Einstieg mit einer persönlichen Erfahrung
Diesmal bin ich richtig pünktlich, noch zwei Stunden bis zum Abflug nach Moskau. Ich möchte in aller Ruhe einchecken. Also stelle ich meinen Koffer auf die Rampe, lege das Ticket auf den Tisch, und der Schaltermensch sucht routiniert in seinem Computer.
Er drückt verschiedene Tasten, sucht und runzelt die Stirn. Dann sagt er: „Tja, tut mir leid, Nestvogel haben wir hier nicht.“ Ich entgegne: „Das kann doch nicht sein, ich habe doch schon vor Wochen gebucht. Ich muss zu einer Konferenz in Moskau, einen Vortrag halten, ich brauche den Flug.“
Er antwortet: „Sorry, Sie stehen aber nicht auf dieser Liste.“ Ich frage: „Warum stehe ich nicht auf der Liste?“ Daraufhin verweist er mich an eine freundliche Kollegin, die mir das erklären soll. Er meint: „Vielleicht findet die ja noch irgendeine Lösung.“
Am Ende ging es dann doch noch gut. Sie hatten unter N wie Nestvogel gesucht, mich aber unter D wie Doktor Nestvogel eingetragen. Das war natürlich Schicksal. Das ließ sich dann schnell aufklären, und ich kam doch noch in meine Maschine nach Moskau.
Es wurde eine sehr schöne Konferenz, zusammen mit den Mitchristen dort in Moskau, auch in unserem Predigttext.
Einführung in das Thema der Liste und des Buches des Lebens
Heute Morgen geht es darum, ob bestimmte Personen in einer bestimmten Liste verzeichnet sind oder nicht. Da es damals noch keine Computer gab, nannte man diese Liste einfach Buch.
Sie können das in Kapitel zwölf ganz unten auf Ihrem Gottesdienstzettel nachlesen, und zwar in Vers eins. Im untersten Abschnitt heißt es: „Aber zu jener Zeit wird dein Volk errettet werden, alle, die im Buch geschrieben stehen.“
In diesem Fall steht natürlich mehr auf dem Spiel als nur eine Konferenz in Moskau. Es geht um die Frage: gerettet oder verloren.
Was ist nun das Szenario, das uns hier beim Propheten Daniel begegnet? Und wie kommen wir am Ende in diesem Szenario vor? Das ist unsere Frage.
Rückblick auf die bisherigen Erkenntnisse aus Daniel
Am letzten Sonntag hatten wir bereits gesehen, dass es sich in den letzten Kapiteln, Kapitel elf und zwölf des Buches Daniel, um die letzte große Vision handelt, die Gott diesem greisen Propheten geschenkt hat. Wir wissen, dass dies bereits um 535 v. Chr. geschah.
Wir hatten gesehen, dass Daniel in den ersten Versen dieses Kapitels, also dem, was wir am vergangenen Sonntag studiert haben, weite Teile der Weltgeschichte bis etwa 150 v. Chr. vorhersagt. Das war erstaunlich. Er nennt dort keine persönlichen Namen und auch keine Jahreszahlen. Dennoch schildert er Machtkonstellationen und politische Entwicklungen, in die wir später rückblickend nur noch die Namen und Daten eintragen mussten. Das haben wir am letzten Sonntag gesehen.
Dieser Bibeltext beweist, wie souverän Gott die Geschichte regiert. Natürlich mindert Gottes Souveränität nicht die Verantwortlichkeit der handelnden Personen. Innerhalb ihres Rahmens können die Einzelnen Gutes oder Böses tun, recht oder falsch handeln.
Letzten Sonntag sind wir bis Vers 35 gekommen. Der letzte König, den wir betrachtet haben, war der Syrer Antiochus IV. Er wütete in Israel, tötete viele Juden und zerstörte den Gottesdienst im Tempel. Schließlich wurden ihm die mutigen Makkabäer entgegengesetzt, die ihn in die Schranken wiesen. Israel wurde im Jahr 143 v. Chr. wieder unabhängig. Dort haben wir den Schnitt gemacht, letzten Sonntag.
Übergang zur zukünftigen Prophetie und der Figur des Antichristen
Und wenn wir heute weiterlesen, ab Vers 36 und dann bis zum Anfang von Kapitel 12, scheint es auf den ersten Blick bruchlos weiterzugehen. Auch hier ist von einem König die Rede. Doch beim genaueren Hinsehen wird deutlich: Mit Vers 36 macht die Prophetie einen großen Sprung in die Zukunft – nicht nur in die Zukunft von Daniel, sondern auch in eine Zeit, die für uns noch vor uns liegt.
Im Vers 36 wird beschrieben, dass dieser König tun wird, was er will. Er wird sich überheben und gegen alles aufbegehren, was Gott ist. Gegen den Gott aller Götter wird er Ungehöriges reden. Es wird ihm gelingen, bis sich der Zorn Gottes voll entfaltet hat, denn es muss geschehen, was beschlossen ist. Auch die Götter seiner Väter wird er nicht achten. Er wird weder den Lieblingsgott der Frauen noch einen anderen Gott achten, denn er wird sich über alles erheben.
Diese Worte sind seltsam. Was über diesen Herrscher gesagt wird, passt nicht zu Antiochus IV., den wir zuvor betrachtet hatten. In Vers 37 steht, dass er die Götter seiner Väter nicht achten wird. Antiochus hingegen ehrte die Götter seiner Väter, zum Beispiel Zeus und andere.
Außerdem wird in Vers 14 von einer Auseinandersetzung zwischen dem König des Südens und dem König des Nordens gesprochen. Antiochus war selbst ein König des Nordens. Daher kann er nicht der König sein, der hier mit dem König des Nordens in Konflikt gerät.
Vor allem aber weist die Zeitangabe deutlich in die Zukunft. In Vers 40 heißt es: „Und zur Zeit des Endes werden bestimmte Dinge passieren.“ Wenn wir dann ab Vers 1 in Kapitel 12 weiterlesen, sehen wir, wie diese Zeit beschrieben wird. Dort heißt es, es werde eine Zeit großer Trübsal geben, „wie sie noch nie da gewesen ist, seitdem es Menschen gibt, bis zu jener Zeit“ (Kapitel 12, Vers 1).
Damit ist klar: Es geht um eine ferne Zukunft. Jesus selbst hat diese Stelle, Kapitel 12, Vers 1, im Rahmen seiner Endzeitrede zitiert. In Matthäus 24, Vers 21, sagt Jesus wörtlich: „Es wird eine große Trübsal sein, wie sie nicht gewesen ist von Anfang der Welt bis jetzt und auch nie wieder sein wird.“ Damit hat Jesus deutlich gemacht, dass diese Zeit in die Endzeit gehört.
Diese Bedrängnis, diese Trübsal wird also in der Schlussphase der Weltgeschichte stattfinden. Jesus geht eindeutig davon aus, dass diese Ereignisse noch vor uns liegen.
Die Bedeutung der zukünftigen Prophetie für unsere Zeit
Und damit haben wir ein erstes Ergebnis. Es spricht also vieles dafür, dass wir ab Vers 36 noch einmal einen Schnitt machen zu dem, was zuvor gesagt wurde. Wir dürfen einen Blick nach vorne werfen, weit hinaus in die ferne Zukunft. Diese Zukunft betrifft nicht nur Daniel, sondern auch uns. Wie fern diese Zukunft ist, wissen wir nicht.
Am Ende seiner Prophetie kommt Daniel wieder auf jene eigenartige, geheimnisvolle Person zurück, die wir den Antichristen genannt haben. Diese Person wurde bereits in früheren Kapiteln Daniels immer wieder angedeutet. Wir erinnern uns: Auch die drei vorangehenden Visionen Daniels liefen am Ende auf den Antichristen hinaus.
Das ist ein starkes Argument dafür, dass hier ebenfalls der Antichrist gemeint ist. Es wurde auch gesagt, wie lange diese Schreckensherrschaft des Antichristen dauern wird, nämlich dreieinhalb Jahre. Das steht in Daniel 7,25. Diese Zeitspanne beschreibt die schlimme Schlussphase seiner Herrschaft.
Am Ende seines Buches gibt Daniel also ein zusammenfassendes Porträt dieser eigenartigen, bizarren Figur des Antichristen.
Warum die Auseinandersetzung mit dem Antichristen wichtig ist
Und wir fragen uns: Wofür brauchen wir das? Warum sollen wir uns mit dem Antichristen auseinandersetzen? Es gibt doch erfreulichere Themen, um die man sich kümmern könnte, und solche, die uns auf den ersten Blick näherliegen.
Das hätte sich Daniel damals übrigens auch fragen können, denn für ihn waren die Ereignisse, die den Antichristen betreffen, nochmals zweitausendfünfhundert Jahre weiter entfernt als für uns – ganz gleich, wann der Antichrist auftreten wird. Von Daniels Perspektive aus gesehen kommt diese Differenz von 2.500 Jahren noch hinzu, sodass das Ereignis für ihn noch viel ferner lag.
Warum hat Gott ihm das gezeigt? Ich hoffe, dass in den nächsten Minuten deutlich wird, warum das auch für uns wichtig ist.
Sehen Sie also bitte zunächst in das Porträt hinein, das in den ersten Versen 36 bis 40 gezeichnet wird. Diese Verse beschreiben das Wesen dieses Mannes. Es ist fast so, als ob die Sünde, als ob das Böse in diesem einen Menschen eine letzte unheimliche Zuspitzung findet.
Der König wird tun, was er will, sich überheben und groß tun gegen alles, was Gott ist. Gegen den Gott aller Götter wird er Ungeheuerliches reden – und es wird ihm gelingen.
Die drei Kennzeichen des Antichristen
Mindestens drei Kennzeichen lassen sich von diesem Antichristen festhalten.
Die totale Selbsterhebung
Das erste Kennzeichen ist eine totale Selbsterhebung. Der König wird tun, was er will. Er wird sich überheben, über alles. Er wird keine Grenze respektieren und den totalen Machtanspruch erheben.
Auch wenn noch andere Herrscher zu seiner Zeit tätig sein werden, wie die Bibel uns zeigt, wird der Antichrist nach totaler Kontrolle streben. Von Daniel 7 bis Daniel 9 wissen wir, wie lange diese totalitäre Herrschaft dauern wird. Insgesamt werden es sieben Jahre sein. Für alle, die Daniel ein wenig kennen, ist das die sogenannte siebzigste Jahrwoche.
In der Halbzeit dieser sieben Jahre wird es eine massive Zuspitzung geben, für die Schlussstrecke, die zweite Halbzeit, die letzten dreieinhalb Jahre. Das haben wir bei Daniel gelernt. In dieser Zeit insgesamt wird der Antichrist versuchen, eine totalitäre Monarchie zu errichten.
Wenn wir fragen, woher er diese Macht bekommt, wird deutlich, dass sein System sich nicht allein auf politische Faktoren stützt und verlässt. Vielmehr wird es, wie die Bibel uns ganz offen sagt, auch von dämonischen, von teuflischen Kräften gestützt.
Das mag uns erstaunen, aber die Bibel redet sehr offen darüber. Das hat auch der Apostel Paulus schon beschrieben, im 2. Thessalonicherbrief, Kapitel 2, Vers 9. Dort redet er über diesen Antichristen. Er sagt: „Der Böse aber wird in der Macht des Satans auftreten mit großer Kraft und lügenhaften Zeichen und Wundern.“ (2. Thessalonicher 2,9)
Er wird also die Kraft Satans auf seiner Seite haben. Er wird Zeichen und Wunder vollbringen können. Das heißt, er wird übernatürliche Dinge tun können, wahrscheinlich Heilungen vollbringen und möglicherweise erstaunliche Dinge in der Natur bewirken.
Das wird ihm Respekt bei vielen Menschen einbringen. Es wird viele auch erschrecken lassen, und manche werden Vertrauen zu ihm fassen. So wird seine Macht und der Respekt vor ihm unterstrichen.
Was er will, ist die totale Weltbeherrschung. Er wird keinerlei Machteinschränkung respektieren. Dieses antichristliche Projekt, wie wir zuvor bei Daniel gesehen haben, versteht sich als die Fortsetzung des wiedererstandenen Römischen Weltreichs. Es wird die Schlussfassung, die totale Steigerung des Römischen Weltreichs sein.
Das haben wir in den vorherigen Kapiteln bei Daniel immer wieder gesehen. Dabei zieht es diesen Antichristen in geheimnisvoller Weise immer wieder in den Nahen Osten. Er wird sich wahrscheinlich zwischenzeitlich sogar als Schutzmacht für Israel ausgeben.
Das haben wir in Daniel 9,27 gesehen, als westliche Schutzmacht, wenn möglicherweise die arabische Welt sich gegen Israel stellt. Das ist gut denkbar, oder Russland könnte im Verein mit ihnen sein. Am Ende wird der Antichrist jedoch einen großen Teil des jüdischen Volkes vernichten, obwohl er sich vorher als dessen Beschützer ausgegeben hat.
Das wird in aller Brutalität im Alten Testament beschrieben, in Sacharja 13,8. Dort spricht der Herr: „Es soll geschehen in dem ganzen Land, dass zwei Teile darin ausgerottet werden und untergehen.“ Das ist ein Massenmord an den dann lebenden Juden durch den Antichristen.
Das ist das erste Kennzeichen des Antichristen: die totale Selbsterhebung.
Die totale Selbstvergötzung
Und dann sehen wir gleich ein zweites Kennzeichen: die totale Selbstvergötzung.
Sehen Sie im zweiten Teil von Vers 36, dass er sich gegen den Gott aller Götter richten wird. Er wird Ungehöriges gegen ihn reden – also gegen den Gott der Bibel, den lebendigen Gott, den Gott der Juden, den Vater Jesu Christi, an den wir glauben.
In Vers 37 steht: „Auch die Götter seiner Väter wird er nicht achten.“ Er wird weder den Lieblingsgott der Frauen achten – dazu später mehr – noch irgendeinen anderen Gott. Während Antiochus IV. die Götter seiner Väter zumindest in seinem öffentlichen Verhalten achtete, leugnet der Antichrist die Macht eines Gottes überhaupt. Das ist auffällig.
Diese Leugnung und Lästerung alles Göttlichen geschieht mit einer klaren Absicht. Der Antichrist nimmt für sich selbst göttliche Vollmacht in Anspruch. Er ist der Antichristus, derjenige, der sich an die Stelle Christi setzt. Er ist der Antigott, derjenige, der sich an die Stelle der anderen Götter setzen und an ihrer Statt verehrt werden will.
Interessanterweise beschreibt Paulus genau dies in 2. Thessalonicher 2,4. Er sagt, dieser Mensch der Bosheit sei der Widersacher, der sich über alles erhebt, was Gott oder Gottesdienst heißt. So setzt er sich in den Tempel und gibt vor, selbst Gott zu sein. Paulus bestätigt hier eindrücklich, viele hundert Jahre später, was Daniel zuvor schrieb. Paulus, der große Lehrer der Christenheit.
Wie viel Akzeptanz die Gottesleugnung bei Menschen erzielen kann, zeigen einige aktuelle Bücher, die im Oktober auf der Frankfurter Buchmesse für Furore sorgten. Man fragt sich, ob der Antichrist, wenn er so offen die Gottheit leugnet, überhaupt Zustimmung finden wird. Doch das kommt teilweise gar nicht schlecht an.
Ganz aktuell ist da Richard Dawkins mit seinem Buch „Der Gotteswahn“. Er sagt, der Glaube mache den Menschen zum Mörder – etwas zugespitzt formuliert. Wer einen Glauben ernst nimmt, steht immer in der Gefahr, zum Terroristen zu werden.
Oder denken wir an das neue Buch von Michel Onfray mit dem Titel „Wir brauchen keinen Gott“ oder an die Veröffentlichung von Christopher Hitchens „Der Herr ist kein Hirte“. All das ist ein offener Affront gegen Gott. Diese Tonart könnte sich auch der Antichrist zunutze machen – das ist vorstellbar.
Dennoch wird der Antichrist zu Beginn seiner Herrschaft aus strategischen Gründen die Zusammenarbeit mit der Religion suchen. Das ist in Offenbarung 17 sehr deutlich dokumentiert. Der Antichrist kooperiert eine Zeit lang mit der Welteinheitsreligion, die sich allmählich herauskristallisiert, um seine eigene Machtbasis religiös abzustützen.
Wenn er dann die ganze Macht besitzt, wird er diese Religion wie ein lästiges Insekt abschütteln und sich selbst endgültig in den Mittelpunkt allen Gottesdienstes stellen. So zeigen es uns Offenbarung 17 und 18.
In Vers 37a steht sogar: „Die Götter seiner Väter, also die er von Kindheit an angebetet hat, wird er nicht achten.“ Dann folgt eine rätselhafte Aussage: „Er wird weder den Lieblingsgott der Frauen noch irgendeinen anderen Gott achten.“
Ich möchte nicht darüber spekulieren, was genau mit dem „Lieblingsgott der Frauen“ gemeint ist. Menger übersetzt, dass er sich nicht um den Lieblingsgott der Frauen kümmern wird. Bei den Babyloniern war das Tamuz, im Griechischen Adonis, bei den Ägyptern Osiris – ein junger, schöner Gott. Das könnte hier gemeint sein.
Andere Ausleger übersetzen es so, dass er sich nicht um die Sehnsucht der Frauen kümmern wird oder dass er keinen Hang zu Frauen hat. Daraus haben einige die Frage abgeleitet, ob der Antichrist möglicherweise homosexuell wäre. Diese Interpretation ist jedoch mit Vorsicht zu genießen, da der Text an dieser Stelle nicht präziser informiert. Das müssen wir offenlassen.
Jedenfalls, so sehr er den lebendigen Gott der Bibel und die Götzen der Heiden ablehnt, so völlig wird der Antichrist die totale Verehrung seiner selbst fordern.
Martin Luther hat einmal betont, dass diese Haltung im Kern – wenn auch nicht in ihrer Zuspitzung – das Problem eines jeden Menschen ist. Er sagte: „Wir wollen nicht, dass Gott Gott ist, sondern wir wollen selber Gott sein.“ Das ist unser Problem.
Wir wollen nicht, dass Gott Gott ist, sondern wir wollen selbst Gott sein. Wir wollen der Gott unseres Lebens sein, selbst über unser Leben verfügen und bestimmen. Gott soll uns nichts vorgeben, er soll uns nicht reinreden. Meine Entscheidungen treffe ich allein, und ich bin keinem Gott dafür verantwortlich.
Das ist die Grundhaltung der Sünde. In der Person des Antichristen können wir im Grunde sehen, wohin diese Haltung zielt, wenn sie sich ganz entfalten kann – wenn sie sich ganz austoben kann. Die Haltung, dass ich mein eigener Gott sein will.
Beim Antichristen endet das in totaler Blasphemie, in totaler Gotteslästerung und Gegnerschaft zu dem lebendigen Gott.
Die totale Selbstermächtigung in militärischer Hinsicht
Sein Ziel ist die Weltbeherrschung, und dazu ist ihm jedes Mittel recht. Besonders setzt er auf massive Waffentechnik.
Das ist das Dritte, was hier beschrieben wird: die totale Selbsterhebung, die totale Selbstvergötzung und schließlich zum Schluss das dritte Kennzeichen, die totale Selbstermächtigung – und zwar in militärischer Hinsicht.
In Vers 38 ist davon die Rede, dass er den Gott der Festungen verehren wird. Das ist ein Bild für militärische Macht. Von diesen Festungen wird in Kapitel 11 häufiger gesprochen, und sie beschreiben immer eine militärische Machtposition.
Er wird also die moderne Waffentechnologie nutzen und den totalen Krieg führen. Dabei setzt er den totalen Einsatz aller zur Verfügung stehenden Machtmittel ein. So hat es ja schon Daniel 7,23 angekündigt: Sein Reich wird die ganze Erde zertreten und zermalmen. Das ist das Ziel dieses Antichristen.
In diesen militärischen Machtapparat wird er sein Vermögen investieren. Vers 38 sagt, dass er den Gott, von dem seine Väter noch nichts wussten, verehren wird. Die ganze Waffentechnik, die damals noch unbekannt war, wird er mit Gold, Silber, Edelsteinen und Kostbarkeiten ehren.
So wird er gewissermaßen das Staatsvermögen in diesen Bereich investieren. All seine Waffentechnik und Bauwerke wird er in den Dienst dieser militärischen Macht stellen.
Vers 39 beschreibt, dass er die starken Festungen dem fremden Gott unterstellen wird – diesem fremden Gott, dem totalen Krieg. Letztlich ist das der Gott, dem er alles opfert und dem er sich vollständig hingibt.
Seine Macht wird er weiter stabilisieren, indem er Günstlinge, Ja-Sager und Speichellecker belohnt. Vers 39 sagt: Am Ende wird er diejenigen, die ihn erwählen, mit großer Ehre ausstatten. Er wird sie zu Herren über viele machen und ihnen Land als Lohn geben.
Diese Günstlinge sind die Menschen, die ihm gewissermaßen aus der Hand fressen. Er wird sie einsetzen, und so wird seine Macht weiter verfestigt.
Die militärische Expansion und das Ende des Antichristen
Mit einem so ausgebauten Imperium wird er dann seine Eroberungspolitik verfolgen. Dabei wird er eine Blutspur von schreiendem Leid und Elend hinter sich herziehen.
Das betrifft die Verse 40 bis 45. Auch dieses globale Imperium sieht sich zunächst militärischen Angriffen ausgesetzt. In Vers 40 heißt es, der König des Südens wird sich mit ihm messen, und der König des Nordens wird einfallen.
Es gibt interessante Hinweise in Hesekiel 38, die darauf hindeuten, dass es sich dabei um eine endzeitliche Verwicklung Russlands handeln könnte. Wir können das heute nicht vertiefen, aber es wäre möglich. Ich will mich dabei jetzt nicht festlegen. Eine genauere Untersuchung von Hesekiel 38 wäre dazu nötig.
Zunächst kann sich dann das antichristliche Regime machtpolitisch durchsetzen. Das wird in den Versen 41 bis 43 deutlich. Er wird den König des Südens und den König des Nordens besiegen, heißt es in Vers 41. Außerdem wird er in das herrliche Land einfallen, was natürlich Israel meint. Viele werden dabei umkommen.
Es heißt weiter, viele werden umkommen, aber Edom, Moab und der Hauptteil der Ammoniter werden seiner Hand entkommen. Das ist interessant. Zunächst macht er eine Invasion Richtung Israel, verschont aber die Länder im Südosten, wie hier angegeben.
Warum? Weil strategisch die Situation im Südwesten, also auf dem afrikanischen Kontinent, viel wichtiger ist. Darauf wird er seine Aufmerksamkeit richten und weiter nach Südwesten vordringen.
In den Versen 42 und 43 steht, dass er seine Hand nach den Ländern ausstrecken wird. Ägypten wird ihm nicht entkommen. Er wird Herr werden über die goldenen und silbernen Schätze und alle Kostbarkeiten Ägyptens. Liby und Puschita werden ihm folgen.
Er wird seine Macht zunehmend ausbauen. Es ist gut denkbar, dass zu dieser Zeit etwa die Hälfte seiner Regierungszeit bereits vorbei ist und er in dieser Phase die Weltreligion abschütteln wird. Er wird sich erheben, den Druck auf Israel verstärken und gen Süden vorgehen.
Währenddessen wird er, so heißt es in Vers 44, von Gerüchten hören, die ihn erschrecken – aus Norden und Osten. Das bedeutet, es wird dort einen Aufruhr geben, möglicherweise von anderen Mächten wie Russland oder wer auch immer.
Daraufhin wird er zurückziehen und sich dieser Bedrohung widmen. Aus strategischen Gründen wird er ein logistisches und ideologisches Zentrum in Israel errichten.
In Vers 45 steht, dass er seine prächtigen Zelte aufschlagen wird zwischen dem Meer und dem herrlichen heiligen Berg. Das lässt sich gut lokalisieren: Zwischen Mittelmeer und Totes Meer liegt Israel, und der Berg, von dem hier die Rede ist, ist nach biblischem Sprachgebrauch der Berg Zion.
Irgendwo zwischen Mittelmeer, Totes Meer und Berg Zion in Jerusalem wird er ein neues Hauptquartier errichten. Dieses wird gewissermaßen eine logistische und ideologische Zentrale für den Kampf in den letzten Tagen sein.
Von hier aus will er dann, so glaubt er, sein Imperium endgültig sichern. Eine interessante Skizze, die uns der Prophet Daniel um 535 v. Chr. zeichnet. Aus heutiger geostrategischer Perspektive ist das durchaus nachvollziehbar. Das sollten wir einfach so zur Kenntnis nehmen.
Am Ende sehen wir, wie es hier endet. Auf dem Höhepunkt wird es mit ihm ein Ende nehmen. Niemand wird ihm helfen.
Überlegen Sie: Auf dem Höhepunkt seiner totalen Macht wird der Antichrist die Kraft und Überlegenheit des allmächtigen Gottes erfahren. Das wird hier kurz und knapp geschildert, um deutlich zu machen, dass es eine lakonische Selbstverständlichkeit ist: Gott wird es tun. Gott wird wie ein Wölkchen den Antichristen beiseiteschieben.
Schon in Vers 36 war das angedeutet. Dort heißt es, es wird ihm gelingen, diesen ganzen Aufstand gegen die Götter und gegen die politischen Mächte durchzuführen, bis sich der Zorn erfüllt hat. Damit ist der Zorn Gottes gemeint.
Denn es muss geschehen, was beschlossen ist. Er wird so lange Erfolg haben, bis Gott sagt: Stopp! Bis der Becher von Gottes Zorn voll ist und das, was Gott geplant hat zuzulassen, erreicht ist. Dann ist Schluss.
Gott wird die ganze Sache mit einem einzigen Wort stoppen. Wörtlich heißt es in Vers 36, er wird Erfolg haben, bis das Maß des Zornes voll ist. Denn was beschlossen ist, nämlich bei Gott, das kommt zur Ausführung.
Ein beeindruckendes Porträt dieses Antichristen.
Ein dichterischer Blick auf den Antichristen
Der deutsche Dichter Reinhold Schneider hat 1938 folgendes Gedicht über diesen Antichristen geschrieben. Darin heißt es, er werde sich kleiden in der Gestalt des Herrn und seine heilige Sprache sprechen. Er werde sich seines Richteramtes erfrechen und über das Volk die Gewalt erlangen.
Priester werden, wenn sein Ruf erschallt, zu seinen Füßen ihr Gerät zerbrechen. Das bedeutet, sie werden sich anpassen – auch die religiösen Führer und Theologen. Sie werden sich ihm anpassen, ihr Gerät zerbrechen und sich von ihm neue Wahrheiten vorgeben lassen.
Auch Priester werden, wenn sein Ruf erschallt, zu seinen Füßen ihr Gerät zerbrechen. Die Künstler und die Weisen werden mit ihm zechen, denn sein Lob hallt aus Künstlermund. Niemand ahnt, dass Satan aus ihm spricht und seines Tempels Wunderbau zum Preis die Seelen fordert, die er eingefangen hat.
Erst wenn er aufwärts fahren will ins Licht, wird ihn der Blitzstrahl aus dem höchsten Kreis ins Dunkel schleudern, wo er ausgegangen ist.
Diese beeindruckenden Zeilen machen deutlich, wie frech das Aufstreben des Antichristen ist. Aber wenn seine Macht am größten ist, erst dann, wenn er aufwärts fahren will ins Licht, wird ihn der Blitzstrahl aus dem höchsten Kreis – diese Macht Gottes – ins Dunkel schleudern, wo er hergekommen ist.
Reinhold Schneider hatte, als er das 1938 schrieb, natürlich auch Adolf Hitler im Blick. Deshalb wurde 1945 eine Anklage wegen Hochverrats gegen Reinhold Schneider vorbereitet, die wegen des Kriegsendes jedoch nicht mehr zustande kam.
Hitler war für Schneider einer der Vorläufer, einer von denen, an denen sich manche Züge dieser Erhebung, dieser totalitären Versuchung deutlich zeigen. Aber auch Schneider wusste, dass Hitler nur einer von vielen Vorläufern ist, nur eine der vielen Vorschattungen dieser Schreckensfigur, die am Ende der Weltgeschichte auf die Bühne treten wird.
Die Gewissheit des göttlichen Endes
Und sehen Sie, liebe Gemeinde, in diesem Moment ist es besonders wichtig, dass wir wissen: Die Verse 1 bis 35 hat Gott präzise erfüllt, haben wir letzten Sonntag gesehen. Wir dürfen darauf vertrauen, dass auch diese Verse, die wir jetzt gelesen haben, genauso minutiös in Erfüllung gehen werden.
Wir haben zwar keinen Zeitplan. Die Bibel sagt uns nirgendwo eine Jahreszahl, wann das passieren wird. Jegliche Spekulation ist uns verboten. Aber das will ich auch sagen: Unsere Generation, liebe Leute, kann sich dieses Szenario, diese ganze Szenerie, ungleich besser vorstellen als das etwa zu Daniels Zeiten möglich gewesen wäre.
Schauen Sie mal: Eine Menschheit, die sich immer williger auf Globalisierung einlässt, kann sich diese weltweiten Machtstrukturen durchaus vorstellen. „Wir brauchen eine Weltregierung“, heißt es immer häufiger. „Wir brauchen weltweit akzeptierte militärische Eingreiftruppen“, wird gefordert.
Macht in den Händen von immer weniger Menschen konzentriert – umso leichter wird dann auch irgendwann der Umschlag in totalitäre Strukturen denkbar sein. Das ist für uns viel leichter vorstellbar geworden.
Warum die Prophetie über den Antichristen wichtig ist
Und zum Schluss stellt sich die Frage: Warum musste Daniel das aufschreiben? Warum? Warum hat Gott ihm erlaubt, bis zu dieser letzten Grenze zu schauen? Und warum ist es für uns wichtig, das zu wissen?
Ich habe zwei Antworten darauf gefunden.
Die erste Antwort lautet: Was wir hier sehen sollen, ist, dass am Ende immer Gott steht.
Erstens: Am Ende steht immer Gott
Das ist das Erste, was wir festhalten wollen: Am Ende steht immer Gott.
Die Verse 1 bis 35 zeigen, dass Gott über der Geschichte steht. All die einzelnen Herrscher können letztlich nur in ihre Ämter eintreten, weil Gott es irgendwie zulässt. Er hat es längst vorher gewusst. Gott steht über der Geschichte.
Doch diese Verse, und vor allem Vers 45 am Ende, zeigen, dass Gott nicht nur über der Geschichte steht, sondern auch am Ende der Geschichte. Am Ende steht immer Gott. Das heißt, auch die letzte Zuspitzung der Sünde, auch der frechste Bösewicht wie dieser Antichrist, auch der mächtigste Böse wird von Gott kontrolliert.
Es kann nichts aufkommen, keine Macht kann je so stark werden, dass sie sich der Kontrolle des lebendigen Gottes entziehen könnte – keine Macht. So setzt Gott auch dem Antichristen eine verbindliche Frist. Wir wünschen uns manchmal, und Ihnen geht es wahrscheinlich ähnlich wie mir, dass Gott schon früher sichtbar eingreifen würde.
Manchmal wünschen wir uns, dass manches Böse erst gar nicht passieren kann, dass manches Gemetzel und Massaker verhindert wird, bevor es so viele Opfer kostet. Wir wünschen es uns so sehr. Aber Gott lässt auch manches zu. Es muss deutlich werden, wohin der Mensch mit seiner Verantwortlichkeit kommt.
Auch das Böse muss sich öffentlich ausreifen in bestimmten Situationen. Doch Gott kann immer noch das Böse zum Guten verwenden. Die Bibel sagt häufig, dass Leiden zur Läuterung für sein Volk dienen kann. Dieses Leiden in der Endzeit, das Leiden unter dem Antichristen, wird dazu führen, dass die überlebenden Israeliten sich zu Christus umkehren.
Sie werden erkennen, wie Zacharja sehr deutlich schreibt in Kapitel zwölf: „Er ist der Heiland, den wir brauchen.“ Das bleibt entscheidend: Am Ende steht immer Gott. Das wird auch der Antichrist erfahren.
Paulus schreibt in 2. Thessalonicher 2,8: „Ihn wird der Herr Jesus umbringen mit dem Hauch seines Mundes, und er wird ihm ein Ende machen durch seine Erscheinung, wenn er kommt.“ Also derjenige, der das Urteil über den Antichristen vollstreckt, ist der Sohn Gottes selbst, Jesus Christus.
Was hier in Vers 45 steht, wird durch Jesus Christus verwirklicht. In Offenbarung 19, ab Vers 11 wird dann die Entscheidungsschlacht bei Harmageddon beschrieben. Das ist der Stoff für viele Filme gewesen, die das natürlich völlig verzerrt thematisieren.
Aber die Bibel sagt: Es wird diese Entscheidungsschlacht geben, und Christus wird den Antichristen endgültig in die Schranken weisen. Er wird beweisen, dass am Ende immer Gott steht – am Ende steht immer Christus.
Bereits vorher, in der letzten Trübsalszeit, sagt die Bibel, wird es Evangelisation geben. Das können Sie in Offenbarung 7 nachlesen, ab Vers 4. Dort werden Menschen sein, die sich in dieser Trübsalszeit zu Christus bekehren, Juden und Heiden.
Sie werden das Evangelium ausbreiten und den Menschen sagen: „Glaube an Christus! Er kann dich auch durch diese große Not hindurch retten. Er will dir ewiges Leben schenken. Vertraue ihm, deinem Retter!“ So wird für viele die Mitte der Nacht zum Anfang eines neuen strahlenden Tages.
Liebe Gemeinde, diese Verse sind ein starker Trost, weil sie uns sagen: Vergiss es nicht, am Ende steht immer Gott. Am Ende steht immer Gott – für Daniel, für uns und für die Generationen, die diese Ankündigung an eigenem Leibe erfahren werden.
Wenn es so weit sein wird, dann hoffe ich, bete ich und wünsche ich, dass diese Wahrheit bis dahin immer weitergetragen wird. Dass dann Menschen da sind, die Daniel 11 aus der Tasche ziehen und Vers 45 dick unterstrichen haben, ebenso wie Vers 36 C, und die dann wissen: Er kommt zu seinem Ende.
Wir sind nicht verloren, weil Christus uns helfen wird und weil er der Stärkere ist. Am Ende steht immer Gott. Auch die größte totalitäre Macht muss am Ende vor Gott die Knie beugen.
Übrigens: Auch am Ziel deines Lebens und am Ziel meines Lebens wird Gott stehen. Am Ende steht immer Gott. Der Hebräerbrief sagt: Es ist dem Menschen bestimmt zu sterben und danach das Gericht Gottes.
Am Ende steht immer Gott – ob für den Antichristen oder für Sie oder mich. Am Ende steht Gott. Gegenüber Gott und seinem Zorn kann uns niemand helfen.
Schauen Sie: Der Antichrist mit seiner ganzen Macht, wie es hier in Vers 45 steht, wird ein Ende nehmen. Und niemand wird ihm helfen. Er hat seinen ganzen militärischen Machtapparat aufgebaut, seine Günstlinge um sich versammelt und seine politischen Zentralen strategisch über seinen Machtbereich verteilt.
Doch dann steht er vor Gott, und niemand wird ihm helfen. Gegenüber Gott und seinem Zorn kann uns niemand helfen – außer einem. Und das ist Gott selbst.
Genau das wird jetzt in den letzten Sätzen deutlich, ohne die ich Sie nicht aus diesem Gottesdienst entlassen will und kann. Denn da lässt Gott uns zum Schluss noch eine zweite Wahrheit so deutlich werden.
Zweitens: Am Ende gibt es nur entweder oder
Also erstens: Am Ende steht immer Gott.
Und zweitens: Am Ende gibt es nur entweder oder. Es gibt nur eine von zwei Möglichkeiten.
Sehen Sie sich Vers 1 im Kapitel 12 an: Zu jener Zeit wird der große Engelfürst, der für sein Volk eintritt, Michael, sich aufmachen. Es wird eine Zeit großer Trübsal sein, wie sie nie gewesen ist, seitdem es Menschen gibt, bis zu jener Zeit.
Jetzt kommt es: Aber zu jener Zeit wird dein Volk errettet werden, und zwar alle, die im Buch geschrieben stehen – alle, die in der Computerliste gefunden werden. Entweder stehe ich drin oder ich stehe nicht drin.
Übrigens will ich noch sagen, dass dieser Vers auch noch einmal die unsichtbare Dimension dieses Kampfes unterstreicht. Dieser Kampf wird gewissermaßen auch in der unsichtbaren Welt begleitet.
Der Erzengel Michael ist einer der schützenden Engel Israels. Er wird in dieser letzten Phase bei dem Volk Gottes in besonderer Weise präsent sein.
Während der Antichrist von satanischer Macht flankiert wird und niemand ahnt, dass Satan durch ihn spricht – wie Reinhold Schneider sagt – stehen auch Gottes unsichtbare Truppen bereit. Das sehen wir hier an Michael.
Warnung vor der Verharmlosung des Okkultismus in unserer Zeit
Im Übrigen erleben wir in unserer Zeit, dass das Thema Okkultismus immer mehr hoffähig wird. Das muss an dieser Stelle einmal gesagt werden. Vor einigen Jahren wäre es noch undenkbar gewesen, wie wir es in der kommenden Woche wieder erleben werden: Das Reformationsfest in den Schulen wird zunehmend vom Halloween-Kult verdrängt.
Am Mittwoch ist es so weit: Halloween, der Vorabend von Allerheiligen, also All Hallows Evening, die Nacht vom 31. Oktober zum 1. November. Dieser Termin fällt zusammen mit dem keltischen Geisterfest für den Totengott Samhain. Dabei geht man davon aus, dass die Seelen der Toten aus dem Vorjahr für kurze Zeit in ihre Häuser und Wohnungen zurückkehren. Die Wohnungen werden entsprechend geschmückt und vorbereitet, damit den Geistern Gutes widerfährt, wenn sie zurückkommen. Der Kürbis steht bereit und signalisiert gewissermaßen, dass man kommt.
Doch die Erde entlässt nicht nur die Verstorbenen, so sagt dieser Geisterkult, sondern auch Geister, Dämonen und Kobolde. Das ist das Gedankengut dahinter. Seit den 1990er Jahren wird dieser Brauch im deutschsprachigen Raum gefeiert und breitet sich immer mehr aus. Der Kult mit den Kürbissen, die als Totengerippe verkleideten Schüler, der Spuk und der Spaß mit Geistern und Dämonen nehmen zu.
Oft verbindet sich damit eine amerikanische Tradition: Die Kinder kommen in die Läden und sagen „Trick or treat“. Frei übersetzt bedeutet das „Süßes oder Saures“. Entweder gibt man ihnen Süßigkeiten, oder sie spielen einen Streich und fügen Ärger zu. Entweder bekommen sie etwas, oder sie tun etwas.
Übrigens ersetzt dieser Brauch zunehmend das Martinssingen. Das Martinssingen erinnerte wenigstens noch daran, dass man sich um Arme kümmern sollte. Der heilige Martin war ein frommer Mann, der ein Stück von seinem Mantel abschnitt und es einem armen Mann gab. Die Kinder sangen: „Martini, Martini, Martini, Martini.“ Danach bekamen sie Bonbons, Mars, Milkyways und andere Süßigkeiten in ihre Tüten.
Dieses Martinssingen wird immer stärker ersetzt durch das „Süßes oder Saures“-Sagen. Man merkt, wie sich die Dinge verschieben. Früher gab es einen Schulgottesdienst zum Reformationsfest, bei dem erklärt wurde, was die Reformatoren in Christus entdeckt hatten – die Wahrheit der Bibel. Doch das Reformationsfest wird heute durch ein Geisterfest ersetzt.
Das bedeutet eine totale Verharmlosung des Themas Okkultismus, als handele es sich bei bösen Geistern nur um Spaß und Spiel. Die Menschen, die auf diese Weise vorbereitet werden, machen sich nicht klar, was es später bedeuten könnte, okkulte Praktiken wirklich zu versuchen und durchzuführen. Sie glauben, die Geister seien alle nur harmlos, und alles sei gar nicht wahr.
So wird das Denken unserer Kinder systematisch verändert. An die Stelle der Erinnerung an die Reformation tritt ein Geisterkult. Die Fundamente werden verrückt, die Haltung und das Denken ändern sich schleichend. Natürlich werden die meisten Kinder sagen, es sei doch nur Quatsch, nur Spaß. Aber was nehmen wir ihnen damit weg, und was geben wir an dieser Stelle?
Passend dazu erscheint jetzt auch die Übersetzung des letzten Harry-Potter-Buches mit großem Aufwand in den Läden. Dort kommt es zu einer systematischen Vermischung von vermeintlich Gut und Böse. Der Okkultismus wird verharmlost, und böse Geister und Mächte sollen letztlich vermeintlich Gutes hervorbringen. Das führt zu einer totalen Verwirrung des Denkens und Empfindens unserer Kinder – und nicht nur der Kinder.
Auch der Antichrist wird versuchen, im Verein mit dem Satan, der hinter ihm steht, die Menschen von jeglicher Verbindung mit dem lebendigen Gott fernzuhalten. Er wird versuchen, sie abzuschneiden, ihr Denken und ihren Glauben zu kontrollieren und sie von ihren Wurzeln zu trennen. Aber am Ende steht Gott, und seine Leute werden errettet – alle, die im Buch geschrieben stehen.
Die entscheidende Frage: Stehe ich im Buch?
Und die entscheidende Frage für sie lautet: Stehen sie im Buch? Denn davon wird abhängen, ob sie errettet sind oder nicht. Stehen sie im Buch?
Am Ende gibt es nur entweder oder. Ob ich im Buch stehe oder nicht, davon hängt auch ab, was mit mir wird. In Vers 2 heißt es: „Und viele, die unter der Erde schlafen, werden aufwachen, die einen zum ewigen Leben, die anderen zu ewiger Schmach und Schande.“ Das bezieht sich auf die Endzeit, aber die Bibel macht deutlich, dass das generell gilt.
Die Frage ist nicht, ob ich im ewigen Tod bleibe oder wieder lebendig werde, sondern die Alternative ist eine andere. Sie lautet schlichtweg: Wo verbringe ich meine Ewigkeit? Auferstehen muss jeder, sagt dieser Vers. Die einen werden auferstehen zum ewigen Leben, die anderen zu ewiger Schmach und Schande. Das ist die Hölle, das ewige Gericht, die ewige Verdammnis. Wo verbringe ich meine Ewigkeit?
Auch Paulus hat in einer öffentlichen Rede gesagt (Apostelgeschichte 24), dass er die Hoffnung zu Gott hat, nämlich dass es eine Auferstehung der Gerechten wie der Ungerechten gibt. Und jetzt ist die große Frage: Wer sind die Gerechten?
Die Gerechten sind nach Aussage der Bibel nicht diejenigen, die vermeintlich bessere Menschen sind als andere, die etwas weniger auf dem Kerbholz haben oder rücksichtsvoller ihren Mitmenschen begegnen. Nein, die Bibel sagt, es gibt nur einen Weg, gerecht zu werden vor Gott.
Gerecht heißt, von Gott gerecht gesprochen zu werden, von meiner Schuld freigesprochen zu sein, angenommen von Gott als Kind. Das heißt in der Bibel immer gerecht, gerechtfertigt, gerecht gesprochen trotz meiner Schuld. Und die Bibel macht deutlich, es gibt nur einen einzigen Weg, gerecht zu werden.
Dieser eine Weg führt über das Kreuz. Dort, wo der Herr Jesus Christus für unsere Schuld gestorben ist und die Strafe getragen hat, die wir verdient gehabt hätten. Dort allein werde ich gerecht vor Gott, wenn ich die Vergebung, die der Herr Jesus erworben hat, persönlich ergreife. Wenn ich sage: Sprich du mich gerecht! Ich bin auf Gnade und Barmherzigkeit angewiesen. Sprich du mich gerecht!
Nur wer so ein Gerechter geworden ist, wird dabei sein bei der Auferstehung zum ewigen Leben. Und wird nicht dabei sein bei der Auferstehung zu ewiger Schmach und Schande.
Ein letzter Unterschied wird in Vers 3 deutlich. Dort heißt es: „Und die da lehren“ – eigentlich müsste es heißen: „Und die Verständigen, diejenigen, die Verständnis gewonnen haben, werden leuchten wie des Himmels Glanz und viele zur Gerechtigkeit weisen wie die Sterne immer und ewiglich.“
Also das ist der Unterschied: Die einen sind verständig, die anderen bleiben blind für Gottes Wahrheit. Die Frage ist: Wie werde ich verständig? Verständig werde ich dadurch, dass ich Gottes Wahrheit akzeptiere, dass ich mir von der Bibel mein Denken erleuchten lasse, dass ich das ernstnehme und annehme, was Gott mir über diese Welt und über mein Leben sagt. So werde ich verständig.
Und wenn ich so verständig geworden bin, dann werde ich auch andere zur Gerechtigkeit weisen. Dann werde ich es anderen sagen wollen, dass sie gerettet werden können, dass sie im Buch des Lebens stehen sollen, dass Christus für sie gekommen ist und dass sie seine Vergebung brauchen – so allein. Und dass sie nur so zur Auferstehung des Lebens kommen.
Jesus nimmt diesen Vers später auf und macht deutlich, dass das nicht nur für die gilt, die unter dem Antichristen getötet werden, sondern dass das generell gilt. Das macht Jesus in Matthäus 13 deutlich, wo er noch einmal aus Daniel 12 zitiert.
Dort unterscheidet er und sagt: „Und die einen werden in den Feuerofen geworfen, da wird Heulen und Zähneklappern sein.“ Das sind die Menschen, die den Glauben an Jesus verweigert haben.
Und dann heißt es weiter: „Und die Gerechten werden leuchten wie die Sonne in des Vaters Reich.“ Das sind die, die gerecht geworden sind durch Jesu Vergebung.
Schlussfolgerung und Einladung
Und so lassen Sie uns das zum Schluss festhalten: Am Ende steht immer Gott – auch am Ende Ihres Lebens.
Das Zweite, was wir gesehen haben: Am Ende gibt es nur ein Entweder-oder. Stehe ich im Buch des Lebens oder stehe ich nicht darin? Darf ich zum ewigen Leben auferstehen oder muss ich zur ewigen Verdammnis auferstehen? Bin ich verständig durch Christus oder bleibe ich blind?
Auf alle diese drei Fragen gibt es immer nur dieselbe Antwort.
Wie werde ich verständig? Jesus hat gesagt in Johannes 8,31: „Wenn ihr bleiben werdet an meiner Rede, wenn ihr meinen Worten glaubt, die hier in der Heiligen Schrift sind, dann werdet ihr die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch freimachen.“ Ich werde verständig allein durch Jesus.
Und wie bekomme ich das ewige Leben? Jesus hat gesagt in Johannes 11: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, selbst wenn er stirbt.“ Das ewige Leben bekomme ich allein dadurch, dass ich mich im Vertrauen an diesen Jesus Christus wende und sage: Herr, rette mich! Herr, vergib mir! Herr, schenke mir das ewige Leben!
Und wie kommt mein Name hinein in dieses Buch des Lebens? Im vorletzten Kapitel der Bibel, Offenbarung 21, wird es deutlich gesagt: Im Himmel sind nur die, die „geschrieben sind im Lebensbuch des Lammes“. Das Lamm ist ein Bild für Christus, der für uns sein Leben gibt. Nur die kommen in den Himmel, die im Lebensbuch des Lammes geschrieben sind. Es ist das Buch Christi.
Wenn wir dann fragen: Wer kommt da hinein? Wer steht da drin? – Dann müssen wir nur ein Kapitel weiterblättern, ins letzte Kapitel des Neuen Testaments. Dort heißt es in Offenbarung 22,17: „Wen da dürstet, der komme; und wer da will, der nehme das Wasser des Lebens umsonst.“
Verstehen Sie, das ist eine Einladung. Der lebendige Gott will, dass Sie im Buch des Lammes, im Buch des Lebens stehen. Er will Ihr Leben retten. Er will Sie dabei haben bei der Auferstehung zum ewigen Leben. Er will Ihnen die Augen öffnen für seine Wahrheit.
Darum lädt er Sie ein – auch mit dieser ernsten Predigt über den Antichristen – und sagt: „Wen da dürstet, der komme; und wer da will, der nehme das Wasser des Lebens umsonst.“ Christus ist das Wasser des Lebens. Er ist Gottes große Einladung auch an Sie.
Damit sehen wir am Ende auch für uns, für uns, die wir nicht in der Zeit des Antichristen leben, dass diese Verse eine brennend aktuelle Botschaft transportieren. Eine Botschaft, die uns ganz persönlich angeht.
Die entscheidende Frage lautet: Hast du Jesus Christus oder hast du ihn nicht? Wenn du Jesus Christus nicht hast, wenn du nicht im Vertrauen zu ihm kommst und dein Leben an ihn bindest, dann kannst du haben, was immer du willst – es wird dir nichts, aber auch gar nichts nützen.
Denken Sie noch einmal an den Antichristen: Mit all seiner Macht und Ausstattung hieß es am Ende, dass niemand ihm helfen wird. So geht es jedem Menschen, der ohne Jesus lebt.
Jesus ist der Herr der Geschichte. Er wird das letzte Wort sprechen. Und wer Jesus hat, der ist sicher – für jetzt und in alle Ewigkeit.
Amen.