ist, sondern etwas, das man lernen kann. Ich habe eine Tochter, die nicht singen konnte, als sie zu uns kam. Es war manchmal mühsam zuzuhören. Heute trifft sie den Ton, das hat sie gelernt.
Mit Gastfreundschaft ist es genauso. Es ist eine Art, Liebe auszuüben, und das darf man lernen. Und dann heißt es: „Ohne Murren.“ Wenn es ohne Murren geschieht, ist es gut. Wenn mit Murren, dann ist es wertlos, weil es nicht aus liebendem Herzen kommt.
Im Hebräerbrief steht, dass einige Engel beherbergt haben – zum Beispiel Lot und Abraham. Engel nehmen wir gerne auf, oder? Aber es heißt nicht, dass wir nur Engel aufnehmen sollen. Wir sollen auch solche aufnehmen, die keine Engel sind, und zwar ohne Murren.
Eines Tages wird der Herr uns auch aufnehmen in seine Wohnung. Er hat viele Wohnungen im Haus des Vaters bereitet. Er wird uns aufnehmen, und dort wird ewige Gastfreundschaft geübt werden.
Als ein Ehepaar heiratete, wünschte man ihnen, ihr Haus möge so sein wie das Haus von Maria und Martha. Der Herr Jesus war gerne dort. Ein Haus, in dem der Herr Jesus gerne wohnen kann – das ist wahre Gastfreundschaft.
Das ist das eine. Das andere geht in Vers 10 weiter, und es hängt mit Vers 8 zusammen. Es ist wieder ein Ausdruck der Liebe.
„Und dabei sollt ihr ein jeder so dienen, wie er eine Gnadengabe empfangen hat.“
Ein zweiter Ausdruck der Liebe ist, dass wir einander mit Gnadengaben dienen, sagt der Apostel Petrus im Auftrag des Heiligen Geistes.
Das Wort „Gnadengabe“ kommt von „Gnade“. Gnade ist etwas, das Gott schenkt. Wir haben vergebende Gnade, die uns Vergebung schenkt. Es gibt helfende Gnade, die uns Hilfe schenkt, und befähigende Gnade, die uns Fähigkeiten schenkt.
Hier ist gemeint, dass jeder von uns, wenn er gläubig geworden ist, von Gott mindestens eine Fähigkeit geschenkt bekommen hat, um Gott zu dienen. Und dann sollen wir so dienen, wie der Herr es uns gegeben hat.
Ich kann von jedem Christen etwas lernen. Selbst wenn jemand erst eine Sekunde Christ ist, kann ich von ihm etwas lernen. So ist der Leib Jesu Christi: Jeder dient dem anderen, und wir dürfen das in Anspruch nehmen. Das ist reich.
Eigentlich dient der Herr Jesus durch uns. Jeder Christ kann etwas, und wenn er hilft, tut er es aus der Kraft des Herrn Jesus. Jede Art von Liebesdienst ist etwas, was der Herr Jesus durch uns wirkt. Wir leisten nichts aus uns selbst.
Wir brauchen nicht zu sagen: „Wir haben das super gemacht.“ Nein, wir brauchen uns das nicht zuschreiben. Es ist immer der Herr, der durch uns wirkt.
Wenn Frucht in der Ewigkeit bleibt, dann ist das das, was der Herr Jesus durch uns gewirkt hat, nicht eigene Leistung. Aber wir stellen uns ihm zur Verfügung. Er schenkt die Gelegenheiten, die Zeit, die Energie, die Begabung, die Ermutigung, die Gesundheit und die Bewahrung. Und hinterher belohnt er uns sogar für den Dienst, obwohl es eigentlich durch ihn gewirkt wurde.
Jeder hat eine Gnadengabe empfangen. Es gibt Gnadengaben, die mehr mit dem Reden zu tun haben, und andere, die mehr mit dem Dienen, mit der Hand. Der eine ist hier stärker, der andere dort. Wir müssen uns nicht vergleichen.
Jeder kann etwas besonders gut. Der Herr hat jeden irgendwo begabt. Wichtig ist, dass wir uns einsetzen.
Wenn man nicht weiß, wo man begabt ist, dann fängt man einfach irgendwo an. Tu etwas! Wenn du es tust, merkst du, ob du es gut kannst oder nicht. Dann mach das, was du gut kannst.
Ich hatte einen Bruder, der zu mir kam und sagte: „Ich soll eine Bibelstunde halten, aber ich habe Angst davor.“ Er hat darauf hingefiebert und dann die Bibelstunde gehalten. Die Leute sagten: „Sie war okay.“ Aber der gleiche Bruder veranstaltete einen Nachmittag mit den alten Leuten, führte sie aus und machte ihnen eine schöne Zeit. Die alten Geschwister schwärmten wochenlang davon. Seine Stärke war nicht das Halten der Bibelstunde, sondern das Kümmern um die alten Leute.
Dort, wo der Herr uns Gnade gegeben hat, dort wollen wir dienen.
Dient euch gegenseitig damit. Das heißt, nicht einer dient und die anderen tun nichts. So ist es nicht im Leib Jesu Christi. Alle sollen arbeiten und dienen, aber aus der Kraft des Herrn, nicht aus Hektik und Stress.
Die Priester im Alten Testament durften nicht schwitzen. In Hesekiel 44, Vers 18 heißt es, dass sie keine schweissverursachenden Kleider tragen sollen. Gott ist gegen Hektik und Stress. Nicht aus eigener Kraft, sondern aus der Kraft Gottes sollen wir dienen.
Oft gibt es in Gemeinden ein paar Geschwister, die viel arbeiten, und andere, die nichts tun. Gemeinde Jesu ist anders. Sie ist kein Fußballspiel, bei dem 22 Spieler sich verausgaben und 22 nur zuschauen.
In manchen Gemeinden verausgaben sich einige total, während andere nicht wissen, was zu tun ist, obwohl Gott sie begabt hat.
Wir sollen ins Gebet gehen und fragen: „Herr, wo willst du mich gebrauchen? Hier bin ich, verwende mich.“
Meine Frau sagt oft zu mir: „Warum hast du das nicht gesehen? Da ist Arbeit.“ Ich sage dann: „Ich habe es nicht gesehen.“ Manchmal muss man freundlich darauf aufmerksam gemacht werden.
Es gibt Geschwister, die haben ein besonderes Gespür für den Dienst.
Dient einander als edle Hausverwalter. Hausverwalter könnte man auch mit Haushalter übersetzen, als gute, treffliche oder vorzügliche Hausverwalter.
Wir sind nicht die Chefs oder Herren, sondern dienen in dem Wissen, dass alles Gott gehört. Auch die Gnadengabe ist ein Geschenk. Wenn jemand etwas gut kann, soll er es gut machen.
Denken Sie nicht: „Ich bin wer.“ Der Dienst ist für die anderen gedacht. Der Herr möchte den Dienst lenken und bestimmen.
Im Blick auf das Ende sollen wir uns besonders einsetzen.
Vers elf:
„Wenn jemand redet, dann als einer, der Aussprüche Gottes spricht.“
Ich habe vorher Vers 10 vergessen: „Dient einander mit der mannigfaltigen Gnade Gottes.“ Das ist sehr interessant. Wir sind Verwalter der Gnade Gottes.
Was heißt das?
Petrus redet manchmal schwierig, aber wenn man darüber nachdenkt, ist es einfach: Gott möchte, dass etwas geschieht. Das, was geschieht, ist Gnade.
Die Gemeinde bekommt Gnade, also Hilfe von Gott.
Da ist ein Bruder, der dient, und die Geschwister sagen: „Das war gut, der Herr hat uns durch ihn geholfen.“ Ob praktisch oder durch Worte, die Gemeinde wird aufgebaut.
Wenn der Bruder nicht gedient hätte, wären wir ärmer um diese Gnade.
Da ist jemand, der predigt, und der Herr segnet es. Die Geschwister sagen: „Wunderbar, wir haben Gnade bekommen.“
So dienen wir, und wenn wir dienen, gibt es Gnade. Dann kann der Herr die anderen beschenken.
Wenn wir nichts tun, gibt es das nicht.
Wir verwalten also die Gnade.
Das kann ein ganz praktischer Dienst sein, den niemand sieht, aber der geschehen ist. Die Gemeinde wird dadurch gesegnet.
Wir sind Verwalter der mannigfaltigen, also vielfältigen Gnade Gottes.
Vers 11:
„Wenn jemand redet, dann als einer, der Aussprüche Gottes spricht.“
Wir sollen nicht eigene Worte weitergeben. Das betrifft Prediger, Lehrer, die Kinderstunden halten, persönliche Gespräche oder Telefonate.
Wenn wir reden, sollen wir Gottes Wort weitergeben.
Wie ist das beim Predigen? Wir sollen das Wort Gottes zitieren, es lesen und erklären, wo es schwierig ist, wie bei diesen Versen von Petrus.
Wir tun nichts anderes, als am Text zu arbeiten. Wir sind Zitierende.
Da muss man keine Predigt basteln. Manche meinen, eine Predigt braucht eine gewaltige Einleitung, einen treffenden Schluss und drei Punkte mit wichtigen Illustrationen.
Das ist menschlich gesprochen.
Petrus schreibt manchmal schwierig, aber er schreibt einfach.
Paulus lehrte oft systematisch, zum Beispiel im Römer- oder Epheserbrief.
Andere Briefe sind Gelegenheitsschreiben.
Manchmal lehren wir systematisch, das ist wichtig.
Manchmal haben wir etwas auf dem Herzen, der Herr legt uns etwas aufs Herz, und wir geben es weiter.
Sei es im Schwesternkreis, Gebetskreis, in der Predigt oder Bibelstunde – wir geben weiter, was der Herr uns aufs Herz gelegt hat.
Aber wie? Wir zitieren das Wort Gottes.
Wir sagen, was gesagt werden muss, wenn uns der Herr eine Last gibt.
Der Lehrer wird uns das Wort lehren, Vers für Vers oder Punkt für Punkt, vielleicht auch systematisch.
Wir müssen keine Predigten basteln, nichts hinzufügen oder weglassen.
Jesaja 8, Vers 20 sagt: „Hin zur Weisung, hin zum Gesetz, hin zum Zeugnis.“
Wenn sie nicht nach diesen Worten sprechen, gibt es kein Licht, keine Morgenröte.
Wenn wir nicht zum Wort Gottes führen, wo sollen die Leute Licht und Wegweisung bekommen?
Gnadengaben des Wortes sind zum Beispiel Lehren, prophetisches Reden, Weissagen, Ermuntern, Zusprechen und Trösten.
Vers 12:
„Wenn jemand dient, dann als einer, der es aus der Stärkung tut, die Gott darreicht.“
Hier geht es um praktisches Dienen – mit der Hand, den Füßen, trösten, helfen, Barmherzigkeit üben.
Nicht aus eigener Kraft oder Eifer.
Das hat mir gefallen.
Ein Bruder in Moldawien berichtete von Hilfsgüterarbeit.
Er sagte, die Geschwister, die die Hilfsgüter brachten, taten das in der Kraft des Heiligen Geistes.
Das Problem lag bei ihnen selbst, nicht bei den Helfern.
Vielleicht fährt jemand mit Hilfsgütern irgendwohin – das tut er in der Kraft des Heiligen Geistes.
Der Heilige Geist legt es aufs Herz, gibt Möglichkeiten, finanzielle Mittel, Fähigkeiten.
Eine andere Schwester putzt den Saal – wie macht sie das? In der Kraft des Heiligen Geistes.
Sie möchte es dem Herrn tun, und der Herr will verherrlicht werden.
Der Heilige Geist will den Herrn verherrlichen.
So tut sie es in der Kraft des Heiligen Geistes.
Nicht aus eigener Energie oder Eifer.
Das Ziel jedes Dienstes ist, dass Gott verherrlicht wird.
Das ist das oberste Gebot.
Gott wird in der ganzen Schöpfung verherrlicht.
Wohl dem Menschen, der freiwillig mit seinen Gaben Gott dient.
Gott wird durch Jesus Christus verherrlicht, dem die Herrlichkeit und Macht in alle Ewigkeit gebühren. Amen.
Vers 12 bis 19:
Hier passt ein Lied, jetzt könnten wir ein Lied singen.
„Geliebte, lasst euch den Brand, der unter euch zur Prüfung entstanden ist, nicht befremden.“
Er sagt: Lasst euch etwas Fremdartiges nicht befremden.
So wie ihr der Leiden Christi teilhaftig seid, freut euch, damit ihr in der Offenbarung seiner Herrlichkeit jubelnd euch freuen mögt.
In Versen 12 bis 19 spricht Petrus wieder vom Leiden, ein Thema, das sich durch den ganzen Brief zieht.
Er spricht die Gläubigen als Geprüfte an, die im Blick auf das Endgericht leben und leiden müssen.
Christen sind geprüfte Menschen, und Gott verwendet Leiden aller Art als Prüfungsmittel.
Je näher das Ende, desto mehr Leiden – so scheint es zumindest.
Alle brauchen Prüfungen. Kinder in der Schule brauchen Prüfungen, in der Ausbildung braucht man Prüfungen. Gott weiß, warum wir sie brauchen.
Beginnen wir mit dem Text:
„Geliebte“, so beginnt er.
Das Wort „geliebte“ kommt zweimal im Brief vor, an zwei wichtigen Stellen.
Hier bei dem Thema Leiden und in Kapitel 2, Vers 11, wo er die Christen als Fremdlinge anspricht, die in der Gesellschaft verachtet werden.
Geliebte Menschen, die leiden müssen, die geprüft werden, sollen daran denken, dass sie von Gott geliebt sind.
Sie sind auch von anderen geliebt, von Petrus und den Geschwistern, aber vor allem von Gott.
Wer mit Leidenden zu tun hat, muss ihnen klarmachen, dass sie geliebt sind.
Das ist sehr wichtig.
Wenn jemand leidet, wollen wir ihm zeigen: Du bist geliebt.
Wenn jemand weint, weinen wir mit ihm, zeigen damit, dass er geliebt ist. Das hilft.
Man braucht nichts zu sagen, einfach mitweinen, und es hilft, weil man merkt, ich bin nicht allein.
Wenn Gott uns prüft, handelt er aus Liebe.
„Achte nicht gering die Züchtigung des Herrn, wenn du von ihm geschlagen wirst.“
Wenn der Herr liebt, züchtigt und erzieht er.
Vers 12:
Was ist der Hauptsatz?
„Geliebte, lasst euch das Feuer oder die Hitze nicht befremden, sondern freut euch.“
Wenn ich alle Nebensätze weglasse, bleibt das übrig.
Lasst euch die Hitze nicht befremden, sondern freut euch.
Was sollen sie tun?
Es gibt eine Hitze – das sind Leiden oder Verfolgungen.
Leiden ist für uns oft etwas Fremdes.
Wir denken, das gehört nicht zum Leben.
Wir sind geschaffen, um glücklich zu sein.
Zur Schöpfung gehört Leiden nicht.
Das stimmt.
Seit dem Sündenfall gibt es Leiden.
Ursprünglich hat Gott kein Leiden eingeführt.
Die Schöpfung war ohne Leiden gedacht.
Aber seit dem Sündenfall haben wir dieses Problem.
Leiden ist für unser Wohlbefinden fremd.
Es geht uns zehn, zwanzig, dreißig Jahre gut, dann kommt Leiden.
Das ist neu und störend.
Aber Petrus sagt: Lasst euch das nicht befremden.
Es gehört dazu. Es ist Teil eures Lebens als Folge des Sündenfalls.
Gott wird das Leiden zum Guten gebrauchen.
Lasst euch nicht befremden, sondern freut euch.
Offensichtlich wird Gott etwas Gutes daraus machen.
In Apostelgeschichte 14, Vers 22 sagt Paulus: „Wir müssen durch viele Leiden in das Reich Gottes eingehen.“
1. Thessalonicher 3, Verse 3-4: „Wir sagten euch zuvor, dass wir Drangsal erfahren würden, so wie es auch geschah.“
Paulus hat vorausgesagt, dass es Drangsal geben wird.
Wenn Prüfungen kommen, dürfen wir nicht fragen: „Warum gerade ich?“
Das ist die falsche Frage.
Gott verteilt Leiden genau richtig, so wie wir sie brauchen.
Vielleicht sagen wir: „Ich verstehe nicht, warum ich so viel leiden muss und andere nicht.“
Wir müssen das dem Herrn überlassen.
Er bestimmt Zeit, Länge und Dauer.
Wichtig ist, dass wir nicht rebellieren.
Wir müssen innerlich Ja sagen.
Dann werden die Leiden reduziert.
Wenn wir rebellieren, werden wir bitter gegen Gott.
Ich habe gläubige Leute erlebt, die bitter gegen Gott wurden.
Das ist vom Feind.
Es gibt keinen Grund, über Gott bitter zu sein.
Wenn wir wüssten, wie sehr Gott uns liebt, würden wir uns für jede Bitterkeit schämen.
Petrus sagt: Freut euch!
Er sagt nicht nur: Hört auf zu rebellieren oder zu klagen.
Sondern: Freut euch!
Freuen kann man sich nur, wenn man überzeugt ist, dass Gott durch das Leiden Gutes bewirken wird.
Das wird er.
Hier ist unser Vertrauen gefragt.
Seit dem Sündenfall haben wir ein Problem mit Vertrauen.
Satan redete Eva ein, Gott meine es nicht gut mit uns.
Dieses Denken kommt immer wieder.
Gott meint es sehr gut.
Was sagt Petrus als Gründe, warum man sich im Leiden freuen kann?
Erstens: Das Feuer ist entstanden, weil Gott es hat entstehen lassen.
Alles, was geschieht, geschieht durch Gottes Hand.
Wir dürfen wissen: Gott hat diese Hitze entstehen lassen.
Er hat sie genau abgemessen.
Er hat das gute Ziel, dass wir Christus ähnlich werden.
Zweitens: Dieses Feuer ist zur Bewährung.
Petrus sagt: Lasst euch die Hitze nicht befremden, die euch zur Prüfung entstanden ist.
Die Hitze dient der Bewährung.
Da soll etwas erprobt werden.
Das hat Sinn.
Sinnlosigkeit können wir Menschen nicht ertragen.
Wenn wir etwas tun müssen, das sinnlos ist, ist das schwer zu akzeptieren.
Sie kennen das vom Militär.
Manchmal müssen Soldaten eine Grube ausheben und wieder zuschütten.
Das ärgert sie.
Das ist sinnlos.
Bei Gott ist es nicht sinnlos.
Vielleicht erscheint das Leiden sinnlos, aber es ist nicht so.
Gott will uns prüfen.
Das Gold wird ins Feuer gelegt, die Schlacken müssen weg.
Dann zeigt sich die Bewährung.
Petrus sprach schon in Kapitel 1, Vers 7 davon.
Drittens: Wir können uns freuen, weil unser Leiden Anteil an den Leiden Christi hat.
Das steht hier: „So wie ihr der Leiden Christi teilhaftig seid.“
Wenn ihr leiden müsst, denkt daran: Christus hat gelitten und leidet mit euch.
Ihr seid teilhaftig der Leiden Christi.
Das ist ein Vorrecht, ein Zeichen von Gemeinschaft und Zugehörigkeit.
Ihr gehört zu Christus und seid in einer Leidensgemeinschaft.
Christus ist der Leidende und leidet mit euch.
Das ist wie ein Vater, der mit seinem leidenden Kind mitleidet.
Ich habe einen Sohn, der unter starken Kopfschmerzen leidet.
Das ist schwer für ihn.
Ich leide mit ihm.
Der Herr Jesus leidet mit seiner Gemeinde.
In Apostelgeschichte 9, Vers 5 ruft er Saul zu: „Saul, Saul, warum verfolgst du mich?“
Saul verfolgte die Gemeinde, aber Christus litt mit ihnen.
Viertens: Wir freuen uns, weil das Bestehen der Prüfung zusätzliche Freude bei der Wiederkunft Jesu bringt.
Es heißt: „Damit ihr in der Offenbarung seiner Herrlichkeit jubelnd euch freuen mögt.“
Wenn du am Ziel bist, wirst du eine viel größere Freude haben.
Es wird ein herrlicher Moment sein, wenn der Herr sagt: „Guter Knecht, komm in die Freude deines Herrn.“
Fünftens: Wir sind selig, wenn wir im Namen Christi leiden.
Vers 14: „Wenn ihr im Namen Christi geschmäht werdet, seid ihr selig, denn der Geist der Herrlichkeit und Gottes ruht auf euch.“
Bei den Verlästerern wird der Geist gelästert, bei euch aber verherrlicht.
Petrus spielt hier mit dem Wort „Christen“ – das heißt „Gesalbte“ – und „Christus“ – der Gesalbte.
Man wird mit Öl gesalbt, im Neuen Testament mit dem Geist.
Er bezieht sich hier auf den Geist.
Vers 16: „Wenn jemand als Christ leidet, schäme er sich nicht, sondern verherrliche Gott.“
Wir sind Gesalbte mit dem Heiligen Geist.
Der Herr Jesus ist der Gesalbte.
Er gibt uns seinen Geist.
Wir sollen uns nicht schämen, sondern Gott verherrlichen.
Vers 17 und 18:
Unsere Leiden sind von Gott geschickt, damit wir geläutert werden.
Vers 17: „Der Zeitpunkt ist da, an dem das Gericht beim Haus Gottes beginnen sollte.“
Wenn es zuerst bei uns beginnt, was wird das Ende derer sein, die dem Evangelium ungehorsam sind?
Hier ist ein sehr interessanter Vers.
Unsere Leiden sind von Gott geschickt, weil wir geläutert werden sollen.
Es ist gut, dass das Gericht beim Haus Gottes beginnt.
Es gibt ein großes Gericht, das bei der Wiederkunft Jesu kommt.
Aber vorher muss die Gemeinde ein kleines Gericht durchlaufen.
Warum? Weil sich viel angesammelt hat, was nicht passt.
Schlacken müssen weggebrannt werden.
Der Zeitpunkt ist schon da, sagt Petrus, damals im ersten Jahrhundert.
Er spricht zu Christen, dass die Gemeinde reif für ein säuberndes Reinigen ist.
Es gibt viele in den Gemeinden, die sich schwer verschuldet haben gegen den Herrn.
Vielleicht gibt es auch unechte Christen in der Gruppe.
Die Unechten müssen ausgesiebt werden, die Echten durchs Feuer.
Das Gericht sollte bald beginnen.
Das ist auch heute noch aktuell.
Es ist eine ernste Sache, wenn Gott seine Gemeinde prüft.
Es gibt Zeiten, in denen die Gemeinde schwere Zeiten durchmacht.
Dann zeigt sich, wer wirklich am Herrn hängt und versteht, worum es geht.
Das wirft einen Schatten voraus auf das viel schlimmere Gericht über die Ehrfurchtslosen.
Petrus sagt: Wenn Gott sich schon so Mühe gibt, einen Gerechten zu retten, wie schrecklich wird das Gericht für die sein, die den Herrn ablehnen?
Wenn der Gerechte mit Mühe gerettet wird, wo wird der Ehrfurchtslose erscheinen?
Gott gibt sich Mühe durch Züchtigungen, damit wir nicht verloren gehen.
Der Herr ist treu und bringt Dinge in unser Leben, damit wir aufwachen.
Der Gläubige wird nur durch Gnade ans Ziel kommen.
Wo will der Mensch erscheinen, der den Herrn ablehnt?
Wie schrecklich muss das Gericht sein.
Vers 19:
Die Schlussfolgerung für die Geprüften:
„Daher sollen auch die, die nach dem Willen Gottes leiden, ihm als einem treuen Schöpfer ihre Seelen anvertrauen.“
Lange habe ich diesen Vers nicht verstanden.
Der Bruder Herbert Janssen hat mir geholfen.
Was hat unser Leiden mit der Schöpfung zu tun?
Viel.
Gott hat die Menschen erschaffen.
Er ist der Schöpfer und ein Vater.
Wenn ein Vater Leben ins Dasein ruft, ist er verpflichtet, für dieses Leben zu sorgen.
Bei manchen Vätern in dieser Welt ist das nicht so, aber normalerweise sorgt ein Vater für seine Kinder.
Gott hat uns als seine Geschöpfe gemacht.
Er hat uns geistlich neu geboren.
Wir sind seine Kinder.
Dann dürfen wir diesem Schöpfer unsere Seelen anvertrauen.
Wir dürfen sagen: Du bist mein Vater, du hast mich ins Leben gerufen, und jetzt komme ich zu dir und vertraue dir mein Leben an.
Wird er sorgen?
Natürlich.
Der, der mich zu neuem Leben brachte, wird mich unter Druck bewahren.
Es geht um die Seele, nicht unbedingt um den Leib.
Der Leib wird sterben, aber die Seele bewahrt er und führt sie ins ewige Leben.
Meine Rettung hängt davon ab, wie sehr ich mich loslasse und in die Hände meines Vaters fallen lasse.
Das heißt, ich muss meine Finger von meinem Leben nehmen und es nicht selbst steuern.
„Lass ihn sorgen, lass ihn walten, er ist ein treuer Hirt.“
Das ist tröstlich für Menschen, die geprüft werden.
Er ist ein treuer Schöpfer.
Er ist treu zu dem, was er ins Leben gerufen hat.
Er bringt uns ans Ziel.
Dann sollen wir ihm unsere Seelen anvertrauen und weiterhin Gutes tun.
Nicht aufhören, Gutes zu tun, auch wenn wir leiden.
Das ist unsere Aufgabe.
Der Herr Jesus ist umhergegangen und hat Gutes getan (Apostelgeschichte 10, Vers 38).
Wir dürfen so sein wie er.
Das ist eine ermutigende Botschaft von Petrus.
Wir müssen hier schließen und wollen morgen fortsetzen.
Stehen wir noch auf zum Gebet.
Gastfreundschaft als gelebte Liebe
Was ist Gastfreundschaft? Nun, das bedeutet einfach, Gelegenheiten zu schaffen, bei denen wir uns begegnen und einander dienen können. Jeder lebt in seinem Haus und könnte zu Hause bleiben. Doch dann fehlen die Möglichkeiten und Gelegenheiten zum Austausch, zum Reden und zum Dienen.
Mit anderen Worten: Hört nicht auf, euch gegenseitig zu besuchen, euch zu treffen oder auf irgendeine Weise zu begegnen. Das ist wichtig, damit die Liebe warm bleibt. Wenn man sich nicht mehr trifft, wird die Liebe kühler. Man trifft sich nicht mehr.
Heute ist das ein bisschen schwieriger geworden, weil wir in einer Zeit leben, in der viel Stress, Arbeit, Garten, Haus, Auto und auch das Internet eine große Rolle spielen. Es gibt viele E-Mails, und die Zeit vergeht sehr schnell. Das verhindert oft die Gelegenheiten, Liebe auszuüben.
Oft hört man heute: Gastfreundschaft sei nicht mehr nötig, denn man kann ja auch in ein Gasthaus oder Restaurant gehen. Doch es ist genauso wichtig wie früher, einfach das Haus zu öffnen. Wenn das Haus offen ist, dann ist auch das Herz offen.
Es gibt Menschen, die haben ein offenes Haus, und andere nicht. Meine Frau hat lange gebetet, bevor wir geheiratet haben. Sie hat lange für einen Ehemann gebetet, der ein offenes Haus hat. Sie ist jemand, der möchte, dass die Haustür offen ist. Und sie hat einen solchen Mann bekommen.
Der Mann, den sie geheiratet hat, ist zwar viel unterwegs, aber es ist schön, wenn das Haus offen ist. Es ist schön, wenn Menschen wissen, dass sie kommen können.
Vor kurzem hat meine Frau von meiner Tochter so ein Plakat bekommen, eine Tafel, die man an die Haustür hängen kann: „Hotel Mama – immer offen“. Aber nicht nur für die Mama, sondern eigentlich ist es immer offen.
Unsere Kellertür ist übrigens auch immer offen. Wenn wir lange wegfahren, schließen wir sie zwar ab. Man kann bei uns über die Garage in den Keller gehen. Dort gibt es eine allgemeine Garage für mehrere Leute, und von dort kommt man in den Keller.
Unsere Kellertür ist aber normalerweise offen, auch wenn wir weg sind. Manchmal kommt ein Kind nach Hause und hat vielleicht keinen Schlüssel, dann kann es reinkommen. Das spiegelt ein bisschen den Gedanken meiner Frau wider, denn sie möchte ein offenes Haus haben.
Ein offenes Haus bedeutet nicht unbedingt, dass man ständig Leute einladen muss. Und Leute einzuladen heißt nicht, dass es ein Festessen geben muss. Das wird oft missverstanden. Manche denken, wenn sie Leute einladen, müssen sie gut kochen.
Das ist aber nicht nötig. Wenn man zu gut kocht, denkt der Gast vielleicht, er müsse die Gastgeber auch einladen – und tut das dann vielleicht widerwillig. Besser ist es, einfach etwas Einfaches auf den Tisch zu stellen. Dann fühlt sich niemand verpflichtet, die Einladung zurückzugeben.
Außerdem hat man Zeit, wenn man etwas Einfaches kocht. Man ist nicht die ganze Zeit mit Kochen beschäftigt. Ich kenne Leute, die gehen nicht in die Versammlung, weil sie kochen müssen. „Sonntag haben wir jemanden eingeladen, jetzt muss die Frau kochen, deshalb gehen wir nicht in die Versammlung.“ Das ist ein Missverständnis.
Heute ist eines der größten Probleme der Christen, dass sie zu viel tun. Manche denken, Christen tun zu wenig, aber das stimmt nicht. Sie tun oft zu viel. Sie reden zu viel, beten zu wenig, sind zu wenig in der Stille und haben zu wenig Zeit, ganz allein zum Nachdenken und auch zum Ausüben von Liebe.
Das dürfen wir noch lernen. Ich kenne Sie zwar nicht persönlich, aber ich spreche hier von der allgemeinen Tendenz in der Christenheit.
Gastfreundschaft als lernbare Liebe
Wie war das beim Herrn Jesus? Die Jünger kamen zu ihm und fragten: „Wo wohnst du?“ Was antwortete er? „Kommt!“ Dann blieben sie den ganzen Tag bei ihm. Ich wette, es gab nicht einen großen Braten zum Mittagessen mit allen möglichen Sorten und Desserts. Nein, das war nicht wichtig. Sie waren einfach bei ihm.
Das wird auch im Brief an Philemon deutlich. Philemon hat nur ein Kapitel, und in Vers 12 heißt es: „Ihn, mein Herz, nimm auf!“ Paulus spricht hier von Onesimus und sagt, dass er sein Herz ist. Dann fordert er Philemon auf: „Nimm auch du ihn auf in dein Herz!“ Onesimus ist also ein Teil von Paulus geworden. Er bittet Philemon, ihn ebenso in sein Herz aufzunehmen.
Das ist Gastfreundschaft. Gastfreundschaft ist keine Gnadengabe, also keine besondere Gabe, die nur einige Christen bekommen haben. Es ist etwas, das man üben kann. Ähnlich wie beim Singen: Singen ist auch keine Gnadengabe, sondern etwas, das jeder lernen kann. Ich habe eine Tochter, die anfangs nicht singen konnte. Wenn sie sang, war es manchmal mühsam zuzuhören. Doch heute trifft sie den Ton, weil sie es gelernt hat.
Mit der Gastfreundschaft ist es genauso. Sie ist eine Art, Liebe zu üben, und das kann man lernen. Wichtig ist, dass sie „ohne Murren“ geschieht. Wenn man gastfreundlich ist, aber dabei murrt, ist es wertlos, weil es dann nicht aus einem liebenden Herzen kommt.
Im Hebräerbrief steht, dass einige Menschen sogar Engel beherbergt haben – zum Beispiel Lot und Abraham. Engel nehmen wir gerne auf, oder? Aber das bedeutet nicht, dass wir nur Engel aufnehmen sollen. Wir sollen auch Menschen aufnehmen, die keine Engel sind – und das ohne Murren.
Eines Tages wird der Herr uns auch aufnehmen in seine Wohnung. Er hat viele Wohnungen bereitet im Haus des Vaters. Er wird uns eines Tages aufnehmen. „Ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar“ – dort wird ewige Gastfreundschaft geübt werden.
Als ein Ehepaar geheiratet hat, sagte jemand bei der Hochzeit: „Der Herr mache euer Haus zu einem solchen wie das Haus von Maria und Martha.“ Der Herr Jesus war gerne dort. Ein Haus, in dem der Herr Jesus gerne wohnen kann – das ist wahre Gastfreundschaft.
Dienst mit Gnadengaben als Ausdruck der Liebe
Das eine, das andere – das wird in Vers 10 genannt und hängt zusammen mit Vers 8. Es ist wieder ein Ausdruck der Liebe. Dabei sollt ihr jeder so dienen, wie er eine Gnadengabe empfangen hat.
Ein zweiter Ausdruck der Liebe ist also, dass wir einander mit Gnadengaben dienen, sagt der Apostel Petrus im Auftrag des Heiligen Geistes. Hier zeigt sich auch ein Ausdruck der Liebe: Jeder empfängt eine Gnadengabe.
Das Wort „Gnadengabe“ kommt von „Gnade“. Gnade ist etwas, das Gott schenkt. Was ist eine Gnade? Es ist etwas, das Gott schenkt. Wir haben zum Beispiel vergebende Gnade, wenn er uns Vergebung schenkt. Es gibt auch helfende Gnade, wenn er uns Hilfe schenkt. Oder befähigende Gnade, wenn er uns eine Fähigkeit schenkt, etwas gut zu können.
Genau das ist hier gemeint: Jeder von uns, der gläubig geworden ist, hat von Gott mindestens eine besondere Fähigkeit geschenkt bekommen, um Gott zu dienen. Und dann sollen wir so dienen – nicht irgendwie, sondern mit den Gnadengaben, die der Herr uns gegeben hat.
Ich kann von jedem Christen etwas lernen, und selbst wenn jemand erst eine Sekunde Christ ist, kann ich von ihm etwas lernen. So ist es im Leib Jesu Christi: Jeder dient jedem. Wir dürfen das in Anspruch nehmen, und das ist reich.
Eigentlich dient der Herr Jesus uns. Jeder Christ kann etwas, und dann kommt er und hilft. Das, was er hilft, tut er für den Herrn Jesus und aus seiner Kraft. Es ist also etwas, das der Herr Jesus unter uns wirkt.
Jede Art von Liebesdienst, den wir tun, ist etwas, wo der Herr Jesus durch uns wirkt. Wir leisten nichts aus eigener Kraft. Wir brauchen nicht zu sagen: „Oh, wir haben das super gemacht, wir sind toll.“ Nein, wir brauchen uns das nicht selbst zuzuschreiben. Es ist immer der Herr, der durch uns wirkt.
Wenn Frucht in der Ewigkeit entstehen soll, dann wird das das sein, was der Herr Jesus durch uns gewirkt hat – nicht unsere eigene Leistung. Aber wir stellen uns ihm zur Verfügung. Er schenkt die Gelegenheiten, die Zeit, die Energie, die Begabung, die Gaben, die nötig sind. Er schenkt uns Ermutigung, Gesundheit und Bewahrung. Und hinterher belohnt er uns sogar noch für den Dienst, obwohl eigentlich alles durch ihn gewirkt wurde.
Jeder hat eine Gnadengabe empfangen. Es gibt Gnadengaben, die mehr mit dem Reden zu tun haben, und andere, die mehr mit dem Dienen, mit der Hand zu tun haben. Der eine ist in dem einen Bereich stärker, der andere in einem anderen. Wir müssen uns nicht miteinander vergleichen.
Jeder kann etwas besonders gut. Der Herr hat jeden irgendwo begabt. Wichtig ist, dass wir uns einsetzen. Wenn man nicht weiß, wo man begabt ist, dann fängt man einfach irgendwo an. Tu etwas! Wenn man etwas tut, merkt man, ob man es gut kann oder nicht. Dann macht man das, was man gut kann.
Ich hatte einen Bruder, der zu mir kam und sagte: „Ich soll eine Bibelstunde halten, aber ich habe Angst davor.“ Er bereitete sich vor und fieberte auf den Tag hin. Dann hielt er die Bibelstunde. Die Leute sagten: „Ja, die Bibelstunde war so und so.“
Aber derselbe Bruder veranstaltete auch einen Nachmittag mit den alten Leuten. Er führte sie aus und machte ihnen einen schönen Nachmittag. Die alten Geschwister schwärmten wochenlang von diesem schönen Nachmittag. Seine Stärke war nicht, die Bibelstunde zu halten, sondern sich um die alten Leute zu kümmern.
Dort, wo der Herr uns Gnade gegeben hat, dort, wo er uns befähigt hat – Gnade heißt hier eine befähigende Gnade, ein befähigendes Geschenk – dort wollen wir dienen.
Dient einander damit! Gegenseitig bedeutet, dass nicht einer dient und die anderen nichts tun. Das ist im Leib Jesu Christi nicht so gedacht. Im Leib Jesu Christi dienen alle. Sie dienen dem Herrn, und es geschieht aus seiner Kraft. Es ist keine Hektik oder Stress gemeint.
Die Priester im Alten Testament durften nicht schwitzen. Haben Sie das gewusst? In Hesekiel 44,18 steht, dass sie keine schwitzverursachenden Kleider tragen sollten. Sie sollten offensichtlich nicht schwitzen. Warum? Gott ist gegen Hektik und Stress.
Die Gemeinde Jesu ist anders. Oft gibt es ein paar Geschwister, die sich sehr einsetzen, während andere nichts tun. Ich war einmal bei einem Gemeindetag und sah, wie einige Schwestern arbeiteten, während andere zusahen. Ein halbes Jahr später war ich wieder dort und sah dieselben Schwestern wieder arbeiten.
Das waren ein paar Leute, die wirklich geschuftet haben, und die anderen haben zugeschaut oder ich weiß nicht, was sie getan haben. Aber Gemeinde Jesu ist kein Fußballspiel, bei dem 22 Leute sich abstrampeln und 22 andere herumsitzen.
So ist es nicht gedacht in der Gemeinde Jesu. Manche Gemeinden haben einige, die sich total verausgaben, und andere, die nicht wissen, was zu tun ist. Dabei hat der Herr alle begabt.
Geht ins Gebet und fragt: Herr, wo willst du mich gebrauchen? Hier bin ich, Herr! Verwende diese Hände, diese Füße, diesen Mund für deine Sache! Öffne mir die Augen, dass ich sehe!
Meine Frau sagt oft zu mir: „Wieso hast du das nicht gesehen? Da ist Arbeit!“ Und ich sage: Nein, ich habe es nicht gesehen. Ich bin auch so einer, der die Arbeit nicht sofort sieht. Manchmal muss man freundlich darauf aufmerksam machen: „Schau, könntest du mir bitte da und da helfen?“
Es gibt Geschwister, die haben ein ganz besonderes Empfinden für das Dienen.
Dient einander als edle Hausverwalter. Haushalter könnte man auch übersetzen mit guten, trefflichen oder vorzüglichen Hausverwaltern. Wir sind nicht die Chefs oder Herren. Wir dienen in dem Wissen, dass alles Gott gehört und alles für ihn ist.
Auch die Gnadengabe ist ein Geschenk. Wenn jemand etwas gut kann, wunderbar, dann soll er das gut machen. Denkt nicht: „Ich bin jemand Besonderes.“ Der Dienst ist für die anderen gedacht.
Der Herr möchte den Dienst lenken und bestimmen. Im Blick auf das Ende sollen wir uns hier besonders einsetzen.
Reden und Dienen als Dienst für Gott
Vers 10: Dient einander mit der mannigfaltigen Gnade Gottes. Das ist sehr interessant. Er sagt, wir sind Verwalter der Gnade Gottes. Wir dienen einander mit den Gaben, wie edle Hausverwalter der mannigfaltigen Gnade Gottes. Das ist bemerkenswert, was er hier sagt.
Wenn wir dienen, wird etwas freigesetzt, es geschieht etwas – und er nennt das Gnade. Wir verwalten Gnade. Was heißt das? Petrus spricht manchmal etwas schwierig, aber wenn man darüber nachdenkt, ist es ganz einfach. Er sagt: Schau, Gott möchte, dass etwas geschieht, dass etwas getan wird. Das, was getan wird, ist Gnade. Die Gemeinde empfängt Gnade.
Was bedeutet das? Die Gemeinde erhält Hilfe von Gott. Da ist ein Bruder, der dient. Wenn er dient, sagen die Geschwister: Das war jetzt gut, der Herr hat uns durch diesen Bruder geholfen – der eine praktisch, der andere mit Worten. Die Geschwister sagen: Der Herr hat uns geholfen, wir sind aufgebaut worden. Oder eine Schwester, der endlich jemand geholfen hat, das Holz zu zerkleinern oder im Garten mitzuhelfen, was sie selbst nicht tun kann. Dann macht er das, und sie strahlt. Das ist ein Geschenk Gottes, dass du das gemacht hast. Jetzt ist mir wirklich geholfen worden. Sie ist überglücklich und preist den Herrn.
Wenn der Bruder nicht gedient hätte, was wäre dann gewesen? Man wäre ärmer um diese Gnade, um dieses Geschenk. Das würde es nicht geben. Da ist jemand, der predigt oder verkündigt, und der Herr segnet es. Die Geschwister sagen: Wunderbar, jetzt haben wir Gnade bekommen. Auf irgendeine Weise heißt das: Wir dienen. Und wenn wir dienen, gibt es Gnade. Dann kann der Herr die anderen beschenken. Wenn wir nichts tun, gibt es das nicht.
Das heißt, wir verwalten die Gnade. Das kann ein ganz praktischer Dienst sein, oder ein Dienst, den niemand sieht, den nur die betreffende Person tut. Aber sie tut ihn. Die Gemeinde wird gesegnet, irgendwie wird die Gemeinde gesegnet. Wir sind Verwalter der Gnade Gottes, und diese Gnade ist mannigfaltig, das heißt verschiedenartig, vielfältig.
Vers 11: Wenn jemand redet, dann als einer, der Aussprüche Gottes spricht. Wir sollen nicht eigene Worte weitergeben. Jetzt geht es um diejenigen, die predigen, reden, Kinderstunden halten, Kinder unterweisen, Mütter anleiten, persönliche seelsorgerliche Gespräche führen oder telefonieren usw. Wenn wir reden, sollen wir nicht eigene Worte weitergeben.
Gott hat uns den Auftrag gegeben, sein Wort weiterzugeben. Wie ist das, wenn wir predigen? Wenn wir predigen, sollten wir eigentlich das Wort Gottes zitieren. Das heißt, wir sollen das lesen, was da steht. Wir versuchen, es etwas zu erklären, ein bisschen Licht hineinzubringen, wenn es schwierig ist, wie bei diesen Versen von Petrus. Aber eigentlich tun wir nichts anderes, als am Text zu arbeiten. Wir sind Zitierende, wir zitieren das Wort Gottes. Und das war es schon.
Manche meinen, eine Predigt müsse man basteln. Man müsse eine gewaltige gute Einleitung haben und einen treffenden Schluss. Dazwischen dürfe es keinen großen Abstand zwischen Einleitung und Schluss geben. Und man müsse drei Punkte haben, bei jedem Punkt eine wichtige Illustration, damit die Leute es sich merken. Das ist menschlich gesprochen, Geschwister.
Petrus schreibt seinen Brief manchmal ziemlich schwierig, er hat einfach geschrieben. Paulus auch oft, manchmal hat er systematisch gelehrt. Paulus hat im Römerbrief ganz systematisch gelehrt, auch im Epheserbrief. Andere Briefe sind Gelegenheitsschreiben.
Manchmal lehren wir systematisch, das müssen wir. Manchmal haben wir ein Thema, und wir sagen erstens, zweitens, drittens, und dann wird das Thema aufgearbeitet. Das ist sehr gut und wichtig. Aber manchmal haben wir etwas auf dem Herzen, der Herr hat uns etwas aufs Herz gelegt, und wir geben das weiter. Sei es im Schwesternkreis, im Gebetskreis, bei Brüdern oder in der Predigt oder Bibelstunde – man gibt weiter, was der Herr ins Herz gelegt hat. Aber wie? Man zitiert das Wort Gottes.
Man hat vom Herrn vielleicht eine Last bekommen, die jetzt gesagt werden muss. Dann sagt man, was gesagt werden muss. Der Lehrer wird mir einfach das Wort lehren, Vers für Vers oder Punkt für Punkt, vielleicht auch systematisch, aber es wird einfach gelehrt. Wir müssen also nicht Predigten basteln, nichts hinzufügen und auch nichts wegtun.
Jesaja 8, Vers 20 sagt: Hin zur Weisung, hin zum Gesetz, hin zum Zeugnis. Wenn sie nicht nach diesen Worten sprechen, gibt es für sie kein Licht, keine Morgenröte. Wenn wir nicht sagen: „Hin zum Wort Gottes“, wo sollen die Leute Licht bekommen? Wo sollen sie Wegweisung erhalten?
Gnadengaben des Wortes sind zum Beispiel Lehren oder Sprechen aufgrund einer Last, die der Herr einem aufs Herz legt. Die Bibel spricht von Prophetie oder prophetischem Reden, Weissagen. Jemand bekommt Licht oder eine Last für eine Sache, die er weitergeben will. Das ist also Lehre, Prophetie und Aufrufen, Ermuntern, Zusprechen, Trösten – das sind Arten von Gnadengaben des Wortes.
Weiter: Wenn jemand dient, dann als einer, der es aus der Stärkung oder Kraft tut, die Gott darreicht. Es geht um Dienen mit der Hand, den Füßen oder praktisch trösten, helfen, geben, Barmherzigkeit üben. Nicht aus eigener Kraft, nicht aus eigenem Eifer.
Das hat mir gefallen. Ein Bruder in Moldawien berichtete von der Hilfsgüterarbeit. Er sagte, da waren Geschwister, die Empfänger der Hilfsgüter waren. Er merkte, es gibt Probleme. Dann setzten sie sich zusammen und überlegten: Warum gibt es Probleme bei den Hilfsgütern? Das liegt nicht an denen, die die Hilfsgüter gebracht haben. Denn die haben das in der Kraft des Heiligen Geistes getan, so sagte er. Sie haben durch den Heiligen Geist gedient.
Das Problem liegt bei uns. Egal, wo das Problem war, ich will nur diesen Satz sagen: Die haben ihren Dienst in der Kraft des Heiligen Geistes getan. Vielleicht fährt jemand von ihnen irgendwohin mit Hilfsgütern. Das tut er in der Kraft des Heiligen Geistes. Der Heilige Geist hat es aufs Herz gelegt, der Heilige Geist hat die Möglichkeiten gegeben, die finanziellen Mittel, die Fähigkeit, mit dem Lastwagen dorthin zu fahren und so weiter.
Der Heilige Geist ist hier am Werk, ganz praktisch. Eine andere Schwester putzt den Saal. Wie macht sie das? In der Kraft des Heiligen Geistes. Sie möchte es dem Herrn tun, und der Herr will verherrlicht werden, und der Heilige Geist will den Herrn verherrlichen. So tut sie das in der Kraft des Heiligen Geistes. Nicht aus eigener Energie, nicht aus eigenem Eifer, sondern damit Gott verherrlicht werde.
Das eigentliche Ziel, wohin jeder Dienst hinzielt, ist, dass Gott verherrlicht werde. Das ist das oberste Gebot. Gott wird in der ganzen Schöpfung verherrlicht. Wohl dem Menschen, der freiwillig ihm dient, mit seinen Gaben und seiner Kraft.
Gott wird verherrlicht durch Jesus Christus, dem die Herrlichkeit gebührt und die Macht in alle Ewigkeit. Amen – so soll es sein, so ist es, das fügt er hier hinzu.
Ermutigung im Leiden: Die Prüfung als Teil des Glaubensweges
Freude trotz Leiden
Ja, und dann Vers 12 bis 19. Hier passt das Lied, jetzt könnten wir ein Lied singen, oder? Geliebte, lasst euch den Brand, der unter euch zur Prüfung entstanden ist, nicht befremden – also führt euch nichts Fremdartiges zu –, sondern freut euch, so wie ihr an den Leiden des Christus teilhabt, damit ihr auch in der Offenbarung seiner Herrlichkeit jubelnd froh sein könnt.
In den Versen 12 bis 19 ist Petrus wieder beim Thema Leiden, das kennen wir schon von irgendwo. Dieses Thema zieht sich durch den ganzen Brief. Hier spricht er die Gemeindemitglieder als Geprüfte an, als solche, die im Blick auf das Endgericht und das Ende leben. Als solche, die im Blick auf das Ende leben, sind sie Geprüfte, die leiden müssen. Dazu hat er einiges zu sagen, denn Christen sind geprüfte Menschen, und die Prüfungen, die Gott verwendet, sind Leiden aller Art. Je näher das Ende rückt, desto mehr Leiden gibt es, so scheint es zumindest.
Jedenfalls brauchen alle Prüfungen. Kinder in der Schule brauchen Prüfungen, in der Ausbildung braucht man Prüfungen, immer braucht man Prüfungen. Aber wir brauchen sie, und Gott weiß, warum wir sie brauchen – aus ganz verschiedenen Gründen.
Beginnen wir hier mit dem Text: Geliebte – so beginnt er. Merken Sie, dass das zweimal im Brief vorkommt? Zweimal sagt Petrus das, und zwar an zwei Stellen, wo es ganz wichtig ist. Hier an dieser Stelle, wo er vom Leiden redet, und die andere Stelle war in Kapitel 2, Vers 11, bei diesem ganz wichtigen Aufruf, wo er sie als Fremdlinge anspricht, die in der Gesellschaft verachtet sind.
Geliebte Menschen, die leiden müssen, die geprüft werden: Für sie ist es ganz, ganz wichtig, dass sie daran denken, dass sie von Gott geliebt sind. Sie sind auch von anderen geliebt – von Petrus und von den Geschwistern –, aber vor allem von Gott geliebt.
Wer mit Leidenden zu tun hat, muss ihnen auch klarmachen, dass sie Geliebte sind. Das ist ganz wichtig. Wenn jemand leidet, wollen wir ihm zeigen: Du bist geliebt. Und wenn jemand weint, dann weinen wir mit ihm zusammen. So zeigen wir, dass er geliebt ist. Das hilft demjenigen. Man braucht gar nichts zu sagen, einfach mitweinen, und das hilft ihm zu spüren: Ich bin geliebt, ich bin nicht allein.
Wenn Gott uns prüft, handelt er aus Liebe mit uns. Züchtigungen, die aus Liebe geschehen – achte nicht gering die Züchtigung des Herrn. „Wenn du von ihm geschlagen, gestraft wirst…“ Denn wenn der Herr liebt, züchtigt und erzieht er.
Also Vers 12: Was ist der Hauptsatz? Geliebte, lasst euch das Feuer oder die Hitze nicht befremden, sondern freut euch. Wenn ich jetzt alle Nebensätze weglasse, bleibt das übrig: Lasst euch die Hitze nicht befremden, sondern freut euch.
Was sollen sie tun? Da gibt es eine Hitze. Die Hitze sind die Leiden, Verfolgungen oder was auch immer. Das ist schwierig. Leiden ist für uns etwas Fremdes. Oder wir denken, das gehört doch nicht zum Leben. Wir sind doch geschaffen, um zu leben, um glücklich zu sein.
Und ja, zur Schöpfung gehört Leiden doch nicht. Stimmt, es gehört nicht dazu. Nur seit dem Sündenfall kamen die Leiden. Ursprünglich hat Gott die Leiden nicht in die Schöpfung eingeführt. Die Schöpfung war ohne Leiden gedacht, auch ohne Leiden. Aber seit dem Sündenfall haben wir dieses Problem, und Leiden ist jetzt auch für unser Wohlbefinden etwas Fremdes.
Es geht uns zehn Jahre lang, zwanzig Jahre, dreißig Jahre lang gut, und dann kommt ein Leiden hinein. Das ist für uns fremd, oder? Wir kennen das noch nicht, es ist neu und fremd, und wir stören uns daran. Aber er sagt: Lasst euch das nicht befremden. Er sagt, es gehört dazu, das ist Bestandteil eures Lebens als Folge des Sündenfalls, und Gott wird dieses Leiden zum Guten gebrauchen.
Lasst euch das nicht befremden, sondern freut euch. Also offensichtlich wird Gott das verwenden, sodass etwas Gutes daraus wird.
In der Apostelgeschichte 14,22 sagt der Apostel: „Wir müssen durch viele Leiden und Bedrängnisse in das Reich Gottes eingehen, durch viele Trübsale.“
1. Thessalonicher 3,3-4: „Wir sagten euch zuvor, dass wir Drangsal erfahren würden, so wie es auch geschehen ist.“ Paulus hatte den Thessalonichern schon vorausgesagt, dass es Drangsale geben wird.
Ja, und wenn es dann Prüfungen gibt, müssen wir darauf achten, nicht zu fragen: Warum gerade ich? Das ist die falsche Frage. Gott hat die Leiden verschieden verteilt, und zwar genau so, wie wir sie brauchen.
Vielleicht sagen wir: Ich verstehe nicht, wieso ich so viel Leiden brauche und die andere Schwester oder der andere Bruder nicht. Nun, wir müssen das dem Herrn überlassen. Er bestimmt die Zeit, die Länge, die Dauer – er bestimmt alles.
Wichtig ist, dass wir nicht rebellieren. Wir müssen innerlich ein Ja haben. Dann werden die Leiden schon reduziert. Wenn wir rebellieren, werden wir bitter gegen Gott.
Ich habe gläubige Leute erlebt, die bitter geworden sind gegen Gott. Und ich habe große Sorge um diese Leute, denn das ist vom Feind. Es gibt keinen Grund, über unseren Gott bitter zu werden – keinen Grund.
Wenn wir wüssten, wie sehr Gott uns liebt, würden wir uns für jede Bitterkeit und jeden schlechten Gedanken über ihn schämen.
Freut euch, sagt er. Er sagt nicht nur: Hört auf zu rebellieren, hört auf zu klagen, oder nehmt einfach die Leiden hin. Er sagt: Freut euch!
Freuen kann man sich aber nur, wenn man überzeugt ist, dass Gott durch dieses Leiden etwas Gutes bewirken wird. Und das wird er.
Hier ist unser Vertrauen gefordert. Wie viel vertraue ich dem Herrn wirklich?
Seit dem Sündenfall haben wir ein Problem mit Vertrauen, wissen Sie das? Seit dem Sündenfall kommt der Satan und redet Eva ein, dass Gott es nicht gut mit ihnen meint. Eigentlich meint er sogar sehr schlecht mit ihnen.
Dieses Denken kommt immer wieder: Gott meint es nicht gut mit mir. Das ist vom Feind. Gott meint es sehr, sehr gut.
Gründe für Freude im Leiden
Was sagt der Apostel Petrus? Welche Begründungen gibt er dafür, warum man sich im Leiden, in der Prüfung, in der Hitze freuen kann?
Erstens: Das Feuer ist entstanden, weil Gott es hat entstehen lassen – das Feuer, das unter euch entstanden ist. Warum ist es entstanden? Weil Gott es so gewollt hat. Alles, was geschieht, geschieht durch die Hand Gottes. Man darf also wissen: Dieses Feuer hat Gott entstehen lassen. Er hat es genau abgemessen und verfolgt damit ein gutes Ziel – nämlich, dass ich Christusähnlich werde.
Zweitens: Dieses Feuer dient zur Bewährung. Petrus sagt hier: Lasst euch die Hitze, die euch zur Prüfung entstanden ist, nicht befremden. Diese Hitze ist zur Prüfung, zur Bewährung da, es soll etwas erprobt werden. Das hat einen Sinn. Sinnlosigkeit können wir Menschen kaum ertragen, sie ist schrecklich. Wenn wir etwas tun müssen, das sinnlos ist, geht das gegen unsere Natur und ist sehr schwer zu akzeptieren. Aber wenn ich weiß, dass ein Sinn darin steckt, dann ist das anders.
Man kennt das vom Militär, bei der Bundeswehr. Da gibt es manchmal Vorgesetzte, die den Soldaten sagen: „Grabt jetzt eine Grube!“ Und dann graben sie eine Grube. Dann heißt es: „Schüttet die Grube wieder zu!“ Da ärgern sich die Soldaten, weil sie denken: „Warum haben wir die Grube ausgegraben, wenn wir sie jetzt wieder zuschütten sollen?“ Und am nächsten Morgen sollen sie die Grube wieder ausheben. Das erscheint sinnlos und ist schwer zu akzeptieren.
Bei Gott aber ist es nicht sinnlos. Vielleicht erscheint uns das Leiden sinnlos, doch es ist es nicht. Gott verfolgt damit einen Zweck: Er will uns prüfen. Dabei soll etwas Gutes zum Vorschein kommen. Wie Gold, das ins Feuer gelegt wird, soll auch unser Wesen glänzen. Die Schlacken müssen verbrannt werden, damit die Bewährung sichtbar wird. Davon spricht Petrus bereits in Kapitel 1, Vers 7.
Drittens: Ein weiterer Grund, warum wir uns im Leiden freuen können, ist, dass unser Leiden ein Anteil an den Leiden Christi ist. Es heißt hier: „So wie ihr der Leiden Christi teilhaftig seid.“ Das bedeutet, wenn ihr leiden müsst, denkt daran, dass jemand vor euch gelitten hat – und dieser jemand leidet sogar mit euch. Ihr seid teilhaftig an den Leiden Christi.
Das ist ein Vorrecht, ein Zeichen von Gemeinschaft und Zugehörigkeit. Ihr gehört zu Christus und seid in eine Leidensgemeinschaft hineingestellt. Aber ihr seid in guter Gesellschaft. Christus ist der Leidende, und er leidet mit euch.
Das ist vergleichbar mit einem Vater, der mitleidet, wenn es seinem Sohn schlecht geht. Ein Vater, der sein Kind liebt, leidet, wenn das Kind krank ist und Schmerzen hat. Ich selbst habe einen Sohn, der unter starken Kopfschmerzen leidet. Wenn er sich windet und weint, ist das für einen Vater sehr schwer anzusehen. Man leidet mit.
So leidet auch der Herr Jesus mit seiner Gemeinde. In Apostelgeschichte 9, Vers 5 heißt es: „Saul, Saul, was verfolgst du mich?“ Saul hat doch Christus nicht direkt verfolgt. Christus sitzt im Himmel und freut sich seiner Herrlichkeit, aber er hat mitgelitten mit seiner Gemeinde, als sie von Saulus verfolgt wurde.
Viertens: Warum freuen im Leiden? Weil das Bestehen der Prüfung bei der Wiederkunft Jesu Christi zusätzliche Freude bringt. Es heißt: „Damit ihr auch in der Offenbarung seiner Herrlichkeit euch jubelnd freuen mögt.“ Wenn du dann am Ziel angekommen bist, wirst du eine vielfache Freude erleben – vielleicht eine dreifache, fünffache oder sogar zehnfache Freude.
Das wird ein herrlicher Moment sein, wenn der Heilige, der so viel gelitten hat, nach Hause kommt und der Herr sagt: „Guter Knecht, gute Magd, das hast du gut gemacht! Treuer Knecht, komm in die Freude deines Herrn!“ Man darf sich solche Momente vorstellen, in denen der Herr dich anstrahlt und deine Treue lobt.
Fünftens: Wir sind selig, wenn wir im Namen Christi leiden. In Vers 14 heißt es: „Wenn wir im Namen Christi leiden, werden wir selig genannt.“ Das bedeutet „glückselig“. „Wenn ihr im Namen Christi geschmäht werdet, seid ihr selig, weil der Geist der Herrlichkeit und der Geist Gottes auf euch ruht.“ Bei denen, die uns verlästern, wird der Geist gelästert, bei uns aber verherrlicht.
Petrus erklärt hier, dass wir uns glücklich preisen sollen, wenn das Leiden deshalb geschieht, weil wir Christen sind. Denn der Heilige Geist ruht auf uns.
Hier verwendet Petrus ein Wortspiel: Das Wort „Christen“ bedeutet „Gesalbte“. Christus heißt „der Gesalbte“. Er benutzt diese beiden Wörter und bezieht sie auf den Geist. Womit wird man gesalbt? Im Alten Testament mit Öl, im Neuen Testament mit dem Geist. Er bezieht das hier auf den Heiligen Geist.
In Vers 16 heißt es: „Wenn jemand als Christ leidet – als jemand, der zu Christus gehört, im Griechischen ‚Christianos‘ –, dann soll er sich nicht schämen, sondern Gott verherrlichen.“ Wer ist Christus? Der Gesalbte. Und warum gehört man zu Christus? Weil auch wir Gesalbte sind – gesalbt mit dem Heiligen Geist.
Noch einmal Vers 14: „Wenn ihr im Namen des Christus, des Gesalbten, geschmäht werdet, seid ihr selig, weil der Geist auf euch ruht.“ Der Geist, mit dem ihr gesalbt seid, der Geist des Gesalbten Jesus, ruht auf euch. Bei denen, die uns lästern, wird dieser Geist gelästert, bei euch aber verherrlicht.
Niemand von euch soll leiden als Mörder, Dieb, Übeltäter oder als Einmischer in fremde Angelegenheiten. Aber wenn jemand als Christ leidet, soll er sich nicht schämen, sondern Gott verherrlichen für das, was ihm zuteil geworden ist.
Wir sind Gesalbte – gesalbt mit dem Heiligen Geist. Der Gesalbte, der Heilige, der Herr Jesus, ist der Gesalbte. Er gibt uns von seinem Geist, und so sind wir kleine Gesalbte, „Christianoi“. Wir sollen uns nicht schämen, sondern Gott verherrlichen.
Gericht und Läuterung in der Gemeinde
Vers 17 und 18: Unsere Leiden sind von Gott geschickt, damit wir geläutert werden. Vers 17 erklärt, dass der Zeitpunkt gekommen ist, an dem das Gericht beim Haus Gottes beginnen sollte. Wenn es also zuerst bei uns beginnt, was wird dann das Ende derer sein, die dem Evangelium Gottes ungehorsam sind?
Hier haben wir einen sehr interessanten Vers. Er sagt, unsere Leiden sind von Gott geschickt, weil wir geläutert werden sollen. Es ist richtig und gut, dass das Gericht beim Haus Gottes beginnen soll. Ein großes Gericht wird es geben, davon hat er bereits gesprochen. Im zweiten Petrusbrief spricht er von einem Feuergericht, das furchtbar sein wird. Doch bevor dieses große Gericht anlässlich der Wiederkunft des Herrn Jesus kommt, muss die Gemeinde Jesu ein kleines Gericht durchlaufen. Es braucht diese kleinen Gerichte, weil sich vieles angesammelt hat, was nicht passt. Schlacken haben sich angesammelt, die mit Feuer weggebrannt werden müssen.
Der Zeitpunkt ist schon da, sagt Petrus. Er spricht damals, im ersten Jahrhundert, zu den Christen dort und betont, dass es nötig ist. Vieles hat sich angesammelt bei den Menschen, deshalb muss Gott mit dem Gericht beim Haus Gottes beginnen, das heißt bei der Gemeinde.
In Hesekiel 9,6 sagt Gott zu den Engeln, sie sollen durch die Stadt gehen und die suchen, die dem Herrn treu sind. Diese sollen sie mit einem Zeichen versiegeln. Über die anderen kommt das Gericht. Das war das Gericht über Jerusalem durch Nebukadnezar damals. In Hesekiel 9,6 heißt es: „Mordet bis zur Vertilgung, alte Leute, junge Menschen, Jungfrauen, Kinder, Frauen! Aber naht euch niemandem, an dem das Zeichen ist, und bei meinem Heiligtum sollt ihr anfangen.“ Dann begannen sie bei den alten Männern, die vor dem Tempel, vor dem Haus Gottes saßen.
Gott sagt: „Jetzt schicke ich ein Gericht über Jerusalem. Die, die das Zeichen haben, die Marke, das Siegel Gottes, verschont ihr. Aber die anderen werden gerichtet.“ Und beim Tempel sollt ihr anfangen, bei meinem Heiligtum.
Dieses Bild von Hesekiel verwendet Petrus und überträgt es auf die Situation hier. Er sagt: „Schaut, wir sind das Haus Gottes. Bei uns haben sich Dinge angesammelt. Die Gemeinde muss vorbereitet werden.“ Es gibt viele in den Gemeinden, die sich schwer gegen den Herrn verschuldet haben. Vielleicht gibt es auch unechte Christen unter den Gläubigen. Die Unechten müssen ausgesiebt werden, und die Echten müssen durchs Feuer, damit die Schlacken weggebrannt werden.
Das Gericht sollte bald beginnen, der Zeitpunkt ist schon da, sagt Petrus. Die Gemeinde ist reif für ein säuberndes Reinigen, sozusagen. Dann sagt er: „Wenn aber zuerst bei uns, was wird das Ende derer sein, die dem Evangelium Gottes ungehorsam sind?“ Vor dem Endgericht folgt also bei uns, dass Gott uns reinigt.
Das war im ersten Jahrhundert schon so, und im 21. Jahrhundert ist es noch genauso. Das alles geschieht noch vor dem Gericht. Doch es ist eine ernste Sache, wenn Gott seine Gemeinde ergreift. Das kommt immer wieder vor. Es gibt Zeiten, in denen die Gemeinde Gottes durch schwere Zeiten muss – das bestimmen nicht wir. Es sind schwere Zeiten, und dann zeigt sich, wer wirklich am Herrn hängt und wer wirklich verstanden hat, worum es geht.
Das wirft auch einen Schatten voraus auf das viel, viel schlimmere Gericht über die Ehrfurchtslosen. Er sagt schon: Wenn sich Gott schon so Mühe geben muss, um einen Gerechten zu retten, wie schrecklich wird dann das Gericht für die sein, die den Herrn abgelehnt haben?
Wenn der Gerechte mit Mühe gerettet wird, wo wird dann der Ehrfurchtslose und Sünder erscheinen? Gott gibt sich Mühe durch Züchtigungen, damit wir nicht verloren gehen. Der Herr ist so treu und geht immer wieder an uns heran. Er bringt Dinge in unser Leben, damit wir wieder aufwachen.
Aber wenn der Gläubige schließlich nur durch Gnade ans Ziel kommen wird, wo wird denn der Mensch erscheinen, der den Herrn ablehnt? Wie schrecklich muss da das Gericht sein, sagt er.
Vertrauen in den treuen Schöpfer trotz Leiden
Und dann Vers 19, die Schlussfolgerung oder das Fazit für die Geprüften:
Daher sollen auch die, die nach dem Willen Gottes leiden, also diejenigen, die leiden müssen, weil sie Gutes tun, die einfach leiden müssen, weil sie treu waren, auch ihnen wird geraten, ihre Seelen dem treuen Schöpfer anzuvertrauen. Lange Zeit habe ich diesen Vers nicht verstanden. Der Bruder Herbert Janssen hat mir dann eine Hilfe gegeben.
Was hat unser Leiden mit der Schöpfung zu tun? Er sagt hier: Die, die nach dem Willen Gottes leiden, sollen ihm als einem treuen Schöpfer ihre Seelen anvertrauen. Was hat mein Leiden mit der Schöpfung oder mit dem Schöpfer zu tun? Viel, sehr viel.
Als Gott die Menschen erschaffen hat, hat er sie für sich erschaffen. Er ist der Schöpfer, und als Schöpfer ist er zugleich ein Vater. Wenn ein Vater Leben ins Dasein ruft, dann ist er auch verpflichtet, für dieses Leben zu sorgen, das er ins Dasein gerufen hat. Ja, bei manchen Vätern in dieser Welt ist das leider nicht so. Sie setzen Kinder in die Welt und verschwinden dann. Aber üblicherweise ist es so, dass ein Vater für das Leben, das er in die Welt setzt, auch sorgen soll.
Wenn nun Gott der Vater uns als seine Geschöpfe gemacht hat und wenn er uns durch das Wort Gottes wiedergeboren und wiedergezeugt hat, sozusagen, und wir jetzt in ganz besonderem Sinn seine Kinder sind, dann dürfen wir diesem Schöpfer unsere Seelen anvertrauen. Wir dürfen ihm sagen: Du bist mein Vater, du hast mich in die Welt gesetzt und geistlich ins Leben gerufen. Ich habe jetzt zu leiden, aber ich komme zu dir, Vater, und vertraue dir mein restliches Leben an.
Wird er sorgen? Wird er für diejenigen sorgen, die er ins Leben gerufen hat? Natürlich! Der, der mich zu neuem Leben brachte, wird mich unter größtem Druck bewahren – und zwar meine Seele. Es geht um die Seele, nicht unbedingt um den Leib. Der Leib wird irgendwann ohnehin sterben und bekommt einiges ab, aber die Seele darf ich ihm anvertrauen. Sie wird er bewahren und in das ewige Leben hinein retten.
Meine Rettung hängt davon ab, inwieweit ich mich einfach loslasse und fallen lasse in die Hände meines Vaters. Das heißt, ich muss meine Finger wegnehmen von meinem Leben. Ich darf nicht versuchen, mein Leben selbst in die Hand zu nehmen und zu steuern.
„Lass ihn sorgen, lass ihn walten, lass ihn nur tun und walten, er ist ein treuer Hirt, er wird sich so verhalten, dass man sich wundern wird“, sagt der Liederdichter. Das ist so trostreich für Menschen, die geprüft werden. Dem treuen Schöpfer – „treu“ steht hier, nicht einfach „dem Schöpfer“ – er ist der treue Schöpfer. Er ist treu zu dem, was er ins Leben gesetzt hat. Er bringt sie auch ans Ende, ans Ziel.
Dann sollen sie ihm ihre Seelen anvertrauen und weiterhin Gutes tun, ihm Gutes tun, während sie dranbleiben, Gutes zu tun. Nicht aufhören, Gutes zu tun, nur weil man leidet und meint, deshalb habe man das Recht, aufzuhören. Nein, auch wenn du leidest, mach weiter mit Gutes tun. Das ist unsere Aufgabe.
Der Herr Jesus ist umhergegangen und hat Gutes getan, heißt es in Apostelgeschichte 10,38. Und wir dürfen so sein wie er. Das ist so ermutigend, was Petrus hier spricht.
Wir müssen hier schließen und wollen morgen fortsetzen. Stehen wir noch auf zum Gebet.