
Ihr Täuflinge habt gerade wunderbar Zeugnis von eurem Glauben gegeben. Vielen Dank für eure klaren und ermutigenden Worte. Jonathan wird euch nach dieser Predigt am Ende des Gottesdienstes taufen.
Ich darf jetzt hier stehen und euch Gottes Wort predigen. Aber was ist eigentlich deine Rolle heute hier? Wozu bist du hier?
Wenn du nicht zur Gemeinde gehörst und heute einfach als Gast hier bist, möchte ich dir herzlich willkommen heißen. Schön, dass du hier bist! Wir freuen uns besonders über die Gäste, die vielleicht mitgekommen sind, weil sie zur Familie oder zum Freundeskreis der Täuflinge gehören. Wir hoffen, dass euch dieser Gottesdienst anspricht und ermutigt.
Falls du heute als Gast hier bist und selbst noch nicht wirklich im Glauben stehst, also Jesus Christus noch nicht als deinen Retter und Herrn deines Lebens kennst, dann ist es unser Gebet und unsere Hoffnung, dass die Zeugnisse, die Lieder, diese Predigt und alles, was du heute noch erlebst, dir eine Hilfe sein können, um Jesus Christus selbst kennenzulernen.
Ich bin mir sicher, dass es für unsere Täuflinge nichts Schöneres gäbe, als zu erfahren, dass jemand, der bei ihrer Taufe dabei war, durch die Zeugnisse und alles, was heute geschehen ist, selbst zum Glauben gekommen ist und vielleicht eines Tages hier stehen und getauft werden kann.
Wenn du das bist, hoffen wir, dass dich das heute anspricht. Du bist herzlich willkommen, und wir würden gerne mit dir weiter ins Gespräch kommen.
Aber die meisten von uns sind bereits getauft und gehören zu dieser Gemeinde.
Euch, liebe Geschwister aus der FWG München Mitte, möchte ich ganz direkt fragen: Was ist eigentlich deine Rolle heute hier? Was hast du mit dieser Taufe zu tun? Hast du irgendeine Verantwortung? Ist dir klar, dass du nicht einfach nur Teil des Publikums bist?
Wenn du Mitglied dieser Gemeinde bist, dann gehörst du heute zu denen, die Verantwortung tragen für die Taufen und damit auch für die Menschen, die wir taufen und in die Gemeinde aufnehmen.
Mit anderen Worten: Du hast Verantwortung für alle, die zu dieser Gemeinde gehören – und damit ab heute eben auch gerade für die vier Täuflinge.
Davon lesen wir am Ende des Matthäusevangeliums, wo Jesus uns deutlich sagt, dass wir als Jünger Jesu eine Verantwortung tragen und einen konkreten Auftrag haben. Dort spricht Jesus und sagt: „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Darum geht hin und machet zu Jüngern alle Völker, taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Weltende.“ (Matthäus 28,18-20)
Ich möchte diese Verse jetzt nicht im Detail betrachten, es wird keine Auslegung dieses Bibeltextes sein. Nein, ich möchte mit uns etwas genauer darüber nachdenken, was es mit dem in diesem Abschnitt enthaltenen Taufauftrag eigentlich genau auf sich hat.
Dabei wollen wir drei Fragen nachgehen, ganz kurz und knapp: Wem gilt eigentlich dieser Auftrag? Dann wollen wir darüber nachdenken, was es bedeutet, dass Jesus seinen Jüngern sagt, sie sollen etwas tun, weil ihm alle Gewalt im Himmel und auf Erden gegeben ist.
Und schließlich möchte ich uns aufzeigen, was unsere konkrete Verantwortung bei der Taufe ist, sodass wir dieser Verantwortung immer besser nachkommen können.
Also zuerst die Frage: Wem gilt der Taufauftrag? Aus dem Kontext wird deutlich, dass Jesus diese Worte zunächst einfach zu seinen elf engsten Jüngern spricht. In Vers 16, direkt vor unserem Predigttext, heißt es: Da gingen die elf Jünger nach Galiläa auf den Berg, wohin Jesus sie beschieden hatte. Jesus hatte also den elf Jüngern gesagt: Kommt auf einen Berg, und da will ich euch noch Dinge sagen. Dann spricht Jesus zu ihnen.
Ohne jede Frage war die erste Zuhörerschaft dieses Auftrages einfach elf Männer. Keiner von uns war damals dabei, da bin ich mir ziemlich sicher. Dennoch gelten diese Worte auch uns. Das wird deutlich an dem, was Jesus hier sagt. Es zeigt sich, dass diese elf Jünger letztlich stellvertretend stehen für alle, die durch ihr Zeugnis, durch das apostolische Zeugnis, eines Tages zu Jüngern Jesu werden sollten.
Das wird schon allein dadurch klar, dass die Weite dieses Auftrages viel zu groß ist, als dass diese elf Männer ihn allein hätten erfüllen können. Geht hin zu allen Völkern! Das überfordert die Elf, und damit sind wir bis heute nicht fertig. Das ist ein Auftrag, den die Elf niemals alleine hätten ausführen können.
Zum anderen ist es nicht nur ein geografisches Problem, sondern auch eine zeitliche Dimension macht deutlich, dass es weit über die Elf hinausgeht. Denn Jesus sagt am Ende zu den Jüngern: Ich bin bei euch, nicht bis zum Ende eures Lebens, sondern bis zum Ende der Welt.
Wir sehen, die Dimension dessen, was Jesus hier sagt, ist eine globale Dimension und eine Dimension, die zeitlich bis ans Ende der Erde reicht. Daher wird klar: Jesus spricht hier zu allen seinen Jüngern. Wenn du also ein Jünger Jesu bist, spricht Jesus zu dir. Jesus hat einen Auftrag für dich.
Wir alle miteinander, die wir Jesus als unseren Retter und Herrn bekennen, die wir zur Gemeinschaft der Jünger Jesu gehören, und die Jesus in lokalen Gemeinden sammelt, so wie dieser hier, haben einen gemeinsamen Auftrag.
Und das führt uns zur zweiten Frage, nämlich zu dieser wirklich etwas ungewöhnlichen Aussage von Jesus. Was hat der Umstand, dass Jesus alle Gewalt im Himmel und auf Erden gegeben ist, mit uns zu tun?
Ich weiß nicht, ob jemand darüber nachgedacht hat, aber das ist eigentlich eine ziemlich merkwürdige Aussage. Jesus sagt: „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden, darum geht hin.“ Also: „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden, darum geht hin und macht zu Jüngern alle Völker, tauft sie auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie, alles zu halten, was ich euch geboten habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Weltende.“
Wenn Jesus alle Gewalt gegeben ist, warum sollen wir dann aktiv werden? Das ist ein bisschen so, als würde Sammy vor dem letzten Lied sagen: „Ich habe alle musikalischen und technischen Fähigkeiten am Keyboard, Matthias, deshalb spiel du. Macht das besser nicht.“ Oder als wenn die starken Männer beim Abbau sagen würden: „Wir sind die starken Männer, deswegen baut ihr kleinen Kinder bitte ab.“ Das klingt seltsam und macht keinen Sinn. So kann Jesus das nicht gemeint haben.
Aber was hat er dann gemeint? Wir sollen als seine Jünger aktiv werden, gerade weil Jesus alle Gewalt im Himmel und auf Erden gegeben ist und uns zusagt: „Ich bin bei euch.“ In gewisser Weise sagt er seinen Jüngern zu: „Versteht, ihr seid meine Werkzeuge, meine Kraft. Die Gewalt, die mir gegeben ist, will ich durch euch wirken lassen. Ich will euch gebrauchen und in meiner Macht, in meiner Kraft durch euch Großes vollbringen, denn ich bin bei euch alle Tage bis an der Weltende.“
Jesus schickt uns also nicht allein los, um von oben zuzuschauen und zu sagen: „Was machen meine Jünger?“ Stattdessen sagt er: „Ich bin bei euch und wirke durch euch.“ Deshalb seid ermutigt: Der Auftrag, den ich euch gebe, der euch rein menschlich völlig überfordern würde, ist für euch sehr gut ausführbar. Denn ich wirke durch euch, weil ich bei euch bin.
Wir verstehen wahrscheinlich noch besser, was Jesus uns hier konkret sagen will, wenn wir in unseren Bibeln ein Stück zurückblättern. Tatsächlich gibt es drei Abschnitte im Matthäusevangelium, die eng miteinander verbunden sind. Sie helfen uns gemeinsam, noch mehr zu verstehen, was es genau bedeutet, dass wir als Beauftragte Jesu durch seine Kraft aktiv werden und in seinem Namen handeln.
Der erste dieser Abschnitte findet sich in Matthäus 16. Dort beginnt es damit, dass Jesus Simon Petrus fragt, wer er denn eigentlich sei und was er darüber denkt. Das ist ein besonderer Moment im Matthäusevangelium, an dem plötzlich ein Licht angeht. Einer der Jünger erkennt, wer Jesus wirklich ist. Jesus hat mächtig gewirkt und gelehrt, und jetzt verstehen die Jünger endlich: Jesus ist der Christus. Das bezeugt Simon Petrus.
Daraufhin spricht Jesus Worte, die ein wenig denen ähneln, die wir gerade aus Matthäus 28 gelesen haben. Er sagt: „Selig bist du, Simon, Jonas Sohn, denn Fleisch und Blut haben dir das nicht offenbart, sondern mein Vater im Himmel. Und ich sage dir auch: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen. Ich will dir die Schlüssel des Himmelreichs geben. Alles, was du auf Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein, und alles, was du auf Erden lösen wirst, soll auch im Himmel gelöst sein.“
Hier spricht Jesus erneut von seiner großen Macht. Das sind erstaunliche Worte, wenn er klar macht: Ich baue meine Gemeinde, und nichts und niemand wird mich daran hindern. Die Pforten der Hölle können einpacken – ich baue meine Gemeinde. Und wie tut er das? Durch den, der ihn gerade als den Christus bezeugt hat, hier konkret Petrus. Der Christusbekenner ist das Werkzeug, das Jesus gebrauchen wird, um seine Gemeinde zu bauen.
Jesus baut, aber Petrus soll aktiv werden. Dafür übergibt Jesus ihm eine Autorität, die als Schlüsselgewalt beschrieben wird. Jesus sagt: „Ich gebe dir die Schlüssel des Himmelreichs.“ Petrus kann binden und lösen hier auf Erden. Er kann Dinge so festmachen, dass Menschen hier auf Erden und auch für alle Ewigkeit im Himmel zu Jesus gehören. Oder er kann lösen, sodass Menschen weder hier auf Erden noch in Ewigkeit zum Reich Gottes gehören können.
Das ist es, was Jesus hier Petrus sagt.
Wenn du heute als Gast hier bist, mag dich diese Aussage überraschen. Tatsächlich lehrt die Bibel, und wir glauben und sind zutiefst überzeugt davon, dass es eine Dimension gibt, die weit über das Leben hier auf Erden hinausgeht: den Himmel, das Reich Gottes.
Jesus macht deutlich, dass wir nicht automatisch in dieses Himmelreich kommen. Nein, der Himmel ist uns von Natur aus verschlossen. Das war nicht immer so. Die ersten Menschen lebten im Reich Gottes. Damals war das Reich Gottes ein Reich auf Erden. Es war der Garten Eden, ein paradiesischer Ort, und die Menschen lebten dort in innigster Gemeinschaft mit Gott.
Sie waren geschaffen für ein ewiges Leben in der Herrlichkeit Gottes – das, was wir hier auf Erden nicht mehr haben und das wir im Himmel eines Tages wieder haben werden. Doch dann haben die Menschen Gott misstraut. Sie wollten nicht mehr Gott als Herrn haben, sondern ihre eigenen Wege gehen. Sie wollten sein wie Gott selbst und das Sagen haben.
Durch diese Rebellion gegen Gott kam es dazu, dass Gott sagte: Menschen, die mich so missachten, die mich nicht akzeptieren als den Gott, den Schöpfer und Herrn aller Dinge, können nicht mehr in meiner Gegenwart verbleiben. Sie können nicht mehr in meinem Reich bleiben, nicht ewig leben und gehören nicht mehr zum Himmelreich.
So wurden die ersten Menschen aus dem Garten Eden vertrieben. Gott stellte Cherubim, Engel, an die Pforten des Zugangs zu seiner Gegenwart, mit blitzernden Schwertern. Seit diesem Tag leben wir in einer Welt, die voller Leid ist und mit Schmerzen einhergeht. Wir haben einiges in den Zeugnissen gehört – das sind Dinge, die es hier auf Erden gibt.
Aber Gott hat eine gute Nachricht für uns. Er sagt uns, dass diese Dimension, die wir verloren haben, wir durch Gottes Hilfe eines Tages wiedergewinnen werden. Es ist nicht alles für alle Ewigkeit verloren. Gerade deshalb hat Gott gesagt: Ich komme zu euch Menschen, um einen Zugang zu mir wieder zu schaffen.
So kam Gott in Jesus Christus, wurde Mensch und lebte das Leben, das wir alle hätten leben sollen – im perfekten Gehorsam, immer im Schauen auf Gott den Vater. In allen Dingen fragte Jesus: Vater, was ist dein Wille? Er orientierte sich stets am göttlichen Gesetz. Jesus allein hat so gelebt.
Unsere Täuflinge haben bekannt, dass sie Sünde in ihrem Leben haben und Vergebung brauchen. Wir haben das als Gemeinde vorhin bekannt. Keiner von uns hat so gelebt. Deshalb können wir aus eigener Kraft nicht in das Reich Gottes kommen. Aber Jesus konnte es.
So kam der ewige Sohn Gottes in diese Welt, lebte für uns und starb für uns. Er nahm unsere Schuld auf sich. Deshalb ist uns Christen das Kreuz so wichtig, denn dort wurde die gerechte Strafe für unsere Schuld gesühnt und bezahlt.
Jesus gab sein Leben für Menschen wie Tabea, Eva, Diana und Michelle – für Menschen, die sagen: Ich vertraue mich diesem Jesus an. Jesus sagt: Jeder, der sich mir anvertraut, jeder, der im Glauben zu mir kommt, jeder, der sagt: Ich komme wieder in die gute Herrschaft Gottes – dem schließe ich den Himmel auf.
Das tat er, indem er unsere Schuld von uns nahm, sie mit ans Kreuz nahm und den Tod überwand. Er ist auferstanden von den Toten und zeigt damit, dass es eine Dimension über das Leben hinaus gibt – ewiges Leben.
Jesus sagt jetzt zu Petrus: Du kannst Menschen den Weg dahin aufschließen, weil du erkannt hast, was Menschen erkennen müssen, nämlich dass ich, Jesus, nicht einfach nur ein weiser Lehrer bin, sondern der von Gott gekommene, im Alten Testament verheißene Christus.
Deshalb ist es so wichtig, dass wir nicht nur denken: Ja, Jesus hat es vielleicht auch mal gegeben, sondern dass wir wirklich erkennen, dass Jesus, der von Gott Gesandte, allein derjenige ist, durch den wir Rettung finden können. Vor dem verdienten Gericht, durch den wir versöhnt sein können mit Gott und durch den wir ewiges Leben haben.
Wir müssen erkennen, dass Jesus der Christus ist und ihn als den Herrn unseres Lebens anerkennen. Wenn du Fragen dazu hast: Auch wenn du vielleicht schon Jahre Mitglied dieser Gemeinde bist, aber das für dich noch nicht ganz klar ist, geh dieser Frage nach! Es gibt keine wichtigere Frage, die du für dich klären musst als diese.
Heute ist eine ideale Gelegenheit, einfach ins Gespräch zu kommen: Können wir noch mal ein bisschen darüber reden, was Matthias da genau gemeint hat? Komm gerne mit uns ins Gespräch.
Denn wenn du Jesus als den Christus erkennst, als den Retter und Herrn, dann darf ich dir sagen: Dir steht der Himmel offen. Du hast Leben nicht nur hier auf Erden, sondern für alle Ewigkeit. Und eines Tages wirst du befreit sein von all den Leiden, Nöten und Begrenzungen dieses Lebens.
Petrus begann, Jesus besser zu verstehen. Er bekannte Jesus als den Christus, den lebendigen Sohn Gottes. Jesus sagt nun zu diesem Christus-Bekenner, dass er nicht nur selbst Jesus als Christus bekennen soll, sondern auch anderen Menschen Zeugnis geben muss.
Petrus wird ausgesandt, um zu bestätigen, ob Menschen Jesus als den Christus erkennen und damit zum Reich Gottes gehören, oder ob sie ihn nicht anerkennen. Damit überträgt Jesus ihm quasi die Autorität, wie ein Richter zu urteilen. Petrus soll feststellen, ob jemand das richtige Bekenntnis hat und den Glauben durch sein Leben zeigt.
Wenn das der Fall ist, darf Petrus verkünden: Du bist, wie ich, ein Kind Gottes. Dir steht der Himmel offen, du darfst in die Gemeinde aufgenommen werden und kannst sicher sein, dass du ewiges Leben hast.
Andererseits hat Petrus auch die Macht, etwas zu verschließen, also den Zugang zu verwehren. Wenn jemand in Missachtung des Herrn Jesus als den einen Retter und Herrn lebt und glaubt, muss Petrus ihm sagen: Mein Urteil – nicht mein Werk, sondern meine Aufgabe als Richter – ist, dass dir der Zugang zur Gemeinschaft der Glaubenden auf Erden verschlossen bleibt. Du kannst zwar Gottesdienste besuchen, aber du kannst nicht Teil der Gemeinde werden. Deshalb wirst du auch nicht im Himmelreich sein.
Ohne den Glauben an Jesus als Christus kannst du weder hier Teil der Gemeinde sein noch ewig im Himmel beim Herrn leben. Diese Macht, zu öffnen oder zu verschließen, nennt man die Schlüsselgewalt.
Jesus erklärt dann weiter, was genau diese Schlüsselgewalt bedeutet und welcher Auftrag damit für den Christusbekenner und alle Christusbekenner verbunden ist. Das tut er zum einen in Matthäus 18 auf negative Weise und zum anderen in Matthäus 28, unserem Predigttext, auf positive Weise.
Ich lese uns kurz die Worte aus Matthäus 18, den zweiten entscheidenden Text. Diese Worte werden normalerweise nur angeführt, wenn es um Gemeindezucht geht – und das zu Recht. Dort heißt es: „Sündigt aber dein Bruder an dir, so geh hin und weise ihn zurecht zwischen dir und ihm allein. Hört er auf dich, so hast du deinen Bruder gewonnen. Hört er nicht auf dich, so nimm noch einen oder zwei zu dir, damit jede Sache durch den Mund von zwei oder drei Zeugen bestätigt werde. Hört er auf die nicht, so sage es der Gemeinde. Hört auch die Gemeinde nicht, so sei er für dich wie ein Heide oder Zöllner. Wahrlich, ich sage euch: Was ihr auf Erden binden werdet, soll auch im Himmel gebunden sein. Und was ihr auf Erden lösen werdet, soll auch im Himmel gelöst sein. Wahrlich, ich sage euch: Wenn zwei unter euch eins werden auf Erden, worum sie bitten wollen, so soll es ihnen widerfahren von meinem Vater im Himmel. Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen.“
Merkt ihr, der Text klingt ein bisschen ähnlich wie in Matthäus 16 und Matthäus 28. Hier sind ganz ähnliche Bezüge. Wie in Matthäus 16 ist hier die Rede vom Binden und Lösen. Es geht wieder konkret um das Binden auf Erden und das Lösen auf Erden, mit Konsequenzen für den Himmel. Andererseits sehen wir wieder, dass Jesus hier, genauso wie in Matthäus 28, seine Gegenwart zusagt, da wo sich die Glaubenden, wo sich die Gemeinde versammelt. Zwei oder drei oder die ganze Gemeinde – da ist Jesus mitten unter ihnen.
Jesus sagt also nicht: „Macht einfach mal ihr, und ich schaue zu.“ Er ist dabei. Hier in negativer Hinsicht sagt er: Wenn wir als Gemeinde erleben, dass jemand, der mit Sünde konfrontiert wird, in der Sünde verharrt und sich nicht zurechtweisen lässt – wenn jemand konsequent sagt: „Ich komme nicht in Buße, ich will nicht wieder unter die Herrschaft Jesu,“ das heißt, er hat angefangen, einen falschen Weg zu gehen –, dann kommt einer und sagt: „Hey, du bist auf falschem Wege, du hast gesündigt, komm zurück.“ Und wenn er sagt: „Nein, will ich nicht,“ dann sagt Jesus: „Bringt noch Leute mit.“
Damit es nicht einfach daran liegt, dass er dich nicht mag, bringt andere mit. Ruft ihn und überzeugt ihn, zeigt ihm aus der Bibel, dass er auf falschen Wegen ist. So kann er zurückkommen, wirklich unter die Herrschaft Jesu gelangen und ins Himmelreich kommen.
Wenn er dann immer noch „Nein“ sagt, soll man es der ganzen Gemeinde sagen. Das ist unsere Verantwortung als Gemeinde: Wenn wir erleben, dass ein Bruder oder eine Schwester in der Sünde verharrt und sich nicht zurechtweisen lässt – weder durch einen noch durch mehrere –, dann sollen wir es öffentlich der Gemeinde sagen. Diese Person ist auf falschen Wegen. Lasst uns beten und gemeinsam rufen!
Und wenn diese Person dann selbst auf das Zeugnis der Christus-Bekenner nicht hört, dann soll diese Person für uns sein wie ein Zöllner, ein Sünder – wie jemand, der eben nicht zur Gemeinde gehört, der nicht zum Reich Gottes gehört. Denn wir erkennen an: So wie diese Person lebt, gibt sie kein Zeugnis davon, zu Jesus Christus zu gehören.
Das ist die negative Seite, das ist quasi das Lösen. Wir sagen: „Der gehört nicht mehr dazu.“
Wir sehen, dass in Matthäus 16 von Petrus als dem einen Christus-Bekenner die Rede war. Jetzt wird deutlich: Dieser Auftrag des Bindens und Lösens gilt nicht nur Petrus. Petrus war einfach der Erste, der Christus bekannt hat. Hier gilt er nun der Gemeinde, also der Gemeinschaft derjenigen, die das Bekenntnis des Petrus übernommen haben. Er gilt uns allen. Wir haben also diesen Auftrag.
Darum soll es heute nicht weitergehen. Ich möchte nur sagen: Ich hoffe, wir verstehen, dass selbst dieses Handeln der Gemeinde ein Akt der Liebe ist. Jemand, der in die falsche Richtung geht, noch einmal gemeinsam zur Umkehr zu rufen – „Du gehst in die falsche Richtung, kehr um!“ – ist ein Ausdruck der Liebe. Es ist ein Ausdruck der Liebe zu Menschen, ihnen das zuzurufen, eine Liebe zu Gott, weil wir in seinem Auftrag handeln, und eine Liebe für die Verlorenen, weil wir sie ermahnen.
Aber wir wollen jetzt zur positiven Seite kommen. Das war das Lösen. Matthäus 28 zeigt uns die andere Seite. Das war das Lösen, jetzt kommen wir zum positiven Binden.
Damit sind wir zurück bei unserem eigentlichen Predigttext und beim dritten Punkt dieser Predigt. Was ist nun konkret unsere Verantwortung heute hier? Keine Sorge, ich habe nicht vorbereitet, dass wir jetzt gleich noch einen Gemeindezuchtsfall haben. Wir haben gleich Taufen. Das ist die positive Seite, Halleluja.
Was ist unsere Verantwortung dabei? Du bist von Jesus als Gemeindemitglied dazu aufgerufen, erst einmal hinzugehen. Es ist unsere gemeinsame Aufgabe, hinzugehen und Menschen zu Jesus zu rufen, Menschen von ihren falschen Wegen abzurufen und sie in die Nachfolge Jesu zu rufen. So machen wir Menschen zu Jüngern.
Wiederum können wir das nicht aus eigener Kraft, das ist nicht in unserer Macht. Aber Jesus ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Jesus kann das tun, er kann die Herzen von Menschen verändern. Er will durch uns sprechen und Menschen durch uns rufen. So sendet er uns aus. Preist den Herrn allein für die Zeugnisse von Tabea und Eva. Ich sehe die Eltern hier sitzen – Eva hat einen ganz wesentlichen Teil davon.
Eine wunderbare Aufgabe von Eltern, von christlichen Eltern, ist es, dieses Rufen zu Hause zu beginnen. Sie können ihren Kindern sagen: Komm, komm zu Jesus, vertrau dich ihm an. Du bist zwar hineingeboren in eine christliche Familie, aber du bist nicht hineingeboren in das Reich Gottes. Es braucht eine bewusste Zuwendung zu Gott, es braucht eine Bekehrung.
Preist den Herrn, dass ihr treu wart und Gott Gnade geschenkt hat, sodass eure Kinder heute hier stehen und getauft werden. Mögen noch viele Eltern das erleben. Seid mutig und macht weiter, euren Kindern immer wieder neu zu erklären, was es heißt, Jesus nachzufolgen.
Natürlich gilt das nicht nur für unsere Kinder, sondern für alle Menschen, mit denen wir in Kontakt kommen. So dürfen wir immer wieder auch Menschen taufen, die durch andere Zeugnisse zum Glauben gekommen sind. Das ist der erste Aspekt unseres Auftrags: Wir gehen hin und rufen Menschen zum Glauben.
Das Nächste, was wir tun sollen, ist, dass wir positiv miteinander verkünden – mit der Schlüsselgewalt, die Jesus uns gegeben hat –, ob jemand dazugehört, ob jemand wirklich Jünger Jesu ist. Deswegen machen wir Jünger: das aktive Handeln, bei dem Jesus durch uns wirkt und Menschen ruft.
Dann verkünden wir, so wie wir in der Gemeinde verkünden: Du bist raus, wenn wir sehen, dass jemand nicht wirklich zu Jesus gehört, so verkünden wir in der Taufe den positiven Aspekt der Schlüsselgewalt: Wir sagen miteinander, du gehörst zu Jesus.
Das heißt, wenn wir nachher Tabea, Eva, Diana und Michelle taufen, dann sagen wir miteinander: Ihr gehört zu Jesus. Wir bekennen das. Wir bestätigen, dass wir als Gemeinde diese Schlüsselgewalt gemeinsam ausüben.
Versteht ihr, das ist unsere Aufgabe. Das ist Jonathan, der nachher ins Wasser geht. Aber denkt nicht, Jonathan hat getauft, wir haben getauft. Sie werden nicht zu Jonathan getauft, sondern in die Gemeinde hineingetauft. Es ist unser Auftrag. Die Jünger sind miteinander berufen, hinzugehen, Menschen zu Jüngern zu machen und zu taufen auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Wir alle tragen diese gemeinsame Verantwortung. Deswegen sind wir alle gefordert. Das heißt nicht, dass wir jetzt alle noch einmal eine Prüfung machen müssen, schnell, bevor die unten ins Wasser gehen, jeder noch mal hin und mit allen vieren ein Gespräch führen, um sicherzustellen, ob ich das auch bestätigen kann. Nein, wir agieren miteinander und vertrauen darauf, dass einige das tun.
Aber wir müssen verstehen: Es ist unsere gemeinsame Verantwortung. Das kann bedeuten, dass wir in besonderer Weise darauf achten, wer vielleicht von der Gemeindeleitungsseite berufen ist. Sind das wirklich Männer, die das beurteilen können? Haben sie die geistliche Reife? Gleichzeitig sollten wir anerkennen, dass sie nicht alles erkennen und wissen. Wir haben miteinander eine Verantwortung.
Deswegen stellen wir übrigens unsere Täuflinge vor der Taufe vor. Wir überraschen euch nicht mit einem „Hallo, heute haben wir mal zur Taufe A, B, C und D“. Nein, ein bis zwei Wochen vorher sagen wir: Das sind unsere Täuflinge. Wir machen das nicht einfach nur so.
Wir stellen auch neue Mitglieder vor, die wir in die Gemeinde aufnehmen wollen, und sagen ganz bewusst: Die wollen wir in den nächsten ein bis drei Wochen in die Gemeinde aufnehmen, damit wir miteinander Verantwortung für sie übernehmen können.
Ich hoffe sehr, dass, wenn wir Leute zur Mitgliedschaft vorstellen, zumindest einige von uns sagen: Hey, bei dem oder bei der gehe ich mal hin, die lerne ich mal kennen. Nicht misstrauisch, um zu prüfen, ob sie wirklich glauben, sondern mit dem Verantwortungsbewusstsein: Ich möchte diese Geschwister kennenlernen, ich möchte sehen, was Gott in ihrem Leben getan hat. Das kann super ermutigend sein, wie wir gerade gehört haben, und es ist Teil unserer Verantwortung.
Deshalb sind wir heute als Gemeinde versammelt und haben das nicht irgendwie am Ende der Ältesten-Sitzung gemacht oder bei Jonathan zu Hause einfach mal kurz, wenn die vier vorbeikommen. Nein, wir verstehen es als unsere gemeinsame geistliche Verantwortung.
Dann ist es unsere gemeinsame Verantwortung, das zu tun, was Jesus weiter sagt: Wir taufen sie hinein in die Gemeinschaft und leben dann in der Gemeinschaft. Dort sollen wir lehren, sie zu lehren, alles zu halten, was Jesus ihnen befohlen hat.
Das heißt, wir sollen nicht nur ihre Köpfe füllen, sondern mit ihnen gehen in der Jüngerschaft. Wir sollen ihnen helfen, entsprechend dem, was Jesus gelehrt hat, auch zu leben und zu halten, was Jesus uns gelehrt hat.
Das ist auch deine Verantwortung, das ist unsere gemeinsame Verantwortung. Es ist nicht nur mein Job oder der von Jonathan oder von Matthias Mockler oder wer sonst sonntags noch predigt. Es ist unsere aller Verantwortung. Jüngerschaft ist ein Gemeinschaftsprojekt.
Deshalb haben wir Taufpaten. Wir wollen einen Menschen an die Seite der Täuflinge stellen, der bewusst ein Stück Weg mitgeht, Jüngerschaft betreibt und den jungen Gläubigen hilft, den Weg weiterzugehen.
Deshalb wünschen wir uns, dass möglichst viele von uns, idealerweise alle, irgendwo in Jüngerschaftsbeziehungen leben, damit wir genau das füreinander tun können, was Jesus uns hier sagt.
Okay, ich komme zum Ende. Ich hoffe, du hast ein besseres Verständnis davon, warum du heute hier bist. Ich hoffe, du verstehst besser, was es bedeutet, Mitglied in einer Gemeinde zu sein.
Wir sind miteinander berufen, Menschen zum Glauben zu rufen, dann ihren Glauben zu bestätigen und schließlich mit ihnen den Weg des Glaubens zu gehen. So können wir gemeinsam, die wir hier auf Erden in der Gemeinde versammelt sind, eines Tages in der Herrlichkeit beim Herrn ankommen. Das ist unsere Berufung.
Heute Nachmittag ist eine großartige Gelegenheit, dieser Berufung in besonderer Weise nachzukommen, weil wir mehr Zeit haben als nach dem Gottesdienst am Sonntag in der FWG München. Nutze diese Zeit, geh auf Leute zu. Wenn du noch niemanden hast, mit dem du Jesus gemeinsam nachfolgst und ein bisschen Jüngerschaft lebst, mit dem du dich ab und zu triffst, um die Bibel zu lesen, zu beten und über Glaubensfragen zu sprechen, dann sprich heute vielleicht jemanden an.
Wenn du sagst: „Kannst du für mich beten? Hast du ein weises Wort für mich?“, dann komm gerne auf mich oder Jonathan zu. Wir helfen dir gerne, jemanden zu finden, damit wir tun können, wozu Jesus uns ruft.
Jesus spricht: „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Darum geht hin und macht zu Jüngern alle Völker, tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie, alles zu halten, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an das Ende der Welt.“
Ich bete mit uns: Himmlischer Vater, danke für dieses wunderbare Wort. Danke für diese großartige Berufung. Danke, dass du Menschen gesandt hast, die uns gerufen haben, sodass wir deine Jünger sein dürfen.
Herr, ich bete für die, die heute hier sind und vielleicht noch nicht sagen können, dass sie deine Jünger sind. Ich bete, dass dein Wort ihre Herzen erreicht und erweicht, sodass sie dich erkennen und dir nachfolgen.
Herr, ich danke dir für unsere vier Täuflinge. Ich danke dir für Michelle, für Diana, für Tabea und für Eva. Ich danke dir für die, die ihnen das Wort des Glaubens weitergegeben haben. Ich danke dir, dass wir heute miteinander sie taufen dürfen und ihnen zusprechen dürfen: Wir erkennen in euch Kinder Gottes und heißen euch willkommen in unserer Gemeinschaft hier auf Erden. Wir vertrauen darauf, dass ihr eines Tages mit uns sein werdet im Reich Gottes.
Herr, hilf uns, so miteinander zu leben, als eine Gemeinde, die aufeinander achtgibt, die einander anspornt zu Liebe und zu guten Werken. Hilf uns, in deiner Kraft zu wandeln auf dieser Erde, bis du wiederkommst, bis an das Ende der Erde.