Einführung in die Thematik und Kontext des Epheserbriefs
Die, die da sind, werden bestimmt versorgt. Ich hoffe, Sie haben alle den Gottesdienstzettel erhalten, der den Predigttext enthält.
Liebe Gemeinde, in unserer Predigtreihe kommen wir heute zu einem kritischen Vers. Diese Bibelstelle hat auch unter manchen Christen für heftige Diskussionen gesorgt. Sie werden gleich noch sehen, warum. Zugleich bringen wir damit den ersten großen Abschnitt des Epheserbriefes zum Abschluss.
Wir erreichen also einen Punkt, an dem ich erst einmal ganz beruhigt in den Urlaub fahren kann. Sie erinnern sich: Ab Vers 3 bis zu unserem Vers 14 besingt der Apostel Paulus im Epheser 1 in einem einzigen langen griechischen Satz das große Glück der Christen, das große Vorrecht, das alle Menschen genießen, die zu Jesus Christus gehören.
In unseren Übersetzungen wurde dieser eine griechische Satz auf mehrere einzelne Sätze aufgeteilt, damit er besser fassbar ist. Es geht um das große Vorrecht der Christen.
Manchmal haben wir ja den Eindruck, wir werden unseres Glaubens nicht mehr so richtig froh. Unser Christsein schleppt sich müde dahin, es fehlt der Schwung der ersten Jahre. Vielleicht hat mancher sogar heute Morgen gedacht: „Ach, am liebsten würde ich zuhause im Bett liegen bleiben. Jetzt zur Gemeinde aufstehen? Ach, wenn ich doch einfach mal liegen bleiben könnte.“
Solche Phasen gibt es in unserem Leben. Eines der besten Heilmittel gegen diese Müdigkeit und Lustlosigkeit ist unser Abschnitt hier, der erste große Teil des Epheserbriefs. Also, wenn Sie mal von dieser Müdigkeit gepackt werden, lesen Sie diesen Abschnitt!
Gottes Geschenk an die Christen und die Bedeutung des Erbes
Da sagt Paulus: Seht her, was uns der lebendige Gott alles geschenkt hat. Das beginnt bereits in Vers drei: „Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns mit allem geistlichen Segen im Himmel durch Christus gesegnet hat.“
Dann folgt die große Aufzählung. Paulus erklärt, dass Gott, der Vater, euch von Ewigkeit her zu seinen Kindern erwählt hat. Er hat alles getan, damit ihr auch in eurem Leben zu ihm finden könnt.
Gott, der Sohn, Jesus Christus, hat euch erlöst. Er sorgt dafür, dass euch in der Zukunft ein großes, reiches Erbe erwartet.
Am letzten Sonntag haben wir dann gesehen, was es mit diesem Erbe, das Christus uns schenkt, auf sich hat. Zur Erinnerung habe ich Ihnen die Verse 11 und 12 noch einmal mit ausgedruckt. Dort heißt es: „In ihm, also in Christus, sind wir auch zu Erben eingesetzt, die wir dazu vorherbestimmt waren, nach dem Vorsatz dessen, der alles wirkt, nach dem Ratschluss seines Willens, damit wir etwas seien zum Lob seiner Herrlichkeit, die wir zuvor auf Christus gehofft hatten.“
Es handelt sich um ein großes Erbe. Wir hatten gesehen, dass dieses Erbe, wie jedes Erbe, natürlich die Zukunft betrifft. Es ist das große Geschenk des ewigen Lebens und alles, was damit zusammenhängt. Wir werden Miterben Christi sein.
Doch dieses Erbe der Zukunft hat auch massive Auswirkungen auf unser Leben jetzt, mitten in der Gegenwart. Wir gehen mit all den Problemen, die wir hier haben, viel souveräner um, wenn wir wissen: Dieses Leben führt mich nicht in eine Sackgasse. Dieses Leben führt mich nicht irgendwann vor eine Wand. Sondern das Schönste kommt noch.
Die Ermutigung durch die Gewissheit des Erbes
Stellen Sie sich vor, bei der Tour de France heute, auf einer großen Pyrenäen-Etappe, wüsste ein Radrennfahrer schon morgens mit absoluter Sicherheit, dass er gegen siebzehn Uhr ganz oben auf dem Siegertreppchen stehen würde.
Man stelle sich mal vor, dass es ginge. Dann lägen die zweihundert Kilometer durch die Pyrenäen zwar immer noch vor ihm, heute auf der Strecke von Les Assyrles nach Saint-Larry. Er müsste diese fünf Pyrenäenpässe immer noch überwinden, mit dem großen Schlussanstieg zum Pla d'Adet, tausendsechshundertachtzig Meter über dem Meeresspiegel. Er müsste das alles bewältigen, aber er wüsste: Am Ende stehe ich ganz oben.
Was wäre das für eine Ermutigung, für eine Hilfe, durchzuhalten? Mit dieser Gewissheit kämpft es sich viel leichter. Und was dem Radfahrer verwehrt bleibt, das ist dem Christen geschenkt. Der lebendige Gott hat uns dieses sichere Erbe zugesagt, und dennoch passiert es unterwegs immer wieder, dass wir diesen souveränen Blick auf die Ewigkeit verlieren und so tun, als ob diese vergängliche Welt das Letzte wäre.
Immer wieder rutschen wir in dieses Lebensgefühl hinein. Mir gab jemand ein Gedicht, in dem genau das ausgedrückt wird:
Immer will ich halten und bewahren,
was mich glücklich macht, nur kurze Zeit.
Immer wieder muss ich dann erfahren,
was mich blendet, ist Vergänglichkeit.
Lernte ich doch lassen und verschenken,
immer auch zum Aufbruch ganz bereit.
Ach, wie leicht ist, wenn wir es bedenken,
unser letztes Bündel für die Ewigkeit, wie leicht!
Für die wichtigste Reise, die uns irgendwann in unserem Leben bevorsteht, brauchen wir kein großes Gepäck mehr. Denn wenn wir Jesus Christus haben, wenn wir zu ihm gehören, dann haben wir bereits jetzt das Wichtigste, was wir brauchen.
Die Versiegelung mit dem Heiligen Geist als göttliches Gütesiegel
Wer ihm gehört, der ist schon jetzt als Erbe eingesetzt. Das ist, wohlgemerkt, perfekt. Wir sind nicht nur als Erben in Aussicht genommen, nicht nur als Erben vorgesehen, nicht nur in den Kreis der Erbkandidaten aufgenommen. Sondern, so sagt es die Heilige Schrift, wir sind eingesetzt worden. So, das waren die Verse 11 und 12.
Und trotzdem ist auch das andere noch wahr: Hier auf dieser Erde müssen wir erst einmal durchkommen. Wir sind noch unterwegs. Wir leben als Christen in dieser starken Spannung. Wir wissen, dass es gut ausgeht. Wir wissen, dass die Zukunft besser wird, als wir es jetzt auch nur ahnen können. Und trotzdem zerrt die Gegenwart noch kräftig an uns.
Wir haben noch diesen sterblichen Körper. Wir haben noch unsere irdischen Probleme: Wenn ein Projekt scheitert, in das wir viel Herzblut und Mühe investiert haben; wenn wir von Menschen enttäuscht werden, auf die wir mit ganzer Kraft gesetzt haben; wenn uns Geldprobleme zu schaffen machen; die Frage nach der Sicherheit des Arbeitsplatzes; wenn wir an bestimmte Grenzen in der Erziehung stoßen und den Eindruck haben, dass wir nicht vermitteln können, was wir vermitteln wollen – wir haben noch unsere Probleme.
Wir müssen uns noch mit Anfechtung und Zweifeln herumschlagen als Christen. Wir sind fehlbar, irrtumsfähig. Wir merken immer wieder, dass wir in Sünde fallen. Wir sind entsetzt über uns selbst und stellen fest, wie sehr wir noch an dieser Welt hängen – einfach, weil wir Menschen sind.
Und da ist die Frage: Wie kommen wir durch? Wie bestehen wir die Zeit bis zum endgültigen Antritt des Erbes, von dem Vers 11 redet? Wie finden wir Geborgenheit, Trost, Erfrischung und Mut für unterwegs? Und vor allem: Wie bekommen wir auch die Kraft, um die Aufgaben wahrzunehmen, die uns immer noch gestellt sind, die Gott uns aufgetragen hat und die Gott manchmal einfach zulässt?
Im Bild gesprochen: Wie überstehen wir diese beinharte Etappe durch die Pyrenäen unseres Lebens?
Die trinitarische Zusage Gottes: Vater, Sohn und Heiliger Geist
Darauf antwortet Paulus jetzt in den beiden letzten Versen, nachdem er am Anfang gezeigt hat, dass Gott der Vater euch von Ewigkeit her zu seinen Kindern erwählt hat. Dann hat er dargestellt, dass Gott der Sohn euch erlöst und alles tut, um euch seine Vergebung zu schenken.
Zuletzt spricht Paulus über Gott, den Heiligen Geist. Man sieht, dass dieser Abschnitt trinitarisch aufgebaut ist, entsprechend der Dreieinigkeit Gottes. Paulus sagt: Wenn du Christ bist, hast du gegenüber allen anderen Menschen ein weiteres Vorrecht. Du wirst mit dem Heiligen Geist versiegelt, dem Gütesiegel der Christen.
Dazu wollen wir jetzt genauer hinschauen, was das bedeutet. Wie sagt Paulus es genau? Die Verse 13 und 14 liegen vor uns:
„In ihm, also in Christus, seid auch ihr, die ihr das Wort der Wahrheit gehört habt, nämlich das Evangelium eurer Seligkeit, versiegelt worden mit dem Heiligen Geist, der verheißen ist. Dieser Geist ist das Unterpfand – oder man könnte auch sagen das Angeld – unseres Erbes zur Erlösung, damit wir sein Eigentum würden, zum Lob seiner Herrlichkeit.“
Wenn Sie Christ sind, tragen Sie ein besonderes Gütesiegel. Wir wollen diese beiden Verse verständlich und durchsichtig machen, indem wir zwei einfache Fragen stellen, die heute Morgen beantwortet werden sollen.
Die erste Frage: Wann bekomme ich das Siegel?
Erste Frage: Wann bekomme ich das Siegel? Und zweite Frage: Was bewirkt das Siegel?
Paulus schreibt an Menschen, die bereits Christen geworden sind. Er erinnert sie an ihre persönliche Geschichte. Er sagt, dass damals, als sie gläubig wurden, noch etwas anderes passiert ist. Damit gibt der Apostel eine klare Auskunft über den Zeitpunkt, das „Wann“. Er sagt: Als ihr gläubig wurdet, seid ihr mit dem Heiligen Geist versiegelt worden.
Dieses Vorrecht ist untrennbar mit Jesus Christus verbunden. Wie bei allen anderen Schätzen dieser Aufzählung heißt es auch hier am Anfang des Verses – und das steht übrigens auch im griechischen Text ganz vorne – „in ihm“, also in Christus. Es ist alles an Christus gebunden. Zum neunten Mal schon erscheint in Vers 13 diese Formulierung „in ihm“, „in Christus“, „in dem Geliebten“, „in dem Herrn“. Das zeigt, dass alles an Christus gebunden ist.
Paulus beschreibt dann, was grundsätzlich passiert, wenn ein Mensch Christ wird: „In ihm seid auch ihr, wie ihr das Wort der Wahrheit gehört habt, nämlich das Evangelium von eurer Seligkeit, in ihm seid auch ihr, als ihr gläubig wurdet, versiegelt worden mit dem Heiligen Geist.“ Es ist ganz klassisch: Das Wort der Wahrheit hören, das steht am Anfang. Ihr habt das Wort der Wahrheit gehört, das Evangelium, wie ihr gerettet werdet. Daraus zieht ihr die persönliche Konsequenz, gläubig zu werden.
Genau so beschreibt Paulus auch das Entstehen des Glaubens in Römer 10,17: „So kommt der Glaube aus der Predigt, die Predigt aber durch das Wort Christi.“ So läuft es immer, wenn ein Mensch wahrhaft zum Glauben kommt. Er hört das Wort, das Wort des Evangeliums, die Wahrheit des lebendigen Gottes über Himmel und Hölle, über Rettung und Verlorenheit, über den Opfertod Christi und seine Wiederkehr.
Dann öffnet Gott mit diesem Evangelium dem Menschen das Herz. Daraufhin gibt der Mensch eine Antwort: Er wird gläubig, zieht seine persönlichen Konsequenzen daraus, beugt sich persönlich vor Jesus Christus und sagt: „Ich brauche deine Vergebung, ich glaube dir als meinem Herrn und König.“
Die Folge davon ist die Versiegelung mit dem Heiligen Geist. Das Worthören, gläubig werden, versiegelt werden – das ist im Grunde genommen ein Vorgang. Paulus spielt mit dem Geist, der verheißen ist. Er bezieht sich darauf, dass im Alten Testament Gott immer wieder angekündigt hat, dass er seinen Geist senden wird. Zum Beispiel heißt es in Ezechiel 36,27: „Ich will meinen Geist in euer Herz legen, und ich werde bewirken, dass ihr in meinen Satzungen wandelt.“
Damit kommen wir jetzt zum kritischen Punkt dieses Textes.
Die theologische Kontroverse um die Versiegelung mit dem Heiligen Geist
Es besteht ein enger logischer Zusammenhang zwischen Worthören, gläubig werden und dem Versiegeltwerden mit dem Heiligen Geist. Die ersten beiden Begriffe, Worthören und gläubig werden, sind Partizipien, während versiegelt werden ein abgeschlossenes Verb ist. Dennoch stehen alle drei Verben in derselben Zeitform. Im Griechischen ist das der Aorist, der einen abgeschlossenen Vorgang beschreibt.
Das bedeutet: Ihr habt das Wort gehört, ihr seid gläubig geworden, ihr wurdet versiegelt mit dem Heiligen Geist. Damit haben wir unsere erste Antwort: Die Frage lautet, wann ihr versiegelt wurdet mit dem Heiligen Geist. Die Antwort ist: Als ihr gläubig wurdet. Das heißt, jeder Christ ist versiegelt mit dem Heiligen Geist. Jeder Christ.
Hier wird es nun brisant, denn im Lauf der Kirchengeschichte bis heute hat man an dieser Stelle immer wieder ganz unterschiedliche Dinge herauslesen wollen. Einige haben gesagt, mit „versiegelt“ sei die Wassertaufe gemeint. Diese Auffassung wurde bereits seit dem zweiten Jahrhundert von einigen vertreten, auch in der römisch-katholischen Kirche bis heute. Demnach seid ihr versiegelt worden, als ihr getauft wurdet. Diese Ansicht kann man leicht widerlegen, weil Paulus sagt: Als ihr gläubig wurdet, wurdet ihr versiegelt.
Es gibt jedoch noch eine andere Auffassung dieser Stelle, die vor allem in der Pfingstbewegung und der charismatischen Bewegung vertreten wird. Dort sagt man, versiegelt bedeutet, dass man eine besondere Erfahrung zusätzlich zur Bekehrung macht – in der Regel irgendwann zu einem späteren Zeitpunkt, nachdem man schon einige Zeit Christ ist. Ja, wenn man Christ wird, bekommt man schon den Heiligen Geist, das ist richtig. Aber einige lehren, dass man später noch einmal eine besondere Erfahrung macht, in der man ganz speziell versiegelt wird mit dem Heiligen Geist.
Einige verbinden diese besondere Erfahrung mit dem Zungenreden, andere mit einer besonderen inneren Freude und Ergriffenheit. Wenn man diese Versiegelung mit dem Heiligen Geist erhalten hat, ist man in besonderer Weise für den Dienst ausgerüstet. Wieder andere sagen, erst dann hat man die wirkliche Heilsgewissheit. In der Folge entwickelt sich ein Zwei-Stufen-Christentum. Es gibt die „normalen“ Christen mit der Grundausstattung des Heiligen Geistes, die sie bei der Bekehrung erhalten, und dann eine „höhere Stufe“ des Christseins, wenn man zu einem späteren Zeitpunkt diese besondere Versiegelung mit dem Heiligen Geist erlebt hat. So wie es Parkett mit und ohne Versiegelung gibt, gibt es demzufolge auch Christen mit und ohne Versiegelung.
Wenn wir aber schauen, was Paulus schreibt, sehen wir: Es gilt für alle Christen in der Gemeinde. Er sagt: Ihr habt das Wort gehört, ihr seid gläubig geworden, ihr seid versiegelt worden. Das heißt, alle, die wahrhaft gläubig sind – nicht alle, die in der Gemeindeversammlung sitzen. Damals gab es bestimmt auch Mitläufer, die nicht im Herzen geglaubt haben, sondern aus Tradition oder weil ihre Großmutter sie mitgenommen hat. Aber alle, die wahrhaft Christen sind, sagt Paulus, wurden versiegelt – nicht nur einige von euch.
Der Heilige Geist schafft in der Gemeinde keine Zweiklassengesellschaft. Paulus unterstreicht das noch, und das ist ganz interessant. Das überliest man leicht durch eine weitere Kleinigkeit. Ich weiß nicht, ob Sie diesen Unterschied gemerkt haben: In Vers 11 und 12 sagt Paulus immer „wir“, in Vers 13 und 14 plötzlich immer „ihr“. Wo ist der Unterschied zwischen dem „wir“ in Vers 11 und 12 und dem „ihr“ in Vers 13 und 14?
Die Lösung finden wir in Vers 12. Dort heißt es: „Wir, die wir zuvor auf Christus gehofft haben.“ Oder: „Wir, die wir zuvor auf den Messias gehofft haben.“ Messias ist nur das andere Wort für Christus. Wer innerhalb der christlichen Gemeinde hatte zuvor auf den Messias gehofft? Die Judenchristen. Auch Paulus gehört dazu. Sie haben auf den Messias, der im Alten Testament angekündigt war, gehofft und gewartet, als sie noch Juden waren und noch keine Judenchristen. Zu einem Zeitpunkt, als die Heidenchristen noch gar nicht wussten, dass es einen Messias geben würde.
Die Judenchristen haben also zuvor früher auf den Messias gehofft. Es war nur folgerichtig, dass die ersten Christen, die Jesus als den Messias erkannten und anbeteten, Juden waren. Petrus, Johannes, Jakobus, Andreas, Philippus, Paulus – alle Juden. Paulus macht das hier nochmals deutlich, weil dieses Thema später auch im Epheserbrief wieder aufgegriffen wird. Wir Judenchristen haben zuvor auf Christus gewartet und gehofft. Anders gesagt: Aus unseren Reihen haben sich die Ersten bekehrt.
Trotzdem – und so geht es dann weiter in Vers 13 – obwohl das eine geschichtliche Tatsache ist, die mit dem großen heilsgeschichtlichen Zusammenhang begründet ist, werden wir auf dem gleichen Weg Gottes Kinder und Erben in seiner Familie, innerhalb der Gemeinde, wie die Heiden. Nämlich allein in ihm, allein in Christus.
Deshalb beeilt sich Paulus, in Vers 13 sofort zu ergänzen: „In ihm seid auch ihr versiegelt worden mit dem Heiligen Geist.“ Damit macht er noch einmal klar: Es gibt innerhalb der Gemeinde Jesu Christi keine Zweiklassengesellschaft. Wir werden alle durch Christus gerettet, und wir werden alle mit demselben Heiligen Geist versiegelt.
Dieses geistliche Grundprinzip gilt für alle Christen in gleicher Weise: gehört, geglaubt, versiegelt.
Die verschiedenen Begriffe für den Empfang des Heiligen Geistes im Neuen Testament
Nun ist interessant, dass das Neue Testament für den Vorgang, dass wir den Heiligen Geist empfangen, ganz unterschiedliche Begriffe verwendet.
Den Heiligen Geist empfangen heißt es zum Beispiel in Johannes 7,38-39. Mit dem Heiligen Geist getauft werden wird in 1. Korinther 12,13 beschrieben. Von der Salbung und Versiegelung mit dem Heiligen Geist ist in 2. Korinther 1,21 die Rede. Schließlich spricht man auch davon, mit dem Heiligen Geist versiegelt zu werden, wie es hier an unserer Stelle heißt.
Der Zusammenhang zeigt immer wieder, dass es um dieselbe Sache geht: Wer an Jesus gläubig wird, bekommt den Heiligen Geist. Der lebendige Gott nimmt Wohnung in unserem Leben. An anderer Stelle sagt Paulus in Römer 8, dass Gottes Geist in euch wohnt, und wer den Geist Christi nicht hat, der ist nicht sein.
Das bedeutet: Wenn dieser Geist nicht in einem wohnt, dann ist man kein Christ. Wenn ihr jedoch Christen seid, dann wohnt Gottes Geist in euch. Dieser Geist lehrt euch, Gottes Wort zu verstehen. Er tröstet euch und erinnert euch an Gottes Wahrheit. Das gilt für jeden Christen.
Interessant ist nun, dass während wir noch auf das Erbe aus Vers 11 warten – das liegt noch in der Zukunft –, der Heilige Geist aus Vers 13 schon jetzt wirkt.
Also, soviel zum Zeitpunkt: Wann bekomme ich dieses Siegel? Dieses Siegel erhalte ich zusammen damit, dass ich Christ werde, dass ich zum Glauben an Jesus finde und mich bekehren darf. In diesem Zusammenhang versiegelt der lebendige Gott mich mit seinem Heiligen Geist. Das ist schon unsere erste Antwort.
Die zweite Frage: Was bewirkt das Siegel?
Aber nun fragt man sich natürlich: Wenn dieser Vorgang mit so vielen verschiedenen Begriffen ausgedrückt wird – mit dem Heiligen Geist getauft, den Heiligen Geist empfangen, mit dem Heiligen Geist gesalbt – was meint Paulus jetzt speziell an dieser Stelle mit „versiegelt“?
Und das ist unsere zweite Frage, die wir jetzt beantworten wollen: Was bewirkt dieses Siegel?
Sie kennen alle Siegellack. Auch damals wurde diese Technik angewandt: Heißes Wachs wurde auf Papier gegeben und mit einem Siegelring geprägt, markiert. Das ist das Bild, das wir jetzt im Hinterkopf behalten müssen.
Paulus sagt nun: Leute, das hat Gott mit seinem Heiligen Geist an uns gemacht, und zwar in einer unsichtbaren Weise. Er hat uns seinen Heiligen Geist wie ein Siegel auf unser Leben, auf unser Herz geprägt.
Jetzt müssen wir fragen: Was will Paulus mit diesem Bild sagen? Dazu müssen wir klären, was ein Siegel bewirkt.
Ich habe herausgefunden, dass ein Siegel mindestens drei Funktionen erfüllen kann. Und all diese drei Funktionen erfüllt auch der Heilige Geist in unserem Leben.
Beglaubigung: Das Siegel als Echtheitsnachweis
Das Erste, also zwei A, wenn Sie so wollen: Versiegeln heißt beglaubigen. Versiegeln bedeutet, etwas zu beglaubigen – ganz einfach. Ein Siegel verleiht Autorität und bestätigt die Echtheit.
Wenn Sie beispielsweise eine Kopie eines Zeugnisses bei einer öffentlichen Stelle vorlegen wollen, nehmen Sie die Kopie und das Original mit. Sie legen beide Dokumente dem Amt vor, und dann erhalten Sie auf die Kopie einen Beglaubigungsstempel. Dadurch wird die Kopie besiegelt.
Früher hatte ich im Pfarramt immer mein Amtssiegel, das ich auf die Kopien gesetzt habe. Das bedeutet, diese Kopie ist echt. Das Original existiert tatsächlich, es lag mir vor, und von ihm wurde die Kopie angefertigt. Es hat wirklich existiert, ist echt und beglaubigt – diese Kopie.
Das ist das Erste, was Paulus in seinem Brief zeigt: Wenn Gott einen Menschen mit dem Heiligen Geist versiegelt, dann ist das eine Beglaubigung. Das bedeutet: Dieser Manfred ist ein echter Christ. Diese Christina ist ein legitimes Mitglied der Familie Gottes. Sie gehört wirklich zu Gott. Sie trägt seinen Namen zu Recht, und das besiegelt Gott mit seinem Heiligen Geist.
Das ist also das Erste: Besiegelung bedeutet Beglaubigung. Der Heilige Geist beglaubigt uns als Gotteskinder.
Beschlagnahmung: Das Siegel als Eigentumszeichen
Es gibt eine zweite Funktion eines Siegels: Versiegeln bedeutet auch Beschlagnahmen. Es geht also nicht nur um Beglaubigung, sondern auch um Eigentumsübertragung.
Ein Siegel bezeichnet Eigentum. Man kann sich das am besten an einem Beispiel eines Ranchers vorstellen, der Rinder kauft und diese mit seinem Brandzeichen versiegelt. Die Tiere tragen sein Siegel, ein spezielles Zeichen ihres Besitzers. Dieses Siegel macht deutlich: Das ist das Eigentum des Besitzers. Wer das Siegel in ihr Fell gebrannt hat, besitzt sie rechtmäßig.
So sagt Paulus: Der lebendige Gott hat sein Siegel in euer Fell gebrannt. Er hat euch mit dem Heiligen Geist versiegelt. Du trägst das Brandzeichen des lebendigen Gottes. Wenn Gott einen Menschen mit dem Heiligen Geist versiegelt, dann ist das eine Beschlagnahmung. Dieser Thomas ist jetzt göttlicher Besitz, denn er trägt Gottes Siegel. Von diesem Moment an gehört er völlig und für ewig zu Gott.
Keine andere Macht kann Eigentumsrechte gegenüber diesem Thomas geltend machen. Versiegelt mit dem Heiligen Geist bedeutet also nicht nur beglaubigt, sondern auch beschlagnahmt. Denn das ist damals passiert, als sie Christen wurden: Eine Transaktion hat stattgefunden. Seit diesem Augenblick gehörten sie nicht mehr zum Machtbereich Satans, der der Fürst dieser Welt ist, wie Jesus sagt. Stattdessen gehören sie jetzt zum Machtbereich Jesu Christi.
So sagt Paulus in Kolosser 1,13: Gott hat uns errettet von der Macht der Finsternis und hat uns versetzt in das Reich seines lieben Sohnes. Du bist jetzt sein Eigentum, und dieses neue Eigentumsrecht wird durch den Heiligen Geist versiegelt – offiziell und endgültig erklärt.
Deshalb hat Paulus von sich selbst gern als von einem Sklaven Jesu Christi gesprochen. Dabei spielte er auf eine besondere Tradition aus dem Alten Testament an, eine Sitte, die Sie vielleicht schon kennen.
Normalerweise waren die Sklaven im alten Israel durch ein sehr fortschrittliches und humanes Sklavenrecht geschützt. Sechs Jahre lang musste ein Sklave seinem Herrn dienen, und im siebten Jahr wurde er freigelassen. Wenn er aber sagte – und so steht es in 2. Mose 21,5: „Ich habe meinen Herrn lieb und will nicht frei werden, sondern bei ihm bleiben“, dann brachte ihn sein Herr vor Gott.
Er stellte ihn an die Tür oder den Türpfosten und durchbohrte mit einem Friemen sein Ohr. Damit wurde er sein Sklave für immer. Das ist die alttestamentliche Form des Piercings: Vor dem Pfosten stehend, wird das Ohr durchstochen – das ist die Besiegelung, dass er freiwillig seinem Herrn für immer gehört.
So meint Paulus: Du bist besiegelt, das heißt, du bist beschlagnahmt. Der Heilige Geist beschlagnahmt dich für immer. Du bist ewiges Eigentum Gottes, und niemand kann dich aus seiner Hand reißen.
Bewahrung: Das Siegel als Schutz
Und dann bedeutet Versiegeln noch ein drittes und letztes. Wir hatten gesagt: A bedeutet beglaubigen, B heißt beschlagnahmen, und C heißt versiegeln, also bewahren.
Sehen Sie, ein Siegel sichert gegen Eindringlinge. Ein Siegel hat eine Schutzfunktion. Das Grab Jesu zum Beispiel wurde von den Römern versiegelt, um es gegen Leichendiebstahl zu schützen. Briefe werden versiegelt, um sie vor Schnüffelei zu bewahren. CD-Hüllen werden versiegelt, damit nicht jeder Ladenbesucher mit seinen Fettfingern daran herumspielen kann. Sie sind unantastbar.
Versiegelt, bewahrt – und Christen werden versiegelt, damit der Teufel, der Widersacher, uns nicht von dem lebendigen Gott wegziehen kann. Damit auch durch alle Schwierigkeiten hindurch unser Glaube nicht ausgelöscht und getötet werden kann.
Ja, manches lässt Gott zu, auch aus erzieherischen Gründen. Aber wir sind versiegelt mit dem Heiligen Geist. Das heißt, wir werden bewahrt, und Gott lässt nicht mehr zu, als uns gut tut.
Also, wenn Gott einen Menschen mit dem Heiligen Geist versiegelt, dann ist das auch eine Bewahrung. Dann heißt das: Die Elfriede steht unter meinem Schutz, sie darf nicht angetastet werden, denn Gottes Siegel darf nicht aufgebrochen werden.
Die praktische Bedeutung der Versiegelung für das Leben der Christen
Damit haben wir nun ein ganz erstaunliches Ergebnis. Wenn Paulus hier sagt, wir sind versiegelt worden mit dem Heiligen Geist, dann hat das enorme praktische Konsequenzen. Das ist nicht nur eine schöne Metapher, eine blumige Umschreibung oder ein ansprechender Vergleich. Nein, hier wird eine neue Wirklichkeit beschrieben. Versiegelt mit dem Heiligen Geist markiert eine neue Wirklichkeit.
Du bist versiegelt mit dem Heiligen Geist. Das heißt, auch wenn du es mit deinen Augen nicht sehen kannst, bist du von Gott beglaubigt. Du trägst deinen Stempel, du bist versiegelt. Du bist ein echtes, legitimes Mitglied der Familie Gottes und als solches ausgewiesen in der ewigen Welt.
Versiegelt mit dem Heiligen Geist bedeutet auch, dass du von Gott beschlagnahmt bist. Sein Siegel prangt jetzt gewissermaßen auf deinem Leben. Du gehörst völlig, unteilbar und für immer ihm und keiner anderen Macht.
Schließlich heißt versiegelt, dass du von Gott bewahrt bist. Sein Siegel darf niemand aufbrechen. Du darfst nicht wirklich angetastet werden. Der lebendige Gott sorgt dafür, dass dich auf ewig nichts von ihm wegziehen darf. Man könnte auch sagen: Was Gott beglaubigt und beschlagnahmt, das bewahrt er auch – gegen alle Widerstände.
Und darauf gibt er uns Brief und Siegel durch die Versiegelung mit dem Heiligen Geist. Halt sie fest! Als sie zum Glauben kamen, da ist in ihrem Leben etwas geschehen. Da ist aber auch auf Gottes Seite etwas geschehen.
Gott hat einmal ihr Schuldenkonto getilgt, gelöscht, alle Schulden beseitigt, bereinigt und vergeben. Das war unsichtbar für sie, aber höchst real. Denn das Todesurteil Gottes über ihr Leben ist verschwunden. Sie wurden ein Kind Gottes.
Dann hat Gott noch etwas getan. Es ist noch etwas auf Gottes Seite geschehen: Er hat sie offiziell versiegelt mit dem Heiligen Geist, hat sie beglaubigt, beschlagnahmt und bewahrt.
So groß, sagt Paulus, Leute, so groß ist dieses Wunder der Versiegelung mit dem Heiligen Geist.
Das Unterpfand des Erbes: Der Heilige Geist als Anzahlung
Und damit auch der Letzte endlich froh wird, beendet Paulus diesen Gedankengang mit einem letzten, anschaulichen Vergleich. Am Ende stammt dieser Vergleich aus der Finanzwelt.
Paulus sagt: Seht, dieser Heilige Geist ist wie eine Anzahlung, wie eine erste Rate. Wörtlich steht hier, er ist das Unterpfand unseres Erbes zu unserer Erlösung, damit wir es in Eigentum erhalten zum Lob seiner Herrlichkeit.
Das heißt also, wir haben hier eine erste Rate, gewissermaßen eine eiserne Ration, mit diesem Heiligen Geist. Damit kommen wir durch schwere Zeiten hindurch. Er ist das Unterpfand zu unserem Erbe, denn unser Erbe ist ja noch nicht ausgezahlt. Bis dahin hat Gott uns eine Anzahlung gegeben.
Man könnte wörtlich übersetzen: Der Heilige Geist ist die Anzahlung auf unser Erbteil bis zur endgültigen Erlösung seines Eigentums.
Und das muss man am Ende ganz klar verstehen: Wir sind ja schon Gottes Eigentum, das schreibt Paulus ja auch. Wir sind ja schon erlöst. Wir dürfen wissen als Christen, dass wir im Himmel ankommen. Aber wir sind noch nicht endgültig am Ziel, wir sind noch auf dem Weg – durch die Pyrenäen, denken Sie daran heute Nachmittag.
Paulus sagt das an einer anderen Stelle ganz ähnlich. In Römer 8,23 erklärt er im Grunde genommen diesen Vers 14. Es lohnt sich, Römer 8,23 danebenzuschreiben. Dort heißt es: „Auch wir selbst, die wir bereits seinen Geist als Angeld oder als Unterpfand haben, sehnen uns nach der Erlösung unseres Leibes.“
Denn wir sind zwar schon gerettet, doch auf Hoffnung. Verstehen Sie, das ist unsere Situation: Wir sind gerettet, alles ist klar, Gott hat es uns versprochen und versichert. Aber wir müssen die Strecke bis zum Ziel noch gehen, auch wenn wir wissen, dass der Herr uns festhält.
Und genau für diese Situation – bis wir unser Erbe endgültig antreten, bis unsere Erlösung endgültig sichtbar wird – hat Gott uns diese Anzahlung gegeben, dieses Unterpfand, diese Reiseausstattung, wenn Sie so wollen. Das ist sein Heiliger Geist, mit dem Jesus schon jetzt in unserem Leben anwesend ist.
Der Heilige Geist ist das Angeld auf unser endgültiges Erbe. Deshalb steht hier das seltsame Wort „Arabon“ im Griechischen. Das hatten die Griechen von den Phöniziern übernommen; es ist eigentlich kein typisch griechisches Wort. Es gibt es heute noch so ähnlich im modernen Griechisch. Dort bedeutet „Arabon“ so etwas wie Verlobungsring – also ein verbürgtes Versprechen.
Im biblischen Griechisch bedeutet es sogar noch mehr. Mehr als Verlobungsring heißt es am besten übersetzt Vorauszahlung. Die Vorauszahlung ist bereits ein Teil des Erbes. Der Verlobungsring ist ja ein Symbol, das man uns vielleicht auch zurückgeben kann. Aber die Vorauszahlung ist noch mehr. Sie ist schon ein erstes Angeld, ein Teil des Erbes, das ausgezahlt wurde.
So meint es Paulus hier: Gott hat uns den Heiligen Geist gegeben, er hat uns damit versichert und die erste Rate des Erbes schon ausgezahlt. Das ist noch längst nicht alles. Aber er hat uns jetzt schon seinen Heiligen Geist gegeben.
Die Zukunft hat schon begonnen. Nur darum ist es möglich, dass wir durchgetragen werden durch dieses Leben und als Christen nicht scheitern.
Die Kraft des Heiligen Geistes im Leben der Christen
Es hat einmal jemand das Leben eines Christen mit einem Holzkarren verglichen, der durch eine brennende Gasse geschoben werden muss. Dann hat er gesagt: „Ach, was heißt Holzkarren – es sind Holzkisten, auf denen lauter Dynamitfässer stehen.“ So ist unser Leben als Christen: Wir müssen durch eine brennende Gasse gehen, und wir tragen eine hochexklusive Ladung – die Sünde, die teilweise immer noch in uns wohnt. Wie sollen wir da durchkommen?
Das geht nur, weil Gott uns beschützt. Es geht nur, weil der Heilige Geist uns versiegelt und bewahrt. Wir brauchen das, und Gott hat es uns gegeben. Nur so ist ein Zeugnis möglich, wie es etwa ein Oberst abgeben konnte, der im Generalstab am Widerstand gegen Hitler beteiligt war. Nach den Ereignissen um den 20. Juli, an den wir am Mittwoch wieder erinnern, wurde er von den Nazis geschnappt, eingekerkert und zum Tode verurteilt.
Während er auf die Vollstreckung seines Todesurteils wartete, schrieb dieser Oberst am Abend vor seiner Hinrichtung einen Brief an seine Mutter. Er schrieb, dass er nun seit einer Woche von Tag zu Tag mit dem Tod rechne, zum Beispiel für den nächsten Tag. Doch der Heiland habe ihn in seiner grenzenlosen Gnade vollkommen von allem Grauen befreit. Die Todesfurcht sei ganz verschwunden. Er sei mit der Zuversicht erfüllt worden, dass jeder, der sein Vertrauen auf diesen Felsen setzt, nicht zuschanden wird.
Kurz vor seiner Hinrichtung schrieb er noch an seine Frau: „Gleich gehe ich nun heim zu unserem Herrn, in voller Ruhe und Heilsgewissheit. Wenn du wüsstest, wie unvorstellbar treu er mir zur Seite steht, dann wärst auch du für dein ganzes späteres Leben gewappnet und ruhig. Er wird dir zu allem Kraft geben.“ So kann nur jemand sprechen und schreiben, der mit dem Heiligen Geist versiegelt ist.
Auch uns hat Gott dieses Siegel geschenkt, wenn wir zu Jesus Christus gehören. Wie gesagt, es ist zunächst ein Vorschuss. Wenn man bei einer Firma unterschreibt, sagen wir für August, ist es oft üblich, dass die Firma schon einen Vorschuss gibt, damit man den Umzug vorfinanzieren und einiges erledigen kann. Es ist nur ein Vorschuss, noch nicht das ganze Geld, aber eine wichtige Hilfe für die Überbrückungszeit.
Genau das ist die Aufgabe des Heiligen Geistes in unserem Leben, sagt Paulus. Gott hat ihn uns als Unterpfand, als Vorschuss gegeben. Jetzt ist der Heilige Geist noch unsichtbar bei uns. Am Ziel aber werden wir Jesus und den Vater sehen. Jetzt haben wir noch diesen sterblichen Körper, dann werden wir ihm mit einem unsterblichen Körper gegenüberstehen.
Trotz des Heiligen Geistes, der uns verändert und unseren Gehorsam stärkt, der viele Sünden in unserem Leben verhindert, sündigen wir Christen noch. Das hat Paulus selbst erlebt und gesagt. Doch dann werden wir ohne Sünde sein, wie Jesus. Jetzt haben wir noch Angst. Jesus sagt: „In der Welt habt ihr Angst.“ Manchmal haben wir noch schlotternde Knie angesichts bestimmter Herausforderungen in dieser Welt. Später werden wir frei sein von aller Furcht und uns nur noch freuen.
Bitte nehmen Sie das mit aus diesem Vermächtnis, das Paulus uns hier geschenkt hat: Der Heilige Geist ist jetzt schon wirksam in den Kindern Gottes. Dieser Vorschuss ist jetzt schon auf ihrem Konto. Der Heilige Geist, sofern das Leben dem Herrn Jesus Christus gehört und man ihm glaubt, ist jetzt schon in ihren Herzen.
Dieser Vorschuss ist sehr großzügig, denn mit dem Heiligen Geist gibt Gott uns nicht irgendetwas, sondern einen Teil von sich selbst. Er gibt uns seinen eigenen Geist. Darum konnte der Apostel Johannes in schweren Zeiten den Gläubigen schreiben: „Kinder, ihr seid von Gott, und ihr habt die Welt überwunden; denn der, der in euch ist, ist größer als der, der in der Welt ist“ (1. Johannes 4,4).
Das gilt für jeden Christen: Der lebendige Gott durch seinen Heiligen Geist, der in dir ist, ist größer als der in der Welt, größer als der Teufel, größer als alle Mächte der Finsternis, größer als alle Widerstände. Dieser Heilige Geist bewirkt schon jetzt in deinem Leben unendlich viel.
Gott hat dich beglaubigt, Gott hat dich beschlagnahmt, Gott bewahrt dich. Er hilft dir durch den Heiligen Geist, sein Wort zu verstehen. Er lässt dich immer besser Jesus kennenlernen. Gott sorgt dafür, dass deine Gebete durch den Heiligen Geist richtig bei ihm ankommen.
Manchmal denken wir, wir schaffen es gar nicht richtig zu beten und wissen nicht mehr, wie wir beten sollen. Doch die Bibel sagt, der Heilige Geist sorgt dafür, dass unsere Gebete richtig bei Gott ankommen. Gott tröstet uns durch den Heiligen Geist und ermutigt uns, Jesus zu bekennen.
Ohne den Heiligen Geist könnten wir als Christen keinen Tag im Glauben bestehen. Deshalb macht Gott es so, wie Paulus hier sagt: Er lässt die, die seine Kinder werden, keine Sekunde ohne den Heiligen Geist. Man könnte sagen: Ihr seid sofort, als ihr gläubig wurdet, versiegelt worden mit dem Heiligen Geist, welcher die Anzahlung auf unser Erbe ist.
Der Lobpreis als Ziel des christlichen Lebens
Und dann mündet dieser außergewöhnliche Satz, der zu den größten Sätzen gehört, die je mit menschlicher Hand geschrieben wurden, ganz zum Schluss in Vers 14 zum dritten Mal in diesem Refrain. Diesen Refrain haben wir bereits in Vers 6 gesehen, dann wieder in Vers 12 und schließlich in Vers 14.
Wozu hat Gott das alles getan? Wozu hat er uns das alles gegeben? Es geschieht, damit wir etwas sein sollen zum Lob seiner Herrlichkeit. Das ist unsere große Bestimmung. Gott will uns in seiner Nähe haben. Unfassbar, aber es ist so.
Gott legt unendlich großen Wert darauf, dass wir uns um ihn drehen, dass wir ihn loben und dass unser Leben ganz an ihm ausgerichtet ist. Er möchte, dass wir ihn, unseren Schöpfer, ehren und lieben.
Darum ein letztes Mal die Frage: Sind Sie Christ? Wenn ja, dann sehen Sie doch nur, welchen Reichtum der lebendige Gott in Ihr Leben hineingelegt hat. Er hat Sie erwählt, er hat Sie erlöst – so sagen wir hier –, er hat Sie erleuchtet, er hat Sie als Erben eingesetzt und zu seinem Kind gemacht. Er hat Sie versiegelt mit dem Heiligen Geist und Ihr ganzes Leben unter diese eine große Bestimmung gestellt, dass Sie etwas sein sollen zum Lob seiner Herrlichkeit.
Und wenn wir jetzt zum Abendmahl gehen, dann müssen wir wissen: Auch dieses ist ein großes Vorrecht, das wir uns nicht verdient haben und das wir uns nicht durch irgendwelche religiösen Leistungen erarbeiten können. Es ist ein einziges großes Geschenk des lebendigen Gottes.
Und dann kommt vom Tisch des Herrn her – zu dem ja Jesus uns einlädt. Es lädt nicht eine Gemeinde zum Abendmahl ein oder gar ein Pastor, es lädt Jesus zum Abendmahl ein – die gleiche Botschaft auf uns zu, wie wir sie jetzt in diesen Versen gelesen haben.
Gott sagt: Ich will dich bei mir haben. Du sollst in meiner Nähe und Gegenwart leben. Du sollst zu meiner Ehre leben. Und dein großes Lebensziel soll darin bestehen, mich zu loben in Ewigkeit.
Darum lasst uns doch so das Mahl miteinander feiern, mit diesem Gebet, dass wir auch immer mehr zu einer Gemeinde werden, deren höchstes und größtes Ziel in dem einen besteht, dass wir etwas sind zum Lob seiner Herrlichkeit.
Ihm sei alle Ehre. Amen.