Einführung in die Psalmarbeit und Herangehensweise
Ich möchte die erste Stunde heute Nachmittag gern ein bisschen vorziehen und dabei die Psalmen behandeln, auch wenn wir erst bei den Sechzigerpsalmen sind.
Jetzt möchte ich den Psalm 103 nehmen, weil er sehr bekannt ist. Außerdem wollen wir gemeinsam versuchen, wie man an einen Psalm herangeht. Man möchte ihn gliedern, das Thema herausfinden und feststellen, ob es mehrere Strophen gibt. Wenn es Strophen gibt, dann haben wir gleichzeitig schon die Hauptpunkte des Psalms. Vielleicht können wir sogar Unterpunkte finden und anschließend praktische Anwendungen ableiten.
So kann man auch selbst in seiner eigenen stillen Zeit mit dem Psalm vorgehen.
Wer liest ihn vor? Frau Präsidentin!
Wenn wir jetzt eine Bibel vor uns hätten, die gar keine Unterteilungen enthält, wäre das natürlich noch besser. Aber es kann auch sein, dass die Unterteilungen in der Bibel, die wir gerade benutzen, sowieso nicht ganz stimmen.
Es ist gut, wenn wir einfach mal versuchen, worum es hier geht und was das Thema ist.
Analyse der Psalmstruktur und erste Gliederungsschritte
In meinem Text kommt Yahweh oft vor. Zum Beispiel in den Versen 19, 20, 21 und 22 erscheint er fünfmal. Im Vers 17 kommt er einmal vor, das ergibt zusammen schon sechsmal. Im Vers 13 siebenmal, im Vers 8 achtmal und im Vers 6 neunmal. Insgesamt also elfmal Yahweh. Er steht sehr stark im Zentrum.
Wo sind die Hauptunterteilungen? An einer Stelle spricht er nicht mehr direkt zur Seele, oder zumindest nicht mehr in der Du-Form. Das stimmt, er hört auf, direkt anzusprechen, und spricht dann in der dritten Person über den Herrn. Das scheint ein Bruch zu sein.
Hat noch jemand etwas bemerkt? Ja, zwischen den Versen 19 und 20 wird gelobt – lobt, lobt, lobt, lobe. Damit haben wir bereits drei Teile: eine Einleitung, einen Hauptteil und einen Schlussteil. Die Einleitung und der Schlussteil sind klar erkennbar. Jetzt bleibt der Hauptteil übrig, der sich von Vers 6 bis Vers 18 oder 19 erstreckt. Gibt es dort eine Unterteilung?
Jahwe übt Gerechtigkeit, er hat seine Wege Mose kundgetan. Er ist barmherzig und gnädig, er wird nicht immer verdriessen. Er handelt nicht mit uns nach unseren Sünden. So hoch die Himmel über der Erde sind, so fern ist der Osten vom Westen. Wie sich der Vater erbarmt, so kennt er unsere Gebilde.
Warum könnte man hier Strophenteile haben? Es gibt einen Themenwechsel. Achten wir zum Beispiel auf Vers 13: „Wie der Vater, so erbarmt er sich; wie der Vater über die Kinder, so erbarmt er sich.“ „So fern der Osten ist vom Westen, so fern hat er unsere Übertretungen entfernt.“ „So hoch die Himmel über der Erde sind, so übermächtig ist seine Gnade.“ Das sind Vergleiche, die mit „so wie“ beginnen.
Das endet mit dem Satz: „Denn er erkennt unser Gebilde.“ Es ist eingängig, dass wir Staub sind. Danach folgt ein Abschnitt von wenigstens zwei Versen, der die Vergänglichkeit des Menschen betont. Das Thema hier ist: Der Mensch ist vergänglich. „Wie Gras sind seine Tage, wie die Blume, also wie die Blüte, so schnell vergeht das.“
Der Ostwind, der bei Israel der heiße Wind ist, geht darüber hinweg, und schon ist die Blume verdorrt. Sie kennt ihre Stätte nicht mehr, weil sie gar nicht mehr steht. Sie ist gleich verdorrt und fällt ab. Das ist also auch sinnvoll.
Man könnte übrigens gut, wenn wir jetzt mal die Teile betrachten – ich muss die Teile hier markieren –, zwischen Vers 5 und 6 haben wir bereits eine Unterteilung gesagt, dann zwischen Vers 14 und 15, und dann ist die Frage, ob 19 oder 20. Das lassen wir noch offen.
Machen wir mal laut beide Teile. Wenn wir hier sagen: Wir haben die Einleitung – ich denke, da sind sich wahrscheinlich alle einig –, hier beginnt er mit „Lobe den Herrn, meine Seele“; „Lobe den Herrn, meine Seele“. Aber man könnte auch schon hier teilen, denn er wiederholt in Vers 1 und 2 „Lobe den Herrn, meine Seele“ zweimal.
Dann beginnt eigentlich thematisch der Hauptteil. Ich möchte mal etwas zeigen und mache hier einen Teiler. Vielleicht könnte ich das sogar umstellen, dann müsste ich nicht ständig hin und her wechseln. Ich stelle meinen Computer um. So, jetzt sollte man etwas sehen.
Die Einleitung: Persönliche Aufforderung zum Lob
Ich glaube, dass wir hier nicht so viel Zeit haben.
Wenn wir jetzt einen Teil daraus machen, handelt es sich um eine Einleitung: "Lobe den Herrn, meine Seele." Der Psalmist spricht hier seine eigene Seele an und fordert sie auf, den Herrn zu loben, also sein Inneres.
Hier haben wir einen Parallelismus: "Lobe den Herrn, meine Seele! All mein Inneres, seinen heiligen Namen." Es handelt sich um einen chiastischen, synonymen Parallelismus.
"Lobe Yahweh" ist A B, "meine Seele" ist ebenfalls A B, und dann folgt B A: "All mein Inneres lobe Yahweh," aber hier steht "seinen heiligen Namen" anstelle von "Yahweh". Das Lob wird nicht wiederholt, aber statt "Yahweh" steht "sein heiliger Name" und statt "Seele" steht "sein Inneres".
Das bedeutet, wir lernen hier, dass die Seele das Innere ist. Der Name und Yahweh sind dasselbe – ob ich den Namen Yahwehs oder Yahweh selbst sage, es geht um die gleiche Person. Der Name steht nämlich für die Person.
Also haben wir hier einen Parallelismus, einen synonymen Parallelismus, einen gleichgestellten synonymen Parallelismus.
Im zweiten Vers heißt es: "Lobe Yahweh, meine Seele, und vergiss nicht all seine Wohltaten." Hier kommt etwas hinzu. Das ist kein Parallelismus, sondern ein Zusatz.
Beschreibung der Wohltaten Gottes und ihre Bedeutung für das Gebet
Aber jetzt, ab jetzt wird beschrieben: der Vers drei, der Vers vier, der Vers fünf – das gehört zusammen, diese drei Verse. Also lassen wir diese drei zusammen.
Hier wird also jetzt Yahweh beschrieben, und es wird gesagt, dass es gut ist, dass er das tut. Ich weiß nicht, wie es Ihnen beim Beten geht, aber manchmal betet man, beginnt und hat alles Mögliche im Kopf. Dann soll man zu Gott sprechen, und man ist sich nicht ganz bewusst, mit wem man spricht.
Dann ist es gut, im Gebet gerade jetzt zu beten, wer der ist, mit dem man spricht. Das heißt, man spricht zu ihm, oder man kann auch eine Eigenschaft nennen, man kann auch Nebensätze machen: „Herr, du bist derjenige, der …“ und dann kann man einiges aufzählen. Während man aufzählt, erinnert man sich daran, wer er ist.
Das brauchen wir. Unsere Gedanken müssen wieder auf die richtige Spur kommen. Also spurt man hier ein, ja, und er tut das hier mit sich selbst. Er spurt hier ein, er denkt nach über die Wohltaten dieses Herrn. Welche Wohltaten? Die Wohltaten eines Herrn, der vergibt, der heilt, der sein Leben erlöst hat aus der Grube des Verderbens, der dich krönt mit Gütern und Erbarmungen, der dich mit Gutem sättigt, dein Alter, deine Zierde, so dass sich deine Jugend erneuert wie die eines Adlers.
Allein diese sechs Sätze, die er hier sagt, sechs Nebensätze, helfen ihm hineinzukommen, sich bewusst zu machen, wer der jetzt ist. Das hilft ihm, das zu tun, wozu er seine Seele aufgefordert hat. Aber die ist noch nicht bereit. Die Seele sollte den Herrn loben, aber sie ist noch nicht so weit. Das heißt, er tut genau das Richtige hier.
Aber er ist noch gar nicht fertig damit. Jetzt tut er weiter, jetzt spricht er weiter über diesen Jahwe, was er alles tut, über seine Wohltaten. Und da möchte ich jetzt fragen: Wo müssen wir noch unterteilen?
Gottes Handeln und Wesen: Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Gnade
Jahwe übt Gerechtigkeit, schafft Recht und hat seine Wege Mose kundgetan, den Söhnen Israel seine Taten. Barmherzig und gnädig ist Jahwe, langsam zum Zorn usw.
Wo unterteilen wir? Es folgen Begründungen, denn sie liefern eine Erklärung für das Vorhergehende. Diese Begründungen bestehen hauptsächlich aus Vergleichen. Ab Vers elf, also ab Vers 11, haben wir ein „denn“. Jetzt kommt es: so hoch, so fern, so wie der Vater über die Kinder. So erwarb er sich dreimal so viel, also dreimal wie, dreimal so – es ist jetzt sogar nicht nur ein einfacher Vergleich, aber der Vergleich ist da. So hoch, so hoch, so hoch, so hoch, so hoch, so hoch, so hoch, so hoch, so hoch, so hoch, so hoch, so hoch, so hoch, so hoch, so hoch, so hoch, so hoch, so hoch, so hoch, so hoch, so hoch, so – die Himmel über der Erde sind so übermächtig.
Aber inwiefern ist Vers 11 eine Begründung? Gute Frage: Inwiefern ist jetzt Vers 11 und die folgenden eine Begründung für das, was vorher gesagt wurde, nämlich „denn“? Übrigens muss das Wort „denn“ nicht immer nur begründend sein. Es kann auch eine Erläuterung sein. Das Wort „denn“ ist entweder eine direkte Begründung oder eine Erläuterung, das heißt eine Erweiterung.
Hier in diesem Fall schauen wir: Was ist es – Begründung oder Erweiterung, Erläuterung oder Begründung? Jahwe vergilt uns nicht nach unseren Sünden, handelt nicht nach unseren Sünden und vergilt uns nicht nach unseren Ungerechtigkeiten. Denn seine Gnade, seine Güte ist so groß, so groß. Also, weil er in Güte und Gnade so groß ist, weil seine Güte so besonders ist, handelt er nicht nach unseren Sünden und vergilt uns nicht nach unseren Ungerechtigkeiten. Das entspricht seinem Wesen nicht. Er ist nämlich im Wesen ein Gütegott, ein gütiger Gott.
Ja, Jahwe übt Gerechtigkeit, Jahwe schafft Recht. Er hat Mose kundgetan, er hat den Söhnen Israel kundgetan. Diese Aussagen sind parallel. Aber jetzt: barmherzig und gnädig. Hier geht es um den Unterschied zwischen den vier Zeilen in Vers 6 und 7 und den anderen Zeilen danach.
Wir unterscheiden also, was er tut: Er übt Gerechtigkeit, er schafft Recht, er hat kundgetan, er hat kundgetan. Und hier haben wir: Er ist gnädig und barmherzig, er ist langsam zum Zorn. Er wird nicht immer nach Recht handeln. Das, was jetzt kommt, ist wieder etwas, was er tut, aber in die Zukunft gesprochen. Er handelt nicht so und so.
Hier ist also ein gewisser Unterschied zwischen den Taten und dem Wesen, jedenfalls zwischen Vers 6 und 7 – den Taten – und Vers 8 – dem Wesen. Was Vers 9 und 10 betrifft, die hängen trotzdem zusammen mit Vers 8, weil dort die Rede von Barmherzigkeit und Gnade ist. Wegen dieser Barmherzigkeit und dieser Gnade haben wir auch in der Zukunft damit zu rechnen. Weil er jetzt so ist in seinem Wesen, müssen wir auch in der Zukunft damit rechnen, dass er sich seinem Wesen entsprechend verhalten wird. Deshalb gehören Vers 8 und 9 zusammen. Und Vers 10 eigentlich auch.
Menschliche Vergänglichkeit und Gottes Erbarmen
Warum gehört Vers 14 nicht zu Vers 15? Gute Frage. Warum gehört Vers 14 nicht zu Vers 15? Denn in Vers 14 geht es um unser Gebilde, also um uns Menschen. Er denkt daran, dass wir Staub sind, quasi nichts. Staub ist ja fast nichts, oder? Und der Mensch ist wie Gras. Das ist ein weiterer Vergleich.
Ja, das ist ein weiterer Vergleich.
In Vers 13 haben wir das Erbarmen, oder? Er erbarmt sich, und zwar zweimal. Er erbarmt sich so, wie ein Vater sich über seine Kinder erbarmt. Er erbarmt sich, so wie Jachob sich über die fürchtet, die ihn fürchten. Erbarmen – wie hängt das Erbarmen mit Vers 14 zusammen? Wo ist die Verbindung? Ein Bindewort ist da, das heißt „denn“, klar. Aber ich meine jetzt gedanklich, inhaltlich: Was ist eigentlich Erbarmen? Über welche Objekte erbarmt man sich eigentlich?
Über Erbarmungswürdige. Über was erbarmt man sich? Über Schwaches, genau. Über das Erbärmliche, genau.
Und das ist die Verbindung: Er weiß, dass wir erbärmlich sind. Dass wir erbärmlich sind, dass wir erbärmlich sind. Und er erbarmt sich über uns. Erbärmlich sind wir, weil er uns erkennt. Wir sind wie Staub.
Ja, jetzt ist immer noch die Frage, warum. Aber es geht doch jetzt weiter mit der Vergänglichkeit, richtig? Was würdet ihr sagen? Ja, bitte.
Und es wird zwei Verse lang erläutert, oder? Vers 15 und 16 auch. Also eins ist klar: Wir haben hier Verse, die zusammengehören. Wir dürfen also hier wohl ein bisschen die Verse auseinandernehmen. Die Verse 15 und 16 gehören zusammen, und die vier Verse sind sinngemäß auch zusammen, obwohl es hier bei drei Versen um Vergleiche geht.
Aber der Vers 14 hängt deshalb am Vers 13, weil es um Erbarmen geht. Es heißt, er erbarmt sich über die, die ihn fürchten, weil er weiß, wie erbärmlich die Menschen sind, wie sehr sie ihn brauchen.
Gut, und jetzt kommt also die Erläuterung über den erbärmlichen Menschen. Jetzt erklärt er zwei Verse lang, dass der Mensch erbärmlich ist: Der Mensch ist wie Gras in seinen Tagen, wie die Blume des Feldes, die blüht usw.
Kontrast zwischen menschlicher Vergänglichkeit und göttlicher Beständigkeit
Ein Kontrast zu Vers 15 und 16? Ja, wir könnten sagen, weil sie einen Kontrast bilden, könnten wir hier den Unterschied etwas kleiner machen. Wir rücken die beiden Stellen ein wenig näher zusammen, so dass sie besser verbunden wirken.
Wir sehen, dass sie eine Einheit bilden, aber gleichzeitig einen Kontrast zueinander darstellen. Ganz anders sind sie jedoch nicht. Es gibt eine gewisse Verbindung, die wir genauer betrachten sollten.
Die Güte Jachwes ist von Ewigkeit zu Ewigkeit. Der Mensch hingegen – wo genau liegt die Verbindung zwischen Vers 15, 16 und 17, 18? Was genau verbindet oder kontrastiert sie?
Es geht um die Beständigkeit – wessen Beständigkeit? Die Kürze des Menschen. Der Mensch ist wirklich vergänglich, sehr vergänglich, wie Gras. Und so schnell ist er nicht mehr da.
Doch die Güte bleibt. Sie ist von Ewigkeit zu Ewigkeit über denen, die ihn fürchten, und seine Gerechtigkeit reicht bis zu Kindeskindern. Das ist eine lange Zeitspanne.
Diese Güte gilt denen, die seinen Bund halten und sich daran erinnern, seine Vorschriften zu tun.
Abschluss des Hauptteils und Übergang zum Lob Gottes in der Schöpfung
Vers 19 steht alleine, oder?
Yahweh hat in den Himmeln seinen Thron errichtet, und sein Königtum herrscht über alles. Das gehört weder zu vorne noch zu hinten. Oder gibt es eine Verbindung?
Die Menschen vergehen, Gott aber bleibt von Ewigkeit zu Ewigkeit, für diejenigen, die seinen Bund halten.
Yahweh hat in den Himmeln seinen Thron errichtet, und sein Königtum herrscht über alles. Seine Vorschriften hält sein Volk, und als König sorgt er dafür, dass sie sie tun.
Yahweh hat in den Himmeln seinen Thron errichtet. Ja, was würdet ihr dazu sagen? Hat jemand noch eine Meinung?
Wir müssen uns ein bisschen mehr heranrücken. Machen wir das mal. Wir rücken uns ein bisschen näher heran.
Wir wissen, es ist nicht ganz direkt, aber es gehört irgendwie zusammen. Wie viele Verse hatten wir da? Sechs oder so? Gut.
Was jetzt natürlich interessant wäre: Wenn wir ein bisschen wüssten, wie viele Wörter es sind, und ob es da besondere Wortgruppen gibt. Gibt es vielleicht ein Zentrum des Psalms?
Das Elf scheint rechts im Zentrum zu stehen, gut. Ich muss mal schauen, wie ich...
Ermittlung des Zentrums und poetische Struktur des Psalms
Nach Zeile dreizehn: Der Siebzehner? Ja, aber das ist ein hebräischer langer Vers. Es handelt sich um einen Dreizeiler mit einem Vierteltrenner und einem Halbtrenner. So kommen wir insgesamt auf fünfzig Zeilen.
Fünfzig Zeilen sind das? Und dann wäre über fünfzig die fünfundzwanzigste, und dann wäre es die dreizehnte Zeile. Das heißt, wenn wir das Zentrum ermitteln, haben wir mehrere Möglichkeiten. Wir können Zeilen zählen, Verse zählen, Strophen zählen – mindestens. Ja, wir können auch Verszeilen zählen, aber das ist fast gleich wie Verse.
Nun, wenn man Wörter zählt – das wisst ihr natürlich nicht, weil ihr kein Hebräisch habt – Wörter sind interessant. Denn wir sehen 35 vorne und 35 hinten. Das ist schon mal sehr verdächtig. Gerade die ersten fünf sind ja ohne Schwierigkeiten darauf gekommen, dass die ersten fünf zusammengehören. Jetzt würden wir die ersten fünf zählen und feststellen, dass die ersten fünf tatsächlich 35 Wörter sind.
Beim Schluss hatten wir Probleme: Wohin gehört der Vers neunzehn? War er vorne oder hinten? Jetzt ist es mal interessant: Wenn wir den neunzehnten zum Schluss dazuzählen, dann haben wir auch 35 Wörter. Das ist natürlich sehr verdächtig für ein Gedicht, dass es vorne und hinten gleich viele Wörter hat. Und die Zeilen sind auch gleich, nämlich durch zehn Zeilen. Das würde heißen, wir müssten uns nochmal diesen Vers 19 ansehen. Gibt es vielleicht doch einen Grund, ihn zum Schluss zu rücken?
Also, wenn wir das mal jetzt wegtun würden: Jachwe hat in den Himmeln errichtet seinen Thron, sein Königtum herrscht über alles. Lobt Jachwe, ihr seine Boten, ihr gewaltigen Kräfte, Täter seines Wortes, hörend auf die Stimme seines Wortes. Lobt alle seine Heere, seine Diener, lobt alle seine Werke an allen Orten seiner Herrschaft. Thron und Herrschaft gehören zusammen. Sehr interessant.
Wenn wir jetzt sechs bis zehn zusammennehmen, da geht es um Gott und sein Handeln. Gott steht im Feuer. Ja, richtig, also Gott ist Handeln viermal hier und dann beim Herzen gnädig und er um seine Zunge. Es geht immer um ihn und sein Handeln. Gut, da müssen wir hier also schon auf jeden Fall das mal kürzer machen.
Und beim Menschen, das wäre dann 15, 15 bis 18, die haben wir jetzt ohnehin zusammen. Was das Herrschen betrifft, haben wir gemerkt: Herrschen und Herrschen, das ist sogar sehr verdächtig. Denn das wäre ja wie bei einem Chiasmus: Der erste Vers der letzten Strophe und der letzte Vers der letzten Strophe haben denselben Gedanken, Herrschen.
Wir sind also hier wahrscheinlich tatsächlich, wenn wir das noch vergleichen mit den Wörtern, wo wir die Wörter 35 vorne und 35 hinten haben, das bestätigt uns nur in dieser Sache. Auch die Wörteranzahl bestätigt uns. Wir haben aber jetzt nur versucht, nach Inhalt zu teilen. Aber wir merken, Inhalt und Wörter passen hier zusammen.
Dann hatten wir die andere Frage: Mit diesen sechs bis sieben einerseits und acht bis zehn, sollen wir sie zusammentun oder nicht? Da helfen uns die Wörter nicht weiter, denn wir haben da zwölf Wörter und einundzwanzig Wörter. Das sind keine besonderen Zahlen hier, oder dann auch die anderen.
In der Mitte allerdings, da wollte ich jetzt gerade hin: Wir haben ja schon gesagt, wir haben gerätselt, wo die Mitte ist. Nun, einer hat gesagt der Elfer, der andere hat gesagt der Dreizehner. Aber jedenfalls haben wir eine Strophe in der Mitte, eine Gruppe von Versen in der Mitte, und dann sind wir auf sicherem Boden. Diese Gruppe ist in der Mitte. Also wollen wir sie gleich mal kennzeichnen als die Mitte. Oh, wir unterstreichen sie einfach die Mitte.
Dann hätten wir ja hier noch etwas: Wir hatten da am Anfang eine Einleitung: "Lobe den Herrn, meine Seele", "Lobe den Herrn, meine Seele" – zweimal. Am Ende haben wir viermal: "Lobe Yahweh", "Lobe Yahweh", "Lobt Yahweh", "Lobt Yahweh". Also dreimal "Lobt" und einmal "Lobe". Diese "Lobe nach Yahweh, meine Seele" ist ja ganz gleich wie vorne: "Lobe Yahweh, meine Seele". Also es beginnt und endet gleich.
Die Frage ist, ob wir hier es allzu stark trennen sollten. Diese vier gehören zusammen, die vier Verse. Diese fünf gehören zusammen, diese vier scheinen wohl auch zusammenzugehören. Es ist ein Kontrast: der Mensch, aber die Güte. Ja, aber hier geht es um die Zeit, um Zeitbestimmung: "Wie Gras sind seine Tage, kurz", ja, weil seine Güte ist lange.
Also wir haben hier eine Gruppe von vier, wir haben hier eine Gruppe von fünf, hier eine Gruppe von vier und hier eine Gruppe von fünf. Obwohl man sie ja auch, wenn wir ein bisschen trennen könnten. Aber wie der Bruder gesagt hat, es geht ja hier um das Handeln Yahweis.
Dann hier haben wir eine Einleitung: "Lobe den Herrn, meine Seele", aber er spricht langreich weiter: Welcher Yahwe denn? Der, der vergibt, der, der heilt, der dein Leben erlöst, der dich krönt, der mit Güte deine Jugend erneuert und sich deine Jugend erneuert. Also gedanklich gehört das zusammen. Mindestens müssen wir hier sehr stark verkürzen oder überhaupt wegtun.
Dann hätten wir hier lauter Fünfergruppen oder Vierergruppen. Das heißt, wir zählen mal die Zeilen: Hier haben wir zehn Zeilen, hier haben wir zehn Zeilen, hier haben wir acht Zeilen in der Mitte, hier haben wir zwei, vier, sechs, neun Zeilen, und hier haben wir zwei, vier, sechs, acht, zehn Zeilen.
Also das ist ziemlich homogen, wobei die Mitte ein bisschen kürzer ist. Aber das muss nicht stören, denn die Mitte ist ja die Mitte. Die kann ja herausfallen, sie kann ein bisschen herausgestrichen sein. Sie ist ein klein wenig kürzer.
Also wir kommen damit darauf, dass wir tatsächlich fünf Strophen haben, wobei man einige Strophen unterteilen könnte. Das geben wir zu, aber es kann ja Unterstrophen geben. Das heißt, wir sagen fünf Teile, und von den Teilen könnten wir dann noch verkleinern.
Also bin ich zu diesem Schluss gekommen, dass es sich um fünf Teile handelt, wobei der zweite Teil und der vierte Teil nochmals unterteilt werden könnten. Den könnte man noch mal unterteilen, aber ein bisschen nur, trotzdem als Einheit behandeln.
Zentrum des Psalms und thematische Schwerpunkte
Das Zentrum, das übrig bleibt, liegt ganz klar bei den Versen elf bis vierzehn. Interessant wird es, wenn wir nun die Wörter im Hebräischen zählen und dabei die Mitte bestimmen. Dann kommen wir auf zweiunddreißig. Zweiunddreißig ist der dezimale Zahlenwert des Wortes "Herrlichkeit".
Schauen wir uns diese Verse an: "So hoch die Himmel über der Erde sind, so übermächtig ist seine Güte über denen, die ihn fürchten. So fern der Osten vom Westen, so hat er von uns entfernt unsere Übertretungen. So wie der Vater sich über seine Kinder erbarmt, so erbarmt sich Yahweh über die, die ihn fürchten, denn er kennt unser Gebilde und ist eingedenk, dass wir Staub sind."
Er ist herrlich in seiner Barmherzigkeit, in seiner Güte und Barmherzigkeit. Das Hauptthema des ganzen Psalms ist die Güte und Barmherzigkeit Gottes. Dieses Thema tritt hier im Zentrum besonders stark hervor: Es ist ein erbarmender Gott, ein gütiger Gott.
Wenn wir den Text noch einmal betrachten – darauf komme ich gleich zurück – sehen wir das Thema Güte und Erbarmung an mehreren Stellen. In Vers 4 wird erkrönt mit Güte und Erbarmung. Dann begegnet uns dieses Thema in Vers 8: barmherzig und gnädig, groß an Güte. Auch im Zentrum, das wir gerade betrachtet haben, ist es präsent. Schließlich finden wir die Güte in Vers 17: "Die Güte Yahwes ist von Ewigkeit zu Ewigkeit."
In fast jeder Strophe begegnet uns also der Gedanke der Güte Yahwes. Das bedeutet, es ist gar nicht so schwierig, auf dieses Thema zu kommen.
Suche nach einem passenden Titel und Zusammenfassung der Psalmstruktur
Nun müssen wir noch einen passenden Titel für den Psalm finden. Kann jemand in einem Satz zusammenfassen, was der Psalm im Wesentlichen aussagt oder was den Hauptgedanken von Psalm 103 ausdrückt?
Der Psalm ist ein Aufruf zum Loben. Im Verlauf dieses Lobgesangs wird Gottes gutes Wesen und seine guten Taten hervorgehoben. Das ist nichts anderes als Lob: Wenn ich zu Gott sage, wie gut er ist und was er alles Gutes getan hat, dann ist das Lob.
Am Ende des Psalms wird sogar gesagt, dass auch seine Engel ihn loben sollen, ebenso seine Heere – also alle seine Diener, menschlicher und geistlicher Art, die Täter seines Wohlgefallens. Darüber hinaus sollen alle seine Werke ihn loben, also sowohl die materiellen Werke als auch die personifizierten Werke, also die Menschen.
All diese Werke sollen einstimmen in das Lob und ihn an allen Orten seiner Herrschaft preisen. Denn er ist der, der thront, der seinen Thron in den Himmeln errichtet hat, und sein Königtum herrscht über alles.
Welche Titel könnten wir dafür wählen? Zum Beispiel: „Lob Gottes wegen seiner Barmherzigkeit“ oder „Lobpreis von Gottes Barmherzigkeit“. So haben wir das Lob als zentrales Thema, und zugleich die Barmherzigkeit Gottes als Inhalt.
Mal sehen, ich habe hier auch irgendwo ein Thema notiert, ich kann noch einmal nachschauen.
Psalm als siebenstrophiger Menora-Psalm
Übrigens, bevor ich das noch sage oder zeige: Wenn wir den zweiten Teil und den vierten Teil jeweils unterteilen, hätten wir insgesamt sieben Strophen.
Mit sieben Strophen hätten wir einen typischen Menora-Psalm. Die Menora hat ja auch sieben Arme, eigentlich sechs Arme mit einem Schaft in der Mitte. So würde dieser Psalm hier dargestellt werden. Wir hätten dann einen siebenstrophigen Psalm, der eigentlich aus fünf Teilen besteht, aber sieben Strophen umfasst.
Das würde also so aussehen: Wenn wir zurückgehen, hätten wir eine Unterteilung in sechs und sieben. Wir hätten die erste Strophe, zweite Strophe, dritte Strophe, vierte Strophe, fünfte Strophe, sechste Strophe und siebte Strophe. Oder wir sagen einfach, wir haben fünf Teile, nämlich eins, zwei, drei, vier, fünf Teile, die etwa gleich lang sind. Na ja, das habe ich noch nicht gesagt.
Also noch einmal: Am Anfang steht die persönliche Beziehung, Verse 1 bis 5, also die Beziehung der persönlichen Seele zu Gott. Dann folgt die Beziehung Gottes zu seinem Volk, Verse 6 bis 18. Am Schluss steht das, was war das letzte? Zur Schöpfung. Sehr gut!
Wir haben also hier das Persönliche sehr stark im Vordergrund in den ersten fünf Versen. Dann den Umgang mit seinem Volk beziehungsweise mit den Menschen, und schließlich die gesamte Schöpfung. Bis Vers 6 bis 18 geht es um den Menschen, und dann um die gesamte Schöpfung. Der universale König und deshalb auch seine universale Schöpfung – sie alle sollen ihn loben an allen Orten seiner Herrschaft.
Danke! Gut, dann wollen wir hier... Ja, das ist jetzt nicht inspiriert. Was wir hatten, war ein bisschen besser. Das, was hier kommt, ist nur das, was ich früher hatte: Lob Jachwes, des barmherzigen Königs. Aber mir gefällt es gar nicht so gut, weil es um die Barmherzigkeit an sich geht. Dass er König ist, wird zum Schluss nicht erwähnt, also müssen wir das nicht so abschreiben.
Aber das ist jetzt mein Schluss, zu dem ich kam, was nichts bedeutet. Also: Aufruf an sich selbst zum Loben und zum Nichtvergessen der Wohltaten Jachwes – das waren diese ersten fünf Verse, siebenmal fünf Wörter.
Da hatten wir zuerst den Aufruf zum Loben und zum Nichtvergessen seiner Taten: „Lobe den Herrn und vergiss nicht seine Wohltaten“, Verse 1 und 2. Dann hatten wir die Aufzählung der Wohltaten Jachwes. Hier könnte man noch hinzufügen: der persönlichen Wohltaten, denn es geht ja um die Wohltaten an einem persönlich. Also eine Aufzählung der Wohltaten an der persönlichen Seele.
Chiastische Struktur und poetische Feinheiten der Wohltaten
Wohltaten Jachwes. Übrigens sind diese chiastisch aufgebaut, es handelt sich also um fünf an der Zahl, die ich hier nicht alle aufgeführt habe. Wenn ich kurz zurückgehen darf: In diesem Abschnitt haben wir fünf Aussagen, die da lauten: „Der da vergibt, der da heilt, der erlöst, der dich krönt, der dich sättigt.“
Diese fünf Aussagen haben eine Mitte: „Der dein Leben erlöst aus der Grube.“ Das ist die zentrale Aussage. Nebenbei bemerkt, steht diese Aussage genau in der Mitte.
Nun zurück zum Aufruf zum Loben und zum Nichtvergessen der Wohltaten Jahwes, in Vers 3 bis 5. Danach folgt in Vers 6 bis 10 die Beschreibung der Barmherzigkeit Jachwes. Mir gefiel es besser, wenn man von den Taten und dem Wesen Jachwes spricht, wie Herr Bode es gesagt hat. Aber wir haben es zuerst hier.
In Vers 6 und 7 wird das Tun, die Barmherzigkeit Jachwes in seinem Tun, an seinem Volk in Gegenwart und Vergangenheit beschrieben. Er hat seine Wege Mose wissen lassen und seine Taten dem ganzen Volk. Interessant ist der Unterschied, der hier gemacht wird: In Vers 6 heißt es, er hat seine Wege Mose wissen lassen, seine Taten aber dem ganzen Volk gezeigt. Die Pläne hat er nur Mose eingeweiht. Das ganze Volk war nicht so nahe, dass er sie alle in seine Pläne einweihen hätte können. Aber Mose, den Führer, konnte er einweihen.
Sein Tun wird in Vers 6 und 7 beschrieben, sein Wesen in Vers 8 bis 10. Dort heißt es: „Barmherzig und gnädig ist der Herr, langsam zum Zorn und groß an Gnade“, so wie Mose damals in 2. Mose 34,6 gebetet hatte. Das ist das Zentrum des Psalms.
Dann folgt eine nähere Erläuterung dieses Wesens, und zwar in Form von Vergleichen. Diese Barmherzigkeit wird herausgestrichen:
Erstens, in Vers 11: „So hoch die Himmel über der Erde sind, so übermächtig ist seine Gnade oder Güte über denen, die ihn fürchten.“ Das bedeutet die Größe seiner Güte über denen, die ihn fürchten.
Zweitens, in Vers 12: „So fern der Osten ist vom Westen, so hat er von uns entfernt unsere Übertretungen.“ Osten und Westen sind immer weit auseinander, sie kommen nie zusammen. So weit sind unsere Übertretungen von uns entfernt.
Drittens, ebenfalls in Vers 12: „Die Größe seines Erbarmens über denen, die ihn fürchten, ist wie ein Vater, der sich über seine Kinder erbarmt.“ Hier haben wir die Größe seiner Güte, die Größe seiner Vergebung und die Größe seiner Barmherzigkeit, die wie die eines Vaters ist.
Das ist genau das Zentrum des Psalms.
Viertens folgt eine doppelte Begründung für sein barmherziges Handeln. Er denkt daran, dass er uns nicht nur geschaffen hat, sondern auch daran, dass wir Staub sind. Er denkt daran, wie erbarmungswürdige Wesen wir sind.
Es ist gut, dass auch wir daran denken. Wir sollen uns bewusst machen: Wir sind nicht die Großen, wir sind nicht die Besonderen. Nicht weil wir besonders gut, treu oder sonstige Vorzüge besitzen, sondern weil es sein Werk, seine Barmherzigkeit ist. Alles ist auf ihn zurückzuführen.
Wenn irgendetwas von meinem Leben übrigbleibt, dann wird es das sein, was er getan hat.
Zeitvergleich: Vergänglichkeit des Menschen und Ewigkeit Gottes
Der vierte Teil ist ein Zeitvergleich, wie der Bruder gesagt hat. Es geht hier um Zeit, um den Vergleich über das Wesen des Menschen und das Wesen Gottes.
Gerade hier wird die Kleinheit des Menschen und die Größe Gottes deutlich. Der Mensch ist kurzlebig, vergänglich, während Gottes Güte und Gerechtigkeit langlebig und ewig sind. Der Mensch ist kurz, wie in den Versen 15 und 16 beschrieben. Im Gegensatz dazu ist Yahwes Güte und Gerechtigkeit langanhaltend, ewig, von Generation zu Generation, von Kind zu Kindeskindern, von Ewigkeit zu Ewigkeit, über denen, die ihn fürchten.
Übrigens kommt der Zusatz „die ihn fürchten“ hier mehrmals vor, mindestens dreimal. Ich glaube sogar, es sind noch mehr. Zum Beispiel in Vers 17, Vers 13 und Vers 11. Das zeigt eine gesunde Ehrfurcht.
Der letzte Teil umfasst dann die Verse 19 bis 22. Diese 35 Wörter enthalten siebenmal die Zahl fünf oder fünfmal die Zahl sieben, um es genau zu sagen. Es ist ein Aufruf zum Lob mit Betonung seiner Königsherrschaft. Ein Satz beschreibt seine Königsherrschaft: „Der Herr hat in den Himmeln seinen Thron errichtet.“ Er herrscht über alles.
Der Thron steht in den Himmeln, und seine Herrschaft reicht über alles. In den Versen 20 bis 22 folgt dann ein Aufruf zum Loben. Es wird dazu aufgefordert, seine Boten, seine Heere und alle seine Werke zu loben. Das ist ein Aufruf an verschiedene Geschöpfe, ihn zu preisen. Zum Schluss folgt wieder der wiederholte Aufruf, mit dem alles begonnen hatte: der Aufruf zum Loben an die eigene Seele.
Bei diesem letzten Teil fällt auf, dass fünfmal Yahweh genannt wird, und zwar in jedem Vers: Vers 19 Yahweh, Vers 20 Yahweh, Vers 21 Yahweh, Vers 22 Yahweh und zum Schluss, als Schlusssatz am Ende von Vers 22, noch einmal Yahweh. Das unterstreicht, dass es sich hier um eine Strophe von Vers 19 bis 22 handelt.
Was mir noch aufgefallen ist: Es gibt einige Parallelen zwischen Anfang und Ende, zwischen der ersten und der letzten Strophe. Es steht nicht nur am Anfang „Lobe den Herrn, meine Seele“ und am Ende ebenfalls, sondern auch in Bezug auf die Taten Gottes.
In den Versen 4 und 5, also in der ersten Strophe, sind fünf Taten Gottes aufgezählt: Er vergibt, er heilt, er erlöst, er krönt, er sättigt. Fünf Verben, fünf Wohltaten Gottes an seinen Dienern, an seinem Volk, hier sogar persönlich an dem Psalmisten. Fünf Taten.
Dreimal steht dabei das Wort „alle“: alle seine Wohltaten, alle deine Ungerechtigkeit, alle deine Gebrechen. Das sind fünf Taten der Diener, und dreimal steht „alle“. Auch hier zeigt sich eine Parallele.
Die fünf Taten der Diener sind: Sie sind kräftig, sie tun sein Wort, sie hören auf seine Stimme, sie dienen und sie tun seinen Wohlgefallen. Im Hebräischen steht hier „Hörend“ oder „Hörer“ auf die Stimme seines Wortes, dann seine Diener und schließlich Täter seines Wohlgefallens.
Es gibt also fünf Taten dieser Diener, eine fünffache Beschreibung. Und dreimal steht „alle“: alle seine Heere, alle seine Werke an allen Orten seiner Herrschaft.
Zusätzlich steht noch ein „alles“ in Vers 7: Er herrscht über alles. Und im ersten Vers der ersten Strophe steht auch ein „alles“: „all mein Inneres“. Wenn man die „alle“ zählt, hat man eigentlich vier „alle“ in der ersten Strophe und vier „alle“ in der letzten Strophe.
Fünf Taten der Diener in der letzten Strophe und fünf Wohltaten Gottes in der ersten Strophe – das ist Poesie. Das ist ganz bewusst gegenübergestellt: erste und letzte Strophe.
Dann gibt es noch etwas: Eine Parallelität zwischen der zweiten und der vorletzten Strophe. Wenn ich „Strophe“ sage, meine ich den Teil, also den zweiten und den vorletzten Teil.
Der zweite Teil, Verse 6 bis 10, hat eine Parallele zum Teil in den Versen 15 bis 18. Welches Wort kommt dort vor, sowohl im zweiten als auch im vierten Teil?
„Gnade“ oder „Güte“, die Güte Yahwes, kommt vor. Aber die kommt ja auch noch an anderen Stellen vor. Das wollen wir jetzt nicht so stark betonen, denn sie kommt auch in der Mitte vor, nämlich im dritten, vierten und fünften Teil. Sie kommt jedoch nicht im ersten und letzten Teil vor. Das ist schon eine wichtige Beobachtung.
Aber es gibt noch ein Wort, das nur im zweiten und im vierten Teil vorkommt: „ewig“, „immerfort ewig“. Das kommt zweimal im zweiten Teil, Vers 9, und zweimal im vierten Teil, Vers 17, also an beiden Stellen zweimal.
Und es gibt noch ein drittes Wort, das nur im zweiten und im vierten Teil vorkommt, soweit ich weiß: „Gerechtigkeit“. Yahweh übt Gerechtigkeit ganz am Anfang vom zweiten Teil und am Ende, gegen Ende vom vierten Teil. Seine Gerechtigkeit ist auf Kindeskinder.
Das ist nicht zufällig, das glaube ich nicht. Das ist bewusster Chiasmus, also ein bewusstes Verwenden von Wörtern in einer bestimmten Anordnung.
Ich denke, der Dichter wurde vom Heiligen Geist befähigt. Es ging ihm in Fleisch und Blut über, einen gewissen Chiasmus im Gedicht auszudrücken: A, B, C, B, A.
Damit schließen wir für diese Stunde. Wir beten.
