Dankbarkeit und Einladung zum Hören auf Gottes Wort
Dann schauen wir heute Morgen doch einmal ins Wort hinein. Himmlischer Vater, hab Dank für diesen wunderschönen Tag. Hab Dank, Herr, auch für das Wetter an diesem ganzen Wochenende, dass du es so gut sein hast lassen. Wir freuen uns über diese Dinge, Herr.
Danke, Vater, dass du Herr bist über die kleinen und die großen Dinge, auch in unserem persönlichen Leben. Dass du jedes Haar auf unserem Haupt gezählt hast, dass du um unsere Probleme weißt. Und, Herr, du kennst uns persönlich, du weißt, was uns drängt, du kennst unsere Sehnsüchte.
Herr, rede du! Wir wollen sagen wie Samuel, deinen Knecht hören. Wir wollen empfangen, was du für uns in deiner Liebe zubereitet hast. Herr, korrigiere uns, ermahne uns, ermutige uns, erfreue uns – was immer dran ist mit deinem Wort. Amen.
Ich muss zugeben, ich bin heute direkt ein bisschen müde, interessanterweise. Das passiert mir nicht so oft, aber heute bin ich fast nicht aus dem Bett gekommen.
In unserer modernen Welt, glaube ich, haben wir auch ein Problem. Ich würde sagen, es ist, dass alles, was einfach ist, nichts wert ist. Wenn du heute studierst und Professor oder Doktor in irgendeinem Fach werden möchtest, musst du komplizierte Dinge lernen, um das zu erlangen.
Wenn du dann Professor oder Doktor bist, bist du etwas, weil das bedeutet, du hast etwas Kompliziertes – zwar zum Teil Unwichtiges, aber zumindest Kompliziertes – gelernt und damit einen Doktortitel verdient.
Jetzt ist es bei der christlichen Botschaft mit dem Evangelium so: Das Evangelium ist enorm komplex und tief, aber extrem einfach. Darum ist meine Aufgabe als Lehrer, die einfache Botschaft des Evangeliums so kompliziert zu machen, dass Leute es wollen. Das ist es, was ich dauernd tun muss.
Es ist auch überraschend, dass das Wort Gottes ganz anders ist als die Weisheit dieser Welt.
Wir haben in Schloss Klaus, das ist ein Fackelträgerzentrum in Österreich, das zweite seiner Art, und dort sind auch zwei Behindertenwerkstätten dabei. Ab und zu sind sie mal bei mir, wenn wir ein bisschen klettern gehen und solche Sachen machen.
Peter Wiegand, der Leiter dort, hat mir vor Jahren erzählt: Wenn er den Behinderten erzählt, dass eins und eins und eins drei ist, ist das zu hoch für sie. Aber wenn er ihnen erzählt, dass Gott der Vater, Gott der Sohn und Gott der Heilige Geist eins ist, ist das für sie selbstverständlich, das kann gar nicht anders sein.
Denn die tiefsten Dinge sind für die Einfachen vorbehalten. Das ist eine wunderbare Wahrheit.
Darum sagt ja auch der Herr Jesus: Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, werdet ihr das Himmelreich nie entdecken.
Die erste Priorität des Evangeliums
Heute Morgen möchte ich mit euch die erste Priorität des Evangeliums anschauen. Vielleicht hast du dich schon einmal gefragt: Herr Jesus, was ist das Wichtigste im Leben zwischen mir und dir? Ich möchte es dir zeigen. Schlag auf Matthäus 6,33.
Wir reden hier nicht vom Zweitwichtigsten, auch nicht vom Drittwichtigsten, sondern vom Wichtigsten. Das ist das Erste, das Gott von dir möchte. In Matthäus 6,33 legt Jesus die Prioritäten fest. Diesen Vers kennen viele von euch. Dort sagt Jesus: "Trachtet aber zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit."
Nicht zu zweit, auch nicht als Drittes, sondern zuerst. Also wonach sollen wir zuerst trachten? Nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit. Das Erste, wonach wir trachten sollen, ist das Reich Gottes; das Zweite dann die Gerechtigkeit.
Nun, wenn Jesus hier sagt, wir sollen zuerst danach trachten, dann glaube ich, ist es wert, dass wir uns ein bisschen damit befassen. Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes – das ist die erste Priorität.
Wenn ich jetzt eine Umfrage machen würde mit der Frage: Was ist das Reich Gottes? – weiß ich nicht, wie viele richtige Antworten man bekommen würde. Es ist aber interessant, denn das ist das Erste, was Gott will. Und ich muss ehrlich zugeben, dass ich über Jahre keine Ahnung hatte, was das bedeutet. Ich weiß es heute nur zufällig, weil ich nachgeschaut habe: Was ist das Reich Gottes?
Nun, das Reich Gottes ist ganz einfach der Bereich oder die Sphäre, wo Gott herrscht. Das ist das Reich Gottes. Da, wo Gott herrscht, da ist das Reich Gottes.
Zum einen ist es natürlich das Himmelreich. Gott herrscht im Himmel, was immer das bedeutet – das werden wir heute nicht herausfinden.
Die Juden zum Beispiel erwarteten, dass der Herr Jesus, der Messias, über das Reich Israel herrscht, die Römer verjagt und dort unten herrscht im geografischen Sinne. Das ist ein anderes Verständnis.
Aber der Herr Jesus Christus gibt uns noch ein drittes Verständnis über das Reich Gottes. In Lukas 17,20-21 lesen wir: Als er von den Pharisäern – das sind die Juden, die ja dieses Bild vom geografischen Königreich hatten – gefragt wurde, wann das Reich Gottes komme, antwortete er ihnen und sprach: „Das Reich Gottes kommt nicht so, dass man es beobachten könnte, auch wird man nicht sagen: Siehe hier oder siehe dort. Denn siehe, das Reich Gottes ist mitten unter euch.“
Oder man kann es auch übersetzen: Das Reich Gottes ist in euch.
Also, wo ist das Reich Gottes? Es ist in uns. Und das ist das Erste, was wir suchen sollten.
Das Königreich in uns und der König in unserem Leben
Nun, ich spreche jetzt in einem Bild. Was braucht ein König, um regieren zu können? Ganz einfach: ein Reich. Was braucht ein Reich, damit es ein Königreich ist? Einen König.
Nun, wo ist das Königreich nach der Definition Jesu in uns? Wir sind das Königreich, und Jesus sagt, es ist die erste Priorität, dass der König in diesem Königreich herrschen kann. Das heißt: Du bist das Königreich, Jesus ist der König. Das bedeutet, du hast einen König, der in dir lebt, wenn du Christ bist.
Du hast eine Person, die in deiner Person lebt, und du bist das Königreich, während Christus der König ist. Es ist ein Leben, eine Person in jedem Gläubigen. Du bist gewissermaßen schwanger – auch die Männer, wenn du Christ bist. Denn du hast eine Person, die in dir lebt, und der Name dieser Person ist Jesus Christus.
Ich spreche zwar nicht von schwangeren Frauen, aber es ist ein guter Vergleich. Seht ihr, das Leben, das in deinem Leben wohnt, der König in deinem Königreich, der ist real – genauso wie das Baby im Leib der Mutter.
Ich könnte dir viel von Babys im Leib der Mutter erzählen. Wir haben schon drei, von meiner eigenen Frau. Und wenn Frauen schwanger sind, dann geschehen allerhand Dinge. Im dritten Monat steht sie jeden Tag früh auf und geht kotzen – das machen sie so. Und da fragst du dich: Warum? Ich weiß es auch nicht.
Die Frau macht da schon einiges durch. Jeden Tag wird sie runder und unattraktiver, aber so ist es nun mal. Eigentlich ist es sehr attraktiv, es kommt darauf an, wie man das ansieht.
Es ist aber eine Sache, die ich gelernt habe, seit ich Vater geworden bin, und das ist Folgendes: Von dem Tag an, seit ich Vater bin, habe ich nicht einfach etwas empfangen, sondern jemanden empfangen. Und diese Jemanden haben einen Willen, sie haben ein Gehirn, sie haben Gefühle.
Ich möchte jetzt aber nicht über meine Kinder reden, sondern über das Leben, das in jedem Gläubigen ist. Das ist nicht ein Leben aus Fleisch und Blut, sondern ein Leben des Geistes. Das ist der König, der in seinem Königreich herrscht.
Seht ihr, das Problem, das wir heute haben, ist folgendes: Wenn wir Christen von unserer Wiedergeburt oder Bekehrung oder dem Kommen zum Glauben sprechen – es gibt ja viele Ausdrücke dafür –, dann reden wir gewöhnlich, als ob wir etwas empfangen hätten.
Gestern Abend sind viele nach vorne gegangen zur Bühne. Das hat mich sehr gefreut. Und jetzt sagen sie vielleicht: „Gestern Abend habe ich etwas empfangen.“ Gestern Abend ist etwas geschehen in meinem Leben, ich habe Vergebung der Sünden erfahren, und ich gehe einmal in den Himmel. Das habe ich auch bekommen.
Und das stimmt, und das ist auch wunderbar. Aber an dem Tag, an dem ein Mensch wiedergeboren wird, ist es weit mehr als Sündenvergebung, weit mehr als ewiges Leben, weit mehr als Himmel. Du hast eine Person empfangen, einen König.
Sieh dir das an: Wenn du Christ wirst, empfängst du nicht einfach eine Energie. Es ist nicht eine Energie, die in dich kommt, sondern eine Person – Christus in dir, die Hoffnung der Herrlichkeit.
Wisst ihr, wie oft wir das in der Bibel lesen? Über hundertsechzig Mal: Christus in dir. Das Traurige ist, wir kümmern uns wenig darum. Wir reden viel lieber über Taufe oder Abendmahl. Abendmahl findest du elfmal erwähnt, und ganze Kirchenspalten beschäftigen sich damit. Aber „Christus in dir“ höre ich ganz selten.
Ewiges Leben als Beziehung zu Gott
Als Lukas geboren wurde – ich nehme ihn als Beispiel, nicht weil er männlich ist, sondern weil er der Erste war – da ist es am spannendsten. Du hast keine Ahnung, was auf dich zukommt. Mit der Zeit wird es Routine, aber als Lukas geboren wurde, war das für mich ein unheimliches Erlebnis.
Ich war bei allen drei Geburten dabei. Mein Vater hat das nie gemacht, aber ich wollte es so, und es hat bei allen dreien geklappt. Bei Eva und Liese war ich dabei, und bei der zweiten Geburt war ich gerade in Salzburg. Da hat das Telefon geläutet, und man sagte mir, ich sei auf dem Weg ins Krankenhaus. Ich habe es gerade noch geschafft – das war super.
Wenn du Vater wirst und dabei zusiehst, ist das eine ganz besondere Erfahrung. Ich war drei Jahre lang Schaf- beziehungsweise Kuhhirte. Als ich elf, zwölf, dreizehn Jahre alt war, verbrachte ich jeden Sommer zehn Wochen auf der Alm und hütete die Kühe. Dort habe ich viele Kälber und Schafe zur Welt kommen sehen und mit der Sennerin gemeinsam die Neugeborenen betreut.
Ich dachte immer, ein Kind zu bekommen sei so ähnlich wie die Geburt eines Kalbes. Technisch gesehen ist es vielleicht ähnlich, aber von den Gefühlen, Ängsten und Erwartungen her ist es ganz anders – besonders, wenn es das eigene Kind ist. Es ist eine unheimliche Erfahrung, Vater zu werden.
Ich bekam sogar eine Urkunde. Wenn ein Kind geboren wird, machen sie es sauber – am Anfang wird es nicht viel besser aussehen, aber mit der Zeit sieht es besser aus. Dann tauchen sie den Fuß in Tinte und machen einen Abdruck auf einem Zettel, den du mit nach Hause nimmst. So habe ich auch eine Urkunde erhalten.
Doch weit über dieses Erlebnis und die Urkunde hinaus habe ich eine Person empfangen. In unseren christlichen Kreisen herrscht oft ein großes Missverständnis: Viele glauben, am Tag der Wiedergeburt habe man etwas empfangen – nämlich die Vergebung der Sünden. Das stimmt zwar, aber das ist nicht das, was du empfangen hast. Du hast eine Person empfangen: Jesus Christus, das ewige Leben.
Nach der Bibel ist ewiges Leben so definiert. Wenn ich Leute frage – und ich habe das früher auch gedacht –, was ewiges Leben ist, denken viele, es bedeutet ein sehr langes Leben. Das dachte ich auch. Aber Jesus hat das anders definiert.
In Johannes 17,3 sagt Jesus: "Dies aber ist das ewige Leben, dass sie dich, den allein wahren Gott, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen." Oder besser gesagt: kennen.
Wisst ihr, was ewiges Leben bedeutet, definiert von Jesus Christus? Es bedeutet, jemanden zu kennen – nämlich Gott den Vater und seinen Sohn Jesus Christus. Wenn du diese Personen kennst, dann hast du ewiges Leben. Ewiges Leben bedeutet, jemanden zu kennen.
Im 2. Timotheus 1,12 sagt Paulus: "Ich weiß, wem ich geglaubt habe." Paulus sagt nicht: "Ich weiß, was ich geglaubt habe." Paulus hat nie an eine Theologie geglaubt. Er sagt: "Ich weiß, wem ich geglaubt habe – Jesus Christus." Nicht eine Theologie, sondern eine Person.
Natürlich gibt es eine Theologie über diese Person, aber das ist nicht das Wesentliche. Die Person ist das Wesentliche.
Im christlichen Leben – wie auch beim Vatersein – gibt es große Erlebnisse, und das ist schön. Aber das Eigentliche ist das Kennen einer Person.
Die Bibel als Offenbarung Jesu Christi
Darum: Wenn du deine Bibel liest, um die Bibel kennenzulernen, habe ich eine Nachricht für dich. Der Tag wird kommen, an dem du dieses Buch aus dem Fenster wirfst, weil es langweilig wird. Warum lesen wir die Bibel? Um Jesus kennenzulernen. Denn Jesus hat sich entschieden, sich in diesem Buch zu offenbaren. Es ist eine Offenbarung über sich selbst, über den Herrn.
Seht ihr, als Lukas geboren wurde, hätte ich ja auch nach Hause gehen können. Ich hätte jeden Abend diese Urkunde studieren können, das Bild anschauen, diesen Fußabdruck, so lieblich, und die ganzen Daten wie Größe, Gewicht und so weiter. Ich hätte jeden Tag mit meinen Freunden bei einem Glas Bier wieder nachdenken können über dieses unheimliche Erlebnis der Geburt, als er rauskam, blau und schleimig. Du kannst jeden Tag dadurch gehen und es wieder erleben.
Ich hätte auch Mitglied werden können in unserem städtischen Vaterclub, wo man jede Woche eine Studie hat, wie man eine Windel wechselt, wie man den Schnuller gibt und so weiter. Dort gibt es Vorträge über Babys. Ich hätte auch mein eigenes Buch schreiben können über alle Erlebnisse, die ich bei der Geburt hatte und was ich dabei erfahren habe. Ich hätte sogar Kassetten besprechen und besingen können in Babysprache, Babysprache studieren, damit ich Babys verstehe.
Aber wenn ich Lukas niemals kennenlerne, dann kommt der Tag, an dem ich all diese Babybücher und Babykassetten aus dem Fenster werfe. Alles, was ich über Babys sage, wird niemals real sein, auch wenn ich alles über Babys weiß. Und weißt du was? Wenn ich über Babys rede, aber Lukas nie kennengelernt habe, würdest du das sofort merken.
Interessant: Du kannst die Bibel studieren, du kannst Kommentare über die Bibel studieren. Du kannst dich immer wieder an das Erlebnis in Eidlingen erinnern, wo du dein Leben Jesus gegeben hast. Du kannst zuhause eurem kirchlichen Bibelkreis beitreten, jede Woche einen Vortrag über Jesus hören, und da erfährst du dies und das. Du kannst jeden Tag meditieren über dein Erlebnis, dein eigenes Buch darüber schreiben, du kannst auch Kassetten besprechen über all deine Erlebnisse.
Du kannst sogar Hebräisch und Griechisch lernen, um die Bibel in der Originalsprache zu verstehen. Liebe Leute, wenn du Jesus nicht kennenlernst, dann kommt der Tag, an dem du all deine Kommentare, all deine Kassetten und all die Bücher aus dem Fenster wirfst.
Das ist auch der Grund, warum es möglich ist, dass du einen Professor mit Doktortitel in Theologie haben kannst, aber nichts zu sagen hast – nichts, was lebendig ist und was ein Leben zu Christus hinführt. Seht ihr, das ist der Unterschied zwischen Jesus nur zu kennen und Jesus wirklich zu kennen.
Und weißt du was? Wenn ein Mensch redet, spüre ich sofort, ob der Mensch Jesus kennt oder nur über Jesus Bescheid weiß.
Die Gefahr der Selbstgerechtigkeit und das wahre Leben in Christus
Jesus hat genau über dieses Problem gesprochen, und zwar in Johannes 5,39. Dort spricht Jesus zu den Pharisäern und sagt Folgendes:
Übrigens, die Pharisäer waren keine schlechten Menschen, sondern gute Menschen. Das Problem war, dass sie selbstgerecht waren. Dennoch kannten sie die Bibel sehr gut, das sage ich euch.
Wir haben jemanden, der bei uns in den Fackelträgerzentren öfter unterrichtet. Sein Name ist Fruchtenbaum, und sein Vater war ein Rabbiner. Wisst ihr, was sie gemacht haben? Bei ihnen wird ein Nagel durch die Seiten der fünf Bücher Mose gestochen. Sie müssen auswendig wissen, auf welcher Seite und bei welchem Buchstaben der Nagel steckt. In diesem Maße müssen sie die Tora, also die fünf Bücher Mose, auswendig kennen.
Die Pharisäer kannten die Tora zum großen Teil auswendig, sie kannten die Bibel. Es waren gute Leute, die sich bemühten. Aber wisst ihr, was Jesus über sie gesagt hat? In Johannes 5,39 sagt er: „Ihr erforscht die Schriften, denn ihr meint, in ihnen ewiges Leben zu haben, und sie sind es, die von mir zeugen. Doch ihr wollt nicht zu mir kommen, damit ihr Leben habt.“
Jesus sagt also: Ihr studiert die Bibel von hinten nach vorne und glaubt, in der Bibel ewiges Leben zu finden. Aber die Bibel gibt euch kein ewiges Leben, denn dieses Buch zeugt von mir. Ihr müsst zu mir kommen, um ewiges Leben zu haben – nicht zur Bibel.
Heute ist es in vielen christlichen Kreisen sehr wichtig, die Bibel gut zu kennen. So gut das auch ist – wisst ihr, warum es gut ist? Damit wir durch das Bibellesen Jesus kennenlernen, nicht nur die Bibel selbst.
Diese Bibel kann ich sogar zum Heizen benutzen, deshalb ist Gott nicht tot. Jesus lebt trotzdem.
Wenn ein Mensch Christ wird, wenn er sich zu Jesus wendet, dann hat er nicht einfach etwas empfangen, sondern jemanden – nämlich Jesus selbst.
In jedem Christen leben daher zwei Persönlichkeiten: Du, dein altes Ich, so wie du bist, und Jesus Christus, seit dem Tag, an dem du gläubig geworden bist.
Nun, Christus kennt dich bereits. Aber damit du auch Christus kennenlernst, braucht es eine Beziehung. Und eine Beziehung beruht immer auf zwei Personen, nicht nur auf einer.
Beziehung zu Gott als Dialog
Wisst ihr, was ein Monolog ist? Du sitzt im Zug oder im Flieger und sprichst mit einer Person. Du stellst Fragen wie: „Woher kommst du?“, „Wie geht es dir?“ Nach einer halben Stunde hast du genug. Das ist ein Monolog, eine einseitige Beziehung.
Übrigens glauben viele Christen, dass es beim Gebet genauso ist. Viele denken, Gebet sei ein Monolog, und deshalb hören sie auch auf zu beten. Sie glauben, sie reden immer nur, hören aber nie etwas. Wenn du das so siehst, kommt der Tag, an dem du nicht mehr betest. Das ist verständlich, denn es wird langweilig.
Ein Mädchen hat einmal gesagt: „Wenn ich bete, gehen meine Gebete nicht weiter als bis zur Decke.“ Darauf habe ich gesagt: „Wunderbar, Gott ist unter der Decke, die Gebete müssen nicht weitergehen.“ Gebet ist immer ein Dialog, ein Zwiegespräch.
Nun, um Christus kennenzulernen, was muss man tun? Was tust du, um einen Menschen kennenzulernen? Reden und zuhören. Ganz einfach. So ist es immer, und so wird es immer bleiben. Man nennt das Kommunikation.
Wenn du jemanden kennenlernen möchtest, darfst du nicht nur reden, und du darfst auch nicht nur zuhören. Bei frisch Verliebten funktioniert es manchmal, dass man gar nichts sagt, sondern nur schaut. Aber das geht vorbei. Der Tag kommt, an dem ihr anfangen müsst zu reden, sonst bleibt die Beziehung irgendwo stehen.
Nun, wie höre ich auf Gott? In erster Linie durch seine eigene Offenbarung. Hier höre ich Gott. Wie rede ich mit Gott? Man nennt es Gebet. Ganz etwas Neues.
Das Dilemma zwischen Gottes Wirken und menschlichem Tun
An diesem Punkt möchte ich ein Dilemma aufzeigen, mit dem ich zu kämpfen hatte. Es geht um Folgendes: Einerseits habe ich gelesen und mir wurde gesagt, dass Christus in mir wohnt – der König im Königreich. Er lebt mein Leben, er tut es, nicht ich, sondern er.
Andererseits wurde mir gesagt: Du musst beten, du musst die Bibel lesen, du musst diszipliniert sein, du musst treu sein, du musst das tun.
Ja, was jetzt? Muss ich etwas tun oder tut er es? Er oder ich? Das war ein Dilemma.
Ich erinnere mich noch an meine Zeit in England in der Bibelschule. Wir waren dort nur drei Monate, aber die Leute sagten ständig: „Du kannst nichts, Christus macht das alles.“ Ich dachte: Wenn noch jemand reinkommt und das sagt, ohne mir zu erklären, wie das geht, dann bringe ich ihn um. Ich war schon so frustriert.
Aber übrigens hat mir damals niemand gesagt, wie es wirklich funktioniert. Heute bin ich dankbar dafür. Ich bin nach Hause gefahren und habe begonnen, meine Bibel intensiv zu lesen, regelrecht zu „fressen“. Ich wollte herausfinden, wie das funktioniert.
Es ist ein großer Segen, wenn dir nicht alles gesagt wird, denn dann musst du es selbst herausfinden.
Nun, wie können wir dieses Dilemma halbwegs lösen? Wie geht das jetzt? Christus tut es, aber ich muss doch auch etwas tun.
Ich möchte dir dazu eine kleine Illustration geben.
Das geistliche Wachstum durch das Wort Gottes
Als du vor 15 Jahren geboren wurdest, warst du am Tag der Geburt ein komplettes Lebewesen, ja oder nein? Natürlich, zwar noch klein, aber ganz komplett – ein Baby.
Damit ein Baby wächst, habt ihr wahrscheinlich keine genaue Vorstellung. Ich schon, und einige von euch vielleicht auch, besonders wenn ihr Geschwister habt oder mal ein Baby gewickelt habt. Dann weiß man: Ein Baby wächst an der Muttermilch. Es saugt die Milch an der Brust der Mutter.
Ich könnte euch jetzt einen Vortrag über Muttermilch halten, denn das ist hochinteressant. Muttermilch enthält viele wichtige Dinge: Vitamine, sogar natürliche Antibiotika und vieles mehr. Sie liefert alles, was das Baby braucht, um gesund aufzuwachsen. Muttermilch ist besser als künstliche Milch. Diese ist zwar praktisch, aber man kann Muttermilch nicht vollständig kopieren.
Die ersten Tropfen Muttermilch, die nach der Geburt kommen, sind ganz dick und dunkelgelb. Diese sogenannte Kolostralmilch enthält besonders wichtige Stoffe, die das Baby ganz am Anfang benötigt. Das ändert sich dann im Laufe der Zeit. Es ist wirklich faszinierend, wenn man einmal darüber nachdenkt.
Der Punkt ist: Damit ein Baby gesund aufwächst, muss es sich von dem Leben ernähren, aus dem es gekommen ist. Das Baby kam von der Mutter und ernährt sich von der Mutter.
Genauso ist es, nachdem Christus in deinem Leben geboren wurde. Du musst dieses Leben in dir ernähren. Ich nehme dazu ein Bild aus der Bibel. Geht mit mir zu 1. Petrus. Ich habe das nicht selbst erfunden.
Im 1. Petrus steht Folgendes: Zuerst 1. Petrus 1,23: „Denn ihr seid wiedergeboren, nicht aus vergänglichem Samen, nicht von Vater und Mutter, sondern aus unvergänglichem, durch das lebendige und bleibende Wort Gottes.“
Jetzt gehe ich weiter zu Kapitel 2, Vers 2: „Und ihr seid wie neugeborene Kinder, begierig nach der vernünftigen, unverfälschten Milch, damit ihr durch sie wachset zur Rettung.“
Es ist hochinteressant: Wie wächst ein normales Baby? Es wächst mit Muttermilch. Es kam von der Mutter und wächst mit der Muttermilch.
Wie wächst das geistliche Leben, das Christus in uns ist? Dieses Leben ist ein Leben aus Geist, nicht aus Fleisch und Blut. Es wächst durch die vernünftige, unverfälschte Milch – das ist hier das Bild.
Mit diesem Gedanken gehen wir jetzt zu Johannes 6, Vers 63. Dort sagt Jesus: „Der Geist ist es, der lebendig macht; das Fleisch nützt nichts. Die Worte, die ich zu euch geredet habe, sind Geist und sind Leben.“
Das Leben, das in dir bei deiner Wiedergeburt geboren wurde, ist geistliches Leben. Wie fütterst du dieses geistliche Leben? Nicht mit Hamburgern, so gut die auch sind, sondern mit Geist.
Was ist Geist? Jesus sagt: „Die Worte, die ich zu euch geredet habe, sind Geist und sind Leben.“ Darum sind die Worte Jesu, das Wort Gottes, die Nahrung für das Leben, das in dir wohnt.
In dem Maße, in dem du dieses Leben mit diesen Worten fütterst, zeigt sich dieses Leben durch dich. Christus in dir vollbringt, was du nicht aus eigener Kraft schaffen kannst.
Deshalb sollen wir die Bibel lesen, nicht nur um sie kennenzulernen, sondern um das Leben zu nähren, das in uns wohnt. So kann Jesus das geistliche Leben in uns durch unsere Persönlichkeit zum Ausdruck bringen.
Johannes der Täufer hat gesagt: „Ich muss abnehmen, er muss zunehmen.“ Das ist genau dieses Bild. Das neue Leben in dir muss zunehmen, das alte Leben soll abnehmen.
Geduld und Treue im geistlichen Leben
Nun, einige von euch werden sagen: Hans-Peter, das klingt ja nicht schlecht, aber ich muss dir ehrlich sagen, wenn ich die Bibel lese, bringt sie mir überhaupt nichts. Und du bist in guter Gesellschaft – so geht es mir auch ab und zu.
Ab und zu lese ich die Bibel, und ich muss dir ehrlich sagen: Danach sage ich mir, was war das heute? Kapiert habe ich sowieso nicht viel, und außerdem war es nicht sehr interessant. Ich möchte dir Folgendes sagen: Schlag mich auf Jesaja 55 auf.
Jesaja 55 – jedes Mal möchte ich dir etwas bewusst machen, aber ich sage das nachher. Zuerst lesen wir es: Jesaja 55, Vers 10:
„Denn wie der Regen fällt und vom Himmel der Schnee und nicht dahin zurückkehrt, sondern die Erde drängt, sie befruchtet und sie sprießen lässt, dass sie dem Seemann Samen gibt und Brot dem Essenden, so wird mein Wort sein, das aus meinem Mund hervorgeht. Es wird nicht leer zu mir zurückkehren, sondern es wird bewirken, was mir gefällt, und ausführen, wozu ich es gesandt habe.“
Hier hat Gott uns ein Versprechen gegeben. Er hat gesagt: Wann immer du mein Wort liest und hörst, es kommt niemals leer zurück. Es bewirkt immer, wozu ich es gesandt habe.
Jetzt wirst du sagen: Aber ich merke gar nichts. Weißt du was? Das ist irrelevant. Ob du etwas merkst, ist irrelevant. Es bewirkt etwas.
Jedes Mal, wenn ich sage: Herr Jesus, heute habe ich die Bibel gelesen, das hat gar nichts gebracht, dann sage ich Jesus, du bist ein Lügner. Denn Gott hat gesagt: Mein Wort kommt niemals leer zurück. Das ist mein Versprechen. Gott hält seine Versprechen.
Seht ihr, ich habe mich heute früh geduscht. Sieht man das? Sieht gut aus, oder? Ein bisschen eingecremt und so weiter. Ich rieche gut. Aber jetzt fragst du mich: Welche Seife hast du verwendet? Ich muss ehrlich sagen, ich habe keine Ahnung. Aber ich rieche gut.
Oftmals kannst du mich zum Mittag fragen: Was hast du in der Früh in der Bibel gelesen? Ich weiß nicht mehr genau. Aber es tut mir gut. Wir müssen uns nicht immer an alles erinnern, was wir gelesen haben, aber es bewirkt etwas in dir, weil das Wort Gottes machtvoll und kräftig ist.
Außerdem kann es sein, dass du manchmal die Bibel zwei, drei Wochen liest und denkst: Mir bringt das einfach nichts. Und dann liest du einen Vers, und Sterne gehen auf. Du sagst: Wunderbar!
Aber weißt du warum? Weil du die anderen Tage treu gelesen hast. Und in diesem Kontext ist dieser Vers ganz besonders herausgestochen. Siehst du, wir müssen manchmal Geduld haben.
Es gibt Tage in meinem Jahresablauf, da kann ich es nicht erwarten, meine Bibel zu lesen. Aber die sind nicht allzu oft. Die meiste Zeit muss ich sagen: Ich weiß, es tut dem Leben in mir gut. Ich möchte, dass Jesus Christus zum Ausdruck kommt in meinem Leben. Ich muss mein Leben speisen und lese die Bibel aus Disziplin.
Es kommt zweimal im Jahr vor, dass ich um fünf Uhr früh aufstehe. Aber nicht oft. Meistens verschlafe ich um fünf Minuten.
Die Notwendigkeit des Gebets im Leben mit Christus
Das zweite, womit wir Jesus kennenlernen, ist das Leben in uns. Wir müssen mit ihm reden, so wie mit jedem Menschen. Dieses Reden nennt man Gebet.
Es ist interessant: Wann immer irgendwo Chaos herrscht – in der Politik, in der Wirtschaft oder anderswo – sagen die Leute: Wir müssen uns an den Tisch setzen, wir müssen reden. Dasselbe gilt für jede Beziehung: Wir müssen reden.
Manchmal kommen meine Studenten zu mir und sagen: „Hans-Peter, weißt du was? Mein Christenleben ist irgendwie so trocken. Wenn du redest, klingt das ganz anders, aber in meinem Leben tut sich nichts.“ Dann frage ich sie: „Wie viel Zeit verbringst du im Reden mit dem Herrn Jesus?“ Meistens antworten sie: „Das ist mein schwacher Punkt.“ Dann sage ich: „Weißt du was? Das ist nicht dein schwacher Punkt, das ist das Problem von deinem Problem.“
Seht ihr: Wenn ich mit meiner Frau Hannelore jetzt drei Monate nicht geredet hätte – wir haben vor drei Monaten geheiratet – das ist ja ungewöhnlich –, dann läge plötzlich jemand neben mir im Bett, und das wäre neu und ungewohnt. Man ist verheiratet, steht morgens auf, macht Kaffee und denkt: „Oh, ich bin ja verheiratet.“ Dann gehst du wieder hoch, kommst wieder runter, trinkst Kaffee und sagst: „So ist das.“ Dann gehst du wie früher jeden Tag zur Arbeit, sagst deiner Frau: „Ich muss arbeiten, ich komme irgendwann abends wieder nach Hause.“ Du kommst nach Hause, machst deine Sachen wie jeden Tag, gehst ins Bett und sagst: „Ah, ich bin ja verheiratet.“ Noch ein Gute-Nacht-Kuss und so weiter.
Das klingt witzig, aber genau das tun wir mit dem Herrn Jesus. Da ist eine Person, die in dir lebt. Morgens wirst du munter und denkst: „Ah, was ist heute alles los? Oh, ich bin ja Christ. Vater, segne den Tag und rette alle Missionare, Amen.“ Dann lebst du deinen Tag wie immer. Abends kommst du nach Hause, denkst an alles, was du erlebt hast, sagst: „Aha, ich bin ja Christ. Danke, Vater, für den Tag.“ Und dann schläfst du ein.
Wenn ich so mit meiner Frau leben würde und du meine Frau fragen würdest: „Bist du verheiratet?“, würde sie sagen: „Ja, bin ich.“ Und wenn du dann fragst: „Wie geht es euch so in der Beziehung?“, wäre die Antwort: „Etwas langweilig.“
Viele Christen fragen: „Bist du Christ?“ – „Ja.“ – „Freust du dich daran?“ – „Etwas langweilig.“ Warum? Weil wir nicht reden und nicht hören, weil wir nicht kommunizieren. Das ist nicht nur ein schwacher Punkt, das ist das Problem von unserem Problem.
Es stimmt, es ist die Person Jesu Christi, die alles bewirkt. Wenn an diesem Wochenende hier in Eidlingen nicht Jesus wirkt, geschieht gar nichts. Er muss wirken, und nur er kann dein Leben und mein Leben leben.
Doch dieses Leben, ich spreche hier bildlich, ist in uns neu geboren. Damit dieses Leben zunehmen und zum Ausdruck kommen kann, müssen wir es füttern – nicht mit Fleisch, sondern mit Geist.
Jesus sagt: „Meine Worte, die ich zu euch geredet habe, sind Geist und sind Leben.“ Das ist die reine, geistliche Milch, die wir brauchen, um zu wachsen. Es stimmt, er tut es, aber wir müssen ihn wachsen lassen. Das ist Christsein.
Übrigens ist das die erste Priorität: „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes.“ Schau, dass dein Reich in Ordnung ist, damit der König in dir möglichst großen Raum hat, um zu herrschen. Das ist Christsein – nicht mehr und nicht weniger.
Schlussgebet und Segenswünsche
Ich bete noch, himmlischer Vater, und danke dir so sehr, dass du den Herrn Jesus, deinen Sohn, geschickt hast, um uns zu erlösen. Danke, Herr Jesus, dass du als Person in diese Welt gekommen bist.
Herr, du hast gesagt, es ist gut, wenn ich zum Vater gehe, denn dann kannst du den Tröster senden, den Heiligen Geist. Dann lebe ich nicht nur in einem Leib, sondern in Tausenden, in Millionen von Leibern – in meiner Kirche, in meiner Gemeinde, in meinem Umfeld, in jedem Menschen, der mich einlässt.
Herr, ich bete, dass wir unser Königreich öffnen und du in unserem Leben nicht nur so wenig Raum findest wie in Bethlehem, wo du in einem Stall geendet bist. Wir wollen dir mehr Raum geben. Wir wollen dir alle Räume in unserem Leben öffnen, damit du der Herrscher in jedem Bereich sein kannst. So soll dein Leben in uns zunehmen. Wenn Menschen uns ansehen, sollen sie ein Stück von dir sehen – nicht weil wir so gut wären, sondern weil du lebst, auch in unmöglichen Menschen wie uns, auch in Sündern wie uns.
Aber es hat dir gefallen, durch die Torheit der Predigt Menschen zu erlösen und durch uns zu leben. Dafür danke ich dir, Herr. Das ist spannend, und ich bin so gespannt, was du an diesem Wochenende hier in Eitlingen tun wirst.
Wir beten um einen Segen für die Schwestern hier, die zur Verfügung stehen und das möglich machen, was du tun möchtest. Sie geben dir Freiraum. Herr, mögest du sie segnen.
Ich danke dir für all die jungen Leute hier. Welch ein Vorrecht, Teil deiner Gemeinde, deines Leibes zu sein. Ich freue mich auf das, was du in uns tun wirst.
Um deinetwillen: Dein Reich komme. Amen.
So wünsche ich noch einen schönen Tag und sage bis später.
