Liebe Freunde,
seit ein paar Wochen steht auf der Wiese vor unserem Haus ein Schaf. Seitdem weiß ich, warum manche Menschen diese Tiere „Rasenmäher“ nennen. Das Vieh macht den ganzen Tag „Mäh“, und das macht mich rasend.
Das Erste, was ich morgens höre, ist „Mäh“. Und so geht das den ganzen Tag weiter. Mit der Zeit geht einem das ganz schön auf den Geist.
Ich sitze also an meinem Schreibtisch und überlege, über welche Bibelstelle ich im nächsten Jugendgottesdienst, also heute, die Predigt halten soll.
Der Impuls von außen und der Vergleich mit Herdenmenschen
Dienst von draußen
Ich bete und sage: Jesus, mach mir bitte klar, über welche Bibelstelle ich im Jugendgottesdienst predigen soll.
Antwort von draußen
Da wusste ich, worüber ich heute predigen soll: über das Johannes-Evangelium Kapitel 10. Dort ist von Schafen die Rede, und zwar nicht nur von einzelnen, sondern von ganzen Schafherden.
Nun sehen wir Großstädter ja nicht allzu oft eine richtige Schafherde. Aber Menschenherden und Herdenmenschen, die sehen wir ständig. Es genügt schon ein einziger Blick in den Spiegel, zum Beispiel.
Wir tragen alle die gleichen Klamotten, wir tragen alle die gleichen Bärte und sehen alle das gleiche Fernsehprogramm, denke ich. Wir tun, was man tut, und man tut, was man kann. Wer nicht mit allen ins gleiche Horn tutet, wird als schwarzes Schaf abgestempelt.
Jesus hat ganz Recht, wenn er uns mit Schafen vergleicht. Und ich denke, niemanden trifft dieser Vergleich besser als uns moderne Menschen des Massenzeitalters.
Die Geschichte der Herden und die Gefahr des blinden Mitlaufens
Noch nie war das Herdenwesen so gewaltig wie in unserem Jahrhundert. Wir kennen alle den Anblick von Menschen, die gezwungen wurden, zu Tausenden die Straße entlang zu trotten – entmündigte Kreaturen, die nur die Parolen wiederholen, die man ihnen eingebläut hat. Sie würden ihr blaues Wunder erleben, wenn sie nicht mitbrüllen.
Heute ist der Jahrestag der Befreiung vom Faschismus. Ich habe die Menschenherden noch gesehen, diese Flüchtlingstracks, die damals durch Deutschland zogen, als der Faschismus zusammengebrochen war. Das waren Herden von Menschen, die betrogen wurden und denen alles genommen wurde, was sie hatten. Sie suchten nur noch eins: einen Platz, an dem sie leben konnten.
Diese Menschen hatten nichts gerettet außer ihrem nackten Leben. Sie irrten damals durch Europa und Deutschland wie eine Herde Schafe, die keinen Hirten mehr hatte. Das war das Ende des Hitlerkrieges.
Angefangen hatte dieser Krieg damit, dass damals in Berlin, in der Sportpalastversammlung, die Massen von Hitler und seinen Genossen gefragt wurden: „Wollt ihr den totalen Krieg?“ Und das deutsche Stimmvieh brüllte „Ja!“
Alle, die damals Adolf Hitler ihr Leben mit Haut und Haaren verschrieben hatten, mussten einige Jahre später ihre Haut zum Markt tragen. Aus den deutschen Herden wurden die deutschen Horden, die überall auf der Welt gefürchtet waren. Sie trieben Juden zusammen und schafften sie in Viehtransporten bis an die Rampe der Verbrennungsöfen.
Der arische Herrenmensch entartete selbst zum Vieh. So endet es, wenn ein Volk sich missbrauchen lässt, zum Herdentier wird und seine freie Meinung gegen Parolen eintauscht.
Die Geschichte vom linientreuen Schaf als Warnung
Das Tragische war, dass viele Deutsche damals genau wussten, dass es bergab ging. Dennoch wagten sie es nicht, sich das einzugestehen. So wie das linientreue Schaf in der folgenden Geschichte.
Es war einmal ein linientreues Schaf, das trottete in der Herde dahin. Neben ihm ging ein kritisches Schaf. Das kritische Schaf fragte das linientreue: „Sag mal, weißt du eigentlich, wo wir hingehen?“
„Nein“, antwortete das linientreue Schaf, „aber die, die uns anführen, wissen das.“
Nach einer Weile sagte das kritische Schaf: „Du, mir fällt auf, es ist gar kein Gras mehr da. Es sind jetzt nur noch Steine unterwegs. Es wird immer enger und schmaler. Meinst du, dass wir noch auf dem richtigen Weg sind?“
„Unsere Oberen haben sich noch nie geirrt“, erwiderte das linientreue Schaf. „Du wirst sehen, auch wenn es jetzt durch Engpässe geht, es kommt wieder grüne Weide. Es geht eines Tages wieder aufwärts.“
In diesem Moment erreichten die Schafe den Rand eines Steinbruchs und stürzten in die Tiefe.
Da rief das linientreue Schaf: „Siehst du, es geht vorwärts, jetzt fliegen wir schon!“
Die Erfahrung der Entwürdigung und die Sehnsucht nach Freiheit
Gerade wir Deutschen sind schwer reingefallen. Die Erfahrung der Entwürdigung des Menschen zum Herdentier liegt hinter uns – in zwölf Jahren deutscher Geschichte. Deshalb ist uns alles verdächtig, was irgendwie nach Herdenbetrieb aussieht und nach Vergewaltigung von Freiheit.
In der gesamten Menschheit ist heute eine ungeheure Sehnsucht nach Freiheit erwacht, wie sie in unserem Jahrhundert noch nie zuvor zu beobachten war. Die Menschheit wirkt wie eine Herde, die eingesperrt ist in einem Stall und sehnsüchtig darauf wartet, hinausgelassen zu werden in die Freiheit.
Dieses Bild von der eingesperrten Herde, die hinaus will auf die Weide, findet sich im Johannesevangelium 10. So sieht Jesus uns Menschen. Ich finde, er beschreibt uns mit diesem Bild sehr genau und treffend.
Die weltweite Unmündigkeit und die Mauern der Freiheit
Gerade uns Menschen in der modernen Zeit werden Millionen Menschen in Unmündigkeit gehalten, weil sie zum Beispiel einer anderen Rasse angehören.
Ein Drittel der erwachsenen Weltbevölkerung lebt in der Finsternis des Analphabetentums. Sie sind ausgeschlossen von allen geistigen Reichtümern. Zwei Drittel der Menschheit leben in der Finsternis von Aberglaube und Heidentum. Sie sind ausgeschlossen von allen geistlichen Reichtümern. Über die Hälfte der Menschheit wird nicht auf die Weideplätze gelassen, wo es Arbeit und Brot gibt. Deshalb müssen sie hungern und sind ausgeschlossen von allen materiellen Reichtümern dieser Welt.
Die Mauern, hinter denen diese Millionen Menschen eingeschlossen sind, bestehen aus Stacheldraht, Schlagbäumen, Minengürteln, Mauern aus Beton, Mauern aus Ideologien, aus Gewalt und aus Vorurteilen. Die gefährlichste Freiheitsbegrenzung der Menschen sind jedoch die Ketten der Sünde.
Die letzte Mauer, die uns vom Leben und von der Freiheit trennt, ist die Mauer des Todes. Bis heute ist noch keiner darüber hinweggekommen.
Die Sehnsucht nach Freiheit und die Frage nach dem Erlöser
Sieh dir die Menschen noch einmal genau an, ganz egal, wer sie sind, wo sie leben oder wie ihr Leben aussieht. Sie alle haben Angst vor dem Tod und tragen eine Sehnsucht in sich. Diese Sehnsucht ist die nach Freiheit und einem sinnerfüllten Leben.
Die Frage ist nur: Wer öffnet uns die Tür zur Freiheit? Wer erlöst die Menschheit aus ihrem Gefängnis? Wer führt sie zum Ziel ihrer Sehnsucht?
Da kommt Jesus und sagt: „Das mache ich!“ Doch das behaupten ja auch viele andere. Deshalb erklärt Jesus in Johannes 10,8 kategorisch: „Alle, die vor mir gekommen sind, die sind Diebe und Räuber.“
Mit diesem Satz stellt Jesus alle großen Philosophen, die vor ihm gelebt haben, ebenso wie alle Machtpolitiker und Machthaber seiner Zeit in einen großen Sack und wirft sie in die Ecke. Nach Jesu Meinung sind sie nichts weiter als Gangster, Diebe und Räuber.
Er sagt weiter: „Ich aber bin der einzige, der die Menschen wirklich befreit.“ In Johannes 10,11 sagt Jesus: „Ich bin der gute Hirte.“
Die Reaktion der Menschen auf Jesu Anspruch und die Entscheidung des Zuhörers
Natürlich waren die Menschen damals empört, als Jesus diese Behauptung aufstellte. Er qualifizierte alle anderen ab und sagte, er sei der einzige gute Hirte. Diese Aussage sorgte für Empörung. In Vers 20 wird das ausdrücklich erwähnt: Viele unter den Leuten sprachen, er habe einen bösen Geist und sei unsinnig. Sie fragten sogar, warum man ihm überhaupt noch zuhören solle.
Auch du kannst gegenüber dem Anspruch von Jesus, der einzige Erlöser der Menschheit zu sein, nur zweierlei tun. Entweder du sagst: Ja, er hat recht. Oder du sagst: Er ist verrückt. Entweder hörst du auf ihn oder du hörst einfach nicht mehr zu.
Bevor du jetzt aber abschaltest und nicht mehr zuhörst, bitte ich dich, wenigstens so lange zuzuhören, bis ich dir erklärt habe, wie Jesus seinen Ausschließlichkeitsanspruch begründet hat.
Die Arbeitsweise der falschen Hirten und ihre Methoden
Er beschreibt zunächst die Arbeitsweise seiner Konkurrenten.
Vers 1: "Ich versichere euch", sagt er, "wer nicht zur Tür hineingeht in den Schafstall, sondern anderswo hineinsteigt, der ist ein Dieb und Räuber." Das heißt also: Die anderen kommen zu euch mit großartigen Welterlösungsprogrammen. Sie erzählen euch viel von ihren guten Absichten, gaukeln euch etwas vor von der großen Freiheit und betonen unentwegt, wie gut sie es mit euch meinen.
In Wirklichkeit wollen sie euch aber nicht die Freiheit schenken, sondern bloß ihr eigenes Schäfchen ins Trockene bringen. Sie wollen euch nicht reich machen, sondern sich an euch bereichern. Sie wollen der Herde nichts schenken, sondern sie melken, ihr das Fell über die Ohren ziehen und sie ausbeuten.
Diese Leute, sagt Jesus, erkennt ihr daran, dass sie nicht zur Tür hereinkommen, wie es gehört, sondern von hinten über den Zaun einsteigen. Das ist ja in Diebeskreisen schon immer so üblich gewesen. Die Diebe klingeln ja nicht an der Haustür und sagen: "Guten Abend, wir sind die Einbrecher vom Dienst, wir hätten gerne mal die Schlüssel zum Geldschrank." Stattdessen benutzen sie die Hintertreppe oder den Hintereingang. Das Dachfenster vertritt das Prinzip der Selbstbedienung.
Die gleiche Methode wenden auch die großen Diebe an, die der Menschheit ihre großen Schätze rauben wollen: ihre Freiheit, ihr Vertrauen, ihren Glauben, ihr gutes Gewissen, ihre Seele. Sie kommen nicht ehrlich und frontal auf uns zu, sondern machen sich von hinten an uns ran – mit den Methoden der Hetze und der Verleumdung, wie sie in der Hintertreppenpolitik der großen und kleinen Verführer schon immer üblich gewesen sind.
Sie kommen in unser Leben nicht zur Tür herein, indem sie offen und ehrlich unser Bewusstsein ansprechen, sondern durch die Hintertür – durch den schwer kontrollierbaren Zugang des Unterbewusstseins. Sie kommen durch den Keller, indem sie unsere niedrigsten Instinkte ansprechen. Adolf Hitler und seine Propagandisten waren darin Meister.
Sie kommen durchs Dachfenster, indem sie uns durch ständige Berieselung mit ihren Parolen allmählich mürbe machen. Darin ist die westliche Werbung Weltmeister, und niemand hat das besser dargestellt als der gute Otto in seinem Sketch von den großen Verführern.
Satirischer Blick auf Verführung und Manipulation
Mutti, ja mein Kind, ich mag mein Brechmittel nicht essen. Was sagst du? Ich mag mein Brechmittel nicht essen.
„Du magst dein Brechmittel nicht essen? Ich auch. Halt, warum mag Gaby ihr Brechmittel nicht essen?“
Kinderpsychologe Dr. Prügelpeitsch meint dazu: Kinder haben es nicht gern, wenn sie jeden Tag das gleiche Brechmittel vorgesetzt bekommen. Sie verlangen nach Abwechslung. Und die gibt es jetzt, denn jetzt gibt es zum Kotzen.
Das neue Brechmittel aus dem Haus Freier Mann und Söhne – es geht um Speien oder Brechen. Erst einmal mit dem Fachmann sprechen. Erhältlich in allen Delikatessengeschäften. Und verlangen Sie nicht irgendein Brechmittel, verlangen Sie zum Kotzen. Einfach zum Kotzen.
Egal, womit die Konkurrenten von Jesus zu uns kommen und was sie uns anpreisen, selbst wenn es die irrsinnigsten Sachen sind. Sie kommen immer auf uns zu mit dem Lächeln von Fernsehstars, die prinzipiell auf Optimismus getrimmt sind. Und wir haben immer den Eindruck: Ohne das kannst du gar nicht leben.
Aber sie kommen uns nicht entgegen mit dem schmerzverzerrten Gesicht unseres Herrn, der am Kreuz sein Leben für uns gelassen hat. Sie strecken uns nicht offen die Hand entgegen, wie uns Jesus seine durchbohrte Hand entgegengestreckt hat. Ihr erinnert euch, vor vier Wochen habe ich darüber gepredigt.
Sondern sie packen uns hart im Genick. Und wer nicht schwört, der spürt die Peitsche.
Der gute Hirte als der wahre Weg zur Freiheit
Vers: Ich versichere euch, wer nicht durch die Tür in den Schafstall hineingeht, sondern anderswo hineinklettert, der ist ein Dieb und Räuber. Wer aber durch die Tür hineingeht, ist der Hirte der Schafe.
Den richtigen Mann erkennen wir also daran, dass er durch die Tür kommt. Das heißt, er ist offen und spielt mit offenen Karten. Und das muss man Jesus lassen: Auch wenn du ihm nicht abnimmst, dass er die Menschheit in die Freiheit führen kann, spielt Jesus mit offenen Karten.
Er kennt keine Lügen, keine Tricks, keinen Zwang – weder psychologischen noch massiven Druck. Solchen Druck üben zum Beispiel Leute aus, die seit einiger Zeit Kettenbriefe verschicken. Überall in der DDR tauchen diese Kettenbriefe auf, und mancher von euch hat sicher auch einen bekommen.
In diesen Briefen steht oft ein Gebet, und es wird verlangt, den Brief innerhalb einer bestimmten Zeit mehrfach abzuschreiben und weiterzuschicken. Wer das tut, wird belohnt, bekommt Geld und es geht ihm gut. Wer das nicht tut, dem geht es schlecht, bis hin zum Tod.
In den Briefen werden Beispiele genannt: Menschen, die den Brief weitergeschickt haben, sollen Tausende Dollar bekommen haben. Andere, die das nicht gemacht haben, werden namentlich genannt und sollen daraufhin gestorben sein.
Viele Menschen bekommen durch solche Briefe Angst. Das ist ein typisches Beispiel für die Methode des Teufels, der den Menschen Angst einjagt. Auch wenn diese Briefe fromm wirken, mit Gebeten und dem Namen Jesu darin, hat Jesus mit solchen Methoden nichts zu tun.
Jesus macht dir ein freies Angebot. Er lässt dich entscheiden, setzt dich aber nicht unter Druck. Er sagt nicht: Wenn du mir nicht folgst, dann kann es passieren, dass du bald stirbst.
Lasst euch also von solchen Kettenbriefen nicht beeindrucken. Wenn ihr einen bekommt, werft ihn in den Ofen. Faltet stattdessen eure Hände und sagt zu Jesus: Ich bin dein Kind, und dein Kind will nicht bleiben. Damit ist es gut.
Jesu Führung ohne Zwang und Gewalt
Wie gesagt, Jesus wendet solchen Druck nicht an. Das ist typisch für ihn, denn er bezeichnet sich als den guten Hirten – und der hat keine Schäferhunde.
Sonst kommen ja Hirten nicht ohne Schäferhunde aus. Diese umlauern, bewachen, schnauzen an und beobachten die Herde ständig, wenn sie auch nur einen Meter vom vorgeschriebenen Weg abweicht. Jesus braucht solche Schäfer- und Wachhunde, Blut- oder Spürhunde nicht.
Es gab eine Zeit, da gab es solche Hunde auch in der Kirche. Das war die Zeit der Inquisition. Damals wurden Ketzer verfolgt, gefoltert und verbrannt. Ketzer sind Menschen, die nicht genau hundertprozentig die offizielle Dogmatik vertreten, also nicht ganz linientreu sind. Das geschah im finsteren Mittelalter.
Diese Zeit ist zumindest in der Kirche in dieser Hinsicht vorbei. Die Kirche hat damals, als sie Menschen mit Zwang zum Glauben führen wollte, einen ungeheuer großen Fehler gemacht. Doch sie hat diesen Fehler erkannt, eingesehen und daraus gelernt. Sie hat verstanden, dass man einen Menschen nicht zum Glauben zwingen kann – das geht nicht.
Es wäre schön, wenn auch andere aus diesem Fehler der Kirche lernen und ihre Hunde zurückziehen würden.
Die Existenz der Schäferhunde wird meist damit begründet, dass sie ein leider notwendiges Übel seien. Solange die Herde noch zu unreif ist, um selbständig den Weg in die Freiheit zu gehen, brauche man die Hunde, um die Schafsköpfe auf die Sprünge zu helfen. Später, wenn alle laufen und man an Schnürchen führt, könne man die Hunde abschaffen.
Wie gesagt, Jesus braucht keine Hunde, denn sie verbreiten Angst. Er braucht keinen Zwang, denn der provoziert Heuchelei. Er braucht keinen Druck, denn der erzeugt Widerstand. Er braucht keine Gewalt, denn die erzeugt Unzufriedenheit.
Das einzige Mittel, mit dem Jesus seine Herde regiert, ist die Liebe.
Die persönliche Beziehung des Hirten zu seinen Schafen
Und deshalb appelliert Jesus nicht an deinen Instinkt, sondern an dein Herz. Für ihn bist du keine Marionette, sondern ein Mensch mit einem Herzen, der lieben kann. Gott möchte, dass du ihm mit Liebe antwortest, ihm freiwillig Liebe entgegenbringst.
Deshalb lässt Jesus seine Herde nicht in Marschblöcken antreten, sondern er ruft jeden Einzelnen bei seinem Namen zu sich. Trotz des Massenzeitalters bist du für Gott keine Nummer und schon gar keine Null. Du bist für ihn ein Mensch mit einem Namen. Er steht ausdrücklich hier und ruft seine Schafe mit Namen und führt sie hinaus. Wenn er alle, die er hinausgelassen hat, führt, geht er vor ihnen her.
Auch darin unterscheidet sich Jesus von falschen Hirten und Führern. Wir brauchen nur an denjenigen zu denken, der sich als Führer bezeichnet hat und zum größten Verführer unseres Volkes wurde. Er sprach immer von Gefolgschaft, und die Gefolgschaft hat laut gerufen: „Führer, Befehl, wir folgen dir.“ Doch dieser Führer hat seine Leute nie von vorne angeführt. Er führte sie immer nur aus der Etappe, von hinten.
Als das Volk hungerte, ließ er sich in Berlin einen kostspieligen Bunker bauen. Und als die Russen kamen, opferte er das Leben von Tausenden Berlinern, um sein eigenes armseliges Leben noch ein paar Stunden zu retten. Schließlich wickelte er sich in einen Teppich und übergoss sich mit Benzin.
Jesu Leben als Vorbild für den guten Hirten
Da ist Jesus allerdings anders. Jesus hatte keinen Bunker, in den er sich verkriechen konnte, wenn es brenzlig wurde. Er besaß keinen Palast, in dem er gefeiert hat und es sich gutgehen ließ. Er hatte kein Haus, keine Wohnung und nicht einmal ein eigenes Bett. Er schuf sich kein Forum, in dem er sich mit seinen Gesinnungsgenossen zurückziehen konnte, um im exklusiven Swimmingpool abzutauchen.
Er hatte kein Spezialgeschäft, in dem er mit seinen Leuten das kaufen konnte, was die Bevölkerung in den Läden vergeblich suchte. Er machte sich nicht auf Kosten der Herde ein fettes Leben und widerstand der Versuchung, Macht zu missbrauchen.
Jesus wurde geboren in einer einfachen Futterkrippe. Er predigte aus einem einfachen Boot heraus, ritt in Jerusalem auf einem bescheidenen Esel ein, hielt sein letztes Abendmahl in einem bescheidenen Saal ab und wurde in einem einfachen Grab beigesetzt.
Jesus war arm, einfach und demütig – und das blieb er bis zu seinem Ende. Deshalb kann dieser Jesus sagen: Ich bin der gute Hirte. Er ist nicht jemand, der sich auf Kosten der Herde ein großes Leben macht, sondern einer, der mit der Herde, mit der Masse gelebt hat. Er hat das Leben des einfachen Herdentieres kennengelernt und geteilt.
Deshalb hat Jesus auch den moralischen Anspruch zu sagen: Ich bin der gute Hirte. Sein Leben war für alle nachprüfbar. Das schafft Vertrauen, dass wir uns ihm anvertrauen können. Er hat das Leben derer gelebt, die er geführt hat, und alles kennengelernt, was diese Welt an Gemeinheiten zu bieten hat.
Das begann schon, als er ein kleines Kind war: das Flüchtlingselend, die Heimatlosigkeit. Später erlebte er Diskriminierung durch die Behörden, Spitzel im engsten Freundeskreis, Denunzianten, falsche Zeugen vor Gericht und entnervende Verhöre. Er erfuhr körperliche Züchtigung; Soldaten spuckten ihn an, ohrfeigten ihn und verhöhnten ihn.
Schließlich lernte er sogar den Tod kennen. Denn selbst durch den Tod ist Jesus uns vorausgegangen. Er geht vor uns her, wie es in der Bibel heißt. Der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe.
Jesu Opfer und das Angebot des Lebens
Ist dir schon einmal jemand begegnet, der sein Leben für dich gegeben hat?
Was haben diejenigen eigentlich für dich getan, die dir große Versprechungen von Freiheit und einem schönen Leben machen? Sie haben viel Tinte fließen lassen, vor allem für viele schöne Worte in Büchern über den Sinn des Lebens.
Jesus hingegen hat sein Blut fließen lassen, damit du leben kannst. Das war der Sinn seines Lebens. Wenn du den Sinn deines Lebens suchst, wenn du das Leben suchst, dann halte dich an Jesus und folge ihm nach.
Jesus hat im Johannes-Evangelium Kapitel 10, Vers 10 versprochen: „Ich bin gekommen, das Leben zu bringen, das euch voll genügt.“ Das kann man sich gut merken. Bei Jesus kommst du voll auf deine Kosten.
Du brauchst nicht zu denken, dass der Spaß am Leben vorbei ist, wenn du Christ wirst. Du musst auch nicht den Rest deiner Tage mit sturem Schafsblick irgendwelche Parolen wiederholen.
Ich habe noch keinen Menschen kennengelernt, der es bereut hat, Christ geworden zu sein. Und du brauchst nicht zu glauben, dass du als Christ einer Gehirnwäsche unterzogen wirst, wie das bei manchen üblich ist.
Du wirst einer Totalwäsche unterzogen – und das ist etwas ganz anderes. Das heißt nämlich, dass Jesus dir deine Schuld abwäscht, dir die Last deiner Vergangenheit nimmt und dir deine Sünden abnimmt. Diese werden dir mit seinem Blut abgewaschen.
Damit beginnt das wahre Leben überhaupt erst.
Die Entscheidung für Jesus und das Leben in seiner Spur
Du bist jung, vor dir liegt das Leben, und jetzt liegt ein Angebot vor dir – ein Angebot, das Jesus dir macht. Dieses Angebot ist nur eines unter vielen anderen. Jesus hat dir heute Abend gesagt, was er von den anderen hält – nämlich nichts – und was er dir zu bieten hat – nämlich alles. Nun sollst du dich entscheiden: Wem willst du dein Leben anvertrauen? Wer soll der Maßstab deines Lebens sein? Wem willst du folgen? Wohin willst du gehen?
Als ich einmal in Berlin bei Björk war, wollte ich ins Stadtzentrum fahren, zur Friedrichstraße. Plötzlich fuhr ich jedoch auf den Alexanderplatz zu. Das wäre noch gegangen, wenn man dort abbiegen könnte. Aber ich kann dir sagen: Wenn du dich in Berlin verirrst, bist du verloren. Du darfst nicht rechts abbiegen, nicht links abbiegen, immer sind nur Zwingpfeile geradeaus, und nirgends darfst du halten. Der Verkehrsstrom treibt dich unweigerlich in eine Richtung, in die du gar nicht willst.
Die Friedrichstraße liegt ganz woanders. Der Fernsehturm ist in deinem Rückspiegel hinter dir und wird immer kleiner und kleiner. Am Ende landest du irgendwo draußen in einer ruhigen Vorstadt, fährst in eine stille Seitenstraße, stellst den Motor ab, holst den Stadtplan heraus und schaust nach, wo du, Idiot, gelandet bist. Bis ich wieder im Zentrum war, hat mich das mindestens eine halbe Stunde gekostet – und das alles nur, weil ich mich nicht rechtzeitig eingeordnet hatte.
Obwohl auf riesigen Tafeln die verschiedenen Richtungen angegeben waren, habe ich das nicht ganz ernst genommen. Ich habe mich nicht in die richtige Spur eingeordnet. Als ich an die große Kreuzung kam, war es zu spät, mich noch richtig einzuordnen. Ich konnte nicht mehr in die andere Spur wechseln, sondern nur noch in einer Richtung weiterfahren – und das war leider die falsche.
Wenn du dich nicht rechtzeitig einordnest, hast du lange Zeit keine Möglichkeit mehr, deine Richtung zu ändern. Irgendwann kannst du zwar umkehren, aber heute Abend hast du die Möglichkeit dazu. Wenn du falsch gefahren bist, kannst du umkehren. Stehst du noch vor der Kreuzung, kannst du dich heute richtig einordnen.
Heute sagt Jesus zu dir: Folge mir nach, folge meiner Spur, und ich führe dich in ein Leben, das dir voll genügt und das auch der Tod nicht zerstören kann. Du näherst dich nämlich auch der großen Kreuzung. Deshalb frage ich dich noch einmal: Wohin willst du? Willst du nach rechts oder nach links? Willst du ins Zentrum, ins Leben, möchtest du das Leben finden, oder willst du ins Abseits, in die Verdammnis?
Das Einordnen, liebe Leute, muss frühzeitig erfolgen, und die Jugendzeit ist dafür genau die richtige Zeit. Deshalb sagt die Bibel auch: Denke an deinen Schöpfer in deiner Jugend.
Es ist schön, dass du heute Abend hier bist. Ich danke dir, dass du dir die Zeit genommen hast, mir zuzuhören. Ich freue mich für dich, dass du heute Abend die Chance hast, dich einzuordnen, dein Leben neu zu ordnen und notfalls umzukehren.
Gott segne deinen Entschluss.
