Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 221: Das Vaterunser, Teil 3 – Fürbitte
Einführung in das Vaterunser als Modellgebet
Wir befinden uns mitten im Vaterunser. Wie ich bereits gesagt habe, sehe ich das Vaterunser als ein Modellgebet. Es soll nicht wörtlich gebetet werden, sondern dient als ein Gerüst, um das tägliche Gebet zu strukturieren.
Während Heuchler für andere beten und Heiden versuchen, ihren Gott mit vielen Worten zu bestechen, treten wir in der Stille vor unseren Vater im Himmel. Dort nehmen wir uns zunächst Zeit, ihn anzubeten.
Was folgt nach der Anbetung? Matthäus 6,10: "Dein Reich komme, dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden."
Das Reich Gottes als Herrschaft Gottes
Das Konzept vom Reich Gottes ist immer eines, das sich uns nur langsam erschließt, weil es so selten gepredigt wird. Das Reich Gottes steht als Begriff für Gottes Herrschaft. Wo es ein Reich gibt, da gibt es einen König und ein Volk.
Einerseits ist Gott der Herrscher der Welt. Nebukadnezar hat völlig Recht, wenn er sagt: „Und am Ende der Tage erhob ich, Nebukadnezar, meine Augen zum Himmel, und mein Verstand kehrte zu mir zurück. Und ich pries den Höchsten und rühmte und verherrlichte den Ewiglebenden, dessen Herrschaft eine ewige Herrschaft ist und dessen Reich von Generation zu Generation besteht. Und alle Bewohner der Erde sind wie nichts gerechnet, und nach seinem Willen verfährt er mit dem Heer des Himmels, das sind die Engel, und den Bewohnern der Erde. Und da ist niemand, der seiner Hand wehren und zu ihm sagen könnte: Was tust du?“ (Daniel 4,31-32).
Gott ist der Herr der Geschichte und lenkt sie nach seinem Sinn. Das ist die eine Seite.
Die Krönung Jesu als König im Reich Gottes
Die andere Seite ist, dass Gott in dieser Welt ein Reich aufrichtet, in dem er seinen König krönt. Diese Krönung findet auf Golgatha statt. In dem Moment, in dem der Herr Jesus am Kreuz stirbt, erfüllt sich, was Jesus selbst gepredigt hat.
Markus 1,15: „Und Jesus sprach: Die Zeit ist erfüllt, und das Reich Gottes ist nahegekommen; tut Buße und glaubt an das Evangelium.“
Jesus predigt also, dass das Reich Gottes nahegekommen ist. Am Kreuz wird er dann zum König. So wie Gott es selbst durch Psalm 2 formuliert:
Psalm 2,6: „Habe doch ich meinen König geweiht auf Zion, meinem heiligen Berg.“
Halten wir zunächst fest: Das Reich Gottes ist die Herrschaft Gottes.
Das Gebet um das Reich Gottes als Fürbitte
Matthäus 6,10: "Dein Reich komme, dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden."
Wenn Jesus den Jüngern aufträgt, zu beten: "Dein Reich komme", dann beten sie noch vor dem Kreuz. Sie beten, wenn man so will, auf das Kreuz hin. Sie sollen dafür beten, dass Gott den nächsten Schritt tut, um diese Welt zu retten.
Man könnte jetzt denken: Golgatha ist vorbei, das Reich Gottes ist eine Realität, Jesus ist der König der Könige, und das Gebetsanliegen hat sich erledigt. Aber ich hoffe, ihr versteht, dass Golgatha im Blick auf die Herrschaft Gottes nur der Startschuss war.
Wenn es beim Reich Gottes um die Herrschaft Gottes im Leben von konkreten Menschen geht, dann bedeutet "Dein Reich komme" im Blick auf den einzelnen Menschen, dass dieser sich bekehrt, ein Jünger Jesu wird, sich der Herrschaft des Messias unterstellt und sein Leben für Jesus lebt.
Ich hoffe, ihr versteht, was ich sagen will: Das Reich Gottes ist objektiv ein Angebot an alle Menschen, sich zu bekehren. Subjektiv ist es eine Einladung zur Nachfolge.
Die Bedeutung von Reich Gottes für das persönliche Leben
Dein Reich komme bedeutet, dass ich dafür bete, dass alle Bereiche meines Lebens unter die Herrschaft Gottes kommen. Es geht nicht nur darum, zu sagen, dass Jesus mein König ist, sondern auch danach zu leben.
Das Reich Gottes soll wachsen – sowohl in der Breite durch mehr Bekehrungen als auch in der Tiefe durch mehr Heiligung. Deshalb nenne ich diesen Abschnitt im Vaterunser auch Fürbitte.
Bei „Dein Reich komme, dein Wille geschehe“ bete ich für Menschen. Ich bitte darum, dass sie sich bekehren und sich der Herrschaft Jesu unterstellen. Gleichzeitig bete ich auch für Bekehrte, dass sie alle Bereiche ihres Lebens dem Willen Gottes unterstellen. Dass sie Sünde meiden, Weisheit suchen, Gerechtigkeit leben und Heiligkeit lieben.
Das Reich Gottes umfasst also sowohl Breite als auch Tiefe – Bekehrungen und Heiligung, Mission und Nachfolge.
Fürbitte als Gebet für Gottes Willen auf Erden
Ich wünsche mir, dass Gottes Wille geschieht. Das kann auf verschiedenen Ebenen geschehen: in der Weltpolitik, in einzelnen Ländern oder Städten, aber auch in meinem eigenen Leben, im Leben meiner Familie, meiner Gemeinde oder der Menschen, die Gott mir einfach so über den Weg schickt.
In Matthäus 6,10 heißt es: „Dein Reich komme, dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.“ Im Himmel geschieht nur das, was Gott will. Auf der Erde sieht das jedoch anders aus.
Ich habe die Möglichkeit, dies durch mein Gebet zu verändern. Ich kann mir einzelne Bereiche vornehmen, zum Beispiel Menschen an meinem Arbeitsplatz, die Leute in meinem Sportverein oder vielleicht die Ehe meiner Freunde, die gerade kriselt.
Ich darf darüber nachdenken, was Gott sich für diese Menschen wünscht. Was ist sein Wille für ihr Leben? Was ist gut für sie? Und dann kann ich für sie beten – eben Fürbitte halten.
Fürbitte als Fokus auf Gottes Reich und geistliches Wachstum
Fürbitte richtet unseren Blick weg von uns selbst hin auf Gottes Reich. Sie lenkt unsere Aufmerksamkeit auf Evangelisation und Mission, aber auch ganz praktisch auf das geistliche Leben meiner Geschwister.
Ich wünsche mir, dass in der Fürbitte Jesus immer mehr Herr im Leben von Menschen wird. Im Himmel ist diese Sache nämlich klar. In Offenbarung 5,13-14 heißt es: „Und jedes Geschöpf, das im Himmel und auf der Erde und unter der Erde und auf dem Meer ist und alles, was in ihnen ist, hörte ich sagen: Dem, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm, den Lobpreis und die Ehre und die Herrlichkeit und die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit!“ Die vier lebendigen Wesen sprachen: „Amen!“ Und die Ältesten fielen nieder und beteten an.
Im Himmel sind die Machtverhältnisse völlig klar. In der Fürbitte wünsche ich mir, dass die Menschen, für die ich bete, etwas von dieser Klarheit erfahren. Sie sollen anfangen, das zu tun, was Gott ganz konkret von ihnen will. Sie sollen es tun, weil es für sie das Allerbeste ist, was ihnen passieren kann.
Fürbitte bedeutet, ich bete dafür, dass das Leben der Menschen um mich herum gelingt. Und zwar nicht irgendwie, sondern so, wie Gott es für sie vorgesehen hat – mit allem Leid, aller Heiligung, allen guten Werken und dem ganzen Glauben eingeschlossen.
Fürbitte heißt, ich wünsche mir für Menschen, was Gott sich in diesem Moment für sie wünscht, und ich spreche meinen Wunsch aus.
Was könntest du jetzt tun? Du könntest dir die Liste der Menschen anschauen, für die du regelmäßig Fürbitte tust. Fehlen da noch Personen oder Anliegen? Betest du gezielt und konkret?
Das war’s für heute. Bete dafür, dass du ein Vorbild für die Jüngeren in puncto Fürbitte wirst. Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
Abschluss und Segenswunsch
Das war es für heute. Bete dafür, dass du ein Vorbild für die Jüngeren im Bereich der Fürbitte wirst.
Der Herr segne dich, lasse dich seine Gnade erfahren und lebe in seinem Frieden. Amen.
