Einleitung: Geistige Strömungen und ihre Auswirkungen auf die Gemeinde
Ich möchte, wie meistens bei den Vorträgen, zwei Vorbemerkungen machen.
Erste Vorbemerkung: Wir leben in einem Jahrhundert des Existenzialismus. In diesem Jahrhundert gab es eine geistesgeschichtliche Tendenz, bei der verschiedene Philosophen existenzialistische Theorien aufgestellt haben. Anfang des Jahrhunderts waren es unter anderem Jean-Paul Sartre, Camus und andere. Meistens verläuft der Weg über die Philosophie hin zur Theologie. Dabei entstehen oft interdisziplinäre Brücken zwischen Philosophie und Theologie.
Was einmal in die Theologie eingegangen ist, findet dann meist mit Zeitverzug seinen Weg in die Gemeinde Jesu hinein. Dort, wo die Gemeinde nicht wachsam ist und die Dinge nicht an der Bibel prüft und unterscheidet, gelangen diese Ideen in die Gemeinden.
So haben wir im geistesgeschichtlichen Bereich unserer Tage, in unserer heutigen Gesellschaft, den Existenzialismus weit verbreitet. Der Mensch steht im Mittelpunkt mit seiner Sinnfrage und der Daseinsbewältigung. Darauf werden ganz verschiedene Antworten gegeben, auf die wir heute Abend nicht näher eingehen können.
Auch im religiösen Bereich steht heute der Mensch im Mittelpunkt mit seiner religiösen Erfahrung. Die Erfahrung wird heute sehr großgeschrieben. Es geht nicht mehr so sehr um die Frage: „Was sagt die Bibel?“ – wie zur Zeit der Reformation, als die Frage im Vordergrund stand: „Was sagt die Heilige Schrift?“
Mit dem Einbruch der Aufklärung und dem Fortlaufen bis in unser Jahrhundert hin zum Existenzialismus ist die Frage nun vielmehr: „Was kann ich erleben? Was kann ich erfahren?“ Darum erleben wir heute eine große Erfahrungswelle.
Deshalb konnte fernöstliche Mystik so leicht zu uns transportiert werden. Alle Menschen sehnen sich nach Erfahrung. Deshalb hat die Drogenwelle eine so große Verbreitung gefunden. Übersinnliche Erfahrungen werden gesucht, ebenso im Bereich Spiritismus und Okkultismus, wo aussersinnliche Erfahrungen im Vordergrund stehen. Es geht um die Erfahrung – Existenzialismus.
Das Gleiche beobachten wir auf religiös-christlichem Gebiet. In der Pfingst- und charismatischen Bewegung tritt die persönliche religiöse, christliche, fromme Erfahrung stark in den Vordergrund: Was kann ich da erfahren? Was kann ich da erleben? Wie fühle ich mich dabei? Was bringt mir das? Diese Fragen rücken stark in den Mittelpunkt.
Darum möchte ich gleich zu Beginn eine zweite Bemerkung machen: Wir sollten heute Abend nicht auf der Erfahrungsebene argumentieren. Wenn jetzt einer von uns aufstehen würde und sagen, „Das habe ich erfahren, ich war in dem Kreis, ich war in der Veranstaltung, dort habe ich Folgendes erlebt, oder ich war zuhause in meinem Kämmerlein und habe meditiert, und dabei ging mir das auf“, dann sprechen wir vom Bereich der Erfahrungen.
Wir wollen jedoch von der Bibel her argumentieren, von der Schrift her. Argumentationen auf der Erfahrungsebene können hier und da mal vorkommen, auch ein Erfahrungsaustausch ist möglich. Aber wichtiger ist die Frage: Was sagt das Wort Gottes? Was sagt die Heilige Schrift zu dieser Thematik?
Positive Aspekte der Pfingst- und charismatischen Bewegung
Nun habe ich letztes Mal bereits angekündigt, dass wir heute Abend mit einem Teil beginnen wollen. Diesen habe ich überschrieben mit „Positive Aspekte der Pfingst- und charismatischen Bewegung“ beziehungsweise „Was können wir lernen, wo können wir uns Scheiben abschneiden, vielleicht sogar dicke Scheiben abschneiden in dieser Bewegung?“
Ich nenne jetzt zehn Punkte. Die Liste habe ich absichtlich nach unten offen gelassen. Ich bin gerne bereit, noch etwas hinzuzufügen, wenn mir das jemand wirklich glaubhaft versichern und begründen kann.
Eine ganze Reihe von Dingen, die ich positiv sehe, will ich jetzt einfach mal nennen. Ich kann sie nicht alle bis ins Detail absichern, aber ich möchte diese Aspekte anführen. Vielleicht bleibt dem einen oder anderen der Atem weg, wenn er manche Punkte liest und sieht, was wir alles positiv übernehmen können.
Grundlegende Wertschätzung der Bibel
Das Wichtigste für mich ist, dass in der Pfingst- und charismatischen Bewegung grundsätzlich die Bibelkritik, insbesondere die historisch-kritische Bibelkritik, abgelehnt wird. Man geht also nicht mit dem Ansatz vieler moderner Theologen an die Bibel heran, um aus dem gesamten biblischen Inhalt den vermeintlich wahren Kern herauszufiltern.
Stattdessen wird die Bibel als Wort Gottes angesehen, und zwar von Anfang bis Ende. Ich sage das jetzt pauschal; es mag einzelne Pfingstler oder Charismatiker geben, die da Abstriche machen. Aber grundsätzlich wird in dieser Bewegung die Bibel als Wort Gottes, als Heilige Schrift anerkannt und respektiert.
Das kann man nicht von allen Kreisen unserer Kirchen bis hin zu manchen Gemeinschaften und Freikirchen heute behaupten. Die Ablehnung der Bibelkritik ist hier ganz deutlich und grundsätzlich positiv zu bewerten.
Ernsthafte Verkündigung von Bekehrung und Wiedergeburt
Zweitens wird dort die Botschaft von Bekehrung und Wiedergeburt ernst genommen und gepredigt.
Ich besitze viele Kassetten von Pfingstpredigern sowie charismatischen Predigern, die aus vollem Herzen evangelisieren. Das evangelistische Zeugnis ist dabei nicht anfechtbar. Es wird eine ganz klare Bekehrungsbotschaft verkündet: Buße, Umkehr, Glaube an Jesus Christus, die Übergabe des Lebens an ihn und die Hingabe des Herzens an ihn.
All diese Aspekte von Bekehrung und Wiedergeburt werden dort gepredigt. Leider kann man das in vielen Bereichen unserer Kirche oder unserer Kirchen nicht mehr sagen.
Bewusstsein für die Gegenwart des Heiligen Geistes
Dann kann man feststellen, dass mit der Wirklichkeit des Heiligen Geistes gerechnet wird. Ich werde das an einigen Stellen noch differenzieren müssen.
Zunächst wollen wir aber positiv festhalten, dass mit der Wirklichkeit und Gegenwart des Heiligen Geistes im Leben der Einzelnen und auch in den Veranstaltungen ganz konkret gerechnet wird – vielleicht sogar mehr als bei uns.
Lehre und Praxis der Heiligung
Dann wird Heiligung gelehrt und gelebt. Die Brüder und Schwestern aus der Pfingstbewegung haben oft das Anliegen, wirklich im Glaubensgehorsam zu leben und ihr Leben nach dem Herrn auszurichten.
Sie setzen vielleicht manche andere Akzente in ihrer Frömmigkeit, und auch Stilfragen können anders sein. Trotzdem können wir grundsätzlich sagen: Auch Heiligung wird gelehrt und gelebt.
Missionarischer Eifer
Dann möchte ich ganz deutlich betonen, dass in vielen Pfingst- und charismatischen Kreisen ein echter missionarischer Eifer vorhanden ist. Es gibt charismatische Gruppen, die auf die Straßen gehen, wirklich auf die Menschen zugehen, sie ansprechen und abholen. Sie führen die Menschen zu Veranstaltungen.
Dabei geht es um die Errettung von Menschen. Es ist erfreulich, dass tatsächlich noch missioniert wird.
Ganzheitliches Menschenbild
Dann etwas sehr Schönes: In der pfingstlich-charismatischen Bewegung wird versucht, den Menschen als eine Einheit von Verstand, Wille und Gefühl zu sehen. Der Mensch ist eine Einheit aus diesen drei Bereichen, die alle zu unserer Seele gehören. Genauer gesagt, Wille und Gefühl sind zentrale Bereiche unseres Innenlebens, unserer Seele. Dort wird versucht, diese Einheit zusammenzubringen.
Wisst ihr, die westliche Christenheit, in der wir leben, ist stark verkopft – ich benutze ein Wort von Christa Mewis: stark intellektualisiert. Bei uns läuft vieles über den Kopf. In den Kirchen werden oft Kanzelvorlesungen gehalten, Referate, die meilenweit über die Köpfe der Menschen hinweggehen. Das Herz und die Seele werden dabei nicht erreicht, und es ist kein Gefühl im Spiel. Es darf nicht gelacht und nicht geweint werden. Man muss starr und still auf seinem Stuhl sitzen und alles über sich ergehen lassen, fast wie beim Zahnarzt.
Es ist ein wichtiges Anliegen, Verstand, Wille und Gefühl unter einen Hut zu bringen. Und das gehört auch zusammen. Wir dürfen da etwas lernen. Es ist nicht schlimm, wenn wir hier ein Kinderlied singen und die Kinder dann klatschen – wie am letzten Sonntag – und auch die Erwachsenen mitmachen. Das darf mal sein. Wir dürfen lachen, und es ist erlaubt, sich in einer bestimmten Notsituation auch mal in die Ecke zu setzen. Dort dürfen dann auch Tränen fließen.
Wir sind eine Einheit von Verstand, Wille und Gefühl. Das wird dort vielleicht etwas über das normale Mittelmaß hinaus praktiziert, aber es wird gesehen und anerkannt.
Herzlichkeit und Gemeinschaftserleben
Das geht damit einher, dass in den Veranstaltungen oft von Außenstehenden eine warme, herzliche Atmosphäre empfunden wird. Das ist eines der häufigsten Merkmale, die Außenstehende angeben, wenn man sie fragt, was ihnen gefallen hat: Es war eine warme, herzliche Atmosphäre. Man betritt den Raum nicht und verlässt ihn wieder, ohne angesprochen zu werden.
Wie oft habe ich schon gesagt, dass hoffentlich hier niemandem passieren muss, dass jemand zum ersten Mal hereinkommt und wieder geht, ohne dass ihn jemand angesprochen hat – nicht aufdringlich, sondern ganz natürlich und herzlich. Das wird dort wirklich praktiziert, das habe ich auch selbst an verschiedenen Orten erlebt. Man kann das natürlich auch irgendwie spielen, aber ich glaube schon, dass es von Herzen kommt.
Ein weiteres auffälliges Merkmal ist die intensive Seelsorge untereinander. Wir leben in einer Zeit, in der es große seelsorgerliche Nöte unter den Menschen gibt, auch unter den Glaubenden. Die wenigen Hauptberuflichen sind völlig überfordert, alle seelsorgerlichen Nöte der Gemeindeglieder bis in ihr eigenes Leben hinein zu managen. Das geht zeitlich und kräftemäßig einfach nicht mehr.
Darum ist es höchste Zeit, dass auch im Bereich Seelsorge Schulungen stattfinden, damit ganz normale Gemeindeglieder, die Gaben dafür haben, zugerüstet und weitergeführt werden, um sich gegenseitig helfen zu können. Das wird hier ganz stark praktiziert, mit vielen Seminaren über Seelsorge. Ich kann jetzt nicht im Einzelnen beleuchten, was dort alles geschieht, aber insgesamt dürfen wir sagen: Seelsorge untereinander wird intensiv praktiziert.
Ein weiterer Punkt ist die besondere Fürsorge für kranke Menschen. Ich möchte das zunächst positiv und neutral formulieren: Diese Welt ist ein großes Krankenhaus, und wir haben so viele Krankheiten – Tausende von Krankheiten des Körpers und der Seele. In dieser Bewegung wird den Kranken besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Ich werde das später auch noch von der anderen Seite beleuchten, aber zunächst möchte ich es positiv darstellen.
Als letzten Punkt, den ich hier notiert habe: Es gibt eine lebendige Hoffnung auf die Wiederkunft Jesu Christi. Nicht wie im Glaubensbekenntnis, wo es heißt, dass er von dort kommen wird, um die Lebenden und die Toten zu richten – also am Sankt-Nimmerleins-Tag –, sondern eine richtige, lebendige Naherwartung Jesu Christi. In vielen christlichen Kreisen ist diese Erwartung in weite Ferne gerückt. Wie es mal jemand formulierte: Der Gedanke an die Entrückung ist den meisten entrückt. Hier aber ist er nicht entrückt, sondern lebendig. Die Wiederkunft Jesu wird gepredigt und versucht, unter den Gliedern wachgehalten zu werden.
Das sind zehn Punkte, die ich genannt habe. Ich habe hier extra noch zwei Leerzeilen gelassen, falls nachher jemand kommen möchte und sagt: Das habe ich vergessen, das könnte man noch ergänzen an positiven Aspekten. Ich bin sicher, ich habe noch nicht alle aufgezählt, aber das sind die, die mir am stärksten aufgefallen sind.
Ihr seht daran, dass wir lernen müssen zu differenzieren. Wir dürfen nicht pauschal sagen: Oh, die Pfingst- und charismatische Bewegung, die müssen wir ganz ablehnen, die Leute müssen wir meiden, das dürfen wir nicht pauschal sagen, oder: Das sind keine Brüder und Schwestern. Da würden wir uns wirklich versündigen und auch Unrecht tun.
Wir dürfen differenzieren, wie wir das letzte Mal auch gehört haben: Prüft alles, das Gute behaltet, meidet das Böse in jeder Gestalt. Wir dürfen prüfen, wir dürfen differenzieren. Und das wollen wir jetzt tun.
Ich habe die positiven Dinge an den Anfang gestellt. Nun darf ich mit voller Berechtigung einige Dinge aufführen, bei denen ich den Eindruck habe, dass diese Bewegung in ihrer Lehre und Praxis über die Schrift hinausgeht. Der Apostel Paulus hat geschrieben: Nicht über das hinaus, was geschrieben steht.
Der erste Punkt, bei dem ich den Eindruck habe, dass es nicht mehr mit der Bibel übereinstimmt, ist der Bereich Geistestaufe. In der Pfingst- und charismatischen Bewegung spielt der Ausdruck Geistestaufe eine zentrale Rolle. Dort wird gesagt, die Geistestaufe sei eine von der Wiedergeburt getrennte Erfahrung.
Zunächst wollen wir beide Begriffe kennenlernen. Was ist Wiedergeburt? Das ist für viele von uns eine vertraute Erfahrung und ein vertrauter Begriff. Wir wollen es trotzdem noch einmal lesen.
Johannes 1, Verse 12 und 13 beschreiben die Wiedergeburt noch deutlicher als Johannes Kapitel 3 im bekannten Bericht von Nikodemus. Dort wird gesagt, dass jeder Mensch die Wiedergeburt braucht, um in das Reich Gottes zu kommen. Hier wird beschrieben, wie die Wiedergeburt geschieht.
Johannes 1, Verse 11 bis 13: „Er kam in das Seine, und die Seinen nahmen ihn nicht an.“ Jesus kam in sein Volk Israel, und die Juden nahmen ihn nicht an – nämlich als Messias, als von Gott gesandten Retter. So viele ihn aber aufnahmen – nicht in Gestalt einer Hostie, nicht beim Abendmahl, nicht irgendwie mystisch, sondern ganz konkret willentlich im Gebet –, wie viele ihn aufnahmen in ihr Herz und Leben hinein, denn er steht vor der Tür und klopft, sagt uns der Herr selbst in Offenbarung 3. Wie viele ihn aufnahmen in ihr Leben hinein, denen gab er das Recht, die Macht, die Vollmacht, die Exousia, Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben.
Also: Kind Gottes muss man werden. Von Geburt sind wir geliebte Geschöpfe Gottes, aber nicht Kinder Gottes. Wir sind von der Bibel her exakt beurteilt Kinder des Teufels. Wir wachsen im Bereich der Finsternis auf, und wir können, wir dürfen und wir sollen Kinder Gottes werden.
Und wie geschieht das? Denen, die an seinen Namen glauben – der Glaube an den Herrn Jesus, das ist der Name, der rettet. Was geschieht, wenn man an den Namen Jesu glaubt? Man wird wiedergeboren, nicht aus dem Willen des Fleisches, noch aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren.
Wer den Herrn Jesus gläubig aufnimmt, wird von Gott geboren. Hier wird Wiedergeburt beschrieben. Jesus ist das Wort, er ist der Same, den ich in mein Herz aufnehme, und daraus entsteht neues Leben in mir. Er selbst bewirkt in mir das neue Leben. Das muss keine neun Monate dauern, das kann sehr schnell gehen, wenn ich ihn aufnehme und eine richtige Herzenshaltung habe. Dann geschieht Wiedergeburt zu einem neuen Leben.
Also versteht die Bibel unter Wiedergeburt eine von Gott bewirkte Herzenserneuerung, indem ein Mensch in der Haltung der Umkehr Jesus Christus als seinen Erretter und Herrn annimmt.
Was ist Geistestaufe nach der Bibel? Wir schlagen 1. Korinther 12, Vers 13 auf. Das Wort Geistestaufe kommt nämlich nur ein einziges Mal in der Bibel vor, und zwar hier in diesem Kapitel, 1. Korinther 12, dem großen Gabenkapitel des Apostels Paulus, Vers 13.
Hier steht das Wort nicht als Hauptwort, als Substantiv Geistestaufe, sondern als Verb, als Tätigkeitswort „in den Leib getauft werden“. Wir lesen Vers 13: „Denn in einem Geist sind wir alle zu einem Leib getauft worden, es seien Juden oder Griechen, es seien Sklaven oder Freie, und sind alle mit einem Geist getränkt worden.“
Hier steht also: „Denn in einem Geist sind wir alle zu einem Leib getauft worden.“ Ich muss ein paar Worte betonen: Wir alle, schreibt der Apostel Paulus – auch die fleischlichen Korinther, an die er diesen Brief schreibt – sind alle in den Leib getauft worden.
Das heißt: Im Augenblick der Wiedergeburt, wenn mein Herz erneuert wird, werde ich gleichzeitig in den Leib Jesu Christi hineingetauft. Ich werde Glied am Leib Jesu Christi, und zwar nicht erst durch die Wassertaufe – weder durch Kinder- noch Erwachsenentaufe –, sondern im Augenblick der Bekehrung und Wiedergeburt werde ich hineingetauft in den Leib Jesu Christi.
Und hier steht dieses Wort in der Vergangenheitsform. Im Griechischen gibt es eine besondere Form, die Aorist heißt. Sie drückt eine einmalige, abgeschlossene Handlung aus, und genau das steht hier: „In einem Geist sind wir alle zu einem Leib getauft worden.“ Das ist passiert. Im Augenblick der Wiedergeburt bin ich in den Leib Jesu Christi hineingetauft worden – und du auch.
So ist der biblische Begriff der Geistestaufe.
Wir können noch eine zweite Stelle dazu aufschlagen, damit das ganz deutlich wird: Epheser 1, Vers 13. Wir müssen hier ganz gründlich arbeiten.
Epheser 1, Vers 13: „In ihm, nämlich in Jesus Christus, seid auch ihr, nachdem ihr das Wort der Wahrheit, das Evangelium eures Heils, gehört habt und gläubig geworden seid, versiegelt worden mit dem Heiligen Geist der Verheißung.“
Also: Als ihr das Wort der Wahrheit, das Evangelium von der Rettung, gehört habt und gläubig geworden seid, in demselben Augenblick seid ihr versiegelt worden mit dem Heiligen Geist.
Das fällt zeitlich zusammen. Wenn ein Mensch wirklich gläubig wird an den Herrn Jesus und sagt: „Ich danke dir, Herr Jesus, dass du für meine Sünden am Kreuz gestorben bist, und ich nehme dich jetzt an als meinen Erretter und gebe dir die Herrschaft über mein Leben,“ dann kommt Jesus Christus unsichtbar im Heiligen Geist in das Herz dieses Menschen und wohnt dort.
„Christus in uns, die Hoffnung der Herrlichkeit,“ schreibt Paulus an die Kolosser.
Das ist also die biblische Lehre von der Geistestaufe: Man wird in den Geist hineingetauft im Augenblick der Wiedergeburt. Geistestaufe ist nur ein anderer Aspekt der Wiedergeburt. Es sind nicht zwei verschiedene Dinge, die zeitlich auseinanderliegen, sondern zwei Seiten einer Münze, die zeitlich genau zusammenfallen.
Nun möchte ich euch vorstellen, was nach klassischer pfingstlicher und charismatischer Lehre und nach solchem Verständnis Geistestaufe bedeutet.
Ich habe mir überlegt, wie ich das machen kann, und am besten ist es immer, wenn man einem Befürworter das Wort gibt. Ich habe hier eine Kassette, auf der Reinhard Bonnke predigt.
Reinhard Bonnke ist vielleicht der bekannteste Pfingstler in Deutschland. Er ist Afrikamissionar, wirkt im südlichen Afrika, hat ein Zelt, in das allein 34 Menschen passen, und zieht damit von Land zu Land. Er predigt in Stadien vor Hunderttausenden Afrikanern.
Reinhard Bonnke war vor einigen Jahren in Karlsruhe. Wir wohnten ganz in der Nähe des Kongresszentrums und haben ihn dort live erlebt – nicht in dieser Veranstaltung, aber zwei Jahre später in einer. Und erschreckt bitte nicht, ich muss das vorher sagen, denn manchen ist das sicher ganz neu, was sie hören werden: Er ist ein klassischer Pfingstler. Er wird auch mal „Halleluja“ dazwischenrufen, zwischendurch in Zungen reden, und dann wird er die Geistestaufe erklären.
Wir hören jetzt mal drei, vier Minuten zu, wie Reinhard Bonnke die Geistestaufe beschreibt. Ich hoffe, dass das mit dem Kassettenrekorder gut klappt.
Originalton Reinhard Bonnke:
„Wenn Gott sagt, ich will meine Herrlichkeit doch in Wahrheit erlassen, in den letzten Tagen, wenn ich mit ihm das vorher noch nicht getan habe, ich glaube, Gott wird anfassen wie noch nie zuvor. Amerikanische Bevölkerungswissenschaftler sagen, dass heute in der Welt mehr Menschen leben, als je zuvor insgesamt gestorben sind. Wenn das so ist, dann bedeutet das, dass wir heute eine Seelenernte so groß haben wie noch nie zuvor und dass wir nicht Halm für Halm schneiden können. Daher brauchen wir diese Mähbleche Gottes, und ich möchte auf solch einen Mähblech Gottes setzen. Im Tag- und Nachtschicht. Aber Jesus kommt bald, Halleluja, gelobt sei der Name des Herrn. Ich spüre die Gegenwart des Heiligen Geistes hier. Ich spüre auch, dass Jesus hier ist, um hineinzutauchen in den Heiligen Geist. Wer von euch spürt das auch noch? Halleluja! Paavo, Kashi La Masi, Alhamdassi! Wisst ihr, was das Geheimnis ist? Darf ich das nochmal ganz kurz erklären? Folgendes: So erklärt das nur unser Lügen schwanken! Sehr einfach habe ich mir auch eine Frage gestellt. Und ich habe eines festgestellt: Wenn der Heilige Geist redet, dann redet er immer so einfach, dass sogar die Kinder ihn verstehen können.
Jesus hat gesagt: Ich taufe euch im Wasser. Der aber nach mir kommt, den werde ich nicht mit Wasser taufen, sondern mit dem Heiligen Geist und mit Feuer. Eigentlich heißt es dort: Der nach mir kommt, nämlich Jesus, der ist der Täufer mit dem Heiligen Geist und mit Feuer.
Das Wort Taufe im griechischen Urtext ist baptizo oder baptizem und bedeutet untertauchen – das ist biblische Taufe.
Und jetzt beginnt das gleiche Wort durch den Heiligen Geist, und er sagt: Jesus ist der Täufer in den Heiligen Geist hinein. Halleluja!
Wenn ich jemanden mit Wasser taufe, dann steht der Betreffende vor mir, das Element ist Wasser, er ist der Tauchkandidat, ich bin der Täufer, ich lege meinen Arm um ihn und wende ihn langsam ab, tauche ihn in das Wasser hinein.
Jetzt kommt Jesus und will dich heute Nachmittag mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen. Wenn du mit einigen Augenblitzen hier vorne stehst, ob du es glaubst oder nicht, ob du es siehst oder nicht – Jesus wartet hier bereits, und er wird seinen Arm um dich legen, wenn du dich innerlich dem Glauben öffnest. Und er will dich hineintaufen in den Heiligen Geist. Halleluja!
Was musst du tun, wenn du hier nach vorne kommst? Entspanne dich in Jesu Amen! Nein, entspanne dich! Du brauchst doch nicht, um etwas zu betteln, was dir der Herr versprochen hat. Wo gibt es denn so etwas? Er hat es doch versprochen, er möchte es doch so gerne geben, und wir sind würdig, nicht weil wir so gut gelegen sind, sondern würdig durch das kostbare Blut!
Dann legt er den Arm auf dich, dann senkt er dich ab mit dem Heiligen Geist heil. Halleluja!“
Originalton Reinhard Bonnke.
Vielleicht ist euch aufgefallen, dass er das Bild von der Taufe, von der Wassertaufe gebraucht. Er sagt: So, jetzt ist Jesus der Täufer, und er tauft dich in den Heiligen Geist. Und dann ist es genauso wie bei der Wassertaufe: Du wirst nach hinten hineingetaucht. Damit rechtfertigt er schon das nach-hinten-umfallen, was dann geschieht.
Ich werde gleich noch darauf zu sprechen kommen. Achtet darauf, was er sagt: Was musst du tun? Du musst kommen und dich ganz entspannen, dich ganz passiv öffnen, ohne innere Anspannung. Das ist ganz entscheidend wichtig, sonst geschieht überhaupt nichts, wenn nicht diese innere völlige Öffnung geschieht.
Er sagt, Jesus möchte das so gerne schenken. Da waren sicher viele Christen in der Halle, und er ruft die Christen jetzt nach vorne, die schon vielleicht jahrelang mit dem Herrn leben und wiedergeboren sind. Er sagt: Kommt, ihr braucht die Geistestaufe.
Er ruft sie nach vorne, ganz speziell nur, um die Geistestaufe zu empfangen. Sie haben die Geistestaufe in der Wiedergeburt empfangen, sie brauchen kein zusätzliches Erlebnis, wie er es hier beschreibt. Aber das ist eben jetzt die Verführung, dass man sagt, man braucht dieses Erlebnis. Es ist ein Hineingetauftwerden, man muss sich öffnen, und dann wird man von den Haarspitzen bis zu den Fußsohlen mit einer Kraft durchflutet. Am Ende dieser Durchflutung kann man in Zungen reden.
Dann ist die Zungenrede der Beweis dafür, dass man jetzt erfüllt ist mit dem Heiligen Geist. So ist das Verständnis.
Ich weiß von Karl Hermann Kaufmann, der elf Jahre lang Pfingstler war und viele Menschen in die Pfingstbewegung geführt hat, dass er sich ausgestreckt hat nach der Geistestaufe. Er lag auf dem Stuhl, zusammen mit anderen, und hat gefleht: Herr, schenke mir die Geistestaufe. Er war ein wiedergeborener Gläubiger, aber in dieser Richtung drin, und man hat ihm das gesagt. Das wird so erstrebenswert hingestellt, dass man nur ein richtiger Christ ist, wenn man dieses Erlebnis hat, und sonst ist man eben nur ein Schmalspur-Christ.
Dann entsteht dieses Verlangen nach dieser scheinbar biblischen Sache, nach der Geistestaufe, und man verwechselt dabei zwei Dinge. Ich werde gleich noch darauf zu sprechen kommen, dass es einen Unterschied gibt zwischen dem Empfang des Heiligen Geistes und dem mit dem Heiligen Geist erfüllt sein. Da werden wir noch drüber sprechen müssen.
Also, die Bibel lehrt keine solche zusätzliche Geistestaufe als emotionales Gefühlserlebnis, bei dem einen etwas durchflutet und man ganz neue Kraft bekommt. Das lehrt die Bibel nicht.
Was es geben kann, ist, dass man auch in der Nachfolge in Durststrecken kommt und dann, nachdem man wieder vor dem Herrn ehrlich geworden ist und Buße getan hat und sich gebeugt hat vor ihm, wieder neu gefüllt wird mit dem Heiligen Geist. Das mag es geben, dass es so ein neues Ergriffenwerden gibt. Aber daraus darf man keine Lehre machen, im Sinne der Pfingstbewegung kein Dogma. Das hat es bei Einzelnen gegeben und gibt es sicher auch heute, aber daraus darf man keine Lehre machen.
Jetzt fragen viele in dem Zusammenhang: Was ist dann mit Lukas 11, Vers 13? Lass uns wenigstens auf diesen Einwand eingehen.
Lukas 11, Vers 13: Da sagt der Herr Jesus im Zusammenhang mit dem Gebet – er hat hier gerade die Jünger das Beten gelehrt – in Vers 13: „Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wisst, wie viel mehr wird der Vater, der vom Himmel gibt, den Heiligen Geist geben denen, die ihn bitten?“
Der Vater wird den Heiligen Geist geben denen, die ihn bitten.
Ist das ein Widerspruch zu dem, was wir eben gesagt haben? Auf gar keinen Fall.
Wir müssen immer unterscheiden: Sind wir hier vor der Kreuzigung Jesu und vor Pfingsten oder danach?
Hier lehrte Jesus vor Pfingsten. Selbstverständlich durften die Jünger Jesu vor Pfingsten beten um den Heiligen Geist. Sie hatten ihn noch nicht als Person bleibend innewohnend empfangen. So durften sie beten, sie durften bitten um den Heiligen Geist.
Aber nach Pfingsten haben wir im Neuen Testament keine Bitte mehr um den Heiligen Geist, sondern nur einmal die Aufforderung im Epheserbrief: Lasst euch mit dem Heiligen Geist erfüllen, nämlich immer wieder neu. Ja, aber nicht, dass ich noch als Christ bete: Herr, schenke mir den Heiligen Geist. Man hört das auch hin und wieder in Gebetsgemeinschaften. Es ist kein neutestamentliches Gebet.
Wir brauchen nicht um den Heiligen Geist bitten, sondern wir dürfen uns beugen, wenn wir den Heiligen Geist gedämpft oder betrübt haben, und damit wird er uns wieder neu erfüllen.
Wir brauchen nicht mehr vom Heiligen Geist, sondern der Heilige Geist will mehr von uns haben, er will unsere ganzen Lebensbereiche haben. Das ist der Unterschied.
Gut, also dieser Einwand greift nicht.
Damit sind wir bei diesem Punkt: Empfang des Heiligen Geistes und Erfüllung des Heiligen Geistes. Ich möchte das hier noch einmal auf der Folie zeigen, dass es einfach ein großer Unterschied ist.
Der Empfang des Heiligen Geistes ist nach dem Neuen Testament im Augenblick der Wiedergeburt gegeben, wenn Christus durch den Geist in uns hineinkommt. Dann empfängt man den ganzen Heiligen Geist. Man kann nicht 80 Prozent Geist empfangen oder 30 Prozent. Der Heilige Geist ist eine Person, es ist Gott, der unsichtbar in unser Herz kommt.
Dieser Empfang des Geistes ist einmalig. Ich kann den Geist nicht empfangen, wieder abgeben und wieder empfangen. Das geht nicht. Einmaliger Empfang des Geistes.
Aber ständig neue Erfüllung mit dem Heiligen Geist – das ist ein großer Unterschied.
Epheser 5, Vers 18 heißt bekanntlich: „Sauft euch nicht voll Wein, daraus folgt ein unordentliches Wesen, sondern werdet voll Geistes.“ Genau übersetzt steht dort: „Lasst euch ständig neu mit dem Geist erfüllen.“
Wir brauchen eine ständig neue Erfüllung mit dem Heiligen Geist. Warum? Weil im Dienst für den Herrn geistliche Kraft verloren geht.
Wenn wir für einen Menschen intensiv beten, geht geistliche Kraft von uns aus. Wenn wir in der Seelsorge um einen Menschen ringen, geht geistliche Kraft von uns aus. Wenn wir ein Gespräch mit einem Ungläubigen haben und mit ihm argumentieren, geht Kraft von uns aus. Bei einer Predigt geht Kraft aus. Da ist man manchmal hinterher ausgebrannt wie ein Bombenkrater.
Deswegen brauchen wir neue Erfüllung, weil geistliche Kraft verloren geht, aber auch durch Sünde wird der Geist betrübt und gedämpft, und dann ist wieder neue Erfüllung nötig und auch sofort möglich, wenn ich mich beuge.
Jede neue Segnung fängt immer mit einer Beugung an.
Darum können wir zusammenfassend sagen: Die Bibel spricht von einem einmaligen Empfang des Heiligen Geistes, aber von einer immer wieder nötigen Erfüllung mit dem Heiligen Geist. Das dürfen wir nicht durcheinanderwerfen, das sind zwei ganz verschiedene Paar Stiefel.
Kommen wir zu einem zweiten Punkt unter dem Stichwort falsche Lehren und falsche Praxis, nämlich zur Praxis der Handauflegung.
In der Pfingst- und charismatischen Bewegung spielt die Handauflegung eine ganz große Rolle.
Zunächst müssen wir fragen: Was bedeutet Handauflegung?
Handauflegung bedeutet nach der Bibel Einsmachung. Ich mache mich mit dem anderen eins, dem ich die Hände auflege. Schwäbisch ausgedrückt: Identifikation.
Ich habe es manchmal schon verglichen mit einer Batterie, die leer ist. Man kommt mit einer vollen Batterie mit einem Überbrückungskabel. Da geschieht Identifikation, die volle Batterie kann ihre Kraft überbrücken zur leeren, und das Auto springt an.
Einsmachung, Identifikation.
Es ist natürlich eine schöne, aber auch eine heikle Sache, wenn sich zwei Menschen so auf diesem Weg der Handauflegung eins machen.
Die Wurzel der Handauflegung haben wir im Alten Testament. Wir haben Handauflegung zur Segnung im Ersten Mosebuch. Jakob legt seinen Söhnen die Hände auf, einmal sogar über Kreuz, oder andere Erzväter, Patriarchen legen Hände auf.
Dann haben wir die eigentliche Bedeutung der Handauflegung in 3. Mose, Kapitel 4 und 3. Mose 16.
Ihr braucht es nicht alles aufzuschreiben, ihr bekommt nachher einen Ausdruck, da steht das alles drauf. Aber eine Stelle wollen wir aufschlagen: 3. Mose 16. Das ist das Kapitel über den großen Versöhnungstag, über den Jom Kippur.
Das war jener Tag, an dem der Hohepriester nicht mit seinem festlichen Gewand, sondern nur mit weißer Leinwand bekleidet in das Allerheiligste der Stiftshütte ging – nicht ohne Blut, sondern mit Blut – und dort das Blut auf den Altar sprengte, auf die Bundeslade, genauer gesagt auf den Deckel der Bundeslade, um dort das Volk mit Gott zu versöhnen.
Hier haben wir 3. Mose 16, Vers 21: „Und Aaron lege seine beiden Hände auf den Kopf des lebenden Ziegenbocks und bekenne auf ihn alle Schuld der Söhne Israel und alle ihre Vergehen nach allen ihren Sünden, und er lege sie auf den Kopf des Ziegenbocks und schicke ihn durch einen bereitstehenden Mann fort in die Wüste.“
Da kommt der Ausdruck „in die Wüste schicken“ her. Der Sündenbock wurde in die Wüste geschickt.
Aaron ging hinein und brachte das Blut eines Tieres in das Allerheiligste auf den Deckel der Bundeslade, und ein anderes Tier bekam die Sünden übertragen durch Handauflegung.
Aaron musste dem Tier die Hände auflegen. Aufstemmen heißt hier im Hebräischen „zermach“ – aufstemmen.
So wurde die Sünde des Volkes auf das Tier übertragen, und es wurde in die Wüste gejagt.
Das ist Handauflegung, Identifikation, Einsmachung, Übertragung – in dem Fall der Sünde auf das Tier.
Wir dürfen heute Hände auflegen, jeder von uns, unsichtbar dem Herrn Jesus, denn er ist unser Sündenbock – mit Ehrfurcht gesprochen – er ist unser Lamm Gottes, der die Sünde der Welt getragen hat.
Er ging nicht in die Wüste, sondern auf den Hügel Golgatha, um dort für unsere Schuld zu sterben – unschuldig.
Und wir dürfen jedes Mal, wenn wir Schuld bekennen, im Geist ihm die Hände auflegen.
Wenn wir Sünde bekennen, tun wir nichts anderes, als was damals so geschah.
Wir geben die Sünde ab auf ihn, wir identifizieren uns mit ihm am Kreuz, der dort für uns starb, und geben ihm die Sünde, und er gibt uns die Vergebung.
Es ist ein ganz heiliger Akt, wenn wir Sünde bekennen. Wir identifizieren uns mit dem gekreuzigten und auferstandenen Herrn Jesus.
Aber Handauflegung im sichtbaren Bereich ist heute mit einer gewissen Vorsicht zu praktizieren.
Zunächst mache ich einen Sprung ins Neue Testament.
In den Evangelien kommt Handauflegung vor. Jesus Christus legt Hände auf, er legt sogar der 18 Jahre gebundenen Frau die Hände auf im Lukas-Evangelium. Diese Stellen wollen wir jetzt nicht alle aufschlagen.
Aber das bedeutet nicht, dass wir einfach alles tun können, was Jesus getan hat.
Ich würde keiner 18 Jahre lang gebundenen Frau die Hände auflegen, aber Jesus Christus konnte das.
Wir haben dann sechsmal Handauflegung in der Apostelgeschichte.
Die Apostelgeschichte beschreibt einen Zeitraum von dreißig Jahren, und dort wird uns sechsmal Handauflegung berichtet.
Man kann exakt begründen, warum an diesen sechs Stellen Hand aufgelegt wurde.
Das hat jedes Mal einen plausiblen, erklärbaren Grund.
Das würde uns heute Abend zu weit führen, das zu tun. Es kommt mal eines Tages die Apostelgeschichte dran, dann können wir darauf eingehen.
Wenn wir das einfach mal so pauschal sagen dürfen: Sechsmal Handauflegung in der Apostelgeschichte, und jedes Mal ist es zu begründen.
Dann gibt es aber einen Vers, der für uns besondere Bedeutung hat in den Lehrbriefen.
Denn die Briefe, die wir im Neuen Testament haben, sind für uns von besonderer Bedeutung. Sie beschreiben den Willen Gottes für die Gemeindezeit.
Dort wollen wir aufschlagen: 1. Timotheus 5, Vers 22.
Der Zusammenhang ist eine Anweisung im Hinblick auf die Ältesten, wie sich Timotheus den Ältesten gegenüber in Ephesus verhalten soll.
Jetzt Vers 22: „Die Hände lege niemand schnell auf, vorschnell, zu bald, und habe nicht teil an fremden Sünden, bewahre dich selbst rein.“
Die Hände lege niemand zu schnell auf, heißt hier im Zusammenhang: Mache niemand zu schnell zum Ältesten, der nicht die Reife dazu hat. Sonst erleidet der Schiffbruch und du mit ihm, weil du hast ihn eingesetzt.
Das ist der Zusammenhang, aber es hat auch die Bedeutung, denn es heißt ausdrücklich: Habe nicht teil an fremden Sünden, bewahre dich selbst rein.
Es heißt auch: Lege niemand allgemein zu schnell die Hände auf, denn Handauflegung bedeutet Identifikation.
Das dauert noch eine Weile, vielleicht.
Also, die Frage ist, dass in der pfingst-charismatischen Bewegung sehr oft Hände aufgelegt werden.
Du hast ein Problem, komm, ich lege dir mal die Hände auf.
Du hast noch nicht die Geistestaufe, komm, ich lege dir mal die Hände auf.
Du kannst noch nicht in Zungen reden, komm, ich lege dir mal die Hände auf.
Ich übertreibe jetzt vielleicht etwas, aber es wird sehr schnell und sehr viel Hände aufgelegt.
Wir müssen einfach sagen: Träger falscher Geister haben oft einen Drang zur Handauflegung, einen richtigen Drang. Sie müssen ständig anderen die Hände auflegen, es ist wie ein Drang in ihnen.
Vorschnelle Handauflegung ist geistliche Hurerei.
Also ich persönlich würde mir von niemandem einfach so die Hände auflegen lassen.
Ich habe einmal eine sehr unschöne Erfahrung gemacht, als ich mit jemandem gebetet habe, und er hat mir, ohne dass ich das wollte – ich war am Beten –, stand er auf und legte mir die Hände auf.
Das gibt es heute alles.
Da müssen wir wachsam sein.
Ich war so perplex, dass ich gar nicht richtig reagieren konnte. Ich hätte das sofort unterbrechen und sagen sollen: Lass das bitte, ich möchte das nicht, ich habe gerade zu Ende gebetet.
Dann setzte er sich wieder.
Aber ich würde das heute nicht mehr so über mich ergehen lassen.
Lege niemand zu schnell die Hände auf.
Die Brüder in der Pfingst- und charismatischen Bewegung wollen durch Handauflegung nichts Böses tun, sie wollen da nicht irgendetwas verbreiten, aber sie haben die falsche Vorstellung, als könnte man durch Handauflegung Segen oder sogar Heiligkeit weitergeben.
Da müssen wir jetzt noch einmal ins Alte Testament gehen. Das ist mir sehr wichtig.
Wir schlagen den Propheten Haggai auf.
Die Bibel wird uns ganz eindeutig sagen, dass das so nicht möglich ist, was sicher gut gemeint ist.
Haggai Kapitel 2, Verse 12 und 13.
Da habe ich oft drüber gelesen, und durch Karl Hermann Kaufmann habe ich diese Verse in dem Zusammenhang schätzen gelernt.
Haggai 2, Verse 12 und 13: Da schreibt Haggai: „Wenn jemand heiliges Fleisch im Zipfel seines Kleides trägt und mit seinem Zipfel Brot oder Gekochtes oder Wein oder Öl oder irgendeine Speise berührt, wird das dadurch heilig?“
Die Priester antworteten und sprachen: „Nein.“
Darauf sagte Haggai: „Wenn jemand, der sich an einer Leiche verunreinigt hat, dies alles berührt, wird es dadurch unrein?“
Die Priester antworteten und sprachen: „Es wird unrein.“
Merkt ihr: Heiligkeit kann nicht übertragen werden, aber Unheiligkeit wird übertragen.
Wie in einem Korb mit Äpfeln: Fäulnis wird weitergegeben. Nicht ein gesunder Apfel macht fünf faule gesund, sondern umgekehrt.
Das ist ein Prinzip auch im Geistlichen.
Heiliges kann nicht weitergegeben werden.
Unheiliges kann nicht heilig gemacht werden durch die Berührung mit Heiligem, aber Unheiliges kann weitergegeben werden.
Das lernen wir hier beim Propheten Haggai.
Darum Vorsicht bei Handauflegung.
Wir wollen einfach mal fragen: Wann kann beziehungsweise wann darf oder soll Handauflegung heute in unserer Zeit praktiziert werden?
Da gibt es schon noch Möglichkeiten.
A) Beim Gebet der Ältesten über den Kranken nach Jakobus 5.
Wenn ein Kranker die Ältesten ruft zum Gebet, können Hände aufgelegt werden, müssen aber nicht.
Da steht, dass die Ältesten über den Kranken beten.
Es steht nicht ausdrücklich da, dass sie dabei die Hände auflegen sollen oder müssen.
Sie können es.
Ich habe es schon so praktiziert, aber nicht immer.
Es muss eine Kann-Bestimmung sein.
B) Bei der Einsetzung von Mitarbeitern vor der Gemeinde beziehungsweise bei der Aussendung von Mitarbeitern durch die Gemeinde.
Da haben wir den Bericht in Apostelgeschichte 13, Verse 1 bis 3, wo Paulus und Barnabas durch die Gemeinde von Antiochien unter Handauflegung in den Missionsdienst ausgesandt werden.
Das bedeutet wieder Identifikation: Die ganze Gemeinde stellt sich sendend hinter diesen einen oder hinter die beiden oder wer das ist und sagt: Wir stehen hinter euch, wir identifizieren uns mit eurer Aufgabe, wir beten für euch, wir unterstützen euch, wir sind mit euch verbunden.
Auch eine Kann-Bestimmung.
Es muss nicht sein, aber es kann heute hier praktiziert werden.
C) Das ist natürlich umstritten: Zur Erweckung einer von Gott geschenkten Aufgabe.
Der Apostel Paulus hat Timotheus geschrieben: Erwecke die Gabe, die in dir ist, durch die Auflegung meiner Hände.
Er hat nicht die Gabe in Timotheus übertragen, sondern erweckt die Gabe, die in ihm ist, die Gott ihm bei der Wiedergeburt geschenkt hat.
Aber sie kann erweckt werden durch das ermutigende Gebet mit Timotheus durch Paulus, der ihn dabei ermutigt hat und sich mit ihm identifiziert hat, gerade als er als junger Mitarbeiter in der Gemeinde Ephesus Dienst übernahm.
Da hat Paulus mit ihm gebetet und vielleicht sogar vor der Gemeinde Timotheus die Hände aufgelegt und ihn damit auch ermutigt, jetzt Gemeindeleiter in Ephesus zu sein, Übergangsmissionar, bis hin zu dem Zeitpunkt, an dem die Ältesten vollends den Dienst dort auch übernommen haben als einer der Mitältesten.
So verstehe ich 2. Timotheus 1, Vers 6.
Das alles sind Kann-Bestimmungen, sage ich noch einmal.
In keinem der Fälle muss das so geschehen mit Handauflegung.
Aber da hätte ich heute die Freiheit, Handauflegung zu praktizieren.
Vielleicht vermisst ihr Handauflegung in Form einer Segnung in der Familie, dass der Familienvater die Hände auflegt zur Segnung für seine Kinder.
Ich habe heute noch länger darüber nachgedacht.
Ich glaube nicht, dass es eine Sünde ist, wenn das geschieht, aber ich glaube auch nicht, dass es heute in unserer Zeit noch so sein muss.
Denn als die Väter damals im Alten Testament ihren Söhnen die Hände aufgelegt haben, haben sie sichtbaren Segen vermittelt.
Wenn ihr nachlest, da geht es um Land und große Verbreitungen und solche Dinge.
Da ging es um sichtbaren Segen.
Wenn wir heute für unsere Kinder beten, können wir ihnen ja gar keinen sichtbaren Segen mehr übermitteln, denn bei uns geht es heute um geistlichen Segen in Christus.
Ich glaube nicht, dass die sichtbare Form der Handauflegung heute noch notwendig ist.
Aber ich sage noch einmal: Es ist sicher keine Sünde, wenn ein Vater seinen Kindern die Hände auflegt, aber es muss nicht sein.
Vorsicht hingegen bei folgenden Fällen oder Situationen:
Vorsicht, wenn der Handauflegende ein Unbekannter ist.
Es gibt heute sogenannte Segnungsgottesdienste in der charismatischen Bewegung.
Ich weiß von einem Gottesdienst in Tübingen, da waren 800 Teilnehmer anwesend, und dann wurden die aufgefordert, sich gegenseitig, Männlein und Weiblein, Gläubige und Ungläubige, Gebundene und Nichtgebundene – ja, die sind anwesend bei so einer großen Veranstaltung – sich gegenseitig die Hände aufzulegen.
Zur Seite hin, nach hinten, nach vorne – man hat sich da kreuz und quer die Hände aufgelegt.
Ihr glaubt gar nicht, was da im Unsichtbaren geschieht an Übertragung, an Identifikation.
Wir haben eben gelernt: Handauflegung bedeutet Identifikation.
Da muss man sich nicht wundern, wenn man dann drei Tage später anfängt, in Zungen zu reden.
Das hat man dann irgendwo auf diese Weise eingefangen.
Also: Von einem Unbekannten nicht die Hände auflegen lassen, egal was der für sich in Anspruch nimmt und behauptet zu sein.
Dann auch Vorsicht, wenn keine Gewissheit besteht, ob der Handauflegende ein gereinigtes Leben vor dem Herrn führt.
Handauflegung setzt ein Vertrauensverhältnis voraus.
Wenn ich mir von jemandem die Hand auflegen lasse, dann nur von jemandem, den ich gut kenne, vielleicht nach langer intensiver Seelsorge, mit jemandem, von dem ich weiß, dass er wirklich vor dem Herrn lebt.
Vorsicht, wenn Frauen Hände auflegen wollen.
Wir haben in der Bibel kein einziges Beispiel dafür, dass Frauen Hände auflegen.
Wir dürfen nicht immer aus dem Schweigen der Schrift argumentieren, aber das ist schon sehr auffällig, wenn wir kein einziges Beispiel dafür haben, dass Frauen Hände auflegen.
Wir haben Frauen als Prophetinnen, aber an keiner Stelle eine Frau, die Hände auflegt.
Dann Vorsicht natürlich, wenn okkulte Bindungen vorliegen.
Nie jemandem Hände auflegen, bei dem man weiß, dass er schwer depressiv ist und die Ursache nicht kennt.
Depressionen können hundert verschiedene Ursachen haben, aber wenn am Ende eine okkulte Bindung die Ursache ist, Vorsicht.
Da gibt es ganz traurige Beispiele, wie solcher Schwermutsgeist auf die Leute überging, die Hände aufgelegt haben.
Bis hin zu einem drastischen Fall in der ehemaligen DDR, wo sich ein junger Prediger das Leben genommen hat, weil er einige Wochen zuvor einer schwer gebundenen Frau die Hände aufgelegt hatte.
Dann Vorsicht, wenn sich in einer Großveranstaltung die Teilnehmer gegenseitig die Hände auflegen sollen.
Grundsätzlich nur, wenn beide Seiten die Handauflegung wollen. Nur dann, nicht aufzwingen oder sich aufzwingen lassen.
Das ist ein großes Problem, dass in dieser Bewegung ständig Hände aufgelegt werden und dass ganz bewusst auch die Gabe der Geistestaufe und die Gabe der Zungenrede durch Handauflegung übermittelt wird.
Wir haben jetzt verstanden: Handauflegung bedeutet Identifikation, Einsmachung.
Wenn der Betreffende diese Gabe der Zungenrede irgendwoher hat, überträgt er sie auf diese Weise.
Ich habe noch nie jemanden kennengelernt, der die Gabe der Zungenrede hatte und nicht irgendwann jemandem die Hände aufgelegt bekommen hat, manchmal Jahre zurück.
Irgendwann hat ihm jemand die Hände aufgelegt.
Von alleine gibt es das meines Wissens heute so gar nicht mehr.
Wir werden in vier Wochen noch darauf eingehen müssen, ob Zungenrede heute überhaupt noch biblisch vorkommen kann.
Noch ein letzter Gedanke zum Bereich Handauflegung.
Ich habe vorhin schon angedeutet bei Reinhard Bonnke, dass es nach Handauflegung durch Pfingstler und Charismatiker oft zu dem Phänomen des Hinstürzens kommt – und zwar immer auf den Rücken.
Die Leute fallen immer auf den Rücken.
Ich habe das gesehen, meine Frau auch.
Da stehen sogar Leute hinten, die die sogenannten Geisterschlagenen auffangen.
Ich habe vor einigen Wochen in Göppingen einen Dienst getan.
Da war ein junger Mann, relativ jung in meinem Alter, der sagte, dass er durch Reinhard Bonnke, bei einer Großveranstaltung in Stuttgart, die Hände aufgelegt bekommen hat.
Er sagte mir: „Wilfried, mich hat es wie ein Blitz getroffen, und ich bin drei Meter nach hinten geschleudert worden. Da dachte seine Schwester neben mir, ich hätte mir alle Knochen gebrochen.“
Das hat mir der Mann erzählt.
Dann sagte er noch etwas Erschütterndes: Wenige Zeit später hat er in Zungen geredet, und dann hat er seiner vierjährigen Tochter die Hände aufgelegt.
Die vierjährige Tochter hat sofort angefangen, in Zungen zu reden.
Inzwischen ist sie acht und redet immer noch heimlich in Zungen.
Ich habe das Mädchen gesehen.
Wenn sie Probleme hat, geht sie zurück und fängt an, in Zungen zu reden.
Das sind Dinge, die dürfen wir nicht unterschätzen.
Da wird etwas übertragen.
Wir müssen hellhörig werden.
Das ist nicht etwas zum Schmunzeln, sondern sehr ernst.
Wenn wir hören, dass die Leute auf den Rücken fallen – ich habe es gesehen, nicht weit von hier in Heidelberg-Sandhausen.
Da ist eine Gemeinde, die heißt „Die Taube“. Da ist ein Elsässer, der heißt Pirofej.
Er hat Leuten die Hände aufgelegt, sie sind umgefallen nach hinten.
Eine Frau lag zwanzig Minuten auf dem Boden, nur durch Berührung an der Stirn.
Warum fallen die alle nach hinten?
Wenn wir die Bibel kennen, stellen wir fest, dass nach hinten fallen in der Bibel immer ein Zeichen des Gerichts ist.
Wir haben nur dreimal in der Bibel, wo Leute nach hinten fallen:
1. Mose 49, Vers 17, der Jakobssegen, da heißt es, dann wird eine Schlange werden, ein Bild auf den Antichristen, und er wird das Pferd in die Ferse beißen, sodass der Reiter nach hinten fällt.
Der Reiter fällt nach hinten, nachdem die Schlange gebissen hat.
1. Samuel 4, Vers 18: Eli wird von Gott gerichtet nach seinem Ungehorsam und fällt rücklings vom Stuhl und bricht sich das Genick – Gericht Gottes.
Jesaja 28 im Zusammenhang mit Zungenrede heißt, dass sie rücklings stürzen werden.
Das muss man wissen: Wenn Menschen in der Bibel Gott begegnen, fallen sie immer aufs Angesicht.
Im Alten Testament, im Neuen Testament, Johannes in der Offenbarung – immer wenn Menschen Gott oder Engel begegnen, fällt niemand nach hinten auf den Rücken.
Denn nach hinten fallen bedeutet biblisch: „Aufdecken der Blöße“. Das geht zurück auf 1. Mose 9, wo Noah aufgedeckt, bloß im Zelt liegt.
Aufdecken der Blöße bedeutet Gericht.
So sind die Zusammenhänge.
In der Bibel fallen Menschen immer aufs Angesicht, wenn sie Gott begegnen.
Aufs Angesicht fallen – Gericht: nach hinten fallen.
Ich habe den Film gesehen, den Reinhard Bonnke in Karlsruhe gezeigt hat, wie er in Afrika im Stadion predigt.
Dann ruft er zum Schluss die Menschen nach vorne zur Geistestaufe, so wie er es auf der Kassette eben auch getan hat.
Da standen fünf Afrikaner vorne, und er betet über ihnen.
Dann fallen fünf Menschen wie von der Sense gemäht nach hinten auf den Rücken.
Glaubt bitte nicht, dass das der Heilige Geist ist, der so wirkt.
Der Heilige Geist wirkt nicht so.
Er bringt niemals solche Machtwirkung hervor wie Hinstürzen, Zuckungen, verdrehte Augen und solche Dinge.
Das ist nicht der Heilige Geist.
Das ist ein anderer Geist.
In diesem Fall muss ich wirklich sagen: Das bedeutet Machtergreifung eines anderen Geistes, wenn Menschen so nach hinten fallen und sich so öffnen, dass da etwas über sie Macht bekommen kann.
Damit bin ich beim dritten Punkt heute Abend, den wir vielleicht noch schaffen: die falsche Praxis der Passivität.
Das alles funktioniert nur, wenn sich der Betreffende passiv verhält.
Geistestaufe wird durch Handauflegung übertragen, wenn sich der Empfänger innerlich passiv verhält.
Er muss sich ohne innere Anspannung verhalten, er muss sich treiben lassen, er muss sich passiv öffnen.
Genau diese Phänomene der Passivität finden wir in der fernöstlichen Mystik, im Hinduismus, Buddhismus, auch in der Anthroposophie.
All dieses Fernöstliche oder TM basiert auf dem Prinzip Passivität.
Man muss sich innerlich ganz leer machen.
Der Engländer sagt: „To make the mind blank“ – den Verstand leer machen.
Nicht mehr denken, nicht mehr aktiv sein innerlich.
Im Bereich Hypnose funktioniert Hypnose nur, wenn sich der Betreffende passiv verhält.
Wenn ich sage: Ich lasse mich von dir nicht hypnotisieren, kann der gar nichts machen.
Deswegen nehmen Hypnotiseure meistens Frauen oder Mädchen, die an der Stelle labiler sind.
Mediumismus: Ein Medium in einem spiritistischen Zirkel muss sich passiv verhalten, und dann wird sie in Trance versetzt.
Immer das gleiche Prinzip.
Und auch in der Pfingst-charismatischen Bewegung – ich muss den Bogen so spannen – finden wir das wieder: Passivität.
Ich muss da zitieren aus dem Buch von Alexander Seibl „Gemeinde Jesu endzeitlich unterwandert“, leider vergriffen, ein sehr gutes Buch.
Da zitiert er aus einem anderen Buch „Habt ihr den Heiligen Geist empfangen?“ von Dornfeld.
Unter der Überschrift „Nun ist auch für dich die Zeit gekommen, den Heiligen Geist zu empfangen“ werden folgende Vorschläge gegeben:
Erstens: „Schließe bitte deine Augen, erhebe deinen Kopf und schaue auf Jesus.“
Zweitens: „Nun öffne deinen Mund weit. Die Bibel sagt doch: ‚Tue deinen Mund weit auf, lass mich ihn füllen.‘ Ist nicht genau das, was du vorhast? Du wünschst, mit dem Heiligen Geist erfüllt zu werden. Öffne nur deinen Mund wie ein hungriges kleines Rotkehlchen.“
Drittens: „Nun atme ein und aus, deinen Mund weit offen, so tief du kannst. Tue das so lange, bis du die Gegenwart Gottes in dir spürst.“
Wisst ihr, was das ist? Das ist wörtlich die Soham-Meditation, eine indische Meditationspraktik.
So lehrt dieser Buchautor Dornfeld, die Geistestaufe zu empfangen.
Wenn das so einfach wäre, mit einer Atemtechnik den Heiligen Geist in sich zu holen.
Aber ihr seht: Das Prinzip der Passivität – ohne die geht das nicht.
Was sagt die Bibel zur Passivität?
Die Schrift spricht viel von Stille, aber nie von Passivität.
Wir müssen das genau unterscheiden: Stille ja, Passivität nein.
Die Bibel fordert uns nie auf, geistlich passiv zu sein, bei der stillen Zeit sich hinzusetzen und in eine Kerze zu meditieren oder in sich hinein zu horchen auf Stimmen.
Die Bibel sagt nie: Sei geistlich passiv.
Sondern die Bibel sagt: Wachet, ringet, suchet, jaget nach, klopft an.
Das meint nicht Aktivismus, aber es meint eine innere Aktivität.
Nie dieses passive Sich-treiben-lassen.
Das ist, wie Watchmenie sagt, ein geöffnetes Tor für den Einfluss von Dämonen, wenn ich mich so innerlich passiv öffne.
Wenn wir noch ein paar Minuten hätten, dann würden wir mit unserem Thema ganz fertig werden.
Ich habe nur noch einen letzten Punkt: die falsche Auslegung von Joel 3.
Ganz kurz noch eine Folie.
Die ganze Pfingstbewegung baut ganz stark auf dieser Stelle in Joel 3.
Vielleicht können wir es ganz kurz aufschlagen, wenn ihr noch Haggai aufgeschlagen habt, etwas zurück.
Joel kommt nach Hosea, und wir haben es gleich geschafft.
Joel 3 ist diese berühmte Weissagung, wo steht:
„Und danach wird es geschehen, dass ich meinen Geist ausgießen werde über alles Fleisch, und eure Söhne und eure Töchter werden weissagen, eure Greise werden Träume haben, eure jungen Männer werden Gesicht sehen.
Und selbst über die Knechte und über die Mägde werde ich in jenen Tagen meinen Geist ausgießen.“
Es geht da noch weiter. Er spricht von Zeichen am Himmel, von Blut und Feuer und Rauchsäule, vom Tag des Herrn, der kommen wird, und schließt mit der Aussage in Vers 5: „Jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird errettet werden.“
Diese Joel-Stelle wird von Petrus in der Pfingstpredigt zitiert.
An Pfingsten steht Petrus in Jerusalem und zitiert Joel 3, weil Joel geweissagt hat, dass eine Geistesausgießung kommen wird und dass es Visionen, Träume, Gesichte geben wird und Errettung.
Deswegen zitiert Petrus am Pfingsttag diese Stelle und sagt: „Dies ist es.“
Ganz wesentlich ist dort zu lesen – es heißt nicht: „Das ist jetzt erfüllt, abgeschlossen,“ sondern „Dies ist es.“
Da muss man sehr genau darauf achten.
Joel 3 ist ein Wort an Israel, das zeigt der Zusammenhang im Buch Joel ganz deutlich.
Der letzte Vers davor und auch gleich danach lässt eindeutig erkennen, dass es um Israel geht.
Dann müssen wir wissen: Nach Epheser 3 hat kein alttestamentlicher Prophet die Zeit der Gemeinde geschaut.
Alle alttestamentlichen Propheten weissagten nur für das Volk Israel, keiner für die Gemeinde.
Auch Daniel nicht, Jesaja nicht, keiner hat die Zeit der Gemeinde gesehen.
Ihr wisst, sie hatten diese berühmte Berggipfelperspektive.
Sie sahen nur diesen einen Gipfel und dahinter den nächsten Gipfel und sahen nicht, dass hier zwischen ihnen ein Tal von fast zweitausend Jahren liegt – die Zeit der Gemeinde, in der wir heute leben.
Sie sahen nur Israel, oben drüber geschaut.
Man könnte das auch grafisch anders zeigen.
In der Vorderansicht oder Draufsicht sieht das aus, als sei da ein kleiner Kreis und ein großer Kreis.
Aber wenn ich die Seitenansicht sehe, merke ich, da sind zwei Räder, und da vorne ist das Große und dahinter ist ein kleines oder umgekehrt.
Wenn ich drauf schaue, scheint es zusammenzulegen, aber nur die Seitenansicht zeigt mir, dass dazwischen noch ein Zwischenraum ist.
So auch zeitlich gesehen.
Die Propheten sahen nicht die Gemeinde Jesu, sondern nur Israel.
Das heißt, der Ausdruck „in den letzten Tagen“ bedeutet nicht das Ende der Gemeindezeit.
Joel wusste nichts von einer Zeit der Gemeinde.
Die zweite Erfüllung der Joel-Weissagung wird nach der Entrückung der Gemeinde geschehen.
Der Überrest Israels in der großen Trübsal wird dann den Herrn Jesus als Messias annehmen.
Joel 3 ist nicht eine Rechtfertigung dafür, dass jetzt am Ende der Gemeindezeit viele Leute den Geist empfangen und Visionen haben und Zungenreden und all diese Dinge.
Das wird in der Pfingstbewegung als Hauptbelegstelle gebraucht.
Wir sehen: Exegetisch ist das nicht haltbar, das ist heilsgeschichtlich falsch.
Joel spricht nicht von der Gemeindezeit, sondern von der Zeit, die nach der Gemeinde kommen wird, nach der Entrückung, wenn Israel wieder im Mittelpunkt des Handelns Gottes steht.
Das können wir ganz exakt biblisch beweisen.
Zu jener Zeit wird sich auch der bisher noch unerfüllte zweite Teil der Weissagung erfüllen.
An Pfingsten war nichts von Blut und Feuer und Finsternis.
Das wird sich dann erfüllen, wenn Joel sich in einer tieferen, vollständigeren Weise erfüllt.
Das Neue Testament spricht im Blick auf die Endzeit nicht von einer großen weltweiten Geistesausgießung, wie die Pfingstbewegung sagt, sondern von Verführung, von Überhandnehmen des Unglaubens und Abfall.
Aber in keiner einzigen Stelle ist von einer weltweiten Erweckung die Rede.
Das sind zwei ganz verschiedene Sichtweisen.
Wenn ich natürlich meine, jetzt kommt bald die große Welterweckung, habe ich eine ganz andere Sicht der Dinge, als wenn ich weiß: Nein, in unserer Zeit wird Verführung sein, hier und da schenkt der Herr noch Aufbrüche, selbstverständlich auch in ganzen Ländern, aber nicht mehr weltweit.
Da ist Abfall, Verführung, Verfolgung, das Überhandnehmen des Unglaubens.
Schlussfolgerung: Visionen, die sich auf diese Stelle in Joel 3 berufen, sind mit größter Vorsicht zu genießen.
Ebenso Leute, die sich auf ihre Weissagung auf diese Verse berufen.
Alle, die heute Visionen haben, berufen sich auf diese Stelle.
Igi White, die Gründerin der Siebenten-Tags-Adventisten, begründete ihre Visionen mit Joel 3.
Edward Irving, der Gründer der Neuapostolischen Kirche, begründete seine Vision mit Joel 3.
Die Pfingstler und Charismatiker begründen ihre Visionen und anderen Erscheinungen mit Joel 3.
Und alle irren.
Alle zitieren Joel zu Unrecht, weil er gar nicht von unserer Zeit der Gemeinde heute spricht.
Es ist sehr wichtig, dass wir das verstehen und so auch argumentieren können.
Ich komme zum Schluss.
Ich möchte den Teil heute Abend damit beenden, dass ich sage: Unsere Geschwister in der Pfingst- und charismatischen Bewegung haben eine große Sehnsucht nach der Fülle des Geistes, und das ist erfreulich, das ist gut.
Es sind keine 08/15-Christen, die sich so damit begnügen: Na ja, gehe ich mal sonntags in den Gottesdienst, sondern sie strecken sich aus nach der Fülle, die die Bibel verheißt.
Aber sie suchen sie auf einem nicht biblischen Weg.
Das sollten wir von ihnen aufnehmen: Sie strecken sich aus nach der Fülle.
Nur die Fülle, die die Bibel uns verheißt, ist in Jesus Christus, in seiner Person.
Ich schließe mit Kolosser 2.
Dort schreibt Paulus: „In ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig, und ihr habt diese Fülle in ihm, welcher ist das Haupt aller Reiche und Gewalten.“
Da ist die Fülle in Jesus Christus.
Das zeigen uns die Briefe, das zeigt uns der Kolosser- und der Vessebrief in einzigartiger Weise: In Jesus ist die Fülle, und diese Fülle ist uns mit ihm geschenkt.
Wir brauchen uns nicht nach einem zusätzlichen Erlebnis ausstrecken – das wäre der falsche Weg.
Sondern wir wollen auf biblischem Weg durch Beugung und ganz engem Wandel mit dem Herrn die Fülle kennenlernen.
Wir wollen uns nicht mit weniger zufrieden geben, als der Herr versprochen hat.
Besondere Fürsorge für Kranke
Dann eine besondere Fürsorge für kranke Menschen – ich möchte das zunächst einmal positiv und neutral ausdrücken.
Diese Welt ist ein großes Krankenhaus, und wir haben viele Krankheiten. Es gibt Tausende von Krankheiten, sowohl des Körpers als auch der Seele. In dieser Bewegung wird den Kranken daher besondere Aufmerksamkeit geschenkt.
Ich werde das später auch noch von einer anderen Seite beleuchten, aber jetzt möchte ich es erst einmal positiv darstellen.
Lebendige Hoffnung auf die Wiederkunft Jesu Christi
Dann als letzten Punkt, den ich hier notiert habe: Es ist auch eine lebendige Hoffnung auf die Wiederkunft Jesu Christi vorhanden.
Nicht so, wie es im Glaubensbekenntnis heißt: "Von dort wird er kommen, so richten die Lebenden und die Toten" – also am Sankt-Nimmerleins-Tag. Sondern es handelt sich um eine echte, lebendige Naherwartung Jesu Christi.
In vielen christlichen Kreisen ist diese Erwartung jedoch in weite Ferne gerückt. Wie es einmal jemand gesagt hat: Der Gedanke an die Entrückung ist den meisten entrückt.
Hier hingegen ist diese Hoffnung nicht entrückt, sondern lebendig. Die Wiederkunft Jesu wird gepredigt und es wird versucht, sie unter den Gliedern wachzuhalten.
Das sind zehn Punkte, die ich genannt habe. Ich habe hier extra noch zwei Leerzeilen gelassen, damit nachher gerne jemand kommen kann und mir sagt, was ich vergessen habe oder was man noch ergänzen könnte an positiven Aspekten.
Ich bin sicher, dass ich noch nicht alle aufgezählt habe. Das sind erst einmal die, die mir am stärksten aufgefallen sind.
Ihr seht daran, dass wir lernen müssen, zu differenzieren. Wir dürfen nicht pauschal sagen: "Oh, die Pfingst- und charismatische Bewegung, die müssen wir ganz ablehnen, die Leute müssen wir meiden." Das dürfen wir nicht pauschal sagen, oder behaupten, das seien keine Brüder und Schwestern.
Das würde wirklich eine Sünde sein und auch Unrecht tun.
Wir müssen differenzieren, wie wir das letzte Mal auch gehört haben: "Prüft alles, das Gute behaltet, meidet das Böse in jeder Gestalt."
Wir dürfen prüfen, wir dürfen differenzieren. Und das wollen wir jetzt tun.
Kritikpunkte: Lehre und Praxis der Pfingst- und charismatischen Bewegung
Ich habe die positiven Aspekte an den Anfang gestellt. Nun darf ich mit voller Berechtigung einige Punkte ansprechen, bei denen ich den Eindruck habe, dass diese Bewegung in ihrer Lehre und Praxis über die Schrift hinausgeht.
Der Apostel Paulus hat geschrieben: „Nicht über das hinaus, was geschrieben steht.“
Geistestaufe: Biblisches Verständnis und Pfingstlehre im Vergleich
Der erste Punkt, bei dem ich den Eindruck habe, dass er nicht mehr mit der Bibel übereinstimmt, betrifft den Bereich der Geistestaufe. In der Pfingst- und charismatischen Bewegung spielt der Ausdruck Geistestaufe eine zentrale Rolle. Dort wird gesagt, die Geistestaufe sei eine von der Wiedergeburt getrennte Erfahrung.
Zunächst wollen wir beide Begriffe kennenlernen. Wir fragen zuerst: Was ist Wiedergeburt? Für viele von uns ist das eine vertraute Erfahrung und ein bekannter Begriff. Dennoch wollen wir es noch einmal in der Bibel lesen.
Johannes 1,12-13 beschreibt die Wiedergeburt sehr deutlich, vielleicht sogar noch klarer als Johannes Kapitel 3, im bekannten Bericht von Nikodemus. Dort wird gesagt, dass jeder Mensch die Wiedergeburt braucht, um in das Reich Gottes zu kommen. In Johannes 1,12-13 wird beschrieben, wie die Wiedergeburt geschieht. Vielleicht lesen wir schon ab Vers 11:
Johannes 1,11: „Er kam in das Seine, und die Seinen nahmen ihn nicht an.“ Jesus kam in sein Volk Israel, doch die Juden nahmen ihn nicht als Messias an, als von Gott gesandten Retter.
Aber so viele ihn aufnahmen – nicht in Gestalt einer Hostie, nicht beim Abendmahl, nicht irgendwie mystisch, sondern ganz konkret und willentlich im Gebet – wie viele ihn aufnahmen in ihr Herz und Leben hinein, denn er steht vor der Tür und klopft, sagt uns der Herr selbst in Offenbarung 3.
Wie viele ihn in ihr Leben aufnahmen, denen gab er das Recht, die Macht, die Vollmacht, die Exousia, Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben.
Kind Gottes muss man also werden. Von Geburt an sind wir geliebte Geschöpfe Gottes, aber nicht Kinder Gottes. Wir sind laut der Bibel genau betrachtet Kinder des Teufels. Wir wachsen im Bereich der Finsternis auf. Doch wir können, wir dürfen und wir sollen Kinder Gottes werden.
Wie geschieht das? Denen, die an seinen Namen glauben – der Glaube an den Herrn Jesus, das ist der Name, der rettet. Was geschieht, wenn man an den Namen Jesu glaubt? Man wird wiedergeboren. Nicht aus dem Willen des Fleisches, noch aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren.
Wer den Herrn Jesus gläubig aufnimmt, der wird von Gott geboren. Hier wird Wiedergeburt beschrieben. Jesus ist das Wort, er ist der Same. Ihn nehme ich in mein Herz auf, und daraus entsteht neues Leben in mir. Er selbst bewirkt in mir das neue Leben.
Das muss keine neun Monate dauern, es kann sehr schnell geschehen, wenn ich ihn aufnehme und eine richtige Herzenshaltung habe. Dann geschieht Wiedergeburt zu einem neuen Leben.
So versteht die Bibel unter Wiedergeburt eine von Gott bewirkte Herzenserneuerung, indem ein Mensch in der Haltung der Umkehr Jesus Christus als seinen Erretter und Herrn annimmt.
Geistestaufe nach der Bibel
Was ist Geistestaufe nach der Bibel?
Wir schlagen 1. Korinther 12, Vers 13 auf. Das Wort Geistestaufe kommt nämlich nur ein einziges Mal in der Bibel vor, und zwar an dieser Stelle, im großen Gabenkapitel des Apostels Paulus, 1. Korinther 12, Vers 13.
Hier steht das Wort nicht als Substantiv Geistestaufe, sondern als Verb, als Tätigkeitswort: „in den Leib getauft werden“. Wir lesen in Vers 13: „Denn in einem Geist sind wir alle zu einem Leib getauft worden, es seien Juden oder Griechen, es seien Sklaven oder Freie, und sind alle mit einem Geist gedrängt worden.“
Hier steht also: „Denn in einem Geist sind wir alle zu einem Leib getauft worden.“ Ich muss ein paar Worte betonen: „Wir alle“, schreibt der Apostel Paulus. Auch die fleischlichen Korinther, an die er diesen Brief schreibt, sind alle in den Leib getauft worden.
Das heißt, im Augenblick der Wiedergeburt, wenn mein Herz erneuert wird, werde ich gleichzeitig in den Leib Jesu Christi hineingetauft. Ich werde Glied am Leib Jesu Christi – und das nicht erst durch die Wassertaufe, weder durch Kinder- noch Erwachsenentaufe, sondern im Augenblick der Bekehrung und Wiedergeburt werde ich hineingetauft in den Leib Jesu Christi.
Das Wort steht hier in der Vergangenheitsform. Im Griechischen gibt es dafür eine besondere Form, die Aorist heißt. Diese drückt immer eine einmalige, abgeschlossene Handlung aus. Genau das steht hier: „In einem Geist sind wir alle zu einem Leib getauft worden.“ Das ist passiert.
Im Augenblick der Wiedergeburt bin ich in den Leib Jesu Christi hineingetauft worden – und du auch. So lautet der biblische Begriff der Geistestaufe.
Wir können noch eine zweite Stelle dazu aufschlagen, damit das ganz deutlich wird: Epheser 1, Vers 13.
Wir müssen hier ganz gründlich arbeiten. Epheser 1, Vers 13: „In ihm, nämlich in Jesus Christus, seid auch ihr, nachdem ihr das Wort der Wahrheit, das Evangelium eures Heils, gehört habt und gläubig geworden seid, versiegelt worden mit dem Heiligen Geist der Verheißung.“
Das heißt, als ihr das Wort der Wahrheit, das Evangelium von der Rettung, gehört habt und gläubig geworden seid, es angenommen habt, seid ihr in demselben Augenblick versiegelt worden mit dem Heiligen Geist. Das fällt zeitlich zusammen.
Wenn ein Mensch wirklich gläubig wird an den Herrn Jesus und sagt: „Ich danke dir, Herr Jesus, dass du für meine Sünden am Kreuz gestorben bist, und ich nehme dich jetzt an als meinen Erretter und gebe dir die Herrschaft über mein Leben“, dann kommt in dem Augenblick Jesus Christus unsichtbar im Heiligen Geist in das Herz hinein und wohnt in dem betreffenden Menschen.
„Christus in uns, die Hoffnung der Herrlichkeit“, schreibt Paulus an die Kolosser.
Das ist also die biblische Lehre von der Geistestaufe: Man wird in den Geist hineingetauft in dem Augenblick der Wiedergeburt. Das heißt, Geistestaufe ist nur ein anderer Aspekt der Wiedergeburt.
Es sind nicht zwei verschiedene Dinge, die zeitlich auseinanderliegen, sondern zwei Seiten einer Münze, die zeitlich genau zusammenfallen.
Geistestaufe nach klassischer Pfingst- und charismatischer Lehre
Nun möchte ich euch vorstellen, was nach klassischer Pfingst- und charismatischer Lehre unter Geistestaufe verstanden wird. Ich habe überlegt, wie ich das am besten machen kann, und es ist immer am besten, wenn man einem Befürworter direkt zu Wort kommen lässt.
Ich habe hier eine Kassette, auf der Reinhard Bonnke predigt. Reinhard Bonnke ist vielleicht der bekannteste Pfingstler in Deutschland. Er ist Afrikamissionar und wirkt im südlichen Afrika. Dort hat er ein Zelt, in das allein 34.000 Menschen passen. Damit zieht er von Land zu Land oder predigt in Stadien vor Hunderttausenden Afrikanern.
Reinhard Bonnke war vor einigen Jahren in Karlsruhe. Wir wohnten ganz in der Nähe des Kongresszentrums und haben ihn dort live erlebt – allerdings nicht bei dieser Veranstaltung, sondern zwei Jahre später bei einer anderen. Bitte erschreckt jetzt nicht, ich muss das vorher sagen, denn manchen ist das sicher neu, was sie jetzt hören werden: Er ist ein klassischer Pfingstler. Er wird zwischendurch Halleluja rufen, auch in Zungen reden und dann die Geistestaufe erklären.
Wir hören jetzt einfach drei, vier Minuten zu, wie Reinhard Bonnke die Geistestaufe beschreibt. Ich hoffe, dass die Kassette gut funktioniert.
Er sagt: Wenn Gott sagt, er will seine Herrlichkeit in Wahrheit in den letzten Tagen erlassen, wenn ich mit ihm noch nichts vorher getan habe, dann glaube ich, dass Gott anfassen wird wie noch nie zuvor. Amerikanische Bevölkerungswissenschaftler sagen, dass heute mehr Menschen auf der Welt leben als jemals zuvor gestorben sind. Wenn das stimmt, bedeutet das, dass wir heute eine Seelenernte haben, die größer ist als je zuvor. Und dass wir nicht Halm für Halm schneiden können. Daher brauchen wir diese Mähdrescher Gottes, und ich möchte auf so einen Mähdrescher Gottes setzen – im Tag- und Nachtdienst.
Jesus kommt bald, Halleluja! Gelobt sei der Name des Herrn! Ich spüre die Gegenwart des Heiligen Geistes hier. Ich spüre auch, dass Jesus hier ist, um hineinzutauchen in den Heiligen Geist. Wer von euch spürt das auch noch? Halleluja!
Dann sagt er noch etwas, das er „geheim das Kaffee“ nennt, und erklärt das kurz. So erklärt das nur unser Lügen schwanken! Sehr einfach habe ich mir auch eine Frage gestellt. Und ich habe eines festgestellt: Wenn der Heilige Geist redet, dann redet er immer so einfach, dass sogar Kinder ihn verstehen können.
Jesus hat gesagt: „Ich taufe euch mit Wasser, aber der nach mir kommt, der wird euch mit dem Heiligen Geist taufen, ja mit Feuer.“ Eigentlich heißt es dort, der nach mir kommt – nämlich Jesus – der ist der Täufer mit dem Heiligen Geist und mit Feuer. Das Wort „Taufe“ im griechischen Urtext ist „baptizo“ oder „baptizem“ und bedeutet „untertauchen“. Das ist die biblische Taufe.
Jetzt beginnt das gleiche Wort durch den Heiligen Geist. Er sagt, Jesus ist der Täufer in den Heiligen Geist hinein. Halleluja! Wenn ich jemanden mit Wasser taufe, steht der Betreffende vor mir, das Element ist Wasser, er ist der Tauchkandidat, ich bin der Täufer. Ich lege meinen Arm um ihn und wende ihn langsam ab, tauche ihn in das Wasser hinein.
Jetzt kommt Jesus und will dich heute Nachmittag mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen. Wenn du mit einigen Augenblinzeln hier vorne stehst, ob du es glaubst oder nicht, ob du es siehst oder nicht, Jesus wartet hier bereits. Er wird seinen Arm um dich legen, wenn du dich innerlich im Glauben öffnest. Er will dich hineintaufen in den Heiligen Geist. Halleluja!
Was musst du tun, wenn du hier nach vorne kommst? Entspanne dich in Jesu Namen! Nein, entspanne dich! Du brauchst nicht um etwas zu betteln, was dir der Herr versprochen hat. Wo gibt es denn so etwas? Er hat es doch versprochen, er möchte es doch so gerne geben. Und wir sind würdig – nicht weil wir so gut gelegen sind, sondern würdig durch das lange Blut!
Dann legt er den Arm auf dich, senkt dich ab und tauft dich mit dem Heiligen Geist. Halleluja!
Das war der Originalton von Reinhard Bonnke. Vielleicht ist euch aufgefallen, dass er das Bild der Wassertaufe benutzt. Er sagt: Jetzt ist Jesus der Täufer, und er tauft dich in den Heiligen Geist. Dann ist es genauso wie bei der Wassertaufe: Du wirst nach hinten hineingetaucht. Damit rechtfertigt er schon das Nach-hinten-Umfallen, das dann geschieht.
Ich werde gleich noch darauf zu sprechen kommen. Achtet auch darauf, was er sagt: Was musst du tun? Du musst kommen, dich ganz entspannen und dich ganz passiv öffnen, ohne innere Anspannung. Das ist ganz entscheidend wichtig, sonst geschieht überhaupt nichts, wenn nicht diese innere völlige Öffnung geschieht.
Er sagt, Jesus möchte das so gerne schenken. Sicher waren viele Christen in der Halle, und er ruft die Christen nach vorne, die schon vielleicht jahrelang mit dem Herrn leben und wiedergeboren sind. Er sagt: Kommt, ihr braucht die Geistestaufe.
Er ruft sie nach vorne, jetzt ganz speziell nur, um die Geistestaufe zu empfangen. Sie haben die Geistestaufe in der Wiedergeburt empfangen, sie brauchen kein zusätzliches Erlebnis, wie er es hier beschreibt. Aber das ist eben die Verführung, dass man sagt, man braucht dieses Erlebnis. Es ist ein Hineingetauftwerden, man muss sich öffnen, und dann wird man von den Haarspitzen bis zu den Fußsohlen mit einer Kraft durchflutet. Am Ende dieser Durchflutung kann man in Zungen reden.
Dann ist die Zungenrede der Beweis dafür, dass man jetzt erfüllt ist mit dem Heiligen Geist. So ist das Verständnis.
Ich weiß von Karl Hermann Kaufmann, der elf Jahre lang Pfingstler war und viele andere Menschen in die Pfingstbewegung geführt hat. Er sagt auf einer Kassette, dass er sich nach der Geistestaufe ausgestreckt hat. Er lag auf dem Stuhl, zusammen mit anderen, und hat gefleht: Herr, schenke mir die Geistestaufe. Er war ein wiedergeborener Gläubiger, aber in dieser Richtung drin, und man hat ihm das gesagt. Das wird so erstrebenswert hingestellt, dass man nur ein richtiger Christ ist, wenn man dieses Erlebnis hat. Sonst ist man eben nur so ein Schmalspur-Christ.
Dann entsteht dieses Verlangen nach dieser scheinbar biblischen Sache, nach der Geistestaufe. Dabei verwechselt man zwei Dinge. Darauf werde ich gleich noch zu sprechen kommen: Es ist ein Unterschied, den Heiligen Geist zu empfangen und mit dem Heiligen Geist erfüllt zu sein. Da müssen wir gleich noch drüber sprechen.
Die Bibel lehrt keine solche zusätzliche Geistestaufe als emotionales Gefühlserlebnis, bei dem jemanden etwas durchflutet und man ganz neue Kraft bekommt. Das lehrt die Bibel nicht.
Was es geben kann, ist, dass man auch in der Nachfolge Durststrecken erlebt. Dann, nachdem man wieder vor dem Herrn ehrlich geworden ist, Buße getan hat und sich vor ihm gebeugt hat, wird man wieder neu gefüllt mit dem Heiligen Geist. Es mag so ein neues Ergriffenwerden geben.
Aber daraus darf man keine Lehre machen im Sinne der Pfingstbewegung als Dogma. Das hat es bei Einzelnen vor uns gegeben, und das gibt es sicher auch heute. Aber daraus darf man auf keinen Fall eine Lehre machen.
Einwand Lukas 11,13 und seine Auslegung
Jetzt fragen viele in dem Zusammenhang: Was ist dann mit Lukas 11, Vers 13? Lass uns wenigstens auf diesen Einwand eingehen.
In Lukas 11, Vers 13 sagt der Herr Jesus im Zusammenhang mit dem Gebet – er hat hier gerade die Jünger das Beten gelehrt – Folgendes: „Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wisst, wie viel mehr wird der Vater, der vom Himmel gibt, den Heiligen Geist geben denen, die ihn bitten?“
Der Vater wird den Heiligen Geist geben denen, die ihn bitten. Ist das ein Widerspruch zu dem, was wir eben gesagt haben? Auf gar keinen Fall. Wir müssen immer unterscheiden: Wo sind wir hier? Sind wir vor der Kreuzigung Jesu und vor Pfingsten oder sind wir danach?
Hier lehrte der Herr Jesus vor Pfingsten. Selbstverständlich durften die Christen oder die Jünger Jesu vor Pfingsten beten, um den Heiligen Geist. Sie hatten ihn noch nicht als bleibende, innewohnende Person empfangen. So durften sie beten, sie durften bitten um den Heiligen Geist.
Aber nach Pfingsten haben wir im Neuen Testament keine Bitte mehr um den Heiligen Geist, sondern wir haben nur einmal die Aufforderung im Epheserbrief: „Lasst euch mit dem Heiligen Geist erfüllen“, nämlich immer wieder neu.
Das ja, aber nicht so, dass ich als Christ noch bete: Herr, schenke mir den Heiligen Geist. Man hört das auch hin und wieder in Gebetsgemeinschaften. Es ist jedoch kein neutestamentliches Gebet. Wir brauchen nicht mehr um den Heiligen Geist bitten, sondern wir dürfen uns beugen, wenn wir den Heiligen Geist gedämpft oder betrübt haben. Dann wird er uns wieder neu erfüllen.
Wir brauchen nicht mehr vom Heiligen Geist, sondern der Heilige Geist will mehr von uns haben. Er will unsere ganzen Lebensbereiche haben – das ist der Unterschied.
Gut, also dieser Einwand greift nicht.
Unterschied zwischen Empfang und Erfüllung des Heiligen Geistes
Damit sind wir bei dem Punkt Empfang des Heiligen Geistes und Erfüllung des Heiligen Geistes. Ich möchte hier noch einmal auf der Folie zeigen, dass es ein großer Unterschied ist.
Der Empfang des Heiligen Geistes ist nach dem Neuen Testament im Augenblick der Wiedergeburt gegeben. Wenn Christus durch den Geist in uns hineinkommt, empfängt man den ganzen Heiligen Geist. Man kann nicht 80 Prozent Geist empfangen oder 30 Prozent. Der Heilige Geist ist eine Person, es ist Gott, der unsichtbar in unser Herz kommt.
Dieser Empfang des Geistes ist einmalig. Man kann den Geist nicht empfangen, wieder abgeben und erneut empfangen. Das geht nicht. Es gibt einen einmaligen Empfang des Geistes.
Aber es gibt eine ständig neue Erfüllung mit dem Heiligen Geist. Das ist ein großer Unterschied. Epheser 5,18 heißt ja bekanntlich: "Sauft euch nicht voll Wein, daraus folgt ein unordentliches Wesen, sondern werdet voll Geistes." Genau übersetzt steht dort: "Lasst euch ständig neu mit dem Geist erfüllen."
Wir brauchen eine ständig neue Erfüllung mit dem Heiligen Geist. Warum? Weil im Dienst für den Herrn geistliche Kraft verloren geht. Wenn wir für einen Menschen intensiv beten, geht geistliche Kraft von uns aus. Wenn wir in der Seelsorge um einen Menschen ringen, geht geistliche Kraft von uns aus. Wenn wir ein Gespräch mit einem Ungläubigen führen und mit ihm argumentieren, geht Kraft von uns aus. Bei einer Predigt geht Kraft aus. Man ist manchmal hinterher ausgebrannt wie ein Bombenkrater.
Deshalb brauchen wir neue Erfüllung, weil geistliche Kraft verloren geht. Aber auch durch Sünde wird der Geist betrübt und gedämpft. Auch dann ist wieder neue Erfüllung nötig und möglich – sofort, wenn ich mich beuge. Jede neue Segnung fängt immer mit einer Beugung an.
Darum können wir zusammenfassend sagen: Die Bibel spricht von einem einmaligen Empfang des Heiligen Geistes, aber von einer immer wieder nötigen Erfüllung mit dem Heiligen Geist. Das dürfen wir nicht durcheinanderwerfen. Das sind zwei ganz verschiedene Paar Stiefel.
Praxis der Handauflegung: Biblische Grundlagen und heutige Anwendung
Kommen wir zu einem zweiten Punkt unter dem Stichwort falsche Lehren und falsche Praxis, nämlich zur Praxis der Handauflegung. In der Pfingst- und charismatischen Bewegung spielt die Handauflegung eine sehr große Rolle.
Zunächst müssen wir fragen: Was bedeutet Handauflegung? Nach der Bibel bedeutet Handauflegung Einsmachung. Das heißt, ich mache mich mit dem anderen eins, dem ich die Hände auflege. Schwäbisch ausgedrückt: Identifikation. Also Handauflegung bedeutet Einsmachung, Identifikation.
Ich habe es manchmal mit einer Batterie verglichen, die leer ist. Man kommt mit einer vollen Batterie und einem Überbrückungskabel. Dabei geschieht Identifikation: Die volle Batterie kann ihre Kraft auf die leere Batterie übertragen, und das Auto springt an. Einsmachung, Identifikation.
Natürlich ist es eine schöne, aber auch heikle Sache, wenn sich zwei Menschen auf diesem Weg der Handauflegung eins machen. Die Wurzel der Handauflegung finden wir im Alten Testament. Dort gibt es bereits Handauflegung zur Segnung. Im Ersten Mosebuch legt Jakob seinen Söhnen die Hände auf, einmal sogar über Kreuz. Auch andere Erzväter, Patriarchen, legen Hände auf.
Die eigentliche Bedeutung der Handauflegung finden wir in 3. Mose, Kapitel 4 und 3. Mose 16. Ihr müsst es nicht alles aufschreiben, ihr bekommt nachher einen Ausdruck, auf dem alles steht. Eine Stelle wollen wir aber aufschlagen: 3. Mose 16. Das ist das Kapitel über den großen Versöhnungstag, den Jom Kippur.
An diesem Tag ging der Hohepriester nicht mit seinem festlichen Gewand, sondern nur mit weißer Leinwand bekleidet in das Allerheiligste der Stiftshütte. Nicht ohne Blut, sondern mit Blut, das er dort auf den Altar sprengte – genauer gesagt auf den Deckel der Bundeslade –, um das Volk mit Gott zu versöhnen.
In 3. Mose 16, Vers 21 heißt es: „Und Aaron lege seine beiden Hände auf den Kopf des lebenden Ziegenbocks und bekenne auf ihn alle Schuld der Söhne Israel und alle ihre Vergehen nach allen ihren Sünden, und er lege sie auf den Kopf des Ziegenbocks und schicke ihn durch einen bereitstehenden Mann fort in die Wüste.“
Daraus stammt der Ausdruck „in die Wüste schicken“. Der Sündenbock wurde in die Wüste geschickt. Aaron ging hinein und brachte das Blut eines Tieres in das Allerheiligste auf den Deckel der Bundeslade. Ein anderes Tier bekam die Sünden übertragen durch Handauflegung.
Aaron musste dem Tier die Hände auflegen. Im Hebräischen steht hier „aufstemmen“, „Zermach“ heißt aufstemmen. So wurde die Sünde des Volkes auf das Tier übertragen, und es wurde in die Wüste gejagt. Das ist Handauflegung: Identifikation, Einsmachung, Übertragung – in diesem Fall der Sünde auf das Tier.
Heute dürfen wir Hände auflegen, jeder von uns unsichtbar dem Herrn Jesus, denn er ist unser Sündenbock. Ehrfurchtsvoll gesprochen: Er ist unser Lamm Gottes, das die Sünde der Welt getragen hat. Er ging nicht in die Wüste, sondern auf den Hügel Golgatha, um dort für unsere Schuld zu sterben – unschuldig.
Jedes Mal, wenn wir Schuld bekennen, dürfen wir im Geist ihm die Hände auflegen. Wenn wir Sünde bekennen, tun wir nichts anderes, als was damals geschah. Wir geben die Sünde an ihn ab, identifizieren uns mit ihm am Kreuz, der für uns starb, und geben ihm die Sünde. Er gibt uns die Vergebung.
Es ist ein ganz heiliger Akt, wenn wir Sünde bekennen. Wir identifizieren uns mit dem gekreuzigten und auferstandenen Herrn Jesus.
Handauflegung im sichtbaren Bereich sollte heute jedoch mit Vorsicht praktiziert werden. Zunächst ein Sprung ins Neue Testament: In den Evangelien wird Handauflegung erwähnt. Jesus Christus legt Hände auf. Er legt sogar einer 18 Jahre gebundenen Frau die Hände auf (Lukas Evangelium). Diese Stellen wollen wir jetzt nicht alle aufschlagen.
Das bedeutet aber nicht, dass wir einfach alles tun können, was Jesus getan hat. Ich würde keiner 18 Jahre lang gebundenen Frau die Hände auflegen, aber Jesus Christus konnte das.
In der Apostelgeschichte wird sechsmal von Handauflegung berichtet. Die Apostelgeschichte beschreibt einen Zeitraum von etwa dreißig Jahren. Man kann exakt begründen, warum an diesen sechs Stellen Hände aufgelegt wurden. Jeder Fall hat einen plausiblen erklärbaren Grund.
Das würde heute Abend zu weit führen. Eines Tages, wenn wir die Apostelgeschichte behandeln, können wir darauf eingehen.
Wenn wir das einfach mal pauschal sagen: Sechsmal Handauflegung in der Apostelgeschichte – und jedes Mal ist es zu begründen.
In den Lehrbriefen gibt es aber einen Vers mit besonderer Bedeutung für uns. Die Briefe im Neuen Testament sind für uns besonders wichtig, denn sie beschreiben den Willen Gottes für die Gemeindezeit.
Wir schlagen auf 1. Timotheus 5, Vers 22 auf. Der Zusammenhang ist eine Anweisung im Hinblick auf die Ältesten. Es geht darum, wie sich Timotheus den Ältesten in Ephesus gegenüber verhalten soll.
In Vers 22 heißt es: „Die Hände lege niemand schnell auf, und habe nicht teil an fremden Sünden; bewahre dich selbst rein.“
Das bedeutet: Mache niemand zu schnell zum Ältesten, der nicht die Reife dazu hat. Sonst erleidet er Schiffbruch und du mit ihm, weil du ihn eingesetzt hast. Das ist der Zusammenhang.
Aber es hat auch eine weitere Bedeutung, denn es heißt ausdrücklich: „Habe nicht teil an fremden Sünden, bewahre dich selbst rein.“
Es bedeutet auch: Lege nicht allgemein zu schnell die Hände auf, denn Handauflegung bedeutet Identifikation. Das dauert vielleicht noch eine Weile, bis das klar ist.
In der pfingstlich-charismatischen Bewegung wird sehr oft die Hand aufgelegt. Du hast ein Problem? Komm, ich lege dir die Hände auf. Du hast noch nicht die Geistestaufe? Komm, ich lege dir die Hände auf. Du kannst noch nicht in Zungen reden? Komm, ich lege dir die Hände auf.
Ich übertreibe vielleicht etwas, aber es wird sehr schnell und oft die Hand aufgelegt. Wir müssen einfach sagen: Träger falscher Geister haben oft einen Drang zur Handauflegung, einen richtigen Drang. Sie müssen ständig anderen die Hände auflegen. Es ist wie ein innerer Zwang.
Vorschnelle Handauflegung ist geistliche Hurerei. Ich persönlich würde mir von niemandem einfach so die Hände auflegen lassen.
Ich habe einmal eine sehr unschöne Erfahrung gemacht: Ich betete mit jemandem, und er legte mir ohne mein Einverständnis die Hände auf. Ich war am Beten, er stand auf und legte mir die Hände auf. So etwas gibt es heute.
Ich war so perplex, dass ich nicht richtig reagieren konnte. Ich hätte das sofort unterbrechen sollen und sagen müssen: „Lass das bitte, ich möchte das nicht.“ Ich hatte gerade zu Ende gebetet, dann setzte er sich wieder. Heute würde ich das nicht mehr so über mich ergehen lassen.
Deshalb gilt: Lege niemandem zu schnell die Hände auf. Die Brüder in der Pfingst- und charismatischen Bewegung wollen durch Handauflegung nichts Böses tun. Sie wollen nichts Schlechtes verbreiten. Aber sie haben die falsche Vorstellung, dass man durch Handauflegung Segen oder sogar Heiligkeit weitergeben könnte.
Hier müssen wir noch einmal ins Alte Testament gehen. Das ist mir sehr wichtig. Wir schlagen den Propheten Haggai auf. Die Bibel sagt uns ganz eindeutig, dass das so nicht möglich ist, auch wenn es gut gemeint ist.
Haggai Kapitel 2, Verse 12 und 13, habe ich oft gelesen. Durch Karl Hermann Kaufmann habe ich diese Verse in diesem Zusammenhang schätzen gelernt.
In Haggai 2, Vers 12 steht: „Wenn jemand heiliges Fleisch im Zipfel seines Kleides trägt und mit seinem Zipfel Brot oder Gekochtes oder Wein oder Öl oder irgendeine Speise berührt, wird das dadurch heilig?“
Die Priester antworteten: „Nein.“
Darauf sagte Haggai: „Wenn jemand, der sich an einer Leiche verunreinigt hat, dies alles berührt, wird es dadurch unrein?“
Die Priester antworteten: „Es wird unrein.“
Merkt ihr? Heiligkeit kann nicht übertragen werden, aber Unheiligkeit wird übertragen. Wie in einem Korb mit Äpfeln: Fäulnis wird weitergegeben. Ein gesunder Apfel macht nicht fünf faule Äpfel gesund, sondern umgekehrt.
Das ist auch ein geistliches Prinzip: Heiliges kann nicht weitergegeben werden. Unheiliges kann nicht durch Berührung mit Heiligem heilig gemacht werden. Aber Unheiliges kann weitergegeben werden.
Das lernen wir hier beim Propheten Haggai. Deshalb gilt: Vorsicht bei Handauflegung.
Wann darf Handauflegung heute praktiziert werden?
Wir wollen einfach mal fragen: Wann kann beziehungsweise wann darf oder soll Handauflegung heute in unserer Zeit praktiziert werden? Es gibt durchaus verschiedene Möglichkeiten.
A) Beim Gebet der Ältesten über den Kranken, nach Jakobus 5. Wenn ein Kranker die Ältesten zum Gebet ruft, können Hände aufgelegt werden, müssen es aber nicht. Dort steht, dass die Ältesten für den Kranken beten sollen. Es wird nicht ausdrücklich erwähnt, dass sie dabei die Hände auflegen müssen. Sie können es tun. Ich habe es schon so praktiziert, aber nicht immer. Es ist keine Verpflichtung, sondern eine Kann-Bestimmung.
B) Bei der Einsetzung von Mitarbeitern vor der Gemeinde beziehungsweise bei der Aussendung von Mitarbeitern durch die Gemeinde. Hier haben wir den Bericht in Apostelgeschichte 13,1-3, wo Paulus und Barnabas durch die Gemeinde von Antiochien unter Handauflegung in den Missionsdienst ausgesandt werden. Das bedeutet auch Identifikation: Die ganze Gemeinde stellt sich sendend hinter diese Personen und sagt: Wir stehen hinter euch, wir identifizieren uns mit eurer Aufgabe, wir beten für euch und unterstützen euch gegebenenfalls. Wir sind mit euch verbunden. Auch hier handelt es sich um eine Kann-Bestimmung. Es muss nicht sein, aber es kann heute in diesem Zusammenhang praktiziert werden.
C) Das ist natürlich etwas umstritten: die Erweckung einer von Gott geschenkten Gabe. Der Apostel Paulus hat Timotheus geschrieben: Erwecke die Gabe, die in dir ist, durch die Auflegung meiner Hände. Er hat Timotheus die Gabe nicht übertragen, sondern ihn ermutigt, die Gabe, die Gott ihm bei der Wiedergeburt geschenkt hat, zu erwecken. Dies geschah durch das ermutigende Gebet von Paulus, der sich mit Timotheus identifizierte. Gerade als Timotheus als junger Mitarbeiter in der Gemeinde Ephesus Dienst übernahm, hat Paulus mit ihm gebetet und ihm vielleicht sogar vor der Gemeinde die Hände aufgelegt. Damit hat Paulus ihn ermutigt, jetzt Gemeindeleiter in Ephesus zu sein, als Übergangsmissionar, bis die Ältesten dort den Dienst vollends übernommen haben und Timotheus einer der Mitältesten wurde. So verstehe ich 2. Timotheus 1,6.
All dies sind Kann-Bestimmungen. In keinem der Fälle muss die Handauflegung zwingend geschehen. Aber heute hätte ich die Freiheit, Handauflegung zu praktizieren.
Vielleicht vermisst man Handauflegung in Form einer Segnung in der Familie, wenn der Familienvater die Hände zur Segnung seiner Kinder auflegt. Ich habe länger darüber nachgedacht. Ich glaube nicht, dass es eine Sünde ist, wenn das geschieht. Aber ich glaube auch nicht, dass es heute in unserer Zeit noch so sein muss.
Als die Väter damals im Alten Testament ihren Söhnen die Hände auflegten, haben sie sichtbaren Segen vermittelt. Wenn man das nachliest, geht es dabei um Land, große Vermehrungen und ähnliche Dinge. Es ging um sichtbaren Segen. Wenn wir heute für unsere Kinder beten, können wir ihnen keinen sichtbaren Segen mehr übermitteln. Denn heute geht es um geistlichen Segen in Christus.
Ich glaube nicht, dass die sichtbare Form der Handauflegung dafür noch notwendig ist. Noch einmal: Es ist sicher keine Sünde, wenn ein Vater seinen Kindern die Hände auflegt, aber es muss nicht sein.
Vorsicht bei Handauflegung in bestimmten Situationen
Vorsicht ist geboten in den folgenden Fällen oder Situationen:
Erstens, wenn der Handauflegende ein Unbekannter ist. Heute gibt es sogenannte Segnungsgottesdienste in der charismatischen Bewegung. Ich weiß von einem Gottesdienst in Tübingen, bei dem 800 Teilnehmer anwesend waren. Dort wurden die Menschen aufgefordert, sich gegenseitig – Männlein und Weiblein, Gläubige und Ungläubige, Gebundene und Nichtgebundene – die Hände aufzulegen. Bei so einer großen Veranstaltung sind all diese Gruppen anwesend. Man legte sich die Hände kreuz und quer zu, zur Seite, nach hinten und nach vorne.
Man kann sich kaum vorstellen, was da im Unsichtbaren geschieht – an Übertragung und Identifikation. Wir haben gerade gelernt: Handauflegung bedeutet Identifikation. Es ist daher nicht verwunderlich, wenn jemand drei Tage später anfängt, in Zungen zu reden. Diese Gabe hat man auf diese Weise aufgenommen.
Deshalb sollte man sich von einem Unbekannten niemals die Hände auflegen lassen, egal was er für sich in Anspruch nimmt oder behauptet zu sein. Ebenso ist Vorsicht geboten, wenn keine Gewissheit darüber besteht, ob der Handauflegende ein gereinigtes Leben vor dem Herrn führt. Handauflegung setzt ein Vertrauensverhältnis voraus. Wenn ich mir von jemandem die Hände auflegen lasse, dann nur von jemandem, den ich gut kenne – vielleicht nach langer, intensiver Seelsorge. Von jemandem, von dem ich weiß, dass er wirklich vor dem Herrn lebt.
Zweitens, Vorsicht, wenn Frauen Hände auflegen wollen. In der Bibel gibt es kein einziges Beispiel dafür, dass Frauen Hände auflegen. Man darf nicht immer aus dem Schweigen der Schrift argumentieren, aber es ist schon sehr auffällig, dass kein Beispiel existiert, in dem Frauen Hände auflegen. Wir haben Frauen als Prophetinnen, doch an keiner Stelle wird erwähnt, dass eine Frau Hände auflegt.
Drittens, Vorsicht, wenn okkulte Bindungen vorliegen. Niemals sollte man jemandem die Hände auflegen, bei dem man weiß, dass er schwer depressiv ist und die Ursache unbekannt bleibt. Depressionen können viele verschiedene Ursachen haben. Wenn jedoch am Ende eine okkulte Bindung die Depression verursacht hat, ist Vorsicht geboten. Es gibt traurige Beispiele, bei denen ein Schwermutsgeist auf die Personen übergegangen ist, die die Hand aufgelegt hatten.
Ein besonders drastischer Fall ereignete sich in der ehemaligen DDR: Ein junger Prediger nahm sich das Leben, nachdem er einige Wochen zuvor einer schwer gebundenen Frau die Hände aufgelegt hatte.
Viertens, Vorsicht bei Großveranstaltungen, bei denen die Teilnehmer sich gegenseitig die Hände auflegen sollen. Dies sollte grundsätzlich nur geschehen, wenn beide Seiten die Handauflegung wollen. Sie darf nicht aufgezwungen werden, und niemand sollte sich zum Handauflegen zwingen lassen.
Dies ist ein großes Problem in der charismatischen Bewegung, in der ständig Hände aufgelegt werden. Dabei wird ganz bewusst versucht, die Gabe der Geistestaufe und die Gabe der Zungenrede durch Handauflegung zu übertragen. Wir haben nun verstanden, dass Handauflegung Identifikation und Einsmachung bedeutet. Wenn der Betreffende die Gabe der Zungenrede irgendwoher hat, überträgt er sie auf diese Weise.
Ich habe noch nie jemanden kennengelernt, der die Gabe der Zungenrede hatte, ohne dass ihm irgendwann jemand die Hände aufgelegt hatte – manchmal Jahre zuvor. Von alleine gibt es diese Gabe meines Wissens heute kaum noch.
In vier Wochen werden wir noch darauf eingehen müssen, ob Zungenrede heute überhaupt noch biblisch vorkommen kann und wie damit umzugehen ist.
Phänomen des Hinstürzens und seine Bedeutung
Noch ein letzter Gedanke zum Thema Handauflegen:
Ich habe bereits bei Reinhard Bonke angedeutet, dass es nach Handauflegung durch Pfingstler und Charismatiker häufig zu dem Phänomen des Hinstürzens kommt – und zwar immer auf den Rücken. Die Leute fallen immer auf den Rücken. Das habe ich selbst gesehen, auch meine Frau. Sogar hinten stehen Menschen, die sogenannten Geisterschlagenen, um sie aufzufangen.
Vor einigen Wochen habe ich in Göppingen einen Dienst getan. Dort war ein junger Mann, ungefähr in meinem Alter. Er erzählte mir, dass er bei einer Großveranstaltung in Stuttgart durch Reinhard Bonke die Hände aufgelegt bekommen habe. Er sagte: „Wilfried, mich hat es wie ein Blitz getroffen, und ich bin drei Meter nach hinten geschleudert worden.“ Seine Schwester, die neben ihm stand, dachte, er hätte sich alle Knochen gebrochen. Das hat mir der Mann erzählt.
Dann sagte er noch etwas Erschütterndes: Wenige Zeit später begann er in Zungen zu reden. Anschließend legte er seiner vierjährigen Tochter die Hände auf. Sofort fing die Tochter an, in Zungen zu reden. Die Tochter ist inzwischen acht Jahre alt und redet immer noch heimlich in Zungen. Ich habe das Mädchen gesehen. Wenn sie Probleme hat, geht sie zurück und fängt an, in Zungen zu reden.
Das sind Dinge, die wir nicht unterschätzen dürfen. Da wird etwas übertragen. Wir müssen jetzt hellhörig werden. Das ist nicht einfach etwas Interessantes oder etwas zum Schmunzeln, sondern sehr ernst.
Wenn wir hören, dass die Leute auf den Rücken fallen – ich habe das selbst gesehen, nicht weit von hier in Heidelberg-Sandhausen. Dort gibt es eine Gemeinde namens „Die Taube“. Ein Elsässer namens Pirofej hat dort Leuten die Hände aufgelegt. Sie sind nach hinten umgefallen. Eine Frau lag zwanzig Minuten auf dem Boden, nur weil sie von ihm an der Stirn berührt wurde.
Warum fallen sie alle nach hinten? Wenn wir die Bibel etwas kennen, stellen wir fest: Nach hinten zu stürzen ist in der Bibel immer ein Zeichen des Gerichts.
In der Bibel gibt es nur drei Stellen, an denen Menschen nach hinten fallen:
- Mose 49,17
– im Jakobssegen heißt es, dass der Antichrist als Schlange das Pferd in die Ferse beißt, sodass der Reiter nach hinten fällt.
- Samuel 4,18
– Eli wird von Gott gerichtet wegen seines Ungehorsams. Er fällt rücklings vom Stuhl und bricht sich das Genick. Das ist ein Gericht Gottes.
- Jesaja 28
– im Zusammenhang mit Zungenrede heißt es, dass sie rücklings stürzen werden.
Man muss einfach wissen: Wenn Menschen in der Bibel Gott begegnen, fallen sie immer aufs Angesicht. Im Alten Testament, im Neuen Testament und auch Johannes in der Offenbarung – immer wenn Menschen Gott oder Engel begegnen, fallen sie nicht nach hinten auf den Rücken.
Nach hinten fallen bedeutet biblisch „Aufdecken der Blöße“. Das geht zurück auf 1. Mose 9, wo Noah nackt und bloß im Zelt liegt – das Aufdecken der Blöße ist ein Zeichen für Gericht. So sind die Zusammenhänge: In der Bibel fallen Menschen bei Gottesbegegnungen immer aufs Angesicht, bei Gericht fallen sie nach hinten.
Ich habe den Film gesehen, den Reinhard Bonke in Karlsruhe gezeigt hat. Er predigt in Afrika in einem Stadion und ruft zum Schluss die Menschen zur Geistestaufe nach vorne. So wie auf der Kassette, die ich eben erwähnte. Dort standen fünf Afrikaner vorne, er betete über ihnen, und dann fallen fünf Menschen wie von der Sense gemäht nach hinten auf den Rücken.
Glaubt bitte nicht, dass das der Heilige Geist ist, der so wirkt. Der Heilige Geist wirkt nicht so. Er bringt niemals solche Machtwirkungen hervor wie Hinstürzen, Zuckungen, verdrehte Augen und Ähnliches. Das ist nicht der Heilige Geist. Das ist ein anderer Geist.
In diesem Fall muss ich wirklich sagen: Das bedeutet Machtergreifung eines anderen Geistes, wenn Menschen so nach hinten fallen und sich so öffnen, dass etwas Macht über sie bekommen kann.
Passivität als problematisches Element
Damit komme ich zum Dritten: Heute Abend sprechen wir über die falsche Praxis der Passivität. Das alles funktioniert nur, wenn sich der Betreffende passiv verhält.
Die Geistestaufe wird durch Handauflegung übertragen, wenn sich der Empfänger innerlich passiv verhält. Er muss sich ohne innere Anspannung verhalten, sich treiben lassen und sich passiv öffnen. Genau diese Phänomene der Passivität finden wir in der fernöstlichen Mystik, im Hinduismus, Buddhismus und auch in der Anthroposophie. All diese fernöstlichen Lehren oder auch die Transzendentale Meditation (TM) basieren auf dem Prinzip der Passivität. Man muss sich innerlich ganz leer machen. Der Engländer sagt dazu „to make the mind blank“ – den Verstand leer machen. Nicht mehr denken, nicht mehr aktiv sein innerlich.
Auch im Bereich der Hypnose funktioniert das nur, wenn sich der Betreffende passiv verhält. Wenn ich sage: „Ich lasse mich von dir nicht hypnotisieren“, kann der Hypnotiseur gar nichts machen. Deshalb wählen Hypnotiseure meistens Frauen oder Mädchen, die an dieser Stelle oft labiler sind.
Beim Mediumismus verhält sich ein Medium in einem spiritistischen Zirkel ebenfalls passiv. Dann wird es in Trance versetzt – immer nach dem gleichen Prinzip. Auch in der pfingstlich-charismatischen Bewegung findet sich dieses Prinzip der Passivität wieder. Ich muss hier einfach den Bogen spannen.
Ich möchte dazu aus dem Buch von Alexander Seibl „Gemeinde Jesu endzeitlich unterwandert“ zitieren. Leider ist das Buch vergriffen, aber es ist sehr gut. Darin zitiert er aus einem anderen Buch von Dornfeld mit dem Titel „Habt ihr den Heiligen Geist empfangen?“ Unter der Überschrift „Nun ist auch für dich die Zeit gekommen, den Heiligen Geist zu empfangen“ werden folgende Vorschläge gegeben:
Erstens: Schließe bitte deine Augen, erhebe deinen Kopf und schaue auf Jesus.
Zweitens: Öffne deinen Mund weit. Die Bibel sagt doch: „Tue deinen Mund weit auf, lass mich ihn füllen.“ Ist das nicht genau das, was du vorhast? Du wünschst, mit dem Heiligen Geist erfüllt zu werden. Öffne nur deinen Mund wie ein hungriges kleines Rotkehlchen.
Drittens: Atme nun ein und aus, deinen Mund weit offen, so tief du kannst. Tue das so lange, bis du die Gegenwart Gottes in dir spürst.
Wisst ihr, was das ist? Das ist wörtlich die Soham-Meditation, eine indische Meditationspraktik. Soham heißt: „Ich bin das“. Dort wird die Gottheit durch eine Atemtechnik in mich hineingeatmet. So lehrt dieser Buchautor Dornfeld, die Geistestaufe zu empfangen – als wäre es so einfach, mit einer Atemtechnik den Heiligen Geist in sich hereinzuholen.
Aber ihr seht: Das Prinzip der Passivität ist unverzichtbar. Ohne diese Passivität geht es nicht.
Was sagt die Bibel zur Passivität? Die Schrift spricht viel von Stille, aber nie von Passivität. Wir müssen das genau unterscheiden: Stille ja, Passivität nein.
Die Bibel fordert uns nie auf, geistlich passiv zu sein – etwa bei der stillen Zeit, indem wir uns hinsetzen, in eine Kerze meditieren oder in uns hineinhorchen auf Stimmen. Das sagt die Bibel nicht. Stattdessen sagt die Bibel: „Wachet, ringet, suchet, jaget nach, klopft an.“ Das meint nicht Aktivismus, aber eine innere Aktivität. Nie dieses passive Sich-treiben-lassen.
Das ist, wie Watchmenie sagt, ein geöffnetes Tor für den Einfluss von Dämonen, wenn ich mich innerlich so passiv öffne.
Falsche Auslegung von Joel 3
Ja, wenn wir noch ein paar Minuten hätten, dann könnten wir unser Thema ganz abschließen. Ich habe nur noch einen letzten Punkt: Joel Kapitel 3 und die falsche Auslegung dieser Stelle.
Ganz kurz noch eine Folie: Die ganze Pfingstbewegung baut stark auf dieser Stelle in Joel 3 auf. Vielleicht können wir das ganz kurz aufschlagen. Wenn ihr noch Hagai aufgeschlagen habt, etwas zurück, findet ihr Joel Kapitel 3. Wir haben es gleich geschafft. Joel 3 kommt hinter Hosea.
Es ist diese berühmte Weissagung, in der steht: „Und danach wird es geschehen, dass ich meinen Geist ausgießen werde über alles Fleisch, und eure Söhne und eure Töchter werden weissagen, eure Greise werden Träume haben, eure jungen Männer werden Gesichte sehen. Und selbst über die Knechte und über die Mägde werde ich in jenen Tagen meinen Geist ausgießen.“
Es geht noch weiter. Dort spricht Joel von Zeichen am Himmel, von Blut und Feuer und einer Rauchsäule, vom Tag des Herrn, der kommen wird. Er schließt mit der Aussage in Vers 5: „Jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird errettet werden.“
Diese Stelle aus Joel wird von Petrus in der Pfingstpredigt zitiert. An Pfingsten steht Petrus in Jerusalem und zitiert Joel 3, weil Joel vorausgesagt hat, dass eine Geistesausgießung kommen wird. Es werden Visionen geschehen, Träume, Gesichte und Errettung.
Deshalb zitiert Petrus am Pfingsttag diese Stelle aus Joel und sagt: Damals geschah die erste Erfüllung der Joel-Verheißung – an Pfingsten. Es gab eine Geisterfüllung, eine Geistausgießung, Weissagung und die Errettung vieler Menschen. Das ist an Pfingsten geschehen.
Ganz wesentlich ist dabei zu lesen, dass in der Apostelgeschichte steht: „Dies ist es.“ Es steht nicht, dass es erfüllt wurde, sondern „Dies ist es.“ Man muss sehr genau darauf achten.
Es steht nicht, dass es jetzt abgeschlossen ist, sondern: „Dies ist es.“ Ein Teil, nämlich von dieser Erfüllung, haben wir hier.
Dabei müssen wir wissen: Joel 3 ist ein Wort an Israel. Das zeigt der Zusammenhang im Buch Joel ganz deutlich. Der letzte Vers davor und auch gleich danach lässt eindeutig erkennen, dass es um Israel geht.
Dann müssen wir wissen: Nach Epheser 3 hat kein alttestamentlicher Prophet die Zeit der Gemeinde gesehen. Alle alttestamentlichen Propheten weissagten nur für das Volk Israel – keiner für die Gemeinde. Auch Daniel nicht, Jesaja nicht, keiner hat die Zeit der Gemeinde gesehen.
Ihr wisst, sie hatten diese berühmte Berggipfelperspektive. Sie sahen nur diesen einen Gipfel und dahinter den nächsten Gipfel. Sie sahen nicht, dass zwischen den beiden ein Tal von fast zweitausend Jahren liegt – die Zeit der Gemeinde, in der wir heute leben. Sie sahen nur Israel, von oben herab.
Man könnte das auch grafisch anders darstellen, wie hier auf dieser Folie. In der Vorderansicht oder Draufsicht sieht es aus, als sei da ein kleiner Kreis und ein großer Kreis. Aber wenn ich die Seitenansicht sehe, merke ich, dass da zwei Räder sind. Und da vorne ist das Große und dahinter das Kleine – oder umgekehrt.
Wenn ich drauf schaue, scheint es zusammenzuliegen. Nur die Seitenansicht zeigt mir, dass dazwischen noch ein Zwischenraum ist. So ist es auch zeitlich gesehen.
Die Propheten sahen nicht die Gemeinde Jesu, sondern nur Israel. Das heißt, der Ausdruck „in den letzten Tagen“ bedeutet nicht das Ende der Gemeindezeit. Joel wusste nichts von einer Zeit der Gemeinde.
Die zweite Erfüllung der Joel-Weissagung wird nach der Entrückung der Gemeinde geschehen. Der Überrest Israels in der großen Trübsal wird dann den Herrn Jesus als Messias annehmen.
Joel 3 ist keine Rechtfertigung dafür, dass jetzt am Ende der Gemeindezeit viele Leute den Geist empfangen, Visionen haben, Zungenreden und all diese Dinge. Das wird in der Pfingstbewegung als Hauptbelegstelle gebraucht.
Wir sehen jedoch, exegetisch ist das nicht haltbar. Es ist heilsgeschichtlich falsch. Joel spricht nicht von der Gemeindezeit, sondern von der Zeit, die nach der Gemeinde kommt – nach der Entrückung, wenn Israel wieder im Mittelpunkt des Handelns Gottes steht.
Das können wir ganz exakt biblisch beweisen. Zu jener Zeit wird sich auch der bisher noch unerfüllte zweite Teil der Weissagung erfüllen.
An Pfingsten war nichts von Blut, Feuer und Finsternis zu sehen. Das wird sich dann erfüllen, wenn Joel sich in einer tieferen, vollständigeren Weise erfüllt.
Das Neue Testament spricht im Blick auf die Endzeit nicht von einer großen weltweiten Geistesausgießung, wie die Pfingstbewegung sagt, sondern von Verführung, von Überhandnehmen des Unglaubens und Abfall.
Aber in keiner einzigen Stelle ist von einer weltweiten Erweckung die Rede. Das sind zwei ganz verschiedene Sichtweisen.
Wenn ich natürlich meine, jetzt kommt bald die große Welterweckung, dann habe ich eine ganz andere Sicht der Dinge. Wenn ich aber weiß, dass in unserer Zeit Verführung sein wird, hier und da schenkt der Herr noch Aufbrüche – selbstverständlich auch in ganzen Ländern –, aber nicht mehr weltweit, sondern dass es Abfall, Verführung, Verfolgung und das Überhandnehmen des Unglaubens gibt.
Schlussfolgerung zur Auslegung von Joel 3
Visionen, die sich auf Joel 3 beziehen, sind mit größter Vorsicht zu betrachten. Ebenso gilt dies für Personen, die ihre Weissagungen auf diese Stelle stützen. Heute berufen sich viele Menschen mit Visionen auf diesen Abschnitt.
Igi White, die Gründerin der Siebenten-Tags-Adventisten, begründet ihre Visionen mit Joel 3, um sie zu rechtfertigen. Edward Irving, der Gründer der Neuapostolischen Kirche, stützte seine Vision ebenfalls auf Joel 3. Auch Pfingstler und Charismatiker führen ihre Visionen und anderen Erscheinungen auf Joel 3 zurück.
Alle diese Gruppen irren sich jedoch. Sie zitieren Joel zu Unrecht, denn der Text spricht nicht von der heutigen Zeit der Gemeinde. Es ist sehr wichtig, dass wir dies verstehen und entsprechend argumentieren können.
Abschluss: Sehnsucht nach der Fülle des Geistes und biblischer Weg
Ich komme zum Schluss.
Ich möchte den Teil heute Abend damit beenden, dass ich sage: Unsere Geschwister in der Pfingst- und charismatischen Bewegung haben eine große Sehnsucht nach der Fülle des Geistes. Das ist erfreulich und gut. Es sind keine 08/15-Christen, die sich damit begnügen, nur sonntags in den Gottesdienst zu gehen. Stattdessen strecken sie sich aus nach der Fülle, die die Bibel verheißt.
Allerdings suchen sie diese Fülle auf einem nicht biblischen Weg. Das sollten wir von ihnen aufnehmen: Sie strecken sich aus nach der Fülle. Nur die Fülle, die die Bibel uns verheißt, ist in Jesus Christus, in seiner Person.
Ich schließe mit Kolosser 2. Dort schreibt Paulus: In ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig, und ihr habt diese Fülle in ihm, welcher das Haupt aller Reiche und Gewalten ist.
Da ist die Fülle in Jesus Christus. Das zeigen uns die Briefe, insbesondere der Kolosser- und der Epheserbrief, auf einzigartige Weise. In Jesus ist die Fülle, und diese Fülle ist uns mit ihm geschenkt.
Wir brauchen uns nicht nach einem zusätzlichen Erlebnis auszustrecken; das wäre der falsche Weg. Stattdessen wollen wir auf biblischem Weg durch Beugung und einen ganz engen Wandel mit dem Herrn die Fülle kennenlernen. Wir wollen uns nicht mit weniger zufrieden geben, als der Herr versprochen hat.
