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Eine ernste Warnung: Vom richtigen Umgang mit unserem Leben als Christ

Gemeinde praktisch: gemeinsam als Kinder Gottes in unserer Welt
22.07.20181. Korinther 10,1-13

Persönliche Reflexion und geistliche Herausforderung

Ich habe jetzt längere Zeit über diesen Bibelabschnitt nachgedacht. Wir kommen gerade von einer herrlichen Freizeit in Oberstdorf zurück, bei der auch die Autenriets dabei waren. Ich habe frühzeitig begonnen, mich mit dem Text zu beschäftigen, und ich war einfach erschrocken. Das war für mich sehr wichtig, denn ich möchte doch nicht anderen predigen und selbst verwerflich leben.

Wie kann ich mein Leben so ordnen, dass es dem entspricht, was Gottes Wort uns sagt? Ich lese aus 1. Korinther 10. Den Abschnitt hätte ich gar nicht ausgesucht, wenn ich der Reihenfolge gefolgt wäre, aber ich bin unheimlich beschenkt worden.

Ich will euch aber, liebe Brüder – das schließt immer die Frauen mit ein, weil es um die Bruderschaft geht, die Jesus zu uns hat – ansprechen. Jesus wird unser Bruder, ob Frau oder Mann. So haben sie das immer gedacht: Die Woche der Brüderlichkeit schließt ja auch die Frauen ein. Jesus ist unser Bruder, und alle, die mit Jesus in dieser Bruderschaft leben, sollen nicht in Unwissenheit darüber bleiben.

Unsere Väter waren alle unter der Wolke, die dem Volk Israel vorangezogen ist. Alle sind durchs Meer gegangen.

Geistliche Erfahrungen des Volkes Israel als Vorbild

Im großen Wunder gingen sie durchs Meer hindurch, und alle wurden auf Mose getauft – durch die Wolke und durch das Meer. Sie alle aßen dieselbe geistliche Speise, das Manna, das vom Himmel kam, und tranken alle denselben geistlichen Trank, als das Wasser aus dem Felsen kam.

Sie tranken nämlich von dem geistlichen Felsen, der ihnen folgte. Der Fels aber war Christus. Schon diese Menschen, die damals aus Ägypten auszogen, erfuhren also die großen Segnungen von Christus.

Doch an den meisten von ihnen hatte Gott kein Wohlgefallen, denn sie wurden in der Wüste erschlagen. Das geschah uns zum Vorbild, damit wir nicht am Bösen unsere Lust haben. So wie sie es hatten, als die Schlangen kamen und sie gegen die Giftschlangen wehrlos waren und dort in der Wüste umkamen, sollen auch wir nicht Götzendiener werden, wie einige von ihnen es wurden.

Wie geschrieben steht: „Das Volk setzte sich nieder, um zu essen und zu trinken, und stand auf, um zu tanzen“ – beim Tanz ums goldene Kalb. Auch sollen wir nicht Hurerei treiben, wie einige von ihnen Hurerei trieben. An einem einzigen Tag kamen 23 Menschen um.

Lasst uns auch nicht Christus versuchen, wie einige von ihnen ihn versuchten und von den Schlangen umgebracht wurden. Ebenso sollen wir nicht murren. Sie können gern zu Gott sagen: „Ich verstehe dich nicht“, aber niemals gegen Gott murren. Denn Gott führt uns richtig, und Murren ist etwas sehr Schwieriges in unserem Glaubensleben.

Mordet auch nicht, wie einige von ihnen murrten und durch den Verderber umgebracht wurden. Dies widerfuhr ihnen als ein Vorbild und ist geschrieben, uns zur Warnung, auf die das Ende der Zeiten gekommen ist.

Warnung vor Stolz und Versuchung im Glaubensleben

Darum: Das ist eigentlich der Schlüsselsatz für uns heute: Wer meint, er stehe, mag zusehen, dass er nicht falle.

Bisher hat euch nur menschliche Versuchung getroffen. Gott aber ist treu, der euch nicht versuchen lässt über eure Kraft. Er gibt euch auch Macht, damit die Versuchung ein Ende nimmt und ihr sie ertragen könnt.

Der Gründer der Anstalten Bethel, Friedrich von Bodelschwing, wurde einmal von einem Obdachlosen auf der Straße angesprochen. Dieser bat ihn: "Machen Sie doch auch für uns irgendeine Herberge. Wir sind nur auf der Straße als Obdachlose." Darauf antwortete Bodelschwing: "Ach, wissen Sie, wir sind doch nur für die Epileptiker da." Damals sagte man für die Fallsüchtigen.

Der obdachlose Mann erwiderte: "Herr Pastor, wir sind doch alle fallsüchtig." Kein einziger von uns, der steht, ist nicht von der Gefahr bedroht, ganz tief zu fallen.

In unserer Gesellschaft gibt es immer großes Aufsehen, wenn ein Prominenter – egal ob aus Kunst, Politik, Film oder einem anderen Bereich – schrecklich fällt. Dann wird vor der Öffentlichkeit breitgetreten, was die Ursache war: Eheprobleme, kriminelle Dinge oder Drogen.

Wir waren auf einer Israelreise. Abends schauten wir fern, als gerade berichtet wurde, wie einer der großen amerikanischen Fernsehprediger in eine Geschichte gefallen ist. So etwas gibt es ja tausendfach – irgendetwas mit der Sekretärin. Dann zeigten sie Bilder von dem Mann, der vor zehntausend oder hunderttausend Menschen gepredigt hatte und herzerbrechend weinte.

Vielleicht war es für die Israeliten ein wenig leichter zu sagen: "Buck, das sind die Christen." So können Christen fallen. Das sind ja viele, die wir kennen. Heute wird das ausgeschlachtet: "Schau mal!" Aber der Obdachlose hat doch Recht, wenn er sagt: "Wir sind alle fallsüchtig." Keiner von uns ist davon ausgenommen.

Ich kann heute Morgen hier stehen und schon wenige Stunden später schrecklich fallen, einbrechen, versagen. Auch Jesusleute können fallen. Es ist gut, dass Paulus das sagt: Auch Jesusleute können ganz schrecklich versagen – du und ich.

Wir müssen aufpassen. Was können wir denn überhaupt machen? Warum passiert das so? Es geht nicht nur um die süßen Worte, die wir sagen, oder die frommen Worte, die wir sprechen, sondern um unser Tun. Wir sind Tag und Nacht bedroht.

Die Realität des geistlichen Kampfes und menschlicher Schwäche

Die Bibel sagt an vielen Stellen, dass es einen Versucher gibt, einen Teufel, der uns hereinlegen will. Das klingt vielleicht wie ein altes Märchen, ist aber eigentlich keines.

Für mich ist das eine große, aktuelle Not, die mein ganzes Leben lang besteht: dass dieser Versucher mir ein Bein stellen will, damit ich falle. In der Bibel heißt es, dass er umhergeht wie ein brüllender Löwe und uns zu Fall bringen will. Wenn er uns verschlingen kann, heißt es: Pass auf, pass auf!

Dabei muss ich sagen, dass du selbst keine Kraft hast, dich zu wehren, wenn du das einmal erkannt hast. Die Kraft des Versuchers ist in unserem Leben unglaublich stark. Wir sind alle anfällig für das Fallen.

Das prägt auch die Geschichte der Christen. Wenn man in die vergangenen Jahrhunderte hineinschaut, ist es leicht zu sagen, dass sie schrecklich versagt haben. Es sind viele schlimme Dinge passiert, und es gab viele Heuchler.

Doch in früheren Jahrhunderten bis in unsere Tage haben sich Christen wahnsinnig bemüht, dieser Gefahr zu entgehen. Sie haben große Opfer auf sich genommen. Sie haben gefastet – doch das hat oft nicht geholfen. Sie haben sich kasteit und sind auf den Knien herumgerutscht, in der Hoffnung, es würde etwas nützen.

Aber du kannst deine Natur nicht umbringen, wenn dich die Sünde versucht. Das musst du wissen. Mit äußeren Tricks geht das nicht.

Die Warnung an die Gemeinde Korinth und ihre Herausforderungen

Und wem gilt denn diese Warnung, die Paulus dort beschreibt? Wem gilt sie?

Der Gemeinde in Korinth. Das war eine ganz besondere Supergemeinde, die sich in der Hafenstadt Korinth gebildet hatte, nachdem Paulus das Evangelium gepredigt hatte. Sie hatten viel erlebt und viel Erkenntnis gewonnen. Ihre Versammlungen waren sehr lebendig, sogar noch reicher als unsere. Dort herrschten Wärme und Liebe. Sie rühmten sich auch damit, durch Handauflegung viele Schwerkranke heilen zu können. In ihren Versammlungen sprachen sie zudem in verschiedenen Zungen, also in fremden Sprachen, was in der Umgebung große Aufmerksamkeit erregte.

Was hatte Paulus in dieser Gemeinde zu bekämpfen? Gleich im ersten Korintherbrief beschreibt er, dass in der Gemeinde schreckliche Verirrungen passieren. Man kann sich manchmal in eine Frömmigkeit hineinmogeln und meinen, man sei ein super Christ. Doch im Alltag sieht es ganz anders aus: Da stinkt es vorne und hinten, und alles ist faul und wertlos.

Diese Gemeinde war sehr stolz, überheblich und frech, und sie waren sich sicher in ihrem Christenstand – das kennen wir ja. Man kann so pauschal davon reden, was man alles machen will. Ich erschrecke manchmal junge Leute, obwohl ich sie bewundere, wie sie oft in einer schwierigen Umgebung stehen. Schon in der Schule gibt es viel Spott über das Christentum. Viele sagen dann: „Ich möchte den anderen vorleben, wie gut ich bin, seitdem ich Christ bin.“ Aber das geht doch gar nicht. Wie ist das bei dir?

Zurzeit bekomme ich viele E-Mails von jungen und alten Leuten, die mir schreiben, dass sie in einer ganz schrecklichen Not sind. Sie können die furchtbaren Schmutzbilder aus dem Internet nicht besiegen. Diese Sucht ist noch schlimmer als Alkohol.

Nun können wir all die Themen erwähnen, wie diese Krise in der Ehe.

Praktische Empfehlungen für ein geordnetes Glaubensleben

Und was empfiehlt Paulus dieser Gemeinde in Korinth? Er warnt: Wer steht, soll darauf achten, nicht zu fallen.

Bevor er das im Kapitel 10 schreibt, spricht er im Kapitel 9 darüber. Er fordert dazu auf, sich die Sportbilder von den Weltmeisterschaften anzusehen. Dort sieht man, wie die Sportler hart trainieren und ihren Körper beherrschen. Sie denken nicht daran, bequem auf dem Liegestuhl zu liegen. Sie wollen sich nicht den Begierden hingeben, sondern das Ziel erreichen.

Jeder, der Christ wird, muss darauf achten, nicht seinem Leib und den Begierden des Leibes nachzugeben. Er soll das Ziel erreichen und nicht nur anderen predigen, sondern selbst verwerflich werden. Dabei gibt es viele Bereiche, die unterschiedlich schwer fallen. Für den einen ist der Umgang mit Geld das große Problem, für den anderen der Sex. Wieder andere haben Schwierigkeiten mit dem Mund – etwa durch böses Reden über andere. Es gibt viele böse Gedanken.

Warum wird heute so wenig über dieses Thema gesprochen? Es ist eigentlich ein brennendes Thema in allen Lebensbereichen. Ich bin froh, dass die Bibel immer wieder davon spricht. Ich wünsche Ihnen, dass Sie noch einmal die Lieder suchen, die dieses Thema behandeln. Ich möchte Sie jetzt nicht weiter belasten. Nicht der Anfang, sondern das Ende krönt den Lauf des Christenglaubens.

Es gibt ganz wunderbare Lieder, auch aus unserer Gemeinschaftsbewegung. Michael Hahn hat dieses Thema besonders hervorgehoben. Mein Großvater hat hier in Wellheim die „Hahn’sche Stunde“ gegründet. Es war ihm immer wichtig, dass das Leben mit unserem Glauben übereinstimmt.

Warnung vor Selbstüberschätzung und falscher Sicherheit

Wir leben heute in einer falschen Sicherheit. Was ist die größte Bedrohung für uns? Dass wir uns selbst maßlos überschätzen, was wir alles können. Das klingt zunächst toll.

Auf der Hinfahrt haben wir wieder die vielen Tunnel gesehen, die wir für Stuttgart 21 bohren. Wir können alles, wir Ingenieure, wir machen das alles: den BER-Flughafen, was wir alles können, wir bauen Riesenstädte. Aber ob wir die Probleme wirklich beherrschen? „Yes, we can.“ Wir machen das schon. Aber ob wir das wirklich können?

Vor 14 Tagen war ich beim Sommerfest des Christusbundes in Neuenhaus. Es war ein wunderbarer, sonniger Tag. Dort spricht mich eine Frau an und sagt, sie leide darunter, dass manche dieser neuen Lieder, die wir singen, so groß davon reden, wie wir als Christen Gott ehren. Wir werfen uns vor Gott in den Staub und geben alles für ihn hin. Sie sagt: „Das stimmt doch gar nicht! Wir geben doch vor Gott gar nicht viel hin. Das ist doch gelogen!“

Wir machen so große Bekenntnisse mit unserem Mund. Aber ob das wirklich mit unserem Leben übereinstimmt? Sind das nur leere Lippenbekenntnisse, steile Sprüche? Und unser Herz ist fern vom Herrn. Was wir wirklich wollen und wonach wir begehren – unsere Süchte, unsere Triebe, unsere Lüste, unsere Leidenschaft, unser Hass, unser Neid – wo lebt das denn immer wieder?

Da sagt Paulus: „Jetzt guck doch mal die Geschichte des Volkes Israel an, wie sie durch die Wüste gezogen sind.“ Das war doch ein Trauerspiel ohnegleichen. Gott hat sie vierzig Jahre lang durch die Wüste ziehen lassen, damit sie überhaupt merken, was in ihrem Herzen drin ist. Wie schnell haben sie gegen Gott gemurrt! Wie schnell haben sie gesagt: „Wir wollen wieder in die Zwangsherrschaft nach Ägypten zurück.“ Wir wollen immer unter Gott sein. Wir wollen unsere eigenen Wege gehen. Wie leicht haben sie sich verführen lassen! Man versteht das gar nicht, als sie am Sinai waren und das goldene Kalb anbeteten. Warum denn? Wo Gott sich ihnen doch offenbart hatte durch sein Wort.

Dann sind all diese Missstände passiert, die wir hier schon genannt haben. Das ist eine ganz große Not: Sie wurden Götzendiener, sie fielen in die Hurerei. Wissen Sie, worum es geht? Nicht unsere Ziele sind falsch. Die sind super. Unsere Ziele sind super, aber wir schaffen das Problem nicht.

Und wenn wir uns hier im Gottesdienst versammeln – also ich bitte euch immer wieder: Das Erste, was wir uns bewusst machen, ist, dass wir in den vergangenen Stunden, Tagen und Wochen viel, viel falsch gemacht haben. Und das ist so wunderbar, dass Jesus ja gekommen ist, um das wegzupusten, um das zu vergeben. Aber dass wir es aussprechen – das ist in der Mission das größte Zeugnis, das man geben kann: zu sagen, die größte Not der Welt ist die Sünde.

Heute redet man bei uns ja gar nicht mehr von der Sünde in vielen Gottesdiensten. Einer hat zu mir mal gesagt: „Du machst die Menschen schlecht.“ Und ich sage: Nein, ich mache sie nicht schlecht, ich bin schlecht. Seit meiner Geburt ist das in mir drin. Mein Ich ist ein großes Problem. Und es ist eine große Befreiung, wenn der Prediger das vor der Gemeinde sagt: „Das ist mein Problem, weil es auch dein Problem ist, unser aller Problem.“

Und das ist das Problem, das Jesus vom Himmel her getrieben hat, weil kein Mensch das lösen kann ohne die Hilfe des Heilands. Deshalb brauchen wir ein großes Misstrauen gegen uns selbst. Ja, dann machst du die Menschen unsicher? Nein, im Gegenteil: Ich heile das, wo es überhaupt heilt – ein abgrundtiefes Misstrauen gegen unser eigenes Ich. Und das will Jesus reparieren, in Ordnung bringen und neu machen.

Wie wunderbar ist das, wenn diese alte Not gestillt ist und ich sage: Herr, ich kann es vor dir sagen.

Die befreiende Kraft der Vergebung und Erneuerung durch Christus

Jesus hat bei dem Mann, der im Tempel gebetet hat, deutlich gemacht, wie wichtig Demut vor Gott ist. Der Mann sagte: „Ich bin so froh, dass ich nicht so bin wie dieser blöde Sünder, dieser Zöllner.“ Doch der Zöllner antwortete: „Herr, sei mir Sünder gnädig.“ Das ist das Wunderbarste.

Ich darf Befreiung erfahren, das Wohlgefallen Gottes, seine ganze Liebe. Wenn ich vor Gott ausspreche, wie wunderbar es ist, dass er mich neu macht, wie er mein Leben total verändert und erneuert, dann ist das herrlich.

„Ich setze mein Vertrauen nicht mehr auf mich.“ Deshalb hat es keinen Wert zu sagen: „Komm, du musst dich bloß anstrengen und mühen.“ Es war eigentlich sehr aufschlussreich, dass der Apostel Paulus, der ja im Gesetzestreuen erzogen wurde und ein Pharisäer mit hoher theologischer Schulung war, sagt: „Wollen ist kein Problem, aber ich kriege es nicht auf die Reihe. Wollen habe ich, ich elender Mensch, wer wird mich erretten vom Leibe dieses Todes?“ (Römer 7,18-24).

Gott sei Dank, Jesus hat mich errettet. Das hängt ganz eng zusammen. Ich kann die Herrlichkeit des Kommens von Jesus nur verstehen, weil er ein zerbrochenes Leben heilt.

Wer heute bedrückt ist, dem will Jesus dein Wesen total verändern. Aber nicht nur, indem man das einfach über sich ergehen lässt, sondern weil Jesus in dir Wohnung machen will.

Die Rolle des Heiligen Geistes in der Heiligung

Wie geht das denn überhaupt? Ja, durch seinen Heiligen Geist.

Und die Heiligung – das ist ein Wort, das ganz missverständlich ist. Es sieht so aus, als würde man äußerlich nur ein bisschen seine Formen ändern und dadurch ein bisschen fromm werden. Nein, nur der Heilige Geist heiligt uns, nicht der Menschengeist, den haben wir bereits.

Wir brauchen einen neuen Geist, der uns total erneuert – von Grund auf. Das ist das, was Jesus erfüllt hat. Der Heilige Geist, der mit Jesus kam, will in dir Wohnung machen. Seine Liebe, seine Reinheit, seine Wahrheit, sein Erbarmen und seine Treue – all das möchte in dir Raum gewinnen.

All das möchte dich verändern, und das ist so groß, damit wir untadelig sind am Tag Jesu Christi. Da bin ich selbst noch gar nicht. Aber ich darf jeden Tag darin wachsen und zunehmen und mir der großen Gefahren bewusst sein.

Doch da sagt der Vater: Was hilft gegen diese großen Gefahren? Dass man schüchtern wird oder Angst hat? Nein, Gott ist treu.

Gottes Treue und Schutz im geistlichen Leben

Wer weiß, wie treu Gott ist, der weiß auch, dass er dich bewahren kann – selbst vor dem Argen und vor dem Teufel. Das ist ein ganz, ganz großes Wunder.

Wenn man darüber nachdenkt und gerade in der Presse hört, wie wieder jemand auseinandergerissen wird und die ganze Welt sich empört, fragt man sich: Wie kann so etwas Grausames und Schreckliches geschehen? Dann darf man dankbar sein, dass Gott einen vor allem Bösen bewahrt hat – schon in der Jugend.

In der Justizvollzugsanstalt Heimsheim, wo 450 Männer untergebracht sind, war es sehr ehrlich und offen, mit diesen Männern zu sprechen. Unter ihnen waren viele mit einer schrecklichen Vergangenheit. Doch mit ihnen zu reden und ihnen zu zeigen, dass Jesus alles neu macht, führte zu einer lebhaften Diskussion.

Als wir im Bibelkreis die Geschichte vom Gichtsüchtigen lasen – „Dir sind deine Sünden vergeben“ – sagten einige: „Das geht doch gar nicht, ich muss doch mit meiner Schuld leben.“ Aber nein! Was auch immer es ist: Das Blut Jesu Christi macht rein von aller Sünde. Das ist das Großartige daran, dass diese Botschaft durch die Völker geht.

Was auch immer in unserem Leben klebt, es kann etwas Neues werden. Wenn Christus anfängt, in einem Menschen zu wirken, geschieht ungeheuer viel: Liebestätigkeit, Freundlichkeit, Erbarmen, Mitleid, Wahrheit, Treue und Gerechtigkeit. Das ist doch so groß!

Die Verheißung der Erneuerung und das neue Leben in Christus

Jetzt habe ich ganz klar gesagt: Wenn ich in mich blicke, sehe ich einen Sumpf mit Moderduft. Da ist viel Dunkles drin. Doch ich darf das reinigen und vergeben.

Jesus sagt: Wer zu ihm kommt, den stößt er nicht hinaus. Das ist so herrlich. Ich darf neu werden. Das ist eine Botschaft, die ich immer wieder hören muss und die ich Ihnen immer wieder zurufen darf.

Diese Erneuerung ist möglich – für Ihre Ehe, für das Verhältnis zu älteren Kindern, zu Ihren Nachbarn, für Ihren Platz in der Gesellschaft und für unser Volk. Eine Erneuerung ist möglich, weil das Alte weggetan wird. Dabei dürfen Sie auch nicht mehr nachgraben. Das wollen wir gar nicht tun. Stattdessen wollen wir das Vergessen üben, so groß, dass Jesus uns ermächtigt hat, anderen Schuld zu vergeben, wenn sie es uns beichten.

Das Vergeben ist ganz wichtig. Darüber wollen wir nie mit einem Menschen reden und auch nicht mehr daran denken, was der andere getan hat. Stattdessen ist alles total neu, wo Christus in einem Menschen wohnt.

Und das ist so wunderbar. Darum geht es jetzt: dass Christus in unserem Leben Wohnung machen will.

Die Bedeutung der inneren Veränderung durch Christus

Also jetzt müsste sich das alles mitgehen, von Anfang an, von der Erkenntnis, wo ich fallen kann. Aber jetzt kommt ja das Große: Christ sein, Christ werden bedeutet, dass Christus in meinem Leben Wohnung machen will.

Lass Christus in dein Leben ein, denn er will in dir wohnen. Wie sagt Paulus: „So lebe nun nicht mehr ich, sondern Christus lebt in mir.“ Er will immer stärker in dir wirken. Er will immer mehr deine Gedanken beeinflussen, dein Reden und deine Gewohnheiten.

Ich habe ja davon gesprochen, wie viele Menschen heute umgetrieben sind. Ich darf sie auch bitten: Tun Sie Seelsorge an ganz vielen Mitchristen, die mit der Schuld ihres Lebens nicht mehr fertig werden. Auch mit dem Schmutz und dem Dreck ihres Lebens, unter dem sie leiden.

Unsere jungen Leute sagen: „Das geht doch nicht so einfach.“ Nein, das geht nicht so einfach. Aber es geht nur durch das, dass Christus in seiner Kraft Herr wird.

Die Herrschaft Christi im Leben des Gläubigen

Jetzt darf ich noch einmal Paulus zitieren: So wie die Sünde geherrscht hat, so soll Christus in deinem Leben herrschen – durch die Gnade. Die erfahrene Vergebung soll dein Leben so prägen, dass es wunderbar wird. So wunderbar, dass Christus sich darin erfahren, finden und erleben darf.

Und das muss sich als Nachfolger Jesu zeigen. Ich versage so viel. Mein ganzes tägliches Leben ist von Versagen geprägt. Doch ich will immer mehr Christus entdecken, die Kraft seiner Vergebung und diese herrschende Kraft. Er hat Kraft.

Wir waren gerade in Oberstdorf. Wenn man dort in dieser Bergwelt ist, muss man sich immer wieder vor Augen führen, dass Christus diese Welt mit ihren Gebirgen geschaffen hat. Und auch den Planeten, auf dem Alexander Gerst durch den Weltraum fliegt.

Was bedeutet das, wenn der mächtige Christus in deinem Leben herrscht? Das kann man gar nicht überschätzen. Wenn er dein Leben lenkt und du ihm vertrauen darfst – das ist das Große. Du kannst nichts anderes tun, als zu sagen: Jesus, ich vertraue dir an.

Du kannst darauf vertrauen, dass Gott treu ist. Er lässt euch nicht über eure Kraft versucht werden, sondern sorgt dafür, dass die Versuchung ein Ende nimmt, wenn ihr standhaft bleibt. Wenn du treu bist, glaube ich dir das.

Und das Wunder ist, dass er es erfüllt. Ihr könnt es nur glauben, weil er es euch sagt. Ihr könnt ihm folgen, ihm nachfolgen – das ist Glauben.

Die Kraft des Glaubens und das Vertrauen auf Jesus

Die Jünger haben einmal zu Jesus gesagt: „Mehre uns den Glauben.“ Ja, ich möchte ihn viel stärker erfassen, denn ich hänge immer an den sichtbaren Dingen, die mich beeinflussen. Ich will dir, dem unsichtbaren Herrn, noch viel mehr vertrauen, mein Leben dir weihen und dir in dieser kurzen Lebenszeit dienen.

Jesus sagt: „Wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn, dann könnt ihr schon ganz, ganz viel bewirken.“ Er hätte sogar Berge versetzen können. Durch diesen Glauben geschehen Veränderungen in deinem Leben. Ich vermag alles durch den, der da mächtig ist – Christus. Er macht mich stark, denn ich kann es in eigener Kraft nicht schaffen.

Als alter Mann höre ich natürlich oft, dass viele Leute schon ein wenig genervt sind und denken, sie sollten es nicht hören, weil ich kein anderes Thema als Jesus habe. Nein, das habe ich wirklich nicht. Das ist das Thema des Evangeliums: Du kannst es selbst nicht schaffen, du wirst scheitern. Entweder musst du dich selbst betrügen, oder Jesus macht dein Leben neu.

Das ist die herrliche Botschaft, die wir haben. Das ist die Mission für alle Völker der Welt. Das ist die Nachricht, die wir weitergeben müssen, jungen und alten Menschen, damit sie durch den Glauben bewahrt werden. Es ist etwas ganz Wunderbares. Was hat man nicht schon erlebt bei Menschen mit einer grauenvollen Vergangenheit!

Ich habe in der Gemeinde gestaunt, wenn junge Männer in unseren Bibelkreis kamen. Anfangs war ihr Sprachgebrauch anstößig. Doch nach einem halben Jahr war plötzlich die Verwandlung da. Das hat abgefärbt – so wirkt Jesus und so tut er es.

Wer nicht glaubt, der macht Gott zum Lügner. Gott hat sein Wort dafür gegeben, dass er dein Leben erneuern will. Und das ist die größte Botschaft.

Die Hoffnung auf Gottes Verheißung trotz menschlicher Schwäche

Wenn Sie Psychologen fragen, sagen sie oft, dass sich der Mensch nicht verändert. Er bleibt so, wie er geboren ist. Man kann ihm nur Verhaltensweisen an die Hand geben, damit er mit bestimmten Schwierigkeiten besser zurechtkommt.

Das Wunderbare am Evangelium von Jesus Christus ist jedoch, dass er gekommen ist, um verlorene und kaputte Menschen zu suchen und zu retten.

Bei dem Wüstenzug der Israeliten war es schön zu sehen, wie sie Kundschafter in die Wüste schickten, bevor sie in das Land zogen, in dem Milch und Honig fließen. Als die Kundschafter zurückkamen, berichteten sie von einem großartigen Land, in dem sogar riesige Trauben wachsen. Sie hatten sogar ein Exemplar dieser Trauben mitgebracht. Für die Menschen in der Wüste war das beeindruckend.

Doch sie sagten auch, dass die Orte befestigt seien und sie diese niemals erobern könnten. Daraufhin weinte das Volk die ganze Nacht. Josua und Kaleb aber sagten: „Wenn Gott uns gnädig ist, dann können wir es schaffen.“

Das Wunderbare daran ist, dass Gott uns mit seiner Gnade, Liebe und Güte eine Erneuerung unseres ganzen Wesens schenken will. Es wird uns verkündet, dass wir diese Erneuerung begreifen, annehmen und finden sollen.

Als fehlbare Menschen brauchen wir täglich diese Ermahnung. Schon am frühen Morgen bitten wir: „Herr, lass mich nicht fallen.“ Das war schön in dem Lied, das wir gerade gesungen haben. Auch in den Liedern finden wir solche Bitten.

Darüber hinaus machen wir einander aufmerksam: „Das war nicht gut, und das sollte an uns noch geändert werden.“

Ermutigung zur Kraft durch Gottes Gnade und Heiligen Geist

Ich habe mich heute Morgen am Losungsbüchlein gefreut. Vielleicht haben Sie es auch gelesen. Dort stand das zweite Wort aus dem Neuen Testament von Paulus, und das passt jetzt super: "So sei nun stark durch die Gnade unseres Herrn Jesus Christus."

Timotheus war ein Mitarbeiter von Paulus. Er war jung, aber gesundheitlich angeschlagen. Er tut mir besonders leid, weil er nicht richtig essen konnte und Probleme mit seinem Magen hatte. Dieses Problem habe ich nicht. Deshalb war er oft etwas schwach und nicht ganz einsatzbereit.

Paulus hat ihn sehr ermutigt. Er sagte: „Du, Timotheus, Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Zucht.“ Was bedeutet das? Das ist der Heilige Geist, der von uns Besitz ergreifen will und unser Wesen prägen möchte – unsere Gedanken und unser Tun. Man kann nie genug davon haben, immer mehr davon.

Das Zeugnis des Glaubens in schwierigen Zeiten

Und dann war ein Vers von Johann Hermann dazu geschrieben, den liebe ich besonders. Er war ein Mann, der schon ganz früh Probleme mit seiner Stimme hatte, verursacht durch eine große Heiserkeit. Er lebte in Köben an der Oder, das liegt im heutigen Polen. Er konnte nur schlecht sprechen, doch er hat wunderbare Lieder gedichtet.

In der Zeit des Dreißigjährigen Krieges erlebte er furchtbare Zeiten. Dreimal wurde seine Wohnung geplündert, und er hat viel Schweres mitgemacht. Trotzdem hat er in seinen Liedern ein herrliches Zeugnis von Jesus gegeben, besonders in seinen Osterliedern.

Ein bekanntes Lied beginnt mit den Worten: „O Gott, du frommer Gott“. Obwohl unser Leben oft sehr praktisch gestaltet wird, soll darin von Unrecht und Gut nichts fehlen. Dieses Lied entstand in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges, als Christus hier wieder Neues schaffen wollte.

In unserem Menschenleben heißt der Vers heute: „Andere trauen auf ihre Kraft, auf ihr Glück und ihre Rüderschaft, deine Christen trauen auf dich. Auf dich trauen sie festlich, lass sie nicht zu Schanden werden, bleib ihr Helfer und Beistand, dir sind doch alle bekannt.“

Der Vers davor lautet: „Jesus, der du Jesus heißt, als ein Jesus Hilfe leist, hilf mit deiner starken Hand. Menschenhilfe hat sich gewandt, eine Mauer um uns bau, dass dem Feinde davor graut, er mit Zittern sie anschaut.“

Wissen Sie, dass das der einzige Weg ist, wie sie durch dieses Leben gehen können? In der Hand von Jesus, dem guten Hirten, sind sie bewahrt. Er lenkt ihre Sinne, ihre Gedanken und ihr Herz.

Es ist ein wunderschönes Leben, zu entdecken, wie Gott ihr Leben völlig neu machen und verändern kann. Dann brauchen sie auch nicht mehr viel ans Fallen zu denken, sondern können sich freuen. Wir haben einen starken Herrn, der uns mit seiner starken Hand hält.

Noch nie hat er einen bluten lassen, wissen Sie das? Wer sich ihm anvertraut, und der Glaube ist der Sieg, der die Welt überwindet, der vertraut diesem Herrn das größte Wagnis an. Wenn ein Mensch sich auf sich selbst verlässt, ist das das größte Wahnsinn. Das geht nicht gut.

Wer aber auf den Herrn vertraut, hat ein sicheres Gehen in die große Zukunft. Selbst vor der Todesmacht brauchen sie keine Angst mehr zu haben, weil der Herr sie hindurchführt wie die Träumenden. Das hat er in seinem Wort versprochen.

Schlussgebet und Bitte um Erneuerung und Bewahrung

Und ich möchte noch mit Ihnen beten.

Wir danken dir, lieber Herr, dass du unser Heiland bist. Du bist der Erlöser und Befreier. Wir dürfen jetzt vor dir ausbreiten, was uns so oft belastet, auch in der Stille der Nacht. Warum so viel Böses und Dunkles unser Leben zeichnet, ist uns oft unverständlich.

Wir sind oft traurig über die Worte, die wir gesprochen haben, und können sie nicht mehr zurückholen. So viel ist passiert. Doch du kannst heilen. Es gibt nichts, was du nicht in Ordnung bringen kannst. Das ist so groß.

Dafür hast du stellvertretend für uns den Opfertod erlitten. Wir danken dir, dass dein Blut uns reinmacht von aller Sünde. Wir wollen dir jetzt auch einfach in unserem Herzen so viel bekennen, was nicht recht war, und dir danken, dass du uns alles wegnimmst. Wir werden gerecht und rein, und wir dürfen dir und deinem Wort glauben.

Das lassen wir uns von dir neu senden in die Welt, dorthin, wo du uns hingestellt hast – in die Aufgaben, in die Gesellschaft. Herr, wir sind nicht fehlerlos, und wir sind auch nicht gefeit vor dem Fallen. Aber du kannst uns bewahren. Wir vertrauen uns deiner Hand an.

Wir wollen auch barmherzig sein, wo wir gefallene Menschen sehen, und ihnen von deiner großen Liebe erzählen. Du kannst alles total neu machen, alles verändern und heilen, auch in unserer Welt, wo schon viel zerbrochen ist. Wir danken dir für diese große Erneuerung.

Und jetzt bitten wir, dass keiner von uns nach Hause geht und die alten Lasten noch mitschleppt, in dem Irrglauben, er könne sie selbst lösen. Wir schaffen das nicht. Auch die Krisen und Probleme mit anderen Menschen, in der Familie, in der Ehe – du kannst sie allein erneuern.

Wir danken dir, dass wer in dir ist und mit dir lebt, eine neue Schöpfung ist. Das Alte ist vergangen, es ist alles total neu geworden. Danke, Herr, für diese große Ermutigung.

So wollen wir dich auch bitten für uns alle in dieser Versammlung, aber auch für die, die nicht da sein können, weil sie krank liegen. Grüsse sie und gib auch uns Geschick, dass wir sie aufrichten in ihren Fragen, auch in ihren Zweifeln und Anfechtungen.

Hilf uns, ihnen das zuzusprechen, dass du ihnen auch Glaubensfreude schenkst, auch auf schweren, wüsten Wegen. Wir bitten dich für unsere jungen Menschen, dass sie sich nicht verführen lassen, sondern mit stolzer Kraft alles meistern, was in Versuchungen und Nöten sie von dir wegziehen will.

Gib du auch Weisheit den Verantwortlichen in ihrem Volk, auch in der Gemeinde hier, in der Gemeindeverwaltung. Gib du Frieden und Verständnis auch dort, wo Zwiespalt und Feindschaft herrschen, damit wir versöhnend wirken können – in der Kraft deines Heiligen Geistes.

Und dann danken wir dir für diesen herrlichen Sonntag, diesen wunderbaren Sommertag, den du uns schenkst in deiner Liebe und Güte, für die Lebenskraft, die wir von dir haben dürfen.

Amen!