Einführung in die Themen der Predigtreihe
Ja, ich wurde zu zwei Themen gefragt. Das eine Thema ist die große Diskussion unter Gläubigen in Bezug auf den Abfall. Das zweite Thema betrifft die Frage der Erwählung und Vorherbestimmung.
Es sind also zwei Themen. Wir werden sehen, wie weit wir heute kommen, denn wir haben ja drei Abende zur Verfügung.
Mir ist es eine Hilfe, wenn Sie mir auch Fragen geben oder stellen, die ich mir notieren kann. So weiß ich, worauf ich besonders achten soll. Scheuen Sie sich also nicht, Fragen zu stellen. Wenn Sie ein Blatt Papier brauchen, habe ich hier ein paar Zettel. Sie können darauf gerne etwas schreiben und es abgeben, damit wir genau dort ansetzen, wo es besonders wichtig ist.
Grundlegende Gedanken zum Thema Abfall und Heilsgewissheit
Zuerst möchte ich einige allgemeine Gedanken zum Thema Abfall und Heilsgewissheit äußern. Ich beginne einfach mal hier. Es ist eine Frage, die unter Christen oft heftig diskutiert wird. Man spricht dabei häufig von der Verlierbarkeit des Heils. Die Frage lautet: Glaubst du an die Verlierbarkeit des Heils oder nicht?
Diese Ausdrücke sind allerdings unglücklich gewählt, denn sie suggerieren etwas, das biblisch nicht haltbar ist. Das Heil ist nämlich nicht verlierbar. Es ist etwas Unverlierbares.
Zunächst müssen wir klären, was das Heil eigentlich ist. Es gibt einige Bibelstellen, die sehr deutlich machen, dass das Heil eine Person ist. Es ist nicht irgendein Ding, das man in die Tasche steckt und dann wieder verlieren kann. Das Heil ist eine Person.
Zum Beispiel heißt es in Jesaja 12,2: „Siehe, Gott ist mein Heil.“ Gott ist eine Person, und er ist mein Heil. Gott hat sich in Jesus Christus offenbart. Konkret gesprochen: Christus ist mein Heil.
In Lukas 2,30 sagt Simeon: „Meine Augen haben dein Heil gesehen“, als er den Heiland Jesus sieht. Auch in Jesaja 12,2 und Lukas 3,6 heißt es, dass alle Welt das Heil unseres Gottes sehen sollen, bezogen auf Jesus Christus.
Es gibt noch weitere Verse, die das verdeutlichen. Das ewige Leben ist ebenfalls eine Person. Wer den Sohn hat, hat das Leben; wer den Sohn Gottes nicht hat, hat das Leben nicht, so steht es in 1. Johannes 5,11-12.
Daher wäre es sehr wünschenswert, bei der Diskussion über diese schwierige Frage möglichst biblische Begriffe zu verwenden. Das hilft uns weiter. Das habe ich in der Diskussion immer wieder festgestellt – es ist eine große Hilfe.
Meine Frau kann ich verlieren, meine Kinder kann ich auch verlieren. Aber den Herrn Jesus kann ich nicht verlieren. Das liegt ganz einfach daran, dass der Herr Jesus nicht stirbt. Meine Frau kann sterben, meine Kinder können sterben, dann sind sie weg. Der Herr Jesus ist eine ewige Person, und allein deshalb kann ich ihn nicht verlieren.
Auf der anderen Seite ist es natürlich möglich, sich von dem Herrn abzuwenden. Es gibt genügend Bibelstellen, die zeigen, dass man sich von dem Herrn abwenden kann.
Begriffsklärung: Abfall und Apostasy
Das Wort „Abfall“ ist nicht ganz so glücklich gewählt. Mir gefällt das englische Wort „Apostasy“ viel besser. Apostasy ist eigentlich nur ein Fremdwort, im Deutschen „Apostasie“, und es ist das griechische Wort für „Weggehen“. „Apo“ bedeutet „weg“ und „histemikonstasis“ bedeutet „wegtreten“. „Treten“ heißt „histemik“. Also bedeutet es „wegtreten“, im Sinne von „von Christus wegtreten“.
Das sollte uns eigentlich auch klar sein: Ein Mensch kann von Christus wieder weggehen.
Wir werden uns dazu einige Bibelstellen anschauen, zum Beispiel 1. Timotheus 4,1. Dort heißt es: Der Geist sagt deutlich, dass in der letzten Zeit etliche vom Glauben Abstand nehmen werden. Wörtlich heißt es, sie werden sich vom Glauben abwenden. Diese Menschen werden auf irreführende Geister und Lehren von Dämonen achten.
Manche würden jetzt sagen: „Die waren ja nie gläubig, wenn sie sich abwenden, dann waren sie nie gläubig.“ Das ist jedoch zu viel gesagt. Es ist noch nicht bewiesen, dass sie nie gläubig waren.
Das Wort „sich abwenden“ oder „abfallen“, das wir mit „Abfallen“ übersetzen, kommt auch im Hebräerbrief vor. Zum Beispiel in Hebräer 3,12. Dort steht, bezogen auf gläubige Menschen: „Seht zu, Brüder, dass nicht etwa in jemandem von euch ein böses Herz des Unglaubens sei, im Abfall vom lebendigen Gott begriffen.“ Das bedeutet: Ein Herz, das dabei ist, abzufallen von dem lebendigen Gott, wirklich wegzutreten von dem lebendigen Gott – wieder dieses Wort „Apostasie“.
Also ist es eindeutig, dass hier von Gläubigen die Rede ist. Er nennt sie „Brüder“ und spricht von einer Gruppe, die er im Hebräerbrief immer als seine Brüder und Geschwister bezeichnet. Er nennt sich selbst ihr Bruder. Wenn er sagt „jemand von euch“, dann meint er nicht nur jemanden, der zufällig in der Versammlung sitzt, sondern immer wiedergeborene Menschen.
Der Apostel wendet sich also nicht an eine gemischte Gruppe.
Oft wird behauptet, der Hebräerbrief sei an eine gemischte Gruppe geschrieben. Wenn man den Hebräerbrief liest, merkt man jedoch, dass er sie „heilige Brüder“ nennt, „teilhabende am himmlischen Ruf“ (Hebräer 3,1).
Diese Empfänger des Briefes nennt er „heilige Brüder, teilhabende am himmlischen Ruf“. Zu ihnen sagt er dann in Vers 6: „Christus als Sohn über sein Haus, dessen Haus wir sind.“ Wir sollen nur die Freimütigkeit und das Rühmen der Hoffnung als eine feste Zuversicht bis ans Ende festhalten.
Wir sind sein Haus, seine Familie ist gemeint. Es geht um die Familie Jesu Christi, um die ewige Familie. Er hat die ewige Familie im Sinn. Er spricht hier von der Hoffnung, von der Zukunft – diese ewige Familie hat Jesus Christus, und wir sind sein Haus. Aber nur unter einer Bedingung: Wenn wir festhalten.
Die Natur des Heils und der Wiedergeburt
Es wird oft gesagt, die Bibel lehre doch so eindeutig, dass das ewige Leben ewig ist. Wenn das ewige Leben ewig ist, dann ist klar, dass jemand, der einmal das ewige Leben hat, nie mehr in einen Zustand kommen kann, in dem er das ewige Leben nicht hat. Das ist jedoch ein Denkfehler.
Der Denkfehler besteht darin, zu glauben, bei der Wiedergeburt werde die Natur des Menschen verändert. Man meint, bei der Wiedergeburt vollbringe Gott ein Wunder an dem Menschen, das eine Naturveränderung bewirkt. So entstehe ein wiedergeborener Mensch, der durch das Wort Gottes so verändert sei, dass er ewiges Leben habe. Dieses ewige Leben stecke dann in der Natur, folglich könne es nie aufhören. Deshalb könne man auch nie mehr davon abfallen.
Das ist ein Irrtum. Die Bibel lehrt eindeutig, dass bei der Wiedergeburt die Natur nicht verändert wird. Die Natur bleibt immer dieselbe. Die Menschen bleiben immer die, die sie sind. Das darf man nie vergessen. Sie bleiben immer Fleisch. „Was vom Fleisch geboren ist, ist Fleisch.“ Dann stellt sich die Frage: Was ist das andere? „Was vom Geist geboren ist, ist Geist.“ Das ist ein Bildwort und spricht von einer neuen Geburt.
Jesus sagte: „Ihr müsst von Neuem geboren werden.“ Dabei verwendet er das Bild der irdischen Geburt und sagt: „Schaut, wie ein irdisches Kind geboren wird, so müsst ihr geistlich auch geboren werden.“ Wie geschieht das nun? Die Bibel sagt uns, dass es dadurch geschieht, dass der Heilige Geist im Gläubigen Wohnung nimmt.
Das ist das, was tatsächlich passiert. Es findet keine Naturverwandlung des Menschen statt. Vielmehr kommt der lebendige Gott in den Menschen hinein. Wenn Gott in dem Menschen wohnt, ist dieser deshalb ein Kind Gottes, weil das Leben Gottes in ihm ist. Solange das Leben Gottes durch den Geist im Menschen wohnt, ist dieser ein Kind Gottes.
Es ist also nicht so, dass der Mensch an sich verwandelt wird. Nun könnte man einwenden: Steht nicht in 2. Korinther 5,17: „Wenn jemand in Christus ist, dann ist er eine neue Schöpfung. Siehe, das Alte ist vergangen, Neues ist geworden“? Das hängt ein wenig von der Bibelübersetzung ab. Im Griechischen heißt es wörtlich: „Wenn jemand in Christus ist, dann ist er neue Schöpfung.“ Ohne Artikel.
Was bedeutet das? Die neue Schöpfung ist nicht der Mensch, sondern Christus. Christus ist aus den Toten auferstanden, er ist der Erstling der Entschlafenen, der Anfang der Schöpfung Gottes. Mit seiner Auferstehung beginnt etwas absolut Neues, das es vorher nicht gab.
Wenn sich nun dieser Christus, der durch Tod und Auferstehung gegangen ist, durch den Heiligen Geist mit dem Menschen verbindet, der an ihn glaubt, wird dieser Mensch in Christus versetzt. Die neue Schöpfung ist Christus, und ein Mensch, der an Jesus Christus glaubt, wird Teil dieser neuen Schöpfung.
Im Griechischen heißt es also, der Mensch ist neue Schöpfung, was bedeutet, dass er vom Wesen her zur neuen Schöpfung gehört (2. Korinther 5,17). Man kann den Artikel hier also ruhig weglassen, da er im Griechischen nicht vorhanden ist. Wer in Christus ist, ist neue Schöpfung – nicht neues Geschöpf, sondern neue Schöpfung. Weil Christus die neue Schöpfung ist, ist jeder, der in Christus ist, Teil dieser neuen Schöpfung.
Das ist das, was geschieht. Ich werde in Christus hineinversetzt. Christus ist das Heil, Christus ist alles, Christus ist das Leben – schlechthin alles, was wir brauchen. Wenn ein Mensch von neuem geboren wird und zum Glauben kommt, nimmt Gott ihn und verpflanzt ihn in Christus hinein. Dort ist der Mensch nun.
Deshalb heißt es in der Bibel: Wir sind in Christus. Das geschieht bei der Wiedergeburt. Der Mensch wird in Christus versetzt und ist damit Teil der neuen Schöpfung. Unsere Natur wird bei der Wiedergeburt nicht verwandelt. Das lehrt die Bibel an keiner Stelle.
Die Bibel sagt vielmehr, dass in unserer Natur nichts Gutes wohnt. In unserem Fleisch wohnt die Sünde. Die Sünde wohnt im Fleisch. Römer Kapitel 6 bis 8 erklärt das sehr deutlich. Ich kann die Stellen jetzt nicht im Detail auslegen, aber sie zeigen, dass aus uns selbst nichts zu holen ist. Wir haben nichts zu bieten vor Gott.
Was uns rettet, ist, dass Gott uns in Christus hineinversetzt. Dort sind wir sicher, dort haben wir unsere Heilsgewissheit, dort ist unsere Ewigkeit. Dort ist auch unsere Versiegelung. Das muss ich noch sagen.
Wenn jemand in Christus ist, wird er versiegelt. Dabei wird nicht die Tür versiegelt, durch die wir hineingekommen sind, so dass wir nicht mehr hinaus können. Nein, der Gläubige wird in Christus versiegelt.
Was bedeutet Versiegelung? Das steht in Epheser 1,13 und Epheser 4,30. Dort heißt es, Gott hat uns am Tag der Erlösung versiegelt. Wenn wir zum Glauben kommen, bekommen wir in diesem Moment das Siegel Gottes.
Was ist das Siegel? Das Siegel ist der Heilige Geist. Gott versiegelt uns, kennzeichnet uns, stempelt uns als sein Eigentum. So wie ein Siegel einen Brief verschließt, sind wir dadurch, dass wir in Christus sind, sicher.
Der einzige Ort, an dem wir sicher vor dem Gericht sind, ist Christus, weil wir in Christus sind. In Christus ist die Versiegelung, in Christus ist die neue Schöpfung, in Christus ist das Heil, in Christus ist alles. Christus ist der Schlüssel für unser Leben.
Leben in Christus und die Bedeutung des Glaubens
Paulus sagt: „Ich bin durch das Gesetz dem Gesetz gestorben, gekreuzigt.“ So lesen wir es in Galater 2,19: „Denn durch das Gesetz starb ich dem Gesetz, damit ich für Gott lebe. Mit Christus zusammen bin ich gekreuzigt worden.“
Wie kann er das sagen? Weil er in Christus ist. Deshalb kann er behaupten, dass er mit Christus zusammen gekreuzigt worden ist.
Aber er lebt ja jetzt. Zuvor hat er gesagt, er sei gestorben, und nun sagt er, er lebt. Wie ist das möglich? Lebt er oder ist er gestorben?
Er antwortet: „Ich lebe nicht mehr, sondern Christus lebt in mir.“ Was er nun im Fleisch lebt, das lebt er im Glauben an den Sohn Gottes, der ihn liebte und sich selbst für ihn hingegeben hat.
Hier haben wir es: Er ist in Christus durch den Glauben. Dort ist er drinnen und absolut sicher in Christus.
Wieso ist er sicher? Weil er an Christus glaubt. Er ist durch den Glauben in Christus und was er jetzt im Fleisch lebt, hier auf der Erde als Mensch, das lebt er im Glauben.
Die große Frage ist also nicht, ob man in Christus sicher ist. In Christus sind wir sowieso sicher, weil wir versiegelt sind in Christus und weil wir eine neue Schöpfung sind.
Wir können das Heil nicht verlieren, weil man Christus nicht verlieren kann. Das ist nicht die Frage.
Die Frage, die uns beschäftigt, ist die Frage des Glaubens. Das ist nämlich das, was wir tun müssen. Der Glaube ist der Schlüssel, wie man hineinkommt.
Und nun stellt sich die Frage: Kann es sein, dass jemand aufhört zu glauben? Kann es sein, dass jemand, der zu glauben begonnen hat, wieder aufhört zu glauben?
Warnung vor dem Abfall im Neuen Testament
Lesen wir Römer 11. Da ist die Rede von einem Ölbaum. Die Ungläubigen wurden aus dem Ölbaum ausgebrochen. Es geht dort um Israel. Wer zum Glauben kommt, wird in den Ölbaum eingepflanzt, also eigentlich eingepropft.
In Vers 17 heißt es: Wenn aber einige der Zweige ausgebrochen wurden und du, der du ein Zweig vom wilden Ölbaum warst, unter sie eingepropft und Mitteilhaber der Wurzel, des Stammes und der Fettigkeit des Ölbaums wurdest, dann rühme dich nicht gegen die Zweige. Wenn du dich aber gegen sie rühmst, trägst du nicht die Wurzel, sondern die Wurzel trägt dich.
Du wirst daraufhin sagen: Die Zweige wurden ausgebrochen, damit ich eingepfropft werde. Recht! Durch den Unglauben kam es, dass sie ausgebrochen wurden. Du stehst durch den Glauben. Sei nicht hochmütig, sondern fürchte dich, denn wenn Gott die natürlichen Zweige nicht schonte, wird er auch dich nicht schonen.
Sieh also die Freundlichkeit und die Strenge Gottes: Gegen die vielen ist es Strenge, gegen dich Freundlichkeit, wenn du an der Freundlichkeit bleibst. Sonst wirst du auch abgeschnitten werden.
Das ist also eine Warnung an stolze Heiden, die sagen: Wir sind auf Kosten der Juden reingekommen und sehen nun, dass wir die Juden ersetzt haben. Paulus sagt: Warte mal, so geht das nicht. Ihr habt die Juden nicht ersetzt. Die Juden können genauso noch reinkommen, wie ihr reingekommen seid. Und pass auf, dass du nicht rauskommst.
Sie kommen durch den Unglauben heraus, und du stehst nur durch den Glauben. Pass auf, dass du nicht auch durch den Unglauben herauskommst. Paulus setzt also voraus, dass man durch den Unglauben wieder ausgebrochen werden kann.
Mir hat einmal jemand gesagt: „Ah, der redet kollektiv, der redet kollektiv, die Heiden, das Du, das heißt die Heiden.“ Was sagt der Text? Was sagt der Text? „Fürchte du dich.“ Man kann sie nicht kollektiv fürchten. Das ist eine Mahnung des Apostels Paulus an die heidnischen Christen in Rom, dass sie nicht stolz sein sollen. Sie sollen auf Christus hoffen, auf christliche Hoffnung setzen und sich nicht gegen die Juden berühmen.
Versteht ihr? Es ist also tatsächlich möglich, dass jemand, der zum Glauben gekommen ist, wieder aufhört. Dann sagt man: „Ja, aber das schmälert das Werk Gottes.“ Nein, das schmälert das Werk Gottes nicht, im Gegenteil, es macht es groß.
Das tangiert nämlich nicht das Werk Gottes. Das Werk Gottes ist das, was Gott auf Golgatha getan hat. Er hat den Heiligen Geist gesandt und alles, was man in Christus hat, zur Verfügung gestellt. Es ist alles so, wie Gott es möchte.
Das Einzige, worum es ankommt, ist, ob ich durch den Glauben dort hineingehe oder nicht. Ich kam durch den Glauben hinein. Die Frage ist jetzt, ob ich durch den Glauben darin bleibe oder ob ich mich verführen lasse, um wieder auszusteigen.
Warnung an die Galater und die Bedeutung des Verbleibs im Glauben
Die Galater wurden verführt. In Galater 5 lesen wir, dass Paulus an die Galater schreibt, die Christen sind. Er ist in diesem Brief sehr emotional, weil er Angst hat. Man spürt sein Eifern, wenn man den Brief liest.
Galater 5, Vers 1 sagt: „In der Freiheit, zu der Christus uns frei gemacht hat, steht fest!“ Paulus fordert die Gläubigen auf, in dieser Freiheit zu bleiben. Er spricht zu wiedergeborenen Menschen. Christus hat sie befreit, und sie sollen nun standhaft bleiben und sich nicht wieder in ein Joch der Versklavung spannen lassen.
Paulus sagt weiter: „Siehe, ich, Paulus, sage euch: Wenn ihr beschnitten werdet, wird euch Christus überhaupt nichts nützen.“ Er spricht hier zu wiedergeborenen Christen, die bereits in der Freiheit stehen. Sie sind schon frei, sie haben Christus schon. Wenn sie sich bescheiden lassen, wird ihnen Christus nichts nützen.
Er bezeugt zudem jedem Menschen, der sich beschneiden lässt, dass er verpflichtet ist, das ganze Gesetz zu erfüllen. Wer sich auf das Gesetz verlässt, wird von Christus getrennt. So viele, die durch das Gesetz gerechtfertigt werden wollen, fallen aus der Gnade heraus.
Paulus erklärt, dass wir durch den Geist und aus Glauben auf die Hoffnung der Gerechtigkeit warten. In Christus Jesus vermag weder Beschneidung noch Unbeschnittenheit etwas, sondern nur der Glaube, der durch die Liebe wirkt.
Vers 5 ist ein ganz wichtiger Vers, den viele überlesen. Er erklärt Vers 4. In Vers 4 heißt es, dass diejenigen, die sich beschneiden lassen, von Christus getrennt sind. Sie verlassen sich nicht mehr auf Christus, sondern auf das Gesetz. Das ist der falsche Weg.
Vers 5 erklärt, dass sie aus der Gnade fallen, weil wir durch den Geist und aus Glauben auf die Hoffnung der Gerechtigkeit warten. Was bedeutet das? Die Hoffnung ist die Gerechtigkeit, die wir in der Ewigkeit erhalten. Paulus spricht hier von der ewigen Gerechtigkeit, der Vollendung.
Diese Gerechtigkeit ist noch zukünftig, wir warten noch darauf. Und wie warten wir darauf? Durch den Glauben und durch den Geist, den Heiligen Geist, den wir empfangen haben. Der Heilige Geist motiviert uns, im Glauben zu bleiben. Er ist die Kraft Gottes. So warten wir geduldig auf die Zeit, in der wir vollendet werden.
Eine Parallelstelle dazu finden wir in 1. Petrus 1,5. Dort heißt es ähnlich: „Gelobt sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten, zu einem unvergänglichen, unbefleckten und unverwelklichen Erbe, das im Himmel für uns aufbewahrt wird, die wir durch die Kraft Gottes durch Glauben bewahrt werden.“
Damit jemand bewahrt wird, braucht es zweierlei: die Kraft Gottes und den Glauben. Es ist wie bei einem Auto: Es braucht einen funktionierenden Motor und einen vollen Tank. Aber auch ein Gaspedal, das gedrückt wird, und einen Anlasser.
Das heißt, es sind zwei Dinge notwendig: Kraft Gottes und Glaube. Glaube ist das, was der Mensch tut. Glaube ist das, was vom Gläubigen gefordert wird. „Tut Buße und glaubt an das Evangelium“, sagt der Herr. Das ist das, was der Mensch tut: Er glaubt und vertraut.
Vertrauen ist etwas, das Gott nicht auf Knopfdruck in uns macht. Er sagt nicht: „Ich mache jetzt, dass du glauben kannst.“ So funktioniert es in der Bibel nicht. Glaube ist etwas, das der Mensch tun muss.
Gott macht alles andere. Er spielt den ersten Ball und ergreift die Initiative. Aber wenn er den Pass gespielt hat, wartet er auf eine Reaktion, auf einen Rückpass. Gott wartet darauf, dass der Mensch auf das, was er getan hat, reagiert.
Es ist kein Automatismus. Gott fleht den Menschen an und tut sehr viel, damit der Mensch positiv auf das Angebot Gottes in Jesus Christus reagiert. „Lasst euch versöhnen mit Gott!“ heißt es in 2. Korinther 5,20.
Glaube ist etwas, das vom Menschen gefordert wird. Und wenn er angefangen hat zu glauben, soll er im Glauben bleiben.
Aufforderung zum Verbleib im Glauben in den Briefen des Paulus
Zwei Stellen kennen Sie: Kolosser 1, Vers 23 und 1. Korinther 15, Verse 1 und 2.
Ich lese von Kolosser 1, Vers 22: „Er versöhnte uns nun in dem Leibe seines Fleisches durch den Tod, um euch darzustellen als Heilige und Tadellose und nicht Anzuklagende vor seinem Angesicht, wenn ihr wirklich im Glauben bleibt.“
Ist das deutlich? Es ist eine Bedingung gestellt: Die Kolosser-Christen müssen im Glauben bleiben. Er sagt nicht „wenn ihr gläubig werdet“, nein, sie sind ja schon gläubig. Er sagt: „wenn ihr im Glauben bleibt, gegründet, gefestigt, nicht abbewegt werdet von der Hoffnung der guten Botschaft, die ihr gehört habt.“
Jetzt hat mir jemand gesagt: „Ja, in Kolosse gab es Gläubige und Nichtgläubige. Und Paulus weiß ja nicht, ob die Christen von Kolosse alle gläubig sind. Jetzt hat er eben geschrieben: ‚Wenn ihr im Glauben bleibt‘, dann meint er die Mitläufer. Die müssen im Glauben bleiben, die anderen sind ja schon gläubig, die können ja nicht abfahren.“
Das passt doppelt nicht. Erstens sagt man nicht zu jemandem, der noch nicht gläubig ist, dass er im Glauben bleiben soll. Zweitens richtet sich Paulus im Kolosserbrief nicht an die Mitläufer, das sagt er selber in den ersten Versen des Kolosserbriefs.
Wenn Paulus einen Brief schreibt an eine Gemeinde oder an die Kolosser-Christen, wie hier, dann schreibt er nur an die Heiligen, an die Geschwister, an die Brüder und Schwestern, wie er hier in Vers 2, Kapitel 1 sagt, „an die treuen oder gläubigen Brüder in Christus Jesus im Kolosse“. Der Brief ist nicht geschrieben an Mitläufer. Wenn Mitläufer waren, ist der Brief nicht an sie geschrieben.
Die haben nichts zu tun mit dem Brief. Sie hören ihn vielleicht, wenn ihn jemand vorliest, aber er ist nicht an sie gerichtet. Er ist nur an die Heiligen gerichtet, an Gläubige, und diese werden aufgerufen, im Glauben zu bleiben.
Die zweite Stelle ist 1. Korinther 15, die kennen Sie wahrscheinlich auch schon: 1. Korinther 15, Verse 1 und 2.
Ich setze euch in Kenntnis, Brüder, über das Evangelium, das ich euch als gute Botschaft sagte, da ihr es auch übernahmt, in dem ihr auch steht, durch das ihr auch gerettet werdet, wenn ihr festhaltet, welches Wort ich euch als gute Botschaft sagte, es sei denn, dass ihr vergebens geglaubt habt.
Man kann auch so übersetzen: „Wenn ihr festhaltet, welches Wort ich euch als gute Botschaft sagte, andernfalls hättet ihr erfolglos geglaubt.“
Wenn Sie also nicht mehr glauben an das Evangelium, das er Ihnen gesagt hat, dann haben Sie erfolglos geglaubt. Geglaubt haben Sie mal, klar, Sie waren ja Korinther-Christen. Er schreibt ja an die Wiedergeborenen in Korinth, er schreibt an die Heiligen in Korinth.
Und er sagt: Wenn ihr jetzt das Evangelium verlasst, das Evangelium so, wie ich es euch gesagt habe, dann seid ihr erfolglos, vergebens zum Glauben gekommen. Warum? Weil ihr euch wieder abgewandt habt. Dann hilft euch das alles nichts, was ihr hattet.
Also auch hier wird gesagt, sie müssen festhalten an dem Evangelium, an der Wahrheit, in der Form, wie sie ihnen verkündigt worden war – die biblische Wahrheit also. Ohne das wäre alles vergeblich gewesen, alles, was sie in der Vergangenheit schon erlebt und gehabt haben.
Fragen zur Rolle des Glaubens und der Gnade
Sie haben einige Fragen gestellt. Ich habe jetzt einiges auf einmal gebracht, ich weiß, aber ja, bitte.
Eine Frage betrifft die Aussage, dass der Glaube sichert, was der Mensch tun muss. In Epheser 2,8 steht dazu: Bedeutet Epheser 2,8, dass Gottes Gabe die Errettung ist oder dass Gottes Gabe auch der Glaube ist?
Lesen wir Epheser 2,8 im Zusammenhang:
In Vers 4 heißt es, Gott brachte euch wegen seiner großen Liebe, mit der er euch liebte, zum Leben, also hat er euch erweckt, auferweckt, obwohl ihr tot wart in den Übertretungen.
In Vers 6 erweckte er uns zusammen mit ihm und setzte uns zusammen mit ihm in den himmlischen Bereichen in Christus Jesus.
Vers 8 lautet: „Denn durch die Gnade seid ihr gerettet, durch den Glauben – und das nicht aus euch, Gottes Gabe ist es.“
Nun ist die Frage: Worauf bezieht sich das Wort „das“? Hätte Paulus gemeint, der Glaube sei nicht aus euch, dann hätte er gesagt „und dieser nicht aus euch“. Im Griechischen ist es übrigens genauso wie im Deutschen. Der Artikel für „Glaube“ ist ein anderer als der Artikel für „das“, ebenso ist das Genus verschieden.
Das bedeutet, Glaube und „das“ korrelieren nicht, sie passen nicht zusammen. Wir müssen also genauso übersetzen, wie Sie es hier übersetzt haben. Ich denke, bei Ihnen ist es auch so übersetzt, oder? „Das ist nicht aus euch.“ Stimmt das? „Das ist nicht aus euch.“
Jetzt fragen Sie sich natürlich, was ist „nicht aus euch“? Wovon hat er gesprochen?
„Durch die Gnade seid ihr gerettet, das ist nicht aus euch, dass ihr gerettet seid, das ist nicht aus Werken, damit niemand sich rühme.“
Das ist rein aus Gnade. Die Rettung ist nicht aus euch, das Gerettetsein, also der Zustand, dass ihr gerettet seid, ist nicht aus euch. Das Mittel, durch das sie zur Gnade kamen, durch das sie zum Heil kamen, war der Glaube.
Deshalb sagt Paulus: „Durch die Gnade seid ihr gerettet.“ Die Gnade war die Kraft, das Wirken Gottes, geschenkt. Gerettet zu sein ist das Ergebnis, das Heil. Das Heil ist aus Gnade, als Geschenk. Das Mittel, durch das man das bekommt, ist der Glaube.
Und „das“ ist nicht der Glaube. Es geht nicht um das Mittel, sondern um das, was er vorher gesagt hat: das Gerettetsein. „Das“ ist nicht aus euch, das ist Gottes Gabe, nicht aus Werken, damit niemand sich rühme.
Denn sein Gebilde sind wir in Christus Jesus geschaffen zu guten Werken. Hier heißt es: in Christus Jesus erschaffen. Erschaffen hat Gott eine neue Schöpfung, eigentlich besser: ein neues Geschöpf, Teil der neuen Schöpfung, nicht einfach Geschöpf, sondern Teil der neuen Schöpfung, in Christus Jesus geschaffen zu guten Werken.
Gott hat etwas gemacht, sodass jetzt in euch gute Werke hervorgebracht werden, die Gott zuvor bereitete, damit wir in ihnen wandeln.
Also noch einmal: Das Mittel ist der Glaube. Der Glaube ist das, was vom Menschen gefordert wird. Man soll an das Evangelium glauben. Klar hilft uns Gott, klar sagen wir: „Herr, ich glaube, hilf meinem Unglauben!“ Und der Herr hilft unserem Unglauben. Aber trotzdem muss man glauben.
Es ist nicht so, dass Gott sagt: „Ach, geh weg, ich mache jetzt, dass du glaubst.“ Nein, dazu gehört ein ganz klares Ja: Herr, ich bin bereit.
Der Glaube ist etwas, das zum Menschsein gehört. Gott hat den Menschen erschaffen als ein Vertrauenswesen, ein Wesen, das vertrauensfähig ist. Deshalb gibt es die Ehe.
Warum gibt es Ehe? Weil da ein Mann und eine Frau sind, die einander vertrauen. Dadurch entsteht eine Verbindung. Dieses Vertrauen geschieht, weil sie sich entschlossen haben, einander zu vertrauen.
Gott hat den Menschen als vertrauensfähiges Wesen geschaffen. So ist es auch Gott gegenüber. Gott sagt etwas, und nun ist bei uns die Frage: Vertraue ich dem, was Gott sagt? Traue ich mich an ihn oder nicht?
Das ist etwas Göttliches. Wir sind im Bilde Gottes geschaffen. Es ist etwas Göttliches, dass wir vertrauen können, uns einer Sache anvertrauen können.
Das ist nicht etwas, das der Mensch gar nicht hat, es sei denn, Gott drückt ihm jetzt einen Knopf und er kann plötzlich glauben. Das geht nicht so.
Noch Fragen?
Ermutigung und Ermahnung im Philipperbrief
Ich lese zuerst Philipper 1 und dann Philipper 2, denn sie gehören zusammen.
Philipper 1, Vers 6: Paulus dankt Gott für die Philipper, immer wenn er für sie betet (Vers 5). Er bedankt sich wegen ihrer Gemeinschaft für die gute Botschaft vom ersten Tag an bis jetzt. Er ist überzeugt davon, dass der, der unter ihnen ein gutes Werk begonnen hat, es auch ganz zum Ziel führen wird bis zum Tage Jesu Christi.
Gott hat unter den Philippianern ein gutes Werk angefangen. Gott hat es begonnen. Wie es dazu kam, dass er es anfing? Nun, bei Lydia wissen wir es: Lydia war interessiert am Evangelium, eine gottesfürchtige Frau, eine Jüdin. Der Herr tat ihr das Herz auf. Warum hatte er ihr das Herz aufgetan? Den anderen nicht. Der Herr möchte jedem das Herz auftun. Lydia konnte es öffnen, weil sie gottesfürchtig war und eine grundsätzliche Bereitschaft mitbrachte.
Jetzt hat der Herr ihr das Herz aufgetan, und sie kam zum Glauben. Sie nahm die Botschaft auf, die Paulus verkündete, und daraufhin glaubte sie. Nicht nur Lydia, auch viele andere Philippianer kamen zum Glauben. So hat der Herr ein Werk unter ihnen begonnen.
Und jetzt wird der Herr dieses Werk auch zum Ziel führen. Paulus ermutigt die Philipper und sagt: Schaut, Gott hat bei euch angefangen, und Gott bringt euch ans Ziel. Der Gott, dem ihr euch anvertraut habt, wird euch ans Ziel bringen. Keine Angst! Ihr werdet das Ziel erreichen mit diesem Gott. Er bringt euch dorthin bis zum Tag Jesu Christi.
Vers 7: So wie es recht für mich ist, dieser Gesinnung zu sein.
Jetzt erklärt Paulus, warum er so positiv über die Philipper denkt. Er sagt: Ich habe euch im Herzen, in meiner Fessel, und auch bei der Verteidigung und Bekräftigung der guten Botschaft seid ihr alle Teilhabende zusammen mit mir an meiner Gnade.
Paulus sagt: Ihr Philipper seid alle Teilhabende zusammen mit mir an meiner Gnade. Er sieht das echte Werk, das echte Leben der Philipper, ihren Glauben und alles, was da ist. Deshalb kann er ihnen sagen: Dieser Gott wird euch ans Ziel bringen.
Nun zu Kapitel 2, Vers 12:
Daher, meine Geliebten, wie ihr allezeit gehorcht habt, bringt nicht nur in meiner Gegenwart, sondern nun vielmehr in meiner Abwesenheit mit Furcht und Zittern eure Rettung zuwege.
Hier folgt eine Ermahnung, eine Aufforderung: Sie sollen mit Furcht und Zittern diesen Weg weitergehen bis zur Rettung. Die Rettung ist hier natürlich die ewige Rettung, die zukünftige Rettung, denn sie sind ja noch nicht am Ziel.
Mit Furcht bringt mit Furcht und Zittern eure eigene Rettung zuwege. Luther übersetzt: Schaffet euer Heil mit Furcht und Zittern. Wirket euer Heil, schaffet euer Heil, bringt es zuwege mit Furcht und Zittern.
Denn es ist Gott, der in euch wirkt. Einerseits die Aufforderung: Seid mit Furcht und Zittern dran, lasst euch nicht abbringen und bleibt dabei. Lebt ein heiliges Leben, nicht nur wenn ich da bin, auch wenn ich weg bin.
Denn es ist Gott, der in euch wirkt, niemand anderer. Der lebendige Gott wirkt in euch, sowohl das Wollen als auch das Wirken zugunsten seines Wohlgefallens.
Tut alles ohne Murren und Bedenken. Warum sollen sie mit Furcht und Zittern dranbleiben? Weil niemand anderer als der lebendige Gott in ihnen am Werk ist, in ihnen wirkt.
Deshalb sollen sie diesem Gott, diesem heiligen Gott, der in ihnen am Werk ist, der in ihnen den Wunsch weckt, das Wollen weckt, der in ihnen die Kraft und Motivation darreicht, weiterzuwollen und weiterzugehen, mit Furcht und Zittern folgen.
Merkt euch: Hier geht es nicht um Werksgerechtigkeit, sondern um das Wirken Gottes. Das, was der Gläubige bringen muss, ist eine heilige Haltung mit Furcht und Zittern. Das heißt ein Ja, Herr, ja, nur du und nichts anderes, nur du.
Das ist keine Werksgerechtigkeit, wie mir schon jemand vorgeworfen hat, ich verkündige Werksgerechtigkeit, weil ich sage, man muss glauben. Wo ist denn Glaube an Werksgerechtigkeit?
Werksgerechtigkeit ist, wenn man sich auf das Gesetz verlässt, auf Beschneidung, auf irgendwelche Riten usw. Wenn man sich nur auf Christus verlässt, ist das doch keine Werksgerechtigkeit, sondern gerade das Gegenteil davon.
Hier heißt es auch: Bleibt mit Furcht und Zittern an diesem Gott, denn er ist der, der in euch wirkt, das Wollen motiviert, so dass ihr ja dort auch hin wollt, und das Wirken, das heißt das Vollbringen, die Kraft, liefert er dazu, so dass alles von ihm kommt.
Aber bitte, ihr müsst mit Furcht und Zittern dabei bleiben. Wenn ihr sagt: Ach, alles egal, ist nicht so schlimm, ich tue jetzt ein bisschen Sünde, ist ja nicht schlimm, ich bin ja sowieso gerettet, ich kann mir die und jene Sünde ruhig leisten – hat Paulus so geredet? Niemals.
Ein Gläubiger kann sich das nicht leisten.
Leben nach dem Geist oder nach dem Fleisch
Und der letzte Vers, Römer 8, Verse 12 und 13:
„Dann sind wir also Brüder Schuldner nicht dem Fleisch, um nach dem Fleisch zu leben.“
Der Zusammenhang ist folgender: Es geht darum, wem ich eigentlich dienen will. Will ich nach dem Fleisch leben oder will ich nach dem Geist leben?
In Kapitel 8, Vers 4 heißt es: „Wir, die wir nicht nach dem Fleisch wandeln, sondern nach dem Geist.“
Jetzt sagt Paulus: „Dann sind wir also Brüder Schuldner nicht dem Fleisch, um nach dem Fleisch zu leben.“ Das bedeutet, wir müssen nicht den Regungen des Fleisches nachgeben. Nein, wir sind nicht schuldig, wir müssen es nicht.
Vers 13 lautet: „Denn wenn ihr nach dem Fleisch lebt, dann seid ihr im Begriff zu sterben. Wenn ihr aber durch den Geist die Handlungen des Leibes tötet, werdet ihr leben.“
Denn so viele vom Geist Gottes geleitet werden, diese sind Söhne Gottes.
Also worum geht es? Will ich auf das Fleisch vertrauen, auf meine eigenen Werke, nach dem Fleisch leben? Will ich nach den Gelüsten des Fleisches leben? Paulus sagt, du bist nicht mehr schuldig. Wenn eine Einladung kommt, nach den Gelüsten des Fleisches zu leben, dann sagst du: Nein, ich bin nicht schuldig. Ich muss nicht, ich bin nicht verpflichtet, jeder Regung des Fleisches nachzugeben. Nein. Also sage ich Nein dazu.
Und dann kommt die Mahnung: „Denn wenn ihr nach dem Fleisch lebt“, wenn das wirklich euer Lebensweg ist, den ihr einschlagt – Paulus redet hier zu Christen –, „wenn ihr nach dem Fleisch lebt, seid ihr im Begriff zu sterben.“ Dann schlagt ihr eine Straße ein, die Richtung Tod führt.
Wenn man im Dorf wohnt und die Straße Richtung Stadt einschlägt, dann kommt man in der Stadt an. Und wenn man nach dem Fleisch lebt, wohin kommt man? Beim Tod.
Welcher Tod ist gemeint? Jemand hat mir gesagt, das sei der leibliche Tod. Also wenn man als Christ nach dem Fleisch lebt, dann wird man leiblich sterben – eigenartig, oder? Und die, die nach dem Geist leben, müssen sie nicht sterben? Doch, sie müssen auch sterben.
Es geht hier nicht um den leiblichen Tod. Wenn Paulus das gemeint hätte, hätte er geschrieben: „Dann wird Gott euch züchtigen und ihr werdet in der Züchtigung sterben.“
Es geht hier nicht um das leibliche Sterben, und auch beim „Töten“ geht es nicht um das leibliche Töten.
„Wenn ihr aber durch den Geist die Handlungen des Leibes tötet, werdet ihr leben.“ Geistlich oder leiblich leben? Geistlich. Dann werdet ihr das ewige Leben erreichen, das Ziel erreichen, wenn ihr durch den Geist, durch die Kraft des Heiligen Geistes, die Handlungen des Leibes tötet.
Der Leib sagt: „Ich möchte jetzt gern sündigen.“ Du sagst durch den Geist, mit der Hilfe des Heiligen Geistes: „Nein, jetzt wird nicht gesündigt. Schluss.“ Der Herr hilft.
Allein dieser Vers zeigt ja auch, dass man in Gefahrensünde, wenn man nach dem Fleisch lebt, dort endet, wo man nicht enden will.
Galater 6, Verse 7 und 8: „Wer das Fleisch sät, wird vom Fleisch Verderben ernten. Wer aber auf den Geist sät, wird vom Geist Leben ernten.“
Das ist genau der Gedanke, wie hier in Galater 6, Verse 7 und 8.
Für Paulus ist klar: Das Sündigen ist keine Spielerei für den Gläubigen, und die Irrlehre ist auch keine Spielerei. Es gibt Irrlehre, die eine Gefahr für Christen ist.
1. Korinther 15: „Wenn ihr etwas anderes glaubt als das Evangelium, dann seid ihr vergebens zum Glauben gekommen.“
Fragen noch?
Das Dilemma des Christen im Römerbrief
Römer 7, der letzte Abschnitt – an wen ist dieser gerichtet? An die letzte Versfläche? Ja, hier wird ein Dilemma aufgezeigt. Es handelt sich um einen Menschen, der das Gesetz befolgen und das Gute tun will. Er richtet sich letztlich nach dem Gesetz aus und möchte das Gute tun. Doch er stellt fest, dass in seinem Fleisch die Sünde wohnt, und er schafft es nicht, das Gute zu tun.
Immer wieder, wie er in Vers 19 sagt: „Denn das Gute, das ich will, übe ich nicht aus, sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich.“ Ebenso in Vers 20: „Denn nicht das Gute, das ich will, übe ich aus, sondern das Schlechte, das ich nicht will, das tue ich.“
Dann kommt es in Vers 21 zu einer Erkenntnis: „Ich finde also bei mir ein Gesetz oder Prinzip, dass bei mir, der ich das Gute tun will, das Schlechte vorhanden ist.“ Er hat Freude am Gesetz Gottes nach dem inneren Menschen – so wie jeder Mensch unter dem alttestamentlichen Gesetz Freude daran hatte. Doch er sieht ein anderes Gesetz in seinen Gliedern, das gegen das Gesetz seines Denkens Krieg führt und ihn gefangen nimmt. Dieses Gesetz der Sünde in seinen Gliedern macht ihn zum Gefangenen.
Er ruft aus: „Ich elender Mensch, wer wird mich befreien aus diesem Leibe des Todes?“ Und er dankt Gott durch Jesus Christus, unseren Herrn. Die Befreiung kommt durch Jesus Christus. Das ist die Lösung – aber das ist nur eine Klammer.
Dann fährt er fort: „So leiste also ich, ich selbst, Sklavendienst mit dem Denksinn dem Gesetz Gottes, aber mit dem Fleisch dem Gesetz der Sünde.“ Hier spricht er von einem Menschen, der unter dem Gesetz steht. Der Verstand will das Gesetz Gottes tun, aber das Fleisch tut die Sünde.
Er beschreibt also das Dilemma, das er im halben Kapitel dargestellt hat, zusammengefasst in einem Satz. Die Lösung findet sich dann in Kapitel 8: Für die, die in Christus Jesus sind, gibt es keine Verurteilung. In Christus sind sie gerecht, und für Gerechte gibt es keine Verurteilung.
Ich möchte noch auf eine andere Stelle eingehen: Wie kann man faktisch auf die Aussage antworten, die in Johannes steht? Dort heißt es, dass kein Mensch glauben kann, es sei denn, der Vater zieht ihn. Das ist ein Argument, mit dem man sagt, Gott zieht den Menschen; der Mensch kann sich nicht selbst zum Glauben ziehen.
Dieser Vers stammt aus einem Streitgespräch mit ungläubigen Juden. Jesus diskutiert mit ihnen und möchte ihnen zeigen, dass er der einzige Weg zum Heil ist. Sie haben ihm vorgeworfen: „Was machst du da? Du kommst einfach daher und sagst, die Leute müssen zu dir kommen.“ Jesus antwortet, er rede nicht von sich selbst, sondern vom Vater, der ihn gesandt hat.
Wer bereit ist, den Willen dieses Vaters zu tun, wird erkennen, ob die Worte, die Jesus spricht, von ihm selbst oder von Gott sind (Johannes 7). In Johannes 6 zeigt Jesus, dass der Vater die Menschen zum Sohn zieht. Das heißt, um vom Vater zum Sohn gezogen zu werden, muss man sich zunächst beim Vater aufhalten. Man kommt also zum Vater, und der Vater weist den Weg zum Sohn. Er „zieht“ den Menschen zum Sohn hinüber. Dort ist die Rettung, dort ist der Weg zum Heil.
Jesus zeigt den Heilsweg auf, wie man gerettet wird: Es ist der einzige Weg über den Sohn, über Christus. Alle werden von Gott unterwiesen sein, wie es in den Propheten steht. Johannes 6, Verse 44 und 45 sagen: „Niemand kann zu mir kommen, es sei denn, der Vater, der mich gesandt hat, zieht ihn. Und ich werde ihn auferwecken am letzten Tag.“ Jesus ist derjenige, der die Menschen ans Ziel bringt.
Es steht geschrieben: „Sie werden alle von Gott gelehrt sein.“ Gott wird sie unterweisen. Das ist das Ziel – die Unterweisung Gottes. Jeder, der vom Vater hört und lernt, kommt zu Jesus. Wer sich unterweisen lässt und zum Vater sagt, dass er zum Sohn gehen will, der kommt zu Jesus und findet dort Rettung.
Jesus beschreibt also den Heilsweg, wie man gerettet werden kann. Es geht hier um ungläubige Juden, die ihm schwere Vorwürfe gemacht haben. Jesus sagt: „Wer an mich glaubt, hat ewiges Leben. Ich bin das Brot des Lebens. Dazu bin ich gekommen.“ Er erklärt den Menschen, dass er der einzige Weg zum Heil ist. Ohne Christus hilft es auch nicht, wenn sie fromme Juden sind.
Ich denke, wir machen hier Schluss oder setzen morgen fort. Morgen sprechen wir auch über das Thema Erwählung, Vorherbestimmung und den ganzen Themenkomplex. Wenn es noch Fragen zu diesem Thema Abfall gibt, können diese schriftlich gestellt oder auch morgen besprochen werden.
Zum Schluss beten wir.
