Einführung in das Thema: Gesetz, Fleisch und Geist
Vielleicht beten wir am Anfang, und jetzt verzichten wir auf das Lied. Die Zeit ist schon fortgeschritten. Möge Gott uns in diesem wichtigen Thema „Fleisch und Geist“ führen. Wir bitten um seine Hilfe aus seinem Wort. Amen.
Ich muss hier noch ganz kurz auf eine Frage eingehen, die jetzt im Raum steht. Wir waren bei Römer 8 geblieben. Römer 8, Vers 2 zeigt, dass der Apostel Paulus hier von zwei verschiedenen Arten des Gesetzes spricht. Wenn wir Römer 8 lesen, müssen wir darauf achten, dass das Wort „Gesetz“ einmal so und einmal anders verwendet wird.
In Vers 2 ist die Rede vom Gesetz des Geistes. Das heißt hier eine Gesetzmäßigkeit, ein Kraftgesetz. Ich sage „Kraftgesetz“, weil das meiner Meinung nach am besten zu verstehen ist. Wir sprechen im Deutschen ja auch vom Schwerkraftgesetz. Das ist ein Gesetz, das wirkt. Die Schwerkraft ist eine Gesetzmäßigkeit: Ein Gegenstand fällt immer auf den Boden, oder so lange, bis er aufgehalten wird. Er fällt nach unten, weil dieses Gesetz wirkt.
In diesem Sinne ist hier das Gesetz eine Gesetzmäßigkeit, ein Kraftgesetz, weil eine Kraft wirkt. Das Kraftgesetz des Geistes, des Lebens in Christus Jesus, hat mich freigemacht von dem Kraftgesetz der Sünde und des Todes. Darauf hat Paulus in Kapitel 7 ja längere Zeit berichtet und es beschrieben.
Er sagt: Es gibt ein Gesetz in mir, ein Kraftgesetz, das heißt das Kraftgesetz der Sünde. Die Sünde wird hier im Singular verwendet, als Macht. Die Sünde ist hier das, was Sünden hervorbringt. Die Sünde bringt Sünden hervor. Und das Gesetz der Sünde ist die Tendenz, mich immer wieder in diese Richtung zu drängen. Das ist genauso ein Kraftgesetz der Sünde. Es zieht mich immer wieder dorthin. Das ist das Kraftgesetz der Sünde und des Todes.
Die Rolle des Gesetzes Mose und Gottes Eingreifen
In Vers drei spricht er vom Gesetz Mose. Denn was das Gesetz nicht vermochte, das Gesetz Mose, die Gebote, was sie nicht vermochten, das tat Gott. So heißt es bei Luther oder bei Elberfelder. Im Griechischen fehlt hier jedoch das Verb.
Im Griechischen lautet der Text so: „Denn was das Gesetz nicht vermochte, es war ja schwach durch das Fleisch.“ Wie geht der Satz jetzt weiter? Dort steht im Griechischen nur „Gott“. Das Verb fehlt also, zum Beispiel „das tat Gott“ oder „das machte Gott möglich“. „Das machte Gott möglich“ ist eine bessere Übersetzung.
Was das Fleisch nicht vermochte, nämlich mich zu einem Menschen zu machen, der entsprechend lebt, wie das Gesetz es verlangt, das war ja schwach. Das Gesetz konnte nichts mit mir anfangen, weil keine Kraft vorhanden war.
Was das Gesetz nicht vermochte, es war ja schwach durch das Fleisch, das machte Gott möglich. Er hat es nicht automatisch bewirkt, sondern Gott machte etwas möglich.
Was hat er getan? Er schickte seinen eigenen Sohn in der Ähnlichkeit des Fleisches der Sünde oder in der Gleichheit des Fleisches der Sünde und für die Sünde, also als Opfer für die Sünde. Er verurteilte die Sünde im Fleisch.
Er verurteilte die Macht der Sünde in seinem Fleisch, als er am Kreuz gestorben ist, als Gott seinen Zorn auf Christus entlud. Dort hat Gott die Sünde im Fleisch verurteilt.
Das Fleisch bezieht sich auf Christus, denn er wurde Mensch, ganz Mensch. Das Wort wurde Fleisch. In dem Fleisch Jesu Christi, dort am Kreuz, verurteilte Gott die Sünde, dieses Kraftgesetz.
Das hat ein Urteil zufolge, denn die Sünde an sich verlangt eine Bestrafung.
Ziel der Gesetzeserfüllung durch den Geist
Vers vier: Damit die Rechtsforderung des Gesetzes in uns erfüllt werde.
Das ist etwas Progressives. Es bedeutet nicht einfach, dass die Rechtsforderung des Gesetzes in uns erfüllt wird und dann alles fertig ist. Nein, das Ziel ist, warum Gott den Sohn gesandt hat: Damit in uns, in den Gläubigen, die Rechtsforderung des Gesetzes erfüllt werde.
Diese Gläubigen wandeln nicht nach dem Fleisch, sondern nach dem Geist. Die Gläubigen haben den Heiligen Geist empfangen. Durch das Opfer Jesu Christi und durch Pfingsten kam der Heilige Geist in jeden Gläubigen hinein. Dadurch ist es nun möglich, dass das Gesetz, das selbst nicht vermochte, uns zu einem anderen Menschen zu machen, wirksam wird.
Gott hat das möglich gemacht, indem er den Herrn Jesus sandte. Der Herr Jesus hat den Heiligen Geist geschickt. Jetzt ist der Heilige Geist in uns, und so kann die Rechtsforderung des Gesetzes in uns erfüllt werden.
Wie geschieht das? Durch den Heiligen Geist. Wir wandeln nicht nach dem Fleisch, sondern nach dem Geist. Wandeln heißt, dass ich mein Leben danach ausrichte, dass ich danach lebe.
Wie wird in mir die Rechtsforderung des Gesetzes erfüllt? Das geschieht dadurch, dass ich jetzt durch den Heiligen Geist und mit dem Heiligen Geist lebe. Wir wandeln nicht nach dem Fleisch. Das bedeutet, dass wir unser Leben nicht zugunsten der diesseitigen Welt und der Kräfte dieser Welt ausrichten. Stattdessen wandeln wir nach dem Geist. Das heißt, wir richten uns nach der Welt des Heiligen Geistes aus und leben aus seiner Kraft heraus.
Man könnte sagen: „Aber manchmal tun wir das ja nicht.“ Das wird in Kapitel 8, Vers 12 auch angesprochen: Wenn wir nach dem Fleisch leben, gehen wir in Richtung Tod. Das ist gefährlich, und das sollen wir nicht tun.
Üblicherweise, so setzt der Text voraus, sollte es so sein, dass wir uns als Christen nach dem Geist ausrichten und nicht nach dem Fleisch wandeln.
Praktische Ausrichtung: Leben nach Fleisch oder Geist
Nach dem Geist wandeln heißt also, nach dem Geist zu leben und aus der Kraft Gottes heraus zu leben. Unsere Entscheidungen treffen wir dabei ebenfalls aus dieser Sicht heraus.
Dann geht es weiter, und es wird ganz praktisch. In Vers 5 spricht er von der Ausrichtung. Die Übersetzung sollte hier lauten: „die, die nach dem Fleisch sind“. Im Griechischen heißt es genau so – „die, die nach dem Fleisch sind“. Die Formulierung „fleischlich sind“ ist zu schwach. Es geht um diejenigen, die nach dem Fleisch ausgerichtet sind. Das bedeutet, sie sinnen auf das, was des Fleisches ist. Sie sind also bedacht auf das und beschäftigen sich damit.
Das Fleischliche steht für das Diesseitige, für die Kräfte dieser Welt. Wenn man sich nach dem Fleisch ausrichtet, wenn man gebannt ist vom Fleisch, also diesseitig orientiert ist und nach den Kräften dieser Welt lebt, wenn einem wichtig ist, dass der Bauch voll ist, dass man in Lust lebt oder immer einen Kick von außen bekommt, einen Reiz, dann wird man Schwierigkeiten bekommen.
Hier spricht er ganz allgemein. Er sagt, das sind die, die nach dem Fleisch sind. Das sind grundsätzlich die ungeretteten Menschen. Christen könnten das aber auch manchmal sein. Hier stellt er die Ungläubigen und die Gläubigen gegenüber. Er sagt nicht „die nach dem Fleisch wandeln“, sondern „die nach dem Fleisch sind“. Das heißt, sie haben ihr Lebenselement im Fleisch. Sie sinnen auf das, was des Fleisches ist.
Die, die nach dem Geist sind, haben ihr Lebenselement im Geist. Sie sind also nach dem Geist ausgerichtet und sinnen auf das, was des Geistes ist. Das heißt, sie interessieren sich für die Dinge des Heiligen Geistes und für die Dinge der Welt Gottes.
Man kann entweder nach dem Geist wandeln oder nach dem Fleisch wandeln. Das steht jedem frei. Ich habe zwar jetzt den Geist, aber ich muss nicht nach dem Geist wandeln. Leider kann ich auch nach dem Fleisch wandeln.
Das sagt Vers 13: Wenn ihr nach dem Fleisch lebt, dann seid ihr im Begriff zu sterben. Ihr schlagt eine Richtung ein, die nicht gut ist, denn sie führt zum Tod. Und das sollt ihr nicht tun.
Die Bedeutung der geistlichen Ausrichtung im Alltag
Ein Bote hat einmal gesagt: Es ist wie mit zwei Hunden, die gleich stark sind. Wenn ich diese Hunde aufeinander loslasse, kämpfen sie auf Augenhöhe. Aber wenn ich einem Hund längere Zeit nichts zu essen gebe, wird der andere Hund, den ich füttere, stärker.
Übertragen auf unser Denken bedeutet das: Wenn wir uns sehr stark dem Diesseitigen aussetzen und uns von dem bestimmen lassen, was wir hören, sehen und fühlen, dann steht das Diesseitige immer im Vordergrund. Das Jenseitige, das Geistliche, wird dabei zurückgedrängt und erhält nur ein paar Minuten pro Tag, vielleicht eine schnelle stille Zeit.
Was wird dann geschehen? Dann werde ich stark vom Diesseitigen geprägt. Diese Kräfte werden mich anziehen, denn in mir gibt es ohnehin eine Tendenz, die mich zur Sünde zieht. Das Diesseitige wird dann überwiegen, und ich werde Probleme bekommen.
Wenn ich mich hingegen intensiv mit dem Geistlichen beschäftige, viel mit Jesus Christus, wenn ich über die Gedanken Gottes nachdenke und es mir ein Anliegen ist, dann bete ich auch: „Herr, erinnere mich mehr an diese Dinge, an dich, wenn ich bei der Arbeit bin, wenn ich mit Menschen spreche, dass ich sie so anblicke, wie du sie ansiehst.“ Wenn man so mit Gott verbunden ist, steht man auch stark mit dem Heiligen Geist in Verbindung.
Dann ist klar, dass die Kräfte des Geistes viel stärker wirken können, dass der Heilige Geist mehr Raum bekommt und nicht das Fleischliche. Paulus sagt das ebenfalls. Im Römerbrief, Kapitel 13, wird es später noch praktischer und deutlicher formuliert. Am Ende fordert er die Christen in Vers 14 auf: „Zieht den Herrn Jesus an und trefft keine Vorkehrungen für die Lüste des Fleisches.“ Er sagt also, lebt nicht so, dass ihr die Lüste des Fleisches hervorruft.
Auch Petrus spricht das an. Im 1. Petrus 2,11 heißt es: „Enthaltet euch der fleischlichen Lüste, die gegen die Seele kämpfen.“ Das ist ganz praktisch gemeint. Wenn ihr stark für die fleischlichen Lüste lebt, richtet ihr euch danach aus, und das kämpft gegen die Seele. Dadurch werden die anderen Kräfte zurückgedrängt.
In Römer 8 spricht Paulus von der Theorie. Das bedeutet: Alles ist Praxis, aber er möchte es jetzt lehrmäßig darstellen. Die, die nach dem Fleisch leben, sinnen auf das, was des Fleisches ist. Die aber nach dem Geist leben, sinnen auf das, was des Geistes ist. Denn das Sinnen des Fleisches ist Tod.
Das Trachten des Fleisches führt zum Tod, es ist Tod in sich selbst. Das Diesseitige geht irgendwann kaputt. Das bedeutet nicht, dass wir gegen die Schöpfung sind. Wir freuen uns an gutem Essen, an der Natur und an den Dingen, die Gott uns zeigt. Aber wir setzen sie in Verbindung mit Gott und sind dankbar dafür.
Wir leben jedoch nicht nur dafür, denn das ist nicht das, was uns letztlich erfüllt. Wir haben andere Interessen. Wenn unsere Interessen mit den Interessen Gottes übereinstimmen, kann das Geistliche gedeihen. Das geistliche Leben kann aufblühen und stärker werden.
Dann werde ich auch merken, dass es mich nicht mehr so sehr zu den diesseitigen Dingen zieht wie früher. Das sind ganz praktische Hilfen.
Die Feindschaft des Fleisches gegen Gott und das Leben im Geist
Das Sinnen des Fleisches ist Feindschaft gegen Gott (Vers 7), denn es ist dem Gesetz Gottes nicht untertan und vermag es auch gar nicht zu sein.
In Vers 8 heißt es: Die im Fleisch sind – also die Menschen, die in dem Fleisch leben, das ist ihre Existenz – das sind die Ungläubigen. Sie können Gott nicht gefallen.
Vers 9 sagt: Ihr aber seid nicht im Fleisch, seid nicht ungläubig, wie die Ungläubigen, die ihr Lebenselement im Fleisch haben. Ihr seid im Geist, das heißt in Christus. Das ist euer Lebenselement. So wie der Fisch, dessen Lebenselement das Wasser ist, so ist Christus unser Lebenselement, der Geist.
Also seid ihr nicht im Fleisch, sondern im Geist, unter der Voraussetzung, dass Gottes Geist in euch wohnt – also wenn der Heilige Geist in euch ist. Dies geschieht durch die Wiedergeburt und Umkehr zu Christus. Dann kommt der Heilige Geist in unser Leben. Wenn er in uns wohnt, dann sind wir im Geist. Wenn aber jemand Christi Geist nicht hat, dann gehört er nicht zu ihm.
In Vers 10 steht: Wenn Christus in euch ist, dann ist der Leib zwar tot – das heißt natürlich, er ist nicht völlig tot, aber er ist in Richtung tot. Der Leib ist dem Tode verfallen, das erklärt der Text gerade jetzt. Wenn Christus in euch ist, ist der Leib tot wegen der Sünde. Das heißt, der Leib ist dem Tode verfallen – das erleben wir ja. Andererseits ist der Geist Leben. Der Geist Christi, der in uns ist, ist Leben wegen der Gerechtigkeit.
Wenn aber der Geist dessen, der Jesus von den Toten auferweckt hat, in euch wohnt, wird er, der Christus von den Toten auferweckt hat, auch eure sterblichen Leiber lebendig machen.
Jetzt haben wir es: Der Leib ist tot, das heißt, er ist sterblich. Eure sterblichen Leiber wird er lebendig machen – eines Tages, nämlich dann, wenn der Herr wiederkommt. Das geschieht wegen seines in euch wohnenden Geistes, weil der Geist Gott ist, der hier in euch wohnt.
In Vers 12 heißt es: Dann sind wir also Brüder, Schuldner nicht dem Fleisch, um nach dem Fleisch zu leben. Wir sind dem Fleisch nichts schuldig, wir müssen nicht so leben.
Vers 13 sagt: Denn wenn ihr nach dem Fleisch lebt, seid ihr im Begriff zu sterben, ihr geht in diese Richtung. Passt auf! Wenn ihr aber durch den Geist die Handlungen des Leibes tötet, dann werdet ihr leben. Dann wird sich Gottes Leben stark erweisen, es wird Wachstum geben und so weiter.
Denn so viele, die vom Geist Gottes geleitet werden, sind Söhne Gottes. Der Heilige Geist motiviert uns, leitet uns, ermutigt uns und fördert dieses Leben in uns.
Rückkehr zu Joshua 5–8: Gesetz und Erbe Israels
Das war jetzt ein kurzer Exkurs, ein kurzer Ausflug. Aber nun zurück zu unserer Folie. Wir waren bei Josua 5 bis 8 und sehen hier die Parallelen zum Neuen Testament. Ich habe hier Josua 5 bis 8 notiert. Ausgangsbasis war das Gebot an Mose, das Gesetz am Ebal zu errichten (5. Mose 27). Das neutestamentliche Gegenstück dazu ist Römer 8.
Wie wird jetzt das Gesetz errichtet, und zwar auf richtige, positive Weise? Wie wird das Gesetz in unserem Leben aufgerichtet? Römer 3, Vers 31 sagt: Heben wir jetzt denn das Gesetz auf durch die Gnade? Wenn wir durch Gnade gerettet sind, ist dann nichts mehr mit dem Gesetz? Können wir das alles vergessen? Nein, sagt Paulus. Wir richten das Gesetz auf.
In Römer 8, Vers 31 heißt es, dass wir durch die Gnade, jetzt wo wir durch sie gerettet sind, das Gesetz aufrichten. Das bedeutet, dass sich jetzt erst die eigentliche Rechtsforderung des Gesetzes zum Ausdruck bringen kann. Einige Dinge vom Gesetz sind abgeschafft: Wir halten nicht mehr den Sabbat und auch nicht das Passafest, und andere Vorschriften sind vorbei.
Aber die Rechtsforderung des Gesetzes war Liebe. Das, was das Gesetz forderte, war das Moralische. Man kann das zusammenfassen in den Zehn Geboten: Wir sollen Gott lieben und den Nächsten lieben. Das wird durch das Gesetz aufgerichtet.
Hebräer 8 habe ich gestern gelesen, deshalb brauche ich es nicht noch einmal vorzulesen. Ebenso Hesekiel 36,27. Dort heißt es: Meine Gesetze werde ich in euer Inneres schreiben. Das Gesetz Gottes wird also in unser Inneres hineingeschrieben, und unser Inneres wird von den Gesetzen Gottes geprägt.
Das bedeutet: Als Christen befassen wir uns weiterhin mit der Bibel und mit allem, was Gott möchte. Wir lesen als Christen das Neue Testament, aber auch das Alte Testament, und zwar im Licht des Neuen Testaments. Manche Gebote des Alten Testaments sind überholt – zum Beispiel Vorschriften darüber, wie man auf der Toilette geht während der Wüstenwanderung. Das betrifft uns nicht mehr, weil wir nicht mehr in der Wüste unterwegs sind.
Andere Dinge, wie die Opferrituale, sind ebenfalls überholt, weil Christus unser Opfer ist. Dennoch gibt es Prinzipien, die wir aus dem Alten Testament herauslernen können. Wir lesen das Alte Testament also mit ganz anderen Augen als ein Jude, der es ohne das Neue Testament liest.
Durch diese Sichtweise wird unser Wandel geprägt. Wir möchten unseren Wandel nach der Art Gottes ausrichten. Dabei können wir viel von der Art Gottes kennenlernen, auch im Alten Testament. Deshalb schauen wir auch ins Alte Testament hinein und können so viel lernen.
Beschneidung, Fluch und Segen: Parallelen zwischen Joshua und Galaterbrief
Also Joshua 5, das Verhältnis von Beschneidung und Eingang in Israels Erbe: Wie ist das Verhältnis von Gesetz und Eingang ins Erbe? Die Kinder Israels ziehen ein, und dann erfolgt sofort die Beschneidung.
In Galater 3,15 wird das Verhältnis zwischen Beschneidung und unserem Eingang ins Erbe erläutert. Die Beschneidung ist geistlich zu verstehen. Die irdische Beschneidung ist nicht nötig. Ich kann sie tun, wenn ich möchte, aber sie betrifft nicht mein Erbe.
Dann Joshua 5 bis 8: Der strenge Fluch über Jericho, das ist in Joshua 6 beschrieben, ist ein strenger Fluch über Israel. Er trifft diejenigen, die sich an dem Verbannten vergriffen haben, insbesondere Achan. Es ist ein Fluch.
Auf der anderen Seite finden wir im Galaterbrief den strengen Fluch über jeden, der über Gottes Volk Unglück bringt, der Gottes Volk ins Unglück stürzt, weil er ein falsches Evangelium verkündet. Er beunruhigt das Volk Gottes, indem er sagt, man müsse noch das Gesetz erfüllen, um vor Gott gerechtfertigt zu werden.
Es ist wichtig zu betonen, dass auch dieses Denken falsch ist. Manche meinen, als Christ müsse man zwar aus Gnade gerettet sein, aber jetzt das Gesetz halten, um das Ziel zu erreichen. Das ist ein Irrtum.
Christus bringt mich ans Ziel. Natürlich richte ich mich nach Gott aus. Ich lebe nicht nach dem Fleisch, denn das führt mich in die falsche Richtung. Wenn ich nach dem Fleisch lebe, könnte ich tatsächlich ganz von Christus wegkommen.
Im positiven Sinne lese ich das Gesetz nicht auf dieselbe Weise wie ein alttestamentlicher Mensch. Um das zu erklären, verwende ich oft das Beispiel eines Kochbuchs, das einige schon kennen.
Da ist ein Mann, der geheiratet hat. Er sagt zu seiner Frau: „Ich möchte, dass du mir das Essen immer genau nach dem Kochbuch kochst.“ Er gibt ihr am Hochzeitstag das Kochbuch und bewahrt es sorgfältig auf. „Ich möchte das Essen genau so, wie es dort steht.“
Die Frau beginnt zu kochen, oft mit Unsicherheit, ob alles richtig ist. Sobald das Essen nicht genau dem Kochbuch entspricht, ist es vorbei: „Du bist nicht mehr meine Frau.“ Das ist die Drohung. Bleibst du nicht in allem, was im Kochbuch steht, ist es aus.
So ist das Verhältnis bei einem Juden, der meint, er müsse jetzt aufgrund des Gesetzes, das ja Maßstab ist, in allem bleiben, was im Gesetz geschrieben steht. Das war so im Alten Testament.
Das andere Bild ist ein Mann, der seine Frau liebt. Bei der Hochzeit sagt er: „Ich liebe dich ohne Bedingungen. Du wirst immer meine Frau bleiben. Ich habe dich angenommen.“ „Angenommen“ heißt wirklich angenommen.
Dann sagt er: „Schau, hier habe ich ein Kochbuch. Ich liebe Essen genauso, wie es im Kochbuch steht. In meiner ledigen Zeit habe ich kochen gelernt. Ich zeige dir einige Tricks, wie man meine speziellen Rezepte zubereitet. Wenn du Hilfe brauchst, bin ich immer da.“
Dann wird nach Kochbuchart gekocht. Aber es ist eine ganz andere Beziehung. Diese Frau richtet sich nach dem Kochbuch aus, aber ihr Mann gibt ihr auch die Kraft und das Wissen, alles, was sie dazu braucht.
Genauso ist unsere Beziehung zum Gesetz. Gott gibt uns das Gesetz und sagt: „Die Rettung ist rein aus Gnaden. Ich möchte, dass dieses Gesetz in deinem Leben aufgerichtet wird. Gleichzeitig bin ich die Kraft dazu.“
Das ist eine ganz andere Beziehung zum Gesetz. So liest man das Gesetz mit neuen Augen, mit neuer Freude und neuer Motivation. Jetzt kann wirklich die Rechtsforderung des Gesetzes erfüllt werden, weil wir nach dem Geist wandeln und nicht nach dem Fleisch.
Fluch und Segen: Gemeinde und Selbstgericht
Fluch über jeden, der Jericho wieder aufbaut, bei Josua 6 und Galater 2, Vers 18: Fluch über jeden, der das Abgebrochene wieder aufbaut, oder? Wenn du das Abgebrochene wieder aufbaust, stellst du dich als Übertreter hin.
Das Gesetz wurde als Rechtfertigungsmittel abgebrochen, und es darf nicht mehr wieder eingeführt werden – weder als Heiligungs- noch als Rechtfertigungsmittel. Das ist nicht das Mittel. Das Mittel ist Christus. Das Mittel für unsere Heiligung und für unsere Rechtfertigung ist Christus.
Wir lesen jetzt das Gesetz, um Christus besser kennenzulernen. Wir lesen das Gesetz, um Christus zu suchen. Das Gesetz zeigt uns die Art von Christus. Also hat der neutestamentliche Christ eine völlig andere Beziehung zum Gesetz. Es wird aber durch den Geist aufgerichtet. Die Rechtsforderung des Gesetzes wird aufgerichtet.
Zu Josua 8 habe ich unten noch etwas gelesen: Fluch und Segen werden vorgelesen. Es steht jetzt nicht wörtlich drin, aber wir wissen aus 5. Mose 27, dass dort am Ebal und am Garizim Fluch und Segen vorgelesen wurden.
In Galater 3, Verse 10 bis 14 heißt es: Christus ist für uns zum Fluch geworden, damit der Segen zu den Völkern gehe, sagt Paulus. Er hat den Fluch auf sich genommen, damit der Segen jetzt zu den Heidenvölkern kommen kann – zu allen, natürlich auch zu den Israeliten.
Hier haben wir diese Gegenüberstellung von Galater und Josua. Sind wir jetzt bei diesem Komplex? Gibt es dazu Fragen?
Wir denken sehr individuell, individualistisch, weil wir den Einzelnen betonen. Aber hier geht es um das Volk. Josua hat den Auftrag, das Volk dahin zu bringen, dass sie sich daran halten und lernen, dass man nicht nach eigenem Ermessen handeln kann. Jeder im Volk vertritt das Volk.
Israel war vorher mit Gott einverstanden gewesen, an Jericho das Gericht auszuüben. Jetzt muss es auch mit Gott einverstanden sein, dass die Beute Gott gehört – alles gehört Gott. Achan war nicht einverstanden damit. Damit wird in Israel jetzt Sünde geduldet.
Natürlich kann man sagen, die Israeliten hätten es ja noch nicht gewusst. Aber Israel sollte darauf achten, dass sich keine Sünde einschleicht. Und Gott hilft ihnen ja auch, das aufzudecken – das ist ja das Wunderbare. Sie bekommen also schon die Hilfe von Gott.
Achan vertritt hier Israel. Jeder muss mitmachen. Jeder im Volk muss mitmachen. Es geht nicht, dass einige sagen, sie machen mit, und andere nicht. Jeder muss mitmachen. Und wenn einer nicht mitmacht, dann muss genau dieser eliminiert werden.
Das ist in unserem Leben auch so. Es muss alles so sein, wie der Herr es will, dass mein Leben ganz in seinem Dienst steht. Wenn es Dinge in meinem Leben gibt, die nicht in Ordnung sind, dann müssen sie eliminiert werden. Wenn Sünde an einem Punkt festgehalten wird, dann muss das eliminiert werden. Der Herr hilft mir, daraufzukommen, wo der Punkt ist.
Auch in der Gemeinde ist es so, in der Gemeinde Jesu. Die sollte ja auch rein erhalten werden. Wenn die Gemeinde Jesu duldet, dass Einzelne sagen: „Nein, ich nehme das nicht so ernst mit der Unzucht, ich mache das so, wir leben einfach zusammen“, und das wird geduldet, dann wird sich das mit der Zeit ausbreiten.
Dann muss die ganze Gemeinde handeln – nicht nur die Ältesten, sondern jeder Einzelne. Jeder muss handeln. Wer behauptet, Christ zu sein, aber nicht nach den Geboten lebt, der muss sich die Gemeinschaft entziehen. Es geht hier um schwere Verfehlungen, nicht um Kleinigkeiten: Unzucht, Habsucht, Homosexualität oder Ähnliches. Wenn jemand das ausübt, muss jeder Christ sich von ihm absondern.
Jeder Christ ist gefordert, nicht nur in der eigenen Gemeinde, sondern auch in anderen Gemeinden. Es gilt nicht, dass das, was in der einen Gemeinde gilt, in der anderen nicht gilt. Gott hat nur eine Regelung.
Wenn jemand, der nicht zu unserer Versammlung gehört, sondern vielleicht in eine Nachbargemeinde geht, zu mir kommt, kann ich nicht so tun, als ob nichts wäre. Ich muss sagen: „Moment mal, da ist ein Problem. Du lebst nicht so, wie Gott es gebietet. Ich muss dir die Gemeinschaft entziehen. Ich kann dich nicht wie einen normalen Christen behandeln. Ich muss die Gemeinschaft entziehen, solange du nicht bereit bist, über das Problem zu sprechen.“
Wenn wir uns zusammensetzen und klären, was Unzucht ist, können wir helfen. Aber wenn die Person das nicht will, kann ich keine Gemeinschaft pflegen. Wenn es der eigene Sohn oder die Tochter ist, ist das anders, da gibt es andere Verpflichtungen. Aber auch dann muss ich deutlich machen, dass ich denjenigen nicht als Christen achten kann, wenn er oder sie behauptet, Christ zu sein, es aber nicht lebt.
Jeder Christ ist also aufgefordert, das Böse zu eliminieren – aus der Gemeinde Israels und aus der Gemeinde Gottes. Sonst entsteht eine Vermischung und Verweltlichung, und der Unterschied zwischen Gottes Volk und den Heiden verschwindet.
Ich dachte noch an diesen Gedanken, den ich gestern schon genannt habe: Israel musste bei Jericho Gericht ausüben, oder? Gottes Volk Israel war der Exekutor, der Hinrichter an Jericho.
Als Achan von seiner Sünde überführt war, musste Israel auch wieder mit Gott einverstanden sein und Gericht ausüben – jetzt Selbstgericht. Israel musste Israel richten. Das war ein Selbstgericht.
Das Volk Israel musste Achan und seine Familie verbrennen. Das war ein Selbstgericht. Die neueste männliche Lektion ist genau dieselbe: Gott verwendet uns für die Heiden. Wir sind nicht die Exekutoren, aber wir sind sein verlängerter Arm, um ihnen das Evangelium zu bringen.
Wenn wir aber selbst sündigen, müssen wir bereit sein, uns selbst zu richten. 1. Korinther 11, Verse 31 und 32 sagen: Wenn wir uns selbst richten oder beurteilen, werden wir nicht gerichtet und nicht bestraft.
Wir müssen bereit sein, uns selbst zu richten, so wie Israel bereit sein musste, sich selbst zu richten, indem Achan eliminiert wurde (Josua Kapitel 7). Ich habe das gestern erwähnt und lese es noch einmal: Wenn wir uns selbst richten, werden wir nicht gerichtet.
Soweit. Gibt es noch Fragen zu diesem Thema Gesetz und Josua, Jericho-Ai und Gesetzesaufrichtung? Die Kapitel fünf bis acht in Josua und die neutestamentliche Anwendung und Parallelen werden wir dann in Kapitel neun durchnehmen sowie die Unterwerfung aller Feinde – Kapitel neun bis zwölf für heute noch.
Aber jetzt machen wir hier Pause und machen dann weiter.
