Begrüßung und Einstimmung auf den Gottesdienst
Herzlichen Dank für die Begrüßung, auch für unser gemeinsames Singen vor dem Gottesdienst. In Stuttgart hat es heute Nacht ein wenig geregnet. Bei uns in Korntal draußen hat die Erde tiefe Risse. Im alten Friedhof habe ich neun gesagt, die Väter und Mütter im Glauben, die kommen bald durch die Risse heraus. Die Erde verlangt nach Regen, und jetzt soll uns Gott schenken, dass dies wahr wird.
„Selig sind, die dürsten nach der Gerechtigkeit, denn sie sollen satt werden.“ Lassen Sie uns vom Lied 359 singen, ein ziemlich unbekanntes Lied. Es stammt aus der Zeit der Bekennenden Kirche. „Freut euch, freut euch allerwege“, so heißt es darin. Aber hier in ihrer Gemeinde kann man es ja auch einmal versuchen zu singen. Wir singen alle sechs Strophen dieses Liedes.
Wir bleiben sitzen und hören den Chor. Wer kommt vor sein Angesicht? Das wollen wir jetzt tun. Wir erheben uns und reden mit unserem Herrn. Herr Jesus, das ist eine unvorstellbare Gnade und ein Vorrecht, dass du es mit jedem von uns zu tun haben willst. Wir kommen vor dich, wie wir sind, und du bleibst der, der du bist: der Erbarmende, der Ergebende.
Gib uns heute Anteil an deinen reichen Gaben. Durchströme uns mit deinem guten Geist, mach uns verlangend nach dir und höre uns, wenn wir jetzt in der Stille vor dich bringen, was jeden von uns bewegt – in Dank und in Bitte. Das ist mir lieb, dass der Herr meine Stimme hört, mein Erbarmer! Amen!
Darf ich Sie bitten, sich zu setzen? Wir dürfen noch einmal den Chor hören. In drei Wochen ist das große musikalische Ereignis dieses Sommers – nicht die Bachwoche, sondern das erste Konzert des Jugendchors. Gell? Am dreiundzwanzigsten, ja? Das sagen Sie mir nachher noch einmal, damit es sich gut einprägt.
Die Bedeutung der Liebe und das Wort Gottes
Das Englische spielte tatsächlich eine Rolle in dem Text. Es geht darum, dass wir, wenn wir etwas unternehmen, darauf ankommen, dass wir nahe lieben können. Es ist nur in der Liebe möglich zu erkennen, dass andere Menschen keinen anderen Menschen durch Worte lieben, sondern durch das, was sie leben. Man kann ihnen begegnen, wenn Gott durch sie wirkt. Das Einzige, was ich zu tun hatte, war, in seinem Leben zu leben, living God to do. Vielen Dank!
Das Englische ist so günstig, weil es viel mehr Vokale hat als das Deutsche. Aber wir wollen jetzt auf Deutsch miteinander die Nummer 763 lesen, den Beginn aus dem Johannesevangelium, Kapitel 1, Vers 1 bis 14, der uns deutlich macht: Gott hat seine Welt geöffnet, damit wir sie erkennen sollen. 763 lädt uns ein, dass wir einfach miteinander diesen Abschnitt lesen.
Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Dasselbe war im Anfang bei Gott. Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist. In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. Das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht ergriffen.
Er kam in sein Eigentum, und die Seinen nahmen ihn nicht auf. Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden, denen, die an seinen Namen glauben. Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns. Wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit. Von seiner Fülle haben wir alle genommen Gnade um Gnade.
Gebet um Erkenntnis und das Verlangen nach Gottes Wort
Jetzt möchte ich Sie bitten, vom Lied 125, dem großen Bittlied „Komm, heiliger Geist, Herr Gott“, die ersten beiden Strophen zu singen. Martin Luther hat uns diese Verse geschenkt. Es ist eine Bitte, dass Gott uns Erkenntnis geben möchte. Lehr uns, den Vater kennen schon, dazu auch seinen lieben Sohn.
Liebe Gemeinde, für den heutigen Tag steht im Losungsbüchlein das Wort aus Daniel 2: „Es ist ein Gott im Himmel.“ Es gibt einen Gott, einen Gott im Himmel, der Geheimnisse offenbaren kann. Gott will uns Erkenntnis schenken. Die Frage ist nur, ob wir sie haben wollen, ob wir uns genügen lassen an dem, was wir schon an Christlichkeit in uns aufgenommen haben.
Es wird auch reichen bis in die ewige Welt. Jeden Sonntag lassen wir uns ein wenig aufrichten und erhalten noch ein bisschen Bibeltraining. Und Gott will uns die Geheimnisse der ewigen Welt erkennen lassen.
Schon lange Zeit sagen meine Freunde: „Ach, du solltest dir einen Computer anschaffen.“ „Ach“, habe ich gesagt, „mir fehlt dazu das Verständnis.“ Und das verstehe ich auch nicht. Dann hat mir ein lieber Freund aus ihrer Gemeinde einen besorgt. Und ich bin jung geworden. Ich bin richtig süchtig geworden, einfach weil ich immer noch neue Funktionen entdecke.
Erkenntnis gibt es nur dort, wo man sie haben will, wo man plötzlich süchtig wird. Ich möchte noch mehr erkennen und mit diesem kleinen Instrument noch besser arbeiten können. Davor habe ich gemeint, das brauche ich nicht, mir genügt meine alte Schreibmaschine. Wie armselig war das!
Gottes Geist schenkt Erkenntnis
Wir haben einen Gott, der Geheimnisse offenbaren kann. Erkenntnis gibt es eigentlich nur dort, so hat einmal der Schriftsteller Robert Musil, ein Österreicher, gesagt, wo man wirklich neue Erkenntnisse gespannt erwartet.
Wir leben in einer Welt, die im Religiösen sehr genügsam ist. Das war schon immer so, auch zur Zeit Jesu in der gesamten Mittelmeerwelt. Vielleicht haben der Mithras, Osiris, die ägyptischen Götter und die Balim recht, wenn man alles ein wenig vermischt. Gott kann ja Freude daran haben, dass wir uns ein bisschen für ihn interessieren.
In dieses Bild sagt der Apostel Paulus, dass Gott uns seinen Geist gegeben hat, damit wir erkennen können, was uns von Gott geschenkt ist. Achten Sie einmal darauf, wie das Stichwort „Erkennen“ und „Erkenntnis“ in der Bibel zentral ist.
Das letzte Gebet Jesu für seine Leute, mit seinen Leuten, finden wir im Johannes-Evangelium. Vielleicht schlagen wir es schnell auf. Sie haben ja die Bibel vor sich: Johannes 17. So redete Jesus, hob seine Augen zum Himmel und sprach:
„Vater, die Stunde ist da, die Stunde des Leidens. Verherrliche deinen Sohn, damit der Sohn dich auch verherrlicht. Denn du hast ihm Macht gegeben über alle Menschen, damit er das ewige Leben gebe allen, die du ihm gegeben hast. Jetzt aber ist das ewige Leben, dass sie dich, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen.“
Nicht alles, was wir erhoffen – Gesundheit, dass es mir gut geht, Freude oder Beruf – das ist nicht alles schön und gut, und Jesus kann es geben. Aber das ist Himmelsluft, das ist ewiges Leben: dass wir Gott erkennen, wer er ist, wie er zu uns steht und was er uns zugedacht hat.
Da ist ein liebender Gott, der so viel mit mir noch vorhat. Ewiges Leben ist also, dass wir dich, Vater, erkennen.
Erkenntnis als zentrales Ziel des Glaubens
Kennen Sie noch ein Bibelwort, das ebenso zentral ist? Gott will, das sagt Paulus seinem Schüler Timotheus, dass allen Menschen geholfen wird und alle zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.
Gott will es. Wollen wir es auch? Gott erkennen bedeutet, dass wir begreifen, was wir an ihm haben und wie er zu uns steht.
Die Gefahr in allen Religionen besteht darin, dass manche Menschen meinen, mit Ernst mit Gott zu tun zu haben, und deshalb das Tun eine große Rolle spielt. Barmherzigkeit und Selbstzucht sind wichtig. Auch in der religiösen Praxis achtet man darauf, die richtigen Tage einzuhalten, die richtigen Gebärden zu vollziehen, die richtigen Fastenzeiten und Sitten zu beachten. Alles, was wir tun, ist in der Religion bedeutsam.
In dieser Welt hat Gott durch seine Propheten ausrichten lassen: Wann habe ich denn von euch etwas verlangt? Ich möchte doch etwas an euch tun. Ich will heben, tragen und erretten. Ich übe Barmherzigkeit, Recht und Gerechtigkeit – daran habe ich Lust. Ich bin doch kein Schiedsrichter, der auf einem Sitzchen sitzt und beobachtet, wie ihr Recht und Gerechtigkeit übt. Ich möchte selbst etwas tun.
Gott hat es durch seine Propheten ausrichten lassen, aber das Ergebnis war gleich null.
Daraufhin hat Gott Jesus in unsere Welt geschickt. Jesus hat uns noch einmal so anschaulich gezeigt, wie Gott ist: wie ein Vater, der auf seine verlorenen Söhne und Töchter wartet, sehnsüchtig wartet, um sie nicht bloß irgendwie anzunehmen, sondern ihnen Leben in Fülle zu geben. Wie gut hätten dies bei mir!
Oder Jesus erzählt von dem König, der seinem Sohn ein Festmahl ausrichtet – ein Hochzeitsmahl – und nur den Wunsch hat, dass der letzte Platz besetzt ist. Wenn sie von den Hecken und Säulen kommen...
So ist Gott: Einer, der beschenken will, wie der König.
Jesus erzählt auch von einem seiner Mitarbeiter, der ihm große Summen veruntreut hat. Es gab schon immer seltsame Geldgeschichten auf den Regierungsetagen. Der König sagt: „Jetzt setze ich einen Untersuchungsausschuss ein, und den wird man schon dran kriegen.“ Nein, er erlässt ihm die ganze Schuld und gibt ihn frei.
So ist Gott.
Der Heilige Geist als Gabe zur Erkenntnis
Gott will, dass wir erkennen. Seit dem ersten Pfingsttag hat er uns seinen Heiligen Geist gegeben, damit wir erkennen, was uns von Gott geschenkt ist. Mir ist das erst im Alter so richtig bewusst geworden, fast wie beim Spielen am Computer. Ich darf mich nicht auf Kommentare verlassen oder darauf, was ich von anderen Mitchristen schon gehört habe. Gott will mir Neues erschließen.
Neulich, bei der Vorbereitung einer Bibelarbeitsreihe, bin ich auf Jeremia 31 gestoßen. Dort verheißt Gott seinen neuen Bund, den Bund, den er mit den Menschen geschlossen hat, als Jesus für die Welt gestorben ist – der neue Bund in seinem Blut.
Ich habe Jeremia 31 bisher so verstanden – wenn Sie es aufschlagen wollen, finden Sie es auf Seite 752 im Alten Testament, fast in der Mitte der Bibel –, dass Gott sagt: „Siehe, es kommt die Zeit“, spricht der Herr, „da will ich mit dem Haus Israel und mit dem Haus Juda einen neuen Bund machen.“ Jesus hat diesen Bund für euch und viele andere geöffnet.
Dieser neue Bund ist nicht wie der Bund, den ich mit den Vätern schloss, als ich sie bei der Hand nahm, um sie aus Ägyptenland zu führen. Diesen Bund haben sie nicht gehalten, obwohl ich ihr Herr war, spricht der Herr. Aber das soll der neue Bund sein, den ich mit dem Haus Israel schließen will nach dieser Zeit, spricht der Herr.
„Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben und in ihren Sinn schreiben, und sie sollen mein Volk sein, und ich will ihr Gott sein.“ Es steht kein Wort davon, dass sie plötzlich die Gabe bekommen, Gottes Gebote zu halten. Vielmehr schreibt Gott: „Ich will es in ihr Herz schreiben.“
Ich bin der Herr, dein Gott – darin besteht das Gesetz. „Höre, Israel: Dein Gott ist ein einiger Gott.“ Ich habe immer gedacht, dass da neue Gebote gegeben werden. Doch es heißt: „Ich will mein Gesetz in ihr Herz schreiben.“
Im nächsten Vers heißt es: „Es wird keiner den anderen noch ein Bruder den anderen lehren und sagen: Erkenne den Herrn!“ – Stichwort: Erkenne den Herrn –, „sondern sie sollen mich alle erkennen, beide, Klein und Groß“, spricht der Herr. Denn ich will ihnen ihre Missetat vergeben und ihre Sünde nimmer mehr gedenken.
Das ist der Zielpunkt dessen, was in Jesus im neuen Bund Gottes erschlossen ist: dass sie und ich Erkenntnisweitung bekommen. Gott erkennen ist Leben.
Stellvertretung als biblisches Prinzip der Erkenntnis
In den letzten Tagen ist mir beim Lesen der Bibel, insbesondere bei alttestamentlichen Stellen wie der altbekannten Geschichte von David und Goliath, etwas aufgefallen. Plötzlich hat es bei mir „gezündet“: Das ist ja Stellvertretung. Der kleine David hat stellvertretend für Israel den Kampf gewagt – einer für alle.
Es war, als hätte es bei mir oben „geklingelt“. Dieses Prinzip zieht sich durch die ganze Bibel. Abraham wird herausgerufen aus der Menschheit mit dem Auftrag: „Ich will dich segnen, und du sollst ein Segen sein für alle Völker.“ Einer für alle – Stellvertretung.
Wir rätseln darüber, dass beim Tod Jesu wieder jemand stellvertretend gehandelt hat. Plötzlich wird die Erkenntnis klar: Stellvertretung zieht sich quer durch die Bibel. Zum Beispiel Hesekiel, der die Leiden des Volkes auf sich nimmt.
Damals hat Abraham für Sodom gebetet und schließlich heruntergehandelt: „Herr, wenn auch nur zehn Gerechte dort wären, willst du dann die Stadt retten?“ Warum hat er nicht weiter gebetet: „Und wenn nur einer da wäre, würdest du dann retten?“ Was hätte Gott wohl gesagt? „Ja, um des einen gerechten Willen.“
Verstehen Sie? Stellvertretung ist ein Prinzip, das sich durch die gesamte Bibel zieht – bis hin zu dem unbekannten Gottesknecht, der unsere Krankheiten trug und unsere Schmerzen auf sich lud. Die Strafe lag auf ihm, damit wir Frieden haben – erfüllt in Jesus.
Das ist nur ein Beispiel, wie Gott mir, gerade siebzig Jahre alt, plötzlich Erkenntnis schenken kann. Erkenntnis Gottes ist Leben. Der große schwäbische Gottesmann Johann Albrecht Bengel hat immer wieder darunter gelitten, dass er fast vergessen war – Schulmeister von kleinen Buben in Denkendorf. Doch dann hat ihm Gott Erkenntnis geschenkt.
Sein Buch „Gnomon – Fingerzeig ins Neue Testament“ ist bis heute eine wichtige Erklärung der Bibel. Bengel sagte, als Gott ihm diese Einblicke gab, fühlte er sich, als wäre er im kleinen Denken in den Mittelpunkt der Gottesgeschichte gerückt.
Damals hat er das Lied gedichtet: „Gott lebt, sein Name gibt Leben und Stärke.“ Darin heißt es: „O Seelen, vernehmt den göttlichen Willen, das Schönste, das Beste, das gibt er so gern. Er öffnet das Herz nur, so wird er es fühlen. Versucht’s, erkennt und lobt den Herrn!“
Probiert es doch mal aus, welche Erkenntnis Gott schenken kann. Erkennt den Herrn! Seid ihr noch entfernt, so seht und lernt, was manche an seinen durchdringenden Gaben selbst an ihm, dem Lebendigen, haben.
Beispiele für gelebte Erkenntnis im Glauben
Ein paar Beispiele dafür, wie es aussehen kann, wenn Gott Erkenntnis gibt – voll Leben.
Wenn oben in Hülben, im Stammort unserer Vorväter, entweder Kirchweih-Montagsstunde ist oder Silvesterkonferenz, und viele zusammenströmen, ein paar tausend Leute, dann ist meist der Brüdertisch reich gedeckt. Dort sitzen ehrenwerte Prediger, Pfarrer und auch ein paar Laien.
Das ist meine Erfahrung seit langen Jahren: Was die Prediger und Pfarrer sagen, ist ganz recht. Aber das hat man schon 25 Mal woanders gehört, nur neu aufgebügelt. Wenn jedoch der Orthopädie-Schumacher, Meister von Gehausen, anfängt, oder der Mondscheinbauer und Arbeiter aus Metzingen, da kann ich als Theologe nur sagen: Die haben es begriffen, das ist es. Sie haben wie einen sechsten Sinn für Erkenntnis. Zu ihnen hat Gottes Wort unmittelbar gesprochen.
Gott hat uns seinen Geist gegeben, damit wir erkennen sollen und erkennen können, was uns von Gott geschenkt ist. Man braucht nicht Theologen, die sagen: „Wir haben so gesegnete Prediger und liebe Theologen und Pfarrer, Kommentare und Bibellexika.“ Erkenn es und lobe den Herrn!
Erkenntnis gibt es dort, wo man sie erwartet – dass wir Zusammenhänge in der Bibel erkennen, Gottes Geheimnisse und Gottes Willen. Man kann lange über Ethik diskutieren. Die Frage ist jedoch, ob Gott uns zeigt, was er haben will.
Vor wenigen Wochen haben wir des 300. Geburtstags von Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf gedacht. Dieser große Reichsgraf hat die Christenheit belebt – bis in die Weltmission hinein. Er hatte viele Ideen. Er war immer voller Ideen. Er führte ein, dass man in der Christenheit einen neuen Stil von Gotteshäusern braucht. Nicht so ehrwürdige Kathedralen, sondern den Festsaal, wie er ihn in den Schlössern hat. Das ist der richtige Raum für Gottesdienste, so ähnlich wie wir es auch in Korntal haben: so einen großen, weißen Saal.
Dann sagte er, da müssen bunte Tücher aufgehängt werden. Es muss illuminiert werden mit Kerzen, es muss sehr viel Musik da sein – Tafelmusik, Barockmusik. Es muss Begeisterung da sein. Die Gottesdienste müssen viel spontaner sein.
Es gab manche kritischen Christen, die sagten, das sei doch nicht gerade nötig gewesen. Das bringe doch alles gar nichts. Und Zinzendorf war ein normaler Mensch. Das machte ihn nur noch gewisser. Erst recht mache ich es, meistens wenn wir Kritik bekommen, auch als Christen sagen wir jetzt erst recht. Bis Gott ihm in einer stillen Stunde statuarisch gesagt hat: „Das ist ja Nonsens. Allein die Erinnerung an das Opfer Jesu ist wichtig, nicht das Drum und Dran.“
Das galt für Zinzendorf. Als ich euch ein Beispiel in Korntal erzählte, sind ein paar alte Brüder hinausgegangen und sagten, das Chefbuch habe auch gesagt, dass man nicht so viel Musik im Gottesdienst braucht.
Es muss Gott uns zeigen, was für uns dran ist in unserer Zeit oder was nicht passend ist. Wir sollen nicht so viele Lehrmeister haben, nicht so viele Päpstleinen. Gott hat uns den Sinn gegeben, dass wir erkennen sollen, was er will und wie er zu uns steht.
Erkenntnis durch wissenschaftliche und persönliche Erfahrung
Um Ostern herum wurde im Evangeliumsrundfunk ein Interview mit Professor Peter Stuhlmacher gesendet. Er stammt aus Stuttgart und ist inzwischen in den Ruhestand gegangen. Es war eindrücklich, wie er bezeugte: „Ich habe ja, wir haben von Berufswegen als Professoren für das Neue Testament mit der Bibel gearbeitet. Aber wir haben erst nach und nach erkannt, wie wichtig es ist.“
Er sagte, es bräuchte in Württemberg zehn neue Korntale. Wenn er bei Ihnen in der Ludwig-Hofa-Gemeinde wüsste, wer das gesagt hat, hätte er gesagt: „Die Hofa-Gemeinde ist doch nicht bloß ein Bezirk mit ein paar Straßen. Gemeinde ist eine Gruppe von Menschen, die sich danach sehnen, aus dem Wort Gottes genährt zu werden, Gottes Willen zu erfahren und ihn anzubeten. Eine Gemeinde, die zusammenhält.“
Ein Neutestamentler hat gelernt und gesagt: „Ich habe erst jetzt verstanden, wie wichtig die Mission an das Volk Gottes, an Israel, ist.“ Dann fügte er hinzu: „Ich habe Jesus besser verstanden. Und in Jesus ist mir Gott nähergekommen.“ Ein Professor des Neuen Testaments – wunderbar!
Nicht die Fachkenntnis des Griechischen und der Methodik sind entscheidend, sondern dass Gott uns einen Sinn geben kann, damit wir erkennen, was uns von ihm geschenkt ist. Wichtig ist nur, dass wir jetzt einen Hunger bekommen und verlangen, dass wir es uns auch zeigen lassen.
Wir wollen nachher gemeinsam einen Vers singen, in dem es heißt: „Lehr uns den Vater kennen schon, dazu auch seinen lieben Sohn.“ Sie kennen sicher das Lied „Lehr uns den Vater kennen schon, dazu auch seinen lieben Sohn, o heiliger Geist, o heiliger Gott.“ Lassen Sie uns nun gemeinsam singen: „Lehr uns den Vater kennen schon, dazu auch seinen lieben Sohn, o heiliger Geist, o heiliger Gott!“
Deshalb soll dieser Vers Sie die ganze Woche hindurch begleiten als Gebet, egal wo Sie sind. Wenn Sie in der S-Bahn stehen, soll er mit Ihnen gehen: „Lehr uns den Vater kennen schon, dazu auch seinen lieben Sohn, o heiliger Geist, o heiliger Gott!“
Es kann eine ganz neue Unmittelbarkeit in unser Gottesverhältnis kommen, sodass wir ihn in großer Zuneigung, Liebe und Staunen erkennen. Nicht nur die Werke seiner Schöpfung. Viele Menschen sagen: „Wenn ich ein herrliches Bergmassiv sehe, dann glaube ich an den Schöpfer.“ Noch viel mehr aber sollen wir einfach ins Herz des Vaters sehen und dass uns das zugeteilt wird.
Doch genug der Hinweise – machen Sie selbst Erfahrungen!
Gottes Offenbarung und Gebet um Erkenntnis
Wir haben einen Gott im Himmel, der Geheimnisse offenbaren kann und sie auch offenbaren will.
Noch einmal das Wort des Apostels Paulus: Wir haben den Geist aus Gott, damit wir erkennen können, was uns von Gott geschenkt ist. Paulus sagt sogar noch kühner in 1. Korinther 2: Wir haben den Geist aus Gott empfangen, damit wir wissen können.
Wann kommt der Heilige Geist? Das ist wie wenn meine Frau sagt: „Du, da ist ein Paket für dich abgegeben worden, mach es auf!“ Gott hat uns den Heiligen Geist schon längst zugeteilt, damit wir es jetzt auch öffnen. Herr Jesus, ich bin gespannt darauf, welche Erkenntnis du mir schenkst – Erkenntnis weitum deines Willens. Wir haben einen Gott, der uns Großes offenbaren kann. Amen!
Nun lassen Sie uns singen, genau diese Verse: „Lehre uns den Vater kennen“, schon vom Lied 131, die ersten vier Strophen!
Bevor wir beten, noch ein kleiner Hinweis: Vor 14 Tagen musste ich für meine Frau bei der BfA Auskunft einholen. Wenn ich auf eine Behörde gehe, bricht mir der Schweiß ähnlich aus wie Ihnen hier – ob man das Formular auch richtig ausgefüllt hat. Schließlich habe ich gewagt zu klopfen, und da sagte der Bearbeiter: „Eintritt erst nach Aufruf!“
Gut, ich war wieder ruhig, aber ich dachte: So gestatte ich doch oft auch Gott. Also, lieber Gott, du darfst erst in mein Leben hinein, wenn ich gerade ein bisschen Zeit für dich habe – ich sage das schon.
Wenn Gott uns Erkenntnis geben will, dann geschieht das nicht nur morgens über unserem Gebet oder der Bibel. Es kann uns plötzlich überfallen, wenn wir darum bitten: „Lehre uns den Vater kennen“, wie schon im Lied.
Wir wollen Gott nicht bloß auf ein paar Augenblicke spezialisieren, in denen er Zutritt hat, nach Aufruf.
Jetzt wollen wir darum beten:
Du heiliger Gott, gib uns Anteil an den großen Geheimnissen deiner ewigen Welt – jetzt schon. Lass uns Durchblicke bekommen und staunen über deine Güte. Schenke uns einen Geschmack dafür, was vor dir recht ist, und erfülle uns mit Ekel, wenn dich etwas stört.
Durchdringe uns durch alle Poren unseres Wesens mit der Erkenntnis, die uns allein heil machen kann. So können wir hier durch diese Welt gehen als Menschen, die auch für andere Botschafter deiner ewigen Welt sind.
Lass uns einmal dorthin kommen, dass es wahr wird: „Bis ich nach ausgestandener Probe im vollen Licht zu Gottes Lob die Gottesschau erlange.“
Gib allen, die um deines Namens willen verfolgt sind, heute den Blick auf dein Heil, auf dich, den gekreuzigten Herrn, der du mitten im Leiden durch den Vater gestärkt wurdest.
Gib all denen, die stellvertretend für uns als Missionarinnen und Missionare, als Ärzte und Entwicklungshelferinnen draußen in der weiten Welt sind und sich oft einsam vorkommen, deine Nähe. Erhalte sie und lass sie erfahren, dass du denen nahe bist, die zerbrochenen Herzens sind.
Wir bitten dich für alle, die in dieser durcheinander geratenen Welt Verantwortung tragen müssen: Leite sie und gib ihnen einen Hunger nach dir, der du allein recht leiten kannst.
Hinter unseren Glastüren gibt es oft so viel Unstimmigkeit, so viel unbereinigten Streit und so viel Missverständnis. Komm du in unsere Häuser als der Friedefürst.
Höre uns, wenn wir mit den Worten deines Sohnes beten:
Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden! Unser tägliches Brot gib uns heute und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Abschluss und Ausblick
Ich darf Sie bitten, nochmals Platz zu nehmen für das erwähnte Lied von Johann Albrecht Bengel: „Gott lebt, sein Name gibt Leben, und Stärke wollen wir“. Wir singen die zweite Strophe, in der es heißt: „Er öffnet das Herz nur, so wird er es fühlen, versucht, er kennt und lobt den Herrn.“ Es ist Lied 613, Strophe 2.
Heute, in drei Wochen, also am Sonntag, dem 23. Juli, um 19.00 Uhr, lädt der Jugendchor der Hofhacker Gemeinde zu dem musikalischen Ereignis des Sommers ein. Es ist der erste große Auftritt – ein großer Moment, nicht wahr? Ja, hier ist die große Gelegenheit. Nehmen Sie die grünen Zettel mit und laden Sie auch andere dazu ein.
Nun darf ich bekanntgeben: Das Opfer ist heute, nach landeskirchlicher Regelung, durch die Kirchenleitung für das Diakonische Werk bestimmt.
Außerdem wollen Sie hier in der Gemeinde das Bibeltraining wieder aufnehmen. Das findet am kommenden Dienstag, dem 4. Juli, um 19.00 Uhr statt. Bruder Gerhard Ellermann wird sprechen; er weiß, was wir bedürfen.
Die Gebetsgemeinschaft beginnt um 18.15 Uhr, wie üblich, und der Chor trifft sich nach dem Bibeltraining.
Nun lassen Sie uns in diese Woche hineingehen mit dem Segen des Herrn:
Herr, wir bitten Dich auch für unser dürstendes Land: Gib Du den erquickenden Regen! Segne uns und behüte uns, lass leuchtend Dein Angesicht über uns sein und sei uns gnädig. Erhebe Dein Angesicht auf uns und gib uns Frieden!