Einleitung
Können Sie sich etwas Schöneres vorstellen als überschäumende Freude zu erleben? Freude, die Sie als ganzer Menschen in Anspruch nimmt, die vom äussersten Haarzipfel bis zum kleinen Zehen so richtig durch alle Poren hindurchdringt? Freude, die zum Jauchzen und Jubeln Anlass gibt? Es macht schon Freude jemanden zu beobachten, der sich freut. Freude hat es sogar an sich, dass sie, wenn sie geteilt wird wächst. Wie es heisst: Geteilte Freude ist doppelte Freude. Freude will sich mitteilen. Freude kann sogar zu schlaflosen Nächten führen, z.B. wenn eine Ferienreise bevorsteht und man vor lauter Freude auf diese Reise nicht einschlafen kann. Jeder Mensch sehnt sich nach Freude und nicht wenige leiden in unserer Zeit daran, dass sie sich beim besten Willen nicht mehr freuen können. Kaum etwas mag sie zur erfreuen. Ihr Lebensgefühl ist trist und dunkel. Theoretisch haben sie alle Mittel sich zu erfreuen, es mangelt an nichts, aber irgendwie funktioniert das nicht.
Freude lässt sich eben nicht befehlen. Man kann nicht einfach sagen: jetzt will ich mich freuen, denn jede Freude braucht einen Gegenstand. Jede Freude hat einen Grund. Man braucht etwas, woran man sich freuen kann. So freut sich ein Geschäftsmann über einen guten Vertrag , den er abschliessen konnte oder über einen guten Verkauf, den er tätigte. Der Börsenhändler freut sich über die steigenden Aktienkurse und die gelungenen Termingeschäfte. Der Bauer freut sich über eine gute Ernte. Eltern freuen sich über die Geburt eines Kindes. Wanderer freuen sich über die Schönheit der Natur. Viele Gründe zur Freude gibt es in dieser Welt. Ein Sprichwort sagt sogar: Freude, Mässigkeit und Ruh’. Schliesst dem Arzt die Türe zu. [1]
Freude ist aber nicht nur in der Welt ein Thema, sondern in der Bibel wird sehr viel von Freude gesprochen, denn Gott der Schöpfer schuf uns so, dass wir uns freuen können. Er gestaltete den Menschen als ein Wesen, das sich freuen kann. So ist es nicht verwunderlich, wenn uns die Schrift immer wieder dazu auffordert, wir sollen uns freuen. So auch Paulus die Thessalonicher. Den Vers den wir heute betrachten besteht im griechischen Grundtext aus zwei Worten. Zwei Worte werden wir betrachten. In Deutsch heisst das: Text lesen: 1.Thess.5,16Allezeit freut euch! (Interlinear) Seid allezeit fröhlich (Luther). Freut euch, was auch immer geschieht! (NGÜ).
I. Gott will uns Freude bereiten
Um diese Aufforderung des Paulus zur Freude zu verstehen, müssen wir uns vor Augen führen, dass es Gottes Anliegen ist, dass wir uns freuen. Oder wir könnten es noch etwas prägnanter sagen: Gott will uns Freude bereiten. Gott selber freut sich, so lesen wir im Blick auf eine wunderbare Zeit, wie Gott durch Jesaja vorhersagt: Denn wie ein junger Mann eine Jungfrau freit, so wird dich dein Erbauer freien, und wie sich ein Bräutigam freut über die Braut, so wird sich dein Gott über dich freuen. Jes.62,5. Und in Zefania lesen wir gar: Denn der Herr, dein Gott, ist bei dir, ein starker Heiland. Er wird sich über dich freuen und dir freundlich sein, er wird dir vergeben in seiner Liebe und wird über dich mit Jauchzen fröhlich sein. Zef.3,17. Gott wird jauchzen vor Freude! Nur schon diese Vorstellung löst in mir Freude aus. Unser Gott freut sich. Er kennt die Freude die uns bekannt ist, denn wir sind nach seinem Ebenbild geschaffen. Durch die ganze Geschichte Israel wird deutlich, dass Gott ein Volk wünscht, das sich freut. Ein Volk das seiner Freude auch Ausdruck verleiht. Denn er weiss, dass sich Freude nicht einfach so nüchtern leben lässt, sondern dass Freude sich ausdrücken, ja sich ausleben muss. Geschöpfe die aus Leib uns Seele geschaffen sind freuen sich mit Leib und Seele. An einem Beispiel aus dem Alten Testament möchte ich das deutlich machen. Durch die Verschleppung Judas nach Babel pflegten die Juden verschiedene zusätzliche Fastenzeiten zu halten, die sie in Trauer um ihre missliche und demütigende Situation hielten. Zurück in Israel liessen die Leute aus Betel die Priester und Propheten fragen: Muss ich immer noch im fünften Monat weinen und Fasten halten, wie ich es nun so viele Jahre getan habe? Sach.7,3b. Gott antwortet: So spricht der Herr Zebaoth: Die Fasten des vierten, fünften, siebenten und zehnten Monats sollen dem Hause Juda zur Freude und Wonne und zu fröhlichen Festzeiten werden. Doch liebet Wahrheit und Frieden! Sach.8,19. Sie sollen sich nun freuen, nicht mehr Leid tragen. Gott möchte ein fröhliches Volk. Nur, soll diese Freude in der Wahrheit und im Frieden gründen. Nicht wie die Freude derer, die Jesus ans Kreuz brachten, als Judas Iskariot sich bereit erklärte, Jesus zu verraten, freuten sie sich darüber. Und Judas Iskariot, einer von den Zwölfen, ging hin zu den Hohenpriestern, dass er ihn an sie verriete. / Als die das hörten, wurden sie froh und versprachen, ihm Geld zu geben. Und er suchte, wie er ihn bei guter Gelegenheit verraten könnte. Mk.14,10-11. Das ist natürlich auch eine Freude, aber eine Freude der Ungerechtigkeit, eine Freude gegen die Wahrheit und den Frieden.
Wir sollen uns von Herzen freuen können, aber in Wahrheit und in Frieden. Freude und Wonne wird dann auch im neuen Jerusalem sein, dort wo alle, die hinkommen werden, die an Jesus glauben, so schreibt Jesaja: Freuet euch und seid fröhlich immerdar über das, was ich schaffe. Denn siehe, ich will Jerusalem zur Wonne machen und sein Volk zur Freude, / und ich will fröhlich sein über Jerusalem und mich freuen über mein Volk. Man soll in ihm nicht mehr hören die Stimme des Weinens noch die Stimme des Klagens. Jes.65.18-19. Gott will uns in der Ewigkeit Freude schenken. Freude wird dann vorherrschen. Freude und Wonne. Schliesslich schreibt auch Paulus: Denn das Reich Gott ist nicht Essen und trinken, sondern Gerechtigkeit und Friede und Freude in dem heiligen Geist. Rö.14,17. Ist es da noch verwunderlich, wenn Freude eine Frucht des Heiligen Geistes ist? Sicher nicht, wenn Gott selber uns Freude bereiten will, dann ist es doch fast natürlich, dass Freude gemäss Galaterbrief eine Frucht des Heiligen Geistes ist. D.h. Gott bewirkt in uns Freude. Die Frucht aber des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte Treue, / Sanftmut, Keuschheit; gegen all dies ist das Gesetz nicht. Gal.5,22-23. Und Paulus wünscht den Römer Christen: Der Gott der Hoffnung aber erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben, dass ihr immer reicher werdet an Hoffnung durch die Kraft des heiligen Geistes. Rö.15,13.
Gott, der Schöpfer von Himmel und Erde will seine Geschöpfe erfreuen. Und er bereitete uns eine unüberbietbare Freude. Diese Freude verkündigen die Engel den Hirten auf dem Feld: Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige auch grosse Freude, die allem Volk widerfahren wird; / denn euch ist heute der Retter geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. Lk.2,10-11. Eine grosse Freude: Gott hat einen Retter in diese Welt gesandt. Ein Jubel müsste über den Erdball gehen, über dieser Botschaft. Jesaja berichtet über diese grosse Freude, wenn Jesus in die Finsternis dieser Welt kommt und sein Licht hell aufleuchtet, er sagt: Du weckst lauten Jubel, du machst gross die Freude. Vor dir wird man sich freuen, wie man sich freut in der Ernte, wie man fröhlich ist, wenn man Beute austeilt. / Denn du hast ihr drückendes Joch, die Jochstange auf ihrer Schulter und Stecken ihres Treibers zerbrochen wie am Tage Midians. Jes.9,2-3.
Mit Jesus hat Gott uns das Joch der Sünde zerschlagen. Gott hat das Elend der Menschen gesehen. Gott weiss um unsere Verlorenheit und unsere Unversöhntheit mit ihm. Keiner kann vor ihm bestehen, alle hätten Grund zu trauern. Jede Freude, die der Mensch erlebt ist zeitlich beschränkt und findet mit dem Tod ein jähes Ende. Denn der Mensch kann seinem Schicksal nicht entrinnen. Ausser er wird durch diesen Retter erlöst. Ausser er bekommt ewiges Leben und das Joch der Sünde wird zerschlagen. Dieser Retter ist Jesus Christus, der sich an unserer Stelle, stellvertretend für uns richten liess. Unsere Schuld nahm er auf sich und wer jetzt an in glaubt und ihm folgt, der wird gerettet. Das ist ein so grosses Ereignis, dass sogar im Himmel bei den Engeln eine grosse Freude ausbricht, wie Jesus sagt: So, sage ich euch, wird Freude sein vor den Engeln Gottes über einen Sünder der Busse tut. Lk.15,10. Grosse Freude wird sein, weil es keine grössere Freude gibt, als dass ein Mensch für Zeit und Ewigkeit gerettet wird und nicht in die ewige Verdammnis kommt. Denn in den Sprüchen lesen wir: Das Warten der Gerechten wird Freude werden; aber der Gottlosen Hoffnung wird verloren sein. Spr.10,28. Gehörst Du zu den Gerechten, die sich Freuen werden, wenn sie in die Ewigkeit eingehen, oder gehörst Du zu denen, deren Hoffnungen im Tod mit sterben? Gottes Wunsch ist, dass Du Dich freuen kannst, mit einer Freude, die nur er schenken kann, deren Qualität durch nichts in der Welt, durch keine Freude der Welt überboten wird.
II. Freude in jeder Lebenssituation
Wir haben einen Gott, der will dass wir uns freuen, und der uns eine Ewigkeit bereitet, in der wir uns überschwenglich freuen werden. Aber wie sollen wir uns heute freuen. Ist das nicht eine Überforderung, wenn Paulus die Thessalonicher damit auch uns aufruft uns allezeit, also immer zu freuen? Ist das nicht schon bereits Schwärmerei. Die Thessalonicher hatten sehr schwierige Verhältnisse. Sie wurden von den Heiden und Juden sehr bedrängt. Jetzt sollen sie einfach fröhlich sein? Klingt das nicht wie der Schlager aus Amerika, dessen Text vorwiegend aus fünf Worten besteht: Don't worry be happy. Also zu gut deutsch: Hab keine Angst oder ärgere dich nicht, sei glücklich. Das gehört doch heute dazu. Man muss fröhlich und aufgestellt sein, wenn man im Leben Erfolg haben will, so vermitteln es zumindest die Stelleninserate und die Werbung? Allezeit freuet euch. Fast könnte man denken, es handle sich um diese "don't worry be happy" Philosophie. Wir ignorieren einfach das, was uns betrüben will und schalten um auf ein sogenanntes good feeling. Dies wäre aber sehr oberflächlich. Man stelle sich nur vor, wenn jemand von Leid in irgendwelcher Art getroffen würde und wir kämen und sagten: Freue dich jetzt. Das wäre doch schlichtweg taktlos. Paulus selbst fordert die Römergemeinde auf: Freut euch mit den Fröhlichen und weint mit den Weinenden. Rö.12,12. Und den Korinthern schreibt er, was in unseren Ohren sehr paradox klingt: ...in allem erweisen wir uns als Diener Gottes: ...als die Traurigen, aber allezeit fröhlich... 2.Kor.6,10. Paulus meint eine tiefe Freude, die grundsätzlich unser Leben bestimmt, selbst im Leid. Man muss sich vorstellen, dass die Thessalonicher stark bedrängt worden sind und sie sehr viele Entbehrungen in Kauf nehmen mussten. Die Möglichkeit, dass sie dadurch so bedrückt wurden und die Freude verblasste, war gross, so ermahnt sie Paulus, sie sollen sich allezeit freuen, denn sie haben doch allen Grund dazu. Paulus lebte das der Gemeinde vor. Als er mit Silas in Philippi im Gefängnis sass, begannen sie Gott zu loben. Es heisst dort: Um Mitternacht aber beteten Paulus und Silas und lobten Gott. Apg.16,25.
Wer nämlich begriffen hat, was Jesus am Kreuz auf Golgatha für uns gemacht hat, der hat allen Grund sich zu freuen. Diese Freude ist nicht darin begründet, dass ich alles Belastende von mir fernhalte, wie eben die "don't worry be happy" Philosophie uns lernen will. Die Freude ist darin begründet, dass Jesus am Kreuz auf Golgatha für mich gestorben ist und ich dadurch mit ihm Lebe. So schreibt Paulus den Philippern: Also, meine lieben Brüder, nach denen ich mich sehne, meine Freude und meine Krone, steht fest in dem Herrn ihr Lieben. Phil.4,1. Niemand und nichts, kein Mensch und kein Leid, kann uns diese Freude wegnehmen.
Die, die Jesus kennen, sollen lernen sich stets zu freuen. Nicht als ein Zwangsakt, sondern aus tiefem Herzen, denn Grund haben wir genug. Als Esra das Gesetz Gottes dem Volk auslegte, weinte das ganze Volk, sie waren sehr traurig. Dann riefen Esra, Nehemia und die Leviten das Volk auf, sie sollten nun aufhören mit weinen und sich freuen: denn die Freude am Herrn ist eure Stärke. Neh.8,10c. Hast Du noch Freude am Herrn, oder lässt Du Dich von den Sorgen des Tages und des Lebens überwuchern? Diese Freude kann im grössten Leid bestehen bleiben. Weil uns das, was wir in Christus haben niemand wegnehmen kann. Nur wer diese Freude kennt, kann im Leid Trost finden. Jesus selbst fordert uns auf, selbst in notvollen Zeiten fröhlich zu bleiben: Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen und verfolgen und reden allerlei Übles gegen euch, wenn sie damit lügen. / Seid fröhlich und getrost; es wird euch im Himmel reichlich belohnt werden. Denn ebenso haben sie verfolgt die Propheten, die vor euch gewesen sind. Mt.5,11-12. Lasst euch nicht beirren, behaltet die Freude, an dem kostbaren Schatz den ihr in Christus habt. Ja die Freude geht sogar so weit, dass wir Freude auch daran erleben, wenn wir mit Christus im Leiden verbunden sind, so schreibt Petrus: Ihr Lieben, lasst euch durch die Hitze nicht befremden, die euch widerfährt zu eurer Versuchung, als widerführe euch etwas Seltsames, / sondern freut euch, dass ihr mit Christus leidet, damit ihr auch zur Zeit der Offenbarung seiner Herrlichkeit Freude und Wonne haben mögt. 1.Petr.4,12-13. Freude soll allezeit in uns Raum finden. Im grössten Leid können wir uns freuen an dem, was uns geschenkt ist. Freue Dich allezeit, sagt uns Paulus. Diese Freude darf ruhig Ausdruck finden, sie muss sich nicht nur tief in uns drin abspielen. Selbst unsere Gesichter dürfen ein Spiegel dieser Freude sein. Man sagt: Das Gesicht ist der Spiegel des Menschen. Es spiegelt das wider, was in uns ist: Innerlichkeit oder Leere, Gläubigkeit oder Gottlosigkeit. Das Aussehen war dem Philosophen Nietzsche ein Anstoss am Christentum: „Sie müssen erlöster aussehen, wenn ich an ihren Erlöser glauben soll.“ Mose kam mit strahlendem Gesicht von seiner Unterredung mit Gott zurück. Auch uns muss man die ständige Verbindung mit dem Vater im Himmel ansehen können. Was verkündigen unsere Gesichter? [2] Wo diese Freude in Christus gelebt wird, da finden wir die Freude auch in Gesichtern die von Trauer und einem harten Leben gezeichnet sind, aber auch die Freude ist in diese Gesichter gezeichnet. Können wir uns noch an Jesus freuen? Können wir jauchzen und fröhlich sein? Freuen über unsere Erlösung, wie Jesus sagt: Doch darüber freut euch nicht, dass euch die Geister untertan sind. Freut euch aber, dass eure Namen im Himmel geschrieben sind. Lk.10,20. Zeugen unsere Zusammenkünfte von dieser Freude, die uns Christen eigen ist?
Schluss
Natürlich dürfen wir uns nach wie vor über die Natur, über ein Geschenk, über Ferien, ein neues Auto, ein feines Essen usw. freuen. Wenn diese Freuden aber unsere wichtigsten oder gar einzigsten Freuden sind, dann sind wir wirklich bedauernswerte christliche Gestalten. denn die Freude am Herrn ist eure Stärke. Neh.8,10c. Ich freue mich über unseren Herrn, der will dass wir uns freuen. Ich freue mich über unseren Herrn der sich selber riesig freuen kann. Und ich freue mich auf die Freude im Himmel, die alles übersteigt, was ich auf Erden an Freude je erleben kann. Aber lasst uns diese Freude auch jetzt Leben, damit man an uns die Hoffnung, die wir haben ablesen kann. Freut euch, was auch immer geschieht! (NGÜ). Amen
[1] Omar Chajjam (Bodenstedt).
[2] Bsp. 536, letzter Abschnitt.