Guten Abend zusammen!
Gestern hatten wir es mit fliegenden Säugetieren zu tun, und heute beschäftigen wir uns erneut mit dem Thema Flug bei Tieren – diesmal mit den Vögeln. Der Schwerpunkt liegt dabei auf einem wichtigen Detail: den Federn. Es geht zwar um mehr als nur die Federn, aber sie stehen im Mittelpunkt des Vortrags.
Sind die Federn genial konstruiert oder ein Zufallsprodukt? Wenn man ganz an den Anfang der Bibel schaut, findet man etwas über die Vögel am fünften Schöpfungstag. Dort sprach Gott: „Das Wasser wimmle von lebendigen Wesen, und Vögel sollen über dem Land am Himmelsgewölbe dahinfliegen.“ Gott schuf alle Arten von großen Seetieren und anderen Lebewesen, von denen das Wasser wimmelt, sowie alle Arten von gefiederten Vögeln. Gott sah, dass es gut war. Er segnete sie und sprach: „Seid fruchtbar und vermehrt euch und bevölkert das Wasser im Meer, und die Vögel sollen sich auf dem Land vermehren.“ Es wurde Abend, und es wurde Morgen – der fünfte Tag.
Die Frage lautet natürlich aus Sicht der Bibel: Ist das genial konstruiert? Ganz klar, ja! Gott hat in seiner Weisheit und Schöpfermacht gesprochen. So, wie er es will, erscheinen die Dinge und sind da. Das Sprechen Gottes steht auch dafür, dass der Vorgang nicht den üblichen Abläufen in der Welt entspricht, wie wir sie heute kennen. Es ist ein ganz außergewöhnlicher Vorgang, mit dem Gott die Dinge ins Dasein brachte – unter anderem auch die Vögel und ihre Federn.
Bekanntlich hört man seit vielen Jahrzehnten in der Öffentlichkeit, in den Schulen und in den Medien etwas ganz anderes. Das gilt natürlich auch für die Entstehung der Vögel. In der Wissenschaft wird weithin angenommen, dass es einen evolutionären Prozess gab, der durch reine natürliche Vorgänge ablief. Es bestehe keine Notwendigkeit, einen Schöpfer heranzuziehen, um die Entstehung der Vögel aus nicht fliegenden Vorläuferformen zu erklären.
So wird es auch im Titel dieses Buches dargestellt: Die Evolution des Fliegens. Interessant ist dabei auch der Untertitel „Ein Fotoshooting“. In dem Buch finden sich viele beeindruckende Bilder von fliegenden Organismen, darunter Vögel, aber auch andere flugfähige Lebewesen wie Insekten und Fledermäuse, die wir gestern besprochen haben.
Das Buch enthält viele wirklich schöne und beeindruckende Bilder. Allerdings fällt ein Bild völlig aus dem Rahmen – und zwar gleich am Anfang, auf Seite sieben. Was ist dort zu sehen? Rechts erkennt man einen Raben, einen heutigen Vogel, der uns vielleicht bekannt vorkommt.
In der Mitte sieht man etwas, das wie ein Vogel aussieht, der nicht besonders gut ausgestattet zu sein scheint. Die Flügel wirken auf dem Bild etwas mager. Dabei soll es sich tatsächlich um den berühmten Urvogel Archaeopteryx handeln, der lange Zeit als der erste Vogel galt. Aus Sicht der Evolution wurde er auch als ein teilweise brauchbares Bindeglied zwischen reptilienartigen Vorfahren und den heutigen Vögeln angesehen.
In diesem Buch wird der Archaeopteryx allerdings ziemlich schlecht dargestellt, möchte ich sagen. Ich werde gleich noch zwei andere aktuelle Rekonstruktionen zeigen, die das deutlich machen.
Links oben ist dann noch ein ganz merkwürdiges Geschöpf zu sehen. Als ich das Bild zum ersten Mal sah, dachte ich, es sehe aus wie ein gerupftes Huhn – allerdings mit Dinosaurierkopf. Hühner haben normalerweise keinen so langen Schwanz, und die Beine sehen auch etwas anders aus.
Was soll das also sein? Zu diesem Zeitpunkt kannte ich die Vorstellungen von Evolutionstheoretikern bereits recht gut, die glauben, dass Vögel von Dinosauriern abstammen. Als dieses Buch erschien, hatte man schon eine ganze Reihe von Fossilien gefunden, bei denen die Körperoberfläche angeblich Federn aufwies. Das werde ich gleich noch mit einem Bild zeigen.
Das Bild in diesem Buch ist jedoch sehr einseitig und suggestiv gestaltet. Mit der bildhaften Darstellung wird der Gedanke vermittelt, dass dieser Prozess automatisch und evolutionär ablief: Dinosaurier hätten irgendwann erste Federstücke entwickelt, und beim Archaeopteryx seien die Federn dann etwas besser ausgebildet gewesen.
Warum man dafür gerade einen Kohlraben gewählt hat, ist mir unklar. Rabenvögel gelten als besonders intelligent – nebenbei bemerkt, vielleicht nicht unbedingt als die attraktivsten Vögel, aber natürlich gehören sie zu den heutigen Vögeln. Das kann man schon so machen, aber ich finde die Wahl sehr suggestiv.
Um es gleich zu sagen: Ein solches Geschöpf, wie es links oben dargestellt ist, gibt es nicht. Es gibt Dinosaurier, die bereits Körperbedeckungen hatten, manche sogar richtige Federn. Darüber kann man nicht streiten, ob es sich dabei wirklich um Dinosaurier handelt oder ob man sie schon als Vögel bezeichnen sollte.
Aber ein Wesen mit nur ein paar Federfetzen an einzelnen Stellen des Körpers – das haben sie sich hier etwas ausgedacht.
Da man heute in der Fachwelt und auch in populären Darstellungen weitgehend davon ausgeht, dass Vögel von Dinosauriern abstammen, sagt man sogar ganz ernsthaft, dass die heute existierenden Vögel nicht nur Nachfahren der Dinosaurier sind – also die letzten Überlebenden dieser Gruppe –, sondern dass sie selbst Dinosaurier sind.
Das steht zum Beispiel in einem Fachartikel eines der renommiertesten Fachmagazine in den Naturwissenschaften: "Birds are living dinosaurs" – Vögel sind heute lebende Dinosaurier. Falls Sie das noch nicht gehört haben und sich jetzt wundern – ich habe mich auch gewundert –, so ist das tatsächlich die gängige Sicht in der Fachwelt. Es gehört heute zum guten Ton, diese Sichtweise bei dem Thema zu erwähnen.
Ein weiteres Beispiel stammt aus der Zeitschrift Scientific American, einer sehr einflussreichen populärwissenschaftlichen Publikation. Im Deutschen entspricht das etwa Spektrum der Wissenschaft, für diejenigen, die sich damit auskennen. Dort heißt es: "In truth, birds are dinosaurs" – "In Wahrheit sind Vögel Dinosaurier". Das ist die Denkweise.
Darauf kommen wir gleich noch zu sprechen: Ist es gerechtfertigt, diese Sichtweise zu vertreten? Aus Sicht der Bibel selbstverständlich nicht. Aber angesichts der Daten, die man aus der Biologie und der Paläontologie – also der Fossilforschung – kennt, ist diese Sichtweise vielleicht ein Stück weit nachvollziehbar.
Zur Vollständigkeit möchte ich noch zwei moderne Rekonstruktionen des berühmten Urvogels zeigen. Man vermutet, dass sein Gefieder schwarz war. Das sieht schon ganz anders aus als die seltsame Zwischenausprägung im vorigen Bild. Außerdem ist das Gefieder sehr viel edler und feiner gestaltet.
Weil heute also allgemein angenommen wird, dass Vögel von bestimmten zweibeinigen Laufdinosauriern, nämlich Raubdinosauriern, abstammen, hört man auch manchmal den Ausdruck, Vögel seien die "Dinosaurier der Lüfte".
Das ist spannend, wenn man sagt: Sind die Dinosaurier ausgestorben? Nein, sind sie nicht. Die Frage erübrigt sich, denn sie sind noch da – sie zwitschern auf den Bäumen und fliegen über unseren Köpfen hinweg. Das ist doch eine tolle Vorstellung.
So sind zum Beispiel auch Kolibris, die im Stand den Schwirrflug beherrschen – was für eine unglaubliche Leistung –, in dieser Sichtweise Dinosaurier. Der kleinste Dinosaurier ist die Bienenelfe, die sich mit der Hummelfledermaus messen kann. Die Hummelfledermaus haben wir gestern gesehen, für die, die dabei waren. Sie wiegt etwa drei Gramm, und die Bienenelfe ist, glaube ich, noch ein bisschen leichter. Darüber kann man streiten, wer wohl der leichteste ist – unter Vögeln und Säugetieren zusammengenommen. Beide haben gute Chancen darauf.
Es gibt zwei Indizienbereiche, auf die Evolutionsbiologen Bezug nehmen, wenn sie sagen, dass die Vögel von Dinosauriern abstammen. Der erste Indizienbereich sind die Fossilien. Das sind Reste früherer Formen oder deren Abdrücke, also Spuren, aus denen man etwas über den Körperbau und speziell über die Körperbedeckung erkennen kann.
Es gibt tatsächlich mehrere Handvoll Dinosaurierfossilien, deren Körperoberfläche mit haarartigen Strukturen bedeckt war. Was sagen Sie dazu? Haarartige Strukturen – Haare sind Haare, und Haare sind keine Federn, richtig? Trotzdem spricht man bei den Dinosauriern mit solchen haarartigen Körperbedeckungen von Federn. Wie kommt das?
Der Grund ist, dass man glaubt, diese haarartigen Strukturen seien die Vorstufen, aus denen später richtige Federn entstanden sind. Durch diese Bezeichnung wird das Publikum im Grunde genommen in die Irre geführt, wenn man nicht genauer hinschaut. Das ist wirklich so. Das heißt, es sind „Dinofedern“, obwohl es keine echten Federn sind.
Es gibt aber, wie vorhin schon erwähnt, bestimmte Dinosauriergattungen oder einzelne Funde, die flächige Federn besaßen – und zwar durchaus am ganzen Körper. Hier kann man dann fragen: Warum werden diese Tiere als Dinosaurier bezeichnet, wenn sie doch flächige, richtige Federn hatten?
Manche sagen, dass diese Tiere noch nicht richtig fliegen konnten. Andere wiederum meinen, sie seien vielleicht flugunfähig gewesen, entweder von Anfang an, weil Gott sie anders geschaffen hat. Es gibt ja heute flugunfähige Vögel, wie Laufvögel, Vogelstrauße oder den Kiwi. Wieder andere sagen, dass die Flugunfähigkeit zurückgebildet sein könnte. Das kommt heute besonders auf Inseln vor, wo Vögel nicht unbedingt fliegen müssen, um zurechtzukommen. Dort sparen sie sich den großen Stoffwechselaufwand, den das Fliegen erfordert.
Das wäre also auch eine mögliche Erklärung. Warum sagt man dann, dass es Dinosaurier sind? Die Antwort ist klar: Man hat schöne Indizien, die gut in das Bild von Dinosauriern zu Vögeln passen.
Ich möchte mich heute Abend nicht näher damit befassen. Ich habe mich intensiv damit beschäftigt und auch einen längeren Artikel dazu auf unserer Homepage von Wort und Wissen veröffentlicht. Außerdem gibt es eine Artikelserie in unserem Journal „Studium Integrale“. Wer dort gerne nachlesen möchte, findet das Archiv unter si-journal.de.
Das ist also der eine Bereich, auf den ich im Weiteren nicht näher eingehen möchte. Ich will nur so viel sagen: Es gibt einen klaren Unterschied zwischen solchen Formen, die zwar eine Körperbedeckung in Form von haarartigen Strukturen haben, die aber keine Federn sind – bei denen man also eigentlich gar nicht von Federn sprechen müsste oder sollte – und anderen Formen, die flächige Federn besitzen. Bei diesen kann man wirklich sagen: So sehen Federn nun mal aus, mit einer Fläche, einer Hauptachse und so weiter.
Man kann aber durchaus darüber streiten, ob man diese Tiere überhaupt zu den Dinosauriern zählen sollte. Das wird aus den genannten und noch einigen weiteren Gründen gemacht, die jetzt aber zu weit und zu speziell wären, um sie hier auszuführen.
Der zweite Indizienbereich, auf den ich später noch einmal zurückkommen werde, ist die Entwicklungsgenetik. Das ist etwas, das wir gestern auch bei den Fledermäusen angesprochen haben. Man betrachtet dabei, wie die Federentwicklung bei heutigen Vögeln abläuft, also im Vogelei, wo das Ganze anfängt. Dort kann man im Prinzip beobachten, wie die Entwicklung verläuft.
Natürlich handelt es sich dabei nicht um Evolution, sondern um die Entwicklung eines Ganzen, bei dem bereits alle Anlagen vorhanden sind. Dennoch lässt man sich von solchen Beobachtungen inspirieren und überlegt, ob Ähnliches auch in der Evolution stattgefunden haben könnte.
Es gibt ein Modell zur Federentstehung, das viel Beachtung gefunden hat. Es beschreibt die Entstehung richtiger, flächiger Federn und sieht folgendermaßen aus:
Im ersten Stadium bildet sich auf der Körperoberfläche ein hohler Zylinder. Im zweiten Stadium entwickelt sich aus diesem Zylinder ein ganzes Büschel unverzweigter Äste. Im nächsten Stadium gibt es zwei Varianten: Entweder entsteht zuerst eine Hauptachse, die spätere Federrachis, und die Äste verteilen sich symmetrisch links und rechts fiederig. Oder das Büschel erhält eine zweite Verzweigung, also eine Zusatzverzweigung, sodass eine Doppelverzweigung entsteht.
Im nächsten Schritt muss man diese beiden Varianten irgendwie zusammenführen. Entweder erhält die Feder mit der Hauptachse und den Ästen noch diese zweite Verzweigung hinzu oder die Büschel mit bereits vorhandenen Verzweigungen bilden eine Hauptachse. Das ist dann das Stadium drei A plus B, das hier links dargestellt ist.
Im nächsten Stadium verhaken sich die Federäste mit den Seitenverzweigungen so eng miteinander, dass eine geschlossene Fläche entsteht, durch die kein Wind mehr hindurchgeht. Dadurch kann man sich schon besser durch die Luft bewegen, vielleicht zumindest gleiten.
Aktives Fliegen ist aber erst mit Stadium fünf möglich. Hier müssen die Federn asymmetrisch sein. Aus aerodynamischen Gründen entstehen dadurch entsprechende Luftwirbel, sodass oberhalb der Federn beziehungsweise des Federkleids ein Unterdruck entsteht. Nur so können die Vögel fliegen – was natürlich eine anspruchsvolle Angelegenheit ist, wie jeder Flugzeugbauer weiß. Es ist nicht einfach, ein schweres Objekt in die Luft zu bringen.
Dieses Modell wurde stark popularisiert, allerdings ist es mittlerweile schon zwanzig Jahre alt. Bis heute gilt es als Standardvorstellung zur Federentwicklung. Es wurde von Evolutionswissenschaftlern populär gemacht, unter anderem in der Zeitschrift Spektrum der Wissenschaft und im Scientific American, dem Original von Spektrum. Dort steht groß und deutlich: „Zuerst kam die Feder“.
Was bedeutet das? Die Annahme ist, dass Federn nicht zuerst zum Fliegen dienten, sondern für andere Zwecke, etwa zur Wärmeregulierung oder zur Signalgebung. Die haarartigen Federn, wie man sie auf diesem Bild sieht, könnten dazu gedient haben, sich auffällig zu gestalten und so bei der Partnerwerbung, der Balz, nützlich zu sein.
Nach dieser Auffassung war das die Erstfunktion der Federn. Später konnten diese einfacheren Federn weiter verändert und schließlich auch zum Fliegen genutzt werden.
Die Frage, ob Sie oder Ihr jetzt überzeugt seid, dass die Evolution von Dinosauriern zu Vögeln so funktionieren könnte, ist wohl eher rhetorisch gemeint. Ich vermute, dass viele nicht überzeugt sind, dass dies eine gute Begründung für den Ablauf der Evolution ist.
Ich möchte im Folgenden im Hauptteil verdeutlichen, warum die Erklärung, die ich mit dem Fünf-Schritte-Modell gezeigt habe und die in der Evolutionsbiologie als Standard gilt, völlig untauglich ist.
Um das klarzumachen, kommen wir zum Hauptpunkt: Was verkörpern die Federn eigentlich insgesamt? Was ist an ihnen so besonders? Welche Strukturen und Eigenschaften brauchen sie, damit sie flugtauglich sind und als Teil des gesamten Flugapparats genutzt werden können?
Man kann die Frage so formulieren, wie ich es hier notiert habe: Woran muss alles gedacht werden, damit ein Vogel mit Hilfe von Federn fliegen kann? Dass man auch anders fliegen kann, haben wir ja gestern bei den Fledermäusen gehört, aber hier geht es speziell um das Fliegen mit Federn.
Was braucht ein Vogel zum Fliegen? Schauen wir uns dazu einige Details an. Wenn man sich klarmacht, was zum Flug alles notwendig ist, muss man bedenken, dass es nicht nur den äußerlich sichtbaren Teil der Federn gibt. Dieser Teil muss bestimmte Formen und Eigenschaften haben. Es gibt aber auch einen Teil, der in die Körperoberfläche eingesenkt ist. Diesen Teil nennt man Follikel.
Denn es würde nicht viel helfen, wenn auf der Körperoberfläche Federn einfach lose stecken würden, ohne Zusammenhang. Sie müssen sinnvoll und gut verankert sein, außerdem müssen sie bewegt und gesteuert werden können. Darauf werden wir später noch eingehen.
Die äußere Struktur der Feder ist also nur etwa die halbe Miete von dem, was man braucht. Es gibt verschiedene Federtypen, wie man ja auch weiß. Vielleicht hat das der eine oder andere schon auf einem Hühnerhof oder anderswo beobachtet, wenn er die Tiere genauer betrachtet hat.
Zum Beispiel gibt es Konturfedern. Das sind Federn mit geschlossenen, flächigen Teilen, wie die Flugfedern, die das äußerlich sichtbare Federkleid ausmachen. Dann gibt es weniger bekannte Fadenfedern, die eine Sinnesfunktion haben. Sie sind zum Beispiel zwischen anderen Federn eingeschaltet, um die Federstellung festzustellen und diese Information über Sinnesleistungen an entsprechende Stellen im Körper weiterzuleiten.
Weiter gibt es Borstenfedern, die zum Schutz der Augen dienen, etwa im Gesicht. Dann natürlich die Daunenfedern, die gut wärmen. Diese befinden sich bei den Vögeln unterhalb der Konturfedern oder sind ganz am Anfang der Entwicklung vorhanden. Außerdem gibt es Federn, die man als Halddaunen bezeichnet, in Zwischenbereichen oder an den Randbereichen der federlosen Stellen.
Es gibt auch einige Bereiche am Körper, die keine Federn haben, die aber durch das Federkleid überdeckt sind. Federn sind also nicht überall am Vogel vorhanden.
Insgesamt wurden über zwanzig verschiedene Funktionen von Federn festgestellt. Ehrlich gesagt, ich habe die Liste mit zwanzig Funktionen noch nie irgendwo vollständig gelesen, aber überall wird gesagt, dass es so viele gibt.
Klar ist: Fliegen ist eine Funktion, Wärmen ist eine andere, Tastsinn, Signalgebung durch unterschiedliche Färbung der Federn, Tarnung, mechanischer Schutz, Nässeschutz und auch Hitzeschutz sind weitere Beispiele.
Es gibt also eine Reihe von Fähigkeiten, Eigenschaften und Funktionen, die Vögel gleichzeitig mit ihren Federn haben können.
Im Folgenden werden wir uns mit den Konturfedern beschäftigen. Die anderen Federtypen wären noch einmal ein eigenes Thema. Hier geht es speziell um die Federn, die Vögel nutzen und brauchen, um fliegen zu können.
Federn vereinen sehr paradoxe Eigenschaften in sich. Man könnte sagen, es sind Eigenschaften, die sich gegenseitig zu widersprechen scheinen. Sie sind robust, aber gleichzeitig auch biegsam. Und zwar so, dass sie sich nach dem Biegen wieder zurückbiegen, wenn man sie loslässt. Federn sind drehbar und knickfest. Natürlich sollte man das Knicken nicht übertreiben, aber sie halten ziemlich viel aus. Trotz all dieser Eigenschaften sind Federn, wie man weiß, sehr leicht.
Ich wundere mich immer wieder, wenn ich eine ziemlich große Feder in der Hand halte und dabei kaum etwas spüre. Es ist ein unglaublich leichtes Baumaterial mit diesen besonderen Eigenschaften. Wie das möglich ist, werden wir gleich sehen.
Der Aufbau einer Feder ist folgendermaßen: Es gibt ganz markant den Schaft, auch Arachis genannt, die zentrale Achse der Feder. Daran sind sehr viele Äste, die Federäste, befestigt. Die Feinheiten kommen dann noch später.
Ein weiterer wichtiger Teil ist der untere Teil des Schaftes, der in den Körper eingesenkt ist. Dieser Teil heißt Kalamus oder auch Spule. Man muss sich das nicht unbedingt merken, aber es wird später noch einmal vorkommen. Der eingesenkte Teil, der im Körper steckt, also im Prinzip das untere Ende des Schaftes, ist die Spule.
Kommen wir jetzt noch mehr ins Detail. Den Schaft hatten wir schon gesehen. Die Federäste sind hier im Modell nur vereinfacht dargestellt – links zwei und rechts einer – aber in Wirklichkeit sind es etwa 100, 150, 200 Stück pro längerer Feder oder sogar noch mehr. An den Federästen gibt es wiederum Abzweigungen, die Federstrahlen.
Diese Federstrahlen sind das, was in dem Modell als zweite Abzweigung dargestellt ist oder was daraus werden soll. Es gibt dabei zwei Sorten: Auf der einen Seite gehen sogenannte Bogenstrahlen von den Ästen ab, auf der anderen Seite Hakenstrahlen. Die Hakenstrahlen einer Seite verhaken sich mit den Bogenstrahlen des Nachbarastes, wie im oberen Teil des Bildes zu sehen ist.
Im Inneren des Schaftes befindet sich außerdem eine Art Schaum. Den schauen wir uns später noch an, denn auch dessen Aufbau und Eigenschaften sind sehr spannend.
Jetzt gehen wir noch einmal etwas mehr ins Detail und betrachten einen Querschnitt durch einen Federast, rechts oben im Bild. Von diesem Ast zweigen die beiden Arten von Federstrahlen ab: auf der einen Seite die Bogenstrahlen – hier ist nur einer gezeigt, die anderen wurden abgeschnitten dargestellt, um zu zeigen, wie sie in Reihen nebeneinander liegen – und rechts ein Hakenstrahl.
Man erkennt schon im Detail, dass die Struktur ziemlich fein ausgearbeitet ist. Die genauen Details müssen wir uns nicht merken. Links sieht man ein elektronenmikroskopisches Bild, auf dem man sehen kann, wie die Hakenstrahlen in die Bogenstrahlen greifen. Das Ganze funktioniert wie ein Reißverschluss.
Wofür ist dieses System gut? Federn sind immer wieder starken Luftbewegungen ausgesetzt, also starkem Druck von außen. Dabei besteht die Gefahr, dass sie aufreißen könnten. Wenn sie aufreißen, wären sie theoretisch beschädigt. Das passiert aber nicht, weil vorgesorgt ist: Das Haken- und Bogenstrahlensystem erlaubt ein kontrolliertes Aufreißen und anschließendes Wiederzusammenfügen, ähnlich wie ein Reißverschluss, der sich öffnet und wieder schließt.
Dieser Reißverschlussmechanismus sorgt dafür, dass die Feder viele Sollbruchstellen an verschiedenen Stellen hat. So ist die gesamte Feder einerseits ziemlich luftdicht, andererseits kann sie an vielen Stellen nachgeben, wenn die Beanspruchung zu stark wird. Danach schließen sich die Stellen wieder.
Eine typische Flugfeder hat über eine Million Haken- und Bogenstrahlen. Wer es nicht glaubt, kann ja mal nachzählen – man braucht allerdings eine gute Lupe dafür.
Jetzt geht es noch mehr ins Detail. Die noch feineren Strukturen sind erst seit kurzer Zeit bekannt, weil es lange schwierig war, die komplexen Innereien der Wände des Federschaftes und der Federäste genauer zu untersuchen. Das liegt daran, dass diese Strukturen sehr kompliziert verpackt sind.
Forscher haben dafür sehr clevere Methoden entwickelt. Zum einen nutzt man neuere bildgebende Verfahren, mit denen man durchleuchten kann, was früher nicht möglich war. Ein anderer Forscher ging einen ganz besonderen Weg: Er ließ die Federn allmählich vergammeln, also sich auf natürliche Weise zersetzen. Dabei beobachtete er die Zersetzungsprozesse. So wurden Strukturen sichtbar, die im intakten Zustand nicht zu erkennen sind. Das fand ich sehr schlau.
Dieser Forscher stellte fest, dass die Feder unglaublich kompliziert gebaut ist. Wenn man jetzt nicht alles im Detail versteht, ist das nicht schlimm. Man merkt einfach, dass die Struktur sehr komplex ist und nicht einfach zusammengepackt.
Wichtig ist, dass wir es mit einem bestimmten Federprotein zu tun haben, das Keratin heißt. Es lagert sich zu langen, sehr feinen Fasern zusammen. Dieses System von Keratinfasern ist in vielen Bereichen überkreuzt angeordnet – sowohl in der Matrix, also dem Gesamtgefüge der Wände, als auch im Federschaft und in den Federästen. In den seitlichen Wänden des Schaftes und der Äste sind diese Keratinfasern gegenständig überkreuzt angeordnet.
Man kann das auf Bildern andeutungsweise sehen, allerdings ist es schwierig, weil die Strukturen sehr groß sind. Diese Fasern sind aber nicht einfach wie irgendwelche Schnüre zusammengepackt, sondern hierarchisch strukturiert.
Die einzelnen Fässchen haben nur drei Nanometer Durchmesser, also drei Millionstel Millimeter. Diese Fässchen sind zu Fasern gebündelt, wobei viele Fässchen zusammen Fasern mit einem Durchmesser von 100 bis 800 Nanometern bilden. Das sind immer noch weniger als ein Tausendstel Millimeter. Diese Fasern werden dann wiederum zu Bündeln zusammengefasst, die drei bis fünf Mikrometer groß sind, also drei bis fünf Tausendstel Millimeter.
Man muss sich das auf der Zunge zergehen lassen, was für ein feiner Bau dahintersteckt. Das allein zeigt deutlich, dass man solche Federstrukturen nicht mit einem einfachen Zwei- oder Drei-Schritte-Modell der Federentstehung erklären kann – das funktioniert überhaupt nicht.
Eine noch neuere Untersuchung stammt aus dem Jahr 2017. Dieselbe Arbeitsgruppe, die die vorherigen Erkenntnisse gewonnen hat, fand noch etwas Interessantes heraus: Der Schaft verjüngt sich von der Basis bis zur Spitze kontinuierlich und wird immer schmaler.
Es wurde erst vor kurzem entdeckt, dass das dadurch passiert, dass Faserbündel vom Schaft abzweigen und in die Äste hineinführen. In einem Ast nach dem anderen gehen Faserbündel ab. Dadurch gibt es immer weniger Faserbündel im Schaft, weshalb der Schaft nach oben hin schmaler wird.
Gleichzeitig sind die Äste, also die ersten Verzweigungen, sehr fest im Schaft verwurzelt. Besser kann das nicht sein. Sie sind nicht einfach angedockt, wie etwa bei einem Flugzeugteil, das angeschraubt oder angenagelt wird. Stattdessen sind sie fest integriert – genial gemacht.
Man kann sagen, dass die Federäste tief im Schaft verwurzelt sind. Die Forscher sind der Meinung, dass dies wesentlich zur Reißfestigkeit sowie zur Bruch- und Knicksicherheit beiträgt. Dadurch können die Kräfte, die beim Flug durch die Luft auf die Federn wirken, gut und gleichmäßig verteilt werden.
Das ist auch nicht unwichtig. Man merkt, dass wirklich an jedes Detail gedacht wurde. Genau das möchte ich vermitteln und deutlich machen.
Ich habe jetzt noch ein etwas längeres Zitat. Ich glaube, das ist das einzige, bei dem etwas mehr Text auf dem Bild steht. Aber ich finde es so spannend, dass ich es vorlesen möchte. Es stammt aus einer zusammenfassenden Darstellung über die neueren Erkenntnisse zum Feinbau der Federn. Dort schreibt eine Frau Dietrich Bischoff:
Im größten Teil des Federschafts verlaufen die Keratinfasern in Längsrichtung. Dadurch kann die Feder verdreht werden, ohne zu brechen. In den Seitenwänden des Schaftes hingegen liegen die Fasern über Kreuz. Diese Anordnung verleiht der Feder größere Steifheit.
Die Keratinfasern weisen zudem in gewissen Abständen Knötchen auf. Diese sind zu den Knötchen benachbarter Fasern versetzt angeordnet. Diese Anordnung trägt dazu bei, dass sich ein Riss im Federschaft nur schwer ausbreiten kann. Die Knötchen wirken quasi wie Stopper, die verhindern, dass sich der Riss weiter fortsetzt. Und da sie schön versetzt liegen, muss schon viel passieren, bis die Feder kaputtgeht.
Vielleicht ist das eine kleine Anregung: Wenn man das nächste Mal eine Feder in der Hand hält, sei es eine, die man irgendwo findet, oder die man zuhause hat, kann man versuchen, den Schaft ein bisschen zu drehen und zu biegen. So lässt sich diese Konstruktion ein wenig nachvollziehen. Dabei kann man daran denken, dass hinter der Feder eine wahnsinnig ausgefeilte Konstruktion steckt.
Jetzt geht es noch weiter.
Zudem konnte gezeigt werden, dass Federschaft und Äste keineswegs hohl sind, sondern ein schaumähnliches Inneres aufweisen. Dieses besteht aus einem porösen Netzwerk von Fasern, die mit einem Polymer, also einem bestimmten chemischen Stoff, beschichtet sind. Dieses Polymer bindet Gase. Dadurch steht die Feder unter leichtem Druck, was dazu beiträgt, dass sie weniger leicht einknickt.
Der Schaum wirkt wie ein Energieabsorber. Vermutlich sorgt er dafür, dass die Feder nach Verbiegen oder Verdrehen wieder in ihre ursprüngliche Position zurückspringt. Das hat, denke ich, jeder schon einmal erlebt: Man biegt oder dreht die Feder, und sie springt danach wieder zurück. Das Geheimnis liegt darin, wie der Schaum im Schaft so gestaltet ist, dass er mit einer Substanz beschichtet ist, die die Luft praktisch ein wenig absorbiert.
Dadurch entsteht ein Unterdruck, der für die Steifheit und Drehbarkeit der Feder sorgt.
Ein weiteres interessantes Detail kann man gut selbst überprüfen, wenn man eine Feder von unten nach oben mit der Hand entlangfährt. Die Federn des Federschafts sind nämlich im unteren Bereich rundlich und im eingesenkten Bereich des Körpers angeordnet. Nach oben hin nehmen sie wieder eine vierkantige Form an.
Womit hängt das zusammen? Rundlich ist gut für die reibungsfreie Verankerung, während vierkantig gut für die Stabilität ist. Auch hier ist also an alles gedacht.
Zwei Bearbeiter schreiben dazu: Die Veränderung der Form der Rachis, also des Federschafts, von unten nach oben von rund bis eckig ist eine ausgeklügelte Lösung, um gleichzeitig Biegefestigkeit und Reduktion des Gesamtgewichts zu erreichen.
Man muss dabei immer bedenken: Es muss leicht bleiben. Das ist auch bei den Flugzeugbauern ein großes Thema, die lange herumprobieren müssen, damit das Fluggerät nicht zu schwer wird.
Diese Fachleute schreiben, dass das Konzept ausgeklügelt ist. Doch wer hat das ausgeklügelt? Ja, unser Schöpfer.
Und trotzdem glauben die Evolutionsbiologen nicht daran, dass es einen Schöpfer gibt, der dahintersteht.
Wir haben jetzt einiges über Vögel gelernt und gehört, vor allem über das, was äußerlich sichtbar ist. Bevor wir zu dem Teil kommen, der im Körper verborgen liegt, gibt es eine kleine Pause mit einem Lied. Die Frage, die sich dabei schon stellt, lautet: Ist die Flugtauglichkeit der Federn mit den bisher erklärten Dingen wirklich gewährleistet, oder brauchen wir noch mehr?
Wenn ich so frage, brauchen wir noch etwas mehr. Doch dazu mehr nach der Pause mit dem Lied. Ich habe vorhin schon kurz angedeutet, warum die Flugtauglichkeit damit noch nicht gewährleistet ist. Denn es gibt ja auch den körpereingesenkten Teil, der notwendig ist. Dieser muss außerdem in einer bestimmten Weise gestaltet sein, damit die Federn überhaupt bewegt werden können. Das ist unbedingt notwendig, damit man später auch fliegen kann.
Unterhalb der Körperoberfläche befinden sich viele interessante Strukturen. Zahlreiche Muskeln setzen an den Spulen an, also an dem eingesenkten Teil des Schaftes. Das ist in diesem Bild andeutungsweise zu sehen, mit den Muskelzügen dort. Um die Spulen herum liegt ein straffes Bindegewebe, das ein komplexes hydraulisches System bildet. Dabei sind auch Fettkörper eingebunden. Das heißt, die Federn sind gut verankert, nicht zu locker und nicht zu fest, sodass sie sich gut bewegen lassen.
Die Federn werden nicht einzeln bewegt, sondern durch das Muskelgeflecht, das an mehreren oder vielen Spulen ansetzt, praktisch gemeinschaftlich. Natürlich sind individuelle Unterschiede möglich, aber das Ganze ist als Gesamtsystem koordiniert. Die Muskeln und die Follikel, also die eingesenkten Teile, sind mit Sensoren ausgestattet. Diese Sinneszellen oder Sinneskörperchen melden die Stellung der Federn.
Der Vogel als Ganzes muss wissen, wie die Lage der Federn gerade ist, um im nächsten Bruchteil einer Sekunde den Flügelschlag oder die Bewegung der Federn anpassen zu können. So kann er dahin fliegen, wo er hin möchte. Zwei Bearbeiter haben es so formuliert: Es gibt einen Feedback-Mechanismus durch ein kompliziertes Nervennetzwerk mit Tastrezeptoren und Innervation – also der Versorgung mit Nerven für die Bewegung. Denn die Muskeln wissen nicht, was sie tun sollen, wenn ihnen nicht jemand sagt, was sie wann machen sollen. Dafür gibt es ein Nervensystem, das die Informationen weitergibt. Dazu kommen außerdem noch elastische Sehnen.
Ein anderer Bearbeiter, Walter Bock, hat geschrieben, dass die Federn nicht isolierte Strukturen am Vogelkörper sind, sondern Teil eines komplexen Organs – des Integuments. Das ist ein Fremdwort, das einfach die äußere Auskleidung oder Körperbedeckung bezeichnet.
Hier ist noch ein anderes Bild, auf dem man die Muskelfaserzüge sieht, die als Geflecht die verschiedenen Spulen verbinden. Diese sind hier abgeschnitten, bis auf eine. Außerdem sieht man das Nervengeflecht, das die Muskeln erreicht und mit Informationen versorgt, was sie tun sollen. Ein kleines Bild zeigt ein Sinneskörperchen, das offensichtlich nach einem gewissen Herrn Herbst benannt wurde und Herbstschen Körperchen heißt. Diese sind im Bereich der Spulen eingeschaltet, um Informationen über die Federstellung festzustellen und weiterzugeben.
Wenn man sich diese Details vom äußeren Aufbau bis zum Feinbau klar macht, ebenso die vielen Details im eingesenkten Teil, dann ist die Frage nach der Flugtauglichkeit eigentlich nur eine rhetorische, die man sofort beantworten kann. Natürlich erklärt dieses Modell die Entstehung von Federn nicht. Warum? Die vielen Eigenschaften und Bestandteile, die notwendig sind, damit Federn überhaupt als Teil des Flugapparates nutzbar sind, können wir nie mit nur fünf Schritten erklären. Auch nicht mit fünfzig oder fünfhundert. Das ist ein viel zu grobes Modell.
Evolutionsbiologen haben allerdings nicht viele Mittel, um das zu erklären. Im Prinzip gibt es nur zwei Hauptfaktoren: Mutationen, also zufällige Änderungen, die den Genpool erweitern, und die Auslese. Zum Beispiel können bei einer Maus durch Mutationen neben weißen und hellbraunen auch dunkelbraune und schwarze Fellfarben auftreten. Mutationen sind im Grunde Kopierfehler – es sei denn, sie sind vorprogrammiert, dann wäre das Planung und kein Zufall.
Die üblichen Mutationen, mit denen Evolutionsbiologen argumentieren, sind Kopierfehler. Man sagt manchmal, dass solche Fehler auch mal nützlich sein könnten – glückliche Fehler. Auf der anderen Seite gibt es die Auslese: Wenn Mäuse mit verschiedenen Fellfarben in Gebiete mit dunklem Boden auswandern, sind die hell gefärbten Mäuse auffälliger und werden eher von Fressfeinden erbeutet, bevor sie Nachwuchs haben. Das heißt, ihre Merkmale, die hellen Felle, werden aussortiert. Nach einigen Generationen sind diese Merkmale verschwunden. Das ist Auslese, das Überleben der Fittesten, also der Bestangepassten, in diesem Fall der Bestgetarnten.
Die Selektion ist zukunftsblind. Sie kann nicht sagen: „Ich plane mal ein paar Sachen zusammen, und wenn ich genug gesammelt habe, bauen wir ein neues Organ.“ Nein, die Selektion ist kein Akteur, der etwas plant, sondern ein blinder Naturprozess, der nicht gesteuert ist. Das sind also die zwei Hauptfaktoren, mit denen Evolutionsbiologen argumentieren können.
Mutationen sind ungerichtet, das heißt, sie laufen nicht nach Orientierung oder Zielvorgaben ab. Sie sind einfach Fehler, die passieren können. Dazu muss man bedenken, dass eine evolutionäre Erklärung durch allmähliche Änderungen und Auslese immer bei laufendem Betrieb erfolgen muss. Lebewesen können nicht einfach stillgelegt werden, um umbauen zu können. Wie mein Lehrer an der Uni sagte: „Die Lebewesen konnten nicht wegen Umbau schließen.“ Sie müssen von Generation zu Generation leben und von Tag zu Tag überleben. Wenn sie stillgelegt sind, sind sie tot, dann passiert nichts mehr.
Das macht die Sache sehr anspruchsvoll. Wie sollen wir dann von ersten einfachen Auswüchsen zu einer flugtauglichen Feder kommen? Mit dieser Methode halte ich das für ziemlich aussichtslos. Es gibt noch weitere Probleme, die ich nicht alle einzeln ansprechen möchte, sondern nur ein Beispiel bei der allerersten Stufe.
Man kann sich nämlich fragen: Warum soll sich in Stadium eins überhaupt ein hohler Zylinder bilden? Warum hohl? Warum nicht ein Knubbel oder ein fester, mit Material ausgefüllter Zylinder? Warum gerade das? Hier denkt man vom Ziel her: Es soll ja eine Feder entstehen mit einem Schaft, der im Wesentlichen hohl ist. Gut, man weiß, dass dort noch Schaum drin ist, also ist er nicht ganz hohl, aber vom Ziel her wird gedacht.
Doch die Evolution hat kein Ziel. Sie weiß nichts vom Fliegen, solange die Tiere nicht fliegen können. Wie soll sie da ein Ziel verfolgen und den ersten Schritt machen, den man später braucht? Das ist eigentlich ein bisschen geschummelt, wenn man sagt, das geht von ganz alleine.
Zusammenfassend haben wir den Punkt, dass wir so viele Einrichtungen, Abstimmungen und Fähigkeiten gleichzeitig brauchen, dass wir das mit einem einfachen Modell nie erklären können. Wir brauchen das geeignete Material, geeignete Federproteine und Leichtbauweise. Wir brauchen die Federstrukturen mit Bogen- und Hakenstrahlen. Wir brauchen eine passende Einsenkung in der Haut, dort Muskulatur, Innervierung, Versorgung und Sinnesorgane für die Federsteuerung. Damit sind wir noch lange nicht durch.
Das reicht noch nicht zum Fliegen. Wir brauchen noch mehr als das bisher Gesagte. Ich fasse das jetzt etwas kürzer: Nicht nur Federn müssen bewegt werden können, sondern das komplette Federkleid muss als solches vorhanden sein. Es nützt nichts, einfach einen Haufen Federn im Körper zu haben. Sie müssen ein geordnetes, passendes Federkleid bilden.
Dieses Federkleid muss als Ganzes gesteuert werden können – nicht nur die einzelnen Federn, sondern auch die Flügel als Ganzes. Außerdem müssen die Federn ständig instand gehalten und gepflegt werden. Vögel führen dazu dauernd Wartungsarbeiten durch. Sie besitzen eine Art Schmieröl, mit dem sie die Gelenke an Bogen- und Hakenstrahlen intakt halten. So glätten sie Unebenheiten und erhalten die Funktionalität der Federn.
Woher bekommen sie das? Das Gefiederfett stammt aus der im Bereich des Steißes befindlichen Bürzeldrüse. Mithilfe des Schnabels verteilen die Vögel das Fett aus der Bürzeldrüse, das gleichzeitig der Imprägnierung dient und die Federn geschmeidig hält.
Für die Gefiederpflege verbringen Vögel viel Zeit – ähnlich wie Fledermäuse, die ihre Flughäute pflegen müssen. Federn müssen ständig einzeln von Schmutz und Parasiten gereinigt werden, damit sie in gutem Zustand bleiben und gegen Bakterien und Pilze geschützt sind.
Das ist ein weiterer wichtiger Punkt, denn ohne diese Pflege fliegt man als Vogel nicht allzu lange. Dann brauchen wir natürlich auch Flugmuskulatur. Nicht nur Muskeln, die die einzelnen Federn oder das Geflecht bewegen, sondern auch solche, die die Flügel bewegen.
Wie das alles zusammengefügt ist im Körper, ist komplex. Es gibt zahlreiche Muskelpartien, die beim Flug beteiligt sind. Viele Details des Körperbaus müssen passen. Der Körper muss insgesamt in Leichtbauweise konstruiert sein.
Man merkt insgesamt: Wir brauchen vielfache Abstimmungen über viele Ebenen hinweg – vom Feinbau über das Material bis zu Steuerleistungen. Nur so weiß der Vogel, wann er einen Bogen schlagen muss, um nicht irgendwo dagegen zu knallen.
Dann geht es weiter mit einem weiteren wichtigen Punkt: Wir brauchen nämlich auch die Fähigkeit, starten und landen zu können. Bekanntlich sind die spannendsten und schwierigsten Momente beim Fliegen das Abheben und das sichere Landen.
Man muss sich klar machen, dass es auf dem Wasser natürlich noch anspruchsvoller ist. Wir gehen allerdings nicht davon aus, dass die Dinosaurier, die den Flug erworben haben sollen, das einfach auf dem Wasser probiert haben, sondern auf dem Land. Trotzdem sind die Bilder einfach zu gut, um sie wegzulassen. Auch das Landen gehört dazu, sei es auf Wasser oder auf Land.
Dummerweise könnte man jetzt sagen: Das ist ja etwas, was man ganz am Anfang können muss. Wenn man nicht starten kann, nützt der ganze Flugapparat ja nichts. Also müssen diejenigen Dinosaurier, die zu Vögeln geworden sein sollen, das eigentlich als Erstes gekonnt haben.
Ausgerechnet das Anspruchsvollste mussten sie zuerst beherrschen. Das halte ich für ein ganz großes Problem für die Evolution.
Hier noch ein Zitat aus dem Buch, das ich ganz am Anfang gezeigt habe, mit dem komischen Dinosaurier, der wie ein gerupftes Huhn aussieht – Sie erinnern sich: „Die Beine spielen eine erstaunlich effektive Rolle als Landegerät und Stoßdämpfer. Der scheinbar so mühelose Landevorgang läuft bei weitem nicht von selbst ab, sondern muss fein gesteuert und geregelt werden. Dafür spielen mehrere Sinnesorgane als Sensoren sowie Flug-, Bein- und Rumpfmuskeln als Effektoren, also ausführende Organe, regeltechnisch zusammenspielen – und das im Bereich weniger Millisekunden.“
Also noch einmal: etwas Anspruchsvolles. Und damit hören die Anforderungen, die man braucht, um mit Hilfe von Federn fliegen zu können, noch lange nicht auf.
Ja, dann gibt es noch die Mauser. Nicht alle Vögel mausern, und nicht alle mausern so oft. Vielleicht geht es auch ohne Mauser. Aber die Mauser ist auch eine Geschichte für sich. Dabei wird praktisch das ganze Federkleid Schritt für Schritt oder manchmal auch ziemlich auf einmal durch eine nachwachsende Generation ersetzt.
Manche Vögel sind während der Mauser zeitweise flugunfähig. Andere hingegen überlappen den Prozess so, dass sie ständig noch einigermaßen fliegen können.
Noch einmal die Frage: Haben wir jetzt an alles gedacht? Eine Sache fehlt noch, nämlich mindestens eine. Das Ganze baut sich auch noch selbst zusammen, und zwar im Vogelei weitgehend oder bis zu einem weiten Stadium. Das komplizierte Gebilde ist so programmiert und gestaltet, dass es sich selbst aufbauen kann. Das gilt bei jedem Körper, aber man muss es bei den Federn auch einmal klar machen: Das ist eine unglaubliche Leistung, so etwas hinzukriegen, was sich dann auch noch selbst aufbaut – unter geeigneten Rahmenbedingungen versteht sich.
Das sieht dann so aus: Zunächst entsteht eine Erhebung auf der Körperoberfläche an jeder Stelle, an der sich später eine Feder bilden wird. Diese Erhebung wird dann eingesenkt, es entsteht der Follikel, der untere Teil. Daraus wächst dann der Schaft heraus, zunächst so, dass es ein Zylinder ist. Aus diesem Zylinder werden die Federäste quasi herausgemeißelt durch programmierten Zelltod zwischen den Ästen.
Eine komplexe Abfolge von Ereignissen vermittelt der Feder ihren Charakter – entweder als weiche Daunenfeder oder als Flugfeder mit einer steifen Fahne, mit einer Fläche.
Ein anderes Zitat zum Federwachstum beschreibt, dass es im Vogelei eher so ähnlich ist, wie ein Bildhauer eine Statue aus einem Marmorblock herausmeißelt. Die Statue von David war schon im Felsen. Michelangelo entfernte lediglich alles, was nicht David war. In ähnlicher Weise startet eine Feder nicht als Schaft, aus dem dann Zweige sprießen. So ist es nicht. Vielmehr beginnt sie als sich verjüngender Zylinder. Zelltod formt die Strukturen so, dass das, was übrig bleibt, die Äste sind.
Man kann sich das vorstellen wie das Herausmeißeln, wie bei Michelangelo, der David herausgemeißelt hat. Das ist der Vergleich. Also handelt es sich um ein spezielles, komplexes Verfahren.
Die fertigen Federn sind dann ja tote Gebilde, jedenfalls im Äußeren der Hülle. Es muss bis zu ihrer Fertigstellung an alles gedacht werden oder gedacht worden sein, was die fertige Feder braucht. Danach kann man nichts mehr daran verändern.
Wir kommen zum Schluss.
Wie kann man nun bei all diesen Kenntnissen über den Bau und die Funktionsweise von Federn und ihren eingesenkten Teilen sagen, wie Federn wohl ursprünglich entstanden sind? Das hat ja niemand beobachtet. Wir haben Gott auch nicht zugesehen, als er geschaffen hat; wir wissen es nur aus seinem Wort.
Wie kann man das entscheiden? Anhand dessen, was wir heute sehen. Es kann also nur um Indizien gehen – Hinweise und typische Merkmale, die man erwarten kann, wenn etwas kreativ gestaltet ist, also geschaffen wurde. Oder Merkmale, die man erwarten könnte oder auch nicht erwarten würde, wenn etwas durch Evolution, durch einen natürlichen blinden Prozess entstanden wäre.
Ich denke, wenn man sich diese Dinge klar macht, ist offensichtlich, dass das ausgefeilte Federdesign evolutionär eigentlich nicht zu erwarten ist, aber von einem fähigen Schöpfer sehr wohl. Dasselbe gilt für die vielfachen Wechselwirkungen und Abstimmungen der Teile, die aufeinander so abgestimmt sein müssen, damit sie überhaupt funktionieren können.
Der Selbstaufbau der Federn ist der Gipfel der Programmierkunst. Ich weiß nicht, ob man schon Geräte bauen kann, bei denen man so gut plant, dass man irgendwelches Material irgendwo zusammenfügt und dann ein Programm läuft, das sich dann selbst aufbaut. Vielleicht gibt es so etwas in ganz einfacher Version, ich weiß es gerade nicht. Aber dass das natürlich noch anspruchsvoller ist, als etwas Fertiges zu machen, ist, denke ich, auch klar.
Evolution kennt keine Zielorientierung, und ich denke, wir haben hier ein sehr starkes Zeugnis dafür, dass Gott geschaffen hat. Das entspricht ja auch dem, was man erwarten kann, wenn es stimmt, was die Bibel sagt: dass Gott mit seiner Kraft geschaffen und mit seiner Weisheit und Einsicht gearbeitet hat. Er hat davon sehr, sehr viel mehr als alle Menschen zusammen, die technisch schon wirklich Hervorragendes leisten können.
Im Buch Jeremia wird das zum Beispiel zum Ausdruck gebracht, Jeremia 10,12:
Der Herr ist es, der die Erde durch seine Kraft geschaffen, den Erdkreis durch seine Weisheit fest gegründet und durch seine Einsicht den Himmel ausgespannt hat.
Diese drei Kennzeichen der Schöpfertätigkeit Gottes – Kraft, Schöpferkraft, Weisheit und Einsicht – sind hier genannt.
Interessant ist übrigens, dass diese Stelle im Zusammenhang steht mit der Neigung von Menschen, sich Götzen zu machen, also sich irgendwelche Götter selber zu basteln, Dinge zu kreieren, die sie dann anbeten und an denen sie ihre Hoffnungen und Befürchtungen knüpfen. Das wird beschrieben als Holzfiguren, die man schnitzt, die man sogar noch festnageln muss, damit sie nicht umkippen. Trotzdem sagt man dann: „Das ist mein Maskottchen“ oder ähnliches.
Je nachdem, wie man sich verhält, wird es einem nützen oder schaden. Diese Götzen werden in Jeremia 10 regelrecht verspottet. Sie sind nur Vogelscheuchen im Gurkenfeld – völlig leblos, harmlos und wirkungslos.
Ganz anders ist es bei Gott: Er hat mit Kraft und Weisheit geschaffen und kann jederzeit handeln, auch in unsere persönlichen Situationen hineinkommen. Im Gegensatz zu den leblosen und bewegungslosen Götzen kann er jederzeit Dinge tun, von denen wir keine Ahnung haben, wie er helfen kann.
Er als Schöpfer hat alle Möglichkeiten, uns zu helfen und übrigens auch zu strafen, wenn er das für richtig hält, um uns zum Beispiel auf einen guten Weg zu bringen.
Ein weiterer biblischer Text, der hier passt, wurde schon am Anfang erwähnt. Ich habe noch zwei zum Abschluss. Es gibt eine ganze Reihe solcher Texte, in denen Vögel in der Bibel benutzt werden, um bestimmte Wahrheiten über Gott und über uns deutlich zu machen.
Aus der Bergpredigt: Matthäus 6,26:
Seht euch die Vögel des Himmels an, sie säen nicht, sie ernten nicht und sammeln keine Vorräte in Scheunen. Euer himmlischer Vater ernährt sie doch. Seid ihr nicht viel mehr wert als sie?
Ich finde das sehr interessant. Danach folgen noch Verse, in denen die Vögel mit Salomos Pracht verglichen werden. Wenn wir jetzt ein bisschen über Federn gehört haben, dann lesen wir so einen Vers vielleicht noch einmal anders, wenn wir sehen, dass die Vögel so gut versorgt sind von Gott, obwohl sie selbst keine bewusste Vorsorge treffen und keine Vorräte sammeln.
Wenn Gott schon diese Geschöpfe, die nicht so wichtig sind wie wir Menschen, so gut versorgt, dann wird er erst recht für uns sorgen.
Das ist eine Art reformatorische Bitte Jesu an jeden von uns, uns auf ihn zu verlassen und ihm zu vertrauen, dass er für das Nötige sorgen wird. Denn er sorgt ja schon für die Vögel, die man für ein paar Pfennig verkauft, wie es irgendwo in diesem Zusammenhang auch heißt – vielleicht im Lukas-Evangelium.
Wenn wir einen Vogel zwitschern hören, können wir einfach daran denken: Jetzt könnte Gott durch den Vogel gerade sagen: „Ich versorge sie, und ich versorge noch viel mehr – euch.“
Ich finde das einen interessanten und wichtigen Gedanken, den ich mir selbst oft immer wieder sage oder an den ich mich erinnere, wenn ich es nötig habe. Damit ich nicht vergesse, dass es so ist.
Zum Abschluss noch ein Bibelvers, der Bibellesern bestimmt vertraut ist, wie der andere auch:
Jesaja 40,31:
Die aber, die dem Herrn vertrauen, schöpfen neue Kraft, sie bekommen Flügel wie Adler, sie laufen und werden nicht müde, sie gehen und werden nicht matt.
Hier ist das Kraftbekommen, das Beflügeltwerden wie die Adler, auch eine Art Zusage, dass diejenigen, die dem Herrn vertrauen, mit der nötigen Kraft ausgestattet werden, gerade dann, wenn sie eigentlich matt sind und nicht mehr können. Auch hier eine Zusage.
Mit diesen wunderbaren Zusagen möchte ich schließen und bin am Ende angelangt.
Ich möchte mit einem Gebet abschließen:
Lieber Jesus Christus, lieber Vater im Himmel, ich danke dir und preise dich für diese wunderbaren Geschöpfe, die du geschaffen hast. Du hast sie so wunderbar ausgestattet, dass sie so wunderbar fliegen und ihr Leben gestalten können durch das, was du ihnen mitgegeben hast. Das gilt für die ganze Schöpfung und erst recht für uns selbst.
Du hast uns mit so vielen Möglichkeiten ausgestattet, unseren Körper so wunderbar gestaltet, in dem so vieles funktioniert, was eigentlich nicht funktionieren könnte. Es ist unglaublich, dass fast immer alles oder zumindest das Nötige meistens funktioniert.
Wir können dich nur loben und dir Dank sagen dafür. Schenke uns doch bitte, dass das in unseren Gedanken präsent ist, wenn wir es brauchen. Dass wir daran denken, dass du als Schöpfer auch uns nahe bist, in unseren ganz persönlichen Situationen, in denen wir vielleicht in Not sind und nicht weiter wissen.
Lass uns daran denken, dass du uns helfen möchtest und wir uns darauf verlassen können, dass deine Zusagen gerade dann zutreffen und wir unser Vertrauen auf dich setzen können.
Danke, dass du uns diese Hilfestellungen auch gibst durch die Vergleiche aus der Schöpfung, damit wir ganz praktisch daran erinnert werden, dass du für uns da sein möchtest.
Schenke uns, dass wir das vor Augen haben in unserem Leben. Amen.