Einleitung: Die Herausforderung eines radikalen Glaubens
Voll krass! Also, ich weiß nicht, was euch bewogen hat, zu so einem Thema zu kommen: Sturm und Steine. Gute Güte, kann der Glaube wirklich so radikal sein? Kann es denn wirklich sein, dass Gott möchte, dass wir Schwierigkeiten in Kauf nehmen müssen, dass wir vielleicht sogar bedroht werden? Ist das überhaupt vorstellbar?
Wenn jetzt einige sehr viele Ältere unter uns wären – aber ich weiß nicht, wo so die Altersobergrenze bei uns ist – dann gab es sogar in Deutschland Stürme und Steine für Christen. Ich habe mir das an verschiedenen Stellen, als ich Pastor war, von älteren Geschwistern erzählen lassen, wie das früher, vor siebzig Jahren in Deutschland, so war: Konfirmandenkinder wurden auf dem Weg zum Konfirmandenunterricht von den Eltern begleitet, weil HJ-Jungs mit Steinen nach diesen ewiggestrigen Christen geworfen haben.
Da können wir uns das kaum vorstellen: Sturm und Steine – voll krass! Was ist das? Was interessiert euch an so einem Thema?
Ich habe dann in der Bibel gesucht: Wo gibt es denn eine Bibelstelle, in der beides – Sturm und Steine – vorkommt? Ich hatte Glück, denn bei mir im Programm stand keine Bibelstelle, also durfte ich mir selbst eine raussuchen. Es gibt nur eine Bibelstelle in der ganzen Bibel, in der beides in einem Vers vorkommt: Sturm und Steine. Das ist in Apostelgeschichte 14, Vers 5.
Da wollen wir gleich einsteigen in dieses Kapitel.
Die doppelte Seite der Nachfolge
Aber ein paar Vorbemerkungen: Warum interessiert euch das Thema? Was ist es, das uns daran herausfordert?
Jumiko, Jugendmissionskonferenz: Bist du denn bereit? Bin ich denn bereit, wenn Nachfolge wirklich bedeutet, dass Steine fliegen können?
Wir wollen jetzt aber auch nicht auf der anderen Seite ins falsche Fahrwasser geraten und plötzlich solche werden, die Leid verherrlichen. Oder dass es uns nur noch darum geht, denn das Evangelium ist ja die Frohbotschaft.
Wie kriegen wir denn das beides zusammen?
Wenn wir die Bibel aufmerksam lesen und sie in der Tiefe verstehen, dann merken wir – hoffentlich –: Es gibt in der Bibel nicht zwei verschiedene Themen, die man so oder so sehen kann. Es gibt in der Bibel nur diese eine Sache: dass Jesus dich und mich in seine Nachfolge ruft.
Aber diese eine Sache hat zwei Seiten. Die eine Seite ist, dass wir damit in das Leben eintreten, das Gott uns damit segnet. Ein ganz neuer Abschnitt, eine ganz neue Tiefe kommt in unser Leben.
Die andere Seite ist das Sterben. Jesus sagt, da muss das Alte sterben. Da müssen wir mit ihm gekreuzigt werden, da muss das Vergehen etwas Neues werden.
Paulus sagt: Das Alte ist vergangen, alles ist neu geworden.
Das sind diese beiden Seiten – unser Problem. Darum brauchen wir das Zeugnis der verfolgten Gemeinde.
Unser Problem in Deutschland ist oft – das ist meine wirkliche Überzeugung –, dass wir denken, wir könnten die eine Seite haben, ohne die andere. Das wäre klasse: nur gut, nur leicht, nur Segen, nur Hilfe, nur besser.
Aber das geht nicht. Diese beiden Seiten gehören zusammen, und wir können in der Nachfolge nur dann leben, wenn wir auch den Preis der Nachfolge zahlen.
Darum die Frage: Bist du bereit?
Zeugnis von Dimitri: Ein Beispiel für gelebte Nachfolge
Dimitri, ein siebenjähriger Junge im Sudan, wurde von Muslimen entführt. Er war nun eine Art Sklave und musste auf die Kamele der Muslime im Norden des Landes aufpassen. Die Christen leben hauptsächlich im Süden. Dimitri hatte noch nie ein Kamel gesehen, und jetzt sollte er als Hirte für diese Tiere sorgen.
Dimitri stammte aus einer christlichen Familie, doch jetzt war er ein Sklave in einem muslimischen Haushalt. Am Sonntag hatte er gehört, dass es irgendwo eine Untergrundkirche gibt. Er wollte sich mit den Christen dort treffen. Also schlich sich der siebenjährige Dimitri heimlich aus dem Haus und ging zum Gottesdienst.
Als er zurück auf das Gelände des Muslims schlich, wartete dieser bereits auf ihn. Er fragte Dimitri: „Wo warst du, sieben Jahre?“ Dimitri bekam große Angst und antwortete: „Ich habe mit meinen Brüdern Gottesdienst gefeiert. Das ist das, was wir jeden Sonntag tun. Es kostet uns nichts.“ Dimitri wusste genau, wie gefährlich das für ihn im Norden Sudans war.
Er sagte zu dem muslimischen Sklavenbesitzer: „Ich wollte mit meiner Familie Gottesdienst feiern.“ Der Mann wurde wütend und sagte: „Das war ein ganz, ganz großer Fehler.“ Dann nagelte er dem Kind die beiden Knie zusammen und die Füße an ein Brett.
Dimitri hat das alles überlebt – mit sieben Jahren. Später fragte einer unserer Freunde Dimitri: „Kannst du das vergessen? Denkst du noch daran?“ Natürlich antwortete Dimitri: „Ich denke jeden Tag daran, es ist ja noch alles da, sichtbar.“
Dann fragte unser Partner Dimitri: „Warum denkst du, hat der Mann das gemacht?“ Dimitri antwortete: „Ich glaube, er wollte sich über mich lustig machen und mich so darstellen wie Jesus.“
„Dimitri, triffst du diesen Mann noch?“ „Ja, ich treffe ihn oft auf dem Markt. Ich habe kein negatives Gefühl, ich hasse ihn nicht. Ich weiß, dass Jesus mir vergeben hat und dass dieser Mann auch die Vergebung Jesu braucht.“
Sieben Jahre alt – bist du bereit? Wir können es kaum ertragen, wenn uns jemand einen Parkplatz wegschnappt oder uns die Vorfahrt nimmt. Mal ehrlich: Vielleicht ist das nur meine Veranlagung, aber ich bin leicht aufbrausend. Und da wird ein Siebenjähriger an ein Brett genagelt, und die Knie werden ihm zusammengenagelt.
Hast du diesen Mann gehasst? Nein. Gott hat mir vergeben, und er braucht auch Vergebung. Freunde, darin liegt ein Reichtum, den wir in der biblischen Verkündigung entdecken können.
Bist du bereit für Stürme, Sturm und Steine? Hinter all dem verbirgt sich die Möglichkeit, Gott noch einmal ganz anders und viel tiefer kennenzulernen. Darum soll es auch gehen.
Einstieg in den Bibeltext: Apostelgeschichte 14,5
In Apostelgeschichte 14,5 heißt es: Als sich aber ein Sturm erhob bei den Heiden und Juden und ihren Obersten – also ihr merkt schon, das war kein gewöhnlicher Wind, sondern ein Sturm der Entrüstung – und sie Paulus und Barnabas misshandeln und steinigen wollten, merkten diese es und entflohen in die Städte Lykaoniens, nach Lystra und Derbe und deren Umgebung. Dort predigten sie weiterhin das Evangelium.
Wenn ich genau hingeschaut habe – vielleicht wisst ihr es besser – ist das der einzige Vers, in dem Sturm und Steine in der Bibel zusammen vorkommen. Paulus hat hier erlebt, dass sich ein Sturm der Entrüstung erhob. Die Leute wollten ihn steinigen. Wenig später, im gleichen Kapitel, geschieht das auch tatsächlich. Aber an dieser Stelle noch nicht. Hier wollen sie Paulus steinigen, es erhebt sich ein Sturm der Entrüstung.
Und was macht Paulus? Die Jünger können fliehen, Paulus und Barnabas – das muss man sich mal klar machen – sie fliehen also und kommen in eine andere Gegend. Und was tun sie dann? Sie machen einfach weiter. Das kann ich gar nicht nachvollziehen. Wenn bei mir eine große Schwierigkeit auftaucht, wenn etwas völlig schiefläuft, dann ziehe ich mich zurück. Ich muss lange darüber nachdenken: War das jetzt meine Schuld? War es jemand anderes? Was ist da eigentlich los?
Doch Paulus und Barnabas lassen sich nicht aufhalten. Sie machen einfach weiter. Das ist der einzige Vers, in dem Sturm und Steine zusammen vorkommen.
Es gibt unzählige Beispiele von Christenverfolgung und von Leid um der Nachfolge Jesu willen, sowohl im Alten als auch im Neuen Testament. Diese möchte ich jetzt nicht alle behandeln. Stattdessen möchte ich einen Schritt höher gehen und uns sozusagen auf eine Metaebene stellen. In den folgenden Minuten wollen wir darüber nachdenken, was das eigentlich ganz grundsätzlich bedeutet.
Herr, wir bitten dich, dass du uns jetzt unser Herz öffnest, damit wir verstehen, wie deine Führung und Fügung in dieser Welt funktionieren und wie wir Teil werden in deinem großen Plan. Amen.
Die Schwierigkeit, das Thema anzunehmen
Ich habe ein bisschen Angst vor diesem Vortrag, ganz ehrlich. Es ist nicht so angenehm und auch nicht einfach, über Sturm und Steine, über Leid und die Schattenseiten des Evangeliums zu sprechen.
Ich weiß, wenn ich fertig bin, werden sicher einige hier ein bisschen ärgerlich sein und sagen: Ist das nicht ein bisschen krass? Muss man das wirklich so sehen? Ich hätte am liebsten, dass alle sagen: „War super, toll gemacht!“ Aber bei diesem Thema ist das gar nicht so einfach.
Ich bitte euch, euch einfach darauf einzulassen. Wenn ihr euch ärgert, fragt euch vielleicht im Gebet: Herr, ist da vielleicht doch etwas dran? Was willst du uns sagen?
Paulus und Barnabas erleben hier Christenverfolgung – genauso wie heute unzählige Christen weltweit. Da ist schon das erste Problem: Wenn ich von Christenverfolgung höre, dann regt sich sofort ein Impuls. Man denkt: Da muss man doch etwas tun, das kann doch nicht wahr sein! Geht es euch auch so?
Man möchte eine Unterschriftenaktion starten, einen Flashmob organisieren. Das machen wir alles. Aber am Ende ist es oft nur ganz wenig, was wir wirklich tun können.
Manchmal frage ich mich, ob ich dem Zeugnis der verfolgten Gemeinde nicht in gewisser Weise die Spitze abbreche, wenn ich sofort schaue, was ich jetzt tun kann. Es braucht Mut, mal einen Moment innezuhalten und auszuhalten, was die Christen dort durchmachen.
Zeugnis von Helen Behane: Mut trotz Gefahr
Helen Behane, Eritrea ist ein Land, in dem es ganz klar unmöglich ist, öffentlich als Freikirche zu evangelisieren. Trotzdem hat sie genau das getan. Wir hatten sie bei uns auf dem Missionstag zu Gast. Bei der Pressekonferenz war auch ein Journalist dabei, der sie fragte: „Warum hast du das denn gemacht?“ Eine völlig logische Frage, die ich mir auch gestellt hätte: Warum machst du das? Das ist doch gefährlich.
Helen antwortete darauf: „Wieso? Verstehst du die Frage nicht? Jesus hat doch gesagt, ich soll das machen.“ Jesus hat gesagt: „Gib dein Zeugnis! Ihr sollt hingehen, ihr sollt das Evangelium in alle Länder bringen.“ Und genau das hat sie getan. Natürlich wurde sie deshalb verhaftet und war in Containerhaft.
Jetzt wollen wir etwas tun, um zu helfen. Aber können wir das überhaupt aushalten? Ist das nicht ein bisschen extrem? Helen, bist du nicht ein bisschen zu krass drauf? Muss das wirklich so sein? Ich glaube, Jesus würde sagen: „Ja, so muss das sein.“ Nicht die Gefangenschaft, da wollen wir helfen, wo wir können. Aber was Jesus von Helen möchte, das möchte er auch von dir und von mir.
Die Herausforderung in Deutschland: Geringer Widerspruch und fehlende Öffentlichkeit
Und nun leben wir in Deutschland, und es kostet uns kaum etwas, unseren Glauben zu bekennen.
Jetzt frage ich euch – und ich frage mich das auch: Warum, wieso rede ich so wenig von Jesus? Warum?
Manchmal denke ich, will ich denn so schnell etwas tun für die verfolgten Christen, weil ich deren Anfragen an mich selbst gar nicht mehr aushalte?
Wie kommt es, dass wir als Christen in Deutschland so gut wie keinen Widerspruch zu erleiden haben? Liegt es vielleicht auch daran, dass wir kaum noch öffentlich von Jesus reden?
Bei mir sehe ich da definitiv einen Mangel. Ich weiß nicht, wie es bei dir aussieht. Aber natürlich dürfen wir helfen, und wir wollen ja auch helfen.
Da können wir viel tun: Wir können Trauernde trösten, wir können segnen, wir können in Liebe die Hand ausstrecken, wir können Gefangene besuchen – das tun wir. Wir beten, helfen und lernen. Lernen, ja, wir lernen.
Was machen die Apostel? Ich habe es gerade gelesen: Als sie der Verfolgung entronnen sind, machen sie einfach woanders weiter.
Können wir da etwas lernen? Nicht entmutigt aufzugeben, nicht das Handtuch hinzuwerfen.
Meine Familie und ich waren sechs Jahre in der Mission.
Persönliche Erfahrung: Zweifel und Ermutigung in der Mission
Wisst ihr, was ich gedacht habe, als ich gerade in Afrika angekommen war? Das ist zwar total peinlich, aber ich sage es trotzdem, weil es die Wahrheit ist. Nach wenigen Tagen war alles ganz anders, als ich es mir vorgestellt hatte.
Viele von uns wollen sich jetzt vorbereiten lassen und gehen mutig voran. Aber rechnet damit: Es wird noch einmal ganz anders kommen. Nach ein paar Tagen – und ich schäme mich dafür, aber so war es – habe ich gedacht: Es hat gar keinen Zweck. Ich bin hier am falschen Platz, alles ist so schwierig, das kann doch nicht sein.
Ich dachte: Gott, du hast mich hierher gerufen, warum ist das nicht vorbereitet? Warum herrscht hier so ein Durcheinander? Was soll das alles? Dann habe ich einem Freund geschrieben und gefragt, ob es sein kann, dass wir hier am falschen Ort sind. Zum Glück war seine Antwort vernünftig.
Er fragte: Kann es sein, dass du flüchten willst? Kann es sein, dass du feige bist? Kann es sein, dass du dich nicht dem stellst, was Gott dir aufgetragen hat? Kann es sein, dass wir dort, wo Gott uns hingestellt hat, nicht standhaft sind? Oder dass wir dort, wo Gott uns nicht hingestellt hat, nicht wirklich unseren Mann oder unsere Frau stehen?
Aber diese Christen, Paulus und Barnabas, lassen sich von dem großen Auftrag der Weltmission nicht abhalten. Sie machen einfach weiter.
Wenn ihr hier Gespräche mit Missionsgesellschaften geführt habt oder euch vielleicht aussenden lassen wollt, dann gebt bitte nicht auf. Werft nicht das Handtuch! Schwierigkeiten werden kommen.
Ich schäme mich, wie leicht ich mich vom Zeugnis für Jesus abbringen lasse. Können wir von den Aposteln lernen? Ja, ich kann viel von den Aposteln lernen.
Können wir von der verfolgten Gemeinde heute lernen? Ja, auch von der verfolgten Gemeinde heute kann ich viel lernen.
Die Realität der Christenverfolgung weltweit
In 64 Ländern dieser Welt gibt es keine Religionsfreiheit oder nur eine stark eingeschränkte Religionsfreiheit. In diesen Ländern leben über 200 Millionen Christen. Diese Christen sind ständig in Gefahr, bedrängt und bedroht zu werden.
Trotzdem zeigen viele von ihnen eine unglaubliche Freimütigkeit, wenn es darum geht, von ihrem Glauben Zeugnis zu geben. Das ist beeindruckend: Äußere Unfreiheit, aber innere Freimütigkeit.
In Deutschland leben, was weiß ich, wie viele Millionen Christen. Wir haben eine unendliche äußere Freiheit – mehr Freiheit gibt es kaum. So viel Freiheit gab es noch nie für Christen in irgendeinem Land, vielleicht mit Ausnahme von Amerika.
Doch gleichzeitig erleben wir eine solche innere Unfreiheit. Das ist schrecklich und lässt sich kaum mit Vernunft erklären. Vielleicht sollten wir einmal beten: „Herr, brich das, was mich da gefangen hält!“
Ist es Menschenfurcht? Ist es unsere Sucht nach Anerkennung? Was es genau ist, weiß ich nicht. Aber ich sehe, dass wir in Ländern der Verfolgung mutige Bekenner haben, während unser Zeugnis hier im Land der Freiheit oft ängstlich und schüchtern ist.
Paulus möchte uns wachrütteln. Er will uns sagen, worauf es wirklich ankommt.
Die Metaebene: Stärkung durch die Wahrheit der Nachfolge
Und jetzt gehen wir auf die Metaebene. Paulus hat die Steinigung überlebt. Was tut er als Nächstes? Er geht hin und stärkt die Jünger. In Apostelgeschichte 14,22 steht: „Sie stärkten die Seelen der Jünger und ermahnten sie, im Glauben zu bleiben.“
Wie macht er das? In Vers 19 wollten sie ihn steinigen. Sie dachten, er sei tot, und ließen ihn liegen. Doch in Vers 22 macht Paulus einfach weiter. Er will die Brüder stärken.
Paulus stärkt die Jünger, indem er ihnen sagt: „Wir müssen durch viele Bedrängnisse in das Reich Gottes eingehen.“ Er schenkt ihnen reinen Wein ein und macht klar, dass es ganz heftig wird.
Wie passt das zusammen? Ein weichgespültes Evangelium kann uns nicht stark machen. Das geht nicht. Man kann vieles erzählen, aber wenn es nicht von der Schrift gedeckt ist, ist es vielleicht nett, aber völlig unbedeutend. Es kann uns niemals stark machen.
Der Glaube an Jesus macht stark. Jesus sagt: „Ich bin die Wahrheit.“ Darum kann uns nur das, was wahr und wirklich ist, stark machen. Und was wahr und wirklich ist, ist, dass wir durch Bedrängnisse in das Reich Gottes eingehen müssen. Anders geht es nicht.
Es ist gut, das zu wissen, damit wir nicht überrascht sind. Das Wissen um die wahren Zusammenhänge kann uns stark machen. Wenn uns Leiden trifft, könnten wir sonst denken: „Das ist jetzt ein Betriebsunfall, das ist doch irgendwie nicht in Ordnung. Ich bin hier an der falschen Stelle. Gott, willst du das wirklich?“
Wenn wir wissen, dass Leiden zur Nachfolge dazugehört, können wir die Dinge, die uns widerfahren, richtig einordnen. Billiger ist das Reich Gottes nicht zu haben.
Wenn wir das wissen, können wir verstehen, warum Jesus manches zulässt. Vielleicht möchte er, dass sich unser Glaube bewährt. Vielleicht möchte er, dass wir gerade so in das Reich Gottes eingehen. Definitiv möchte Jesus, dass wir zum Leben durchdringen.
Illustration: Die Matrix als Bild für die Wahrheit der Nachfolge
Ein alter Film kann das vielleicht ein wenig veranschaulichen. Man kann in einer Scheinwelt leben und sich dort so richtig gemütlich einrichten. In dieser Welt gibt es kein Risiko, und das ist sehr bequem. Einige von uns kennen das – ich kann es nicht empfehlen, weil der Film sehr brutal ist – die Matrix.
Das ist eine tolle Welt, aber alles darin ist nicht echt. Dann gibt es eine kleine Gruppe von Aufgeklärten, die weiß, wie die Welt wirklich aussieht: katastrophal. Und dann gibt es einen, der noch in der Matrix ist, Neo. Er kann sich entscheiden: Will ich in der Lüge leben oder will ich die Wahrheit erkennen? Er entscheidet sich für die Wahrheit.
Mit der Wahrheit endet die Bequemlichkeit, aber das wahre Leben beginnt. Ein bisschen so ähnlich ist das in der Nachfolge. Wir können uns ganz bequem in dieser Welt einrichten, aber das ist vielleicht eine Lüge. Ist Materialismus alles? Ist die nächste Beförderung alles? Geht es wirklich nur um Geld, mein Haus, mein Auto, mein, mein, mein – oder gibt es da noch mehr?
Die verfolgte Gemeinde zeigt uns, dass man ein erfülltes Leben in äußerster Armut führen kann. Paulus schenkt uns reinen Wein ein und sagt: Ja, so ist es in der Nachfolge, das gehört dazu – durch viele Bedrängnisse.
Werbung für den Glauben? Die Realität der Nachfolge
Habt ihr euch schon einmal gefragt, wie man für den christlichen Glauben Werbung machen könnte? Stellt euch vor, wir hätten auf dem Pragsattel eine große Leuchtreklame, und das zu ganz geringem Preis. Was würden wir darauf schreiben?
Vielleicht: „Komm zu Jesus, der löst all deine Probleme.“ Ein eingängiger Werbespruch. Oder: „Dein Gott ist tot, nimm doch meinen.“ Oder: „Ja, ich weiß nicht, fällt euch etwas ein?“ Würde einer von uns wirklich auf die Idee kommen, wenn wir schon die große Leuchtreklame auf dem Pragsattel hätten, dort zu schreiben: „Wir müssen durch viele Bedrängnisse in das Reich Gottes eingehen“?
Das klingt doch eher abschreckend. Da würden wir denken: Das verprellt doch alle. Das geht doch überhaupt nicht. Das bringt doch nichts. Aber es ist wahr.
Meine Sorge in Deutschland ist, dass wir manchmal versuchen, das Evangelium so nett zu verpacken, dass die Leute es leichter annehmen. Die Frage ist nur: Was nehmen sie dann überhaupt noch an? Ein weichgespültes Evangelium kann nicht selig machen.
Wie würdest du für den Glauben Werbung machen? Was würdest du sagen?
Paulus bringt in Apostelgeschichte 14 das, was Nachfolge im Kern ausmacht, auf den Punkt: „Wir gehen durch viele Bedrängnisse in das Reich Gottes ein.“ Natürlich kann man keinen Werbespot machen, der das Evangelium einfach mal so locker verkauft. Das geht überhaupt nicht.
Aber was geht?
Wenn Menschen wie du und ich die Wahrheit, die in solch einem Wort steckt, vorleben – so wie Dimir, der sieben Jahre im Sudan seinen Peiniger vergeben kann und ihm die Gnade Gottes wünscht. Durch viele Bedrängnisse – ja, Dimir hat das erlebt. Aber er hat auch das andere erlebt: in das Reich Gottes einzugehen, frei zu werden von Hass und Bitterkeit.
Und so wird Dimir zu einer Art lebendiger Werbeträger. Jesus möchte, dass du und ich lebendige Werbeträger in dieser Welt sind, die seine Botschaft mit ihrem Leben in diese Welt tragen.
Paulus, Barnabas und unzählige verfolgte Christen sind solche Vorbilder, auch heute in der Welt.
Die Authentizität des Glaubens in Bedrängnis
Paulus lebt das vor mit Leid und Bedrängnis. Er predigt nicht Wasser und trinkt Wein, sondern lebt seinen Glauben authentisch. Paulus wurde gesteinigt, erlitt Schiffbruch, war mit Löwen zusammen, wurde verfolgt und immer wieder bewahrt. Schließlich starb er als Märtyrer.
Wenn unser Glaube nicht echt ist, wird er in schwierigen Zeiten Schiffbruch erleiden. Soll unser Glaube stark sein, brauchen wir einen wahren Glauben. Einen Glauben, der auch Platz lässt für Schwächen, für Scheitern, für Leid und für Schmerzen. Falsche Versprechungen helfen uns nicht.
Das stärkste Beispiel dieser Art von Nachfolge gibt Jesus selbst. Sein Weg führt vom Himmel auf die Erde. Wir kommen gerade von Weihnachten her und dann geradewegs ans Kreuz. In unserem Glaubensbekenntnis fassen wir das ganze Leben Jesu mit einem einzigen Verb zusammen: gelitten. Jesus sagt: „Der Jünger ist doch nicht über seinen Meister.“
Wie kommen wir darauf, in Deutschland zu denken, Nachfolge sollte dazu dienen, unser Leben bequemer und einfacher zu machen? Im Zentrum der Botschaft des Evangeliums stehen Kreuzigung, Folter und Tod. Und trotzdem – oder gerade deswegen – zieht uns dieses Evangelium so unglaublich an. Wir spüren, das ist echt.
Wie ist denn die Welt um uns herum? Sie ist doch so, wie sie ist. Wir müssten die Augen zumachen, in einer Traumwelt leben wie in der Matrix, wenn wir denken, es sei alles in Ordnung. Es ist schwierig, es ist leidvoll. Das Evangelium begegnet dieser Welt so, wie sie ist, und zeigt den Weg der Erlösung. Dieser Weg führt durch Bedrängnisse hindurch in das Reich Gottes.
Dafür steht das Kreuz: durch viele Bedrängnisse.
Apostelgeschichte 14,22 als Motto für den Glaubensweg
Mir ist aufgefallen, dass Apostelgeschichte 14,22 aus einer Metaebene betrachtet sehr bedeutungsvoll ist. Vielleicht können wir diesen Vers sogar auswendig lernen. Falls er euch etwas lang erscheint, denkt einfach mal über diesen Vers nach und versucht, ihn auswendig zu lernen.
Apostelgeschichte 14,22: „Wir müssen durch viele Bedrängnisse in das Reich Gottes eingehen.“
Wollen wir es mal probieren? Also: Bibelstelle, Text, Bibelstelle.
Apostelgeschichte 14,22: „Wir müssen durch viele Bedrängnisse in das Reich Gottes eingehen.“
Apostelgeschichte 14,22: Danke!
Vielleicht kann das ein Motto für uns in diesem Jahr sein. Der Weg, den wir als Christen in der Nachfolge gehen, ist ein schmaler Weg. Bei dem Bild, das Jesus vom schmalen Weg gebraucht hat, kommt dieses Wort der Bedrängnis vor – dieser eingeengte Weg. Der Weg in der Nachfolge ist eng und schwierig.
Natürlich ist das Ziel, das Reich Gottes am Horizont, überwältigend. Das Ziel lohnt sich. Aber der Weg dorthin ist mühsam, eng und eingeengt. Paulus weiß das. Die Bibel berichtet an vielen Stellen von dieser Bedrängnis. Ich möchte ein paar Bibelstellen nennen, damit wir nicht denken, dass diese Aussage nur eine Ausnahme ist.
Jakobus zum Beispiel sagt, es ist wichtig, Witwen in ihrer Bedrängnis zu besuchen. Das ist Gottesdienst, so Jakobus. Dort, wo Witwen und Waisen leben, herrscht Bedrängnis und Trauer. Sie zu besuchen, ist Gottesdienst.
Paulus schreibt an die Korinther über materielle Not. Es geht um eine Geldsammlung. Paulus sagt, ihr sollt spenden, aber nicht so, dass ihr selbst in Not geratet – also Bedrängnis durch finanzielle Schwierigkeiten.
In diesen Bedrängnissen stehen wir in dieser Welt. Jesus beschreibt das im Johannesevangelium mit den Wehen einer Mutter. Das ist Bedrängnis, diese Angst in den Wehen, durch die man hindurchgehen muss.
In dem Wort von Jesus wird auch schon etwas von der Herrlichkeit deutlich, die hinter dem Leid steht. In dem Moment, in dem das Kind im Arm der Mutter ist – ich habe meine Frau gefragt, ob das wirklich so ist. Sie sagte: „Ja, es war so. Jedes Mal gerade so, aber es war schlimm mit den Wehen.“ Doch wenn das Kind im Arm war, überwog die Freude so sehr, dass das Leid der Wehen und die Schwangerschaft vergessen waren.
Bedrängnis – diese Wehen, diese Angst. Paulus spricht im Korintherbrief von innerem Druck, psychisch belasteten Herzen, Trübsal und Bedrängnis. So leben wir in dieser Welt: mit finanziellen Bedrängnissen, inneren Ängsten, Witwen und Waisen sowie durch notvolle Krankheitserfahrungen.
Und dann sagt Paulus: Dieser Weg ist der Weg in das Reich Gottes.
Im Matthäusevangelium, Kapitel 7, Vers 14, spricht Jesus von der engen Pforte und dem schmalen Weg. Dort wird der Weg noch einmal als eingeengt und bedrängend beschrieben. Aber – und das ist das Evangelium – es ist der Weg, der zum Leben führt.
Jesus möchte uns nicht zerbrechen, kaputtmachen oder krank machen. Er möchte, dass wir Leben in Fülle haben. Der Weg ist eng und schmal, aber er führt zum Leben. Ein schmaler Weg, ein großes Ziel. Es ist wichtig, dass wir das verstehen.
Das ist wichtig, damit ihr vorbereitet seid, wenn Krisenzeiten in eurem Leben kommen. Ihr sollt wissen, dass das dazugehört. Es gibt für dich und für mich in dieser Welt äußeren und inneren Druck. Das ist so.
Durch diesen Druck führt der schmale Weg. Jesus führt uns geradewegs zum Leben. Das ist so.
Ermutigung in schweren Zeiten
Und das ist ja heute Nachmittag bei uns nicht anders. Hier sitzen, ich weiß nicht genau wie viele, einige von euch, vielleicht viele, die gerade jetzt inneren Druck haben, die leiden und gar nicht wissen, wie es weitergehen soll. Die über der Berufungsfrage fast zerbrechen, weil so viel Druck und so viel Schweres auf ihnen lastet.
Natürlich freut man sich, Christ zu sein, aber dann gibt es auch so viel Schweres. Lass dir das doch sagen von diesem Bibeltext. Er soll dich ermutigen, dass du das im Glauben fassen darfst. Das ist kein Betriebsunfall, sondern das gehört dazu. Deswegen wird es nicht automatisch gut, aber die Verunsicherung kann aufhören, denn das gehört dazu.
Und in dieser notvollen Situation darfst du Jesu Nähe erfahren. Das ist das andere, das gehört auch dazu. Die ganz großen Probleme in unserem Leben sind nicht sofort gelöst, wenn wir zu Jesus kommen. Aber die ganz großen Probleme in unserem Leben – in dem Moment, wo wir unser Leben Jesus übergeben – sind zumindest in der Frage, wo wir unsere Ewigkeit verbringen, gelöst.
Mir ist es immer wichtig, auch ganz kurz mal innezuhalten. Ich hoffe, wir haben das alle für uns so klar bekommen: Hast du diese ganz große Frage mal gelöst? Ist Jesus Herr in deinem Leben? Wenn nicht, dann lade ihn doch ein: Jetzt, Herr, sei du doch Hirte auch in meinem Leben, ich brauche dich.
Die ganz große Frage der Schuld in unserem Leben ist geklärt. Jesus hat sie ans Kreuz getragen. Aber auch da frage ich lieber noch einmal: Ist das in deinem Leben geklärt, die Schuldfrage? Sonst sag doch jetzt im stillen Gebet: Jesus, Herr, ich habe gesündigt und es tut mir leid. Bitte vergib mir, wasch mich rein von aller Ungerechtigkeit und aller Untugend und schenk mir deinen guten Geist, deinen heiligen Geist. Schenk mir Freude an deinem Wort.
Diese Fragen sind geklärt. Was ist meine Berufung? Da sind wir jetzt hier auf der Jumiko, und da führen die Gespräche an den Ständen, das ist wichtig. Sucht euren Weg im Gebet.
Aber andere Fragen und Probleme fangen im Moment, wo wir Christ werden, überhaupt erst an. Redet mal mit Christen, die Muslime waren, zum Beispiel im Iran. Was für Probleme fangen da mit dem Christsein an! Viele Bereiche unseres Lebens werden in dem Moment, wo wir Christ werden, komplizierter.
Und darüber müssen wir auch reden, sonst haben wir ein weichgespültes Evangelium. Wir dürfen nur versprechen, was von der Bibel gedeckt ist. Und die Bibel sagt uns, dass wir alle durch viele Bedrängnisse in das Reich Gottes eingehen müssen.
Und das mag ich nicht. Wenn das bei mir so ist, wenn das nur eine Phase ist, dann komme ich sofort und frage: Warum bin ich hierhergekommen? Warum muss das jetzt passieren? Das kann doch wohl nicht wahr sein. Herr, was soll das? Kannst du das nicht lösen? Kannst du das nicht wegnehmen? Ist das denn wirklich dein Weg?
Dann sind mir diese Probleme immer eine unwillkommene Störung. Das soll doch nicht so sein, jetzt das auch noch. Und ich denke dann immer: Denkt ihr das auch? Wenn das erst vorbei wäre, wenn das jetzt endlich erstmal beiseitegeschoben ist, dann kommt das nächste Problem.
Ich denke oft: Wenn, dann, wenn, wenn. Wenn der Chef nur ein bisschen einfacher wäre, dann könnte ich im Betrieb auch meinen Glauben bekennen. Wenn ich etwas mehr Geld hätte, dann könnte ich auch spenden. Aber so ist das Leben nicht.
Sondern in den Schwierigkeiten, in den Nöten, gerade da, wo ihr steht, da soll sich unser Glaube bewähren.
Und noch einmal: Ich will nicht irgendwie das Leid schönreden. Leid ist nicht schön. Es ist schrecklich, notvoll, furchtbar, dunkel, ganz dunkel.
Durch diese Dunkelheit führt der Weg zum Leben.
Das Beispiel des Volkes Israel und der Weg in das gelobte Land
Wir sehen das sehr deutlich im Alten Testament beim Volk Israel. In der Wüste gab es Schlangen, Feinde, Hunger und Durst – furchtbare Bedrängnisse. Niemand würde sagen, dass Hunger, Durst, Feinde und Schlachten gut sind. Doch genau das war der Weg in das gelobte Land.
Das müssen wir verstehen, und das zeigen uns bedrängte Christen vor. Sie haben ihren Kompass ausgerichtet und sehen das Ziel klar vor sich.
Manche von uns sagen vielleicht: „Was soll das? Willst du uns nur vertrösten?“ Nein, das ist keine Vertröstung, sondern Trost, weil es wahr ist. Unser Leben hier wird vergehen – 50 Jahre, 30 Jahre, zwei Tage, wer weiß. Vielleicht habe ich auf der Rückfahrt einen Unfall.
Aber wenn unser Ziel bei Gott liegt, dann kann uns das niemals mehr aus der Hand gerissen werden.
Persönliche Erfahrung mit Rückschlägen und der Realität der Welt
Ich habe einmal eine schwere Situation erlebt, als ich Pastor in einer Gemeinde war. Dort lief alles schief, und sofort kamen die Fragen auf: Habe ich etwas falsch gemacht? War ich ungeschickt? Was habe ich angestellt?
Dann wurde mir klar: Ja, ich habe vieles falsch gemacht. Aber ich habe, soweit ich konnte, treu das Evangelium verkündigt. Im Kern war der Widerspruch auch der Widerspruch gegen die Botschaft, weil wir in einer gefallenen Welt leben.
Die verfolgte Gemeinde erlebt das wie durch ein Brennglas. Sie tun nichts weiter, als von Jesus zu erzählen – und plötzlich ist der Hass der Welt auf sie gerichtet. Es ist ein schmaler Weg, und dieser schmale Weg ist der einzige Weg. Paulus sagt hier: Habt ihr es noch im Ohr? Wir müssen, wir müssen, es gibt keinen anderen Weg.
Dieser schmale Weg ist der einzige Weg. Wir müssen durch viele Bedrängnisse in das Reich Gottes eingehen. Das ist ein Fakt, eine Tatsache, ein unvermeidlicher Gedanke – es wird so sein, es ist so.
Das ist nicht so, wie wir es oft aus dem Internet kennen: Wenn wir etwas kaufen, müssen wir immer auf „Geschäftsbedingungen akzeptieren“ klicken oder das Widerrufsrecht beachten. Da sagen wir vielleicht: „Leid? Nein, Nachfolge mache ich mal lieber nicht.“ Aber Segen, Hilfe, Beistand, Gesundheit oder Geld brauchen wir schon.
So ist es aber nicht. Dieser Stress, diese Bedrängnis ist nicht nur eine Option, die wir in der Nachfolge wählen könnten, sondern sie gehört dazu.
Was ich am Anfang sagte: Es ist eine Sache, es ist das neue Leben. Aber das heißt auch, dass der alte Mensch in den Tod gegeben wird. Denn wir leben in einer leidenden Welt, und das ist auch Teil des Ratschlusses Gottes.
Die Not der Welt und der Heilsplan Gottes
Wisst ihr, wie notvoll die Welt um uns herum ist? Ist uns das überhaupt klar? Paulus schreibt im Timotheusbrief, Kapitel 3, Vers 12: „Alle, die fromm leben wollen in Christus Jesus, müssen Verfolgung leiden.“ Alle müssen Verfolgung leiden.
Oder Jesus sagt: „In der Welt habt ihr Angst, das ist ein Fakt, aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.“ Dann denken wir an die Christenverfolgung unter Nero. Und wie ich vorhin schon erwähnte: Heute gibt es 64 Länder ohne Religionsfreiheit, in denen über 200 Millionen Christen leben. Es ist eine feindliche Welt, die das Evangelium, Gott und alles, was mit ihm zu tun hat, hasst.
Wilhelm Busch, ein Erweckungsprediger zur Zeit des Nationalsozialismus, hat nur von Jesus erzählt und dabei ein wenig praktische Anwendung gebracht. Doch plötzlich war die Gestapo bei ihm auf den Fersen, und er wurde als Staatsfeind angesehen. Gott sei Dank haben wir das im Moment nicht.
Aber vor wenigen Tagen habe ich einen Christen aus England getroffen, der gerade im Gefängnis gewesen war. Ich fragte ihn, was er angestellt habe. Er sagte, er habe in Schottland auf der Straße evangelisiert und die Leute zu Jesus eingeladen. Mehr hat er nicht gemacht.
Dann gab es eine Frau mit lesbischer Orientierung, die zur Polizei ging und behauptete, er habe sie angegriffen. Das stimmte gar nicht. Wahrscheinlich war es der Heilige Geist, der sie überführt und ihr Gewissen geweckt hatte. Er hatte das Thema überhaupt nicht angerührt.
Er sagte der Polizei, er habe eine Aufnahme von dem Gespräch, da er immer aufnehme, was er rede. „Hier könnt ihr euch das anhören.“ Doch die Polizei interessierte das nicht. Die Anzeige wurde aufgenommen, und er wurde verhaftet.
Sein Rechtsanwalt half ihm, und er kam wieder frei. Auch in unserer westlichen Welt spüren wir, wie der Wind ein bisschen schärfer wird. Das sollte uns nicht verwundern. Paulus sagt ja: „Wir müssen durch Bedrängnisse in das Reich Gottes eingehen.“ Das gehört dazu, weil diese Welt eine gefallene Welt ist.
Und das ist der zweite Punkt, bei dem ich jetzt ein bisschen Angst habe, das zu sagen: Es gehört dazu, weil es auch zum Ratschluss Gottes gehört. Das verstehen wir vielleicht gar nicht. Warum sollte Gott denn so etwas wollen? Aber Gott hat auch diese notvollen Dinge in seinen Heilsplan eingeschlossen.
Das deutlichste Zeichen dafür ist das Kreuz, dieses furchtbare Folterinstrument. Durch Gottes Gnade wird es zum Siegeszeichen unserer Erlösung. Bonhoeffer hat einmal gesagt: „Ich bin überzeugt, dass Gott noch die schlimmsten Dinge in unserem Leben nutzen kann und etwas Gutes daraus machen kann.“
Nichts anderes sagt Paulus: „Ich bin gewiss, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen.“ Es gehört auch in den Heilsplan Gottes hinein. Wir müssen durch viele Bedrängnisse in das Reich Gottes eingehen.
Mose über die Bedeutung von Schwierigkeiten
Im fünften Buch Mose lesen wir einen Grund, warum das so ist. Mose schreibt, dass all diese Wirrnisse in der Wüste, all diese Schwierigkeiten, all das, was passiert, dazu dient, dass offenbar wird, was in deinem Herzen ist.
Etwas später schreibt er, dass Gott das zugelassen hat, damit er dir kundtut, was in dir ist.
So lernen wir etwas über uns selbst und über die Führung Gottes.
Warnung vor der Verführung durch Materialismus
Ihr Lieben, das ist ungefähr der Kern dessen, was ich sagen möchte: Ohne die Bedrängnisse und Schwierigkeiten in unserem Leben stehen wir alle in der Gefahr, der Verführung und der Lüge des Materialismus zu verfallen.
Dieser Materialismus blendet viele Menschen sehr. Sie denken: Wenn ich nur all das habe, dann ist mein Leben gut. Wenn ich nur Geld habe, wenn ich nur dies habe. Doch die verfolgten Christen sagen uns: „Das ahnen wir, das ahnen wir. Deshalb beten wir für euch.“ Glaubt ihr das?
Ich habe oft Christen in den Ländern der Märtyrer getroffen, die mir sagen: „Wir beten für euch.“ Usbekistan, China, die arabische Welt, zuletzt Ägypten. „Wir beten für euch, Indien, wir beten für euch, weil wir ahnen, dass ihr in dieser Gefahr steht, dass der Materialismus für euch alles ist.“
Wir sind versichert, wir haben ein bisschen Sparguthaben, wir haben Krankenversorgung und so weiter. Aber es reicht nicht, unseren Glauben nur mit den Lippen zu bekennen. Die Bedrängnisse, die auch uns nicht erspart bleiben, zwingen uns dazu, in diese Krise hineinzukommen.
Dann wird auf einmal deutlich, wie ein Lackmustest: Was trägt jetzt wirklich? Worum geht es wirklich? Ist ein Glaube ein Glaube, der trägt? Ist ein Glaube echt? Ist ein Glaube wahr?
„Seid getrost“, sagt Jesus, „seid getrost, ich habe die Welt überwunden.“
Zeugnis von Gilbert Hosepian: Vergebung und Liebe trotz Leid
Bei unserem Missionstag hatten wir einen Christen aus dem Iran zu Gast, Gilbert Hosepian. Er erzählte, wie sein Vater ermordet wurde und wie sehr er darunter gelitten hatte. Er berichtete auch davon, dass er zunächst nicht vergeben konnte. Doch dann schenkte Gott ihm plötzlich Vergebung in seinem Leben.
Mit großer Freude sprach er von seiner Liebe zu Gott und auch von seiner Liebe zu den Muslimen, die seinen Vater getötet hatten. Viele Menschen hatten Tränen in den Augen, es war ein sehr bewegendes Zeugnis von Gilbert Hosepian aus dem Iran.
Was darf mich mein Glaube kosten? Kann ich jemandem vergeben, der mir Unrecht getan hat? Könnte ich mich von Gott gebrauchen lassen, um sogar den Feinden das Evangelium zu bringen?
Darum brauchen wir das Vorbild der verfolgten Gemeinde. Dort gibt es Brüder und Schwestern, die uns genau das vorleben. So können wir es bei Menschen aus Fleisch und Blut sehen.
Die Bedeutung des treuen Rests für das Überleben der Kirche
Jetzt möchte ich etwas sehr Gewagtes sagen, aber ich bin davon überzeugt, dass es stimmt:
Durch die Jahrhunderte hat die Kirche nur deshalb überlebt, weil es immer einen kleinen Rest gegeben hat, der bereit war, auch den letzten Preis in der Nachfolge zu zahlen. So wie der Vater von Gilbert Hosepian oder die Christen im Sudan, die sich von nichts und niemandem haben abbringen lassen – außer von Jesus.
Durch diesen treuen Rest hat die Kirche alle Jahrhunderte hindurch überlebt. Und das Überleben der Kirche hängt auch heute noch davon ab.
Lasst uns nicht so hochmütig sein, zu glauben, die verfolgte Gemeinde würde nur wegen uns überleben. Ich glaube wirklich, die wahre, wirklich arme Kirche sind wir.
Es gibt so viel, was wir von der verfolgten Gemeinde lernen können. Und wir können auch viel helfen, Gott sei Dank. Von der verfolgten Gemeinde gibt es viel zu lernen.
Einladung zur aktiven Nachfolge
Und jetzt lädt uns Jesus ein, nicht nur zu lernen, nicht nur zu lernen, sondern auch mitzumachen.
Der schmale Weg ist der einzige Weg. Er führt durch die enge Pforte – nochmals betont: durch das Enge und Beengte.
Doch wohin führt dieser Weg? Zum Leben, in das Reich Gottes. So wird aus diesem engen, notvollen und schmalen Weg letztlich eine Prachtstraße.
Jesaja hat das einmal gesagt: Das ist die Bahn, der Weg, der heilige Weg, auf dem die Gemeinde Genzion marschiert.
Auf diesem Weg gehen viele Christen unter unsäglichen Schwierigkeiten, trotz aller Verfolgung, trotz aller Stürme und trotz aller Steine.
Bist du mit auf diesem Weg? Bist du dabei? Bist du bereit?
Persönliche Begegnungen mit dem Glauben der verfolgten Christen
Das größte Vorrecht für mich ist, dass ich immer wieder zu diesen Menschen, den Brüdern und Schwestern, fahren und sie in ihrer Not besuchen darf. Dabei muss man oft viel weinen und manchmal gibt es gar nichts zu sagen. Doch ich darf von ihnen lernen, wie sie ihren Glauben leben. Jedes Mal komme ich beschenkt und gesegnet zurück.
Gerade kürzlich habe ich Christen getroffen, wie ich sie zuvor noch nie erlebt habe. Dieser starke Glaube, den sie mir dort vorgelebt haben, ist mir vollkommen neu. Große Not – und dennoch sagen sie: „Lass uns beten! Jesus hat versprochen, er wird es tun, er wird helfen.“ Dieser starke Glaube, dieser Mut! Sie sagen: „Gib mir diesen Glauben, diesen Mut! Wir wollen einfach evangelisieren.“
Da war ein Mann, der immer wieder ins Arbeitslager geht. Dort leben Nordkoreaner, die Zwangsarbeiter sind. Es gibt Wachen, die Hunde haben. Dieser Mann geht trotzdem hin und bringt ihnen das Evangelium. Die Wachen hetzen die Hunde auf ihn, er wird gebissen, zieht sich zurück, wartet, bis die Wunden heilen, und dann geht er wieder hin. Immer wieder. Dieser Mut und diese Freiheit – das kenne ich gar nicht.
Diese Freiheit bedeutet, gar nicht zu fragen: „Was denkst du jetzt über mich? Was denkst du, wenn ich so bete? Was denkst du, wenn ich hier von Jesus erzähle?“ Nein, diese Freiheit, den Glauben zu bekennen, einfach weil der Glaube so im Herzen brennt.
Schlussgebet: Bitte um starken und mutigen Glauben
Herr, jetzt stehen wir vor dir und wollen dich bitten: Schenke uns diesen starken Glauben – den echten, den wahren Glauben, der trägt.
Herr, wir bekennen dir unsere Schwachheit. Schenke uns einen mutigen Glauben, der hinsteht und dich bekennt, auch wenn Sturm und Steine kommen.
Nimm uns diese Menschenfurcht und Ängstlichkeit. Schenke uns Freiheit, Freimut und Gelassenheit. Sollen andere doch denken, was sie wollen – wir gehören zu dir. Wir gehen unseren Weg mit dir, den schmalen Weg durch die enge Pforte in dein Reich.
Schenke uns starken Glauben, mutigen Glauben und Freimut. Mach uns zu solchen, die auch in unserem Land dein Wort hinaustragen.
Herr, segne uns und setze uns zum Segen. Amen.