Einführung: Die Bedeutung von Jesus im Alltag
Also, für diejenigen, die mich noch nicht kennen: Ich bin Bernd Lutz, Mitglied der Leitung von Coworkers und dort verantwortlich für den Bereich der Fachkräfte.
Heute lautet das Thema unserer Einheit „Er füllt, er lebt“. Ich freue mich sehr, dass das eine Tatsache ist. Wenn wir sagen „er lebt“ und „er füllt“, meinen wir ganz klar Jesus Christus.
Manche von euch denken jetzt vielleicht: „Boah, voll langweilig. Die Antwort hätte ich gewusst. Klar, bei einer frommen Veranstaltung ist die erste Antwort immer Jesus.“ Aber ich möchte euch einfach fragen: Reicht Wissen allein aus? Spielt es wirklich eine Rolle in eurem Alltag, dass ihr wisst, dass Jesus lebt und euch erfüllen möchte?
Hat dieses Wissen irgendeine Auswirkung auf die Wahl eurer Ausbildung oder eures Berufes? Oder darauf, ob ihr ein freiwilliges Jahr macht oder nicht? Ob ihr gleich zum Studium oder zur Ausbildung geht, weil ihr keine Zeit verlieren wollt? Oder ob ihr euch vorstellen könnt, im Dienst als Fachkraft bei Coworkers oder einer anderen Mission mitzuarbeiten und darüber nachdenkt? Oder ist euch einfach Karriere wichtig, Geld verdienen, weiterkommen?
Vielleicht sitzt ihr auch hier und denkt: „Ja, schön wär’s, erfüllt mit Jesus zu leben, ihn zum Chef im Leben machen, von ihm die Richtung zeigen lassen.“ Aber wie geht das? Wie sieht das ganz praktisch aus?
Genau darum gibt es diese Einheit: Damit ihr praktische Beispiele hört und in diese Richtung weiterdenken und beten könnt.
Weil Jesus lebt und weil er erfüllt, ist es überhaupt möglich, Erfüllung zu erleben. Wunderbar schöne Wortspiele! Ich hoffe, dass diese Wortspiele euch in euren Gedanken hängenbleiben, dass sie Realität werden. Ganz klar ist: Ohne ihn, Jesus, geht gar nichts.
Da bleibt immer eine Leere im Leben übrig, egal wie aktiv wir sind, egal wie umtriebig wir sind, egal womit wir uns beschäftigen, wie lange wir zocken oder mit was wir uns ablenken. Ohne ihn fehlt immer etwas. Da bleibt eine Leere, und nur Jesus kann diese Leere füllen.
Berufung und Gemeinschaft mit Jesus
Ich möchte uns an den Vers aus dem ersten Korinther 1, Vers 9 erinnern. Dort steht: „Denn Gott ist treu, durch den ihr berufen seid zur Gemeinschaft seines Sohnes Jesus Christus, unseres Herrn.“
Das bedeutet, Gott hat uns berufen, mit seinem Sohn Jesus verbunden zu sein und in enger Gemeinschaft mit ihm zu leben – jetzt und in alle Ewigkeit. Außerdem steht dort, dass Jesus der Herr ist. Das heißt, er hat das Sagen und möchte in dieser Gemeinschaft mit ihm auch deutlich machen, was ihm wichtig ist und was er von uns erwartet.
Ich denke, an mindestens einer Stelle in der Bibel wird euch sofort ein Beispiel einfallen, wo Jesus ganz klar sagt, was er von uns will. Das ist in Matthäus 28, wo es heißt: „Geht hin!“ Die große Frage dabei ist: Wohin?
Ich wünsche mir – und ich wünsche dir –, dass diese Konferenz heute dazu beiträgt, dass dein nächster Schritt klarer wird, egal wohin es dich führt.
Persönliche Zeugnisse: Wie Jesus beruft
Genau darum geht es jetzt, wenn Heidi, Micha und Mechthild erzählen, wie es bei ihnen ausgesehen hat. Wie die Platzanweisung, diese Berufung, funktioniert hat und wie Jesus ihnen gezeigt hat, was dran ist.
Ich denke, bei jedem Jesusnachfolger kann es anders aussehen. Ich freue mich auf eure Beiträge und möchte dich, Heidi, bitten, uns in deine Geschichte mit Jesus mitzunehmen.
Heidis Weg zur Erfüllung
Mein Name ist Heidi, und ich finde es großartig, so viele von euch hier bei uns im Saal zu sehen. Ich komme aus dem Nordschwarzwald, wie man vielleicht an meiner Sprache merkt. Ich hoffe, ihr versteht mich trotzdem alle, denn Hochdeutsch spreche ich vielleicht nicht ganz perfekt. Trotzdem, schön, dass ihr da seid.
Ich bin für Yumiko nicht mehr ganz so jung, aber ich war auch schon jünger und habe schon oft an Yumikos teilgenommen, als ich jünger war. Wie gesagt, ich bin im Nordschwarzwald groß geworden und bin dort auch in die Kinderkirche, Jungschar und den Teeniekreis gegangen. Ich bin in der evangelischen Kirchengemeinde und auch in der Liebenzeller Gemeinschaft aufgewachsen.
Für mich war Mission immer ein Teil meines Lebens. Das gehörte einfach dazu und hat mir auch gefallen. Ich fand das total spannend. Ich ging zum Kindermissionsfest in Liebenzell, später zu anderen Festen und Veranstaltungen. Mission gehörte also irgendwie immer dazu.
Trotzdem war ich sehr schüchtern. Ich war wirklich sehr zurückhaltend und habe mir nicht immer eine eigene Meinung erlaubt. Stattdessen habe ich immer geschaut: Was sagen die anderen? Und dann habe ich das auch gemacht. Ich wollte nicht aus der Masse herausstechen, sondern lieber mitschwimmen.
Trotzdem habe ich mir bewusst meinen Beruf ausgesucht. Ich bin Erzieherin von Beruf und mache das sehr gerne. Viele Jahre war ich im Kindergarten tätig. Dabei dachte ich immer, das ist mein Bereich: mit Kindern arbeiten, ihnen von Jesus erzählen und auch die Familien vielleicht mitprägen zu dürfen. Ich habe Kindergottesdienst gemacht, Kinderkirche, Jungschar und den Teenkreis geleitet.
Der Glaube war für mich immer präsent und sehr wichtig. Er war wirklich ein Teil von mir. Aber ich bin eher mit der Masse mitgeschwommen. Das war auch gut und hat mir gefallen.
Dann gab es eine Zeit, so Mitte dreißig, da dachte ich: Hey, ich möchte eigentlich mehr. Irgendwie schwimme ich nur mit, bin schüchtern und traue mich nicht richtig. Aber ich möchte mehr. Ich möchte Gott erleben, erfüllt sein von ihm und ihn noch intensiver erfahren. Aber wie?
Dann habe ich etwas ganz Besonderes gemacht: Ich habe mich allein auf eine Reise angemeldet. Es war nicht ganz klar, ob es eine Freizeit ist oder nicht. Ich bin nach Uganda gegangen. Bisher war ich eher in der Schweiz, Österreich oder Israel unterwegs. Aber für Afrika, für Uganda habe ich mich entschieden. Das war für mich damals sehr abenteuerlich. Ich dachte: Das wird bestimmt etwas ganz Besonderes. Und das war es auch.
Mein Afrikafieber wurde geweckt. Ich war in einem Gästehaus, und dort bekommt man immer einen Stein mit einer Bibelstelle darauf. Diese Bibelstelle darf man sich für die Zeit persönlich nehmen. Ich war gespannt, was da wohl draufstehen würde. Es war ein Vers, der mich seither sehr bewegt.
Ich lese ihn aus der "Hoffnung für alle": 5. Mose 31,8: "Der Herr selbst geht vor dir her, er steht dir zur Seite und verlässt dich nicht. Immer hält er zu dir. Hab keine Angst und lass dich von niemandem einschüchtern."
Dieser Vers hat mich wirklich gepackt. Ich dachte: Wow, ich, die ich so schüchtern bin und mich immer einschüchtern lasse und Kritik kaum ertragen kann, soll mich nicht einschüchtern lassen? Okay, Gott, wenn du das willst, dann will ich das auch machen. Ich will es wagen, dich erleben und erfüllt sein von dir.
Das war so der Startpunkt für eine Wende bei mir. Es hat sich noch viel mehr entwickelt. Ich habe gemerkt, wie Gott an mir gearbeitet hat. Das begann schon viele Jahre früher, in meiner Kindheit, in der Kinderstunde, der Jungschar und allem. Aber Mitte dreißig, Ende dreißig bewirkte es eine Veränderung.
Ich möchte euch jetzt nur von diesem ersten Punkt erzählen. Wie es weiterging, erzähle ich später, um die Spannung aufrechtzuerhalten. Aber es hat mein Leben wirklich verändert.
Ich habe das Erfülltsein von Jesus neu und ganz anders erfahren. Ich habe diesen Vers wirklich für mich genommen: Lass dich nicht einschüchtern, denn ich bin bei dir. Ich möchte dir den Weg zeigen, den du gehen sollst, und ich gehe mit dir. Lass dich nicht einschüchtern.
Das möchte ich euch allen schon einmal vorab sagen, bevor ich später mit meinem zweiten Teil weitermache.
Micha erzählt von seinem Entscheidungsprozess
Vielen Dank, Heidi. Da merken wir, wie die Erfahrungen aus dem Kindergottesdienst die Spannung für die Fortsetzungsgeschichte steigern. Darauf freuen wir uns nachher sehr. Aber zuerst möchte ich dich, Micha, bitten: Wie hat es denn bei dir ausgesehen?
Ja, guten Morgen zusammen, mein Name ist Micha. Ich komme ganz aus der Nähe, aus Laichingen, also so in der Richtung, wenn man die Autobahn Richtung Ulm fährt, dann in der Nähe.
Ich möchte an einen etwas anderen Punkt anknüpfen als Heidi. Mission war für mich schon immer irgendwie ein Thema. Irgendwann kam dann die Zeit, in der ich dachte: „Okay, was mache ich jetzt damit? Was mache ich mit meinem Interesse, meiner Leidenschaft oder Berufung, wie auch immer?“
Dann war da eine Veranstaltung, eine Yumiko, und ich hatte eigentlich keine große Lust, hinzugehen. Ich wusste irgendwie: „Okay, ich stehe gerade an einem Punkt, an dem ich überlegen muss, was ich in nächster Zeit mache. Wage ich es oder wage ich es nicht?“ Eigentlich wollte ich nicht hin, um mir ein paar gute Vorträge anzuhören und dann wieder nach Hause zu gehen.
Ich bin viel zu spät angekommen, etwa zu zwei Dritteln der Veranstaltung, glaube ich. Aber dann bin ich ins Gespräch gekommen, am Stand von damals CFI, heute Coworkers – das seht ihr gleich vorne. Genau, das war die erste richtige Kontaktaufnahme. Ich wusste schon ein bisschen, was sie machen, aber das war der erste konkrete Kontakt. Wir haben Kontaktdaten ausgetauscht, und dann hieß es: „Du darfst dich gern melden.“
Das war mir damals, 2018, als ich 29 war, sehr wichtig: mit offenem Herzen hinzugehen. Ich habe zu Gott gesagt: „Ich habe keine Lust, hinzugehen und dann nicht Nägel mit Köpfen zu machen – weder in die eine noch in die andere Richtung. Denn es gibt ja nicht immer nur eine Möglichkeit.“
Ich habe meinen ersten Teil ein bisschen überschrieben mit „Hindernisse überwinden“. Schon an dem Tag konnten die ersten Hindernisse überwunden werden, weil natürlich Kontakt da war. Die Referentin von dort sagte: „Die Stelle, die du mir vorschlägst, passt nicht. Ich kann gar kein Französisch und kann es auch nicht lernen.“
Sie antwortete: „Doch, das kriegen wir schon hin.“ Genau da hat es dann gleich angefangen.
Jetzt möchte ich euch ein bisschen mitnehmen in den Prozess von der Kontaktaufnahme bis zu dem Moment, als ich mich wirklich durchgerungen hatte, meine Bewerbung abzuschicken und Nägel mit Köpfen zu machen. Das hat nämlich fast ein halbes Jahr gedauert – von Januar bis August 2018.
Für mich war da so eine innere Überzeugung: „Ja, es ist eigentlich dran, es wäre richtig.“ Ich wusste noch nicht genau wie, und es gab auch noch mehrere offene Türen zu dem Zeitpunkt.
Ich habe damals in der Qualitätsabteilung einer Firma gearbeitet und dachte dann: „Warum nicht einfach mal die Entscheidungsprozesse von dort mitnehmen?“ Ich habe mir eine schöne Excel-Tabelle gebastelt und überlegt, welche Hindernisse es gibt, die mich vom Schritt abhalten könnten.
Dann habe ich mir für jeden Punkt Aufgaben gemacht, mit Fristen und erledigt-Haken – vielleicht für Leute, die ein bisschen technischer sind, eine gute Möglichkeit. Organisatorisch wusste ich, dass die Gemeinde wichtig ist. Also habe ich mir eine Aufgabe gemacht: herausfinden, wer in der Gemeinde zuständig ist, und zweitens das Gespräch suchen.
Es gab aber auch ganz persönliche Dinge. Zum Beispiel war ich noch mit jemandem nicht im Streit, aber es stand etwas zwischen uns. Das wollte ich ausräumen, bevor ich für lange Zeit weggehe. Also habe ich mir notiert: Gespräch mit Person XY suchen. Diese Aufgabe habe ich mit Frist hinterlegt und konnte sie dann abhaken.
Das war für mich eine gute Möglichkeit, den Überblick zu behalten und zu sehen: „Okay, die Hindernisse kann man mit Jesus zusammen angehen.“
In der Zeit habe ich auch viel gebetet – für mich, für die Leute vor Ort und für die Entscheidung. So konnte ich Jesus den Weg gehen lassen und durfte feststellen: Jesus interessiert sich nicht nur für meine Probleme, sondern noch mehr dafür, wie ich weiterkomme.
Irgendwann dachte ich mir: „Wer bin ich eigentlich, dass ich meine Hemmungen oder Schwierigkeiten der Entscheidung in den Weg stelle?“ Den Schritt zu wagen, obwohl ich eigentlich weiß, dass es richtig ist.
Das durfte ich zusammen mit Jesus und meiner schönen Excel-Tabelle machen.
Mechthilds Weg und Gottes Führung
Ganz herzlichen Dank, Micha! Also, Gott kann auch Excel-Tabellen gebrauchen – klasse! Jetzt wollen wir von Mechthild hören, wie es bei ihr gelaufen ist.
Ja, ich bin Mechthild, und die Excel-Tabellen überlasse ich Micha. Für mich ist Excel nämlich nach wie vor ein Buch mit sieben Siegeln. Ich gehöre noch zu der Generation, in der man keinen Computer in der Schule hatte. Als Heidi vorhin erzählt hat, dachte ich, das klingt fast 99 Prozent so wie bei mir.
Ich komme aus Großbottweim im Landkreis Ludwigsburg. Für diejenigen, die das nicht wissen: Es ist ein ziemlich frommer Fleck, der auch eine gewisse Missionsgeschichte hat. Bei uns hatte ich als Teenager und junge Erwachsene immer das Gefühl, dass sich die Missionare fast die Türklinke in die Hand gaben. Mission war damals etwas total Normales, und Missionarsein ein ganz normaler Beruf.
Gott hat auch einen gewissen Humor. In der siebten Klasse musste ich das Gymnasium verlassen, weil ich Englisch und Französisch nicht auf die Reihe gekriegt habe. Es war einfach zu viel. Ich bin eher mathematisch und naturwissenschaftlich veranlagt. Danach habe ich die Realschule gemacht und anschließend eine Ausbildung zur hauswirtschaftlichen Betriebsleiterin begonnen – so heißt das heute. Ich war am Ende meiner ersten Ausbildungsphase.
Damals war ich, hör und staune, bei der ersten Yumiko im Hospitalhof in Stuttgart dabei. Wie gesagt, Mission war etwas total Normales, aber da wurde mir klar, dass ich keine Ausrede habe, nicht zu gehen.
Für mich ist mein ganzer Weg in die Mission eher wie ein großes Puzzlebild, mit vielen einzelnen Steinchen. Eines dieser Steine ist das Wissen, dass ich keine Ausrede habe. Als hauswirtschaftliche Betriebsleiterin hatte ich auch schon Kontakt mit der damaligen Vereinigten Kamerun- und Schadmission, heute SACH Live. Ich sollte als Hausmutter ins Missionskinderinternat nach Nordkamerun gehen.
Ich habe meine Ausbildung fertiggemacht, dann in Stuttgart-Stammheim bei Lechler Chemie gearbeitet und war im März 1985 auf der Kurzbibelschule bei Wortesleben. Ich gestehe, ich werde dieses Jahr sechzig – damit ihr es nicht raten müsst – also schon ein paar Tage älter.
Als guter Schwabe, der ich eigentlich bin (halb Franke), und als guter Planer dachte ich: Ich arbeite noch ein oder zwei Jahre, dann kann ich die Bibelschule ganz finanzieren. Ich habe vier Geschwister, die alle noch in Ausbildung oder Schule waren, und wusste, dass meine Eltern mir nicht helfen können.
Dann hatte ich ein Gespräch mit Martin Guth. Er sagte zu mir: „Mechthild, du wirst nicht älter, wenn du aufs Missionsfeld willst. Bibelschule, Sprachstudium, Vorbereitung – das wird noch einige Jahre dauern.“ Also bin ich losgezogen. Ich hätte eine neue Stelle gebraucht und habe gebetet: Herr, mach du die Tür zu, die zugehen soll, und mach du die auf, die aufgehen soll.
Im Mai 1985 bekam ich von der Bibelschule Bergstraße, heute Bibelstudienkolleg in Ostfildern, die Zusage. Im Juni erhielt ich das Angebot, bei der Firma zu verlängern. Ich sagte dann: Nein, danke.
Ich hatte noch ein paar weitere Puzzlesteine. Einer davon war, dass ich mein siebtes Semester, das Hauptpraktikum, in Dschamena im Tschad verbringen konnte. Wenn ich heute zurückblicke, muss ich sagen: Das Praktikum war ein totaler Flop. Ich hatte teilweise gar nichts zu tun, weil es vor Ort nicht gut organisiert war.
Aber ich hatte das Privileg, im November 1988 in den Südtschad zu fliegen. Eine Amerikanerin, die lange meine Kollegin war, nahm mich mit nach Kutu und zeigte mir die Bibelschule in der einheimischen Sprache in Gambay. Dort, hinter der Missionsstation, wo ich die letzten zwanzig Jahre gelebt habe, hat mir Gott klargemacht: Das war kein Brief vom Himmel, sondern ein ganz massiver Eindruck: Dein Platz ist im Tschad.
Das war schon erstaunlich, denn ich war genauso schüchtern, und wie gesagt, Englisch und Französisch lagen mir nicht besonders. Ich dachte dann, ich komme zurück und arbeite unter Frauen. Jetzt mache ich, ähnlich wie Heidi, Frauenarbeit – habe ich im Endeffekt bis heute nicht gemacht.
Aber ein Bibelvers hat mich begleitet. Es ist 2. Korinther 12,9, der auf meiner ersten Gebetskarte stand und 32 Jahre später immer noch daraufsteht: „Lass dir an meiner Gnade genügen, denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“ Und da machen wir weiter.
Aktuelle Berufung und die Ausstattung zum Dienst
Ganz herzlichen Dank auch dir, Mechthild. Wir freuen uns auf die Fortsetzungen in wenigen Minuten.
Wir haben jetzt gehört, wie unterschiedlich Jesus beruft und wie individuell die einzelnen Geschichten sind. Wichtig ist mir dabei: Jesus beruft nicht nur irgendwann einmal, etwa bei Mechthild in den Achtzigerjahren oder später, sondern er beruft auch heute. Aktuell, heute – und das kann heute geschehen. Es ist also ein ganz besonderer Tag.
Manche fragen sich vielleicht: Wenn ich weiß, wohin es geht und eine Aufgabe bekomme, bin ich dann überhaupt fähig, diese Aufgabe zu bewältigen? Schaffe ich das überhaupt?
Hier möchte ich uns die gute Nachricht mitgeben: Jesus beruft nicht nur, sondern er stattet auch zum Dienst aus. Er füllt aus – so wie es auch die große Überschrift von diesem Jumiko sagt.
Dienst als Ausdruck der Gaben Gottes
Ich möchte euch zwei Verse aus dem ersten Petrusbrief, Kapitel 4, Verse 10 und 11, vorlesen. Ich habe dafür die klassische Lutherübersetzung gewählt, ihr könnt aber natürlich auch andere Übersetzungen verwenden.
Vers 10: „Dienet einander, ein jeder mit der Gabe, die er empfangen hat, als die guten Haushalter der mancherlei Gnade Gottes.“
Vers 11: „Wenn jemand redet, rede er es als Gottes Wort; wenn jemand dient, tue er es aus der Kraft, die Gott gewährt, damit in allen Dingen Gott gepriesen werde durch Jesus Christus. Ihm sei Ehre und Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“
Das sind die Worte, die Petrus aufgeschrieben hat. Ich möchte dazu vier Gedanken weitergeben: Was, Wer, Wie, Wozu. Ganz kurz und knackig.
Zunächst zum „Was“: „Dienet“ steht im Imperativ – das heißt, loslegen! Dienet einander! Dienen ist also nichts Veraltetes, sondern sehr aktuell. Es ist nicht nur etwas aus historischen Filmen, in denen ein Diener einem Herrn dient, sondern Dienen ist „Jesus-like“. Jesus kam auf diese Erde und hat gedient. Er hat gezeigt, was es bedeutet, ein Diener zu sein. Deshalb sprechen wir auch vom Missionsdienst oder von freiwilligem Dienst, denn es geht immer ums Dienen.
Die Frage ist: Wer, wem gilt das? In den Versen heißt es: „Ein jeder“, also jeder von uns. Aber wer ist „jeder“? Im ersten Petrusbrief, Kapitel 1, Vers 3, steht, dass es diejenigen sind, die wiedergeboren sind – also Jesusnachfolger, Christen. Jeder, der von Herzen Jesus nachfolgt und in dessen Herz der Heilige Geist wohnt, ist aufgerufen, einander zu dienen. Jeder, der das Wort Gottes kennt und die Kraft Gottes in seinem Leben wirken lässt.
Wichtig ist mir noch einmal, dass da steht: „Dienet einander“, also einer dem anderen. Es ist nichts für Egoisten, die nur an sich selbst denken. Es fängt im kleinen Kreis an – in der Familie, in der Ehe, in der Wohngemeinschaft, im Jugendkreis, in der Gemeinde oder auch in der weltweiten Gemeinde Jesu.
Vielleicht wisst ihr, dass Paulus in einem Traum erlebt hat, wie zu ihm gesagt wurde: „Komm herüber und hilf uns.“ Das kann auch ganz praktisch bei manchen von uns der Fall sein: „Komm herüber und hilf uns.“ Dienen heißt, Wissen teilen, Leben teilen, Nöte teilen, Zeit teilen und füreinander beten.
Das haben wir ganz besonders in der Corona-Krise erlebt, dass Christen weltweit auch für uns hier in Deutschland, für uns als Coworkers in Stuttgart, gebetet haben. Das hat mich sehr bewegt. Es zeigt, dass nicht nur wir für andere beten, sondern dass andere weltweit für uns beten – und das ist ebenfalls ein Dienst.
Nun zur Frage „Wie“: Jeder soll mit der Gabe dienen, die er empfangen hat. Das ist großartig! Niemand muss sich verbiegen oder etwas erfinden. Niemand soll sich überfordern. Jeder hat von Gott Gaben bekommen, weil Gott füllt. Gott gibt Gaben und Aufgaben, also immer auch die Ausstattung für den Auftrag.
Jeder Jesusnachfolger ist ein Empfänger, aber er soll die Gabe nicht für sich behalten. Er soll sie mit einem offenen Herzen weitergeben und einsetzen. Dabei meine ich mit „Gaben“ nicht nur Begabungen, sondern auch Ausbildung, Wissen und Studium. Wir dürfen all das einbringen, unsere berufliche Erfahrung weitergeben, so wie Fachkräfte bei Coworkers oder in anderen Missionen und Organisationen mit dem dienen, was Gott ihnen gegeben hat.
Im Text steht, dass wir das als Haushalter, als Verwalter tun dürfen. Das bedeutet: Ein Verwalter ist nicht Eigentümer, sondern hat etwas anvertraut bekommen. Jeder von uns hat etwas von Jesus empfangen, aber es gehört nicht uns. Es kann schnell wieder weg sein – durch Krankheit oder andere Umstände kann sich vieles ändern. Aber Jesus möchte uns etwas anvertrauen.
Lassen wir diese Gaben nicht verkommen, sondern nutzen wir sie bewusst – für ihn.
Dienst in Wort und Tat aus Gottes Kraft
Und noch einmal die Frage: Wie?
Ich fand es interessant, dass auch hier, in diesen zwei Versen, speziell im Vers elf, das Wort und die Tat eine Rolle spielen. Dort heißt es, wenn jemand redet, soll er es als Gottes Wort tun. Das Wort ist also wichtig. Es geht nicht nur um die Taten, sondern auch um das Wort.
Wo auch immer wir den Mund aufmachen – im Alltag, bei einer Predigt, einer Andacht oder einem Impuls – sollte unser Bewusstsein sein: Gott möchte durch uns reden. Er möchte das durch jeden Jesusnachfolger tun. Reden, das Wort, aber dann auch dienen, die Tat, das ganz Praktische.
Und da möchte ich uns heute Morgen auch einfach mitgeben: Nicht dienen bis zum Umfallen. Dort steht ein ganz wichtiger Hinweis, wie Dienen praktiziert werden soll. Es heißt: Wenn jemand dient, tue er es aus der Kraft, die Gott gewährt, nicht aus eigener Kraft, sondern aus Gottes Kraft. Er gibt die Kraft, er füllt.
