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Weihnächtlicher Besuch!

24.12.1995Offenbarung 3,14-21

Einführung in das Sendschreiben an die Gemeinde von Laodizea

Wir haben heute das Sendschreiben an die Gemeinde von Laodizea aus Offenbarung 3 behandelt. Es ist das letzte der sieben Sendschreiben, genauer Offenbarung 3, Verse 14 bis 21.

Dort heißt es: „Und dem Vorsteher der Gemeinde in Laodizea schreibe: Das sagt der Amen, der Treue und Wahrhaftige, der Zeuge, der Anfang der Schöpfung Gottes: Ich kenne deine Werke, dass du weder kalt noch warm bist. Ach, dass du kalt oder warm wärest! Weil du aber lau bist und weder warm noch kalt, werde ich dich aus meinem Munde ausspeien.

Du sprichst: ‚Ich bin reich und habe genug und brauche nichts‘, und weißt nicht, dass du elend und jämmerlich bist, arm, blind und bloß.

Ich rate dir, dass du von mir Gold kaufst, das im Feuer geläutert ist, damit du reich wirst. Und weiße Kleider, damit du sie anziehst und die Schande deiner Blöße nicht offenbar wird. Und Augensalbe, damit du sehen mögest.“

In Laodizea gab es eine große Produktion von Arzneimitteln. Diese Erwähnung der Augensalbe ist eine Anspielung auf eine andere Art von Augensalbe, mit der die Augen gesalbt wurden, damit man besser sehen konnte.

„Welche ich lieb habe, die weise ich zurecht und züchtige ich. Sei daher eifrig und tue Buße!“

„Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn jemand meine Stimme hört und die Tür öffnet, zu dem werde ich hineingehen und das Abendmahl mit ihm halten und er mit mir.“

„Wer überwindet, dem will ich geben, mit mir auf meinem Thron zu sitzen, wie auch ich überwunden habe und mich gesetzt habe mit meinem Vater auf seinen Thron.“

„Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt.“

Weihnachten als Zeit der Begegnung und der Freude

Es gibt in den Weihnachtstagen so viele schöne Dinge, die man tun kann. Für mich ist eines der Schönsten, zu den Einsamen, Schwermütigen und Kranken zu gehen und sie zu grüßen. Dabei kann man so viel Freude schenken.

Ich erinnere mich an einen Besuch in einem Krankenhaus bei einem alten Mann, der zum ersten Mal in seinem Leben dort war. Das ist besonders schwer. Er lag schon seit August dort. Es war gerade der vierundzwanzigste Dezember, und er teilte mir als Seelsorger ganz offen sein Leid mit. Er sagte, wie schwer es ihm falle.

Ich antwortete ihm: „Ich wünsche Ihnen, dass Sie hier im Krankenhaus das allerschönste Weihnachten Ihres Lebens entdecken.“ Er schaute mich groß an und fragte: „Wie meinen Sie das? Wo ich doch so allein bin und in der kalten Atmosphäre eines solchen Hauses.“

Ich erklärte es ihm gern: Das Entscheidende ist nicht das Äußere, so lieb es uns auch geworden ist – die Tannenzweige und die Kerzen, die lieben Menschen und die Weihnachtsgans und was es sonst noch sein mag. Sondern dass Jesus kommt, bei uns anklopft, eintreten will und seine Freude mitbringt. Das ist die wahre Weihnachtsfreude.

„Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. Machst du auf?“ So heißt es hier. Solche Stunden, in denen man das einmal ganz nüchtern und ohne Ablenkung erleben kann, sind ganz besonders große und wunderbare Augenblicke.

Die Tür geht auf – so wie unsere Kinder das jetzt ganz bewusst empfinden, wenn die Weihnachtstür geöffnet wird. Früher durften sie nicht ins Weihnachtszimmer, und dann geht die Tür auf. Aber das, was kommt, ist nicht die Fülle der Geschenke. Jesus will mir seine Liebe offenbaren und mich hineinnehmen in seine Freude.

Die Bedeutung der Rollen im Krippenspiel und die wahre Botschaft von Weihnachten

Lassen Sie mich noch einmal von einer anderen Seite erklären: Zu Weihnachten gehören ja die Krippenspiele dazu. Jeder von Ihnen, der damals auch in der Kinderkirche war, hat sich überlegt, welche Rolle er gern spielen würde.

Ich glaube, ich habe Ihnen schon gesagt, dass ich bis heute kaum psychisch bewältigt habe, dass ich meine Lieblingsrolle nicht spielen durfte. Meine Lieblingsrolle war nicht der Ochse oder der Esel, sondern ich musste den Joseph spielen. Das ist eigentlich die unwichtigste Person in der Weihnachtsgeschichte. Joseph steht ja nur am Rand, weil meine Schwester die Maria sein wollte.

Dann musste ich Joseph spielen, denn man wollte nicht, dass es ein anderes Pärchen gibt. Dafür brauchte man nur Geschwisterpaare. Ich habe ihr den Gefallen getan. Die Traumrolle, an die ich nie herangekommen bin, ist mir bis heute noch die schönste: der dicke Wirt von Bethlehem. Ich habe alle Sofakissen daheim schon ausgespäht, die ich mir unter den Kittel stopfen könnte.

Mir hat die Rolle so gefallen. Wo darf man denn schon so hinstehen und dann anderen ins Gesicht rufen: „Weg, ihr Gesindel, alles ist voll, kein Platz in der Herberge!“ Aber ich habe die Rolle nicht bekommen. Das Bild ist trotzdem so packend, obwohl es ja gar nicht in der Weihnachtsgeschichte drinsteht. Kein Wort wird vom Wirt erwähnt, aber uns fesselt das Bild immer, dass da Leute sind, die Maria und Joseph einfach hinausschicken in die kalte Nacht.

Das wird sicher in vielen Gottesdiensten das Hauptpredigtthema sein. Dabei werden manche nützlichen Dinge daran aufgehängt, etwa dass man sagt, wir sollen doch barmherzig und mitleidig sein. Ja gut, wenn sie mitleidig sind – ich bin nicht dagegen –, aber in der Weihnachtsgeschichte ist eigentlich das nicht der Knüller vom Mitleidigsein, sondern etwas ganz anderes: dass Jesus bei uns anklopft.

Das ist das Entscheidende: dass er bei uns anklopft und bei uns eintreten will.

Die Tragik und die Botschaft der Weihnacht aus dem Johannesevangelium

In dieser Weihnachtsgeschichte nach dem Johannesevangelium zeigt sich ganz deutlich die Tragik der Weihnacht. Jesus kam in sein Eigentum. Nicht der Wirt von Bethlehem war das Problem, sondern die Seinen, die Menschen, die meinten, zu ihm zu gehören. Sie nahmen ihn nicht auf. Sie öffneten die Tür nicht, sondern versperrten sie.

Das ist die Botschaft für uns heute am vierten Advent. Jesus wendet sich noch einmal an uns, die wir glauben, seine Seinen zu sein: Nehmt ihr mich auch auf, Herr? Klopft an, lasst mich doch herein!

Über all dem Feiern und Singen stellt sich die Frage: Ist es wirklich so, dass ihr mich aufnehmt? Jesus, der Herr, sagt: Ich will zu euch kommen, ich will euch beschenken. Macht die Tür auf!

Das ist das Entscheidende – nicht nur für den Kranken im Krankenhaus, sondern auch für uns. Jesus sucht uns, er will eine Begegnung mit uns haben und mit uns reden.

Das mahnende Klopfen und die Identität Jesu

Jetzt höre ich ein dreifaches Klopfen an der Tür. Zuerst höre ich ein mahnendes Klopfen: "Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an." Ein mahnendes Klopfen.

Wer steht denn vor der Tür? Das Kind in der Krippe? Es ist immer wieder gut, bei den Sendschreiben der Offenbarung, dass der Gemeinde, um die es ja geht – das sind ja wir –, ganz deutlich gesagt wird, wen wir vor uns haben. Da an Weihnachten, wem wir da unsere Lieder singen. Das könnte ja sonst so falsch bei uns herauskommen: das Kind, das Hilfe braucht, und draußen herrscht so viel Not.

Nein, der da klopft an der Tür, das ist der Herr Himmels und der Erden. In den Sendschreiben der Offenbarung ist das so groß: "Siehe, ich stehe vor der Tür." Der, der vom ewigen Gott eingesetzt ist, mit all der Macht, der zur Rechten des Vaters steht.

Das ist nicht ein süßes Fest, das Weihnachtsfest, sondern Jesus, der Herr, sucht Eingang bei uns. Der Amen heißt. Ich weiß, manchen ist das ein bisschen ärgerlich gewesen, weil das durch die Jahre vielleicht zu einem frommen Brauch wurde. Ich finde das immer noch schön.

Ich kenne Freikirchen, in denen es üblich ist, dass nach der Predigt die Gemeinde Amen sagt. Wir wollen sagen: Wir stehen dazu, und wir sagen ja dazu. Oder es war in der Urchristenheit eine selbstverständliche Sache, wenn man Gebetsgemeinschaft gehalten hat. So steht es in 1. Korinther 14. Die versammelte Runde hat nach jedem Gebet gesagt: "Das ist unser Gebet." Und wir stillen uns darüber. Dann sagten sie Amen – eine schöne Sitte.

Was heißt denn das, wenn Jesus sich Amen nennt? Dann sagt er: Alles, was Gott je gesprochen hat in der Welt, alles, was er je gesagt hat, ist in Jesus bekräftigt. Er ist der, der Amen sagt.

"Es sollen wohl Berge weichen und Hügel fallen, meine Gnade soll nicht von dir weichen, der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen", sagt Jesus. Amen, du wirst erleben: Der, der die ganzen Gottesworte erst in Kraft setzt – wenn es im 23. Psalm so schön heißt: "Und ob ich schon wanderte durchs finstere Tal" –, dann sagt Jesus Amen. Das ist gewiss wahr, du kannst dich darauf verlassen.

Und darum hat Jesus auch den schönen Ehrentitel der Treuezeuge, der, der das Wort Gottes bekräftigt, der es bestätigt.

Die Herausforderung der Gemeinde von Laodizea: Lauheit und Gleichgültigkeit

Wenn man wissen möchte, wo die Not der christlichen Gemeinde in unserem Land heute liegt und warum die Gemeinden oft kein kraftvolles Wort mehr haben, dann findet man die Antwort dort, wo wir glauben, über Jesus urteilen zu können. Wir meinen, wir könnten bestimmen, was von Jesus und seinem Wort in unserer Zeit noch zu interpretieren sei. Doch es ist genau umgekehrt.

Wir leben vom Zeugniswort Jesu. Als Gemeinde stehen wir vor seinem Wort. Er ist der Offenbarer der Wahrheit, er spricht sein Wort, und wir stehen davor und sagen: „Herr, rede, wir wollen hören.“ Das wird besonders deutlich in der Gemeinde von Laodizea. Jesus ist der Herr seiner Gemeinde, und wir sind die Hörenden.

Laodizea war eine reiche Stadt mit einer florierenden Wirtschaft. Offenbar war auch die Gemeinde dort aktiv tätig. Es wird nicht gesagt, dass sie schläfrig oder faul war. Aber was tadelt der Herr an ihr? Er sagt: „Ich weiß um deine Werke, aber du bist weder warm noch kalt.“

Heute ist es oft Mode zu sagen, man wolle nicht extrem sein. Man möchte lieber gesetzt und reif erscheinen, ein wenig kritisch und überlegt. Doch genau das tadelt Jesus in seinem mahnenden Klopfen, als er Zutritt zu seiner Gemeinde in Laodizea sucht. Er trifft uns mit den Worten: „Bei euch ist alles so gleichmäßig temperiert, ein bisschen was, ein bisschen Freude, aber bitte nicht zu viel. Keine Leidenschaft, keine willentliche Hingabe. Macht es nur nicht zu extrem.“

Was aber will Jesus von seiner Gemeinde? Er will, wie er es von der ersten Liebe verlangt, Feuer! Er will, dass wir brennen, dass wir glühen.

Unterschied zwischen Schwärmerei und glühender Liebeshingabe

Jetzt sagt vielleicht jemand: „Du, hör mal, ist das nicht dann schwärmerisch?“ Nein, das ist ein ganz großer Unterschied zur Schwärmerei. Wissen Sie, worin der Unterschied besteht?

Bei der Schwärmerei handelt es sich um einen Gefühlsüberschwang, und das ist gefährlich. Dieser Gefühlsüberschwang ist nie wirklich bewährt durch den Gehorsam im täglichen Leben. Man kann kurz begeistert sein, aber Sie wissen ja, wie es mit den Gefühlen ist: Sie verfliegen nach einiger Zeit wieder und verlieren plötzlich ihre Kraft.

Es geht hier um eine glühende Liebeshingabe, wie in einer schönen Liebesbeziehung. Diese endet auch nie. Oder glauben Sie etwa, dass Liebe erkalten muss? Die Liebeshingabe zu Jesus – meinen Sie, die soll vom Tag Ihrer ersten Hinwendung zu Jesus an irgendwann weniger werden? Nein, sie muss von Tag zu Tag mehr werden.

Ich möchte immer mehr von ihm sehen und immer mehr von Jesus entdecken. Ich sehne mich nach ihm. Und wissen Sie, das ist auch ein Unterschied zum Gefühlsüberschwang: Wenn wir Jesus liebhaben, dann geht es uns gar nicht um rauschende Gefühle. Dann sagen wir: „Wir lieben dich auch, wenn du am Kreuz hängst, mit einer Dornenkrone.“ Da lieben wir dich immer mehr.

Wir wissen auch, dass du uns im Leben immer Schwereres zumutest und uns auch ins Leiden führst. Und wir wollen dazu Ja sagen. Wir lieben dich auch über den schweren Weg hinweg immer mehr.

Das Wort trifft mich jedes Mal, wenn ich es lese, wenn Jesus sagt: „Ach, dass du doch warm oder kalt wärst!“ Jesus sagt: Lieber ein hassender Atheist als diese erstarrte Christlichkeit, in der alles nur noch Tradition ist und in der man mich nicht mehr liebt und nicht mehr braucht.

Ein mahnendes Klopfen: „Ach, dass du doch warm oder kalt wärst! Weil du aber lau bist, will ich dich ausspeien!“

Das fragende Klopfen: Was willst du denn von mir?

Jetzt höre ich noch ein fragendes Klopfen. Zuerst das mahnende Klopfen, jetzt ein fragendes Klopfen. Was ist denn das fragende Klopfen? Was willst du von mir? Was wollen Sie von Jesus?

Wir feiern in diesen Weihnachtstagen und fragen: Was brauchen Sie denn? Auch ich habe mir eigentlich gar nichts überlegt. Brauchen Sie etwas?

Interessant ist, dass wir oft nicht nur eine erstarrte Gemeinde sind, traditionell gefangen in der Gleichgültigkeit unserer wohltemperierten Gefühle, sondern auch eine Gemeinde, die gar nicht mehr viel will. Bei uns ist doch alles in Ordnung: Wir haben die richtige Lehre, sind bei den Rechtgläubigen. Wir achten die Bibel und Gottes Wort. Der Betrieb läuft ganz gut, und bei uns kann man doch gar nichts sagen.

Wir versäumen zwar einiges, aber so schlimm ist das auch nicht. Ist es eigentlich nicht schlimm, nichts zu bedürfen?

Als wir zum Glauben kamen, da waren wir begierig. Bei vielen Hauskreisen und Predigten denke ich oft, dass dort gar keine Lebensfragen mehr verhandelt werden. Es geht gar nicht mehr um die entscheidenden Dinge.

Ja, und was bewegt uns eigentlich? Ach, wir haben da so ein bisschen ein Problem. Wir grübeln ein bisschen im Glauben über Sonderlehren und ein paar Besonderheiten.

Und Jesus sagt: Siehst du nicht, wie du jämmerlich, arm, blind und bloß bist?

Ja, wie? Wir sind doch ordentliche Bürger.

Wissen Sie, dass wir bis an unser Lebensende notvolle Leute sind, auch mit all unserer Christlichkeit?

Ich darf Ihnen sagen: Ich predige, was ich brauche, jede halbe Stunde. Ich brauche einen Heiland, der für meine Sünden stirbt. Ohne ihn kann ich keinen Tag bewältigen, ohne ihn kann ich nichts tun. Und das ist ganz einfach so vom ersten Tag meines Christseins an. Darüber wachse ich auch nicht hinaus: Ich brauche ihn.

Im Neuen Testament haben wir Briefe von einem Christen, der uns sehr bekannt ist. Manchmal schauen wir zu ihm auf und denken, das war ein ganz Großer, der für seinen Herrn viel gewirkt hat.

Wissen Sie, was er sagt? Ich jage ihm aber nach, ob ich es wohl ergreifen möge; ich bin noch nicht am Ziel.

Heute gibt es so viele Christen, die tun, als wären sie am Ziel. Dabei hat er gerungen, dass er das Ziel nicht versäumt.

Ich leide seit Jahren darunter, dass in vielen Gemeinden so getan wird, als würde man jetzt evangelistisch für die Außenstehenden predigen.

Wie bitte? Wenn ich für Ungläubige rede, predige ich immer auch für mich. Ich kann keinen Unterschied machen, ob ich in der Gemeinde oder draußen auf der Straße predige.

Es ist doch ein Evangelium, von dem wir leben. Ich kann vielleicht ein Beispiel oder ein paar andere Beispiele wählen, in der Sache aber nicht.

Dieser Paulus sagt: Ich habe es doch noch nicht ergriffen. Oder: Wollen habe ich wohl, aber vollbringen das Gute kann ich nicht.

Wissen Sie, dass wir täglich Menschen sind, die es gar nicht können, was wir dauernd reden?

Wir sind Menschen, die von der Sünde besetzt sind und der Gnade Gottes bedürfen. Wir brauchen doch den Herrn, der uns beschenkt.

Und das ist das Tadel des Herrn an seiner Gemeinde: Ihr seid alle so satt, ihr bedürft nichts und wisst nicht mehr, dass ihr Hunger habt.

Viel, viel braucht von meinen Gaben, aber ich will nur immer das eine predigen: Was ich brauche. Ich brauche den Heiland, der mich trägt, der in das Leben von sündigen Menschen kommt.

Ich rate dir: Reib dir doch mal die Augensalbe ein, damit du dich selbst richtig siehst im Lichte Gottes. Und dann nimm die Gewänder, die deine Blöße bedecken.

Die Notwendigkeit des Wunders Christi und das frohmachende Klopfen

Liebe Schwestern und Brüder,

keiner von uns kann heute anders bestehen als durch das Wunder Christi, durch sein Blut und seine Gerechtigkeit. Das ist mein Schmuck und mein Ehrenkleid. Damit will ich vor Gott bestehen, wenn ich zum Himmel hinaufgehe.

Wir singen das doch in den Weihnachtstagen: „Ihr Armen und Elenden, kommt herbei, füllet frei eures Glaubens Hände!“

Dass heute so wenig evangelisiert wird, liegt daran, dass die Gemeinde sich so satt fühlt. Wenn wir aber wieder anfangen, unseren Hunger wirklich zu leben, dann kommen die Leute. Dann sagen sie: „Jetzt habt ihr genau das gepredigt, was wir suchen.“

Es gibt gar keinen Unterschied: Wir werden alle nur durch das eine Evangelium gerecht. Der Herr, der seine Gaben austeilt – was willst du denn? Was willst du denn? Er sagt: „Komm, ich bediene dich doch!“ Er bietet sich doch an.

Und zum Schluss ein frohmachendes Klopfen. Ein frohmachendes Klopfen: „Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an.“ Der Tadel ist wichtig, die Frage ist wichtig: Was willst du denn? Brauchst du etwas?

Da steht noch drin: „Der Erstgeborene von der ganzen Schöpfung.“ Da denke ich an all Ihre Leibesnöte, an Ihre Berufsprobleme, an Ihre Geldprobleme und Wirtschaftsnöte. Der Herr will sich doch anbieten, der Erstgeborene der Schöpfung, der alle Dinge gemacht hat. Ihm ist es doch ein Leichtes, in Ihrem Leben seine Kraft zu erweisen. Lassen Sie ihn doch ein!

Aber jetzt noch das frohmachende Klopfen: „Stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn jemand die Tür auftut, dann will ich eingehen und das Abendmahl mit ihm halten.“ Klopft an der Tür!

Wir wissen aus dem alten Bild, dass die Tür nur von innen eine Klinke hat, mit der man aufmachen kann. Jetzt macht doch die Tür auf!

Ich erlebe es immer wieder bei meinen Besuchen. Ich verstehe, dass es heute gefährlich geworden ist. Wenn immer mehr Überfälle sich häufen, haben die Leute Angst, die Tür zu öffnen. Und dann passiert es, dass Leute sagen: „Sie haben mich gar nie besucht.“ Das kann doch nicht sein, immer wieder am Geburtstag jedes Jahr oder so.

Sie sagt: „Was ist denn? Waren Sie nie da?“
„Ja, ich bin immer zu Hause.“
Sie sagt: „Was ist denn los bei Ihnen?“
Da sagt sie: „Ich mache die Tür nur auf, wenn Sie dreimal klingeln.“
Sie sagt: „Ich kann doch nicht kommen wie die Feuerwehr bei Ihnen.“

Also klingeln sie an der Tür, aber sie denken: Wenn es nicht dreimal klingelt, ist ja nichts Wichtiges, und dann gehen sie wieder.

Haben Sie auch so Regeln, dass Sie noch irgendetwas erwarten, was Jesus bei Ihnen tun muss? Sie haben so Vorschriften, nicht wahr? Jesus ist ganz demütig und still. Er ruft sie, erzwingt sie nicht.

Er könnte ja durch die Tür brechen, wie bei Saulus von Tarsus, durch eine ganz herrliche Erscheinung. Er tut es nicht. Er tut es bei Ihnen bestimmt nicht. Er klopft ganz sanft.

Und ich darf heute der Bote sein. Er will Ihre Schwermut lösen, Ihre Nöte, Ihre Ängste. Er will einkehren bei Ihnen.

Bei anderen Besuchen passiert es dann so, wie es auch einmal war bei einer Frau, wo ich geklingelt habe und sagte: „Ich bin Chef vom Buch von der Hofhackerkirche.“ Das kann jeder sagen. Dann steht man vor der Tür und kann bloß wieder gehen, zweifelt: „Ja, ist das wirklich? Will ich ihn einlassen oder nicht?“

Wenn Sie die Tür auftun, bricht die Freude an. In Ihrer Hand liegt es!

Und wenn Sie die Tür auftun, dann richtet Jesus ein Festmahl an. Dann will er es Ihnen zusprechen, dass Sie bei ihm ganz geborgen sind. Er will Sie gewiss machen, dass nichts Sie aus seiner Hand trennen kann.

Er will alte Schuld vergeben und Ihnen zusprechen: „Das ist alles gut geworden, erinnere dich nimmer dran, es ist alles geheilt.“

Er will Ihnen Mut zusprechen, er will Sie festmachen, er will in Ihnen wohnen und regieren. Und da heißt es dann noch in diesem letzten Vers: „Dem will ich geben, auf meinem Thron zu sitzen.“

Dem Thron der Vollendung Macht auszuüben – das wollen wir gar nicht missen: mit Jesus zu herrschen in der Ewigkeit. Er nimmt uns ganz zu sich hinein. Es wird ganz groß.

Wir fehlbaren Menschen, die so oft enttäuschen, werden von ihm gewürdigt, etwas für ihn zu wirken.

Jetzt mach doch die Tür auf, lass ihn doch ein! Amen!