Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Adventszeit. In diesen Tagen, die oft so geschäftig sind, sollen Sie auf den Herrn Jesus warten.
Es wird nicht dunkel bleiben über denen, die in Angst sind. Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen, die im finsteren Land wohnen, scheint es hell.
Wir singen miteinander das Lied „Die Nacht ist vorgetrunken“, Lied 14, die Verse 1, 2 und 4.
Gebet und Vorbereitung auf das Kommen Jesu
Wir wollen beten: Du, Herr und König Jesus Christus, in diesen Adventstagen suchst du uns und kommst zu uns. Heute Morgen möchten wir dir begegnen.
Du kommst in die Dunkelheit der Welt, auch dorthin, wo wir selbst nicht mehr weitersehen, wo Angst und Bedrückung unser Leben bestimmen. Du weißt, was uns auch heute Morgen bekümmert und belastet. Wir sind so froh, dass du all das tragen kannst.
Du hast es versprochen und verheißen, dass dein Licht so strahlend hell leuchtet, dass wir auch alle Mängel an uns erkennen. Und wir sind dankbar, dass du Schuld vergeben und auslöschen kannst. Das wollen wir jetzt bei dir tun.
Du musst uns durch und durch reinigen und erneuern. Gleichzeitig sollst du es in uns ganz hell machen, damit die große Freude deines Kommens bei uns allen anbricht.
Wir bringen dir all die Lasten, die uns bedrücken und beschweren. In der Stille wollen wir dir sagen, was uns bekümmert. Wir beten in der Stille:
Komm, o mein Heiland, Jesus Christ,
meines Herzen Tür, dir offen ist!
Amen!
Das Magnificat – Lobgesang der Maria
Wir lesen aus Lukas 1 den Lobgesang der Maria, das Magnificat, Lukas 1, Vers 46:
Maria sprach: „Meine Seele erhebt den Herrn, und mein Geist freut sich über Gott, meinen Heiland. Denn er hat die Niedrigkeit seiner Magd angesehen. Siehe, von nun an werden mich selig preisen alle Kindeskinder. Denn er hat große Dinge an mir getan, der da mächtig ist und dessen Name heilig ist.
Seine Barmherzigkeit währt von Geschlecht zu Geschlecht bei denen, die ihn fürchten. Er übt Gewalt mit seinem Arm und zerstreut, die hoffärtig sind in ihres Herzens Sinn. Er stößt die Gewaltigen vom Thron und erhebt die Niedrigen. Die Hungrigen füllt er mit Gütern und lässt die Reichen leer ausgehen.
Er gedenkt der Barmherzigkeit und hilft seinem Diener Israel, wie er geredet hat zu unseren Vätern Abraham und seinen Kindern in Ewigkeit.“
Ich möchte euch einmal danken für euer Singen, weil diese Worte weiterklingen bei uns. Das ist eine Predigt, und vielen Dank dafür. Wer Jesus hat, dem löst sich alles, was sie umklammert und ihnen Spannung macht. Da befreit er sie und führt sie ins Leben.
Wir singen miteinander mit Ernst, o Menschenkinder, Nummer neun, die Verse eins bis drei vom Lied neun.
Die Adventszeit und die Sendschreiben an die Gemeinden
Nehmen Sie Ihre Bibel zur Hand und schlagen Sie im letzten Buch des Neuen Testaments, in Offenbarung Kapitel 3, auf.
Die Adventssonntage haben durch die Jahrhunderte hinweg eine feste Ordnung. Am dritten Advent erinnert man immer an Johannes den Täufer. Am zweiten Advent blickt man auf das Wiederkommen Jesu und auf die ewige Welt. Heute jedoch wenden wir den Blick um: Wie sieht Jesus seine Gemeinde? In den Sendschreiben in Offenbarung 2 und 3, die an sieben kleinasiatische Gemeinden gerichtet sind, wird inspiziert und geprüft.
Das ist auch gut so, denn in der Adventszeit sollten wir uns fragen, ob wir wirklich gerüstet sind für das Kommen Jesu am Jüngsten Tag, bei seiner Wiederkunft.
Im Sendschreiben an den Engel der Gemeinde in Philadelphia – das Wort „Engel“ meint hier wahrscheinlich den Vorsteher der Gemeinde – schreibt der Heilige, der Wahrhaftige. Das sind Ehrenworte für Jesus. Er hat den Schlüssel Davids, was in Bezug auf Jesaja 22 steht (in manchen Bibeln ist das als Fußnote vermerkt). Er, der auftut, und niemand schließt zu, und der zuschließt, und niemand tut auf.
Ich kenne deine Werke. Siehe, ich habe vor dir eine Tür aufgetan, und niemand kann sie zuschließen. Denn du hast eine kleine Kraft, hast mein Wort bewahrt und hast meinen Namen nicht verleugnet.
Siehe, ich werde einige aus der Synagoge des Satans schicken, die da sagen, sie seien Juden, sind es aber nicht. Das ist auch bei uns eine Not: Wir meinen oft, das auserwählte Gottesvolk zu sein, sprechen so, als wären wir es. Doch Gott sagt: Ihr seid es nicht, das ist schon lange eine Kirche des Satans.
Solche harten Worte finden sich in der Bibel, um uns zur Reinigung und Umkehr zu führen. Sie lügen. Siehe, ich will sie dazu bringen, dass sie kommen und zu deinen Füßen niederfallen und erkennen, dass ich dich geliebt habe.
Weil du mein Wort von der Geduld bewahrt hast, will auch ich dich bewahren vor der Stunde der Versuchung, die kommen wird, um die ganze Welt zu versuchen, die auf Erden wohnt.
Siehe, ich komme bald. Halte, was du hast, damit niemand deine Krone nehme.
Wer überwindet, den will ich machen zum Pfeiler in dem Tempel meines Gottes. Er soll nicht mehr hinausgehen. Und ich will auf ihn schreiben den Namen meines Gottes und den Namen des neuen Jerusalem, der Stadt meines Gottes, die vom Himmel herniederkommt, und meinen neuen Namen.
Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt.
Herr, öffne unsere Ohren, dass wir wirklich verstehen. Amen!
Die Generalinspektion durch Jesus – ein Vergleich mit dem TÜV
Sie wissen doch, was der TÜV ist. Das Wort kann manchen von uns schon jetzt einen Schrecken einjagen. Wer einen Wagen fährt, vielleicht älter als zwölf Jahre, und dann kommt der Termin, an dem die Marke abgelaufen ist, kennt das unangenehme Gefühl.
Das Schwierige ist, dass die Prüfer beim TÜV einen so unbestechlichen Blick haben, dem man nichts vormachen kann. Sie finden die Rostlöcher, die nicht funktionierenden Bremsen, das Wasser im Scheinwerfer und all die Mängel, die am Auto wenigstens erkannt werden müssen. Das ist der TÜV.
Im Gemeindehaus haben wir nicht nur einmal im Jahr TÜV, sondern ich weiß gar nicht, wie oft. Da kommt einer für dies und einer für jenes. Und es kommen immer neue Auflagen. Wir werden gar nie fertig. Gerade wenn Frau Ludwig hinten schon nickt, weil sie weiß, wie es ist, kommt der Nächste wegen des Küchenaufzugs oder der elektrischen Installation. Und die finden dann noch die letzte kaputte Steckdose im Haus. Denen kann man es nie recht machen.
Ein Glück, dass wir hier in unserem Kirchengebäude keinen TÜV haben. Erzählen Sie das nur draußen nicht, sonst kämen die auch noch hierher jede Woche.
Im Versammlungsgesetz sind die Kirchen aus unerklärlichen Gründen ausgenommen. Vielleicht dachte jemand, da versammelt sich eh niemand mehr. Aber es kommt keiner, und das ist dann ganz gut. Da müssen wir selbst aufpassen, ob alles in Ordnung ist.
Heute haben wir hier nicht den TÜV, sondern die Generalinspektion des erhöhten Herrn Jesus Christus, der seine Gemeinde kontrolliert und prüft – und zwar noch viel schärfer als der beste Prüfer dort beim TÜV. Er kann alles durchleuchten.
Sie kennen das doch mit dem Durchleuchten. Wenn Sie im Krankenhaus durchleuchtet werden, Ihre Lunge wird durchleuchtet, dann stehen Sie da und halten den Hals oben hin. Der Doktor sieht in Sie hinein. Das haben Sie noch nie gesehen, außer wenn Sie einen Spiegel haben, der Ihnen zeigt, was da los ist.
Jesus kann noch viel genauer in uns hineinschauen. Auch in dieser Adventszeit. Hier heißt es: „Das sagt der Heilige und Wahrhaftige.“ Gott kennt uns durch und durch und prüft uns genau.
Was ist da los mit unserem Gemeindeleben? Es geht nicht nur um Kabel, Notausgänge und Steckdosen, sondern um viel, viel mehr: ob wir wirklich eine Gemeinde Jesu sind.
Das Licht Jesu in der Adventszeit – mehr als Kerzenlicht
In diesen Adventstagen ist es ein Brauch, Kerzen anzuzünden. Das Kerzenlicht wirkt besonders warm, und es gefällt uns, wenn es flackert. Man kann lange in die Flamme schauen. Beim Anblick der Kerze kommen uns oft Erinnerungen in den Sinn – Erinnerungen aus der Kinderzeit oder an schöne Erlebnisse, die wir früher hatten.
Darum fürchte ich, haben viele von Ihnen die Adventszeit auch als eine wehmütige Zeit in Erinnerung. Eine Zeit, in der man besonders die Trauer und die Einsamkeit spürt, weil Menschen aus unserer Mitte gerissen wurden.
In der Bibel gehört zur Adventszeit jedoch nicht dieses kleine, trauliche, romantisch flackernde Kerzenlicht. Wenn dort von Licht die Rede ist, dann ist ein strahlend-gleißend helles Licht gemeint. Wenn die Sonne morgens aufgeht, ist genau das gemeint. Der Prophet Sacharja spricht vom „Aufgang aus der Höhe“ – plötzlich ist es strahlend hell.
Genauso ist es, wenn davon gesprochen wird, dass der erhöhte Herr in unser Leben hineinleuchtet. Dann ist es nicht das still wachsende, leuchtende Kerzenlicht, nicht diese schöne, warme Flamme. Stattdessen leuchtet er hinein mit einem Scheinwerferlicht, das alles bloßlegt und aufdeckt.
Da erschrickt man und sagt: Wenn Gott so in mein Leben hineinleuchtet, dann sieht man alle Mängel, alle Fehler, alle Versäumnisse. Doch das ist gut so. Den Trost der Adventszeit erhalten Sie nur, wenn Sie nicht nur am Kerzenlicht Advent feiern, sondern wenn Sie das helle Licht Jesu Christi in Ihr Leben hineinleuchten lassen. Das sagt der Heilige und Wahrhaftige.
Bringen Sie gerade jetzt die dunklen Partien Ihres Lebens vor Jesus in Ordnung. Es ist so gut, dass man in der Adventszeit die Gelegenheit bekommt, alles ein wenig neu zu sehen und neu zu ordnen – und die Vergebung zu empfangen.
Dann erleben wir, wie diese Zeit für uns auch so tröstend und ermutigend wird.
Die offene Tür – Einladung Jesu in die Gemeinde
Siehe, ich habe dir eine offene Tür gegeben. Zuerst wollte ich, dass sie weit aufgemacht wird, damit das helle Licht Jesu Christi hereinleuchten kann. Macht hoch die Tür, die Turmmacht! Denkt daran, dass jetzt diese Lichtfülle Jesu in unser Leben fällt. Er selbst kann kommen, und wir sehen dann nicht nur das Kind in der Krippe, sondern auch den Weltenrichter vom Jüngsten Tag, vor dem wir alle einmal stehen werden.
Vor ihm ist kein Wort verborgen, das wir gesprochen haben. Lass ihn jetzt in dein Leben eintreten! Öffne die Tore weit und die Türen in der Welt, damit der König der Ehren einziehen kann. Er will hell hineinleuchten und diese Generalinspektion vornehmen.
Und jetzt wollen wir nicht mehr vom TÜV sprechen. Stattdessen betrachten wir die Tür aus einem anderen Blickwinkel. Mach die Türen weit auf, damit er, der König und Herr, bei uns einkehren kann.
Die Gemeinde von Philadelphia – ein Vorbild der Treue
Besonders bei der Gemeinde von Philadelphia ist, dass bei ihr keine Kritik laut wurde. Bibelkenner, die diese Zeitschriften schon öfter gelesen haben, wissen, dass Jesus auch sehr hart Missstände rügen kann. Das muss sein, das muss man beim Namen nennen.
Aber auch bei der Gemeinde von Philadelphia hat der Richter vom Jüngsten Tag, Jesus der Herr, nichts zu kritisieren. Es gibt nur zwei Gemeinden, bei denen das nicht vorkommt – und Philadelphia ist eine davon.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie so mit Gott Frieden gemacht haben, dass die Vergebung Jesu bei Ihnen alle Schuld zudeckt. Dass Sie sagen können: „Das kann man auch von mir sagen, der Herr hat nichts mehr wider mich. Ich habe alles in seinem Licht bereinigt. Der Herr, der Richter vom Jüngsten Tag, hat nichts mehr wider mich, wie bei dieser Gemeinde von Philadelphia.“
Auch im strahlend hellen Licht kann gar nichts mehr gesehen werden: kein Makel, kein Kratzer und nichts mehr. Es ist alles vergeben – nicht, weil wir vollkommen wären, sondern weil es vergeben ist durch das Blut Jesu, der für meine Sünde starb.
Aber das ist wunderbar: Ich habe nichts wider dich.
Die kleine Kraft der Gemeinde – ein Bild von Bescheidenheit und Treue
Wir wissen nicht genaues über die Gemeinde von Philadelphia. Es wäre interessant, wenn wir mehr darüber wüssten, um Vergleiche anstellen zu können. Doch wir kennen nur das, was im Text steht.
Philadelphia war eine Stadt mit vielleicht 15 Einwohnern. Das, was hier über die Gemeinde gesagt wird, gibt uns dennoch ein Bild. Es war eine kleine Gemeinde, von der nichts Großes berichtet wird. Sie machte keine Schlagzeilen, erschien nicht in den Pressemeldungen oder Nachrichten. Es war eine unbedeutende Gemeinde, in der keine sensationellen Dinge geschahen. Jesus nennt das offen: „Du hast eine kleine Kraft.“
Vielleicht war es nur eine Gemeinde wie ein Hauskreis. Es muss ja nicht immer eine Kirchengemeinde mit Glocken, Türmen, Gebäuden und Organisation sein. Mir gefällt immer wieder, dass Menschen sich versammeln, wie Jesus gesagt hat: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind.“
Diese Gemeinde hatte nur eine kleine Kraft, keine bedeutenden Mitglieder und keine großen Namen. Sie konnte auch nicht viel organisieren, auch nicht das, worauf andere immer schauen: Was können sie an großen neuen Aufbrüchen wagen, an sozialen Diensten? Offenbar war die Gemeinde wirklich sehr schwach.
Doch es bleibt nicht dabei. Ihr wird zugesagt: „Siehe, ich habe vor dir eine Tür aufgetan.“ Jesus ist da. Ich wünsche mir für die Adventszeit, dass wir nicht nur vom Kommen Jesu reden, sondern dass man auch sagen kann: Jetzt ist Jesus da, er kehrt bei ihnen ein.
Jesus kommt zu den Menschen – mit all ihren Sorgen und Nöten
Ich habe mir das so vorgestellt, wie Sie heute in diesen Gottesdienst gekommen sind, was Sie alles mitgebracht haben und wie es bei Ihnen zu Hause aussieht. Dabei denke ich, dass ganz verschiedene Menschen beieinander sind.
Die einen kommen belastet mit Ängsten und Krankheitsnöten, andere haben Sorgen und blicken dennoch immer weiter. Das ist ja über die Jahrhunderte hinweg so geblieben.
Ich frage mich, ob das Bild, das wir heute oft von Kirche und Christenheit haben, überhaupt stimmt. Ist nicht die wirkliche Gemeinde Jesu eine schwache, kleine und unbedeutende Gemeinde, die nicht in den Schlagzeilen der Zeitung vorkommt?
Hier und da sind Hauskreise verstreut, dort sammelt sich eine Gruppe von Kindern, und jemand lehrt ihnen das Wort Gottes. So ist doch die Gemeinde – so wie sie am Anfang war und wie sie auch durch die Zeiten blieb: die Gemeinde mit der kleinen Kraft.
Wir sehen die Missionsgemeinden in Ländern der Verfolgung, wo keine Religionsfreiheit herrscht, wie die Gemeinde in Nepal, wo jetzt so viele Christen wieder in Haft sind. Du hast nur eine kleine Kraft, du kannst gar nicht viel tun. Aber ich gebe dir eine offene Tür, denn Jesus ist wirklich bei seiner Gemeinde.
Das ist wahr – da, wo man ihm die Türen auftut und ihn hereinlässt, kommt er, der diesen hellen Lichtglanz mitbringt, der Richter vom jüngsten Tag. Lass ihn doch ein!
Trost und Ermutigung für die Schwachen
Wenn Sie mich fragen, welchen Trost ich Ihnen geben kann, so kann ich Ihnen keinen Trost geben, als ob ich Ihnen Ihr Leid ausreden könnte. Ich kann Ihnen nur sagen, dass dieser Herr Jesus jetzt zu Ihnen tritt und sagt: „Ich bin doch da, ich, der Herr. Ich weiß deine Werke, ich kenne deine Not, ich kenne deine kleine Kraft.“
Ich wollte jetzt den Schwerkranken im Pflegeheim die Hand auflegen und sie segnen. Ich möchte ihnen sagen: Jesus sagt dir, er kennt deine kleine Körperkraft, er kennt deine kleine Glaubenskraft. Er kennt deine Müdigkeit, deine Not, deine Anfechtung und deine Zweifel. Er weiß das alles. Aber er ist doch da. Und wenn er da ist, dann ist die kleine Kraft gar kein Hindernis mehr. Dann kann er auch durch eine kleine Kraft hindurchwirken.
Es ist so wichtig, dass wir viel mehr auf Jesus bauen und auf ihn vertrauen. Das fällt uns allen so schwer. Wir müssen es immer wieder neu lernen.
Ich habe vor dir eine offene Tür gegeben, eine Tür, durch die Jesus eintreten kann und zu uns kommt. Er kommt jetzt zu den Trauernden, zu den Kranken, zu denen, die ihn suchen, und zu denen, die noch im Zweifel stehen. Er tritt zu ihnen, klopft an und sagt: „Lass mich doch ein, ich will zu dir.“
Daran erinnert die Adventszeit immer wieder. Er kommt zu dieser Gemeinde. Dort wird gelobt, was vorbildlich gewesen ist. Was das genau ist, wird noch deutlich werden.
Die Bewahrung des Wortes und des Namens Jesu
Wir schauen immer wieder auf diese Leistungsbilanzen und sagen: Das ist eine tolle Gemeinde, da ist viel los. Wie viele Kreise haben sie? Wie viele Menschen erreichen sie? Sonntags sitzen wir in der Kirche und sehen immer die Zahlen.
Für Jesus ist das jedoch gar nicht wichtig. Unsere Leistungsbilanz zählt vielleicht nur vor der Welt, aber vor Gott nicht. Bei ihm ist etwas ganz anderes entscheidend. Ob wir eine brauchbare Gemeinde für Jesus sind, hängt von etwas anderem ab.
„Du hast mein Wort bewahrt“ – das war schon in der ersten Christengemeinde das Allerwichtigste. Ich kann nicht die Ansicht jener Theologen teilen, die behaupten und meinen, an der Bibel hätte jeder immer schon so herumgeflickt. Achten Sie mal darauf, wie die erste Gemeinde das Wort Jesu bewahrt hat. Es war nicht selbstverständlich.
Bleibst du bei dem reinen Jesuswort, so wie er es gesprochen hat, nichts darüber hinaus? Warum war das eine Gefahr, dass sie das Wort nicht bewahren? Damals war es eine Versuchung, denn in der ganzen Antike herrschte die Philosophie der Gnosis.
Das war eine Lehre, die heute in der Anthroposophie weiterwirkt. Der Mensch versucht, sein Inneres höher zu entwickeln. Sein tiefstes Inneres wird durch immer neue Weihen und Riten immer höher gebracht, und so dringt er zu Gott in sich, seinem göttlichen Kern.
Diese Christen aber sagten: Nein, ich bin ein Mensch, der gefallen ist, durch und durch sündig. Sie wissen ja, dass diese Gnostiker das Kreuz Jesu nicht akzeptieren konnten. Sie sagten, Jesus sei nicht richtig gestorben. Sein inneres Ich, das göttliche Ich, sei nur weggeflogen im Sterben.
Die Christen sagten: Nein, er starb für meine Schuld. Das ist Evangelium. Und ich will euch die Worte Jesu weitergeben. Wir bleiben bei dem Wort, ob es in die Zeit passt oder ob es modisch nicht gern gehört wird. Wir wollen das Wort so bewahren, wie er es uns gegeben hat.
„Und du hast meinen Namen nicht verleugnet.“ Was war denn die Gefahr? Du hast dich nicht geschämt, immer wieder von Jesus zu reden. Warum das unter Christen so peinlich ist, weiß ich nicht.
„Du hast meinen Namen nicht verleugnet.“ Es ist doch das Einzige, was sie sagen können: „Ach, mein Herr Jesu, wenn ich dich nicht hätte und wenn dein Blut nicht für die Sünder redete, wo soll ich, Ärmster unter den Elenden, mich sonst hinwenden?“
Schade, dass Christen so viel von sich reden und die Namen ihrer Kirchen und Konfessionen so wichtig nehmen. Auch die Namen ihrer Theologien sind ihnen so wichtig. Dabei kann es in der Gemeinde Jesu durch alle Jahrhunderte hindurch nur einen Herrn geben: Jesus Christus.
Und das, was uns heute und morgen trägt, das kann nur Jesus sein. Du hast meinen Namen nicht verleugnet. Und mit dem Namen ist doch immer gleich das Werk gemeint – das Rettungs- und Erlösungswerk Jesu, seine Liebe, sein Erbarmen, sein Sterben und sein Auferstehen.
Du hast das nicht verleugnet. Du hast es offen bekannt. Darum will ich dich auch bewahren in der Stunde der Versuchung.
Die Bewahrung in der Stunde der Versuchung
Das Wort Gottes sagt uns deutlich, dass am Ende der Zeit nicht große Friedenszeiten anbrechen, sondern eine schwere geistliche Auseinandersetzung bevorsteht. Die Mächte des Abfalls und die Mächte der Lüge lehnen sich gegen die Herrschaft Christi auf. Wir erleben, wie sich viele für das Evangelium von Jesus schämen und es verändern oder anpassen.
Der Gemeinde von Philadelphia wird anerkennend gesagt: „Du hast mein Wort bewahrt und meinen Namen nicht verleugnet. Darum will ich dich bewahren in der Stunde der Versuchung.“ Wir können unseren Glauben nicht einmal selbst bewahren; das kann nur Jesus tun. Deshalb dürfen wir beten: Herr, bewahre mich, auch wenn schwere Anfechtungen und Leidenszeiten kommen. Bewahre meinen Glauben, damit ich in dir bleibe.
Es wird außerdem gesagt, dass die Gemeinde von Philadelphia eine offene Tür hat – sogar durch die Mauer der Ablehnung hindurch. Das tut uns immer wieder weh, wenn wir erleben, dass viele Menschen in unserer Stadt die frohmachende Adventsbotschaft nicht hören wollen. Sie spotten, wenden sich ab und lästern.
Für die Gemeinde von Philadelphia war es noch viel schwerer. Es war nicht nur der Angriff durch Philosophie und Gnosis. Viele Theologen damals vermischten das Evangelium mit gnostischen Elementen, was zu einem falschen Evangelium führte. Die viel größere Not war jedoch die anbrechende Verfolgung durch das Römische Reich.
Auf der Straße rottete sich der Pöbel zusammen, Christen wurden geschlagen und gehöhnt. Sie wurden nicht mehr gehört und konnten das Evangelium kaum weitergeben. Die ersten Christen wurden in die Arenen geschleppt und den Löwen vorgeworfen.
Doch in diesem Abschnitt finden wir kein Trostwort, sondern nur die Aussage: Es ist genug, dass du dich treu zu Jesus bekennst. Dann wirst du erfahren, wie er dir auch die Tür öffnet.
Der Schlüssel zur Gemeinde – Jesus allein öffnet die Türen
Und selbst in einer Gesellschaft, die sich ganz panzert und alles gegen das Evangelium zumauert, hat er den Schlüssel.
Bei meinem Schlüsselbund ist es immer schwierig, den richtigen Schlüssel zu finden. Was ist der Kirchenschlüssel, der Gemeindehausschlüssel und der Schlüssel daheim? Denn ich komme nur mit dem richtigen Schlüssel herein. Deshalb brauche ich den richtigen Schlüssel.
Sie merken auch, wie Sie im Gespräch mit Menschen einen Schlüssel brauchen. Sonst erreichen Sie das Herz eines jungen Menschen nicht oder eines Zweiflers. Da müssen Sie den Schlüssel haben.
Über allen missionarischen und evangelistischen Aktivitäten, die wir tun, steht doch dies: Er hat den Schlüssel. Und er sagt einer Gemeinde in der Verfolgung, dass er auch aufschließt und niemand mehr zuschließen kann.
Wir brauchen doch nicht den Menschen und den Meinungen unserer Zeit nachzulaufen, wenn wir immer wieder überlegen, wie wir das Evangelium so sagen, dass es jeder annehmen kann. Oh, Sie brauchen sich am Evangelium Jesu nicht zu schämen.
Die Tür kann doch nur Jesus öffnen, und dabei will ich bleiben. Er schließt die Tür auf, auch in diesen Tagen, wenn wir unsere Adventskrise zu den Kranken bringen und wenn wir Briefe schreiben. Dann wollen wir beten: Herr, du kannst hier die Herzen öffnen. Du kannst es möglich machen, dass Menschen verstehen, sodass du bei ihnen einkehrst, deinen Trost mitbringst und fröhlich machst.
Dann geschieht es, dass eine schwache, kleine Gemeinde, ein Hauskreis oder sogar Sie selbst plötzlich einen weiten Wirkungskreis bekommen. Gott schenkt ihnen die Fähigkeit zu trösten, weil sie Seelsorger im Namen Jesu sind.
Er, der erhöhte Herr, ist da und redet durch sie. Mit der kleinen Kraft können sie dennoch viel bewirken. Wenn junge Leute sagen: „Ach, das sind doch nur alte Menschen“, dann hat Gott gerade diese am meisten benutzt.
Was hat Gott gewirkt? Durch schwache Gemeinden hat er ein durchschlagendes Wort gegeben. Der Herr Jesus braucht keine imponierende Gemeinde, nur eine treue Gemeinde, die sein Wort bekennt und sich seiner nicht schämt.
Er will in diesen Adventstagen bei uns einkehren als der Herr. Dann will er uns zu Pfeilern machen wie in großen gotischen Gewölben. Auf uns möchte er seine große Königsherrschaft gründen.
Solche schwachen Leute, wie wir sind, beruft er und sagt: Das ist nicht vergeblich. Das soll auch für alle unsere Dienste wichtig sein, dass wir allein sein Wort bewahren, uns am Namen Jesu nicht schämen und ihm die Tür weit auftun.
Damit er uns die Tür in die Welt hinein öffnet. Wer Ohren hat zu hören, der höre. Amen!
Gemeinsames Singen und Gebet
Wollen wir singen von dem schönen Paul-Gerhardt-Lied „Warum willst du draußen stehen“ (402). Da singen wir die Verse zwei, drei und sechs.
Lieber Herr, du siehst tief in uns hinein und weißt auch um die kleine Kraft von uns. Nicht nur um die angeschlagene Gesundheit weißt du, sondern auch, wie wenig wir vermögen von dem, was wir eigentlich wollten, für dich zu wirken. Und doch kannst du die kleine Kraft so segnen, auch wenn wir in diesen Tagen deine Liebe weitergeben wollen und anderen davon erzählen, wie allein du die Antwort auf unser Suchen bist und das Leben allein in dir liegt.
Wir wollten, dass so viele Menschen das doch erfahren. Darum gib uns die offene Tür – auch zu den jungen Menschen in unserer Stadt, zu den Gebundenen und Suchtabhängigen, zu den Inhaftierten, zu den Leidenden und Kranken, zu den Verzweifelten und Hoffnungslosen.
Gib doch, dass das Wort, das wir weitersagen, nicht verhallt. Wir danken dir, dass dein Wort kräftig und lebendig ist, Glauben weckt und Menschen tröstet.
Lass das auch geschehen, wo jetzt in diesen Tagen und in der kommenden Weihnachtszeit dein großes Evangelium verkündigt wird. Wir wollen dir danken, dass du zu uns kommst und bei uns einkehrst, dass wir die Türen weit aufmachen dürfen und dass da, wo dein Lichtglanz hereinleuchtet, keine Traurigkeit und keine Dunkelheit mehr herrscht.
Lasst uns gemeinsam beten:
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name,
dein Reich komme,
dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute,
und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Nun singen wir noch vom Lied „Wie soll ich dich empfangen?“ (Lied 10), den siebten Vers.
Ich bin so froh, dass ich das Ihnen sagen darf und dass das gilt und von Ihnen erlebt wird: Er kommt zu Ihnen. Auch in den Tagen, die vor Ihnen liegen, will er einkehren und all das auch wahrmachen über Ihrer kleinen Kraft.
Bericht aus dem Missionsdienst in Äthiopien
Wir haben uns heute über den Jugendchor gefreut. Die Kassetten mit den Jugendchorliedern sind noch hinten am Büchertisch erhältlich. Allerdings gibt es den Büchertisch nur noch am nächsten Sonntag hier, danach nur noch am Ausgang.
Wir freuen uns, dass jetzt auch die Kassetten vom Kinderchor eingetroffen sind. Im letzten Jahr haben unsere Kinder an zwei Kassetten mitgewirkt und jetzt noch einmal an zwei Liedern. Das sind wunderbare Lieder, die ich gerne im Auto höre, weil es so schöne Glaubenslieder sind, gesungen von den Kindern.
Hinten am Büchertisch befinden sich die Kinderkassetten drei und vier – also nicht nur für Kinder. Ich bin nicht besonders ansprechbar, aber diese Kassetten sind wunderschön. Neben den zwei Jugendchorkassetten sind heute auch die Kinderchorkassetten neu eingetroffen.
Außerdem ist ein Brief von Claudia und Paul Münzenmay gekommen. Sie gehörten zu den ersten, die von unseren christlichen Fachkräften international ausgesandt wurden. Ich möchte Ihnen daraus vorlesen, denn gerade in diesen Advents- und Weihnachtstagen sind wir sehr dankbar, wenn Sie diese Dienste mittragen.
Es gibt immer noch viele Kosten, die nicht gedeckt sind, und es ist nicht leicht, alles zu finanzieren. In den letzten zwei Monaten hatten wir viele Gewitter. Die Stationen liegen ganz im Süden Äthiopiens, einem Land, das sonst eher von Dürre geprägt ist.
Wir hatten Platzregen, Dauerregen und Nieselregen. Nächtelang konnten wir die Station oft nicht verlassen, zumindest nicht mit dem Auto. Die Bergbäche waren wild und unpassierbar, und früher oder später wäre man im Schlamm stecken geblieben. Inzwischen hat der Regen aufgehört, und man kann kaum glauben, wie steinhart und rissig der Boden nach wenigen Tagen geworden ist. Schon müssen wir wieder mit der Bewässerung beginnen.
Die arbeitenden Baumschulen führen dort Aufforstungsarbeiten mit den Gemeinden durch, die dann pflanzen, weil die Menschen das Brennholz brauchen. Die Baumschulen sind mittlerweile Routine geworden. Hier in Kamba haben wir Ato Desta, Tesfay und Almas als feste Mitarbeiter. Je nach Saison arbeiten zehn bis vierzig Menschen wöchentlich mit.
Zurzeit werden wieder Gemüse-Demonstrationsfelder angelegt. Möhren, Zwiebeln, rote Beete, Kohl und Tomaten sind inzwischen einigermaßen akzeptiert. Gleichzeitig sind das auch die Gemüsesorten, die am wenigsten von Vögeln, Stachelschweinen und Gazellen abgefressen werden.
Auf dem lokalen Markt und auch hier auf unserer Station konnten wir viel Gemüse verkaufen. Zwar sind die Preise so niedrig, dass sie kaum die Kosten decken, aber wir versuchen auf diese Weise, die Bauern für den Anbau zu begeistern. Leider ist es oft so, dass durch Lebensmitteltransporte die Preise sinken und die Bauern nichts mehr für ihren Anbau bekommen. Dadurch bauen sie weniger an, was genau das Gegenteil von dem ist, was wir erreichen wollen.
Wir sollten vielmehr dazu ermutigen, mehr anzubauen, und die Preise lieber etwas höher ansetzen. Die Ernährung einer durchschnittlichen Familie ist sonst sehr einseitig.
Nun erzählt er von den Außenstationen: In Mosi liegt die größere der drei Stationen mit einer Baumschule, viel Landwirtschaft und einer Obstbaumplantage mit Zitrusfrüchten, Papaya und Mango. Ich lese Ihnen das vor, weil es uns nicht nur um Seelenheil geht.
Wo Mission betrieben wurde, wurde immer auch ganz praktisch geholfen, damit Menschen leben können und mit der anvertrauten Schöpfung umgehen lernen. Mosi liegt im Tiefland, hat fruchtbare Böden und die Möglichkeit zur Bewässerung. Deshalb sehen wir dort einen idealen Standort für die Saat- und Pflanzgutvermehrung der gesamten Region.
Dann gibt es Garda, ein angesiedeltes Dorf im Tiefland. Die Gegend dort ist sehr arm und trocken, alles ist abgeholzt, und es gibt kaum noch schattenspendende Bäume. Deshalb wurden wir von der Dorfgemeinschaft gebeten, dort eine Baumschule aufzubauen. Wir bekamen ein kleines Stück Land zur Verfügung gestellt.
Trotzdem ist es für unsere Mitarbeiter dort nicht einfach zu arbeiten. Die Bewohner versuchen, eigene Vorteile herauszuschlagen, und sind zur Mitarbeit wenig bereit. Obwohl die Kirche in Garda recht klein ist, hoffen wir, dass die Christen dort mit gutem Beispiel vorangehen.
Der dritte Ort ist Balta, ein kleines intaktes Bergdorf, etwa 2.000 Meter hoch gelegen. Paulus, unser Mitarbeiter, der von Anfang an dabei war, war zusammen mit Toccato für die Baumschule verantwortlich. Hier hat die Mithilfe der Dorfgemeinschaft beim Anpflanzen am besten funktioniert.
Wir sind froh, dass sich das kircheneigene Viehzuchtprojekt, bei dem Paul, der von uns ausgesandte Mitarbeiter aus Stuttgart-Ulback, assistiert, bisher gut entwickelt hat. Die Kirche bekam von offizieller Seite Land zugewiesen, das inzwischen umzäunt ist und eine Zufahrt hat.
Dazu kamen Christen aus vielen verstreuten Landgemeinden zusammen, um diese Arbeit unbezahlt zu leisten. Bei dem Land handelt es sich zum Teil um gutes Weideland, das aber unbewohnt war, weil dem Naturglauben dieser Gegend zufolge ein Fluch darauf lastet.
Wir beten, dass das Projekt gut gelingt, damit gerade auf diesem Land Gott die Ehre gegeben wird. Sie sehen, wie sehr diese heidnischen Bindungen die Menschen davon abhalten, das Land sinnvoll zu bebauen.
Wir sind sehr dankbar, dass Paul und Claudia Münzenmay dort im Einsatz sein können. Heute wollen wir das Opfer für diesen Dienst in Äthiopien geben.
Schlusssegen
Und nun wollen wir um den Segen Gottes bitten.
Herr, segne uns und behüte uns.
Herr, lass dein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.
Herr, hebe dein Angesicht auf uns und gib uns deinen Frieden.
