Einführung: Die Spannung zwischen Liebe und Geboten im ersten Johannesbrief
Ich beginne mit dem ersten Johannesbrief. Gestern habe ich bereits erwähnt, warum ich gerade diesen Brief gewählt habe: Ich mochte ihn immer sehr, aber es gab einige Stellen, die mich gestört haben. Ich habe nur die Passagen herausgenommen, die mich persönlich irritiert haben, und zu diesen jeweils eine Arbeit für mich selbst gemacht.
Das Ziel war zunächst, damit klarzukommen. Natürlich gehört es auch zu meinem Beruf und meiner Berufung, anderen dabei zu helfen. Heute möchte ich euch etwas anderes zeigen, was mir an diesem Brief über lange Zeit nicht gefallen hat. Das betrifft nicht nur diesen Brief, aber hier ist es besonders ausgeprägt.
Wenn du eine Bibel dabei hast, bist du eingeladen, mitzulesen. Es geht um den ersten Johannesbrief. Heute Abend geht es einerseits um das Lieben Gottes und andererseits um das Halten von Geboten.
Das war für mich immer ein Problem. Gott zu lieben, auch wenn ich nicht genau wusste, wie das funktioniert oder wie man einen Geist liebt, war für mich etwas Positives. Es ist Beziehung, auch wenn ich nicht genau wusste, wie das geht. Daran hatte ich kein grundsätzliches Problem.
Was mir aber immer Schwierigkeiten bereitet hat, war das Halten der Gebote. "Du musst die Gebote halten" – das klingt überhaupt nicht nach einer Beziehung. Es klingt eher nach einem Dienstverhältnis. Doch genau das lesen wir in diesem Brief sehr oft. Ich werde euch nur einige Stellen zeigen, damit ihr versteht, was ich meine.
Die Verbindung von Liebe und Geboten im Johannesbrief
1. Johannes 2,3: „Und daran merken wir, dass wir ihn kennen, wenn wir seine Gebote halten. Wer sagt: ‚Ich kenne ihn‘ und hält seine Gebote nicht, der ist ein Lügner, und in diesem ist die Wahrheit nicht.“
Oder 1. Johannes 3,24: „Wer seine Gebote hält, der bleibt in ihm und er in ihm.“
Und in Kapitel 5, Verse 2 und 3 heißt es: „Daran erkennen wir, dass wir Gottes Kinder lieben, wenn wir Gott lieben und seine Gebote halten.“
Schon wieder! Ein weiteres Mal sagt Jesus im Johannes-Evangelium, Kapitel 14, Vers 15: „Wenn ihr mich liebt, so werdet ihr meine Gebote halten.“
Das heißt: Der Johannes hat viel darüber geschrieben. Es scheint, als ob Gott lieben und die Gebote halten dasselbe wären.
Das habe ich als Christ lange nicht auf die Reihe gekriegt. Denn, wie gesagt: Mit Gott leben, Gott lieben, Gott kennenlernen – damit kann ich leben. Das klingt nach Freundschaft, nach Gemeinschaft, nach einem Miteinander.
Beziehungen sind für mich positive Erfahrungen. Sie sind nicht einengend, sondern bereichernd, zum Beispiel Freundschaftsbeziehungen. Ich habe einen besten Freund, den Franz, und viele liebe Freunde. Keine Freundschaft ist für mich einengend, sondern erweitert mein Leben.
Oder meine Ehebeziehung mit Lore – sie ist nicht einengend, sondern erweitert mein Leben. Also sind Beziehungen für mich positiv.
Aber dann lesen wir, dass wir auch die Gebote halten müssen. Und mit „Gebote halten“ habe ich mich schon immer schwergetan. Ich hasse Gesetze – vor allem, wenn sie sinnlos sind. Es gibt ja Gesetze, die nicht sehr sinnvoll sind.
Da tue ich mich schwer, weil ich Freiheit liebe. Wenn mir dauernd vorgeschrieben wird, was ich tun muss, dann habe ich mich schon immer schwergetan. Das ist mir nie leicht gefallen.
Denn dieses „Gebote halten“ klingt für mich nach einem Dienstverhältnis.
Dann habe ich mir gedacht: Wenn das Christsein bedeutet, die Gebote zu halten, bringe ich das nicht ganz auf die Reihe mit Gott lieben und ihn kennen.
Für mich ist das ein Widerspruch.
Die zehn Gebote als Beziehungsgesetze
Ich habe vor kurzem wieder einmal die zehn Gebote studiert und sie mir etwas genauer angeschaut. Das hat mir sehr geholfen, den scheinbaren Widerspruch zwischen Gott lieben und die Gebote halten besser zu verstehen. Die zehn Gebote wirken auf den ersten Blick wie eine Liste von Regeln: „Tu dies, dann bist du in Ordnung; tu das nicht, dann bist du okay, sonst ist das ein Problem.“
Doch was ich lange nicht gesehen habe, ist, dass alle zehn Gebote ausschließlich auf Beziehungen ausgerichtet sind. In jedem Gebot geht es nur um Beziehung – das habe ich lange nicht verstanden. Die ersten vier Gebote betreffen unsere Beziehung zu Gott, die anderen sechs unsere Beziehungen untereinander.
Ich lese sie euch vor, dann versteht ihr, was ich meine:
Erstes Gebot: „Ich bin der Herr, dein Gott, du sollst keine anderen Götter neben mir haben.“ Warum sagt Gott das? Es klingt wieder nach einem Gebot, einem Befehl: „Tu das, dann bist du in Ordnung.“ Aber warum sollst du keine anderen Götter neben mir haben? Weil, wenn wir jemanden anderen anbeten als den, der uns geschaffen hat, unseren Schöpfer, dann zerstören wir die Beziehung zu ihm.
Das kann man sich wie in einer Ehe vorstellen: Ich habe eine Ehefrau, Hannelore. Wenn ich anfange, mit einer anderen Frau zu flirten oder mit ihr zu schlafen, zerstöre ich die Beziehung zu meiner eigenen Frau. Deshalb sagt Gott: „Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst keine anderen Götter neben mir haben.“ Wenn du einen anderen Gott anbetest, zerbrichst du die Beziehung zu mir, denn ich habe dich geschaffen.
Zweites Gebot: „Du sollst dir kein Gottesbild machen und keine Darstellung von irgendetwas im Himmel, auf der Erde oder unter der Erde.“ Warum? Warum sollen wir uns kein Bild von Gott machen, das wir dann anbeten oder missbrauchen? Weil, wenn wir anfangen, die Schöpfung anzubeten statt den Schöpfer, verletzen wir die Beziehung zu unserem Schöpfer.
Das ist so, als ob ich meiner Frau zum Valentinstag Blumen schenke – heute ist übrigens Valentinstag, falls ihr es noch nicht gehört habt. Normalerweise bringt man seiner Frau an diesem Tag Blumen, um seine Liebe zu zeigen. Angenommen, ich bringe meiner Frau schöne Blumen, und sie geht dann mit den Blumen ins Bett. Das würde unsere Beziehung stören, denn sie ist meine Frau, und ich möchte mit ihr zusammen sein, nicht mit den Blumen. Die Blumen sind nur ein Zeichen meiner Liebe, nicht ein Ersatz.
Warum sagt Gott also, du sollst dir kein Götterbild machen? Weil, wenn wir anfangen, die Schöpfung anzubeten – sei es ein Berg oder ein selbstgemachtes Bild – dann zerbrichst du die Beziehung zu deinem Schöpfer. Es geht immer um Beziehung.
Drittes Gebot: „Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen.“ Warum? Weil, wenn wir den Namen unseres Gottes, der uns geschaffen hat und uns liebt, missbrauchen, zerstören wir die Beziehung zu unserem Schöpfer.
Das ist vergleichbar damit, wenn ich den Namen meiner Frau, Hannelore, als Schimpfwort oder Fluch benutze. Das fördert die Beziehung nicht, sondern zerstört sie. Darum sagt Gott: „Missbrauche meinen Namen nicht, du verletzt unsere Beziehung damit.“
Viertes Gebot: „Gedenke des Sabbats, halte ihn heilig.“ Warum? Warum sollen wir einen Tag in der Woche besonders dafür nutzen, auf Gott zu hören, mit ihm zu reden und in Verbindung zu sein? Weil, wenn wir uns keine Zeit nehmen, bewusst auf unseren Gott zu hören, wird die Beziehung zu Gott darunter leiden und erkalten.
Das ist wie in einer Ehe: Wenn ich mir nicht einmal in der Woche Zeit nehme, meiner Frau zuzuhören, wird die Beziehung zu ihr darunter leiden oder sogar zerbrechen. Es ist eigentlich ganz logisch.
Alle Gebote sind gemacht, um Beziehungen zu bewahren.
Fünftes Gebot: „Ehre deinen Vater und deine Mutter.“ Warum? Weil, wenn du das nicht tust, wirst du die Beziehung zu deinen Eltern stören oder zerstören.
Sechstes Gebot: „Du sollst nicht morden.“ Warum nicht? Weil, wenn du jemanden umbringst, kannst du mit ihm keine Beziehung mehr haben. Das ist schwierig, aber so ist es.
Siebtes Gebot: „Du sollst nicht Ehe brechen.“ Warum nicht? Wenn du die Ehe brichst, zerstörst du die Beziehung zu deiner Frau und wahrscheinlich auch zu anderen.
Es geht immer um Beziehung.
Achtes Gebot: „Du sollst nicht stehlen.“ Warum? Nicht nur, weil es nicht nett ist, sondern weil du, wenn du jemanden bestiehlst, die Beziehung zu diesem Menschen stören oder zerstören wirst.
Probier es mal mit deinem Zimmernachbarn: Wenn du ihm diese Woche ein bisschen Geld stiehlst, wirst du Probleme bekommen. Es zerstört Beziehungen.
Neuntes Gebot: „Du sollst nicht falsch gegen deinen Nächsten aussagen.“ Warum nicht? Weil, wenn ich falsch über meinen Nächsten rede, ich die Beziehung zu ihm kaputt mache.
Zehntes Gebot: „Du sollst nicht nach dem Haus deines Nächsten verlangen, alles, was er hat.“ Warum nicht? Weil, wenn du neidisch und habgierig gegenüber deinem Nächsten bist, wird das die Beziehung zu ihm nicht fördern, sondern zerstören.
Das heißt: Alle zehn Gebote sind ausschließlich dazu gemacht, um Beziehungen zu bewahren – Beziehungen zu Gott und zu Menschen.
Ich habe gelernt, dass jedes Gebot in der Bibel positiv ist. Es gibt kein negatives Gebot. Jedes Gebot ist positiv, weil es dazu gegeben ist, Beziehungen zu bewahren, zu beschützen und zu fördern.
Darum sind die Gebote Gottes keine pingeligen Vorschriften, weil Gott ein kleinlicher Gott ist, der will, dass du dies und das tust. Die Gebote Gottes sind die einzige Möglichkeit, wie wir in Frieden und Liebe miteinander leben können.
Und deshalb sagt das Neue Testament: „Liebe deinen Nächsten“ und „halte die Gebote“ – das ist ein und dasselbe, denn es geht immer um Beziehung.
Die Liebe als Motivation für das Gebotshalten
Es ist auch interessant: Wer Gott und seinen Nächsten liebt, der wird die Gebote halten – nicht weil er muss, sondern weil er will.
Warum hat Jesus gesagt: „Wer mich liebt, der wird meine Gebote halten“? Der Grund ist folgender: Wenn ich jemanden liebe, dann werde ich nicht schlecht über ihn reden. Ich werde ihn nicht bestehlen, und ich werde ihn auch nicht töten – weil ich ihn ja liebe.
Wenn ich meine Frau liebe, warum gehe ich dann nicht fremd? Natürlich komme ich oft genug in Versuchung. Trotzdem gehe ich nicht fremd, weil ich sie liebe.
Vor kurzer Zeit gab es eine witzige Situation: Eva, damals zwölf Jahre alt, kam in die Küche und fragte mich: „Papa, bist du eigentlich schon mal fremdgegangen?“ Eine gute Frage! Kinder denken wirklich über solche Dinge nach.
Lukas war zehn Jahre alt. Ich schreibe mir besondere Erlebnisse in ein Gebetstagebuch, um sie festzuhalten. Einmal sprachen wir über ein Ehepaar, das sich scheiden ließ. Das Teenager-Kind musste sich entscheiden, ob es beim Vater oder bei der Mutter bleiben wollte. Lukas hörte zu und sagte: „Wenn ich mich entscheiden müsste, ob ich bei Vati oder bei Mama wohne, glaube ich, ich würde mit neunzig Jahren immer noch auf dieser Bank sitzen und nicht wissen, was ich tun soll.“
So denken Kinder – das zeigt, wie wichtig Beziehungen sind und wie zerstörte Beziehungen alles kaputt machen können.
Wenn ich meine Eltern liebe, warum werde ich sie ehren? Nicht, weil sie immer perfekt waren, sondern weil ich das Beste für sie will.
Warum spreche ich nicht schlecht über meinen Nächsten? Nicht, weil ich nie auf solche Ideen käme – natürlich kommen sie manchmal. Aber ich will die Beziehung nicht stören.
Seht ihr: Wenn man liebt, wird man die Gebote halten. Das ist kein Widerspruch, sondern es gehört zusammen.
Die Liebe erfüllt das Gesetz
Eine wunderbare Bibelstelle dazu ist Römer 13. Paulus formuliert dort besser, als ich es je könnte. In Römer 13,8 schreibt der Apostel Paulus: „Seid niemandem etwas schuldig, außer dass ihr euch untereinander liebt. Denn wer den anderen liebt, der hat das Gesetz erfüllt.“
Denn das alles – „Du sollst nicht ehebrechen, du sollst nicht morden, du sollst nicht stehlen, du sollst nicht lügen, du sollst nicht begehren“ – und wenn es noch irgendein anderes Gebot gibt, wird es in diesem einen Wort zusammengefasst: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses. Deshalb ist die Liebe die Erfüllung des Gesetzes.
Das heißt, wenn ich liebe, dann halte ich automatisch die Gebote. Darum sagt Johannes das, was mir so gefällt, im 1. Johannes 5,3: „Denn das ist die Liebe zu Gott, dass wir seine Gebote halten.“ Und jetzt die Überraschung: „Denn seine Gebote sind nicht schwer.“ Hast du das gewusst? Die Gebote Gottes sind überhaupt nicht schwer, sie sind leicht.
Warum? Wenn du liebst. Ich habe immer gedacht, die Gebote Gottes seien unheimlich schwer zu halten. Nein, sind sie nicht. Wenn du liebst, ist es normal.
Nur ein Vergleich: Ich bin ja, wie gesagt, öfter unterwegs auf Reisedienst. Ich fliege meistens nach Salzburg und von Salzburg weiter, wenn ich weiter weg bin. Meine Frau holt mich oft ab. Und wenn ich sie dann nach ein, zwei Wochen wieder treffe – sie holt mich in Salzburg am Flughafen ab – da könnte ich so ein Buch lesen: „Was macht ein guter Ehemann? Wie benimmt er sich?“
Ja, wenn er seine Frau zwei Wochen nicht gesehen hat, dann fragt er sie, wie es ihr geht. Das kann man ja schaffen. Ich bringe das hin, ich reiße mich zusammen, ich frage sie, wie es ihr geht. Dann steht noch Punkt zwei: Wenn er seine Frau eine Woche nicht gesehen hat, soll er ihr auch einen Kuss geben. Das bringe ich auch noch hin, ich reiße mich zusammen, ich will ja ein guter Ehemann sein und gerade stehen für das, was ich bin.
Dann steht auch noch: Wenn du deine Frau eine Woche nicht gesehen hast, dann sollst du sie umarmen. Da denke ich mir: Ja, ist zwar nicht leicht, aber ich reiße mich zusammen. Das sagt ein Buch, das sind die Gebote für einen guten Ehemann.
Aber wenn ich sie dann treffe, ist das interessant: Ich umarme sie, ich frage sie, wie es ihr geht, und gebe ihr einen Kuss. Warum? Weil ich sie liebe. Die Gebote sind nicht schwer.
Das ist das Missverständnis: Wenn wir keine Liebe haben, dann sind die Gebote nicht nur schwer, dann sind sie unmöglich. Das geht gar nicht. Gebote sind nicht schwer.
Die Herausforderung des christlichen Alltags
Manchmal ist es so: Als Christ und mit Jesus Christus leben wir mit ihm. Wir singen in unseren Liedern, dass er unser bester Freund ist, dass er unser Erlöser ist und dass wir ihn über alles lieben.
Aber vielen Christen, glaube ich, geht es auch so, dass sie sagen: „Ja, ich bin Christ, und jetzt soll ich halt die Bibel lesen.“ Das ist schon ein bisschen schwierig. Man hat keine Lust dazu, aber man tut es trotzdem, weil es dazugehört. Man will ein guter Christ sein und reißt sich zusammen.
Ja, ich bin Christ, beten soll ich auch. Das ist manchmal furchtbar, aber ich bin ja ein guter Christ, also reiß ich mich zusammen. Ich werde es schon hinbekommen. Schwierig, oder?
Interessant ist: Wenn man mit Jesus lebt und ihn liebt, weiß man, was man dann tut. Man redet mit ihm. Man fragt: „Herr, was möchtest du mir heute eigentlich sagen?“ Gebote sind nicht schwer, weil sie ihren Ursprung in der Liebe haben.
Jetzt ist oft die Frage: „Wie definierst du Liebe?“ Zum Beispiel bei der Silvesterfreizeit hat jemand gefragt: „Wie definierst du Liebe?“ Jeder definiert Liebe anders, das kann jeder tun.
Aber seit Jesus ist Liebe nicht mehr beliebig, denn Liebe hat einen Namen – nämlich Jesus. Er hat definiert, was Liebe ist.
Jesu Definition von Liebe in Lukas 6
Schlagt mal Lukas Kapitel 6 auf. Ich lese nur ein paar Verse vor. Hier definiert Jesus selbst, was es bedeutet zu lieben und wie das im Alltag praktisch aussieht.
Lukas 6,27: „Aber ich sage euch“, Jesus spricht hier zu denen, die zuhören: „Liebt eure Feinde, tut denen Gutes, die euch hassen, segnet die euch verfluchen, bittet für die, die euch beleidigen. Wer dich auf die eine Backe schlägt, dem halte auch die andere hin; wer dir den Mantel nimmt, dem verwehre auch das Hemd nicht; wer dich bittet, dem gib; und wer dir nimmt, was dir gehört, von dem fordere es nicht zurück. Und wie ihr wollt, dass euch die Leute tun, so tut auch ihr ihnen.“
Dann geht es weiter zu Vers 35: „Vielmehr liebt eure Feinde, tut Gutes und leiht, ohne etwas dafür zu hoffen, so wird euer Lohn groß sein, und ihr werdet Kinder des Allhöchsten sein; denn er, Gott, ist gütig gegen die Undankbaren und die Bösen.“
Hast du das gewusst? Gott ist gütig gegen die Undankbaren und die Bösen. Ich habe immer geglaubt, er ist gütig gegen die Dankbaren und die Netten.
Vers 36: „Darum seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist. Verurteilt nicht, dann werdet ihr nicht gerichtet. Vergebt, dann wird euch vergeben.“
Warum sagt Jesus das? Warum sagt er: „Liebt eure Feinde, tut denen Gutes, die euch hassen“? Das sagt Jesus deshalb, weil Jesus seine Feinde liebt und weil Jesus denen Gutes tut, die ihn hassen. Jesus würde nie etwas von dir fordern, was er selbst nicht ist. Er lebt in dir und möchte in und durch dich deine Feinde lieben.
Und wisst ihr, was entscheidend ist? Das sind jetzt nicht nur nette Verse für einen Bibelabend. Wenn Jesus sagt: „Tut Gutes denen, die euch hassen“, das heißt: Wenn jemand etwas gegen dich hat und du weißt es, was tust du dann mit dem? Du sollst ihm Gutes tun.
Die Sache ist jetzt: Das ist, was wir tun müssen. Segnet die, die euch fluchen. Wenn beim Skifahren jemand dir über die Ski fährt, vorne oder hinten, was tust du? Sagst du: „Herr, segne ihn“?
Seht ihr, das Problem ist oft, dass wir die Dinge, die Jesus gesagt hat, vom Alltag abkoppeln. Wir sagen: „Ja, das ist schon nett, das ist ja schon richtig.“ Aber tun tun wir es natürlich nicht.
Und wisst ihr, wie diese Welt erkennt, dass wir zu Christus gehören? Wenn wir das tun, was er sagt. Ein paar Verse später sagt Jesus im selben Kapitel: „Warum nennt ihr mich dauernd Herr, Herr, und tut nie, was ich sage?“
Es ist ein Geheimnis.
Die Realität des christlichen Lebens und die Rolle Jesu
Jetzt, ich glaube, jeder von uns würde prinzipiell sagen: Ja, den zu segnen, der mich flucht, den zu lieben, der mich hasst, und für den zu beten, der mich verfolgt – das ist Moral auf höchster Ebene. Ich weiß, eigentlich sollte es so sein. Das wäre das Beste, was uns passieren kann.
Aber wie geht es uns im Alltag wirklich? Seht ihr, ist es tatsächlich so, dass ich mich jeden Tag freue, die Bibel zu lesen? Die Antwort ist nein. Ist es wirklich so, dass ich mich dauernd bemühe, um den Schwächeren zu segnen und denen, die mich fluchen? Die Antwort ist nein. Ist es wirklich so, dass ich mich jedes Mal freue, die Hannelore zu sehen? Die Antwort ist nein.
Wie sieht der Alltag eines Christen aus? Ich glaube, ich spreche da für einige von uns, die hier zusammen sind. Vielleicht formulierst du es nicht so, aber vielleicht geht es dir so, dass du sagst: Ich weiß, ich bin Christ und ich bin prinzipiell dankbar dafür, gerettet zu sein, zu Jesus zu gehören. Aber ich bin so eingespannt in meinem Beruf, in meiner Karriere, mit meiner Familie, dass ich nicht einmal mehr Zeit für meinen Sport oder meine Hobbys habe.
Ich möchte gerne Christ sein, ich möchte gerne ein guter Christ sein, ein guter Nachfolger Jesu. Aber wenn ich ehrlich bin, ist der einzige Ort, wo ich über Jesus rede, im Bibelkreis – sonst mit niemandem. Ich muss auch zugeben, dass ich mir eigentlich kaum Zeit nehme, auf Gott zu hören, weil ich es nicht einmal schaffe, die Dinge zu erledigen, die ich sonst im Leben zu tun habe.
So kommt man zum Schluss und sagt: Ich versuche, die Bank oder den Chef zufriedenzustellen, ich versuche, meine Frau zufriedenzustellen, ich schaue, ob es meinen Kindern gut geht – und jetzt soll ich Gott auch noch glücklich machen? Das Ganze wird mir zu viel. Dann resigniert man eigentlich verzweifelt.
Entweder hat man eine starke Natur, hält es durch, geht trotzdem ab und zu zur Kirche und hält es aus. Oder der andere zieht sich zurück. Manche merken, dass das Christenleben zu hoch für sie ist, dass sie das nicht schaffen, diese zusätzliche Belastung nicht mehr tragen können. Sie distanzieren sich. Sie sagen: Ich will Gott nicht verleugnen, ich glaube an Gott, ich will auch Jesus nicht verleugnen. Da ist sicher etwas dran. Ich will ihn nicht loswerden, überhaupt nicht.
Aber ich distanziere mich sowohl von Gott als auch von den anderen Christen, denn Christen machen mir dauernd ein schlechtes Gewissen. Da hält man sich dann fern und muss damit nicht kämpfen. Das tun auch viele. Der Preis, den man dafür bezahlt, ist allerdings Gleichgültigkeit. Man wird gleichgültig gegenüber Gott und auch gegenüber den Menschen.
Und bitte hört mich hier: Dies ist so entscheidend. Wenn Christsein, das Leben mit Christus, für dich zu einer zusätzlichen Belastung im Leben geworden ist, dann hast du etwas ganz Grundsätzliches missverstanden – und das ist tödlich.
Seht ihr, Jesus ruft uns nicht zu sich, um uns noch zusätzliche Aufgaben aufzubürden, um das Leben noch schwerer zu machen, als es ohnehin schon ist. Jesus will auf deiner Prioritätenliste nicht die Nummer fünf sein, und er hat genauso wenig Interesse daran, die Nummer eins zu sein. Beides interessiert Jesus nicht.
Jesus ist gekommen, um gemeinsam mit dir in die Priorität Nummer eins, Nummer zwei, drei, vier und fünf zu gehen und dir die Kraft zu sein, die du nicht hast. Jesus ist keine zusätzliche Aufgabe, die du erledigen müsstest – das ist Religion.
Jesus ist die Kraft, um die Dinge des Lebens meistern zu können, die das Leben von uns abverlangt. Und darum bin ich so gerne Christ.
Jesus im Alltag: Ein Beispiel aus dem Leben
Seht ihr, ich erzähle dieses Beispiel oft. Einmal, als ich in Österreich gepredigt habe, kam ein Skilehrer und Holzhacker nach der Predigt auf mich zu. Er sagte: „Hans-Peter, ich gehe öfter mal mit Jesus spazieren, so wie du es auch machst. Aber wenn ich durch den Wald gehe, höre ich eine Motorsäge. Ich muss dann wissen, was das für eine Motorsäge ist, denn Motorsägen interessieren mich. Schon ist mein Gebet unterbrochen.“
Er fuhr fort: „Später gehe ich wieder und höre einen Traktor. Ich bin schon wieder unterbrochen. Ich kann nie in Ruhe mit Gott reden.“
Daraufhin sagte ich: „Das ist kein Problem. Wenn du das nächste Mal spazieren gehst und eine Motorsäge hörst, sagst du einfach: ‚Herr Jesus, hörst du die Motorsäge?‘ Dann wird er ja sagen, denn er ist nicht taub. Manchmal glauben wir, Gott sei entweder dumm, behindert oder nicht interessiert. Aber er sagt ja.“
„Dann sagst du zu Jesus: ‚Gehen wir und schauen uns gemeinsam die Motorsäge an.‘ Besprich mit Jesus die Motorsäge. Wenn du einen Traktor hörst, sagst du: ‚Jesus, schauen wir uns den Traktor an. Ist das ein Steirer, ein Ferguson oder ein Fort?‘ Schau dir den Traktor an. Nimm Christus mit in die verschiedenen Prioritäten deines Lebens und sprich mit ihm. Er ist die Kraft in deinem Leben.“
Leider glauben viele Christen, dass Gott sich nicht für solche Dinge interessiert. Sie sagen: „Gott interessiert sich doch nicht für die Motorsäge oder für das, was du gerade machst.“ Das ist völlig falsch.
Ich möchte dir eines sagen: Wenn du Gott von all den scheinbar unwichtigen Kleinigkeiten im Leben ausschließt, dann schließt du Gott von 95 Prozent deines Lebens aus. Ich glaube nicht, dass das sein Ziel war.
Das meiste im Leben sind Kleinigkeiten. Und gerade da möchte Christus mit dir hineingehen – nicht als zusätzliche Belastung, sondern als der, der dir die Kraft gibt, dieses Leben zu bewältigen.
Drei praktische Schritte zum Leben in der Kraft Gottes
Um dieses Leben leben zu können, habe ich noch drei kurze Punkte. Diese Punkte gibt uns der Apostel Johannes in seinem Brief.
Um so leben zu können, gibt uns das Wort Gottes ganz praktische Anweisungen, die wir ernst nehmen müssen. Johannes sagt in Kapitel 1, Verse 8 und 9: Wenn wir sagen, wir haben keine Sünde, betrügen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns. Wenn wir aber unsere Sünden bekennen, ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns von aller Ungerechtigkeit reinigt.
Erster Punkt: Vergeben und um Vergebung bitten
Der erste Punkt: Um in diesem Leben zu leben und aus der Kraft Gottes zu leben, müssen wir vergeben und um Vergebung bitten.
Freunde, das ist so grundlegend. Wir wissen das, aber wir müssen es auch praktizieren. Ich rede immer wieder mit Christen, die mir erzählen, was ihnen angetan wurde. Dann kommt die Frage: Soll ich da vergeben?
Freunde, das ist keine Frage. Du musst vergeben, denn wenn du nicht vergibst, lebst du nicht. Natürlich gibt es Menschen, die sagen: „Das brauche ich nicht, das ist mir zu schwierig. Ich komme auch ohne Vergebung gut zurecht. Meinen Feind lieben? Das kann ich nicht, das brauche ich nicht.“
Und es stimmt: Du kannst auch ein Leben führen mit kaputten, gestörten Beziehungen. Du kannst damit überleben. Du kannst mit deinem Ehepartner nebeneinander leben, ohne miteinander zu reden – das kommt leider nicht selten vor. Du kannst auch ohne Freunde überleben – das geht auch.
Aber siehe, wie Louis es schön gesagt hat: Freundschaften sind keine Notwendigkeit zum Leben, genauso wie Musik, Kunst oder Sport. Sie haben keinerlei Bedeutung, um zu überleben. Aber nur sie geben dem Überleben eine Bedeutung.
Du kannst ohne Freundschaften überleben, aber du kannst nicht ohne Freundschaften leben. Du kannst auch überleben, ohne zu vergeben, aber du kannst nicht leben, ohne zu vergeben.
Darum ist das der eine Punkt. Ich möchte euch wirklich bitten: Wenn irgendetwas in deinem Herzen ist, du weißt, da ist ein Mensch, und zwischen euch steht eine kleine oder größere Mauer – das heißt, du kannst ihm nicht frei begegnen – dann erledige das diese Woche. Dann wirst du leben. Dann leben wir aus der Kraft Gottes.
Es ist eine wunderbare Sache. Wir haben gerade vor kurzem erlebt, dass jemand etwas gesagt hat, was ich als unfair empfand. Trotzdem hatte ich das Gefühl, ich soll hingehen und um Vergebung bitten, obwohl ich dachte, das sei eigentlich kein Problem.
Ich habe mir gedacht: Okay, es ist in Ordnung, ich gehe hin und bitte um Vergebung. Aber der andere hat es nicht besonders gut angenommen und gesagt: „Ja, passt schon.“ Die Beziehung war nicht wiederhergestellt.
Dann habe ich mir gedacht: Okay, ich habe alles getan, was ich tun kann. Mehr geht nicht. Wenn er nicht will, soll er es lassen.
Dann bin ich spazieren gegangen. Ich gehe oft spazieren, wenn ich mit Jesus rede. Dabei hat Hans-Peter gesagt: „Du hast gerade Lukas 6 gelesen. Wenn dir jemand auf die eine Backe schlägt, dann halte ihm auch die andere hin.“
Das habe ich nie kapiert. Ich dachte immer, das sei ein blöder Vers. Echt wahr, ich dachte, das geht doch gar nicht.
Da hat er mir genau diesen Vers gesagt und gesagt: „Hans-Peter, ich möchte, dass du noch einmal zu dem gehst und nochmal um Vergebung bittest, obwohl du denkst, es sei ein Problem. Du bist dir nicht ganz sicher, aber wenn du es glaubst, ist es egal. Du gehst hin und tust es noch einmal.“
Und ich habe es dann auch getan. Die Beziehung war wiederhergestellt.
Aber wisst ihr, was spannend war bei der Sache? Als Gott mir ganz klar gesagt hat: „Du gehst jetzt noch einmal die andere Backe hin.“ Da war es eine Sache zwischen mir und Gott. Das hatte mit der anderen Person gar nichts mehr zu tun. Es war zwischen mir und ihm.
Und darum ist es so leicht, denn die andere Person ist nicht mehr das Problem. Seht ihr, das bedeutet, aus der Kraft Jesu zu leben.
Ich habe so eine Freude daran gehabt, weil ich diesen Vers zum ersten Mal kapiert habe. Das war vor etwa zwei Monaten. Ich bin schon lange Christ. Er stimmt tatsächlich.
Zweiter Punkt: Leben aus der Kraft des Heiligen Geistes
Also erstens: vergeben. Zweitens: Um in diesem Leben zu leben, in das man Christus hineinnimmt und aus seiner Kraft lebt, muss ich aus der Kraft des Heiligen Geistes leben.
Johannes sagt es hier im Kapitel 3, Vers 24: „Wer seine Gebote hält, der bleibt in ihm und er in ihm.“ Das heißt, in Christus. Daran erkennen wir, dass er in uns bleibt, an dem Geist, den er uns gegeben hat.
Wir brauchen den Heiligen Geist, um dieses Leben leben zu können. Was mein Leben so verändert hat oder wo es begonnen hat, war ein Gespräch mit Major Thomas, dem Gründer der Fackelträger. Er sagte einmal zu mir: „Christian, es ist nicht leicht, es ist auch nicht schwer, Christian ist unmöglich. Du kannst es nicht. Du brauchst die Kraft des Heiligen Geistes.“
Im Christenleben muss ich jeden Tag aufstehen und sagen: Herr, ich schaffe es nicht. Und Gott sagt: Das weiß ich, du brauchst es auch nicht. Nur ich schaffe es. Aber ich lebe in dir, ich habe dir meinen Geist gegeben, und aus meiner Kraft darfst du heute leben.
Ich kann meinen Feind nicht lieben, und du auch nicht. Ich kann dem nicht zweimal vergeben, wenn ich glaube, er hat das Problem. Dazu brauchst du die Kraft des Heiligen Geistes. Und das ist die wunderbare Wahrheit, weil er ihn uns geschenkt hat.
Dritter Punkt: Die Gewissheit der Liebe Gottes
Und drittens und letztens: Um in diesem Leben leben zu können – und das ist für mich ein ganz wichtiger Punkt – müssen wir wissen und glauben, dass Gott uns hundertprozentig wirklich liebt und annimmt, genau so, wie wir sind. Das sind zwar Klischeeworte, von denen wir schon müde sind, aber Freunde, ohne dass wir dies erkennen, werden wir nie entspannte Christen werden.
Im 1. Johannes 4,16 heißt es: „Wir haben die Liebe, die Gott für uns hat, erkannt und geglaubt. Gott ist Liebe, und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.“ Johannes sagt hier, wir haben die Liebe, die Gott zu uns hat, nicht nur erkannt, sondern auch geglaubt. Sie ist zum Fundament unseres Lebens geworden.
Es ist meine ganz hundertfünfzigprozentige Überzeugung: Wenn wir nicht erkennen und glauben, dass wir wirklich so angenommen sind, wie wir sind, werden wir immer verkrampft bleiben. Denn frei bist du erst dann, wenn du niemandem mehr etwas beweisen musst – auch nicht dir selbst. Das ist die Freiheit in Christus. Wenn ich weiß, ich bin so von Gott angenommen, dann muss ich nichts tun, um seine Liebe zu bekommen. Da bin ich frei.
Seht ihr, die meisten Menschen leben so, damit sie geliebt werden, statt dass sie leben, weil sie geliebt sind. Und das ist dieses Unbeschwerte, das Kinder oft noch haben.
Das Problem an dieser Liebe Gottes ist: Der Grund, warum wir sie nicht erkennen, ist, dass wir in unserer Biografie, in unseren Lebenserfahrungen eine solche Liebe noch nie erlebt haben. In diesem Raum sind verschiedene Menschen. Einige von euch haben viel Ablehnung erfahren, sogar Verletzung und schlimme Dinge. Andere von euch sind in sehr geliebten, liebevollen Elternhäusern aufgewachsen.
Aber ich darf euch eins versichern: Ob gut oder weniger gut, niemand von uns kennt eine bedingungslose Liebe, weil es auf menschlicher Ebene sie fast nicht gibt. Es gibt ein paar Ausnahmen, aber so gut wie nicht.
Seht ihr, bereits ein kleines Kind, ein dreijähriges Kind, weiß, wie es die Liebe der Großmutter verdienen kann. Brauchst du die Nase so ein bisschen an der Wange reiben und mit den Augen klimpern, dann bekommst du von der Großmutter regelmäßig Schokolade. Wenn du aber beginnst, deine Großmutter jeden Tag mit Sand zu bewerfen, dann wird ihre Zuwendung zu dir sich schmälern. Denn menschliche Liebe ist immer an Bedingungen geknüpft – mehr oder weniger.
Und das ist das, was bei Gott so anders ist: Sie ist nicht an Bedingungen geknüpft. Er liebt uns unbedingt.
Abschluss: Gebet um Erkenntnis der Liebe Gottes
Und einen Vers muss ich euch noch vorlesen. Das ist der letzte. Schlagt bitte auf Epheser Kapitel 3, denn das ist für mich mein Vers für 2010 geworden, mein Lieblingsvers vom Jahr 2010. Ich kannte das Gebet schon lange, aber es ist mir noch nie so bewusst geworden.
Da betet Paulus ein kurzes Gebet. Es war ein irre langer Satz, aber das Gebet an sich ist kurz. Und da betet Paulus in Epheser 3, Vers 14: "Deshalb beuge ich meine Knie vor dem Vater, unseres Herrn Jesus Christus, nachdem jede Vaterschaft im Himmel und auf Erden benannt wird."
Und jetzt kommt das Gebet, das er für die Christen in Ephesus erbetet: dass er euch Kraft gebe, nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit stark zu werden durch seinen Geist am inwendigen Menschen, dass Christus durch den Glauben in euren Herzen wohne und ihr in der Liebe eingewurzelt und gegründet seid. Damit ihr mit allen Heiligen oder Gläubigen begreifen könnt, was die Breite und die Länge und die Tiefe und die Höhe ist und die Liebe Christi erkennen könnt, die alle Erkenntnis übersteigt.
Der letzte Satz ist ganz faszinierend. Da sagt Paulus: Ich bete für euch, dass ihr die Liebe Gottes erkennt, die ihr nicht erkennen könnt. Sie übersteigt die Erkenntnis. Nun, die Frage ist: Wie kann ich etwas erkennen, was die Erkenntnis übersteigt? Ich brauche eine Offenbarung.
Und darum betet Paulus: Ich bete um die Kraft des Heiligen Geistes. Übrigens, wenn ich die Kraft des Heiligen Geistes höre, denke ich mir gleich immer, da geht es um Tote aufwecken, Kranke heilen und Dämonen austreiben. Paulus sagt: Ihr braucht die Kraft des Heiligen Geistes, um das zu erkennen, was ihr nicht erkennen könnt, nämlich die Liebe des Christus.
Ich sage euch was: Es war für mich eine solche Ermutigung, eine Offenbarung. Ich wusste, wofür ich bete. Für mich, für meine Familie, für meine Mitarbeiter, für die Leute, zu denen ich rede. Ich bete für euch diese Woche, dass ihr durch die Erkenntnis des Heiligen Geistes eine Offenbarung bekommt, wie groß die Liebe Christi zu dir ist. Denn wenn du die erkennst, bist du frei. Das ist eine gewaltige Sache.
Darum sagt er: Damit ihr erkennt, wie lang und breit und hoch und tief die Liebe Christi ist. Vier Dimensionen können wir nicht erkennen. Ihr sollt erkennen, wie breit, lang, hoch und tief die Liebe Christi ist. Ihr braucht eine Offenbarung. Und dafür bete ich.
Und das, ich glaube, wird diese Woche geschehen, wenn wir das tun, dass wir füreinander dieses Gebet sprechen und dem einen oder anderen von uns aufgeht: So bin ich geliebt. Dann sind wir dort, wo wir sein sollten: freie Kinder Gottes. Dazu sind wir geschaffen.
Darum gehöre ich gerne zu ihm. Ich bete noch zusammen: Lieber himmlischer Vater, es ist ein solches Vorrecht, zu dir zu gehören, dich zu erkennen, eine Gnade, Herr. Herr, ich bete für alle Menschen, mit denen wir zu tun haben, mit denen wir reden dürfen und können, dass wir die Liebe des Christus erkennen, die die Erkenntnis übersteigt, die wir in unserer Biografie noch nie erfahren haben von Menschen, die aber in Christus Wahrheit ist.
Ich bete daher, dass wir so wie Johannes erkennen und glauben, welch große Liebe du zu uns hast und dass wir darin freie, geliebte Kinder sind – gewollt, geachtet, respektiert und damit die Würde haben, die du uns gegeben hast.
Vater, danke, dass du jeden von uns genau so geschaffen hast, wie wir sind, und jeden von uns genau so liebst, wie wir sind. Wir müssen nicht anders sein. Wir dürfen in deiner Liebe wachsen, reifen und dir immer ähnlicher werden. Aber all das sind nur Folgeerscheinungen von der Erkenntnis deiner Liebe.
Nicht zwanghaft Gebote halten, sondern die Gebote sind so leicht, weil sie aus deiner Liebe motiviert werden. Und ich bete, Vater, dass wir lernen, in dieser Wahrheit zu leben, die so befreiend ist und die der einzige Weg ist, um überhaupt zu leben, nicht nur zu überleben.
Vater, ich danke dir für diese Woche, für die Gelegenheit, wiederum auf dich zu schauen, von dir zu lernen und dein Wort in unserem Herzen Raum zu geben. Möge das wahr werden, auch in diesen Tagen. Darum bete ich im Namen unseres Herrn und Heilandes Jesu Christi. Amen.
