Bitte geben Sie den Text an, den ich überarbeiten soll.
Einführung in die Jüngerschaft Jesu
Die Jüngerschaft – wie hat Jesus sie gelebt und gelehrt? Wenn wir das Leben des Heilandes betrachten, und das wollen wir ganz kurz durchgehen, dann wollen wir einfach davon lernen: Wie ist er eigentlich zum Ziel gekommen?
Ich habe bemerkt, dass er am Anfang seines Dienstes oft allein war. Doch als er ans Ende seines Dienstes kam, war er da mit zwölf Männern, die eine Mission hatten. Diese Mission, getragen von Männern, die schwach waren, kam zum Ziel. Sonst wären wir heute nicht hier. Die Mission wurde durch die Generationen hindurch weitergetragen und erreichte die ganze Welt.
Am Anfang standen drei Jahre allein, am Ende dieser drei Jahre standen zwölf Männer mit einer Mission, einem Ziel und dem Auftrag, das Evangelium in die ganze Welt zu tragen. Wie geschah das? Das ist meine Frage.
Wenn ich an Evangelisation denke, frage ich mich: Heiland, wie hast du das gemacht? Ich möchte gern in dich hineinschauen und verstehen, wie du das überlegt hast.
Ich weiß, dass er viel mit dem Vater überlegt hat. Du weißt es auch: Er war oft nachts auf dem Berg, betete und war mit dem Vater zusammen. Sicherlich hat er dort auch laut mit ihm überlegt. Ich war ja nicht mit ihm auf dem Berg, aber ich habe oft darüber nachgedacht: Warum schliefen die Jünger in Gethsemane? Waren sie wie ich? Warum schliefen sie, wenn die ernste Stunde kam?
Dann dachte ich: Es wäre doch schön gewesen, wenn im Evangelium manchmal stünde, dass ein Jünger am Abend zu ihm kam und sagte: „Aber du, wenn du diese Nacht wieder mit dem Vater sprichst, kann ich mal zuhören?“ Eigentlich hatten die Jünger keine Übung darin, nachts wach zu sein und zu beten. Sie kamen ohne Übung nach Gethsemane, und dort fehlte ihnen diese Übung.
Eigentlich war das eine tragische Stunde. Doch wir sehen, wie sie es später gelernt haben, ein Ziel zu haben und mit dem Meister eins zu sein. Sie haben so gelernt, dass sie alle bereit waren, als Märtyrer zu sterben.
Die Botschaft und die Auswahl der Jünger
Wie hat Jesus das gemacht? Zuerst sehen wir uns das an, und das könnt ihr auch auf der nächsten Seite im kleinen Schema erkennen, das ihr irgendwo habt. Was hat er zuerst gemacht? Er hat die Botschaft verkündet, bis die Menschen aufmerksam wurden und sich ihm zuwandten.
Er hat also praktisch seine Botschaft, die Frohe Botschaft, verbreitet und gewartet, bis eine Auswahl im Volk entstand – von denen, die Interesse hatten und ihm nachfolgten. Es gab nur wenige Situationen, in denen er selbst Menschen direkt gerufen hat. Das konnte er, weil er Gott ist. Ich glaube aber nicht, dass das unser Auftrag ist.
Es kann aber sein, dass Gott uns so führt. Ich denke da an einen Zeugen Jehovas, der jetzt Ältester in einer Gemeinde ist. Er kam oft zu uns, und wir haben das Wort miteinander gelesen. Er war überzeugt davon, dass er im Irrtum war, und betete oft: „Herr, zeig mir, wer du bist.“
An einem Abend im Auto war ich überzeugt, ihm zu sagen: „Du musst dich jetzt bekehren.“ Und dieser Mann hat Jesus angenommen. Das habe ich aber nie wieder gemacht. Denn ich glaube, so wie du auch, dass Überzeugungen durch das Beten und das Leben mit dem Herrn kommen können. Sie entstehen einfach so.
So wie es dir bestimmt auch schon passiert ist, dass du in eine Familie gehst und plötzlich mit Freude einem Kind die Hände auflegst und für das Kind betest – einfach so. Ohne lange darüber nachzudenken, innerlich zu wissen, dass du beten musst oder einen Auftrag hast.
Jesus hat die Botschaft weitergegeben. Du hast ja gemerkt, dass er genau dieselbe Botschaft hatte wie Johannes der Täufer. In Markus 1 steht: „Tut Buße, das Reich Gottes ist nahe.“ Es ist schön zu sehen, dass das Ende des Alten Testaments genau auf diese Botschaft einstimmt, die am Anfang der neuen Allianz steht. Eine prima Brücke.
Diese Botschaft trägt er dann hinaus, und Menschen stehen auf. Er erklärt uns diese Bibelstellen, wie ich sie geschrieben habe, zum Beispiel in Matthäus 13. Dort steht, dass es unsere Aufgabe ist, Samen auszustreuen. Es gibt verschiedene Herzen:
Die einen nehmen die Botschaft auf, aber der Feind nimmt sie sofort weg, wenn sie sie hören. Die anderen hören zu, aber sobald das erste Problem kommt, geben sie auf. Wieder andere sind so sehr vom Materialismus gefangen, dass nichts von der Botschaft hängen bleibt. Und dann gibt es gute Herzen.
Vom guten Boden gibt es 30, die voll aufgehen, 60 etwas weniger. Ich habe oft überlegt, was der Herr damit sagen will. Im Gemeindebau, vielleicht hast du es auch gemerkt, wenn du Jünger schulst und diese wiederum andere schulen, merkst du, dass es einen gewissen Prozentsatz von Christen gibt, die das wunderbar leben können. Sie geben es weiter und schulen andere.
Andere hingegen haben so viel mit sich selbst zu klären – ich sage das nicht negativ – sondern von ihrem Leben her. Sie brauchen viel Zeit, um ihr eigenes Leben ans Licht zu bringen und ein neues Leben zu führen. Es gibt also verschiedene Herzen.
Bei manchen ist sofort klar, dass es hundertprozentig losgeht. Dann macht es viel Freude, einen Jünger zu schulen, wenn es so richtig losgeht. Andere hingegen müssen erst noch lernen, was Liebe bedeutet. Sie haben viele Probleme, wissen nicht, wie man lebt, wie man ein Familienleben führt, und haben nie echte Liebe erfahren.
Bei diesen Menschen sind viele Wunden da. Da kannst du nicht einfach ein Ziel erreichen wollen, wie zum Beispiel Gemeinde bauen. Du musst diesen Menschen erst helfen, dass sie zum tiefen Frieden kommen. So verschieden sind die Herzen.
Die Bedeutung des Zeugnisses und der Evangelisation
Römer 9, Vers 10 hast du auf dem Blatt auch. Dort steht einfach geschrieben, dass wer Zeugnis gibt und glaubt, der wird gerettet. Mich hat es immer ein wenig Mühe gemacht, dass es diese Denomination unter den Christen noch nicht gibt.
Es gibt die, die sagen: Wer getauft wird und glaubt, wird gerettet – das ist auch in der Bibel. Es gibt die, die sagen, wer das und das tut, der ist in der Gemeinde. Es fehlt gerade noch diese Denomination, die Römer 9,10 nimmt: Wer Zeugnis gibt und glaubt, wird gerettet. Aber ich möchte nicht diese Denomination gründen – ja, nicht.
Ich will nur sagen, der Herr legt viel Gewicht darauf, viel Gewicht darauf, das Sagen von der frohen Botschaft nicht zu vergessen. Damit will ich nicht sagen, dass wir Menschen, die von Natur her oder vom Temperament her nicht reden können, zum Schweigen bringen sollten. Nein, das ist keine Seelsorge. Aber ich will damit sagen, dass es ein großes Gewicht hat, von Jesus zu reden.
Du kennst bestimmt in dem Evangelium diesen Text, wo der Heiland sagt: Wer Stellung nimmt für mich auf Erden, für den nehme ich Stellung vor dem Vater im Himmel. Siehst du also, deine Stellungnahme auf Erden hat einen Effekt im Himmel. Welchen Effekt bis zum Letzten, kann ich dir nicht sagen – ich bin ja noch nicht da oben. Aber ganz klar sagt die Schrift, dass es einen Effekt oben hat.
Und dann für uns: Wenn wir das Evangelium ausstrahlen, bis es eine Auswahl gibt, dann habe ich hier auf diesem Blatt noch den Text 2. Korinther 4,1-6 hingeschrieben. Das ist für mich mein Evangelisationsmittelfilter. Ich lese dir mal diesen Text in der Übersetzung von Hans Bruns vor. Ich habe die nicht sehr gern, aber diesen Text hat mir jetzt gefallen, so sagen wir mal so.
Also 2. Korinther 4, die ersten Verse: Weil wir nun durch Gottes Erbarmen in solchem herrlichen Dienst stehen dürfen, sind wir nicht verzagt oder mutlos. Wir brauchen auch keine heimlichen Schlichen, deren wir uns ja nur schämen müssten. Wir haben auch keine Hintergedanken oder unlautere Absichten bei unserer Arbeit. Wir verfälschen auch nicht Gottes Wort, sondern wir verkündigen frei und offen die Wahrheit und erleben, wie die Menschen in ihrem Gewissen vor Gott uns doch zustimmen.
Ich nenne diesen Text meine drei Filter für die Evangelisationsmittel. Da mache ich alle Ideen zur Evangelisation rein: Keine heimlichen Schlichen. Also nicht zur Evangelisation mit Fragebögen: „Was für eine Schuhgröße haben Sie?“ und dann so langsam kommt man am Ende doch noch auf Religion, und nach der Religion auf der zweiten Seite kann man doch noch was sagen. Also wir brauchen keine Umwege.
Wir haben auch keine Hintergedanken. Ich meine, das ist ja klar für uns, aber es ist doch gut, dass wir bedenken: Unser Hintergedanke ist, den Saal zu füllen. Oder es wäre gut, dass ich einen Namen habe, wenn diese Gemeinde wächst und ich da der Patron bin. Das ist doch gut für den Daniel – dann kommt der am Ende noch gut durch, der Kerl.
Und wir verfälschen auch nicht Gottes Wort. Das sind für mich die drei Filter.
Und dann: Wie evangelisieren wir? Wir empfehlen uns selbst vor Gott am Gewissen aller Menschen. Ich habe verschiedene Evangelisten geschult – solche, die im Beruf sind und wirklich Gaben haben. Ich habe solche, die Gaben haben, evangelisieren auf der Straße, andere in Zügen, andere sind so Chansonnier, französisch, weiß ich, mit der Gitarre, so richtige Sänger. In Frankreich gibt es diese einzelnen Chansonniers, und das ist wunderbar, wie das funktioniert.
Dann musste ich lernen, mit ihnen Botschaften zum Evangelisieren zu machen. Ob du jetzt anfängst am Anfang mit dem Verstand, mit Argumenten oder mit Philosophie, egal was – die Botschaft muss irgendwo dann aufs Gewissen kommen.
Wir empfehlen uns selbst vor Gott am Gewissen aller Menschen. Und das ist die schwere Kurve, hast du schon gemerkt? Die Argumente, das geht. Und dann kommt plötzlich die Kurve, wo du einverstanden sein musst: Beim Evangelisieren geht es jetzt ans Gewissen.
Und jetzt weiß ich genau, jetzt geht der Kampf los. Und das müssen die lernen. Die Evangelisten müssen lernen: Ich muss total bereit sein, dass ich nach dieser Stunde Evangelisation neue Feinde habe. Und wenn sie zudem ein Ja haben, dann weiß ich, wie ich manchmal noch mit den Evangelisten vorher beten müsste, mit ihren Frauen zusammen. Ich habe ihnen auch gesagt – auch den Frauen: Sind wir einverstanden, nach dieser Stunde haben wir vielleicht im Dorf oder im Ort etliche Feinde mehr? Sind wir einverstanden, das zu leben mit dem Heiland? Weil es ans Gewissen geht.
Und wenn es ans Gewissen geht, da lesen wir weiter: Wenn aber unser Evangelium trotzdem vielen dunkel und verhüllt bleibt, so ist das doch nur bei denen der Fall, die verloren gehen. Bei ihnen hat der Gott dieser Welt, der Teufel, das Denkvermögen der Ungläubigen verdunkelt, sodass ihnen das helle Licht der frohen Botschaft von der Herrlichkeit des Christus nicht aufleuchtet.
Also, wenn du evangelisiert hast und die Menschen sind verdunkelt, dann weißt du, dass du am Ausgang nicht deine intellektuellen Argumente gebrauchen kannst, um das zu ändern. Du hast es mit einem Verdunkeltsein zu tun, das vom Teufel kommt. Er will nicht, dass Menschen gerettet werden.
Darum bin ich so froh, dass ich in verschiedenen Gemeinden gelernt habe: Wenn ein Teil evangelisiert, ist der andere Teil der Gemeinde im Saal und betet die ganze Zeit. Denn wir wissen, Evangelisation, Singen und Botschaft gehen nicht alleine – aber der geistige Kampf ist eine andere Sache.
Und diese Botschaft kann nur bis ans Gewissen kommen, wenn wir Sieg haben über diese Macht vom Feind, der alles verdunkelt.
Gemeinschaft und Leben mit den Jüngern
Okay, das ist der erste Punkt: Sehen bis Auswahl.
Der zweite Punkt, den wir bei Jesus sehen, ist, dass er mit den Jüngern zusammen war. Er lebte mit ihnen zusammen. Markus 3,14 sagt, dass er sie rief, um mit ihnen zu sein. Ich finde das aus menschlicher Sicht sehr bemerkenswert. Es erscheint mir als ein eher einfaches Ziel. Ich hätte selbst eher geschrieben, dass er die Zwölf rief, damit sie die Mission in die ganze Welt weiterführen. Aber tatsächlich rief er die Zwölf, um zuerst mit ihnen zusammen zu sein.
Das wird für uns dasselbe sein, wenn wir Jünger schulen wollen. Wenn jemand aufsteht und Jesus nachfolgen will – also aufsteht und sagt, „Ihr versteht uns“ – das ist nicht der eigentliche Aufruf oder so. Wenn jemand mit Jesus gehen will, dann braucht er zuerst Zeit mit ihm.
Ich habe große Freude daran. Ich habe oft Studenten, die nur am Wochenende nach Hause kommen, weil die Universität etwa über hundert Kilometer entfernt ist. Aber ich habe meinen Stundenplan so gelegt, dass sonntags jede Stunde ein anderer dran ist, nachmittags. Das ist mir viel wichtiger als alle anderen Stunden.
Dann kommt jemand und erzählt: „Wie hast du deine Woche gelebt? Wie ging es mit dem Bibellesen?“ Dann sagt er mir, wie es war, und ich frage: „Wie ging es dir?“ Da höre ich dann: „Ja, da und da hatte ich Not. Da hatte ich das Programm, aber kaum Zeit für anderes.“ Dann beten wir miteinander.
Sie haben Fragen. Ich habe das erlebt mit einem Kollegen an der Uni. „Wie kann ich darauf antworten?“ sage ich dann. „Okay, warte mal, da habe ich ein Buch, das könnte helfen. Nimm das mit, schau dir dieses Kapitel an.“ „Okay, gut.“ Das ist Schulung für mich.
Dann beten wir miteinander, machen Mut. Ich sage ihnen: „Wenn du in der Woche eine schwere Stunde hast, können wir telefonieren und am Telefon beten.“ „Okay, gut.“
Die Menschen brauchen zuerst Gemeinschaft mit einem Meister, wenn sie sich bekehren. Ich nenne mich nicht Meister, aber ich verstehe mich so: als jemand, der ein Ziel hat, damit dieses Leben wachsen kann. Das hatten die Jünger.
Wir müssen aber auch sagen, es war nicht leicht für Jesus. Ich glaube, mit dieser Gruppe hätten wir auch Mühe gehabt. Es war nicht immer lustig. Wenn du immer wieder Geld brauchst und Judas fragt nie, wie viel wir noch haben. Petrus macht sich Sorgen um die Steuern: „Wie werden wir das bezahlen?“ Dann ist da eine Fischtochter mit einer Münze drin. Immer wieder solche Situationen, in denen der Meister eingreifen musste, weil sie noch nicht alles verstanden hatten.
Ich sehe mich gut in dieser Gruppe. Ich hätte auch noch weniger verstanden. Manchmal musste Jesus sie wieder zur Seite nehmen und sagen: „Habt ihr jetzt noch nicht verstanden?“ So im Stil: „Männer, los!“ Und er hat es ihnen noch einmal gezeigt und erklärt.
So war das Leben mit den Jüngern.
Für die Jünger leben und praktische Schulung
Und dann der dritte Punkt ist: Er hat sein Leben für sie gelebt. Für sie leben bedeutet noch mehr, als einfach zusammenzuhalten und mit ihnen zu leben. Für sie leben heißt auch, für sie da zu sein, wenn der andere nichts mehr versteht oder in Not gerät.
Das brauchen wir, wenn wir Jünger schulen: Wir lernen nicht nur mit Zeit, sondern mit Liebe. Ich hatte die Freude, zwei Jünger zu schulen, die Lastwagenchauffeure in Europa sind. Wie macht man so eine Schulung? Sie kommen am Samstagabend gegen acht oder zehn Uhr nach Hause. Dann haben sie Ölwechsel, Lastwagenkontrolle und so weiter zu erledigen. Alles muss fertig sein, denn am Sonntagabend fahren sie wieder für 38 Stunden los – die ganze Woche sind sie unterwegs. Familienleben, Gemeindeleben – das alles muss in etwa zwanzig Stunden pro Woche passen.
Wie kann man diese Menschen schulen? Mir blieb nichts anderes übrig, als erstens mit jedem von ihnen ein oder zwei Wochen mitzufahren und im Lastwagen zu unterrichten. Dabei habe ich mit ihnen laut die Bibel gelesen, während sie fuhren, und wir haben miteinander gebetet. Bei den Pausen hatten wir Zeit für Gespräche, natürlich auch für Humor und Witze – alles sauber und angemessen.
Wenn sie dann mit den anderen Kollegen als Lastwagenchauffeure zusammen aßen, habe ich mich vorgestellt, denn sie kannten mich ja nicht. Dabei habe ich dem Bruder, dem Lastwagenchef, gesagt: „Du hast ihnen doch sicher etwas zu erzählen, oder?“ Die Jünger haben das gelernt. Anfangs wurden sie beiseitegeschoben und waren sehr dankbar, als ich ihnen später sagte: „Jetzt sind wir wegen der Unmoral total abgeschrieben, aber die anderen bewahren uns. Die anderen sagen, mit dir kann man nicht über das reden. Du ja sowieso nicht.“ Nun wissen die anderen, worum es geht, und sie können weiterleben.
Mit einem von ihnen bin ich dann noch einmal eine ganze Woche unterwegs gewesen, vielleicht sechs oder acht Monate später. Er wollte sein Zeugnis weitergeben, sagte mir aber: „Dani, allein habe ich einfach Mühe, kannst du nicht noch einmal mit mir fahren?“ Jüngerschulung ist eben ein Programm, das man nicht immer genau planen kann. Und sie brauchen das.
Später musste ich mir überlegen, welches Programm ich für diese Chauffeure entwickeln kann. So habe ich Kassetten aufgenommen, auf denen Musik und Lieder sind, dazu etwa alle zehn Minuten ein Gebetsanliegen für die Welt. Dann folgt eine Pause zum Beten, und danach wieder Musik. So konnten sie Gebetsanliegen für die ganze Welt mitnehmen. Es ist wichtig, dass jede Lokalgemeinde nicht nur ihre Ortschaft im Blick hat, sondern die Welt.
Ich habe die Freude zu sehen, wie Gemeinden, die gegründet wurden, bereits vier Missionare in die Welt ausgesandt haben. Aber es fing so an: Auch wenn sich Leute bekehren, gehe ich mit meiner Weltkarte zu ihnen und zeige ihnen die Welt. Da sind 120, da sind drei Millionen. Du weißt ja, dass jeden Tag 2000 neue Gemeinden gegründet werden und 100 Menschen zum Glauben kommen.
Was bedeutet das für jemanden, der allein in seinem Ort gläubig wird? Zuerst hat er das Gefühl: „Ich gehöre jetzt zu dieser Sekte, ich bin der Einzige.“ Doch plötzlich sieht er die Welt. Er erkennt, dass er Teil einer großen Familie ist.
Für sie leben gibt einem dann auch Ideen. Jetzt ist es organisiert, dass für die Lastwagenchauffeure Kassetten mit Botschaften, Gebetsanliegen und Schulungen bereitstehen. So können sie diese in der Woche mitnehmen und sich weiterentwickeln. Die Kassetten enthalten natürlich auch Bibeltexte und immer wieder Pausen mit Musik, damit sie über den Bibeltext nachdenken können. Sie haben ja wenig Zeit zum Lesen.
Wenn sie anhalten – ich habe das eine Woche mit ihnen erlebt – sind sie so müde, dass sie nicht wirklich lesen können. Sie brauchen Ruhe und müssen die Augen schließen können nach diesem Stress. Deshalb brauchen wir eine ganz andere Schulung für sie, die wir sonst nicht benötigen.
Für sie leben – da gibt dir der Herr viele Ideen. Wenn du für einen Jünger lebst, merkst du plötzlich, dass du überlegst, wie das möglich ist. Du fragst dich: Wie kann ich das machen? Wie kann er das leben? Kann er das so leben oder nicht?
Sich opfern und Vorbild sein
Und dann kommt die vierte Stufe in diesem Schema, wie Jesus gelebt hat: Sich opfern für andere. Das können wir natürlich nie so tun, wie Jesus es getan hat. So weit werden wir nicht gehen, weil wir ja nicht Heiland sind und nicht andere retten.
Aber wir müssen noch überlegen: Sind wir bereit, ein Opfer zu bringen, damit ein anderer Mensch in der Gemeinschaft mit dem Herrn vorankommen kann? Du weißt, dass solche Opfer nötig sind. Es gibt Nächte, in denen du wachbleiben wirst, weil eine Ehe zerbricht und du dabei bleiben musst. Es gibt Nächte, in denen du da sein musst, weil jemand in eine tiefe Depression fällt. Es gibt Nächte, in denen du wegfahren musst, weil jemand sich das Leben nehmen will. Das gehört dazu, und du kannst das nicht einfach beiseiteschieben.
Fünftens: Demonstration. Jesus war das Vorbild für andere. Er zeigte durch sein Leben, worum es geht. Johannes 13, du kennst ja die Fußwaschung. Er zeigte durch sein Vorbild, was es bedeutet, Diener zu sein – treu in den kleinen Dingen.
Es ist merkwürdig – oder besser gesagt wunderbar –, wie diese kleinen Dinge, die du im Stillen tust, wo du das Gefühl hast, niemand hat es gesehen, dir auf Dauer Autorität in einer Gegend geben, auch wenn das von außen nicht erklärbar ist. Ich glaube, das ist nur von der unsichtbaren Welt her erklärbar.
Ich habe so vieles erlebt, was man nicht erklären kann. Du hast das ja auch schon erlebt. Ich bin jetzt seit über zwanzig Jahren in einer Gegend, in der ich alle Bürgermeister von siebzig Ortschaften besucht habe, um mit ihnen über Jesus zu sprechen. Nach einem Telefonat, einem sogenannten Rendezvous, habe ich mich vorgestellt. Ich war überwältigt zu hören, wie viele mich nach zwanzig Jahren noch kannten.
Etliche haben mir bei diesen Treffen gesagt, wie froh sie sind, dass ich komme. Einer sagte: „Ich bin Katholik, aber ich habe Probleme in meiner Ehe, und mit dem Priester kann ich nicht darüber reden, er versteht das nicht.“
An einem Morgen verbrachte ich zwei Stunden im Büro dieses Bürgermeisters. Er öffnete mir sein ganzes Herz. Ich konnte ihm zeigen, was Vergebung bedeutet und wie man damit leben kann. Er wollte unbedingt das Neue Testament haben.
In diesen Tagen haben wir eine Evangelisation in den Vogesen. Ich schreibe gerade an die über siebzig Bürgermeister einen persönlichen Brief, weil sie im Laufe der Jahre Freunde geworden sind. Aber wie das alles zustande kam? Ich bin nicht zu ihnen gegangen, um die Haustür einzuschlagen.
In der Gegend wurden vielen armen und schwer kranken Menschen, auch psychiatrisch Kranken, geholfen. Der Oberarzt der psychiatrischen Klinik ruft mich hin und wieder an und sagt: „Herr Herrmann, ich habe da einen Fall, bei dem wir nichts mehr machen können. Der Mensch schreit, tobt und ist völlig außer Kontrolle. Können Sie nicht kommen?“
Dann kannst du nur sagen: Wer bin ich? Was kann ich da machen?
Es gab einzelne Fälle, in denen Menschen wirklich von Dämonen besessen waren. Sie wurden so gut wie möglich mit Medikamenten behandelt, aber dahinter hat der Feind gelacht. Gott sei Dank sind einige von ihnen befreit worden. Andere waren wirklich krank.
Aber einfach treu sein, in den kleinen Dingen, ein Vorbild für deine Jünger sein und wahrhaftig bleiben – das ist so wichtig.
Ich erinnere mich an eine Botschaft, in der ich einer Gemeinde erklärt habe, wie man die Bibel liest. Als ich nach Hause kam, sagte meine Frau zu mir: „Du hast uns Frauen mit kleinen Kindern vergessen. Dein Programm passt gar nicht, deine Predigt ist für uns null.“ So wird man als Mann gern kritisiert.
Am Sonntag darauf habe ich das in der Gemeinde erzählt. Nicht, dass meine Frau gesagt hat, ich sei null – das war nicht die Predigt –, aber ich habe um Vergebung gebetet. Es ist wahr, was sie gesagt hat: Bibellesen klappt nicht, wenn die Kinder klein sind, wenn man fünfmal in der Nacht aufstehen muss und wenn man nur mit Windeln zu tun hat.
Da musste ich eine Woche lang neu überlegen: Was machst du jetzt mit denen? Ich habe mit meiner Frau darüber gesprochen. Dann haben wir überlegt: Wie geht das? Kannst du das? Kannst du das nicht? Wann geht es, wann nicht?
Man muss sich das alles gut überlegen. Ich finde es sehr wichtig, dass wir wissen, was im normalen Alltag passiert und was man in der Praxis verändern kann.
Delegation und Verantwortung übertragen
Sechster Punkt: Delegation, also Verantwortung abgeben. Das hat Jesus gemacht – natürlich auf seine meisterhafte Weise. Er hatte einfach Vertrauen in seine Jünger. Er sandte sie aus, um Dämonen auszutreiben. Die Siebzig gingen los, machten ihre Erfahrungen und kamen dann voller Begeisterung zurück. Sie berichteten, wie gut es gelaufen war. Sie sagten, sie hätten gesehen, wie der Teufel gefallen ist, und dass es wirklich super war.
Jesus sagte aber: "Freut euch nicht nur über diese Wunder, sondern freut euch vielmehr, dass eure Namen im Himmel eingeschrieben sind." Verantwortung und Kontrolle gehören zusammen. Jesus war wirklich der Meister darin, anderen Verantwortung zu geben, bevor er sie allein ließ. Er vertraute ihnen.
Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber hast du Vertrauen in Neubekehrte, um ihnen Verantwortung zu übertragen? Manchmal ist das nicht so einfach. Bei mir gab es da eine Situation: Ein Mann, der gerade aus dem Gefängnis gekommen war – er hatte wegen Autodiebstahls gesessen – bekehrte sich. Ich musste Traktate bei einem Drucker etwa fünfzig Kilometer entfernt abholen. Da sagte ich zu ihm: „Ich habe gerade keine Zeit, nimm mein Auto und hol die Traktate.“ Ich dachte, er würde vielleicht nicht zurückkommen. Doch er spürte dieses Vertrauen sehr stark. Er wurde zu einem jüngeren Jesus und öffnete sein Herz. Er wollte weitergehen.
Das gilt auch für die Gemeindeleitung und das Predigen: Warte nicht, bis du meinst, die Menschen seien „reif“. Man ist nie so faul wie dann, wenn man meint, reif zu sein. Bei den Früchten dauert es lange, bis sie von grün zu reif werden, aber von reif bis faul geht es sehr schnell. Also fang an, auch wenn es noch „grün“ ist. Wenn du das Gefühl hast, jemand ist noch nicht stark genug, gib ihm trotzdem Verantwortung. Er wird es ernst nehmen, und du wirst weiterkommen, wenn du wie Jesus delegierst und die Kontrolle liebevoll behältst.
Es ging Jesus nicht darum, ihnen zu sagen, dass all das, was er getan hatte – zum Beispiel die Heilung von Kranken – nur von ihm kam. Er hätte sagen können: „Natürlich, das kommt von mir. Ich habe diese Kraft, also bin ich ganz gut auf dem Laufenden.“ Aber so war er nicht. Er wollte nur, dass sie später, wenn er nicht mehr da ist, nicht an den Wundern hängenbleiben. Vielmehr sollten sie auf dem Weg des Lebens bleiben. Ihre tiefe Freude sollte darin bestehen, dass ihr Name im Himmel eingeschrieben ist. Dass ihr Blick auf den Himmel gerichtet ist und nicht nur auf die Wunder.
Verantwortung und Kontrolle – das ist der Schlüssel.
Fortpflanzung und Zweifel überwinden
Und nachher folgt die Reproduktion, also die Fortpflanzung. Dann kam jene Stunde, in der er ihnen so viel Vertrauen schenkte, dass er zu ihnen sagte – Matthäus 28, du kennst den Text: „Geht hin in alle Welt und macht zu Jüngern, und lehrt sie, alles zu halten, was ich euch geboten habe.“ Es geht also nicht nur darum, Wissen zu vermitteln, sondern darum, dass sie das Gelernte auch praktisch umsetzen. „Lehret sie halten!“ Wir sind oft daran gewöhnt, nur Wissen zu lehren.
Interessanterweise machen wir das jetzt in verschiedenen Gemeinden so, dass jeder, der am Sonntag eine Botschaft hält, drei bis vier Fragen vorbereitet. Diese Fragen werden am Ausgang verteilt und in kleinen Hauskreisen während der Woche durchgearbeitet. Dadurch ist jeder gespannt auf die Botschaft, viele schreiben mit, und die Fragen sind immer ganz praktisch formuliert: Wie kann man das im Leben umsetzen?
Dadurch wird die Botschaft am Sonntag anders wahrgenommen. Die, die die Botschaft vorbereiten, überlegen sich, wie man die Inhalte praktisch anwendbar macht. Man könnte sagen, es geht darum, den Inhalt vom „dreitausend Meter hohen Kreiseln“ auf den Boden zu bringen, damit man ihn wirklich umsetzen kann. Das ist eine sehr gute Übung.
Jesus wollte, dass sie lehren – und zwar lehren, alles zu halten, was er ihnen befohlen hat. Schon gehört? Was hat der Herr befohlen? Ich habe es auf Blatt drei geschrieben. Habt ihr es drauf, was er befohlen hat? Die Befehle des Heilandes: Buße tun, glauben, lieben, taufen, Jünger machen, beten, das Mahl feiern, dienen. Das sind im Wesentlichen die Gebote, die aus dem Mund Jesu kommen. Die entsprechenden Bibelstellen sind dabei.
Jetzt lehren wir den Leuten, wie sie diese Gebote halten und in die Praxis umsetzen können. Das Schöne an der Fortpflanzung ist die Haltung des Heilandes im Vertrauen. Schau mal Vers 17, Matthäus 28,17: „Und als sie ihn sahen, fielen sie vor ihm nieder; einige aber zweifelten.“ Schau dir diese Gruppe an! Ich zähle mich zu denen, die zweifeln.
Ich hätte gedacht, Jesus würde sagen: „Gut, ich muss euch einen Auftrag geben, eine Mission für die ganze Welt. Die, die zweifeln, sollen auf die Seite treten. Ich halte eine Spezialstunde für euch im Saal Nummer drei, damit diese Zweifel endlich weg sind. Wollen wir uns die Verheißungen anschauen, die der Vater gegeben hat?“ Denn ohne Zweifel weg, könnt ihr nicht in die Mission ziehen. Aber nein, es steht klar da: „Einige zweifelten.“
Jesus trat zu ihnen und sprach mit sanfter Stimme: „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden; darum geht hin.“ Ich glaube, das steht so, weil der Heiland genau wusste, dass die Zweifel verschwinden, sobald sie gehorsam werden. Es gibt viele Christen, die Zweifel haben und versuchen, diese loszuwerden. Aber wenn sie in den Gehorsam als Jünger hineingehen, dann verschwinden die Zweifel durch das, was sie erleben.
Wenn wir die Zweifel loswerden wollen, ohne zu gehorchen, dann kommen sie immer wieder aus einer anderen Richtung. Hast du das vielleicht auch schon in deinem eigenen Leben erlebt? Sobald du in den Gehorsam einsteigst, öffnet sich eine andere Dimension im Leben. Du lebst von dem, was er gesagt hat, und dann kehrt tiefer Frieden ein, und die Zweifel sind weg.
Das finde ich schön: Diese Fortpflanzung, also das, was Jesus den Jüngern gegeben hat – dass sie weitergehen und selbst wieder Jünger machen –, wird nicht durch ihre Zweifel aufgehalten. Er sagt einfach: „Okay, wir gehen weiter. Jetzt geht ihr und macht…“
Praktische Erfahrungen und Herausforderungen in der Gemeindearbeit
So weit, was habe ich da noch für Blätter? Okay, das sind einfach verschiedene Bibelstellen. Damit wäre alles gesagt. Vielleicht habt ihr gerade direkt Fragen dazu. Wie viel Zeit hast du noch auf deiner Kassette? Etwa zwanzig Minuten? Das ist toll. Dann mache ich nicht weiter mit dem Vortrag, sondern wir können uns auf Fragen konzentrieren. Vielleicht habt ihr auch Sachen zu sagen, die viel wichtiger sind und die dazu passen.
Ich habe nie am Anfang nach der Bekehrung viel Gewicht auf die Gemeinde gelegt. Das heißt, in meinen Gedanken und in meiner Struktur ist Lukas 14 wichtig – da versteht man den Turmbau und die Kriegszeit; die Sache ist überlegt.
Ich hatte zum Beispiel zwei Familien in einem sehr katholischen Ort, die zum Glauben gekommen sind. Beide Familien waren engagiert in der katholischen Kirche, als Katecheten, also um die Kinder zu schulen. Es waren ganz gute Katholiken. Nach der Bekehrung habe ich ihnen Mut gemacht, die Bibel zu lesen – also das, was man sonst Mut macht, mit Heilern zu leben. Es sind weitere in die katholische Kirche gegangen. Da haben sie mir gesagt: „Ja, aber mit dem Katechismus, was sollen wir jetzt machen?“ Ich sagte: „Es lehrt einfach nur das, was in der Bibel steht, einfach das, was in der Bibel steht.“ Und da kamen sie natürlich zu Fehldeutungen.
Eine Frau hat mich mal angerufen und gesagt: „Dani, was kann ich da sagen? Ich kenne die Bibel noch zu schlecht.“ Ich sagte: „Da steht nichts drin.“ Sie antwortete: „Aha.“ Ich sagte: „Dann sag halt nichts.“ Sie sagte: „Aha, gut.“
Diese zwei Familien wurden in diesem Ort dann später von der katholischen Kirche ausgeschlossen. Der Priester verlangte, dass sie rausgehen. Denn es war so: Sie gingen jeden Sonntag zur Messe, und als sie die Homilie hörten, also die Predigt vom Priester, sagten sie: „Das stimmt doch nicht, wie ist das mit der Bibel?“ Der Priester sagte ihnen: „Lest weiter, und wenn etwas nicht stimmt, dann sagt ihr das dem Priester nicht mehr.“
Sie lasen weiter und fast jeden Sonntag am Ausgang bat der Priester sie, nicht mehr zu kommen. Ich wusste nicht, wie wichtig das war. Ich habe es nicht jedes Mal so gemacht, es war kein System, aber in diesem Fall war es wirklich Führung. Denn die ganze Ortschaft kannte diese zwei Familien als gute Katholiken. Sie wussten, dass sie nicht einfach für etwas anderes weggegangen sind, sondern dass sie in der Bibel treu sein wollten. Und der Priester sagte: „Kommt nicht mehr.“
Später, als diese Familien von Haus zu Haus gingen mit der Bibel, öffneten die meisten Leute die Türen. Sie wollten wissen, warum sie nicht einfach weggegangen sind. Sie wollten nochmal hören: „Wie ging denn das? Warum stehen wir nicht mehr in der Kirche?“ Da konnten sie einfach sagen: „Nein, nein, wir wollen nichts gegen den Priester. Wir wollen einfach das, was da steht, in der Praxis umsetzen.“
In diesem Ort wurde dann eine Gemeinde gegründet. Diese Familien waren praktisch der Schlüssel für diese Gemeindegründung. In anderen Fällen sind engagierte Katholiken sofort rausgegangen. Sie merkten sofort bei der Bekehrung: „Das ist nicht mein Platz.“ Und das war okay.
Es ist also nicht systematisch, aber ich glaube, wir müssen offen bleiben, dass die, die in einem bestimmten Milieu leben, ernährt werden und biblisch fundiert sind. Wir dürfen nicht dagegen schießen. Ich komme in viele Ortschaften, wo ich von Haus zu Haus gehe mit der Bibel. Ich bin am wohlsten, wenn ich direkt von Haus zu Haus gehe.
Und wenn die Leute sagen: „Aber unser Priester …“ sage ich immer: „Moment, wenn ihr etwas habt mit dem Priester, er hat eine Telefonnummer. Ihr könnt ihn mal anrufen.“ Ich will nichts Schlechtes über den Priester hören. Ich habe nichts gegen ihn. Die Leute müssen wissen: Wir treten nicht in das Spiel der Sekten ein. Wir sind nicht gegen jemanden, wir sind für Jesus. Unsere Kraft liegt darin, dass wir für Jesus sind.
Genauso wie in anderen Verbänden. Zum Beispiel die besten Fußballer von den Vergessenen haben sich bekehrt. Sie waren natürlich am Sonntag auf dem Fußballplatz. Das macht es dann komisch, wenn eine Gemeinde am Sonntagmorgen betet: „Herr, hilf dem Lukas, dass er heute gut spielt!“ Da hätten manche Gemeinden wohl einen Schock, das zu hören. Da kommt die Welt hinein.
Effektiv ist Lukas der beste Spieler, aber sehr hart. Manchmal hat er in meiner Zeit auf dem Platz geklopft, und ich habe ihm gesagt: „Du, jetzt bist du Christ. Wenn du einem anderen weh tust, kannst du was sagen. Wenn du es nicht extra machst, dann sagst du: ‚Vergib mir‘ oder ‚Tut mir leid‘. Wenn du es extra machst, ist es Sünde.“ Er sagte: „Ja, klar, okay.“ Da hat Lukas so angefangen zu spielen.
Ich ging oft zu einem Spiel am Sonntagmorgen, wenn Gottesdienst war, weil ich wusste, er braucht, dass Dani in der Tribüne sitzt und zuschaut. Beim Spielen habe ich ihn manchmal auf eine Schulter geklopft, wenn ich zu ihm kam, und ihm im Rennen die Sache klargemacht.
Nach zwei Monaten, als Lukas einen Fehler auf dem Spielfeld machte, rief das Publikum: „Raus mit Jesus!“ Das Volk wusste, worum es ging. „Raus mit Jesus!“ Dann kam die Zeit, wo ich in der Gemeinschaft zu Lukas sagte: „Hör zu, ich glaube, jetzt haben alle deine Kollegen vom Heiland gehört. Du hast Zeugnis gegeben. Jetzt kommt die Zeit, wo wir überlegen können, ob du aussteigst.“
Ich wollte nicht, dass er aussteigt, bevor die anderen wissen, warum. Nicht einfach sagen: „Jetzt komme ich nicht mehr zum Fußball.“ Sondern sie mussten von Jesus hören. Als er ausstieg, bekehrte sich der Trainer und kam mit ihm in die Gemeinde. Jetzt sind beide Älteste in einer Gemeinde.
Zeugnis im Milieu und Nähe zu den Brüdern
Es gibt einen Text im Alten Testament auf der rechten Seite in der französischen Bibel. Wenn du suchst, findest du eine Stelle, die sagt, dass man das Zeugnis nicht sofort herausholen soll.
Ich muss in der Nacht danach suchen. Diesen Text werde ich auf meinem Computer finden und dir morgen geben. Es ist ein interessanter Text, der uns einfach in diese Richtung einen Hinweis gibt.
In diesem Milieu, wo Menschen leben, sollen sie Zeugen sein, bis das Milieu sie hinausstößt. Das scheint mir oft sehr wichtig zu sein.
Nur kostet es uns, dass wir ganz nahe bei diesen Brüdern sind. Sonst werden sie verschlungen, und davor haben wir Angst. Dann wollen wir sie herausnehmen. Das ist unser menschlicher Reflex.
Aber eigentlich brauchen sie dann unsere Nähe. Sie müssen wissen, dass wir da sind.
Ich weiß nicht, ob ich deine Frage damit beantwortet habe, aber...
Verantwortung früh übertragen – eine provokante These
Ich hätte eine Frage: Du hast vorher gesagt, dass es gut ist, praktisch Junggläubigen, solange sie noch „grün“ sind, Verantwortung zu geben.
Jetzt könnte sich doch mancher Verantwortliche denken: „Das haben wir noch nie so gemacht. Die müssen erst einmal Erfahrung sammeln, bevor sie Verantwortung übernehmen.“ Das ist ja doch eine sehr provokante These. Kannst Du das praktisch noch ein bisschen erläutern, wie Du das siehst und wie man das umsetzen könnte?
Ich glaube, die Verantwortung muss auch wachsen. Das heißt, man beginnt mit relativ kleinen Aufgaben. Als Verantwortlicher bist Du dann damit beschäftigt, in jeder Gemeindearbeit präsent zu sein.
Ich muss jetzt von einer Gemeinde weggehen. Man geht gerne davon weg, weil nächstes Jahr ziehen wir in eine ganz andere Gegend. Wir waren zwanzig Jahre in den Vogesen für verschiedene Gemeinden tätig. Aber ich darf nicht dableiben, denn wenn ich bleibe, dann gehen die Gemeinden nicht richtig vorwärts. Ich bin dann eher eine Bremse.
Es gibt verschiedene Gottesdienste und Entscheidungen, bei denen ich in den Wald spazieren gehe. Denn ich weiß, wenn Entscheidungen schwierig sind, dann schauen die Ältesten auf mich. Das dürfen sie aber nicht. Sie müssen jetzt die Entscheidungen selbst treffen.
Ich bin jetzt noch Mitglied dieser Gemeinde, wie jedes andere Glied. Ich bin aber nicht mehr im Ältestenrat. Die Verantwortung, die ich abgebe, behalte ich in der Haltung des Heilandes. Dabei bewahrst Du die Kontrolle, zeigst aber Liebe. Du sagst: „Okay, das hast du sehr gut gemacht. Hier musst du aufpassen, da ist Glatteisgefahr.“ Und dort hilfst Du ihnen mit.
Du gibst ihnen auch alle Instrumente, die brauchbar und gut für ihren Dienst sind. Manchmal klemmt es im alten Adam, auch bei mir. Zum Beispiel als ich 15 Männer zum Predigen in den Gemeinden geschult habe. Ich habe ihnen Exegese und Homiletik vermittelt. Sie haben Predigten gehalten, ich habe sie korrigiert, und wir haben gemeinsam daran gearbeitet.
Nach einer Weile dachte ich, es fehlt ihnen noch an Bildern. Die Predigten waren ein bisschen trocken, zu theologisch. Also habe ich beschlossen, einfach alle meine Bilder von meinem Computer herauszugeben und ihnen zu geben.
Da kam mir der Gedanke: „Was macht dann den Unterschied zwischen ihnen und mir, Daniel Herrmann? Ich bin ja nicht mehr der Boss, wenn ich alles gebe.“ Das ist so eine blöde Einstellung, dachte ich, und musste um Vergebung bitten: „Herr, vergib mir. Sie sind jünger, sie müssen weitergehen. Wenn ich ihnen alles geben kann und sie geistlich leben, dann gehen sie viel weiter. Sie müssen mich überholen.“
Das zeigt, wie im alten Adam der Reflex auf verschiedenen Gebieten immer wieder da ist: Ich muss noch etwas behalten, das mich ausmacht oder meine Rolle sichert. Wenn das an uns klebt, haben wir immer Angst, wichtige Verantwortung weiterzugeben.
Was ich oft in Gemeinden sehe und das auch ein Leiden ist, ist die Angst vor dem Lob. Man sagt den anderen nicht, was sie gut machen. Ich muss sagen: Gott kümmert sich um seine Kinder. Wenn wir in Hochmut geraten, bringt er uns wieder zurück. Das kann er sehr gut, da brauchen wir nichts zu üben.
Aber ich sehe viele Möglichkeiten in Gemeinden, wenn Du Verantwortung gibst und ihnen zeigst, wie sie es gut machen. Dann sind sie auch offen, wenn Du einmal sagen musst: „Das geht nicht, das ist nicht zielführend, da muss man korrigieren oder anders denken.“ Und die Leute sind dabei.
Ich habe ein Organigramm gemacht – auf Deutsch sagt man das auch so – mit 120 Möglichkeiten, sich in der Gemeinde einzusetzen. Das habe ich allen Gemeinden verteilt, mit einem Abschnitt, den man abschneiden kann, um Name und Wunsch für ein Engagement einzutragen.
Die 120 Möglichkeiten reichen vom Gottesdienst leiten, Predigen, Gartenarbeit für die Gemeinde, Holz für Bedürftige, Kleider für die Dritte Welt bis hin zu ganz verschiedenen Hilfen für Kinder, die in der Schule Schwierigkeiten haben. Wer will Mathematikkurse geben, wer Französisch- oder Deutschkurse?
Es sind also ganz verschiedene Einsatzbereiche. Es war wunderbar zu sehen, wie ernsthaft das genommen wurde. Jeder hat praktisch ein bis fünf Dinge angekreuzt, bei denen er mitmachen wollte. Die Ältesten waren natürlich ganz einverstanden, und dann haben sich alle während eines Probejahres engagiert.
In diesem Probejahr konnten sie herausfinden, wie sie etwas besser machen oder ob sie merken: „Diese Gabe habe ich nicht.“ Dann konnten sie einfach aussteigen und sagen: „Okay, diese Gabe habe ich nicht, kein Problem.“ Und sie konnten etwas anderes ausprobieren.
Es gab verschiedene Bereiche, für die wir auch Schulungen eingeführt haben. Zum Beispiel für Besuche bei Kranken im Krankenhaus. Da kamen 15 Leute zusammen, die das machen wollten. Für diese 15 haben wir Kurse angeboten, wie man Kranke besucht, welche Texte man verwenden kann, welche Haltung man haben sollte und wie Seelsorge bei Krankheit aussieht.
Dort kann man spezifisch arbeiten und Verantwortung geben. Nach ein bis zwei Jahren wurde von jedem Bereich jemand Verantwortlicher. So kannst Du Dich zurückziehen. So bringst Du die Arbeit ins Rollen, sorgst für Schulung, machst Mut und ziehst Dich dann zurück.
Eine Pionierarbeit ist für mich immer: Alles anfangen, sofort beten und merken, welchen Bruder ich einsetzen kann, der das weiterführt. Dann kannst Du immer wieder zurückziehen, anfangen und Dich wieder zurückziehen.
Auswahlkriterien für die Betreuung von Gläubigen
Noch eine Frage: Du hast gesagt, dass du dich speziell um bestimmte Gläubige kümmerst. Nach welchen Maßstäben suchst du dir diese aus?
Einer der Maßstäbe ist zum Beispiel, wenn ich sehe, dass sich niemand um sie kümmert, gerade jetzt, wo Gemeinden da sind. Am Anfang war es einfach, sich um jeden zu kümmern, der zum Glauben kam.
Ja, genau. Am Anfang habe ich auch nur etwa zehn Leute im ganzen geschult, die aus der Pionierarbeit kamen. Ich war froh, dass die Bekehrungen nicht zu schnell kamen. Während der ersten Jahre, als es Bekehrte gab, konnte ich zum Glück den ganzen Tag über schulen. Das lag daran, dass verschiedene Arbeiter Nachtschichten hatten. Die konnte ich nachmittags schulen. Andere hatten eine Abend-Morgenschicht, die konnte ich auch nachmittags schulen. Wieder andere hatten eine Nachmittagsschicht, die konnte ich morgens schulen, und andere Nachtschichten. Ich kam praktisch nie vor Mitternacht nach Hause in dieser Zeit und schulte nur Einzelne.
Aber bei Einzelschulungen hast du ja auch sofort Seelsorge dabei, oder? Weil ein Einzelner öffnet sein Herz, du siehst seine Probleme, und kannst in kurzer Zeit auf das Wichtigste eingehen. Sobald du eine Gruppe schulst, bleibst du eher am Stoff und bist nicht voll auf die Person konzentriert. Wenn du einen Einzelnen schulst, hast du Person und Stoff miteinander verbunden.
Das Gewicht für mich im Diensteam ist immer der Mensch. Von dem Menschen, den ich vor mir habe, frage ich mich: Was ist jetzt für diesen Menschen wichtig? Wie kann ich ihn weiterführen?
Du sagst jetzt auch nicht: Wir brauchen Evangelisten, also schauen wir, wer vielleicht dafür geeignet wäre, und dann nicht. Nein, so läuft das nicht. Auf diesem Zettel stand zum Beispiel auch, wer als Evangelist evangelisieren will. Wir haben verschiedene Menschen in der Gemeinde gesehen, die durch ihr Evangelisieren die Gabe gezeigt haben. Denen haben wir dann gesagt: Ich glaube, wir sollten dich noch ein bisschen als Evangelist schulen, du hast die Gabe, da müssen wir dran arbeiten.
Es ist mehr so, ich weiß nicht, ob man es so nennen kann, ein offenes Miteinander-Hören und Reden. Zum Beispiel treffe ich solche, die auf der Straße gepredigt haben, und bete danach mit ihnen. Ich sage dann: Das war super! Bei anderen, bei denen ich merke, dass sie sich gar nichts trauen, gehe ich auch zu ihnen und sage: Ich glaube, das ist nicht wirklich deine Gabe.
Solche Situationen spürt man genau. Du brauchst eine tiefe Gemeinschaft mit den Menschen, damit du so weit mit ihnen gehen kannst. Aber ich weiß, sie sind auch so mit mir. Wenn ich heute Abend da bin, weiß ich zum Beispiel, dass sich heute Abend über sechzig Menschen zum Beten für diese Stunden versammeln. Sie beten nicht nur für die Evangelisation, sie kennen meinen Dienst und haben sich heute Abend getroffen. Ich habe ihnen einen Brief hinterlassen, den sie kopiert haben, mit den Anliegen für dieses Wochenende.
Aber die Beziehung ist Freundschaft.
Teamleben und Gemeindebau
Du sagst, ihr arbeitet als Team zusammen. Wie sieht es aus: Wohnt ihr zusammen? Lebt ihr zusammen?
Ja, also, wenn du Geduld hast bis morgen, ist das eine ganze Stunde zum Thema "Team leben". Ganz wichtige Frage.
Hast du etwas geschrieben, in Russisch oder Deutsch? Oder hast du ein Büchlein, eine Kassette oder einen Sprechschieber?
Ja, zwei Verleger haben mich gefragt, ob ich ein Buch über Gemeindebauarbeit schreiben möchte. Dabei habe ich festgestellt, dass das Neue Testament dafür hervorragend geeignet ist.
Ich habe wirklich Angst, dass ich nicht etwas Besseres hinbekomme.
Ja, also, ich werde nicht schreiben, denn jede Gemeindearbeit und Gemeindebauarbeit ist sehr...