Dankbarkeit für Gottes Schöpfung und Offenbarung
Wir danken dir einfach für deine Größe, die du im Universum offenbart hast, ein weiser Schöpfer. All diese Dinge verlangen und schreien nach einer Erklärung, nach einer Intelligenz, die dahintersteht. Die Dinge sind nicht einfach zusammengefallen, sondern es steht eine Intelligenz dahinter, ein Informant.
Herr, all diese Dinge deuten so klar auf dich hin, auf jemanden, der dahintersteht. So danke ich dir auch, wenn du die Eiskristalle formst, die Milliarden und Billiarden, und jedes einzelne ein wenig anders machst. Wie sehr kümmerst du dich um uns, Herr!
Wir möchten glauben lernen und dir vertrauen, dass du es gut mit uns meinst. Herr, öffne uns unsere Sinne, um dich zu erkennen – in der Schöpfung, in deinem Wort, im Nächsten und durch deinen Heiligen Geist. Rede du zu uns, auch am heutigen Abend. Amen.
Gedanken über das Leben in der Stadt und Gottes Allmacht
Ich muss ehrlich sagen, dass ich mich manchmal schwer tue, wenn ich in Städten bin. So auch jetzt, hier in Dubai oder in Toronto. Es sind so viele Menschen, und was mich oft überwältigt, ist, wenn ich den Menschenhaufen betrachte – manche einzelne Person – und mich frage: Wo steht dieser Mensch? Was tut Gott mit ihm? Was denkt er über Gott?
Das erschlägt mich oft. Deshalb bin ich häufig froh, wenn ich wieder aus der Stadt herauskomme. Doch heute hat mich das sehr ermutigt. Wenn Gott in der Lage ist, Milliarden von Schneekristallen zu formen, wenn er unsere DNA und die einzelnen Zellen im Körper koordinieren kann, dann kann er auch die paar Millionen oder Milliarden Menschen auf der Welt lenken.
Wir leben in einer gefallenen Welt, das wissen wir. Und dennoch sehen wir die Schönheit Gottes in so vielen Dingen. Es ist so: Wäre Gott nur mächtig, aber nicht liebend, müsste man Angst vor ihm haben. Wäre Gott nur liebend, aber nicht allmächtig, könnten wir ihn nicht ernst nehmen.
Das Schöne ist, dass Gott allmächtig ist und zugleich Liebe ist. Und...
Gottes Wesen in den Worten des Johannesbriefs
Im ersten Johannesbrief, über den ich ja auch gestern schon gesprochen habe, lesen wir etwas über den Charakter und die Essenz Gottes, das nur in diesem Brief so eindrücklich beschrieben wird. Dort finden wir zweimal die Aussage: Gott ist Liebe.
Im ersten Johannes 4,8 und 4,16 steht nicht „Gott liebt“, sondern „Gott ist Liebe“. Das bedeutet, Liebe ist keine bloße Eigenschaft Gottes, sondern er selbst ist die Liebe – es ist seine Essenz. Gott kann nicht anders, als zu lieben.
Wir lesen noch etwas im Kapitel 1, Vers 5: „Und das ist die Botschaft, die wir von ihm gehört haben und euch verkünden, dass Gott Licht ist, und in ihm keine Finsternis ist.“ Gott ist also nicht nur Licht, sondern auch Liebe. Er ist beides: Liebe und Licht.
Das Dritte, was wir im Johannesbrief beschrieben finden, ist: Gott ist das Leben. Er ist das Leben. Im ersten Johannes 5,11-12 lesen wir: „Das ist das Zeugnis, dass Gott uns das ewige Leben gegeben hat, und dieses Leben ist in seinem Sohn. Wer den Sohn hat, der hat das Leben; wer den Sohn Gottes nicht hat, der hat das Leben nicht.“
Die Herausforderung negativer Begriffe im Johannesbrief
Nun, wenn man einem Menschen erklärt, zum Beispiel in einem Einzelgespräch oder von Anfang an, dass Gott Liebe, Licht und Leben ist, dann hat damit eigentlich kaum jemand ein Problem.
Ganz gleich, ob die Person Atheist oder gläubig ist, sie wird wahrscheinlich sagen: „Falls es Gott gibt, dann wird er wohl Liebe, Licht und Leben sein.“ Damit kann man gut leben, damit kommt man zurecht. Das sind alles positive Begriffe, und sie stimmen laut der Bibel.
Wenn man jedoch den Johannesbrief genauer studiert, stellt man fest, dass er dort sehr viele negative Begriffe verwendet. Wir lesen nämlich relativ regelmäßig Worte wie Teufel, die Kinder des Teufels, die Werke des Teufels, den Antichrist und den Geist des Antichrists, Lügner und Lüge, Hass und Hassen – und vor allem das Wort „Sünde“.
All diese Begriffe, die ich jetzt genannt habe und die in diesem Brief vorkommen, werden heute ausschließlich negativ verstanden und gedeutet.
Unser Problem mit diesen Worten ist folgendes: Ob es nun um Teufel, Antichrist oder Sünde geht – weil heute kaum noch darüber gesprochen wird, hat fast niemand, auch die wenigsten Christen, eine Ahnung, was sie eigentlich bedeuten. Früher hatten Menschen Angst vor Teufel, Sünde und Gericht. Heute haben Pfarrer und Prediger Angst, über Teufel, Sünde und Gericht zu reden.
Und weil nicht mehr darüber gesprochen wird, hat keiner mehr eine Ahnung, was diese Begriffe wirklich bedeuten. Jeder füllt diese Begriffe mit irgendetwas, das er irgendwo in der Bunten, im Stern oder anderswo aufgeschnappt hat.
Die persönliche Ansprache im Johannesbrief und die Realität christlicher Gemeinschaft
Ich nenne ihn jetzt einfach Pfarrer Johannes. Johannes hat den Brief geschrieben und verwendet in seinem Brief regelmäßig bestimmte Worte. Es ist ein Liebesbrief, denn er richtet sich an seine geliebten Kinder.
Es kam mir ein wenig seltsam vor. Auch ich habe meinen Kindern schon früher Briefe geschrieben – heute schreibt man eher E-Mails. Doch wenn ich einen Liebesbrief an eines meiner Kinder schreibe, verwende ich niemals Worte wie Teufel, Sünde oder Antichrist. Ich habe mich gefragt, warum Johannes das tut. Das erscheint mir etwas ungewöhnlich.
Wenn man den Brief jedoch genauer studiert, wird das klar. Die Kirchengemeinde, an die Johannes schrieb, bestand aus einem Haufen Gläubiger, ähnlich wie wir hier. Sie kamen nicht sehr gut miteinander aus. Es gab viel Streit und Lieblosigkeit.
Übrigens zeigt ein genaueres Lesen von Altem und Neuem Testament, dass es unter Gläubigen nicht immer harmonisch zugeht. Das ist nicht die Ausnahme, sondern eher die Regel. Auch in deiner Gemeinde zu Hause ist es normal, dass es nicht immer harmonisch zugeht. Ihr seid keine Ausnahme, sondern es ist die Norm.
Wer erwartet, dass eine christliche Gemeinschaft immer nur fröhlich, harmonisch und liebevoll ist, hat zwei Dinge missverstanden: Er hat die gefallene Natur des Menschen nicht verstanden und er hat die Bibel nicht genau gelesen.
Die Herausforderung der Liebe in der christlichen Gemeinschaft
Wir müssen ehrlich zugeben, dass wir in keiner anderen Disziplin so oft versagen wie in der Disziplin der Liebe. Dabei können wir uns alle die Hand geben.
Obwohl dies der Bereich ist, in dem wir am häufigsten scheitern, ist es genau der Bereich, in dem sich ein Christ laut der Bibel am meisten auszeichnen soll. Jesus sagt in Johannes 13,35: „Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.“
Darum ist das größte Gebot – wenn wir nur das größte Gebot hätten, hätten wir alles, was wir brauchen: Du sollst Gott lieben von ganzem Herzen, mit deiner Seele, deinem ganzen Gemüt und deinen Nächsten wie dich selbst. Das ist das ganze Gebot der Bibel.
Übrigens eine wichtige Frage: Es gibt einen Unterschied. Das größte Gebot lautet nicht, du sollst an Gott glauben, sondern du sollst Gott lieben. Es kann gut sein, dass du an Gott glaubst, aber ich möchte dich fragen: Liebst du ihn? Das sind zwei verschiedene Dinge.
Die beiden Aussagen „Du sollst Gott lieben“ und „deinen Nächsten wie dich selbst“ zeigen, dass wir zu Beziehung geschaffen sind – das habe ich gestern erklärt.
In dem Brief, den Johannes hier an seine Kinder schreibt, verwendet er immer persönliche Begriffe. Du kannst das selbst nachlesen, denn der Brief ist nicht lang. Er spricht immer von „meine Kinder“, „die Väter“, „die jungen Männer“, „meine Brüder“ oder „meine Geliebten“. Das sind alles persönliche Begriffe.
Die Bedeutung persönlicher Beziehungen im Glauben
Und das ist etwas Besonderes, weil wir in unserem Umfeld eher selten persönliche Begriffe verwenden. Meistens benennen wir andere mit unpersönlichen Begriffen.
Ein Beispiel: Wenn ein Kind kommt, nennt man es natürlich beim Namen, sofern man den Namen kennt. Oder man sagt oft: Das ist der Erstklässler, das ist der Drittklässler, das ist der Hauptschüler, das ist der Realschüler, das ist der Student, das ist der Lehrling. Man beschreibt es mit Eigenschaften wie: Der ist gescheit, der ist talentiert, der ist sportlich und so weiter. Das ist zwar hilfreich, aber immer unpersönlich.
Erwachsene bezeichnet man zum Beispiel als Angestellten, Gemeindemitglied, Netter, Unsympathischer, Homosexueller, Geschiedener, Pfarrer und so weiter. Wir verwenden diese Begriffe, um uns gegenseitig zu beschreiben.
„Da kommt der rein, der ist da“, oder „Da kommt die.“ Wir benutzen ständig unpersönliche Begriffe, um uns zu beschreiben.
Johannes hingegen verwendet immer persönliche Begriffe, weil wir Beziehungswesen sind. Wir sind für Beziehungen geschaffen.
Übrigens: Die Tatsache, dass wir Beziehungswesen sind, muss nicht überraschen. Ein Sklave hat auch eine Beziehung zu seinem Sklavenherrn, und diese kann sehr ungut sein. Das ist ebenfalls eine Beziehung, aber eher eine destruktive.
Oder der sensible Angestellte hat eine Beziehung zum aggressiven Chef. Auch diese Beziehung kann sehr ungesund sein.
Was Christen jedoch auszeichnen soll, sind konstruktive, förderliche und liebevolle Beziehungen. Nicht nur über Liebe zu singen – das kann jeder –, sondern in diesen Beziehungen die Realität dieser Liebe zu leben.
Hindernisse für Liebe: Die Rolle der Sünde
Und ich möchte mit euch heute in den nächsten 15 Minuten ergründen, warum es uns so schwerfällt, uns wirklich zu lieben und in einer förderlichen Beziehung zu leben. Johannes nennt uns zwei Gründe, die größten Hindernisse, damit wir lieben können.
Das erste Hindernis ist die Sünde. Im ersten Johannesbrief Kapitel 3 lese ich ein paar Verse vor. Dort steht zum Beispiel in Vers 4: „Wer Sünde tut, der tut auch Unrecht, und die Sünde ist das Unrecht.“ Weiter heißt es: „Ihr wisst, dass er erschienen ist, um unsere Sünden wegzunehmen, und in ihm ist keine Sünde. Wer in ihm bleibt, der sündigt nicht. Wer sündigt, hat ihn weder gesehen noch erkannt.“
Soweit dazu. Wie gesagt, Sünde ist ein Wort, über das heute kaum noch gesprochen wird. Es wird in unserer Zeit oft vermieden, missbraucht und missverstanden – wie kaum ein anderes Wort. Übrigens benutze ich das Wort „Sünde“ nur noch selten, es sei denn, ich habe Zeit, es zu erklären.
Diese Zeit nehme ich mir jetzt. Ich verwende das Wort deshalb nicht mehr, weil jeder es anders interpretiert.
Das biblische Verständnis von Sünde
Was meint die Bibel mit „Sünde“?
Sünde hat irgendwie mit Schuld zu tun. In der modernen Pädagogik gibt es jedoch keine Schuld mehr, höchstens Schuldgefühle. Diese kann man dann therapieren. Es gibt aber nicht die Schuld an sich. Deshalb wird das Wort „Sünde“ oft vermieden, weil Sünde den Geschmack von Schuld hat.
Nun, was ist Sünde?
Das generelle Verständnis: Wenn wir Leute fragen würden, zum Beispiel auf der Skipiste in Schladming, und sie bitten, ein Mikrofon mitzunehmen und aufzunehmen, und dann fragen: „Sagen Sie mir bitte, was ist Sünde?“, würden sie es verschieden formulieren. Im Prinzip würden die meisten sagen: Sünde ist das, was sehr attraktiv, aber verboten ist.
Das ist Sünde: Es ist attraktiv, aber verboten.
Zum Beispiel im Urlaub isst du gut und gerne, das sollst du auch, denn es ist ja nett und dein Urlaub. Dann kommst du nach Hause und sagst: „Na, aber jetzt muss ich wieder aufpassen, keine Schokolade mehr, die nächsten drei Wochen.“ Manche machen das so. Dann kommst du in die Küche, und irgendjemand hat dir Schokolade hingelegt. Du kannst nicht widerstehen, es ist so attraktiv. Du isst sie, und dann hast du gesündigt. Attraktiv, aber verboten – Sünde.
Oder du hast ein neues Auto mit 200 PS, und es ist sehr attraktiv, damit schnell zu fahren. Deutschland ist super, da kann man auf der Autobahn noch schnell fahren, das finde ich toll. In Österreich gilt eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 130 km/h, falls ihr das noch nicht wisst – das ist hilfreich für euch. Auf dem Weg nach Salzburg gibt es ein paar Radargeräte, also seid vorsichtig.
Es ist so attraktiv, schnell zu fahren. Jetzt fährst du 200 km/h in Österreich, wirst aber erwischt. Dann bist du ein Verkehrssünder. Das ist Sünde: attraktiv, aber verboten.
Oder es ist Sexwerbung, besonders attraktiv, reizvoll, aber verboten. Wenn du dem nachgibst, ist das Sünde.
Das ist das generelle Verständnis von Sünde.
Die wahre Bedeutung von Sünde als Trennung von Gott
Jetzt möchte ich euch etwas sagen, was wir in den nächsten Minuten besprechen werden. Bitte hört mir gut zu.
Dieses Verständnis von Sünde führt uns auf eine völlig falsche Spur. Genau deshalb wissen die meisten Menschen nicht, was Sünde wirklich ist.
Um Sünde zu verstehen, vergesst bitte einmal alle moralischen Vorstellungen über Sünde. Sünde hat anfangs überhaupt nichts mit Moral zu tun. Denn Sünde beschreibt die Bibel in erster Linie als die Trennung des Menschen von Gott.
Diese Trennung ist das, was die Bibel unter Sünde versteht. Nun könnte jemand sagen: „Okay, Hans-Peter, das mag ja sein, aber was ist so schlimm daran, sich von etwas zu trennen? Man trennt sich doch ständig von Dingen. Ich trenne mich von meiner Kleidung, und deshalb sterbe ich nicht. Ich trenne mich von meiner Frau und bin trotzdem nicht gestorben. Was ist also so schlimm daran, sich von Gott zu trennen?“
Das Problem ist: Gott ist nicht irgendjemand. Er ist nicht dein Kleidungsstück, nicht einmal deine Frau. Gott ist der Schöpfer deines Lebens. Wenn du dich als Geschöpf vom Schöpfer trennst, dann hast du ein Problem.
Denn Gott ist das Leben. Wir haben gelernt, die Bibel lehrt, dass Gott das Leben ist, er ist die Liebe, er ist das Licht. Wenn du dich vom Leben trennst, dann bist du tot.
Darum ist die Trennung von Gott so drastisch, weil wir uns vom Leben trennen – von unserem Leben.
Deshalb hat Gott zu Adam und Eva, den ersten Menschen, gesagt: „Wenn ihr von dieser Frucht esst“ – das war nämlich die Trennung von Gott – „werdet ihr des Todes sterben.“
Sie sind nicht sofort tot umgefallen, aber das, was gestorben ist, war das Leben Gottes in ihnen. Das heißt, sie haben sich vom Schöpfer getrennt und sind deshalb tot.
Ich nenne das die Abnabelung, und diese Abnabelung des Menschen von Gott nennt die Bibel Sünde.
Die Folgen der Sünde und der Tod
Im Römerbrief 5,12 ist es wunderschön formuliert. Der Apostel Paulus schreibt dort: „Deshalb ist, wie durch einen Menschen die Sünde in die Welt gekommen ist und der Tod durch die Sünde, so ist der Tod zu allen Menschen durchgedrungen, weil sie alle gesündigt haben.“
Die Sünde hat den Tod bewirkt. Die Trennung vom Leben ist automatisch der Tod – das ist eigentlich logisch. Das heißt, ein Mensch, der sich von Gott, vom Leben getrennt hat, ist tot. Und das ist biblisch gesehen Sünde.
Darum stellt sich manchmal die Frage: Wird Gott mich bestrafen, wenn ich ein wilder Sünder bin? Oder wird Gott mich gar umbringen, wenn ich ein ganz wilder Sünder bin? Die Antwort ist Nein. Das tust du schon selbst. Denn indem du dich von Gott trennst, bist du bereits tot.
Deshalb muss man aufpassen: Auf Selbstmord steht keine Todesstrafe – aus einem einfachen Grund. Einen Toten brauchst du nicht mehr zu erschlagen. Gott tötet keinen einzigen Sünder. Die Sünde tötet uns. Es ist die Trennung von Gott, die den Menschen tötet, nicht Gott.
Darum lesen wir auch im Römerbrief 6,23: „Denn der Lohn der Sünde ist der Tod, die Gabe Gottes aber ist das ewige Leben in Christus Jesus, unserem Herrn.“
Einige glauben immer, Gott richtet und verurteilt die Sünder. Nein, die Sünde richtet uns. Nicht der Lohn Gottes ist der Tod, sondern der Lohn der Sünde ist der Tod. Das Geschenk Gottes, das ist die Gnade, ist das ewige Leben in Christus Jesus.
Das Bild von Licht und Finsternis als Metapher für Sünde
Um es vielleicht ein bisschen einfacher zu machen und nicht zu tief einzusteigen: Wenn ich zum Beispiel zu Robin sage: „Robin, mach bitte mal das Licht aus und die Finsternis an“, wie viele Schalter muss Robin betätigen, um das Licht auszuschalten und die Finsternis einzuschalten?
Nur einen. Er muss nur das Licht ausschalten, aber nicht die Finsternis einschalten. Warum? Weil die Abwesenheit von Licht automatisch Finsternis bedeutet.
Nimm die Liebe aus dieser Welt – was bleibt übrig? Hass, Neid, Einsamkeit, Gemeinheit. Die Frage ist zum Beispiel: Wer hat den Hass erfunden? Niemand.
Nimm die Liebe weg – was hast du übrig? Hass.
Nimm das Leben weg – was hast du übrig? Den Tod.
Und genau das ist die Sünde, von der die Bibel spricht.
Das Böse als Abwesenheit von Gutem
Ein kurzes Video, das nur eine Minute dauert: Das war Einstein, der war klein. Nun werde ich euch beweisen, dass Gott, falls es ihn gibt, böse ist.
Hat Gott alles, was existiert, erschaffen? Wenn Gott alles erschaffen hat, dann hat er auch das Böse erschaffen. Das bedeutet, Gott ist böse.
Herr Professor, existiert Kälte? Was für eine Frage soll das sein? Natürlich existiert Kälte. War euch noch nie kalt?
Nein, in der Tat, Herr Professor, die Kälte existiert nicht. Nach den Gesetzen der Physik ist das, was wir als Kälte empfinden, nur das Fehlen von Wärme.
Und existiert Dunkelheit, Herr Professor? Selbstverständlich existiert sie.
Nein, sie ist nur das Fehlen von Licht. Wir können das Licht messen, aber die Dunkelheit nicht.
Das Böse existiert nicht, genau wie die Kälte und die Dunkelheit. Gott hat das Böse nicht geschaffen. Es ist das Ergebnis dessen, was Gottes Hand noch nicht berührt hat.
Er hat Recht, sowohl physikalisch als auch moralisch. Das, was die Gotteshand nicht berührt hat, das ist das, was sich von Gott trennt. Das ist das, was böse ist. Das muss sich nicht unbedingt moralisch böse auswirken, aber es ist getrennt von Gott.
Die innere Logik der Sünde und ihre Auswirkungen
Und darum ist es zunächst so wichtig zu verstehen, was Sünde ist. Sünde bedeutet die Trennung von Gott – das ist die biblische Definition von Sünde.
Sünde hat eine innere Logik: Wir haben uns von Gott getrennt, und Gott ist Liebe. Deshalb gibt es in dieser Welt so viel Hass.
Ebenso haben wir uns von Gott getrennt, und Gott ist das Licht. Deshalb gibt es so viel Finsternis in dieser Welt.
Wir haben uns auch von Gott getrennt, und Gott ist das Leben. Deshalb sind wir tot in unseren Sünden. Die Bibel sagt übrigens nicht, dass du für deine Sünden stirbst, sondern dass du in deinen Sünden stirbst. Du bist bereits tot.
Wenn man das einmal versteht, dann versteht man das Kreuz und die Auferstehung Jesu. Dann weiß man, wozu man Jesus braucht: zur Vergebung der Sünde, also der Trennung von Gott. Und man weiß, wozu man sein Leben braucht – um wieder in die Verbindung mit Gott zu kommen, um wieder von Gott berührt zu werden. Das ist die Gnade.
Die Bibel beschreibt das als Leben – das Wiederzusammenkommen von Gott und Geschöpf, Schöpfer und Geschöpf. Und das ist das Leben.
Darum hat Jesus gesagt: Wer an mich glaubt, der wird leben.
Die Bedeutung des Glaubens an den Sohn Gottes
Jetzt versteht man zum Beispiel auch viel besser 1. Johannes 5,11-12. Dort sagt der Schreiber Johannes: „Das ist das Zeugnis, dass Gott uns das ewige Leben gegeben hat. Dieses Leben ist in seinem Sohn. Wer den Sohn hat, der hat das Leben; wer den Sohn Gottes nicht hat, der hat das Leben nicht.“
Warum ist das so? Weil du getrennt bist vom Schöpfer. Das ist die biblische Aussage. Erst wenn man das erkennt, versteht man Christus. Dann weiß man, warum er gekommen ist: um mich wieder mit dem Vater in Verbindung zu bringen, um für die Sünde zu bezahlen, die Trennung von Gott. Damit ich leben kann.
Das ist das Evangelium, die ganze gute Botschaft. Natürlich werden moralisch böse Taten in der Bibel auch als Sünde bezeichnet. Aber moralisch böse Taten sind nur ein Symptom der Sünde, nicht der Ursprung.
Darum ist es so wichtig, zu verstehen, was Sünde wirklich ist. Sie hat unsere Beziehung zu Gott gebrochen. Jesus kam, um diese Beziehung wieder zu heilen.
Die Selbsttäuschung über die eigene Sündhaftigkeit
Es scheint, dass es in der Gruppe von Christen, an die Johannes seinen Brief schrieb, einige gab, die behaupteten: „Ich habe nie gesündigt.“ Johannes schreibt im ersten Kapitel, Vers 8: „Wenn wir sagen, wir haben keine Sünde, betrügen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns.“
In den letzten zehn Jahren habe ich bei verschiedenen Veranstaltungen drei Brüder getroffen, die nach dem Vortrag auf mich zukamen und sagten: „Was Sie gesagt haben, ist ja nicht so schlecht, aber eines muss ich Ihnen sagen: Sie täuschen sich, ich habe noch nie gesündigt.“
Daraufhin habe ich alle drei gefragt und bei allen dreien war es Gott sei Dank so, dass ich weiterfragte: „Sind Sie verheiratet?“ Dann fragte ich: „Darf ich mal mit Ihrer Frau sprechen?“ Alle drei antworteten, dass ihre Frau eine andere Meinung habe.
Das glaube ich auch. Seht ihr, wenn jemand behauptet: „Ich habe nie gesündigt“ oder „Ich bin nicht getrennt, bei mir ist alles klar“, dann bedrückt er sich selbst, sagt Johannes.
Die Schwierigkeit, Fehlverhalten als Sünde zu bekennen
Wir scheuen uns oft davor, unser Fehlverhalten in Beziehungen als Sünde zu bezeichnen. Wenn ich zum Beispiel einen Blödsinn mache oder gemein bin, sage ich viel eher: „Ich habe einen Fehler gemacht“, „Ich war dumm“ oder „Das war blöd von mir.“ Diese Ausdrücke fallen mir leichter als zu sagen: „Ich habe gesündigt.“
Ein Beispiel: Das Kind ein bisschen schreien lassen, Christoph, sonst schreist du immer, jetzt ist es dein Kleiner, gell? Wisst ihr, warum wir unser Fehlverhalten nicht gerne als Sünde bezeichnen? Das hat einen Grund. Zum einen ist es vielleicht eine sprachliche Gewohnheit. Zum anderen glaube ich, dass es einen tieferen Grund gibt.
Wenn ich eine Gemeinheit getan oder gesagt habe und dann sage: „Ich war dumm, das zu tun“, dann ist das allein mein Problem – ich bin halt dumm. Wenn ich aber sage: „Ich habe gesündigt“, steht das, was ich gesagt oder getan habe, automatisch in Bezug zu einer anderen Person. Jetzt muss ich das mit der anderen Person in Ordnung bringen. Deshalb nennen wir es lieber Dummheit als Sünde.
Das ist interessant: Du kannst nie unpersönlich sündigen. Sünde hat immer mit Beziehungen zu tun, die verletzt werden – im näheren oder weiteren Sinn. Genauso wie Liebe. Ich kann nicht unpersönlich lieben, und ich kann nicht unpersönlich sündigen.
Jemand hat mal gesagt – das habe ich schon öfter gehört: „Ich liebe die ganze Welt.“ Das ist so ein netter Ausspruch. Ich habe mir das selbst zwei- oder dreimal gesagt. Dann habe ich gedacht: Weißt du was? Brauchst du gar nicht. Lieb nur den, der gerade jetzt neben dir sitzt, das ist völlig ausreichend.
Jetzt wird es schwierig, weil es persönlich wird. Die Welt kannst du nicht lieben, das kann jeder, weil das nicht persönlich ist. Du kannst auch nicht sagen: „Ich liebe Deutschland“ oder „Ich liebe Österreich.“ Das geht nicht, das ist der falsche Gebrauch.
Du kannst etwas schätzen. Ein Pfarrer hat einmal gesagt, er wollte unbedingt eine Leichenhalle bauen. Er meinte: „Ich liebe die Toten genauso wie die Lebenden.“ Man denkt, der hat sich mit der Gemeinde ein bisschen schwergetan. Die Toten hat er viel lieber gehabt, weil die nie zurückgeredet haben.
Du kannst die Toten nicht lieben. Du kannst die Toten ehren, in Ehren halten, natürlich. Aber du kannst sie nicht lieben, weil du nicht mehr in einer persönlichen Beziehung mit ihnen stehst. Du kannst nur den lieben, mit dem du gerade beisammen bist.
Genauso wie Liebe Beziehungen baut, so schadet und zerstört Sünde Beziehungen. Beides, Liebe und Sünde, hat immer mit Beziehung zu tun. Darum: Wer nicht über Sünde redet, redet auch nicht über Liebe. Sünde und Liebe gehören zusammen, weil Sünde der Faktor ist, der uns hindert, den Nächsten zu lieben.
Der Weg zur Vergebung und Heilung von Beziehungen
Es gibt nur einen einzigen Weg, wie wir konstruktiv mit Sünde umgehen können. Ich habe das gestern schon erwähnt: Johannes sagt in Kapitel 1, Vers 9: „Wenn wir aber unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns von aller Ungerechtigkeit reinigt.“
Das gilt sowohl in Bezug auf Gott als auch im Umgang mit Menschen.
Das bedeutet zum Beispiel: Wenn heute Abend jemand hier ist, der sagt, er hat mit Gott eigentlich nichts am Hut, der bis heute so gelebt hat, als gäbe es Gott gar nicht, weil er nicht mit ihm gerechnet hat – obwohl Gott der Schöpfer ist –, dann ist es wichtig, diese Trennung von Gott zu bekennen. Man kann sagen: „Gott, es tut mir leid, dass ich bis heute ohne dich gelebt habe. Ich möchte dir sagen, es tut mir leid, und ich möchte heute zu dir kommen.“ Das ist das Sündenbekenntnis, das Bekenntnis dieser Trennung von Gott.
Die Bibel sagt, dass jeder, der zu Gott kommt, von ihm aufgenommen wird. Gott erwartet dich als sein liebendes Kind.
Es kann auch sein, dass der eine oder andere von euch sagt: „Ja, irgendwie ergibt das schon Sinn, aber ich bin noch nicht bereit dafür.“ Eins kann ich euch versichern: Gott ist bereit. Er wartet auf dich schon dein ganzes Leben lang, denn er liebt dich.
Wer seine Sünde bekennt, also die Trennung zwischen sich und Gott anerkennt, dem begegnet Gott treu und gerecht. Er reinigt uns und nimmt uns auf.
Dasselbe gilt natürlich auch im Umgang miteinander. Wenn du einem anderen Menschen gegenüber gesündigt hast, kannst du sagen: „Es war dumm, es war gemein, es war ungerecht – nein, es war Sünde.“ Dann kannst du Gott bekennen: „Gott, es tut mir leid, dass ich das gesagt oder getan habe.“ Aber danach solltest du auch zu dem Menschen hingehen und dich entschuldigen.
Vor etwa zehn Tagen, als ich zwei Tage zuhause zwischen meinen Reisen war, habe ich so eine Situation erlebt. Ich war bei einem Nachbarn, der Automechaniker ist. Mein Sohn hatte ein kaputtes Auto, und ich habe es zu ihm gebracht. Das war ganz interessant.
Vor einem halben Jahr gehe ich oft mit Gott spazieren, und dabei hat mir Gott etwas ins Herz gelegt. Es geht um diesen Nachbarjungen, mit dem ich als Teenager viel Zeit verbracht habe, als wir etwa zehn Jahre alt waren. Wir haben viele dumme Dinge gemacht, aber eine Sache hat Gott mich besonders erinnert.
Das ist jetzt etwa 35 Jahre her. Ich vergesse vieles, aber plötzlich kam diese Erinnerung: Wir saßen in einem Stadel, so einer Holzbude, und ich habe ihn angestiftet, etwas zu stehlen. Es ging um Kaugummi vom Nachbarn und Schokolade, die sie dort hatten. Ich habe ihn dazu angestachelt, obwohl ich mich damals nicht gut auskannte. Er hat es dann auch gemacht. Wir haben noch viel mehr Blödsinn gemacht, aber das ist egal.
Auf jeden Fall kam diese Erinnerung plötzlich wieder hoch. Und nicht nur das: Gott hat mir gesagt, ich soll jetzt hingehen und mich dafür entschuldigen. Das ist mir ein bisschen peinlich, weil ich nicht weiß, ob er überhaupt etwas mit Gott zu tun hat oder nicht. Wahrscheinlich hat er längst vergessen, was damals war. Aber...
Persönliches Beispiel zur Versöhnung
Es war gerade vor zehn Tagen, da bin ich zu ihm gegangen und habe gesagt: „Ich muss dir etwas sagen. Es ist 35 Jahre her, aber du musst dich daran erinnern.“ Interessanterweise erinnert er sich tatsächlich daran.
Es ist so gut, wenn man das bekennt und sagt: „Es tut mir leid, das war falsch.“ Dieses Leben, dieses Leben der Vergebung – Christen dürfen nicht nur darüber reden, wir müssen es auch leben.
Wenn wir das tun, wenn wir Sünde bekennen, dann entsteht Leben. Wenn du Sünde vor Gott bekennst, entsteht Leben. Warum? Weil du wieder in Beziehung mit dem Schöpfer trittst.
Perfekt leben kann niemand von uns, ich schaffe das nie, du auch nicht, und das musst du auch nicht. Aber Gott geht mit dir, und dort, wo wir sagen, dass wir Vergebung haben, da ist Befreiung.
Du kannst als freier Mensch leben. Darum geht es: Liebe und das Bekenntnis der Sünde, immer miteinander.
Schlussgebet um Versöhnung und Leben
Ich möchte hier verweilen. Wir möchten noch gemeinsam beten.
Lieber Vater, wir kommen vor dich und bekennen, dass wir Sünder sind. Ja, wir sind getrennt von dir. Es ist die Sünde, dass wir nicht nach dir fragen, dass wir leben, als ob es dich gar nicht gäbe – obwohl du das Universum so wunderbar geschaffen hast, ebenso die Schneeflocken und unsere DNA.
Das ganze Leben, Herr, ist ein einziges Wunderwerk. Man sieht es sehr wohl. Deine Schöpfung spricht eine so laute Sprache, und doch leben wir, als ob du gar nicht existieren würdest, obwohl du der Urheber auch unseres Lebens bist.
Herr, es tut uns leid. Wir wollen dir diese Sünde bekennen und wieder in Beziehung mit dir treten dürfen. Danke, dass du uns vergibst, dass du gerne vergibst und dass du auch durch uns anderen Menschen gerne vergibst, damit Beziehung entsteht und Leben entsteht.
Herr, wir können alles haben – allen Reichtum, ein Haus, ein Auto, einen Beruf, Erfolg, eine Frau, Kinder – und doch ist all das umsonst, wenn Beziehungen geschädigt sind.
Darum bete ich, Vater, dass wir Beziehungen in Ordnung bringen: die vertikale Beziehung zu dir und die horizontalen Beziehungen zu unseren Liebsten, zur eigenen Familie, zu Freunden, Arbeitskollegen, in Gemeinden, in Vereinen und selbst hier in dieser Freizeit.
Herr, ich bete, dass Leben entsteht und dass wir den Mut und das Vertrauen haben, dir zu glauben, dass das, was du sagst, die Wahrheit ist und dass es nur so funktioniert.
Danke, Herr, für deine Geduld und Liebe mit uns, für deine Weisheit und dafür, dass du mit uns gehst.
Herr, segne uns, wie du es immer tust. Ich bete, dass wir dir aus Liebe antworten.
Amen!