Gnade sei mit uns und Friede von dem, der da ist, der da wacht und der da kommt. Amen.
Wir hatten uns vorgenommen, einige Bilder aus dem Leben des sehr unbekannten Apostels Philippus zu besprechen. Wir hören ein Wort, das uns wichtig ist, denn zwölf ist zwanzig.
Es waren etliche Griechen unter denen, die hinaufgekommen waren, um am Fest anzubeten. Diese traten zu Philippus, der aus Bethsaida in Galiläa stammte, und baten ihn: „Herr, wir möchten Jesus gerne sehen.“
Philippus geht daraufhin zu Andreas und berichtet es ihm. Philippus und Andreas gehen gemeinsam zu Jesus.
Jesus aber sprach: „Wahrlich, ich sage euch: Es sei denn, dass das Weizenkorn in die Erde falle und erstirbt, bleibt es allein. Wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht.“
Verherrlicht sei deine Wahrheit, dein Wort ist die Wahrheit. Amen.
Das gewöhnliche Leben und der Ruf Gottes
Die meisten Menschen führen ein schrecklich langweiliges Leben. Sie sind auf einem bestimmten Weg gestellt. Durch Erziehung, Familie, Bewusstsein und Begabung läuft ihr Leben dann auf diesem Weg ab.
Sie haben dieselben Schlagworte wie ihre Väter, dieselben Ressentiments und dieselben Vorstellungen vom Großen, wenn ich das bei meinen Jungs so sehe. Mit 14 Jahren ins PK, mit 15 in der Amtsstunde – alles spult sich so ab, nicht wahr? Genau so, wie es vorgeschrieben ist.
Wer aus einer alten Offiziersfamilie stammt, denkt in Kategorien des Militärs. Wer aus einer Kaufmannsfamilie kommt, denkt liberal. Wer Arbeiter ist, denkt frei und gerecht. Das ist alles in festgelegten Bahnen vorgeschrieben.
Wenn aber Gott uns gnädig ist, greift er in unser Leben ein und schenkt uns Erlebnisse, die unser bisheriges Denken über den Haufen werfen. Diese Erlebnisse geben unserem Leben eine ganz neue Richtung und verändern uns.
Merkwürdig, dass die Bibel sagt, wir würden erlöst von unserem eitlen Wandel nach väterlicher Weise. Das heißt, wir werden erlöst von Traditionen und dem Weg, auf den wir gestellt wurden.
Sehen Sie den Mann Philippus, von dem in diesen Sonntagen die Rede ist. Gott hat ihm solche gnädigen Erlebnisse geschenkt. Wir hören nur, dass Jesus ihm begegnet und sagt: „Folge mir nach.“ Da bekam sein Leben eine neue Richtung. Sein Denken wurde erfüllt, alles wurde anders.
Oh, wie wünsche ich Ihnen dieses einschneidende und entscheidende Erlebnis, dass der geoffenbarte Gott Sie ruft und beschlagnahmt!
Das blieb bei Philippus nicht bei diesem einmaligen Erlebnis. Wer Gott erbarme, dem schenkt er immer wieder solche ereignisreichen Tage, an denen er Busse lernen kann. Busse heißt im Neuen Testament, umdenken lernen. Dabei wird das bisherige Denken völlig aufgeworfen und das Leben in eine neue Richtung gezwungen.
Ein ereignisreicher Tag im Leben Philippus
Unser heutiger Text erzählt davon, wie Philippus, nachdem er jahrelang wirklich Christ gewesen ist, ein entscheidendes, lebensveränderndes und sein Denken völlig umstürzendes Erlebnis hat.
Ich möchte den Text überschreiben mit „Ein ereignisreicher Tag“. Dabei geht es darum, dass wir nicht nur sehen, was bei dem Mahl des Philippus an einem solchen ereignisreichen Tag geschah, sondern dass uns selbst solche ereignisreichen Tage geschenkt werden.
Vielleicht beginnt heute für den einen oder anderen ein solcher Tag mit dieser Predigt – ein ereignisreicher Tag.
Ich habe den Text in drei Teile gegliedert. Dieser ereignisreiche Tag führte Philippus erstens aus der Enge in die Weite.
Der erste Teil lautet: Aus der Enge in die Weite.
Aus der Enge in die Weite
Philippus war nun schon drei Jahre mit dem Herrn Jesus gegangen. Er hatte allerhand mit ihm erlebt. Doch alle Erlebnisse, die Philippus hatte, geschahen im Rahmen des Volkes Israel. Bis auf eine geringe Ausnahme, den Hauptnachbarn Gaberner, spielte sich im Grunde alles innerhalb des Volkes Israel ab.
Meine Freunde, Philippus hätte sich gewundert, wenn es anders gewesen wäre. Dieser Mann wusste um die Bedeutung Israels für die Heilsgeschichte und die Geschichte des Volkes Gottes. Lassen Sie mich sagen, dass unter allen bestialischen Dummheiten der Menschen Antisemitismus das Mindeste ist. Das Mindeste! Man muss nicht fähig sein, Mensch zu sein, wenn man Antisemiten begegnet.
Allen Antisemiten zum Trotz möchte ich sagen, dass Israel das Volk ist, das Gott aus der Völkerwelt herausgerufen hat, dem er seine Offenbarung gab. Mit diesem Volk hat er bis zum Ende eine ganz besondere Geschichte, an der man sich leicht die Finger verbrennen kann. Das wusste Philippus. Die Geschichte des Volkes Gottes im Alten Bund erfüllte sein Herz.
Doch eines Tages machte er ein merkwürdiges Erlebnis. Er ging in den Tempel. Wenn man in den Tempel ging, kam man zuerst durch eine große Vorhalle. Diese Halle war den Heiden zugänglich, die im Tempel anbeten wollten. Danach folgte der Vorhof der Juden, dann das Heiligtum der Priester und schließlich das Allerheiligste.
Philippus ging durch den Vorhof der Heiden. Es war viel Volk aus aller Welt dort. Menschen aus dem Morgenland und solche, die aus verschiedenen Gründen den Tempel aufsuchten, waren versammelt. Plötzlich bemerkte Philippus eine Schar von Männern, die ihn höflich grüßten und sehr ehrfürchtig baten: „Herr, wir wollten Jesus gern sehen.“
Sie meinten damit nicht nur, Jesus öffentlich zu sehen, was damals überall möglich war. Sie wollten ein vertrautes Gespräch mit ihm führen, ihn kennenlernen. Meine Freunde, ich habe im Geist gesehen, dass diese Männer Griechen waren, also Menschen aus der hellenistischen Kulturwelt, Heiden.
Wenn wir heute von Heiden sprechen, denkt man oft an Fremde oder Andersgläubige. Doch diese Männer waren gebildete Menschen aus der damaligen hellenistischen Kulturwelt. Darum steht hier „Griechen“. Ich sehe diese Männer im Geist vor mir. Es waren Menschen, die nach dem Wasser des Lebens dürsteten, die ein sinnvolles Leben suchten und einen Herrn suchten.
Sie waren ihr Heidentum leid, denn in der damaligen Zeit glaubte kaum noch jemand an die fallenden Götter des Abendlandes. Niemand nahm sie ernst, und so taten sie nur noch so, als ob diese Götter etwas wert wären. Doch keiner glaubte wirklich daran. Dann hörten sie in Israel von dem einen wahren Gott.
Sie waren weit gereizt, aber mit Durst nach dem Lebenswasser. Sie kamen in den Tempel und fanden dort nur längst ausgelegte Zeremonien und oft nur formale Liturgien. Doch kein Lebenswasser. Enttäuscht hörten sie von Jesus. Man sprach von Jesus, und sie horchten auf, ob in ihm der Lebendige sich offenbart, ob Gott ihnen begegnet.
Wie Leute, die eine Wasserader suchen, so gingen diese durstenden Menschen jeder Spur nach: Wo ist er? So standen sie vor Philippus und sagten: „Herr, wir wissen, du gehörst zum Kreis von Jesus. Wir wollten Jesus gern sehen.“
Vor Philippus wurde die Sache mit Jesus plötzlich anders. Bisher hatte sich alles im Rahmen des Volkes Gottes abgespielt, innerhalb Israels. Nun standen Heiden vor ihm und baten um Jesus. Philippus begann zu ahnen, dass die Grenzen des Reiches Gottes weiter sind als Israel.
Er begann zu erkennen, dass die Sache Jesu Christi, sein Heil, seine Erlösung und sein Reich eine große Sache für alle Völker, Rassen und Nationen ist. In diesem Augenblick ahnte Philippus, dass er viele Vorurteile ablegen muss, dass die Tradition der Väter im Sterben liegt, dass ein Neues geschieht.
Dass vieles von dem, was er dachte, nicht mehr stimmt, wurde ihm bewusst. Er erfasste die Größe des Reiches Gottes nur langsam. Ich denke, er ahnte etwas von dem, was im schönen Missionsvers steht, den wir eben gesungen haben:
„Hast du es begriffen? Und siehe, tausend Fürsten mit Völkern ohne Licht stehen in der Nacht und dürsten nach Jesu Angesicht. Auch sie hast du begraben in deinem Priesterschild, am Brunnenquell sie zu laden, der dir vom Herzen trifft.“
Es ist eine große Sache, meine Freunde, wenn uns bewusst wird, wie gewaltig der Einfluss Jesu ist, wie es für ihn keine Grenzen gibt und wie weltweit sein Reich ist. Wenn es aus der Enge in die Weite geht, dann ist das eine große Stunde.
Ich wünsche Ihnen, dass Christen, die ein wenig Recken sind, verstehen, was das Reich Jesu Christi bedeutet: Dass über die Völker gerufen wird: Kommt her, ihr Durstenden!
Ich sehe im Geist Philippus dort im Tempel stehen, vor ihm diese Griechen mit dem einen kleinen und doch so gewichtigen Satz: „Wir wollten Jesus gern sehen.“
Ich bin überzeugt, dass Philippus den geistlichen Klang in diesem Satz hörte. Das ist das Sehnen der Völkerwelt: „Herr, wir wollten Jesus gern sehen.“ Lassen Sie mir diesen Satz einen Moment lang stehen, bei dem geistlichen Klang.
„Jesus gern sehen“ – so sagt etwa ein junger Mann in unserem Weidehaus, der mit den vielen Problemen seines Lebens einfach nicht fertig wird. Er verachtet den Weg seiner Kameraden, die nur noch schnurz und leuchtend leben, um darüber hinwegzukommen.
Er hat gehört, dass Jesus der beste Freund ist, und nun sagt sein Herz: Ich möchte Jesus gern sehen. Gott schenke uns alle solche Menschen, die das sagen: „Ich möchte Jesus gern sehen.“
So sagen gehetzte Männer und gejagte Frauen unserer Tage, die unter der Last des Tempos leiden und doch wissen, dass das alles so sinnlos ist. Sie hetzen durch die Welt, um Geld zu verdienen, um Geltung zu erlangen, und quälen sich auf der Suche nach dem Sinn ihres Lebens.
Und dann sagen sie: „Jesus gibt meinem Leben Sinn. Ich möchte Jesus gern sehen.“ So sagt auch einer, der hofft, dass sein armes Leben einen Sinn bekommt: „Ich möchte Jesus gern sehen.“
So sagen Gewissen, die wach geworden sind, die Reue empfinden und Schuld vor Gott haben. Sie können nicht mehr sagen: „Ich bin gerecht.“ Nein, sie seufzen: „Gott sei mir Sünder gnädig! Meine Sünden gehen über mein Haupt.“
Ihr Gewissen sagt: „Meine Sünden sind eine schwere Last, sie sind mir zu schwer geworden.“ Und dann heißt es: „Ich möchte Jesus gern sehen, den einzigen, der sagen kann: Dir sind deine Sünden vergeben.“
„Ich möchte Jesus gern sehen, der Sünder annimmt und heilt.“ So sagt ein Sterbender, der sein Leben lang auf Jesus gehört hat und nun mit Sehnsucht nach Jesus durch die Schrecken des Todes geht: „Lass mich gehen, lass mich gehen, dass ich Jesus möge sehen.“
Sein Leben ist voll Verlangen, Jesus zu ergreifen und vor seinem Thron zu stehen. Das ist eine große Sache, was diese Leute sagen: „Wir wollten Jesus gern sehen.“
Von der Kirchenpolitik zur Einfalt
Und zweitens: Ein ereignisreicher Tag – aus der Enge in die Weite, sagten wir. Und jetzt zweitens: von der Kirchenpolitik zur Einfalt. Ich werde erklären, wie das von der Kirchenpolitik zur Einfalt zu verstehen ist. Oh ja, Philippus hat an diesem Tag viel gelernt.
Sehen Sie, da sehen wir den Tempel, stehen in der Vorhalle und diese Männer um ihn herum. Wir wollten Jesus gerne sehen, und da freut sich Philippus, denn der Ruhm seines Heilandes bringt die Völkerwelt. Aber in diesem Augenblick regt sich in ihm – ich weiß nicht genau, wie ich es ausdrücken soll, ohne dass es gehässig klingt – eine Art Rache. Ich kann es nicht anders sagen: Es regt sich in ihm eine Kirchenpolitik.
Seitdem es christliche Kirchen gibt, wurde viel Kirchenpolitik betrieben – bis in unsere Tage. Und wenn Politik ein schmutziges Geschäft ist, dann will ich nicht behaupten, dass Kirchenpolitik sauber wäre. Aber nun sehen wir, dass die Apostel wieder anfangen. Was fangen sie damit an? Oder was soll es heißen, dass Philippus, als die Leute ihn fragen, Jesus sehen zu wollen, nicht gleich zum Herrn Jesus geht und sagt: „Da verlangen sie nach dir, Heiland, warum kommst du nicht?“ Er tut etwas ganz anderes.
Mir steht, wie Nikus es sagt, Andreas vor Augen. Warum in aller Welt suchte Philippus seinen Kollegen Andreas auf, um mit ihm zu sprechen? Wenn wir heute die Geschichte aufmerksam lesen, verstehen wir das. Lassen Sie es mich erklären.
Die Sache war so: Es war eine schöne Sache, dass Heiden kamen, und man wollte die Chance nutzen, dass Jesu Name in die Heidenwelt getragen wird. Aber andererseits wusste Philippus ganz genau, welchen Abscheu Israel von Heiden hatte. Nein, die Heiden galten als sehr unrein, die Heiden. Und gerade vorher war Jesu Einzug in Jerusalem gewesen. Das Volk hatte dem Heiland zugejubelt, aber die Obersten waren gereizt.
Wenn Jesus ausgerechnet in diesem Augenblick sich mit Heiden, mit Unreinen abgab, war das Wasser auf die Mühlen der Hohenpriester. Die konnten sagen: Seht her, er mischt sich mit den Unreinen. Das war eine kritische Situation. So schön es war, wenn die Heiden zu Jesus kamen – so kritisch war es, wenn Jesus sich in Israel mit Heiden abgab.
Was war da zu tun? Philippus sagte: Das muss ich erst mit jemandem besprechen. Mit wem? Er geht zu Andreas. Es ist übrigens sehr interessant, dass er zu Andreas geht. Sehen Sie, alle Apostel haben jüdische, hebräische Namen, nur Philippus und Andreas hatten griechische Namen. Das wird hier ausdrücklich erwähnt.
Damals zeigte sich, dass Galiläa, das war im Norden, dem hellenistischen Heidentum benachbart war. Dort lebte man nicht in konfessioneller Enge, sondern kam mit diesen Leuten zusammen. Philippus konnte also annehmen, dass Andreas nicht in jüdischer Engstirnigkeit, sondern mit Weitblick die Sache behandeln würde.
So sitzen die beiden Männer mit den griechischen Namen des Apostelkreises zusammen und beraten. Die erste kleine Synode, die erste kirchenpolitische Sitzung: Was soll man machen? Wie auch immer, seitdem wurde immer wieder beraten, was für die Kirche opportun ist.
Meine Freunde, im Gegensatz zu allen anderen Kirchenpolitikern merkten diese beiden köstlichen Apostel nach kurzer Zeit: Wir kommen nicht weiter. Und dann haben sie die Sache einfältig vor ihren Heiland gebracht.
Oh, was hätte es der Kirche, die aus den Kirchen werden könnte, gebracht, wenn das nur immer so geschehen wäre! Aber diese Sache ist nicht nur wichtig für die Kirchen, sondern für uns alle: Seine unlösbaren Probleme vor den Herrn bringen – das ist einfältig.
Es ist typisch, dass bei uns Einfalt oft als Dummheit bezeichnet wird – also das Wort „einfältig“ mit „dumm“ gleichgesetzt wird. Das ist nicht wahr. Einfältige Menschen leben in Klarheit.
Ich wünsche uns diese göttliche Einfalt, diese Entwicklung von der Politik zur Einfalt. Philippus bringt die Fragen einfach seinem Freund Andreas vor Jesus.
Dann möchte ich von Philippus lernen, dass ich das, was mir zu schwer wird, zu Jesus bringe. Meine Freunde, hier geht es nicht um die Frage, ob man glaubt, dass er wirklich Heiland ist. Für unser Alter heißt das: Wir bringen die Nöte unserer Familie vor Jesus, die Nöte der Erziehung, die Nöte, die Söhne mit den Eltern haben. Das gibt sehr viele Nöte, glauben Sie mir.
Die Nöte in der Familie, die Nöte im Beruf, all diese Dinge – wir bringen sie vor Jesus. Glauben wir, dass er wirklich lebt und uns nicht im Stich lässt?
Unser Christenstand muss ja irgendwann praktiziert werden, nicht? Sonst hat er gar keinen Sinn. Es ist mir aufgefallen, mit welcher gewaltigen Macht die Bibel davon spricht, dass wir die Lasten der unverlösten Probleme, Fragen und Nöte wegwerfen sollen.
Gott will erleichterte Menschen haben. „Wirf dein Anliegen auf den Herrn“, heißt es in der Bibel. Wirf es auf den Herrn! Kann ich dann Gottes Entlohnung oder Fürsorge auf ihn werfen?
Philippus hat geworfen – einfach geworfen: „Herr, wir wissen nicht mehr weiter, darum nehmen wir die Sache hin, sieh du zu!“ Ich möchte von Philippus lernen, so zu werfen – die bedrängenden Fragen meines Lebens.
Und ich wünsche Ihnen allen, dass Sie dieses glaubensmäßige Werfen lernen. Er wird uns nicht im Stich lassen.
Vom rationalen Denken zum geistlichen Verständnis
Und noch kurz und drittes: Aus der engen Weite, aus der Kirchenpolitik zur Einfalt.
Aus der Vernunft zum geistlichen Denken, aus der Vernunft zum geistlichen Denken, aus der Vernunft zum geistlichen Denken – ein Ereignisreiter dachte, der von Vernunft führt zur erleuchtlichen Vernunft, zum geistlichen Denken. Das ist ein wahrer Umsturz in unserem Leben.
Ich kann mir vorstellen, meine Freunde, wie Philippus vor Jesus steht, voll gespannt. Wie wird er entscheiden? Was ist jetzt vernünftig? Diese offene Türe, die Völkerwelt zu benutzen, oder erst mal in Israel richtig Fuß fassen? Was ist vernünftig? Ja, fünf Filialen aufmachen oder erst mal die Stammfirma ausbauen? So nett, was ist jetzt vernünftig?
Und dann erlebt Philippus, was wir alle erleben, wenn wir es mit dem auferstandenen Herrn zu tun haben: dass er sagt: „Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und meine Wege sind nicht eure Wege. So hoch der Himmel über der Erde ist, sind meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken höher als eure Gedanken.“
Es ist fantastisch, wie Jesus hier dieses ganze kirchwürdische Denken auf den Tisch legt und sagt: Philippus, es geht jetzt nicht darum, ob ich Einfluss in Israel bekomme oder Einfluss in der Völkerwelt. Es geht jetzt darum, dass ich einflusslos am Kreuz sterbe. Denn die Welt braucht keinen Heiland mit viel Einfluss, sondern sie braucht einen Heiland, der sie erlöst, der sie lebt, der für sie stirbt.
Herr Geesmann hat ein wundervolles Bild dafür. Er sagt: Wenn man ein Weizenkorn nimmt und es aufs Pult legt, bleibt es immer allein. Und wenn man es auf ein ganz hohes Denkmal setzt, das Denkmal des unbekannten Weizenkorns, bleibt es ganz buchlos. Wenn man es aber in den Acker wirft, begreift es gleichsam, dass es stirbt, und dann bringt es Frucht.
Und nur wer stirbt, bringt Frucht. Darum werde ich jetzt wieder sterben. Momentan ist es eine große Sache. Da schiebt der Herr Jesus dem Philippus das ganze Einflussdenken weg. Je mehr wir verhaftet sind an Einfluss, an Macht, an dem Wunsch, für unser Kämpfen und Essen anerkannt zu werden – der Apostel muss katholisch werden, der Evangelische muss evangelisch bleiben –, dieses ganze dumme Denken von Einfluss und Macht schiebt der Herr Jesus weg.
Er stellt sein Kreuz in den Mittelpunkt – eine phantastische Erlösung. Er stellt sein Kreuz in den Mittelpunkt. Wenn wir das für unser Leben begreifen, was das heißt, dann haben wir einen Heiland, der nicht einflussvoll sein will, sondern der liebt und erlösen will, der nicht herrschen will, sondern sein Leben gibt zur Bezahlung.
Dort am Kreuz hat er eine Errettung geschaffen. Das Kreuz, wo sie malen könnten: der Mann in der Dornenkrone, die genagelten Hände. David sagt für ihr und meine unermessliche Schuld vor Gott: Da ist Vergebung der Sünden zu finden, Vergebung der Sünden.
Haben Sie sie schon gefunden? Haben Sie Vergebung gefunden? Die Sünden sind vergeben, und das Wort ist zum Leben für die Gequälten geworden.
Sehen Sie: In dem gekreuzigten Anden, da am Kreuz schafft er Frieden mit Gott. Der Hohepriester, der nicht selbst Opfer ist, sondern versöhnt. Da am Kreuz Jesu – ich kann es nur bezeugen – ist Heil und Frieden und Ruhe und Gnade und Vergebung und neues Leben und Freiheit und Hoffnung und Vorbild. Ich darf mit ihm sterben!
Wenn Sie so Philippus erleben, wenn man sich mit Jesus einlässt, dann steht man am Ende unter seinem Kreuz und nichts anderes. Und so macht er es mit uns jetzt auch. Wenn man sich mit Jesus einlässt, wird man am Ende unter das Kreuz von Golgatha gestellt.
Schlussgebet und Bitte um geistliches Wachstum
Wir wollen beten. Herr, unser Heiland, du hast Philippus in deine Schule aufgenommen, damit er in geistlicher Zunahme die Länge, Breite, Höhe und Tiefe erkennen konnte.
Vergib uns, dass wir oft Anfänger bleiben wollen. Ach, halte die, die noch nicht einmal Anfänger sind, zu einer gründlichen Bekehrung. Stärke jene, die den Anfang gemacht haben, damit sie im Glauben wachsen.
