Dankbarkeit und Gemeinschaft unter Missionaren
Guten Morgen! Hier vorne auf einem Vordersitz liegt ein Stapel Familienfotos. Wir sind Missionare im Herzen und auch in unserem Wesen. Dafür sind wir sehr dankbar und freuen uns über Gebete.
Falls Interesse besteht, liegt hier ein Foto bereit. Vielleicht gibt es noch mehr in meinem Koffer. Ich habe nur eine Packung herausgenommen, aber wenn diese verteilt sind, versuche ich, weitere Fotos zu finden.
Ich genieße die Gemeinschaft mit euch ganz besonders. Es ist ein wunderbares Vorrecht, immer wieder ins Gespräch zu kommen – aus verschiedenen Teilen Deutschlands, der Schweiz, Österreichs, aus Europa. Dabei wird deutlich, was Gott hier bewirkt: ein Hunger nach ihm und ein Hunger für seine Sache.
Das ist sehr ermutigend. Ich möchte auch sagen, dass Hunderte für uns beten – sowohl aus euren Gemeinden zuhause als auch aus euren Werken. Viele Freunde von uns, auch aus den Staaten, beten für uns.
So dürfen wir wissen, dass Gott gegenwärtig ist, wie wir gesungen haben. Und wir dürfen ihn hoch erheben.
Der Fokus auf Jesus und die Gemeinde als Träger seiner Herrlichkeit
Und heute Morgen, wenn wir diese Themen durchnehmen, ist es meine Bitte, dass Jesus allein gesehen wird. Er soll den Mittelpunkt einnehmen und unsere Konzentration erfüllen. Es geht nicht um uns, sondern um ihn.
Jesus suchte und wählte die Gemeinde als Trägerin seiner Herrlichkeit. Er möchte sein Wesen in aller Welt durch die Gemeinde sichtbar machen. Das geschieht durch unsere gelebte Einheit und das Darstellen seines Wesens in allem Reden und Tun, sodass Christus an uns sichtbar wird.
Ein Lied, das von jemandem bei Jugend für Christus übersetzt wurde und in den früheren Jugend für Christus-Liederheften zu finden war, heißt: Mein Verlangen ist, zu sein wie Jesus, mein Verlangen ist, zu sein wie er. Sein Geist möge mich erfüllen, seine Liebe mich prägen, in Wort und Werk zu sein wie er.
Das sollte das Verlangen von uns allen sein: eine Leidenschaft für Christusähnlichkeit, sodass Christus tatsächlich in allem in unserem Leben gesehen wird.
Die Säulen der Urgemeinde und ihre Bedeutung heute
Wir haben in der letzten Stunde die ersten zwei der vier Säulen der Gemeinde aus Apostelgeschichte 2,42 betrachtet.
Die erste Säule lautet: Sie verharrten in der Apostellehre. Das ist heute eine große Herausforderung für uns, denn der Feind sorgt dafür, dass viele andere Dinge unsere Aufmerksamkeit fordern und uns vom biblischen Wort Gottes abhalten.
Die zweite Säule ist, dass sie in der Gemeinschaft verharrten. Dabei teilten sie tief miteinander, was wir alle in Christus haben.
Das Brotbrechen und die Bedeutung des Kreuzes
Drittens verharrten sie im Brotbrechen. Bei der Betrachtung des Abendmahls sind sich alle Ausleger einig: Es handelt sich hier um das Abendmahl. Ich möchte dabei auch die Taufe mit einbeziehen. Die Urgemeinde praktizierte die Taufe, aber sie verharrte im Abendmahl.
Als ich einmal darüber nachdachte, was es bedeutet, die Gemeinde Jesu zu sein, fiel mir auf, dass sie oft nur auf die Praxis achten. Sie fragen sich, wie man das Abendmahl macht, wie oft man es feiert und so weiter. Doch bei der Überlegung, was es bedeutet, das Abendmahl zu feiern, stellt sich die Frage: Was tun wir dabei?
Wir tun das, was Paulus im Galaterbrief Kapitel 6 erwähnt hat: Er rühmt nichts anderes als allein das Kreuz. Jesu Opfer für uns wird groß, und je größer sein Opfer in unseren Augen wird, desto kleiner werden wir selbst. Bei der Anbetung wird er groß, wir sehen ihn in seiner Erhabenheit.
Übrigens war der größte Schauplatz der Herrlichkeit Gottes bis zu diesem Augenblick das Kreuz. Dort bestätigte Gott seine Wahrheit vollkommen. Alle Aussagen über unsere Sünde und die Folgen unserer Sünde traten dort in Kraft, und Jesus Christus musste wegen uns sterben – für unsere Sünde.
Zugleich war das der größte Schauplatz der Liebe Gottes in der Weltgeschichte bis zu diesem Zeitpunkt. Voller Gnade und voller Wahrheit war das Kreuz; es ist die Botschaft vom Kreuz. Wenn wir bei der Verwandlung von Wasser zu Wein seine Herrlichkeit sahen, dann sehen wir sie noch viel mehr, wenn wir das Kreuz in der ganzen Erhabenheit seiner Botschaft betrachten.
Immer wieder werde ich gefragt: „Roger, wie komme ich zu mehr Leidenschaft für Jesus?“ Meine Antwort ist immer dieselbe: Betrachte das Kreuz. Betrachte Jesus in seinem großen, vollendeten Opfer für dich und lass dir durch das Herz gehen, was es bedeutet, wie sündig wir sind, wie sündenlos und wie opferbereit er für uns ist.
Das zieht uns an, denn weil uns viel vergeben wurde, dürfen wir viel lieben. Ich glaube, das ist ein großes Problem der Gemeinde Jesu heute: Wir sehen das Kreuz als viel zu gering an. Unsere Sünden sind für uns nur kleine Fehler.
Oge Schüster, wenn ich sehe, dass eine von uns definierte kleine Lüge Jesus Christus zum Kreuz brachte, eine kleine, von uns definierte Lieblosigkeit, die Jesus zum Kreuz brachte, dann müsste es uns zerbrechen, dass wir verursacht haben, was er gelitten hat. Und wenn wir das sehen, werden unsere Herzen zu ihm gezogen.
Persönliche Erfahrungen mit dem Ruf Jesu und dem Kreuz
Als Teenager kämpfte ich mehrere Monate lang schwer damit, seinem Ruf in mein Leben zu folgen und ihm vollständig nachzufolgen. Ich hatte Träume und Fähigkeiten, Dinge, die ich tun wollte. An meinem sechzehnten Geburtstag flog ich früh morgens ein Flugzeug solo. Am selben Tag, um achtzehn Uhr abends, flog ich erneut eine Maschine solo. Ich dachte daran, Missionspilot zu werden.
Mit vierzehn Jahren machte ich den Funkamateurschein. Ich hatte Pläne, etwas im Bereich Elektronik zu machen. Damals kamen gerade die Computer auf, und ich dachte, vielleicht werde ich Computerbauingenieur, werde reich und so weiter. Doch Jesus begann, mit meinem Herzen zu reden, und ich kämpfte gegen sein Reden an.
Wir waren mit Freunden in den Bergen, die eine Hütte dort hatten. Ich kann mich nicht genau erinnern, warum, aber ich zog mich in ein Schlafzimmer in dieser Hütte zurück. An diesem Tag las ich in einer Sitzung das letzte Woche Jesu im Johannesevangelium, beginnend ab Kapitel zwölf, komplett durch.
Als ich zu seinem Opfer kam – seiner Verhaftung, Hinrichtung und Kreuzigung – liefen mir ununterbrochen die Tränen. Ich sagte: „Oh Herr, wie egoistisch bin ich! Du hast dein Alles für mich gegeben, und ich kämpfe dagegen, irgendetwas Kleines zurückzubehalten? Du bist würdig, weil Du alles für mich gegeben hast. Du bist würdig, mich ganz zu bekommen.“
Ich schämte mich, dass ich in irgendeiner Weise gedacht hatte, ich hätte eine bessere Idee für diesen oder jenen Bereich meines Lebens. Denn Du hast Dich total und ganz für mich aufgeopfert. Das war der Wendepunkt in meinem Leben an diesem Tag.
Später bekannte ich dies in unserer Gemeinde. Doch der Wendepunkt kam durch das Anschauen des vollendeten Werkes Jesu am Kreuz. Deshalb, wenn es bei uns hakt, wenn wir nicht wissen, was wir denken sollen, wenn wir merken, dass es bei uns oberflächlich wird, lesen wir noch einmal diese gewaltige Geschichte vom Kreuz.
Und wir bitten den Heiligen Geist, dass er uns dabei tief im Herzen ergreift – von der Großartigkeit des Opfers Jesu für uns, von der Selbstlosigkeit Jesu und von dem, was es bedeutet, unsere Antwort darauf zu geben.
Die Antwort auf das Kreuz: Hingabe und Anbetung
Die Antwort auf das Kreuz ist Hingabe. Hier gibt es für die Anbetung etwas Wichtiges, und es stammt nicht von mir. Ich bin sehr froh, wenn ich Dinge weitergeben kann, die nicht von mir stammen, sondern von anderen, durch die ich lernen durfte.
Einer aus unserem Team hielt einmal eine Andacht, die für mich sehr prägend war. Jesaja 6 ist uns allen, denke ich, oder den meisten von uns bekannt. Doch in diesem Zusammenhang habe ich übersehen, auch Kapitel 5 zu lesen.
In Jesaja Kapitel 5 sagt der Prophet: Wehe denen, die viel trinken, wehe denen, die viele Häuser kaufen, wehe denen, die nur für sich leben, und wehe denen noch mehr. Dann folgt Kapitel 6. Dort sagt Jesaja: „Ich sah den Herrn in seiner Erhabenheit auf seinem hohen und erhabenen Thron.“ Und dann ruft Jesaja aus: „Wehe mir, Herr, wehe mir!“
Ich denke, wir handeln oft richtend, wir denken oft richtend über andere. Deshalb sollten wir immer wieder das Kreuz anschauen – Jesu Opfer für uns, unsere Unzulänglichkeit und unsere Unvollkommenheit uns erneut vor Augen führen und sagen: „Herr, wehe mir!“
Ein Mann aus Stuttgart kam einmal zu mir, und er hat mir das Gute beigebracht, das ich nun überall weitergeben darf. Vielleicht haben manche von euch auch Ähnliches von anderen gehört. Ich fragte ihn: „Bruder Hürz, wie geht es dir?“ Er antwortete: „Ach, besser als ich es verdient habe, viel besser als ich es verdient habe.“
Ich pflege die Gewohnheit, diese Antwort überall zu sagen. Wenn Leute mich fragen, wie es mir geht, antworte ich: „Besser als ich verdient habe.“ Diese Aussage wirkt manchmal ein wenig ködernd, zögernd, fast wie ein Ziehen: „Na, na, na, na, Alter, du verdienst, dass es dir sehr gut geht.“ Und ich sage dann: „Na, na, nein, so ist es nicht.“
Ich bin ein Sünder und verdiene wegen meiner Sünde die Hölle. Doch wegen des Kreuzes bekomme ich den Himmel als Geschenk. Deshalb geht es mir besser, als ich es verdient habe.
Auch aus dieser Perspektive betrachtet, können wir alle täglich sagen: Uns geht es besser, als wir es verdient haben, weil Jesus für uns am Kreuz gelitten hat.
Die Mission und das Ziel der Anbetung
Die Wiedergeburt
Jesus wollte, und John Piper sagt es auch, dass Jesus kam, um aus Rebellen Anbeter zu machen. Das ist das Ziel seiner Mission.
Um uns herum, in diesem dunklen Europa, gibt es Millionen von Rebellen, die vor Jesus weglaufen. Unsere missionarische Aufgabe ist es, das Kreuz so vor Augen zu malen, dass sie aus der Rebellion zurückkehren zum Herzen Jesu und zu Anbetern werden.
Die Anbetung war die Grundlage und die Gründung der Weltmission, wie wir sie in Apostelgeschichte 13,1-4 lesen. Ich glaube, von diesem Abschnitt und von diesem Wort stammt auch unser gutes deutsches Wort „Gottesdienst“.
In Apostelgeschichte 13 steht: In Antiochia waren in der dortigen Gemeinde einige Propheten und Lehrer, nämlich Barnabas und Simeon, genannt Niger, Lucius von Kyrene, Manahen, der mit dem Fürsten Herodes erzogen worden war, und Saulus.
Als sie nun dem Herrn dienten – wie dienten sie dem Herrn? – sie fasteten. Nicht „festeten“, sondern fasteten. Das heißt, sie entsagten sich der Speise.
Oh, übrigens: Ist das hier ein feudales Essen? Wow, was für ein Frühstück heute wieder! Und die Mahlzeiten – uns geht es unverdient gut, nicht wahr? Auch hier bei der Verpflegung und in der Umgebung – ein herrlicher Platz für diese Konferenz.
Aber sie fasteten. Sie setzten sich frei von anderen Angelegenheiten des täglichen Lebens, um sich Gott zu widmen. Es steht nicht da, wie lange sie fasteten und beteten, wie lange sie ihm dienten und fasteten.
Da sprach der Heilige Geist: „Sondert mir Barnabas und Saulus aus zu dem Werk, zu dem ich sie berufen habe.“
Ein Grund, warum Gott wahrscheinlich weniger mit uns reden kann, ist, dass wir nicht genug in die Stille kommen. Dass wir das Radio, den Fernseher und andere Geräuschquellen nicht ausschalten. Dass wir uns nicht ruhig und still machen, so dass Gott mit uns reden kann.
Ich denke, in der Urgemeinde lernten sie die Wichtigkeit des stillen Werdens in der Anbetung. Das war hier eine geraume Zeit der Anbetung. In dieser längeren Zeit der totalen Hingabe an Gott sprach Gott in die Gemeinde und sagte: „Jetzt will ich senden, jetzt will ich senden.“
Gebet als Wegweisung und Leitung
Viele junge Leute fragen mich, da ich an einer christlichen Universität bin, was sie tun sollen. Mein erster Vorschlag ist: Geh ins Gebet und bitte Gott. Ich vertraue darauf, dass der Herr seinen Plan jedem offenbart, der darum bittet.
Bittet, so wird euch gegeben werden. Und wer ihn bittet, der bekommt. Besonders wichtig ist Jakobus 1: Wer um Weisheit bittet, der bekommt sie. Wir wissen nicht genau, wann wir sie erhalten, aber das Versprechen steht: Wenn wir im Glauben bitten, wird die Weisheit kommen.
Was soll ich als Nächstes in meinem Leben tun? Bitte den Herrn, dass er dir zeigt, was du tun sollst. Schritt eins: Bitte. Schritt zwei: Bitte. Schritt drei: Bitte den Herrn. Es geht nicht um ein Schema oder eine Formel, die wir erfüllen müssen. Vielmehr geht es darum, dass wir uns demütig machen und sagen: Herr, ich werde still, rede du, ich will hören.
Manchmal bedeutet das, dass man eine Weile länger still sein muss. Jemand fragte mich neulich: „Roger, ich bete schon eine Weile.“ Ich sagte: „Bete weiter, bete weiter. Er zeigt es zu seiner Zeit, wenn er bereit ist. Wenn du geduldig wartest, wird er es dir zeigen.“
Wir alle haben manchmal Schwierigkeiten mit Ungeduld. Ich bin oft sehr ungeduldig. Niemand in Deutschland ist ungeduldiger als ich, aber wir Amerikaner haben dieses Problem manchmal besonders stark. Ich bete einmal und denke, ich will sofort eine Antwort haben.
Paulus hatte einen Pfahl im Fleisch und bat dreimal darum. Ich glaube nicht, dass diese drei Gebete in drei kurzen Minuten gesprochen wurden. Es waren wohl drei große Gebetstreffen, drei wichtige Ereignisse des Gebets. Und der Herr gab Antwort, weil Paulus beharrlich gebetet hatte.
Die Freude Gottes an der Anbetung und die Unvermeidbarkeit des Anbetens
Anbetung bewirkt bei Gott Freude. Es bereitet ihm große Freude, wenn wir ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten. Solche Anbeter sucht er.
Als ich einmal darüber nachdachte, was es bedeutet, dass Gott kommt und Anbeter sucht, wurde mir etwas deutlich. Oft denken wir, wir müssten auf die Suche nach Gott gehen. Und es stimmt auch: Wer mich von ganzem Herzen sucht, der findet mich. Doch Gott ist immer der Erste, der sucht. Ich suche ihn nicht zuerst. Mein Suchen ist nur die Antwort auf sein Suchen. Er sucht Anbeter.
Jetzt folgt ein Satz, der grammatikalisch nicht ganz korrekt ist, aber perfekte Theologie enthält: Wir können nicht nicht anbeten. Wir sind hoffnungslose Anbeter, wir können nicht nicht anbeten. Gott schuf uns nach seinem Bild und schuf uns zur Anbetung. Das Problem ist: Ohne Gott beten wir etwas anderes oder eine andere Persönlichkeit an als Gott an. Aber die ganze Zeit anbeten wir.
Das ist sehr ernüchternd. Im Alten Testament war das Problem bei Israel genau das. Darum mussten sie in die Gefangenschaft geschickt werden: wegen des Anbetens anderer Götzen. Um sie davon zu heilen, dass sie endlich Schluss machen mit dem Götzendienst, schickte Gott sie in die Gefangenschaft.
Oft lesen wir das Alte Testament und sagen: „Ach, Israel, so schlimm, das ganze Volk Israel.“ Ist uns aufgefallen, dass das letzte Wort des Apostels Johannes im ersten Johannesbrief lautet: „Meine Kindlein, hütet euch vor den Götzen!“ (1. Johannes 5,21) Wenn ein erfahrener Mann wie der Apostel Johannes das als Abschlusswort schreibt – es war sein Abschied von dem Brief – dann ist das ein deutlicher Hinweis. Offensichtlich haben wir in der neutestamentlichen Zeit genau die gleichen Neigungen und Probleme wie das Volk Israel im Alten Testament: den Hang zum Götzendienst.
Oh, nicht unbedingt ein Buddha-Bild, vielleicht eher ein MP3-Player, ein iPad, ein glänzendes Auto oder ein schönes Haus. Nicht, dass diese Dinge an sich falsch wären, aber wenn sie mehr Zeit und Aufmerksamkeit bekommen als Gott, gilt das als Anbetung. Es ist das, was unsere Aufmerksamkeit und unsere Zeit beschlagnahmt. Das ist Anbetung.
Ihm allein gebührt unsere Hingabe, unsere volle Aufmerksamkeit, unsere Anbetung.
Wirkung der Anbetung auf die Anbetenden
Was bewirkt Anbetung bei den Anbetenden? Anbetung führt zu Demut, Hingabe und ist eine Antwort auf die Größe Gottes.
Ich kann überall anbeten. Wenn ich zum Beispiel am Fuß des Matterhorns stehe und nach oben schaue, sage ich: „Mein Gott hat das getan.“
Ich schaue auf den Lake Michigan, der wie ein Ozean wirkt. Lake Michigan ist groß, und ich sage: „Mein Gott hat das getan.“
Ich stehe am Rand des Grand Canyon, dieser großen Schlucht, die etliche Kilometer breit und zwei bis drei Kilometer tief ist. Und ich sage: „Mein Gott hat das getan!“
Ich stehe neben meiner Frau, unser Kind kommt auf die Welt. Ich sehe das Wunder einer Geburt und sage: „Mein Gott hat das getan!“
Wir schauen auf das Kreuz und sagen: „Unser Gott hat das für uns getan.“
Jede Anbetung fordert von uns Beugung, Hingabe und die Bereitschaft zu sagen: „Herr, was verlangst du jetzt von mir? Das will ich tun.“
Er ist der Herr. Anbetung sagt es ihm: Du bist Schöpfer, Verwalter, Versorger und Reiniger des Weltalls. Du verdienst unsere ganze Hingabe.
Die Bedeutung des Gebets in der Gemeinde
Sie verharrten in der Apostellehre, in der Gemeinschaft, beim Brotbrechen, im Gebet und im Gebet. Sie verharrten im Gebet.
Vor ein paar Jahren wurde ich Pastor in unserer Gegend. Ein Kollege sollte an einem Sonntag auf einer Konferenz fehlen. Er wusste, dass ich Gebet an der Schule unterrichte. Die Gemeinde lag nicht weit von der Schule entfernt. Er rief mich an und fragte: "Roger, darf ich dich bitten, am kommenden Sonntag über Gebet zu sprechen?"
Ich machte gerade eine Auslegung zum Markus-Evangelium, und die Stelle, die für den Sonntag vorgesehen war, war Markus 14 – das Gebet Jesu im Garten. Ich sagte: "Okay, ich mache das." Er sagte: "Predige über Gebet, und wenn du zufällig über Markus 14 predigen willst, ist das in Ordnung. Aber erwähne auf jeden Fall Markus 14."
Ich antwortete: "Natürlich." Noch nie hatte ich eine Auslegung über die Stelle vom Kampf im Garten gemacht. So bereitete ich mich auf Markus 14 vor und war froh über diese Aufgabe.
Was ich dabei lernte, veränderte meine Sichtweise auf die Aussage in Apostelgeschichte 2,42: "Sie verharrten im Gebet." Ich hatte immer gedacht: "Ach ja, die Urgemeinde – brennende erste Liebe. Wir sind weit von der ersten Liebe entfernt, also beten wir nicht so viel wie die Urgemeinde."
Aber wenn wir laut darüber nachdenken: Jesus bringt die elf Jünger zusammen. Judas war weg. Nach der Fußwaschung ging Judas weg, und Jesus bringt die elf Jünger in den Garten. Wenn man alle Evangelien zusammenliest, sieht man, dass sich acht von ihnen hierhin setzen. Drei davon sind Klassensprecher, Vizesprecher und der Dritte – die drei Klassenbesten – nimmt Jesus einige Schritte weiter und gibt ihnen die Anweisung: "Wachet und betet mit mir!"
Jesus geht weg, betet und ringt mit dem Herrn. Dann kommt er zurück und findet sie schlafend. Wen rügt er? Petrus. "Könntet ihr nicht eine Stunde mit mir wachen?" Sie gehen zurück und beten. Jesus kommt wieder zurück und findet sie ein zweites Mal schlafend. Er geht wieder weg und kommt ein drittes Mal. "Was, ihr schlaft immer noch?"
Der Widersacher kommt, steht auf. In Sekunden ist Judas da. Jesus wird verhaftet, entführt und weggeführt. Es war keine Zeit, sich zu entschuldigen.
Nun begann ich zu überlegen. Johannes 21 kennen wir alle: Petrus verleugnete den Herrn dreimal in jener letzten Nacht. Jesus rehabilitierte Petrus mit den Worten: "Hast du mich lieb? Hast du mich lieb? Hast du mich lieb?" Petrus antwortete: "Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe."
Aber erst in der Vorbereitung für jene Predigt sah ich: Da ist noch ein Zusammenhang mit dem Versagen im Gebet. Dreimal versagten sie. Dreimal versagte Petrus.
Wenn du damals unter den Jüngern gewesen wärst, vielleicht nach Pfingsten zu Christus kommend, und du möchtest erfahren, wie es in jener letzten Nacht war, und du kommst zu Petrus und fragst: "Petrus, du warst mit ihm im Garten, erzähl mal, wie war es? Was geschah dort?"
Er würde sagen: "Ich weiß nicht. Ich habe geschlafen." "Was? Du hast geschlafen?" "Ja, ich habe geschlafen." "Johannes war auch da?" "Ja, ich habe auch geschlafen." "Jakobus?" "Nein, ich habe auch geschlafen." Die Klassenbesten haben geschlafen.
In der Militärsprache ist das Wort "Wache" ein offizielles, spezielles Wort. Wenn man auf Wache ist – das ist mir bekannt – dann steht man Wache. Man steht.
Ihr Problem war, dass sie nicht gegen ihre Müdigkeit kämpften, weil sie standen. Stattdessen setzten sie sich hin, machten es sich bequem und schliefen. Wunde um Wunde schliefen sie dabei ein.
Der Text sagt, sie waren überfallen von Traurigkeit. Das ist klar – große Traurigkeit und Gefühle.
Die Herausforderung des Wachens und Betens heute
Es gibt eine Strecke zwischen Chicago und Winona Lake. Sie ist sehr gerade, und du bist bestimmt schon einmal darauf gefahren. Die Fahrt ist langweilig geradeaus und typisch amerikanisch langsam.
Ich war oft in Chicago zu Diensten. Am Wochenende komme ich spät, manchmal Samstagabend oder Sonntagabend, nach Hause. Dann bin ich in Valparaiso und weiß, dass ich noch neunzig Minuten der unwahrscheinlichen Langeweile vor mir habe. Es ist Winter, und ich möchte natürlich nicht irgendwo anhalten müssen, um zu schlafen, denn mein Bett ist noch neunzig Minuten entfernt.
Also mache ich das Fenster runter, strecke die linke Hand hinaus, bis sie fast einfriert, und dann schlage ich sie mir ins Gesicht. Das wiederhole ich mehrmals: Fenster runter, Hand raus, Schlag ins Gesicht. Ich mache das Radio voll aufgedreht, alle Fenster runter, bis ich fast erfriere, und schlage mein Gesicht. Manchmal mache ich das eine halbe Stunde lang. Wenn mein Gesicht ein bisschen taub wird und ich den Schmerz nicht mehr spüre, schlage ich auf meinen Oberschenkel. Ich schlage und schlage, denn vor mir liegt die Wohnung, mein Bett. Wachet! Und betet.
Oh, ist das Treffen für die Gemeinde Jesu heute ein Aufruf zum Wachen! Wir leben in der letzten Stunde, und, Geschwister, es ist, als ob die Gemeinde Jesu sich hingelegt hat. Sie ist überfallen von Traurigkeit und Müdigkeit und schläft total. Jesus aber sagte in der Stunde der Versuchung: Wachet und betet!
Hier ist die Schlussfolgerung, die ich aus meiner Beobachtung gezogen habe: Gebet in der Gemeinde ist eine Leitungssache. Ich bin überzeugt, dass in den zehn Tagen zwischen der Himmelfahrt und Pfingsten Petrus, Jakobus und Johannes nicht gesagt haben: „Komm, wir drehen Däumchen.“ Sie haben gesagt: „Wir haben Zeit, das nachzuholen, was wir vor der Kreuzigung in jener Nacht versäumt haben. Nie wieder im Leben, solange ich atme, werde ich versagen. Wir wachen und beten.“
Sie beteten zehn Tage lang. Dann kam die erste Verfolgung (Apostelgeschichte 4). Sie wurden entlassen, kehrten zu den Ihrigen zurück und berichteten. Sie warfen sich auf die Knie und riefen mit einer Stimme zu Gott. Sie baten Gott um Gnade und darum, Wunder zu bewirken. Die Ortschaft wurde gerüttelt und geschüttelt, und große Wunder geschahen aufgrund der Hingabe dieser Geschwister im Gebet.
In Apostelgeschichte 12 wurde Petrus verhaftet. Bis dahin hatten sie gelernt, was Gebet bewirken kann. Es war eine Gebetsnacht, doch in dieser Nacht beteten sie offenbar nicht mit viel Vertrauen. Denn Petrus kam, klopfte an die Tür, und Rhoda sah ihn und rannte aufgeregt los, um zu verkünden: „Er ist da!“ Doch die anderen sagten: „Das kann nicht Petrus sein.“ Er klopfte weiter, sie öffneten die Tür, beruhigten ihn, und er erzählte, was passiert war, bevor er wieder ging.
Wohin ging er? Zur Gebetsstätte, wo die Gemeinde betete. Er wusste, dass er die Gemeinde betend vorfinden würde. Das wusste er. Jesus sagte einmal in den Evangelien: Wenn ich zurückkomme, wird der Sohn des Menschen Glauben auf Erden finden? Wenn man den Zusammenhang genau studiert, ist offensichtlich, dass er davon spricht, ob er betende Menschen finden wird, wenn er zurückkommt.
Die Rolle des Gebets in Gottesdiensten und Gemeinden
Sagt man hier in Deutschland oder in den USA – ich gehe davon aus, es ist ähnlich in der Schweiz –, in christlichen Kreisen von einem Konzert, bei dem ein paar Tausend Menschen kommen, sagt man dann auch von einer Gebetsnacht oder einem Gebetstag, dass man froh sein kann, wenn zehn Menschen teilnehmen?
Ich denke, wir haben einen grundsätzlichen Fehler in unseren Gottesdiensten gemacht. Meiner Meinung nach sollten wir in den öffentlichen Gottesdiensten beten, gerade dort, wo auch Nichtchristen anwesend sind. Sie sollten uns Christen hören, wie wir mit unserem Herrn reden.
Wir praktizieren das öfter in unserer Gemeinde. Dabei sagen wir: Wenn es dir fremd vorkommt, also wenn du nicht laut betest, dann höre einfach zu. Höre zu, wie andere mit Gott reden, zum Beispiel in kleineren Gebetskreisen.
Es sollte das Natürlichste vom Natürlichen sein, dass die Gemeinde Jesu ständig im Gebet verharrt.
In den sechziger Jahren hörte ich einen Satz, der Billy Graham zugeschrieben wird. Ich habe ihn nicht in einer Aufnahme gehört, sondern irgendwo anders: Billy Graham soll gesagt haben, wenn der Heilige Geist aus der Gemeinde genommen würde, würden 90 Prozent der Aktivitäten ununterbrochen weitergehen. Das ist ein schauderhafter Gedanke.
Ich möchte diesen Satz ummünzen: Wenn das Gebet aus den meisten Gemeinden genommen würde, würden 90 Prozent der Aktivitäten ununterbrochen weitergehen, weil sie ohnehin ohne Gebet geführt werden.
Gibt es eine Beziehung zwischen dem Wirken und der Fülle des Geistes und der Hingabe der Gemeinde an anhaltendes Gebet? Gibt es eine Beziehung zwischen Gebet und Gottes Wirken? Oh ja!
Ihr habt nicht, weil ihr nicht bittet. Das ist das Problem der Gemeinde Jesu. Wir sind Macher, wir leben im Westen, wir haben Geräte, wir haben Geld, wir haben alles – so denken wir zumindest. Aber wir können Menschenherzen nicht ändern, wir können niemanden zu Jesus ziehen, wir können niemanden bekehren. Es muss Christus selbst bewirken.
Paulus bittet um Gebet für das Evangelium
In Kolosser 4,2-4 heißt es: Seid ausdauernd im Gebet und wacht darin mit Danksagung. Das klingt irgendwie vertraut, nicht wahr? Betet zugleich auch für uns, damit Gott uns eine Tür öffne für das Wort, um das Geheimnis des Christus auszusprechen. Um dieses Geheimnis bin ich auch gefesselt, damit ich es offenbare, wie ich reden soll.
Paulus saß oft im Gefängnis, gefesselt, weil er das Evangelium verkündete. Immer wieder bat er darum: Betet noch mehr, damit ich noch freimütiger reden kann. Dieser Paulus war freimütig, und wenn er Gebetsunterstützung für Freimütigkeit und die richtigen Worte brauchte, wie viel mehr gilt das für uns?
Die Studenten in meiner Gebetsklasse nehmen diese Stelle sowie vier weitere Stellen – unter anderem Römer 15,30 und weitere aus den Briefen an die Thessalonicher und Epheser – genau unter die Lupe. In fünf Bibelstellen bittet Paulus andere, für ihn zu beten. Sein Hauptanliegen ist das Evangelium.
Er bittet: Bete für mich, dass sich eine Tür öffnet, dass ich Bewahrung erfahre und das Evangelium weitergegeben werden kann. Paulus bittet darum, dass das Evangelium weitergegeben wird.
Gebetsanliegen und die richtige Priorität im Gebet
Wofür bitten wir Menschen zu beten? Neulich hörte ich eine Kurzpredigt von Paul Washer im Internet. Sie dauert etwa acht oder neun Minuten und richtet sich gegen die üblichen Gebetstreffen. Er verglich diese mit einem Operationssaal, in dem über alle Organe des Körpers gesprochen wird.
In fast jeder Gebetsstunde geht es hauptsächlich um das Physische. Es ist nicht falsch, für solche Dinge zu beten. Doch die größte Priorität, wenn ich für Menschen bete, die Nieren- oder Leberprobleme haben, ist: Herr, wenn es dein Wille ist, heile die Leber. Gleichzeitig bitte ich, dass du in dieser Not zu Jesus ziehst, dass du auch die anderen um sie herum zu Jesus ziehst. Dass du diese Not benutzt, um die Aufmerksamkeit auf dich zu lenken.
Es geht ja um das Evangelium. Wir wollen nicht nur darüber reden, sondern es auch leben. Wir möchten uns in einem Moment erheben. Ich sage den Studenten immer Folgendes: Wir versammeln uns in kleinen Gruppen zu zweit oder zu dritt. Wenn eine Runde Gebet beendet ist, gibt es immer noch genügend Anliegen, für die wir beten könnten. Wir könnten von jetzt bis 16 Uhr durchgehend beten und hätten immer noch Dinge, für die wir beten könnten.
Wenn also eine Gebetsrunde fertig ist, dann bete noch eine weitere Runde. In wenigen Minuten werde ich unsere Gebetszeit schließen.
Schlussgebet und Bitte um Erweckung
Ich möchte bitten, dass wir uns erheben. Die Anliegen sind uns allen klar. Nenne die Anliegen beim Gebet und sage sie dem Herrn. In wenigen Minuten schließe ich unsere Gebetszeit.
Wir gehen ins Gebet.
Vater im Himmel, wir danken dir von ganzem Herzen, dass du uns so liebst. Wir danken dir, Vater, dass du ganz neu deine Gemeinde beleben möchtest. Wir können das nicht selbst tun. Wir können den Hunger nach dir nicht selbst produzieren.
Zeige du uns ganz neu die Größe deiner Vergebung, die Größe deiner Erhabenheit und die Größe deiner Würde, sodass wir mit all den Anbetenden in der Offenbarung sagen und singen können: "Würdig ist das Lamm, das geschlachtet wurde, und würdig ist das Lamm, unsere Anbetung zu empfangen."
O Herr, wir erheben dich, wir beugen uns. Wir bitten für Gemeinden im Aufbau, für bestehende Gemeinden und für eingeschlafene Gemeinden. Wir bitten dich für Ehen und Familien, Vater. Wir bitten dich, dass du die Leiter der Ehen bewegst, dass sie betende Männer werden.
Wir bitten dich auch, dass die Leiter der Gemeinde es sich zu Herzen nehmen und die Gemeinde als Familie ins Gebet leiten. Wenn es Gelegenheit gibt, ein paar Minuten frei sind oder wenn es Probleme gibt, dass immer wieder die Leitenden der Gemeinde die Gemeinde ins Gebet leiten.
Es ist unsere Aufgabe, Herr, und dein Vorbild. Du hast in der Nacht, durch die Nacht, früh am Morgen, bei jedem Anlass, mitten im Gespräch überall gebetet.
Mache du uns zu beten. Tue, was du tun musst. Wir geben dir Freiraum. Tu, was du tun musst, um uns zu beten zu machen und um unsere Gemeinden zu betenden Gemeinden zu bewegen.
Herr, tu das bitte dir zur Ehre, nicht damit irgendein Mensch genannt wird, sondern einzig und allein Jesus Christus.
Und wir sagen gemeinsam: Amen.
