Also, jetzt zum Thema. Es geht wieder um die Staffelübergabe, und das Thema heißt heute „Macht zu Jüngern – der vergessene Befehl“. Dabei müssen wir uns die Frage stellen: Was ist überhaupt Jüngerschaft?
Ich möchte dazu noch einmal einen Vers lesen, und zwar aus Matthäus 28, die Verse 19 bis 20. Das ist das, was der Herr Jesus seinen Jüngern sagt, als er sich von ihnen verabschiedet, um zu seinem Vater im Himmel zurückzugehen.
Da sagt er in Matthäus 28: „Geht nun hin und macht alle Nationen zu Jüngern! Tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie, alles zu bewahren, was ich euch geboten habe!“
Das ist sozusagen das Vermächtnis, das der Herr Jesus seinen Jüngern hinterlässt. Aber ich glaube, es ist auch das Vermächtnis an dich und mich.
Der Auftrag zur Jüngerschaft als Vermächtnis Jesu
Schauen wir uns diesen Vers noch einmal genau an. Im Grunde ist es ein Auftrag ohne Option. Wenn da steht „Geht nun hin“, dann sagt der Herr Jesus nicht: „Bildet Missionare aus und schickt sie in die Welt.“ Er sagt einfach: „Geht!“
Ich merke das bei mir selbst: Man tut sich schwer damit. Stell dir vor, der Herr Jesus sagt: „Geht hin nach Dortmund und macht zu Jüngern.“ Das Praktische ist ja, wir brauchen gar nicht mehr in die Welt hinauszugehen. Die Welt kommt ja zu uns.
Du musst nicht einmal Fremdsprachen lernen, um anderen Völkern das Evangelium zu sagen. Die müssen Deutsch lernen, oder? Also einfacher kann Gott es uns heute gar nicht machen.
Natürlich kann man sich vor all den vielen Leuten fürchten, die so anders sind als wir. Aber manchmal denke ich: Müssen die sich nicht eher vor den richtigen Ruhrpottlern fürchten? Gott im Pott, oder?
Ich denke an die Worte: „Geht nun hin.“ Der Herr Jesus sagte das seinen Jüngern. Die Jünger hatten sich damals schwergetan und hatten durchaus Gründe, nicht in die Welt hinauszugehen. Sie blieben erst einmal in Jerusalem. Das hatte der Herr Jesus ihnen gesagt: „Bleibt, bis ich meinen Geist schicke.“ Aber auch dann blieben sie.
Immerhin kamen 3000 zum Glauben. Damit wären wir ja auch zufrieden, wenn 3000 hier in Dortmund zum Glauben kämen. Kurz darauf kamen noch mehr hinzu, es waren 5000. Da wurde es schon ein bisschen brenzlig.
Die ersten Schritte der Jüngerschaft und die Herausforderung der Verfolgung
Haben sie dann eine Kirche oder einen Gemeindesaal gebaut? Nein, in Israel ist meistens schönes Wetter, da kann man Open Air feiern. Das könnte man hier in Dortmund auch machen. Das Stadion ist groß genug.
Jesus muss in die Gemeinde von Jerusalem eingreifen und uns hinauswerfen. Er schickt eine Verfolgung. Und wir sagen: „Herr Jesus, bitte nicht!“ Aber nur durch diese Verfolgung zwingt er im Grunde die ersten Jünger dazu, hinauszugehen.
Erst danach gehen die ersten Jünger nach Samaria, dann nach Galiläa, anschließend nach Syrien und Antiochien. In Kapitel 9 der Apostelgeschichte lesen wir, dass diejenigen, die zerstreut waren – also nicht einfach nur zerstreut, sondern von Gott ausgestreut wurden – hinausgingen.
Oft denke ich daran, und ich bin auch so erzogen worden: Wir laden ein, kommt her! Wir haben Evangelisation gemacht. Alle vier Wochen gab es sonntags eine Evangelisation. Aber es kam keiner.
Dann habe ich Grafik und Werbung studiert und dachte: Jetzt weiß ich, wie es geht. Ich habe Anzeigen in Zeitungen geschaltet. Für einen Kunden in Wuppertal habe ich Anzeigen gemacht. Wenn ich samstags eine Anzeige in die Zeitung setzte, hatte dieser Kunde am verkaufsoffenen Sonntag tausend Kunden in seinem Laden.
Ich dachte, ich weiß es. Also haben wir auch eine Anzeige für die Gemeinde in die Zeitung gesetzt. Aber es kam keiner.
Die Grenzen von Werbung in der Evangelisation und die Bedeutung persönlicher Beziehungen
Ich bin froh, dass ich gleich zu Beginn gemerkt habe, dass normale Werbung bei Christen nicht funktioniert. Werbung bei Christen läuft hauptsächlich über die Beziehung, das Persönliche.
Wir sagen: Geht hin! Wir bilden Leute aus und schicken sie dann in fremde Länder. Und Jesus sagt: „Geht! Und sagt nicht nur: Kommt her!“ Das wisst ihr alle. Für Fremde ist das hier oft eine Hemmschwelle.
Auch bei uns ist das so. Wir sind eine Gemeinde, die im Hinterhof liegt. Dort gibt es erst die Schwelle vorne und dann noch eine weitere. Das merken wir auch in unserem Café in einem anderen Stadtteil. Fremde kommen, schauen sich um und fragen sich: Ist das hier eine Sekte?
Ich bin froh, dass ich jetzt gar nichts mehr sagen muss. Die Senioren, die wir zum Frühstück zusammen haben, sagen schon: „Komm rein, setz dich hin, hol dir was zu trinken, merkst du?“ So ist das.
Die Leute kommen mit Hemmungen herein. Dann muss man ihnen sagen: „Hey, wir sind nicht so fremd. Wir duzen uns alle. Du auch?“ In unserem Café duzen wir uns alle. „Ich bin Eberhard, wie heißt du? Wenn du weiter siezen möchtest, kannst du mich gerne siezen, aber ich sage du zu dir. Einverstanden?“ So läuft das.
Dann fangen sie an zu lachen und das Eis ist gebrochen. Diese Schwelle muss man den Leuten nehmen.
Es gibt eine Frau, die immer etwas abgesondert sitzt. Nach dem Kaffeetrinken mache ich mit einigen Senioren, die interessiert sind, ein gemeinsames Bibellesen. Ich habe sie eingeladen: „Möchten Sie auch mit der Bibel lesen?“ Sie antwortete: „Nein, ich bin Atheistin.“ Ich sagte: „Das macht nichts, das kann sich ändern.“
Wir brauchen keine Angst zu haben. Inzwischen kommt sie extra pünktlich zum Bibellesen, nicht zum Frühstück, aber zum Bibellesen. Das kann sich ändern.
Persönliche Begegnung als Schlüssel zur Jüngerschaft
Geht hin. Ich muss sagen, ich habe auch lernen müssen, auf andere zuzugehen. Das werdet ihr ebenfalls merken: Wenn ihr auf andere zugeht, sind sie vielleicht schüchtern, aber nicht mehr ihr.
Jesus sagt zu seinen Jüngern: Geht hin! Das bedeutet, der Missionsbefehl ist nicht nur für Spezialisten gedacht. Wir denken oft, dass er nur für diejenigen gilt, die Geld in den Beutel für die Unterstützung geben. Aber eigentlich sollten wir Christen bei uns zu Hause an die Wohnungstür von innen ein Schild hängen: Achtung, Sie verlassen jetzt Ihr Zuhause und betreten das Missionsgebiet.
So ist es doch. Deutschland ist Missionsland. Es ist nicht mehr so, wie es noch vor hundert Jahren war. Damals galt Wuppertal als fromm, und es gab den Spruch: „Gehst du nach Wuppertal, nimm die Bibel mit, sonst kommst du nicht durch.“
Diese Zeit ist schon lange vorbei. Ich glaube, es ist wichtig, dass wir die Botschaft wirklich herausbringen.
Der Missionsbefehl und die Bedeutung der Taufe
Schauen wir uns noch einmal den Inhalt des Auftrags an. Wir hatten gesagt: Da heißt es, geht nun hin und macht alle Nationen zu Jüngern und tauft sie. Manche Übersetzungen sagen sogar: indem ihr sie tauft.
In unseren Kreisen ist es üblich, dass jemand zum Glauben kommt und man erst einmal abwartet. Man schaut, ob er sich bewährt. Und man fordert niemanden zum Taufen auf, erst wenn die Person sich meldet. Oder ist das bei euch anders? Das war ein ungeschriebenes Gesetz in den Brüdergemeinden, oder? Nur auf besonderen Wunsch wird getauft.
Wo steht das? Hier steht: Macht zu Jüngern und tauft sie. Ich kenne nur einen Evangelisten, der das tatsächlich so praktiziert, und das ist Markus Wesch. Er hat mir gesagt: „Ich predige in der letzten Predigt über die Taufe und fordere auf, dass sich jeder, der zum Glauben gekommen ist, in der nächsten Woche taufen lässt.“
Und er sagt, er stellt fest, dass die, die sich haben taufen lassen, mehr beim Glauben bleiben als diejenigen, die es nicht tun. Das ist wirklich ein öffentliches Bekenntnis, dass sich etwas in meinem Leben verändert hat.
Ich weiß noch, ich habe mich, wie ich sagte, mit neun Jahren bekehrt. Dann vergehen die Jahre, und irgendwann stellt sich die Frage: Wann lässt du dich taufen?
Dann kam ein Reisebruder zu uns. Das war das Pech, wenn man immer die Reisebrüder bei sich beherbergte. Wir als junge Leute waren dann oft Opfer – ich sage jetzt nicht, welcher es war. Er kommt ins Wohnzimmer, ich sitze da und lese gerade etwas. Er bleibt vor mir stehen und fragt: „Jung, bist du bekehrt?“ Ich antworte: „Jo.“ Er fragt weiter: „Bist du getauft?“ Ich sage: „Nö.“ „Warum nicht?“ Er dreht sich um und geht wieder raus.
Ich habe auch gedacht, das war eine Seelsorge mit dem Holzhammer, aber es hat bei mir geholfen. Ich bin dadurch wach geworden. Ich habe mir gedacht: Warum nicht? Warum habe ich mich nicht taufen lassen? Immerhin war ich zu dem Zeitpunkt achtzehn Jahre alt.
Ich glaube, es ist wichtig, mit jungen Leuten darüber zu sprechen. Wir machen das in letzter Zeit so: Wir setzen einen Tauftermin an und sprechen junge Geschwister an: „Willst du dich nicht taufen lassen?“ Manchmal auch Ältere. Es gibt ja solche, die können ihr Leben lang auch ohne Taufe auskommen.
Aber man merkt ja, wenn Jesus das hier im sogenannten Missionsbefehl sagt, dann hat er die Taufe mit integriert, oder? Wer sich nicht taufen lässt, müsste auf jeden Fall begründen können, warum er das nicht tut.
Vielleicht frage ich mich auch selbst noch einmal: Warum habe ich mich taufen lassen? Ich gehe hier von der Glaubenstaufe aus, also nicht von der Kindertaufe.
Die Bedeutung der Belehrung im Missionsbefehl
Wenn wir uns den Vers noch einmal ansehen, steht darin auch der Auftrag zur Belehrung. Es heißt: „Lehrt sie, alles zu bewahren, was ich euch geboten habe.“ Das bedeutet, die biblische Lehre ist von Jesus selbst befohlen.
In unseren Kreisen haben wir das oft reduziert. Für uns bedeutet der Missionsbefehl, einige Missionare auszubilden und sie auszusenden, damit sie Menschen bekehren. Wenn das in Deutschland geschieht, bilden wir Evangelisten aus, die Leute bekehren sollen. Aber genau das sagt Jesus nicht.
Meistens läuft es so ab: Wir veranstalten eine Evangelisation. Für einen Katholiken hat das Wort „Evangelisation“ ohnehin kaum Bedeutung, denn es ist etwas Evangelisches und hat mit Katholiken wenig zu tun.
Jesus sagt jedoch: „Macht zu Jüngern, tauft sie und belehrt sie.“ Das ist ein klarer Auftrag. Ich glaube, es ist wichtig, dass uns das neu bewusst wird. Dieser Auftrag ist kein zusätzliches Programm, sondern gehört zum Missionsbefehl des Herrn Jesus.
Jüngerschaft als Prozess des Nachahmens und Weitergebens
Wie macht man Jünger? Das haben wir heute Nachmittag gesehen. Jüngerschaft entsteht dadurch, dass man etwas vormacht und der andere es nachahmt. So schreibt Paulus in 2. Timotheus 2,2: „Was du von mir in Gegenwart vieler Zeugen gehört hast, das vertraue treuen Menschen an, die tüchtig sein werden, auch andere zu lehren.“
Damit wird sofort deutlich gemacht, dass das, was ich einem anderen weitergebe, auch an Lehre weitergegeben werden soll. Es soll bei ihm bewirken, dass er es ebenfalls wieder weitergeben kann. Das heißt: Jünger machen Jünger, die wiederum Jünger machen, die wiederum Jünger machen, und so weiter.
Ich habe euch gestern von einem Missionar erzählt, ich weiß nicht, ob er noch lebt: Ralf Schallis. Er hat unter Moslems gearbeitet und ein hervorragendes Buch geschrieben, das es vermutlich nur noch antiquarisch gibt. Es heißt „Lebendige Zellen“. Als ich das Buch gelesen habe, schreibt er darin, dass, wenn wir dem Auftrag des Herrn Jesus nachkommen würden, und dann fängt er an zu rechnen.
Stell dir vor, du würdest in einem Jahr einen Menschen zum Herrn führen und ihn so belehren, dass er selbst bereit ist, im nächsten Jahr einen zum Herrn zu führen und zu einem Jünger zu machen. Dieser wiederum wäre bereit, im darauffolgenden Jahr einen Menschen zu bekehren und zu Jünger zu machen.
Das bedeutet so etwas wie ein Schneeballsystem, oder? Er sagt: Wenn du nur einen im Jahr zum Herrn führst und ihn befähigst, wieder einen im Jahr zum Herrn zu führen, der wiederum einen zum Herrn führt, dann kennst du das Spiel mit dem Schachbrett und den Reiskörnern.
Ralf Schallis hat das ausgerechnet und sagt: Wenn jeder Christ das tun würde – jedes Jahr nur einen bekehren, der wiederum jedes Jahr nur einen bekehrt –, dann wären innerhalb von dreißig Jahren die gesamte Weltbevölkerung bekehrt.
Und du fragst dich: Hä? Ja, und was ist schiefgelaufen?
Die Dringlichkeit und das Potential der weltweiten Jüngerschaft
Ich bin über einen Artikel von Ralf Schallis gestolpert. Man fragt sich manchmal, warum sich das Evangelium in der Anfangszeit der Apostelgeschichte innerhalb weniger Jahre im gesamten Römischen Reich verbreitet hat. Was war damals anders?
Lag es an viel besseren technischen Möglichkeiten? Heute kann man durch das Internet die gesamte Weltbevölkerung erreichen – zumindest die, die bei Facebook sind. Und Google übersetzt sogar automatisch in fremde Sprachen. Man braucht also nicht einmal selbst andere Sprachen zu sprechen. Was hindert uns also daran?
Der Missionsbefehl lautet: Macht zu Jüngern. Und Paulus hat Timotheus mitgegeben, dass er das Evangelium Menschen anvertrauen soll, die tüchtig sind, andere zu lehren. Die meisten Christen heute sind damit zufrieden, wenn sie selbst gerettet sind – Hauptsache ich. Sie kümmern sich nicht darum, dass ihre Verwandten, Nachbarn und Arbeitskollegen verloren gehen.
Eigentlich müssten uns das schlaflose Nächte bereiten, oder? Mir ging es am Anfang meines Glaubenslebens als Grafiker ähnlich. Ich habe gesehen, welche merkwürdigen Traktate Wilfried Schmidt an Kinder verteilt hat. Das hat mir schlaflose Nächte bereitet. Daraufhin habe ich angefangen, für Heuckelbach Traktate zu schreiben und zu gestalten.
Ich denke, die Leute müssen das Evangelium begreifen und mitbekommen. Manchmal ist es gut, wenn man schlaflose Nächte hat, oder?
Evangelisation im Alltag und authentisches Christsein
Wie kannst du deinen Verwandten, deinen Bekannten und deinen Arbeitskollegen das Evangelium weitersagen? Natürlich wird dein Chef dich nicht dafür bezahlen, während der Arbeitszeit zu missionieren. Das ist logisch. Aber du brauchst das auch gar nicht.
Lege einfach eine offene Bibel auf deinen Schreibtisch, und du wirst angesprochen. Du musst nicht einmal aktiv auf andere zugehen. Trau dich doch einfach, mit einem Button ins Chefzimmer zu gehen, auf dem steht: „Jesus liebt dich.“
Natürlich passiert es dann, dass ein großer Agenturchef zu mir sagt: „Herr Platte, Sie könnten Ihre Rechnung eigentlich kleiner schreiben. Oder finanzieren Sie Ihre Sekte damit? Ich bin nicht so fromm wie Sie.“ Dann lächelst du und denkst dir: „Lass mal, ne?“
Ein paar Wochen später ruft er mich an: „Herr Platte, können Sie Samstagnachmittag kommen? Dann ist keiner sonst im Büro, aber ich brauche Sie unbedingt.“ Ich fahre hin, und der große Agenturchef sitzt ganz klein vor mir. Seine Mutter war gestorben, und er fragt: „Herr Platte, was ist danach? Sagen Sie mir was.“
Ja, dafür kann man doch ausgelacht werden, oder? Und ich glaube, das ist wichtig.
Oder eine Sekretärin kommt und sagt: „Herr Platte, warum sind Sie eigentlich immer so ruhig bei unserem komischen Chef hier?“ Ganz spontan habe ich ihr geantwortet: „Das kommt wahrscheinlich daher, dass ich immer, bevor ich hier reinkomme, unten vor der Tür bete.“ Hä?
Dann muss sie natürlich nachfragen, und ich frage sie: „Soll ich für Sie auch beten?“ „Äh, ja.“ Beim nächsten Mal kommt sie dann und sagt: „Können Sie mir eine Bibel mitbringen?“
Du brauchst gar nicht groß missionieren. Du musst nur der „dumme Fromme“ sein. „Lasst euch doch auslachen, was soll's denn? Jünger machen Jünger.“
Paulus schreibt im Philipperbrief etwas Ähnliches: „Was ihr auch gelernt und empfangen und gehört und an mir gesehen habt, das tut, und der Gott des Friedens wird mit euch sein“ (Philipper 4,9).
Das ist eine große Herausforderung. Paulus öffnet sich und sagt: „Ich habe euch etwas erzählt, ihr habt es gelernt, ihr habt es gehört, ihr habt es bei mir gesehen.“
Und ich glaube, das ist mit das Wichtigste: dass andere Menschen merken, dass du authentisch bist und das lebst, was du sagst.
Die Bedeutung von Authentizität und Lebenszeugnis in der Jüngerschaft
Den Vers, den ich zu Anfang zitiert hatte, 1. Thessalonicher 2,8, schreibt Paulus von sich: „So in Liebe zu euch hingezogen, waren wir willig, euch nicht allein am Evangelium Gottes, sondern auch an unserem eigenen Leben Anteil zu geben, weil ihr uns lieb geworden ward.“
Ich glaube, es ist wichtig, dass wir erkennen: Lebe dein Christsein vor den anderen! Jüngerschaft ist in unseren Kreisen über viele Jahre sträflich vernachlässigt worden.
Was sagt Jesus über Jüngerschaft? Im Lukas-Evangelium, Kapitel 14, sagt er: „Wenn jemand zu mir kommt und hasst nicht seinen Vater und die Mutter, die Frau, die Kinder, die Brüder und die Schwestern, dazu aber auch sein eigenes Leben, so kann er nicht mein Jünger sein. Und wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachfolgt, kann nicht mein Jünger sein.“
Ist darüber schon einmal gepredigt worden? Wir sagen oft, das ist ein hartes Wort, oder?
Jesus begründet es: „Denn wer unter euch, der einen Turm bauen will, setzt sich nicht vorher hin und berechnet die Kosten, ob er das Nötige zur Ausführung hat, damit nicht etwa, wenn er den Grund gelegt hat und nicht vollenden kann, alle, die es sehen, anfangen, ihn zu verspotten und sagen: Dieser Mensch hat angefangen zu bauen und konnte nicht vollenden.“
Jesus schließt den Abschnitt ab: „So kann nun keiner von euch, der nicht allem entsagt, was er hat, mein Jünger sein.“
Die Kosten der Jüngerschaft und die Priorität Jesu im Leben
Solche Verse trauen wir uns kaum zu lesen. Hat Jesus etwas gegen dein Portemonnaie, gegen dein Auto oder gegen dein Haus? Ich glaube nicht. Jesus hat auch reiche Leute zu sich gerufen.
Aber es ist immer die Frage, wie ich damit umgehe und ob mein Herz daran hängt. Ihr habt das wahrscheinlich gerade in der Zeitung gelesen: Der oberste Chef von Tengelmann wird seit einer Woche vermisst. Was hat er von seinem Geld? Was ist uns wirklich wichtig?
Woher kommt es, dass auch heute Menschen in Ländern, in denen Christen verfolgt werden, trotzdem Christen bleiben? Wir können den Menschen nicht einfach sagen: „Kommt zu Jesus, und alles wird gut.“ Für viele fangen dann die Probleme erst an.
Ich denke da an unsere Pflegetochter. Als sie von der Droge wegkam und Jesus angenommen hat, ist sie zu ihrer Mutter gegangen und hat gesagt: „Du musst dich bekehren.“ Sie hat das natürlich nicht besonders weise gesagt. Sie hat ihr vorgeworfen: „Du bist eine Mörderin, du hast meinen kleinen Bruder abgetrieben.“
Was hat die Mutter gemacht? Sie hat sie rausgeschmissen und gesagt: „Ich wünschte, du wärst wieder auf Droge und nicht bei Jesus.“
Was ist das Wichtigste in meinem Leben? Wisst ihr, als ich meine Frau kennengelernt habe, habe ich sie gefragt: „Erika, könntest du dir vorstellen, meine Frau zu werden?“ Da hat sie gegrinst und gesagt: „Ich hab dich lieb, aber ich hab jemand anders noch lieber.“
Ich habe ihr geantwortet: „Das passt gut, das ist bei mir auch so. Wir haben Jesus noch lieber.“
Und das ist die Frage immer: Ich habe euch zu Anfang gesagt, dass ich meine Frau geliebt habe, dass ich sie immer noch liebe, und dass ich meine Familie und meinen Beruf liebe. Aber Jesus liebt man noch mehr.
Und Jesus sagt: „Ich möchte bei dir an erster Stelle stehen.“
Die persönliche Beziehung zu Jesus als Grundlage der Jüngerschaft
Wie war das damals bei Petrus in Johannes zwanzig, da am See Tiberias? Jesus fragt Petrus: „Liebst du mich mehr als die anderen?“ Petrus weicht aus.
Wir kennen auch im Deutschen den Unterschied zwischen „Ich liebe dich“ und „Ich hab dich lieb“, oder? In Bayern wird das noch deutlicher. Dort sagt man entweder „Liebst mi?“ und ein echter Bayer sagt „I mog di!“ Ein großer Unterschied, oder?
Jesus fragt: „Liebst du mich? Und mehr als die anderen Jünger, liebst du mich?“ Petrus antwortet: „Herr Jesus, ich habe dich lieb.“ Jesus fragt noch einmal: „Petrus, liebst du mich?“ Und Petrus sagt wieder: „Herr, ich habe dich lieb.“
Beim dritten Mal steigt Jesus auf die Ebene von Petrus herunter und fragt: „Petrus, hast du mich lieb?“ Da wird Petrus traurig, weil er merkt, dass Jesus ihn wirklich kennt.
Wenn Jesus und Petrus Bayern gewesen wären, hätte es so geheißen: „Petrus, liebst mi?“ Und Petrus hätte geantwortet: „I mog di.“ Also: „Petrus, liebst mi?“ – „I mog di.“ Oder auch: „Petrus, mogst mi?“ – „I mog di.“
Wo steht Jesus bei dir in deinem Leben? Jesus sagt: „Wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachkommt…“ Und das heißt nicht, wie wir Deutschen manchmal sagen: „Wir haben es im Kreuz“ oder „Das ist schon ein Kreuz mit meiner Krankheit.“ Nein, das meint Jesus nicht.
Das Kreuztragen heißt: Bist du bereit zu sterben? Das ist der eigentliche Punkt für Jüngerschaft.
Die Frage ist immer: Geben wir uns zufrieden, Menschen zu bekehren, damit sie Jesus finden? Ja, das ist wichtig. Aber Jesus möchte mehr. Er möchte dein Herz. Dann kann er dich gebrauchen.
Wenn Jesus dein Herz hat, dann hat er auch dein Portemonnaie. Dann hat er auch dein Auto. Dann hat er auch dein Haus.
Kennzeichen und Herausforderungen der Jüngerschaft heute
Und ich glaube, dass das das Wichtige ist.
Kennzeichen von Jüngerschaft: Jünger folgen Jesus. Jünger spiegeln Jesus wider. Jünger helfen anderen, Jesus zu folgen. Jünger bauen Beziehungen auf. Jünger wissen sich von Jesu Gnade abhängig. Jünger predigen durch ihr Leben.
Merken wir eigentlich, dass dieser sogenannte Missionsbefehl weit mehr ist als nur die Hoffnung, dass Menschen zum Glauben finden? Wir fragen uns oft: Warum tut sich so wenig in Deutschland? Warum tut sich so wenig? Wie viele Menschen sind in den letzten fünf Jahren hier in der Gemeinde zum Glauben gekommen?
Ich glaube, dass es wichtig ist, dass wir brennen. Du kannst nur andere entzünden, wenn du selbst brennst. Und das ist für mich immer ein Wunder.
Wir haben bei uns in der Gemeinde eine alte Schwester. Sie wird in zwei Wochen einundneunzig Jahre alt. Sie ist unsere fleißigste Traktatverteilerin. Sie sagt immer: „Eberhard, habe Futter für mich, ich brauche wieder Kanonenfutter.“ Sie evangelisiert pausenlos und sie brennt dafür.
Wenn du ihr Leben siehst, hat sie kein leichtes Leben gehabt. Sie sagt: „Im Grunde mache ich ja schon lange Überstunden. Ich könnte schon lange im Himmel sein, aber Jesus will mich noch nicht, also muss ich weiter unterwegs sein.“
Der Herr hat ihr Gnade gegeben. Sie läuft noch ohne Stock, fährt mit öffentlichen Verkehrsmitteln und ist auch bei uns im Café immer dabei. Sie bezeugt ihren Herrn und sie brennt für den Herrn Jesus.
Ich denke oft: Herr, ob ich mit 91 Jahren noch so sein werde, wenn du mir keine Rente gibst? Wir dürfen durcharbeiten bis zum Umfallen. Und ich glaube, das darf uns Mut machen.
Jüngerschaft fängt damit an, dass du wirklich selbst ein Jünger bist.
Begeisterung für Jesus als Motor der Jüngerschaft
Ich war im vergangenen Jahr auf einer Gemeindefreizeit in einer Gemeinde. Dort hatten sie mich gebeten, etwas zum Thema Gemeinde zu sagen. Ich erzählte ihnen das, was ich euch im letzten Jahr erzählt habe.
Danach kamen zwei junge Frauen zum Glauben, und ich war überrascht. Ich sagte: „Ich habe doch gar nicht evangelisiert.“ Sie antworteten: „Du warst so begeistert von der Gemeinde, da wollen wir auch dazugehören.“
Du darfst begeistert sein von Herrn Jesus. Du brauchst keine Angst zu haben, dass du charismatisch wirst. Dafür hält der Herr Jesus dich schon schön auf dem Boden. Aber begeistert sein von Herrn Jesus – so wie die beiden Jünger auf dem Weg nach Emmaus. Sie hatten Jesus erlebt. Als sie ihn erkannt hatten, hielt sie nichts mehr in Emmaus. Sie rannten die zwölf Kilometer zurück, Arm in Arm.
Ich glaube, sie haben in der Olympia-Westzeit diese Strecke absolviert. Das müssen andere wissen.
Ich möchte euch Mut machen. Heute ist nicht mehr viel Zeit, bis er ins Bett geht.
Also, Gottes Segen. Ich freue mich auf die Stunde mit euch morgen Vormittag. Dem Herrn befohlen.