Einleitung: Die Bedeutung kleiner Rollen im Glaubensleben
Das ist das Lied von Johann Hermann über den christlichen Stand und Beruf, über das tägliche Leben als Christ. Davon handelt auch unser Predigttext. Es ist ein ganz kurzer Abschnitt aus dem Zweiten Buch der Könige, Kapitel 22, Verse 1 und 2.
Josia war acht Jahre alt, als er König wurde. Das ist doch eine Sensation. Er regierte einunddreißig Jahre in Jerusalem. Seine Mutter hieß Jedida, eine Tochter Adaias aus Bozkath. Die Jedida ist die Hauptfigur unserer Predigt heute: Mit Gott rechnen wie mit Zahlen – Jedida, eine Mutter, die Geschichte schreibt.
Josia tat, was dem Herrn wohlgefiel, und wandelte ganz auf dem Weg seines Vaters David. Er wich weder nach rechts noch nach links davon ab. Herr, segne dein Wort an unser aller Herzen! Amen!
Manfred Hausmann erzählt in seinen kleinen Begegnungen, wie er nach einer Theateraufführung in Münster mit Schauspielern zusammen in einer Kneipe saß. Er sagt, Schauspieler brauchen das, weil das, was sie geleistet haben, schnell vergeht. Sie brauchen Lob und Beifall.
Einer nach dem anderen setzte sich neben ihn und fragte, wie er seine Rolle gespielt habe. Ganz zum Schluss setzte sich noch ein junger Mann neben ihn und sagte, er interessiere sich besonders für das fachgerechte Urteil eines erfahrenen Mannes. Zwischen dem Spielleiter und ihm gebe es eine Meinungsverschiedenheit über seine Rolle.
Hausmann geriet in Verlegenheit und dachte: „Wir haben doch alle Rollen schon besprochen, was hat der Mann bloß gespielt?“ Er war gekränkt, als er ihn fragte, ob ihm das gar nicht aufgefallen sei. Der junge Mann tastete sich langsam vor und merkte richtig: Da war im zweiten Bild, in der nächtlichen Hafengasse in Brake, eine Regiebemerkung: „Ein Herr, Jammer, geht vorüber.“ Das war alles. Das war die Rolle, die der junge Mann gespielt hatte.
Dann fiel ihm wieder ein, dass dieser junge Mann diese Rolle mit ganzer Hingabe gespielt hatte. Er schlenderte auf die Mitte der Bühne, blieb an einem Laternenpfosten stehen, zog seine Uhr aus der Tasche und ging dann entschlossen weiter.
Manfred Hausmann sagt: Es ist doch etwas Großes, wenn ein Mensch in eine kleine Rolle alles hineinlegt und nur die eine Sorge hat, ob er sie füllen kann. Er sagt weiter: In der Kunst wie im Leben kommt es darauf an, an die beiläufigste Aufgabe, die einem gestellt wird, mit ganzem Können heranzugehen und nichts für gering zu halten. Das gilt für uns als Christen noch viel mehr.
Die Realität begrenzter Möglichkeiten im Glaubensalltag
Darüber möchte ich heute drei Gedanken mit Ihnen teilen.
Als Erstes: Uns sind enge Grenzen gesetzt, auch wenn wir vielleicht schon den großen Traum geträumt haben. Den Traum von der großen Rolle, die man eigentlich spielen könnte und spielen müsste. Oft fällt es uns schwer, dass unsere Mitmenschen unsere Gaben nicht kennen oder anerkennen. Wir haben nicht den Platz, der unseren Neigungen und Gaben entspricht.
Ich meine das nicht rührselig, sondern ganz ernsthaft: Jeder von uns ist irgendwie verkannt – mit Ausnahme derjenigen, die in einer Position sitzen, in der viel zu viel von ihnen verlangt wird. Diese Menschen fühlen sich oft überfordert. Daraus entsteht das fortwährende Quengeln, das Unglücklichsein, der Ärger, der Neid und die Spannung, die uns so sehr belasten – das, was man Stress nennt. All das entsteht, weil wir nicht dort sind, wo wir eigentlich mit unseren Gaben arbeiten könnten.
Uns sind Grenzen gesetzt, wir haben nicht den Raum zum Wirken. Uns wird die große Rolle vorenthalten, die wir eigentlich spielen könnten und wollten.
Nun haben wir aber in der Bibel eine Frau vor uns, die keine kleine Rolle hatte: Sie war immerhin Königsfrau. Das ist doch eine große Rolle. Sie konnte Hof halten. Isebel hat ja einmal vorgemacht, was man als Königin alles machen kann und wie man sogar den eigenen Ehemann manipulieren kann. Sie war eine Frau mit vielen Möglichkeiten und großer Ausstrahlung. Staatsbesuche, Politik mit ihrem Mann machen, einem Hofstaat vorstehen – das ist doch eine Rolle, von der man nur träumen kann.
Über diese Rolle wird von der Königin in der Bibel kein Wort erzählt. Nicht, dass die Frau ihrem Mann nicht gestanden hätte, wie man so sagt. Ich glaube einfach, dass es in unserem Leben Dinge gibt, die wir für wichtig halten, die aber schon ein paar Jahre später vom Sand verweht sind. Die Zeit vergeht, und es war nichts, was Geschichte gemacht hat.
Sicher, wir stehen im öffentlichen Leben, aber oft sind die Aufgaben, die Gott von uns erwartet, merkwürdig.
Die Begrenzungen der Jedida im politischen Umfeld
Ich muss noch erklären, warum dieser Jedi enge Grenzen gesetzt waren und warum es sich um eine Frau handelte, die keine große Rolle spielen konnte. Sie hatte einen Schwiegervater, der ebenfalls König war. Auch das war ein Privileg, das sie genoss. Dieser Schwiegervater war Manasse.
Manasse ging in die Geschichte Jerusalems und Judas als der König ein, der das Volk von Gott wegtrieb. Er baute das grässliche Götzenbild der Aschera wieder auf. Im Tempel ließ er zwei Altäre errichten zur Anbetung der Himmelsgottheiten. Außerdem stellte er Wahrsager an, die zu den maßgeblichen Personen der Politik wurden. Er folgte den Geistesbeschwörern und war ein Mann, der das Andenken und jeden Gedanken an das gesprochene Wort Gottes auslöschte.
Nun verstehen Sie, warum dieser Jedi als Schwiegertochter enge Grenzen gesetzt waren. Als ihr Mann Amon endlich an die Macht kam, konnte sie sich mit ihrem Glaubensleben nicht durchsetzen. Es waren ihr enge Grenzen gesetzt.
Ich weiß, wir planen das oft und diskutieren darüber. Wir machen große Sprüche darüber, was man als Christ eigentlich alles können müsste und wie man auf die Umwelt wirken sollte. Doch die Erfahrung zeigt, dass man gegen diese Grenzen kaum ankommen kann.
Die Frau war in eine Ehe eingebunden, in der sie nichts ausrichten konnte – an ihrem Mann Amon. Zwei Jahre nach seinem Regierungsantritt gab es eine Revolution der Am Ha'aretz, das waren die Landstände in Israel. Sie erhoben sich und ermordeten Amon.
Eine Schreckensherrschaft ging zu Ende, doch die Frau konnte nichts bewirken. Vielleicht könnte man sagen, sie hätte mehr tun können. Aber was wissen wir von ihr? Wie hat sie auf ihren Mann eingewirkt? Wie hat sie versucht, ihn zu beeinflussen? Ihr waren einfach Grenzen gesetzt. Es war ihr nicht gegeben, hier etwas zu verändern.
So wie es im Dritten Reich keine Widerstandsbewegung gab, die trotz aller Bemühungen die politischen Verhältnisse hätte erschüttern können, so gibt es auch in diesem Fall Grenzen, an die wir stoßen.
Grenzen im Glaubensleben heute: Beispiele aus der Gegenwart
Für einen Presse-Dienst Nachrichten aus Russland mussten wir eine Meldung fertigstellen. Dabei kam es zu einer Begegnung mit Führern einer stark bedrängten Kirchengruppe. Wir erhielten die Nachricht von Natascha Wins, der Tochter eines Gefangenen, dass ihr Vater seit April dieses Jahres im Hungerstreik im Gefängnis von Luhansk, das von Kiew kontrolliert wird, sitzt. Er wird zwangsweise ernährt, und niemand darf ihn mehr besuchen. Es ist nicht einmal bekannt, wann der Prozess stattfinden wird.
Es gibt Christen, die kaum noch etwas bewirken können, denn Grenzen sind gezogen. Man kann gegen die Macht der Finsternis kaum ankämpfen. Ein anderer Christ, Boris Dorowitz, ist in der Haft erblindet, lebt ebenfalls im Hungerstreik und steht am Rande des Todes. Die Christen haben nur noch in der Botschaft eine Mitteilung an die Christen weltweit gemacht: Wir bitten um eines – betet um Gottes Erbarmen, mehr nicht!
Es gibt Grenzen, die uns gesetzt sind. Wenn ich die Welt ändern könnte, wenn ich den Krieg abschaffen könnte, das Unrecht und die Gemeinheit, dann würde ich es tun. Aber es gibt Grenzen, die mir gesetzt sind.
Und dann gibt es eine Mutter, die plötzlich Geschichte schreibt, indem sie ihr Kind Josia erzieht. Das war ihr Amt, ähnlich dem eines Jedi-Ritters. Sie hat Geschichte gemacht – auch wenn es nur eine kleine Rolle war. Für andere in dieser Position wäre es selbstverständlich gewesen, sich lieber eine Amme oder einen Kinderhort zu suchen, weil sie wichtigere Aufgaben hätten.
Bei ihr ist es anders: Als ihr Mann Amon in der Revolution gestürzt wird, wird ihr achtjähriger Sohn, was eigentlich unsinnig erscheint, in ein Amt eingesetzt. Ich lese das zwischen den Zeilen heraus, erlauben Sie mir das. Ich habe lange über diese Frau nachgedacht. Hier zeigt sich, dass ein Volk sagt: Dieses Kind kann man in ein Amt einsetzen. Dieses Kind hat eine ganz andere Entwicklung durchgemacht, obwohl es einen gottlosen Vater hatte. Denn hier war eine Frau, die dieses Kind beeinflusst und geprägt hat.
Die Herausforderung, Gottes Rolle im eigenen Leben zu finden
Lassen Sie mich es noch einmal sagen: Mich beschäftigt wirklich die Frage, ob wir manchmal nicht noch viel mehr unsere Grenzen sprengen müssen. Sicher.
Ich habe gestern Abend mit einem Fraktionssprecher einer schwäbischen Kleinstadt gesprochen. Er sitzt dort im Gemeinderat und sagte, dass er sich im Frühjahr nicht mehr aufstellen lassen will. Er merkt einfach, dass man in der Kleinstadt ein Gesellschaftsleben aufbauen muss. Jede Freizeit geht kaputt, und deshalb zieht er sich jetzt zurück und engagiert sich wieder in der kirchlichen Arbeit.
Ich habe mit ihm gesprochen und gesagt: Warte mal, ob das nicht dein Ruf ist, gerade an diesem Platz zu wirken. Andere können andere Aufgaben übernehmen. Es gibt Aufgaben in der Öffentlichkeit, erst recht. Aber es kommt darauf an, wo Gott einen hingestellt hat. Es kann ganz anders laufen, als wir denken.
Hätte diese Jedi da nicht doch mit Papier und mit Geschrei etwas erreichen können? Sie hat es versucht und gemerkt, dass sie auf Grenzen stößt, wo sie nichts ausrichten kann. Dann aber gibt Gott an einem unbedeutenden und unscheinbaren Platz eine Aufgabe mit geschichtlichem Ausmaß.
Es ist ja interessant, dass Jesus in der Bergpredigt gesagt hat, dass er sich deutlich dagegen verwahrt, dass jemand im Reich Gottes eine Geldgabe gibt für die Sache Gottes, die eigentlich seinen Eltern zusteht, die er versorgen müsste.
Jesus sagt: Das Naheliegende, das Vordringlichste geht immer vor. Nicht, dass jemand meint, die großen Dinge wären es. Gott will in unserem Leben zuerst den Gehorsam im Kleinen. Dann können wir staunen, ob uns Gott überhaupt noch irgendwo anders gebrauchen kann – erst dann geht es hinaus in die Weite.
Es gibt sogar einen Dienst, der vom Kleinen in die Weite führt, wie bei dieser Mutter Jedida.
Die Notwendigkeit, sich von äußeren Erwartungen zu befreien
Nun mein zweiter Gedanke: Das erste war also, uns sind enge Grenzen gezogen, immer. Wir können nicht die Rolle spielen, die wir wollen. Die Frage ist: Welche Rolle hat Gott für uns vorgesehen?
Das Zweite: Man muss sich frei strampeln. Albert Schweitzer hat ein erschütterndes Bild der Weltgeschichte geprägt. Er sagt, die Weltgeschichte ist vergleichbar mit einem großen Rad, das unaufhörlich läuft und läuft.
Es gab große Menschen, die sich in die Speichen dieses Rades stemmten. Sie wurden zerrissen, zermahlen und hinuntergedrückt. Albert Schweitzer sagt, gegen das Rad der drehenden Weltgeschichte kann niemand ankommen.
Das ist ein ganz erschütterndes Bild. Vielleicht ist es auch nur aus seinem Leben heraus verständlich, dass er dann sagt: Ich kann noch an einer Stelle Liebe und Güte geben. Man könnte resignieren, wenn nicht in dieser Welt Gott sagen würde, dass er in der Weltgeschichte eine gegenläufige Bewegung einleiten will.
Dazu hat er Menschen berufen, dazu will er sie haben. Sie können nicht die ganze Weltgeschichte aufhalten, aber in einem Raum, wenn ihnen das von Gott geschenkt wird, können sie an einer Stelle gegenzudrehen. Wenn es ihnen mit ihrem Leben nur geschenkt ist, einen Menschen zur vollen Freude zu führen, einem Menschen zum Licht zu verhelfen, wenn es ihnen nur geschenkt ist, einen Menschen frei zu machen von Fesseln.
Das ist das Große in dieser Weltgeschichte, die sich so unheilvoll dreht. Wir denken manchmal ganz groß, was wir da alles für Gott tun können. Aber Gott sagt: Wenn du nur an einer Stelle mal anfängst.
Das war das Große an dieser Jedida. Bitte verstehen Sie mich nicht falsch, ich will hier keine falsche Innerlichkeit predigen. Es geht zuerst einmal darum, dass wir anfangen zu merken, dass es ein Wunder ist, wenn Gott uns überhaupt etwas schaffen lässt.
Und das fängt damit an, dass wir kleine Dinge für ganz wichtig ansehen. Wo braucht mich Gott, um diese gegenläufige Bewegung anzufangen – in seinem Namen, auf seine Sendung hin und in seinem Auftrag?
Die Jedida musste sich erst freistrampeln, denn das ist gar nicht leicht. Damals herrschten andere Erziehungsleitsätze, damals galten andere Wertmaßstäbe. Diese Jedida musste sich ganz auf das ausrichten, was Gott ihr sagt – und das ist nicht einfach.
Man muss sich freimachen vom Urteil der anderen. Die anderen spotten und sagen: Die tut jetzt bloß noch ihr Baby versorgen, was ist denn das? Aber sie hat diesen Raum von Gott zugewiesen bekommen, und diesen einen Weg sucht sie: Wo will mich Gott haben?
Die Individualität des göttlichen Rufes und die Gefahr der Nachahmung
Luther hat deshalb so stark gegen die guten Werke gekämpft, nicht weil er meinte, gute Werke seien nicht schön. Gute Werke sind sehr wichtig in einer Welt, in der es so viel Schlechtes gibt.
Luther hat gesagt, das Problem bei den guten Werken und bei der Predigt der guten Werke, auch wenn man heute Beispiele guter Taten gibt, ist, dass diese oft nur kopiert werden. Er nannte das die Imitatio, die Nacheffung, die Nachahmung. Und er sagte, dass das immer falsch wird.
Das war natürlich richtig, was Franz von Assisi gelebt hat. Wenn aber ein junger Mann dieses Leben nachäfft, nur weil es ihm imponiert, und er keine Berufung Gottes dafür hat, ist sein ganzes Leben verfehlt.
Deshalb war Luther gegen die Möncherei. Er sagte, man müsse schauen, welche Rolle Gott für einen selbst vorgesehen hat. Für jeden ist diese Rolle eine andere.
In seiner originellen und drastischen Art sagte er: Über alle scheint die Sonne – über den Bauer und den König, über die Rosen und die Dornen, über das Schwein auf der Hintergasse und über die schönen Mädchen. Die Sonne scheint über alle, aber jeder lebt ein anderes Leben.
So ist es auch bei den Christen. Man darf die Rolle nicht einfach übertragen.
Luther hat die guten Werke selbstverständlich hochgehalten. Wie sollten wir denn sonst als Christen leben? Aber er sagte, man müsse danach schauen, welche Aufgabe Gott für einen bereit hält. Diese kann ganz anders sein als bei anderen.
Es wird gefährlich, wenn man konkrete Beispiele gibt, weil man Menschen in eine Richtung zieht, die für sie völlig falsch sein kann. Das kann jetzt bei der Predigt passieren: Da sitzt jemand und fragt sich, warum Gott ihm keine Kinder schenkt, weil er so schön über die Mutter gepredigt hat und selbst Mutter sein wollte.
Dann wird es falsch, wenn Gott für diese Person eine andere Rolle bereitet, durch die er sie reich machen will. Man kann doch nicht einfach kopieren. Hier geht es nicht ums Muttersein.
Vielmehr geht es darum, dass damals eine Frau ein Amt ergriff, das weit außerhalb ihrer normalen Reichweite lag. Sie merkte, dass sie, wenn sie es als Aufgabe Gottes übernimmt, weiterwirken und Großes damit bewirken kann.
Man kann das vergleichen mit der Rolle eines kleinen Schauspielers. Doch es gibt einen großen Unterschied: Nicht nur ein Schauspieler wird auf der Bühne gezeigt, sondern Gott wirkt, so hat Luther gesagt, verborgen wie durch Masken in unserem Leben in dieser Welt, indem er segnet und heilt.
Deshalb soll durch die Menschen dort, wo sie morgen und übermorgen leben, die heilende Wirkung unseres Gottes sichtbar werden. So dürfen sie ihren Beruf, ihre Familie und ihr ganz normales Leben vor Gott ganz neu begreifen.
Die Wirkung des Gehorsams im Kleinen und die Kraft des Glaubens
Noch ein letztes Mal: Es kommt viel dabei heraus. Wir hatten davon gesprochen, dass uns enge Grenzen gezogen sind. Das macht nichts. Man muss sich freistrampeln, ja, damit man ganz für sich allein merkt, was Gott mit einem vorhat.
Und noch das Letzte: Es kommt viel dabei heraus. Manchmal tut man so, als sei es nicht erlaubt, als Christ nach Erfolg zu schielen. Aber es ist ganz wichtig, ob etwas dabei herauskommt, denn sonst hat es ja gar keinen Wert. Wenn aus all dem Einsatz und der Mühe nichts herauskommt, was wir für ihn wagen – bei der Jedida kommt viel heraus.
Es ist jetzt nur noch ein Sandkastenspiel, wenn man sich durchrechnet: Hätte die Jedida nicht mehr erreicht, wenn sie damals selber die Revolution angezettelt hätte? Das ist ja eine Frage, die heute ernsthaft unter jungen Menschen wieder diskutiert wird. Gibt es nicht Augenblicke, in denen man besser zur Gewalt greift, um die unmöglichen Grenzen dieser Welt zu sprengen? Das kann man durchdiskutieren.
Und es gibt dann auf der anderen Seite diese Frau, die es probiert und merkt, dass es eine Grenze gibt. Wir hatten in unserer Predigtreihe auch Leute, die diese Grenze durchsprengen konnten, wie Deborah, die in die Weite wirkt, in eine unheimliche Weite. Es liegt ganz verschieden, aber hier ist ihre Frau, eine Frau, die im kleinen Leben Großes wirken kann.
Jesus sagt einmal: „Ohne mich könnt ihr nichts tun.“ Nun, ich kann ohne Jesus eine Menge machen. Ich kann Papier vollschreiben, ich kann einen vollen Terminkalender abspulen. Aber Jesus meint ja etwas ganz anderes: „Ohne mich könnt ihr nichts tun“ – von dem, was seine Taten sind, von dem, was diese Welt erhält, von dem, was diese Welt heilt und zurechtbringt.
Eine Frau darf Spuren machen, Spuren des Wirkens Gottes. Sie hätte nie ahnen können, dass das so bald schon zur Erfüllung kommt. Wo hätte sie damit rechnen können, dass ihr achtjähriges Kind eine solche Aufgabe zugemessen bekommt? Wer kann damit rechnen? Es geht ganz anders, als wir denken.
Aber überall finden wir in der Bibel diese Linie: Als die Hirten von Bethlehem diese wunderbare Offenbarung der Nacht hatten – „Euch ist heute der Heiland geboren“ –, treten sie vor Jesus hin. Dann ziehen sie durch die Nacht zurück und gehen wieder an ihre Viehherden. Das ist nichts Plakatives, nichts Großes, nichts, womit man Schlagzeilen machen kann oder womit man mit einem Marxisten streiten könnte, ob nicht die Christen doch mehr in der Welt leisten.
Sie stehen oft an einem kleinen, verborgenen Ort. Nicht, weil sie sich zurückziehen, sondern weil sie diese eine Sorge haben: Ob sie für Gott ganz gebraucht werden können an genau diesem Platz. Nicht anders bei Maria, der anvertraut wird, dass sie Jesus gebären darf. Da bleibt sie in der Stille und geht in ihrem kleinen Leben an dieser Aufgabe weiter, wo sie stand.
Die Bedeutung der Grenzen im Leben Jesu und in unserem Leben
Auch Jesus selbst hat großen Wert darauf gelegt, die Grenzen seines Lebens zu respektieren, die ihm von Gott zugemessen wurden. Dabei müssen wir darauf achten, ob diese Grenzen tatsächlich von Gott vorgegeben sind. Jesus ging kaum über Galiläa hinaus und wirkte seine Wunder und Zeichen vor allem im Reich Israel. Er wusste, dass dies der Platz war, den Gott ihm anvertraut hatte.
Gerade weil Gott Großes in uns schaffen will, ist es wichtig, den Platz zu finden, an dem er uns hingestellt hat. Ich kann Ihnen versichern, dass unser Gott aus Ihrem Leben etwas Großes, Weites und Tiefes machen will – genau dort, wo er Sie hinstellt, wenn Sie sich von ihm leiten lassen und sein Geist Sie antreibt.
In diesem Dienst für Gott wird man nicht überfordert. Man wird nur überfordert, wenn man menschlichen Leitbildern folgt, auch solchen, die als christliche Leitbilder gelten und vorschreiben, was man alles tun müsse. Gott hat für sein Volk Ruhe bereitgestellt und gibt niemals Übermaß.
Es kommt einzig darauf an, dass ich die Rolle spielen kann, die er für mich vorgesehen hat, und durch die ich für ihn Segen stiften kann. Gott will durch Sie jetzt Geschichte schreiben. Amen.