
Zurück zur ersten Liebe
Ja, wir haben heute ein kleines Sonderthema. Ich gehe heute raus aus dem zweiten Timotheusbrief und predige über ein Sendschreiben, weil ich das für einen anderen Rahmen vorbereiten muss. Dann habe ich einfach jetzt gedacht, mache ich das jetzt.
Das Thema der Predigt lautet „Zurück zur ersten Liebe“. Es ist tatsächlich, wie wir sehen werden, ein ganz spannendes und auch ein sehr aktuelles Thema.
Wir sehen heute, und das ist eigentlich fast schon schockierend, einen Blick auf eine Gemeinde, die sehr gut angefangen hat. In dieser Gemeinde gab es wirklich viel Lobenswertes. Doch es gab einen einzigen Punkt, der so gravierend war, dass er all das Gute, was diese Gemeinde ausmachte und worin sie treu war, letztlich durchstrich.
Jesus Christus sagte selbst zu dieser Gemeinde sinngemäß: Dieser eine einzige Punkt bei all dem Guten, was ihr macht, ist so gravierend, dass ich nicht mehr durch euch als Gemeinde leuchten kann und möchte.
Und wir denken uns: Wow! Dieser eine Punkt war so gravierend, dass Jesus Christus selbst sagt, dass er nicht mehr durch euch leuchten kann und möchte.
Was Jesus Christus letztlich zu dieser Gemeinde sagt, ist einfach schockierend: Er sagt, wenn ihr in diesem einen Punkt nicht umkehrt, schließt sich die Tür in eurer Gemeinde.
Und ich denke mir: Wow, so etwas kann es geben, bei tausend guten Dingen? Was kann es geben, dass es diese eine Sache gibt, bei der Jesus sagt: Ich schließe eure Türen zu, ich kann nicht mehr durch euch leuchten?
Was ist mit dieser Gemeinde, auf die wir heute schauen, passiert? Innerhalb von Jahrzehnten existierte sie ungefähr vierzig Jahre, bis dieses Sendschreiben zu dieser Gemeinde kam.
Was ist mit dieser Gemeinde innerhalb ein paar Jahrzehnten passiert, dass Jesus Christus selbst solche Anschnitte oder Einschnitte androht?
Wir wollen dieser Frage heute einfach ein bisschen auf den Grund gehen.
Natürlich wollen wir die Anwendung dieses Sendschreibens auch auf uns letztlich anwenden – sowohl als Gemeinde als auch auf unser persönliches Leben. Denn es ist so, dass das erste Sendschreiben zwar an die Gemeinde in Ephesus geht, aber es nicht an eine Institution gerichtet ist und auch nicht einfach an irgendein Gemeindehaus.
Das Sendschreiben geht an die einzelnen Gläubigen, die als Gemeinschaft eine Gemeinde bilden.
Das bedeutet, dass das Sendschreiben, das an die Gemeinde von Ephesus gerichtet ist, durchaus Relevanz für das persönliche Leben hat.
Einführung in das Sendschreiben an die Gemeinde von Ephesus
Schlagen wir gemeinsam Offenbarung Kapitel 2 auf. Dort finden wir ein dramatisches Sendschreiben, wirklich eindrucksvoll. Offenbarung 2,1-7 ist das Sendschreiben an die Gemeinde von Ephesus. Johannes schreibt hier, doch im Grunde sind es die Worte von Jesus Christus selbst.
Er richtet sich an den Engel der Gemeinde von Ephesus und sagt: „Der, der die sieben Sterne in seiner rechten Hand hält und inmitten der sieben goldenen Leuchter wandelt.“ Dann folgt die Botschaft: „Ich kenne deine Werke, deine Bemühungen und dein standhaftes Ausharren. Du kannst die Bösen nicht ertragen und hast diejenigen geprüft, die behaupten, Apostel zu sein, es aber nicht sind. Du hast sie als Lügner erkannt. Du hast schweres Ertragen und standhaftes Ausharren gezeigt. Um meines Namens willen hast du gearbeitet und bist nicht müde geworden.“
Habt ihr gesehen, wie viele Eigenschaften hier genannt werden? Doch dann folgt die Kritik: „Aber ich habe gegen dich, dass du deine erste Liebe verlassen hast. Bedenke, wovon du gefallen bist, tue Buße und tue die ersten Werke. Sonst komme ich rasch über dich und werde deinen Leuchter von seiner Stelle wegstoßen, wenn du nicht Buße tust.“
Weiter heißt es: „Aber das hasst du, dass du die Werke der Nikolaiten hasst, die auch ich hasse. Wer ein Ohr hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt. Wer überwindet, dem will ich zu essen geben von dem Baum des Lebens, der in der Mitte des Paradieses Gottes ist.“
Diese Worte stammen nicht von Johannes und auch nicht von Paulus. Natürlich sind die Briefe von Paulus durch den Geist Gottes inspiriert und letztlich Worte Gottes. Doch hier ist wichtig zu wissen, dass diese Worte direkt von Jesus Christus gesprochen wurden.
In Vers 1 sehen wir, wie Johannes diese Worte wiedergibt. Er schreibt: „Dies sagt wer?“ – nicht „Johannes sagt das“, sondern „dies sagt derjenige, der die sieben Sterne hält und inmitten der sieben Leuchter ist.“ Wenn wir in Kapitel 1, Verse 12 und 16 schauen, wird Jesus Christus beschrieben. Johannes sieht jemanden, der einem Menschensohn gleicht. Dort lesen wir ebenfalls von den Sternen und Leuchtern.
In Vers 17,1 beschreibt sich dieser als Jesus Christus, der einst tot war, aber nun lebendig ist. Aus dem Kontext von Kapitel 1 erkennen wir also, dass es die Worte von Jesus Christus sind.
Jesus Christus hat hier persönlich eine Botschaft an seine Gemeinde in Ephesus. Er spricht zu ihnen und fordert sie auf. In Kapitel 2, Vers 7 heißt es: „Wer von euch, liebe Gemeinde in Ephesus, hat Ohren, der höre bitte diese Botschaft. Wer von euch hat Hunger nach dem Reden Gottes? Wer von euch hat ein Herz, das wirklich singt: ‚Näher mein Gott zu dir, näher zu dir. Ich habe ein williges Herz und will zulassen, dass du zu mir redest‘?“
Diese Personen in der Gemeinde von Ephesus sollen auf die Worte hören, die Jesus Christus ihnen sagt.
Die Bedeutung der Selbstdarstellung Jesu im Sendschreiben
Nun müssen wir uns kurz etwas genauer mit Vers 1 beschäftigen, denn in jedem Sendschreiben stellt sich Jesus auf eine bestimmte Weise vor. Diese Vorstellung hat immer einen direkten Bezug zur jeweiligen Gemeinde.
So sehen wir es in Smyrna: Dort geht es darum, dass die Gemeinde bald durch Verfolgung leiden wird. Jesus stellt sich dort als derjenige vor, der selbst tot war, aber jetzt lebendig ist. In Pergamos hingegen geht es um falsche Lehre. Hier präsentiert sich Jesus als derjenige, der das zweischneidige Schwert ist.
Dasselbe gilt auch hier in Ephesus, wo Jesus Christus sich vorstellt. Wir müssen nun kurz herausfinden, was er in Vers 1 mit den sieben goldenen Leuchtern meint. Er sagt, dass er unter den sieben goldenen Leuchtern wandelt. Das ist wichtig, damit wir die Anwendung dieses Sendschreibens verstehen können.
Was meint Jesus also, wenn er sich in Kapitel 2, Vers 1, als denjenigen vorstellt, der die sieben Sterne in seiner rechten Hand hält? Und was bedeutet es, dass er unter den sieben Leuchtern wandelt, also inmitten von ihnen? Das klingt zunächst sehr typisch für die Offenbarung. Doch wenn wir nur einen Vers zurückgehen, erklärt uns der Kontext genau, was gemeint ist: Kapitel 1, Vers 20.
Jesus Christus selbst erklärt dort das Geheimnis der sieben Sterne, die du in meiner Rechten gesehen hast, und der sieben goldenen Leuchter. Die sieben Sterne sind Engel der sieben Gemeinden. Manche deuten sie als Hirten oder Ähnliches, doch im Grunde ist es egal, ob es Engel oder Menschen sind. Entscheidend ist, dass es sich um dienstbare Personen handelt, die für die Gemeinden eingesetzt sind.
Die sieben Leuchter wiederum sind die sieben Gemeinden, also die Empfänger der Sendschreiben. Das müssen wir uns merken: Die sieben Leuchter sind die sieben Gemeinden. Jesus Christus wandelt inmitten dieser sieben Leuchter, er ist der Mittelpunkt und das Zentrum.
Wenn Jesus sich zu Beginn des Sendschreibens an Ephesus in Kapitel 2, Vers 1, vorstellt, sagt er im Grunde: „Ich habe diese sieben Engel, die ich als dienstbare Wesen in die Gemeinde gegeben habe, in meiner rechten Hand.“ In einem griechischen Wörterbuch habe ich nachgeschlagen: Das Wort „rechte Hand“ betont, dass Gott der starke Handelnde ist. So bedeutet „Er hält die Engel der Gemeinde in seiner rechten Hand“, dass er selbst aktiv ist und kraftvoll handelt.
Jesus sagt also grundsätzlich, dass er die Diener in die Gemeinde gegeben hat, aber durch seine Kraft und sein Handeln an ihnen wirkt. Dann schreibt er, dass er mitten unter den goldenen Leuchtern wandelt, und jeder dieser Leuchter steht für eine Gemeinde (wie wir in Kapitel 1, Vers 20, gesehen haben).
Jesus sagt also im Grunde: Er wandelt mitten unter uns, das heißt, er ist mitten in der Gemeinde. Er ist mit seiner rechten, starken Hand aktiv in der Gemeinde tätig.
Das ist zunächst etwas, das uns zum Staunen bringt, wenn wir an Gemeinde denken. Es führt uns in eine staunende und anbetende Haltung und schenkt uns vielleicht auch eine neue Sicht auf Gemeinde.
Die Gemeinde als Leuchter in der Welt
Nun, wir müssen weitermachen. Warum nennt Jesus Christus seine Gemeinden, die sieben Gemeinden, Leuchter? Leuchter sind einfach genau das, was sie sind – Leuchten, die leuchten sollen. Das braucht man überhaupt nicht zu interpretieren. Ein Leuchter ist eine Leuchte, die an einem dunklen Ort Licht spendet. So sieht Jesus hier seine Gemeinde: Er sieht sie als Leuchten in dieser Welt.
Schauen wir gemeinsam in Offenbarung Kapitel 11, Verse 3 bis 7. Dort wird nämlich dasselbe Wort „Leuchten“ ebenfalls benutzt. Das ist wichtig, denn wir müssen das verstehen, um die Anwendung aus Epheser 2 richtig einordnen zu können. Wir klären das jetzt am Anfang, damit wir später besser folgen können. Denn die Androhung ist, dass Jesus Christus die Leuchte der Gemeinde wegstoßen wird.
In Offenbarung 11,3-7 lesen wir von zwei Zeugen, die in der Trübsalszeit auftreten. Jesus stellt diese zwei Zeugen auf, die 1260 Tage lang weisagen sollen. Vers 3 beginnt mit den Worten: „Ich will meine zwei Zeugen geben.“ Hier geht es also um Menschen, die das Banner Gottes hochhalten. Sie werden in der letzten Zeit von Jesus Christus gesandt, um 1260 Tage lang zu weisagen und zu predigen.
Schauen wir einen Vers weiter, in Vers 4. Wie beschreibt Jesus seine zwei Zeugen? Offenbarung 11,4 sagt: „Das sind die zwei Ölbäume und die zwei Leuchter.“ Das heißt, sie sind die zwei Leuchten, die Gott noch einmal in die Welt gestellt hat. Gott hat sie in die Finsternis gesetzt, damit sie dort leuchten können. So verstehen wir, was Gott mit „leuchten“ meint – ganz einfach das, was da steht.
Wir müssen daraus schließen: Leuchten bedeutet, Zeugen für Gott zu sein, für Gott zu leuchten in dieser Welt. Wenn wir nun zurückgehen zu Offenbarung Kapitel 2, sehen wir, dass Gott der Mittelpunkt unter seinen sieben Leuchtern, also den Gemeinden, ist. Diese Gemeinden sollen das Banner hochhalten und Zeugnis für Christus geben.
Wir lesen sogar in 1. Timotheus 3,15, dass die Gemeinde der Grundpfeiler der Wahrheit in dieser Welt ist. Wissen Sie, was ein Grundpfeiler ist? Ein Grundpfeiler ist wie eine Säule, die die Wahrheit in dieser Welt aufrechterhält. Wenn es die Gemeinde nicht mehr gäbe, die das Wort Gottes weitergibt, gäbe es keine Wahrheit mehr in dieser Welt. Die Gemeinde ist als Grundpfeiler der Wahrheit in die sündige Welt gestellt – Gottes Pfeiler.
So, wie diese zwei Zeugen noch einmal aufgestellt wurden, um zu leuchten, so ist Gott der Pfeiler, Gott der Leuchter, Gott der Zeuge. Wenn wir nun in Offenbarung Kapitel 2, Vers 5b lesen und das Leuchten, das Zeugnisgeben in dieser Welt im Hinterkopf haben, dann lesen wir etwas, das uns eiskalt den Rücken runterlaufen lässt.
Was sagt Jesus zu dieser Gemeinde in Vers 5b? Die Gemeinde ist in einem Punkt gefallen, in einem einzigen Punkt. Jesus sagt: „Tue Buße in diesem einen Punkt, sonst komme ich rasch über dich und werde deinen Leuchter von seiner Stelle wegstoßen.“
Was sagt Jesus letztendlich zu dieser Gemeinde in Ephesus? Liebe Gemeinde, dieser eine Punkt ist so gravierend, dass, wenn ihr keine Buße tut, ihr nicht mehr für mich leuchten könnt und dürft. Das ist die Botschaft Jesu: Ihr könnt und dürft nicht mehr für mich leuchten. Nicht, weil eure Flamme automatisch erlischt, sondern weil ich selbst diese Leuchte, dieses Zeugnis eurer Gemeinde in Ephesus wegstoßen werde.
Das bedeutet nicht, dass die einzelnen Menschen nicht mehr gerettet sind – darum geht es hier nicht. Es geht um die Leuchtkraft dieser Gemeinde. Jesus sagt: Ihr habt das Zentrum verlassen. Und weil ihr das Zentrum verlassen habt, werde ich, wenn ihr nicht umkehrt, den Schlüssel nehmen und die Tür eurer Gemeinde zuschließen. Ich habe kein Interesse mehr, durch euch in dieser Welt zu leuchten.
Das ist so krass, so dramatisch. Wir müssen uns fragen: Was ist das für ein Punkt? Was ist das für ein kleiner Punkt, über den Jesus nicht hinwegsehen kann? Und wir spüren, wie dramatisch das ist. Was hat diese Gemeinde ausgemacht?
Die Geschichte und der Zustand der Gemeinde von Ephesus
Nun, wie ich schon gesagt habe: Diese Gemeinde gab es schon ein paar Jahrzehnte. Irgendwann hat Paulus die Gemeinde in Ephesus auf einer Missionsreise gegründet oder zumindest den Grundstein gelegt, irgendwann um das Jahr 50 nach Christus. Die Offenbarung hat Johannes ja im Jahr 95 nach Christus geschrieben.
Die Gemeinde hat laut Offenbarung 2,4 in diesen vier Jahrzehnten irgendetwas verloren, was sie früher hatte. Dort heißt es: „Denn du hast die erste Liebe verlassen.“ Das bedeutet nicht, dass du sie nie hattest. Du hattest sie mal, aber du hast sie verlassen. Du bist abgefallen von dem, wovon du gefallen bist.
Schauen wir nun gemeinsam in die Verse 2 und 3. Bevor wir uns mit diesem einen Problem dieser Gemeinde beschäftigen wollen – einem Problem, das auch unser Herz ins Wanken bringen kann – wollen wir zunächst dem Redefluss von Jesus folgen. Er benutzt zuerst die Verse 2 und 3 sowie Vers 6 und zählt lauter gute Dinge auf.
Jeder, der gut in Mathematik und im Zählen ist, kann ja mal die Verse 2 und 3 durchzählen, wie viele positive Punkte dort genannt werden. Plus Vers 6, für die, die nicht so gut in Mathe sind: Ich habe durchgezählt – es sind zehn positive Dinge. Das müsst ihr euch mal vorstellen: Zehn gute Dinge, die Jesus Christus erwähnt. Und er meint es wirklich ernst. Er sagt, es ist so gut, es ist so gut – zehn gute Dinge an euch, Gemeinde. Zehn gute Dinge.
Schaut einfach mal in Vers 2 und 3, wie oft das Wort „und“ vorkommt. Es zeigt uns diese Aufzählung „und, und, und, und“, wie Jesus Christus einfach dabei ist zu sagen: Was habt ihr nicht alles Gutes? Ihr habt so viel Gutes. Ich schätze es, ich respektiere es, ich freue mich darüber, und ich sage: Hört nirgendwo auf, diese guten Dinge zu tun. Das sagt er ausdrücklich.
Es ist gut, und umso verheerender ist es, dass all diese Dinge durch eine einzige Sache durchgestrichen werden. Ist das nicht krass? All diese Dinge werden durch eine einzige Sache durchgestrichen. Jesus sagt: „Ich werde euer Zeugnis wegstoßen.“
Das zwingt uns, wer ein offenes Herz hat und sich selbst in diesem Licht prüfen möchte, sich zu prüfen. Vers 7 fordert uns auf: „Wer ein Ohr hat, der höre!“ Wer ein williges Herz hat, sich zu überprüfen, der höre.
Wenn wir uns diese Beschreibung in den Versen 2, 3 und 6 anschauen, dann wird uns folgendes Bild von einer Gemeinde gezeichnet – und heruntergebrochen auch von einer Einzelperson, denn die Gemeinde besteht aus vielen Einzelnen, die die Gemeinschaft ausmachen.
Nun prüft das, was ich jetzt sage, in den Versen 2, 3 und 6, und ich skizziere auf Grundlage dieser Verse eine Gemeinde.
Was sehen wir auf Grundlage von Versen 2, 3 und 6? Wir sehen in Ephesus eine sehr aktive Gemeinde. Jeder hat irgendwo seinen Platz. Wir sehen eine sehr aktive Gemeinde, die sich in ihren Diensten sehr bemüht hat. Tagtäglich haben die Mitglieder durch ihre Dienste und Aktivitäten gemerkt, dass es auch anstrengend sein kann. Die, die wirklich fleißig waren, haben erkannt, dass es Kraft, Zeit und Nerven kostet, dem Herrn zu dienen. Das haben sie gemerkt.
Wir sehen eine Gemeinde, deren Glieder sich tagtäglich in ihren Diensten hingegeben haben – und zwar nicht nur für ein paar Wochen, sondern mit viel Disziplin und großer Treue. Warum? Denn Jesus sagt in Vers 3: „Du bist bei dem Ganzen nicht müde geworden, du hast nicht aufgehört.“ Du warst ausdauernd in deinen Bemühungen. Du hast Schweres getragen. Jesus weiß, wie viel du um seines Willens gearbeitet hast.
Eine sehr aktive, sehr fleißige Gemeinde, treu und fleißig in all diesen Dingen.
Aber nicht nur das: Diese Gemeinde hat auch Verfolgung erlebt. Sie wurde angefeindet. Und wir lesen mindestens zweimal in den Versen 2 und 3, dass sie standhaftes Ausharren hatte. Das heißt, die Lasten, der Druck und die Verfolgung haben sie nicht zusammenbrechen lassen. Sie haben ausgehalten – standhaft und dauerhaft.
Die Probleme in ihrem Leben haben sie nicht zu Glaubenszweifeln gebracht. Alles wollten sie Jesus weihen und ihm treu sein bis in den Tod.
Und wisst ihr, was wir noch sehen? Wir sehen, dass es eine Gemeinde war, die man nicht so schnell verführen konnte. In dieser Gemeinde gab es sehr wache, sehr scharfsinnige Leute, die laut Ende von Vers 2 die Verführer geprüft haben. Sie haben die Verführer erkannt.
Heute könnte man das ummünzen auf Leute, die fähig sind, Bücher mit falscher Lehre zu analysieren. Die sofort eine Antenne haben und merken: Da läuft theologisch etwas falsch. Und die dann auch bereit sind, das zu prüfen und zu entlarven.
Also eine theologisch richtig stabile Gemeinde. Wach, nicht zu verführen!
Und wichtig: Nicht nur sie denken, sie könnten so sein, sondern sie waren erfolgreich. Vers 2 sagt: „Du hast sie entlarvt.“
Und wisst ihr, was noch war? Es war eine Gemeinde, die sehr gut wusste, was gut und was schlecht ist. Die das Schlechte wirklich gehasst hat. Das seht ihr auch in diesen Versen.
Sie hatte einen moralisch sehr hohen Maßstab und wusste genau, was in der Welt falsch läuft. Oh, da leben Leute unehelig zusammen, oder dies und jenes – und Gott findet es richtig gut, dass sie moralisch einen sehr hohen Maßstab hatten.
Also wirklich – und das meine ich ernst – eigentlich eine perfekte Gemeinde.
Eine aufrichtige Frage: Wenn du umziehen müsstest und dir eine Gemeinde suchen würdest, in die du gehen kannst, wo du wachsen kannst – wäre das nicht eine Gemeinde, in die du gehen würdest?
Fleißig, aktiv, treu, stark in der Lehre, lässt Irrlehren nicht zu, wird verfolgt, doch bleibt treu, sie hasst die Sünde in dieser Welt, sie weiß genau, was gut und was schlecht ist.
Ein Gemeindemaßstab, absolut bibeltreu – da gehe ich hin.
Auf den ersten Blick würde ich mich dort anschließen, wirklich.
Lieber in so eine Gemeinde gehen als in eine, wo es falsche Lehren gibt, wo ich nicht satt werde, wo ich mich jeden Sonntag über die Predigten ärgern muss, wo ich nicht weiß, wie meine Kinder gut gelehrt werden.
Lieber in so eine Gemeinde gehen, richtig?
Und Jesus ist kurz davor, diese Gemeinde zuzuschließen.
Krass, oder? Jesus ist kurz davor, diese Gemeinde zuzuschließen.
Das große Problem der Gemeinde: Verlust der ersten Liebe
Was war dieses große Aber in dieser Gemeinde? Schaut in Kapitel 2, Vers 4: Gemeinde, du hast deine erste Liebe verlassen.
Liebe Gemeinde, als ihr angefangen habt, hattet ihr diese Liebe zu mir. Liebe Gemeinde in Ephesus, als ihr begonnen habt, hat euer Herz für mich gebrannt. Ihr habt mich geliebt, ihr habt mich gesucht, ihr habt mich wirklich geliebt.
Liebe Gemeinde, alles Gute, was ihr tut – siehe Kapitel 2, Verse 2, 3 und 6 – ist so gut. Aber ihr habt mich, den Mittelpunkt, denjenigen, der inmitten dieser Versammlung wandelt, verlassen. Es geht euch nicht mehr um mich. Ihr habt kein Feuer mehr für mich. Ihr liebt mich nicht mehr, wie ihr es früher getan habt. Ihr liebt mich nicht mehr so, wie ihr es einmal getan habt.
Wisst ihr, was so interessant ist? Ephesus ist die einzige Gemeinde, bei der Jesus androht, die Gemeinde zu schließen. Wenn ihr in Kapitel 2 ab Vers 12 schaut, die Gemeinde von Pergam, eine Gemeinde mit Irrlehren, ja, und Jesus sagt nicht: „Ich schließe euch zu.“ Er sagt: „Ich komme, ich werde die Leute, die die Irrlehren verbreiten, vertreiben. Ich werde mich um euch kümmern.“
Dann die Gemeinde in Thyatira, eine Gemeinde, in der Unzucht getrieben wurde, Götzendienst und Irrlehren vorkamen – Gemeinden, zu denen wir ehrlich gesagt nicht hingehen würden, auf die wir mit dem Finger zeigen, wenn wir ehrlich sind. Aber Jesus möchte diese Gemeinden nicht schließen.
Und dann haben wir diese bibeltreue Gemeinde Ephesus, so stabil, aber sie liebt Christus nicht mehr. Und hier sagt er: „Es tut mir leid, ich will so nicht mehr durch euch leuchten.“ Die Begeisterung für Jesus Christus ist verloren gegangen. Er war nicht mehr im Herzen der Mittelpunkt. Sie haben ihn einfach nicht mehr so geliebt, wie sie es früher taten.
Bei all ihren Werken kann es sein, dass sie die Beziehung zu Jesus Christus nicht mehr pflegten. Wie sieht es bei dir aus? Kann es sein, dass du bei all deinen Aktivitäten, die so lobenswert sind – und das meine ich wirklich ernst – vergessen hast, Christus zu lieben?
Kann es sein, dass du bei all deinen Aktivitäten deine Liebe zu Jesus Christus verloren hast? Dass dein brennendes Feuer für ihn kurz davor ist, auszulöschen? So, wie es jemand passend angewandt hat: Bist du noch oft vor Gott im Gebet und im Wort, um ihn zu treffen? Nicht um deine Pflicht zu erfüllen, sondern um ihn zu treffen, weil dein Herz sich so sehr nach Gemeinschaft mit ihm sehnt?
Kennst du dieses Feuer noch, diese Liebe zu ihm? Dieses „Ich muss dich haben, ich möchte Gemeinschaft mit dir und ich kann nicht glücklich sein, wenn du mir nicht begegnest.“ Ich werde nicht glücklich sein, wenn ich vor meiner Gebetszeit aufstehe und merke, dass ich keine Begegnung mit dir hatte. Ich kann nicht anders, weil ich so eine Sehnsucht habe, ihn zu treffen.
Liest du deine Bibel, weil du dir wünschst, Christus zu treffen? Gehst du in den Gottesdienst, weil du dir wünschst, ihn zu treffen? Nimmst du das Abendmahl, weil du dir genauso wünschst – so wie er Sehnsucht hat, dich zu treffen –, dass du dir auch wünschst, ihn zu treffen?
Der Aufruf zur Umkehr und Rückkehr zur ersten Liebe
Was ist mit unserer ersten Liebe? Was ist mit meiner ersten Liebe? Was sagt Jesus zu der Gemeinde in Ephesus? Was fordert er sie auf zu tun? Was ist das Erste, was er dieser Gemeinde sagt?
Ganz wichtig: Er sagt nicht, dass sie aufhören sollen, die guten Dinge zu tun. Nein, was sagt Vers 5? Er sagt: Lieber Christ, denke darüber nach, erinnere dich an früher, wovon du gefallen bist. Überprüfe, wie deine Liebe zu Jesus Christus früher war. Erinnere dich daran, wie du ihn damals geliebt hast.
Er fordert nicht zuerst zur Buße auf, nicht einfach nur zur Umkehr. Sondern er sagt: Denke nach, erinnere dich an früher. Welche Werke haben diese Liebe zu Jesus ausgedrückt? Was habt ihr damals getan, was ihr jetzt nicht mehr tut? Wie hat sich eure Liebe damals gezeigt?
Wir können das nicht direkt aus dem Text herauslesen, und ich glaube, darum geht es auch nicht. Die Anwendung ist vielmehr: Jeder soll sich selbst mit seinen Werken überprüfen, wie er Jesus Christus früher geliebt hat und was er jetzt nicht mehr tut.
Ich erinnere mich an meine Zeit kurz nach meiner Bekehrung. Damals war ich, was die Lehre angeht, natürlich noch sehr unerfahren – ein richtiger Unmündiger. Klar, wenn man frisch zum Glauben kommt, gibt es so viel zu lernen.
Aber wisst ihr, was ich noch weiß? Meine größte Freude war die Gemeinschaft mit Jesus Christus. Ich weiß noch, dass ich stundenlang im Wald spazieren gegangen bin, einfach nur Jesuslieder gesungen habe, mich an ihm gefreut habe, gebetet habe und ihn geliebt habe.
Mein Herz konnte nicht glücklich sein, wenn ich diesen Ausdruck der Gemeinschaft mit ihm nicht hatte. Das hatte ich früher. Heute merke ich, dass ich zwar diese Sehnsucht noch verspüre. Meine Frau kann bestätigen, dass ich nur wirklich glücklich bin, wenn ich in enger Gemeinschaft mit Christus bin.
Aber ich merke auch, dass ich diese Sehnsucht zwar empfinde, sie aber nicht mehr auslebe. Ich lebe diese erste Liebe nicht mehr aus. Ich wünsche es mir, doch ich setze es nicht in Bewegung, meine Gemeinschaft mit Jesus so zu pflegen, wie es meine ersten Werke waren.
Damals war es keine Pflicht, sondern Freude. Es war für mich Freude, durch den Wald zu laufen, auch wenn Leute mich wahrscheinlich für verrückt erklärt hätten, wenn sie mich gesehen hätten. Aber es war Ausdruck meiner Liebe zu Jesus Christus. Es war das, was mein Herz wirklich glücklich gemacht hat. Ich bin erquickt nach Hause gekommen.
Doch diese ersten Werke tue ich heute nicht mehr. Das ist keine flapsige Bemerkung, sondern die Wahrheit. Was tut man nicht alles! In Vers 2 und 3 heißt es, dass man seine erste Liebe zu Jesus Christus verloren hat oder sie zumindest nicht mehr lebt.
Was sagt Jesus? Bedenke in deinem Leben, wie es früher war. Dann tue Buße – das heißt, ändere dein Denken. Geh zu Jesus Christus, bekenne ihm, dass du ihn nicht mehr so liebst wie früher. Ändere deine Richtung!
Und was sagt er dann? Dann tue wieder die alten Werke. Fang damit wieder an! Drücke deine Liebe von früher wieder aus!
Zusammenfassung und persönlicher Weckruf
Wir müssen also als zusammenfassendes Fazit über die Gemeindesituation damals und angewandt auf dich und mich, weil wir Menschen sein wollen, die Ohren zum Hören haben, Folgendes feststellen:
Wenn die Liebe zum Mittelpunkt fehlt – also zu dem, der inmitten der sieben Leuchter wandelt, dem Mittelpunkt der Gemeinde –, dann will und kann er nicht mehr durch dich leuchten. Das sehen wir an der Gemeinde zu Ephesus.
So finde ich es wirklich einen angenehmen Weckruf an mich selbst. Warum? Denn dieses Sendschreiben drückt ja eigentlich die Liebe von Jesus Christus zu der Gemeinde aus. Jesus Christus ist derjenige, der diese Sehnsucht hat. Er sagt nicht: „Ich liebe mich zum Selbstzweck“, sondern er liebt auch diese Gemeinde. Er will sie einfach wieder zurückhaben; er will ihre Herzen wieder. Er möchte, dass wir Liebe zu ihm haben, dass wir sein Angesicht suchen, weil er unseres sucht.
Er sucht unser Angesicht. Er hat sich so sehr danach gesehnt, Gemeinschaft mit uns zu haben. Was drückt das aus? Seine Sehnsucht, sein herzliches Verlangen nach dir. Uns interessiert er einfach nicht, wenn alles gut läuft, aber die Liebe zu ihm fehlt.
Weiter mit Vers 7, worauf ich jetzt nicht eingehe. Hier ermutigt Jesus noch einmal, dass diejenigen, die überwinden, ins ewige Leben eingehen usw. Darauf möchte ich bewusst nicht eingehen, sondern hier einfach den Punkt setzen und zum Schluss kommen.
Zum Schluss möchte ich mit einem Fazit schließen, das meiner Meinung nach den Kern von diesem Ganzen ganz gut trifft. Und zwar lautet das Fazit wie folgt:
Es geht nicht darum, moralisch perfekt zu leben – meinen wir doch oft, oder? Moralisch perfekt leben, ja. Es geht nicht darum, moralisch perfekt zu leben. Es geht vielmehr um die Liebe zu und an Christus.
Es geht nicht darum, moralisch perfekt zu leben; es geht nicht zuallererst darum, sondern um die Liebe zu und an Christus.
Es ist so wichtig, was diese Gemeinde getan hat, Vers 2 und Vers 3. Und wir wollen uns auch nicht gegeneinander ausspielen. Darum geht es gar nicht, das hat Jesus auch nicht gemacht.
Wir hören nicht auf, Vers 2 und 3 und Vers 6 zu tun. Ja, Christus lobt es. Aber er zeigt uns, dass ohne diese Liebe und ohne die Gemeinschaft mit Jesus Christus alles nichts bringt.
Christus sehnt sich nach uns, und deswegen ruft er uns zurück zur ersten Liebe. Denn es geht nicht darum, moralisch perfekt zu leben, sondern um die Liebe an und zu Christus. Amen.