Einleitung und Ausgangssituation der Frauen am Grab
Ich lese uns Lukas 24, die ersten zwölf Verse:
Aber am ersten Tag der Woche, sehr früh, kamen sie zum Grab und brachten wohlriechende Öle mit, die sie bereitet hatten. Sie fanden jedoch den Stein weggewälzt von dem Grab und gingen hinein. Dort fanden sie den Leib des Herrn Jesus nicht.
Als sie darüber bekümmert waren, siehe, da traten zwei Männer mit glänzenden Kleidern zu ihnen. Sie aber erschraken und neigten ihr Angesicht zur Erde.
Da sprachen die Männer zu ihnen: „Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist nicht hier, er ist auferstanden. Gedenkt daran, wie er euch gesagt hat, als er noch in Galiläa war: Der Menschensohn muss überantwortet werden in die Hände der Sünder, gekreuzigt werden und am dritten Tage auferstehen.“
Und sie gedachten an seine Worte.
Dann gingen sie wieder weg vom Grab und verkündigten all dies den elf Jüngern und allen anderen. Es waren aber Maria von Magdala, Johanna, Maria, die Mutter des Jakobus, und die anderen Frauen mit ihnen, die den Aposteln dies sagten.
Doch diese Worte erschienen ihnen wie Geschwätz, und sie glaubten ihnen nicht.
Petrus aber stand auf, lief zum Grab, bückte sich hinein und sah nur die Leichentücher. Danach ging er davon und wunderte sich über das, was geschehen war.
Ich bete: Himmlischer Vater, schenke uns, dass wir uns nicht einfach nur wundern. Schenke uns Glauben, dass wir glauben, dass alles so gekommen ist und alles so kommen wird, wie du es verheißen hast. Schenke uns, dass wir diese Botschaft hören und sie uns nicht nur informiert, sondern ins Leben spricht. Darum bitten wir in Jesu Namen. Amen.
Überblick über die Predigtstruktur und Einführung in die erste Phase
Wir wollen diesen Predigttext in drei Abschnitten betrachten. Im Gottesdienstblatt, das Sie wahrscheinlich zusammen mit dem Liederbuch erhalten haben, finden Sie in der Mitte zwei verschiedene Gliederungen.
Sie müssen auf die linke Seite schauen. Auf der rechten Seite sehen Sie bereits eine Struktur für die Predigt, die heute Abend um neunzehn Uhr stattfinden wird. Herzliche Einladung, heute Abend noch einmal zu kommen. Dort wird Pastor Alexander Heistermann Gottes Wort verkündigen.
Auf der linken Seite sehen Sie drei Punkte. Der erste Punkt umfasst die Verse 1 bis 4a. In diesen Versen erkennen wir deutlich die Trauer und Ratlosigkeit der hingegebenen Jüngerinnen.
Die Frauen am Grab: Trauer, Hoffnung und Ratlosigkeit
Um zu verstehen, wer diese Frauen sind, die morgens zum Grab kommen, müssen wir wirklich einen kleinen Blick zurück in die Bibel werfen. Bleiben wir auf derselben Seite, falls Sie sie aufgeschlagen haben, und gehen wir zu Lukas 24. Dort schauen wir uns Kapitel 23 an.
Dort lesen wir, wie diese Frauen den Tod ihres Meisters aus der Ferne beobachteten. In Vers 49 heißt es: „Sie standen aber alle seine Bekannten, also Jesu Bekannten, von Ferne, auch die Frauen, die ihm aus Galiläa nachgefolgt waren, und sahen das alles.“ Das sind Frauen, die schon länger mit Jesus unterwegs waren. Zusammen mit anderen Jüngern waren sie längere Zeit bei Jesus gewesen.
Sie hatten gehört, wie er voller Weisheit und Liebe gelehrt hatte. Sie hatten erlebt, wie er seinen Anspruch, der Sohn Gottes zu sein, dadurch untermauerte, dass er große Wunder tat. Diese Frauen hatten zusammen mit den Jüngern große Hoffnungen in Jesus gesetzt. Sie ahnten, dass er der Messias ist, der im Alten Testament verheißene Erlöser von Gottes Volk.
Wahrscheinlich hofften sie, dass er die römische Besatzungsmacht vertreiben würde, die damals Jerusalem und das umliegende Judäa und Galiläa besetzt hielt. Sie hofften darauf, dass er nun das Reich Gottes ausrichten würde – ein Reich, in dem der Messias selbst regieren würde, ein Reich, in dem Frieden und Wohlstand herrschen würden.
Ich kann mir gut vorstellen, wie diese Frauen Hoffnung hatten: Hoffnung auf ein einfacheres, ein besseres Leben und vielleicht sogar auf gewisse Privilegien als Jünger der ersten Stunde. Es war noch keine Woche her, als sie dort am Kreuz standen. Noch keine Woche, dass Jesus triumphal in die Hauptstadt Jerusalem eingezogen war und die Menschen ihm zugejubelt hatten. Alles schien so gut.
Doch dann nahm die ganze Sache eine schreckliche Wendung. Einer seiner Jünger, einer, der mit ihnen unterwegs gewesen war, verriet Jesus und lieferte ihn an seine Feinde aus. Diese kamen, verhafteten ihn, folterten ihn brutal und töteten ihn letztendlich grausam.
Sie standen dort am Kreuz und sahen, wie er starb – und mit ihm starben alle ihre Hoffnungen. Nachdem Jesus gestorben war, erhielt Joseph von Arimathäa die Erlaubnis, Jesus in ein Felsengrab zu legen. Auch das beobachteten die Frauen aus der Ferne. In Vers 55 heißt es: „Es folgten aber die Frauen nach, die mit ihm gekommen waren aus Galiläa, und beschauten das Grab und wie sein Leib hineingelegt wurde.“
In unserem Bibeltext, im Vers 10, erfahren wir dann, wer diese Frauen sind. Sie bekommen Namen und Gesichter: Es waren Maria von Magdala, Johanna, Maria, die Mutter des Jakobus, und noch andere mit ihnen. Diese Frauen, die also am Karfreitag gesehen hatten, wie Jesus gestorben war, kamen am Sonntag früh zurück zum Grab.
Sie brachten wohlriechende Öle mit, denn sie wollten den toten Jesus salben. Sie wollten ihm die letzte Ehre erweisen. Am Freitagabend war das nicht mehr möglich gewesen, da Jesus ins Grab gelegt wurde und die Dunkelheit hereinbrach.
Im jüdischen Denken endete der Tag immer mit dem Sonnenuntergang. Mit dem Sonnenuntergang am Freitagabend begann der Sabbat. An diesem Tag war es nicht gestattet, solche Dinge zu tun. Deshalb blieben sie wie alle anderen Menschen auch zuhause.
Mit dem Sonnenuntergang am Samstagabend endete der Sabbat. Doch da war es bereits dunkel, und sie konnten nichts tun. So war der Sonntagmorgen, bei der ersten Dämmerung, bei den ersten Sonnenstrahlen, die über den Horizont krochen, die erste Gelegenheit, wirklich das zu tun, was sie sich unbedingt vorgenommen hatten: Jesus die letzte Ehre zu erweisen.
So kommen sie zum Grab. Doch dort machen sie eine schockierende Beobachtung. Wie es in den Versen 2 und 3 heißt: „Sie fanden aber den Stein weggewälzt von dem Grab und gingen hinein und fanden den Leib des Herrn nicht.“
Zu Beginn von Vers 4 sehen wir, dass sie darüber sehr bekümmert waren. Die Schlachterbibel übersetzt das noch etwas besser: Es heißt eigentlich, sie waren ratlos. Natürlich waren sie bekümmert, tief traurig – all ihre Hoffnungen waren erstorben. Aber sie waren auch verwirrt.
Was soll das? Wie kann das sein? Dann heißt es weiter: „Als sie darüber bekümmert oder ratlos waren, siehe, da traten zu ihnen zwei Männer mit glänzenden Kleidern. Sie aber erschraken und neigten ihr Angesicht zur Erde.“
Wir sehen also: Die Frauen kommen in tiefer Trauer. Sie sehen das leere Grab und sind ratlos. Sie sehen die zwei seltsam gekleideten Männer und sind verängstigt. Das ist ihr emotionaler Zustand am Ostermorgen – der Zustand dieser Frauen angesichts der Tatsache, dass das Grab leer ist.
Die Herausforderung des Glaubens und die Bedeutung der Hingabe
Nun ist das etwas, das wir so natürlich nicht nachempfinden können. Wir haben die Geschichte nicht selbst miterlebt und wissen, wie es weitergeht. Für uns ist das alles eher etwas, das wir aus der Distanz beobachten und wahrnehmen können.
Und doch frage ich mich, ob wir nicht zumindest in gewisser Weise doch nachempfinden können, wie es diesen Frauen am Ostermorgen ging. Vielleicht bist auch du ein hingegebener Christ, der Jesus aufrichtig liebt, so wie diese Frauen. Es ist nicht ganz unwahrscheinlich, dass auch in deinem Leben Dinge geschehen, die für dich einfach keinen Sinn machen. Vielleicht erlebst du Dinge, die dich eher erschrecken. Ich bin mir sicher, dass es manchen unter uns so geht.
Das können Situationen sein, in denen unser Glaube wirklich herausgefordert wird – unser Glaube daran, dass Gott wirklich der allmächtige Herr ist, der uns liebt und es gut mit uns meint. Wenn das so ist, wenn er der Allmächtige ist und wirklich einen guten Plan hat, warum dann so viel Leid? Warum Hoffnungen, die sich in Luft auflösen?
Vielleicht kannst du doch ein kleines bisschen nachempfinden, wie es den Frauen gegangen sein muss. Von daher sollten wir erst einmal staunen über die Hingabe dieser Frauen.
Es ist traurige Realität, dass sich immer wieder Menschen, die erleben, wie sich ihre Hoffnungen in Luft auflösen, die Leid erfahren, das sie nicht erklären können, von Gott abwenden. Ihr Glaube zerbricht, und sie werden von Zweifeln durchdrungen. Letztendlich sagen sie: „Das mit Gott war ein schöner Gedanke, und seine Lehren sind vielleicht auch ganz hilfreich, aber ich glaube nicht mehr so wirklich an den Allmächtigen, der mich liebt und alles im Griff hat und zu einem guten Ende führen wird.“
Doch die Frauen wenden sich nicht ab. Nein, sie wollen Jesus weiter ihre Liebe erweisen – selbst dem Gestorbenen. Und das war nicht ganz ohne, wohlgemerkt. Sie wollen dem die letzte Ehre erweisen, der gerade am Donnerstagabend und Freitagmorgen von einem Mob nicht nur verhaftet und gefoltert worden war.
Ein ganzer Mob, der die Wahl hatte zwischen einem wirklich schlimmen Verbrecher, dem man lieber nicht begegnen wollte, und Jesus, wählte, dass man lieber den schlimmen Verbrecher freilassen und Jesus kreuzigen sollte. So sehr haben sie ihn gehasst.
Einem so verhassten Menschen dort in dieser Stadt oder vor den Toren dieser Stadt die letzte Ehre zu erweisen, war wahrscheinlich nicht nur unpopulär, sondern wohl auch gefährlich.
Ich hoffe, das fordert uns heraus, diese mutige Hingabe, diese Liebe der Frauen als etwas zu sehen, das uns ein Vorbild sein darf.
Nun sehen wir diese Frauen am leeren Grab. In ihrer Trauer mischt sich im Anbetracht des leeren Grabes Ratlosigkeit. Als dann zwei Männer in glänzenden Kleidern auftauchen, sind sie auch noch verängstigt.
Die Ermahnung und Belehrung durch die Engel
Und das bringt uns wirklich zum zweiten Punkt, zum zweiten Abschnitt in unserem Predigttext. Hier sehen wir, dass die hingegebenen Jüngerinnen am leeren Grab ermahnt und belehrt werden.
Wir haben gerade gesehen, wie die zwei Männer auftauchen und die Frauen verängstigt sind. Wir wissen aus Vers 23, was im Fortgang des Berichts deutlich wird: Die Frauen haben früher oder später verstanden, dass diese zwei Männer Engel waren. Diese zwei Engel stellen den Frauen eine Frage.
Und das ist keine neutrale Frage, keine Frage, die sagt: „Das würde mich jetzt mal so interessieren, könnte ja so oder so sein.“ Es ist eine Frage, die wirklich einen Vorwurf beinhaltet, eine rhetorische Frage: „Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten?“ Das ist doch absurd! Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Wenn ihr ein Date haben wollt, dann geht ihr nicht zum Friedhof. Er ist nicht hier, natürlich nicht, er ist auferstanden.
Ich hoffe, wir verstehen, dass diese Frage wirklich einen Vorwurf und eine Belehrung beinhaltet. Diese zwei Engel sagen den Frauen: Ihr müsstet das doch eigentlich wissen. Ihr müsstet doch wissen, dass Jesus lebt. Denkt ihr etwa, dass Jesus jetzt hier einfach im Grab sitzt und da irgendwie Frühstück vorbereitet hat? Was denkt ihr euch? Wollt ihr einen lebendigen Einbalsamierer? Mädels, was ist mit euch los? Denkt doch mal nach!
Ja, und dann wird deutlich, dass diese Engel mit ihrem Vorwurf wirklich Recht haben. Die Frauen fangen wohl an, anders zu ahnen. Denn die Engel fahren fort und erinnern die Frauen an das, was sie wirklich wissen sollten: „Gedenkt daran, wie er, Jesus, euch gesagt hat, als er noch in Galiläa war: Der Menschensohn muss überantwortet werden in die Hände der Sünder, gekreuzigt werden und am dritten Tage auferstehen.“
Das ist es, was die zwei Engel den Frauen hier ermahnend sagen: Denkt nach, denkt darüber nach, was ihr euch gesagt habt. Eure Ratlosigkeit, eure Betrübnis hat hier keinen Platz. Jesus hatte das doch immer wieder angekündigt. Immer wieder hatte er gesagt, dass er gekommen war, um sein Leben zu geben. Er hatte immer wieder gesagt: Ich muss sterben, ich muss sterben, und ich werde auferstehen.
In Lukas 9 finden wir so einen Bericht. Vor einigen Monaten haben wir diesen Text in einer Predigt in der Weihnachtszeit oder kurz danach betrachtet. Dort lehrte Jesus die Jünger, dass der Menschensohn – damit meint er sich selbst – viel leiden muss, verworfen wird von den Ältesten, Hohepriestern und Schriftgelehrten, getötet wird und am dritten Tage aufersteht (Lukas 9,22).
Das hatten die Frauen noch nicht verstanden, das hatten sie aus dem Blick verloren, das hatten sie nicht bedacht. Jesus hatte es ihnen zwar gesagt, aber vielleicht machte es für sie einfach keinen Sinn. Und wie das manchmal so ist, wenn wir etwas hören, was keinen richtigen Sinn für uns macht, geht es durchs eine Ohr rein und durchs andere wieder raus. Dann wissen wir nicht mehr, was gemeint war, und vergessen es einfach.
Und die Engel sagen: Nein, nein, nicht vergessen! Bedenkt das! Ihr habt jetzt circa Freitag getrauert und am Samstag getrauert. Und ihr habt jetzt am Sonntagmorgen trotz des leeren Grabes immer noch Betrübnis. Denkt bitte nach! Ihr dachtet, dass mit Jesu Tod alle eure Hoffnungen dahin sind – nur weil ihr nicht bedacht habt, was Jesus euch doch immer wieder gesagt hatte.
Er war gekommen, um zu sterben und dann wieder aufzuerstehen. Sein Tod war kein Unfall. Er entsprach genau dem guten Plan, in den Jesus euch immer wieder hatte hineinblicken lassen – den guten Plan, den er mit Gott, dem Vater, vor Grundlegung der Welt gemacht hatte. Jesus musste sterben, damit alle, die ihm nachfolgen, nicht sterben müssen, nicht den ewigen Tod sterben müssen.
Die Frauen hatten gehofft, Jesus würde weiterleben, er würde sein Reich aufrichten. Aber stellt euch mal vor, Jesus hätte das getan, was die größte Hoffnung seiner Jüngerinnen und Jünger war. Stellt euch vor, was dann gewesen wäre. Stellt euch vor, Jesus hätte die römische Besatzungsmacht vertrieben. Stellt euch vor, er hätte in Jerusalem ein neues Israel aufgebaut, eine Herrschaft angetreten, eine neue Blütezeit eingeläutet.
Stellt euch das mal vor! Die Frauen hätten wahrscheinlich ein besseres Leben gehabt, keine Verfolgung mehr, Frieden gehabt, hätten keine feindliche Besatzungsmacht fürchten müssen. Sie hätten vielleicht besondere Privilegien gehabt. Das wäre sicherlich nicht schlecht gewesen. Aber das war das maximale Maß an Hoffnung, das sie für ihr Leben hatten.
Und dann passiert das, was im Leben eines jeden passiert: Der Tod kommt. Und dann werden alle vor dem Richterstuhl Gottes erscheinen müssen. Die Bibel lehrt deutlich, dass niemand dort bestehen kann vor dem vollkommen gerecht richtenden heiligen Gott, der nicht selbst vollkommen gerecht und heilig ist.
Spätestens dann wäre den Frauen schlagartig klar geworden, dass ihr Gezänk, ihre Lasterworte, ihr Geiz und ihre Gier, vielleicht ihre Lügen, alles Böse, was sie je getan haben – und ihnen wäre schlagartig klar geworden: Die herrlichen Dinge des Lebens, die sie unter der Königsherrschaft Jesu hätten genießen können, wären es nicht wert, verglichen mit dem Schrecken, der ihnen bevorgestanden hätte.
Verstehen wir, wie viel zu klein ihre Hoffnungen waren? Jesus hat etwas viel Besseres. Er musste sterben, um das größte aller Probleme zu lösen. Er musste sein Leben geben, von den Menschen verworfen werden, verraten werden und getötet werden. Er musste das alles tun, damit der gute Plan Gottes aufgehen würde.
Damit er das Gericht, das diese Frauen und ihre Jünger und überhaupt alle Menschen verdient hätten, auf sich nehmen konnte. Damit dieses Gericht auf ihn kommen konnte und er am Kreuz sein Leben geben konnte, so dass die Strafe bezahlt ist. Versteht ihr, was das bedeutet?
Das bedeutet, der Weg zur Herrlichkeit scheint ein Weg zu sein, der durch Leid geht, aber der hinführt zu einer großen Herrlichkeit. Zu einem Leben nach dem Tod, einem ewigen Leben – einem Leben, das wir leben können, auch wenn wir eines Tages sterben und vor Gott stehen, weil wir dann nicht mehr fürchten müssen, für unsere Sünden verdammt zu werden.
Weil Jesus diese Verdammnis, den Zorn Gottes, das Gericht bereits auf sich genommen hat. Versteht ihr, dass das, was Jesus hier bietet, was er angekündigt hat, sein Leben lang, so viel besser ist als das, was die Frauen sich erhofft hatten? Versteht ihr, dass das, was Jesus dir anbietet, so viel besser ist als das, worauf wir so leicht all unsere Hoffnungen setzen?
Die Dinge, auf die wir im Leben hoffen, werden so oft nicht Realität. Das haben wir gerade betrachtet, wie oft wir erleben müssen, dass die Dinge, auf die wir hoffen und vertrauen, zerplatzen wie eine Seifenblase. Und selbst wenn sie wahr werden, wie lange haben wir denn wirklich etwas davon?
Oft ist das, was für einen Moment so erstrebenswert aussieht, wenn wir es erreicht haben, auf einmal gar nichts mehr, was uns wirklich befriedigen kann. Und nichts, wofür wir hier unser Leben auf Erden so oft investieren, hat wirklich Bestand. Sei es die Ehe, die wir anstreben, oder der Job, den wir anstreben, oder der Reichtum, den wir anstreben – all das wird nicht bestehen für alle Ewigkeit. Es zerplatzt.
Ich habe vorhin für die Witwen hier in der Gemeinde gebetet. Sie haben das schmerzhaft erfahren. Sie können dankbar zurückblicken, in den meisten Fällen auf eine gute, erfüllte Ehe. Aber irgendwann kommt ein Punkt, an dem das, wofür man gelebt hat, nicht mehr ist. Der tolle Job, den man angestrebt hat und vielleicht bekommen hat, spätestens mit der Rente – bleiben nur noch ein paar schöne Geschichten darüber, wie es mal war, von denen dann bald alle um dich herum genervt sind: „Habe ich schon zehnmal gehört.“
All der Reichtum nützt dir gar nichts mehr, wenn du im Sarg liegst – und wenn er auch noch so marmorbeschlagen sein mag. Das sind die Hoffnungen, für die wir so oft leben.
Ich hoffe, dass wir sehen: Das, was die Frauen verstehen mussten, müssen wir eigentlich auch immer wieder verstehen. Es gibt etwas Besseres, für das es sich mehr lohnt zu leben – etwas, das uns bereit machen sollte, auch Leid zu durchleben.
Die Frauen durften das verstehen. Davon lesen wir im dritten Abschnitt. Wir sehen, wie ihre Ratlosigkeit, wie ihre Trauer Raum gibt für eine neue Zuversicht und ein frohes Zeugnis.
Vom Zweifel zur Zuversicht: Die Wirkung der Erinnerung an Jesu Worte
So heißt es in Vers 8: „Und sie gedachten an seine Worte.“ Dieser kurze Satz „Und sie gedachten an seine Worte“ verändert alles. Plötzlich sind sie nicht mehr in ihrem eigenen Denken, in dem sie sich selbst immer predigen und sagen: „Oh, das ist alles so schlimm, mein Leben, diese Hoffnung, was ist eigentlich los, hat Gott mich vergessen?“
Stattdessen gedachten sie an seine Worte. Sie gingen wieder weg vom Grab und verkündigten alles den Elfen und den anderen. Auf einmal waren sie erfüllt von neuer Zuversicht. Jetzt wollen diese Frauen auch den anderen Jüngern die frohe Osterbotschaft verkünden.
Sie wissen, dass die Jünger irgendwo sitzen, noch ganz betrübt sind und denken, all ihre Hoffnungen seien in Schutt und Asche. Die Frauen sagen: „Mensch, wir müssen ihnen das sagen, damit auch sie die Freude haben, die wir jetzt haben. Damit auch sie an das denken, was Jesus uns doch verheißt hat. Das macht doch alles auf einmal Sinn.“ So gehen sie voller Erwartung hin. Vielleicht denken sie, jetzt gibt es eine Osterparty.
Dann werden uns diese Frauen vorgestellt, und es heißt in Vers 11: „Sie verkündeten es den Männern und den Jüngern.“ Die Jünger sind da und hören den Frauen voller Erwartung zu. Doch es heißt, dass ihnen diese Worte wie Geschwätz erschienen und sie nicht glaubten. Wie pietätlos! Jesus ist tot, und hier kommen Frauen mit so einer Geschichte. „Also bitte, typisch emotionale Frauen, was ist hier schon wieder los?“
Lasst uns doch in Ruhe trauern, dass unsere Hoffnungen dahin sind. Und jetzt so etwas – Geschwätz!
Petrus aber stand auf, lief zum Grab, bückte sich hinein und sah nur die Leichentücher. Dann ging er davon und wunderte sich über das, was geschehen war. Er wundert sich also, hat es aber auch noch nicht verstanden. Ein kleines bisschen Hoffnung scheint in ihm aufzukeimen, aber letztendlich lesen wir hier nichts von Freude.
Die anderen Evangelisten berichten, wie Petrus später eine Begegnung mit Jesus hatte und so zum Verstehen kam. Zu diesem Zeitpunkt aber bleibt nur Verwunderung.
Tatsächlich sehen wir, dass es den anderen Jüngern später ähnlich ergeht. Im weiteren Verlauf des Kapitels lesen wir Berichte, wie Jesus den Emmaus-Jüngern erscheint. Diese kehren zurück und berichten davon. Außerdem erfahren wir, dass auch Petrus eine Begegnung mit Jesus hatte. Sie sprechen darüber, dass er wahrhaftig auferstanden ist, doch sie glauben es noch nicht.
Das erkennen wir im weiteren Verlauf. Als der Auferstandene Jesus ihnen erscheint, lesen wir ab Vers 36: „Sie erschraken aber und fürchteten sich und meinten, sie sähen einen Geist.“
Seht ihr? Das steht hier, obwohl Jesus wahrhaftig auferstanden ist. Ich habe keine Ahnung, was sie damit meinten, als sie das sagten. Aber als Jesus erscheint, haben sie Angst. Sie erschrecken, fürchten sich und meinen, einen Geist zu sehen.
Im weiteren Verlauf zeigt Jesus ihnen seine durch Nägel durchbohrten Hände und Füße. Doch in Vers 41 heißt es, dass sie immer noch nicht glaubten. Sie glauben immer noch nicht.
Dann muss das geschehen, was uns ab Vers 44 berichtet wird – eine Parallele zu dem, was die Frauen erleben mussten, damit sie verstehen. Dort spricht er zu ihnen: „Das sind meine Worte, die ich zu euch gesagt habe, als ich noch bei euch war. Es muss alles erfüllt werden, was von mir geschrieben steht im Gesetz des Mose, in den Propheten und in den Psalmen.“
Da öffnete er ihnen das Verständnis, sodass sie die Schrift verstanden. Er sprach zu ihnen: „So steht es geschrieben, dass Christus leiden wird und auferstehen von den Toten am dritten Tage und dass in seinem Namen Buße zur Vergebung der Sünden gepredigt wird unter allen Völkern, angefangen in Jerusalem. Seid dafür Zeugen!“
Ich hoffe, ihr seht, was den Jüngern jetzt hilft, vom Unglauben, vom Zweifeln und von der Trauer zu neuer Hoffnung und zu mutigem Zeugnis zu gelangen. Es ist nicht das leere Grab. Es ist nicht einmal die Begegnung mit dem auferstandenen Jesus. Nein, es ist die Erinnerung – die Erinnerung an das, was er ihnen vorausgesagt hatte und was in der ganzen Schrift von ihm bezeugt wird.
Das führt dazu, dass Glaube entsteht und neue Zuversicht und Freude erwachen.
Einladung zum Nachdenken über die Auferstehung und Ermutigung zum Glauben
Ich denke, es ist gut für uns, das zu bedenken, wenn wir von diesem Gottesdienst ausgehen. Wenn du nachher in der U-Bahn auf dem Weg nach Hause einem Menschen zurufst: „Der Herr ist auferstanden!“, und vielleicht ein anderer Christ irgendwo in der U-Bahn antwortet: „Er ist wahrhaftig auferstanden!“, dann kann ich dir versprechen: Keiner von denen, die dazwischen sitzen, wird – wenn sie nicht gerade auch vom Gottesdienst kommen – sagen: „Ach so, ja, dann bekehre ich mich jetzt.“ Da kannst du sagen, was du willst, diese Menschen werden denken: „Oh, diese Christen schon wieder, die haben es echt nicht gecheckt, also sorry.“
Überzeugen wird diese Botschaft allein die Zweifler und Ungläubigen nicht. Und weil ich davon ausgehe, dass vielleicht doch auch einige unter uns heute sind, die an die Auferstehung noch nicht wirklich glauben – vielleicht nicht 45 Prozent, wie im Durchschnitt aller freikirchlichen Christen in Deutschland, aber vielleicht doch einige –, habe ich viel Verständnis dafür. Denn es ist schwer zu glauben.
Ich habe keine Erwartung, dass du jetzt sagst: „Na ja, wenn die jetzt alle die ganze Zeit Auferstehungslieder singen, dann glaube ich das jetzt auch.“ Ich mache mir da keine Illusionen. Ich verstehe, dass du wahrscheinlich die gleichen Zweifel wieder mit nach Hause nimmst, mit denen du gekommen bist. Es sei denn, du gehst der Sache wirklich auf den Grund.
Und dazu möchte ich dich einladen: Prüfe, ob die Ostergeschichte wirklich nur der verzweifelte Versuch einiger durchgetretener Menschen ist, das traurige Scheitern von Jesus auf einmal mit einem Happy End zu versehen. Ich denke, so denken ja die meisten Menschen über die Auferstehung. Da sind ein paar ein bisschen durchgeknallte Leute, die versuchen, auch etwas ganz Traurigem doch irgendwie Sinn zu geben. Sie packen so hollywoodmäßig ein Happy End an die Story.
Aber prüfe das. Selbst die bibelkritischsten Menschen werden zugeben müssen, dass zum Beispiel das Buch Jesaja vor Jesu Geburt geschrieben wurde. Selbst die größten Kritiker der Bibel, selbst die zynischsten Kritiker, die die guten Belege verwerfen, müssen zugeben, dass die Psalmen – wie zum Beispiel der Psalm, den ich vor der Predigt in der Schriftlesung zitiert habe – alle voraussagen, dass der heilige Gott den Tod überwinden wird. Dass er ewiges Leben bringen wird, stellvertretend für Sünder sterben wird und nach Leid und Tod ewig leben wird.
Lies Jesaja 53 bis zum Ende. Oder lies die Evangelienberichte und höre, was Jesus immer und immer wieder ankündigt. Ja, die Auferstehung entspricht nicht unseren Erfahrungen. Sie ist ein Wunder. Und Wunder haben das an sich, dass sie nicht unseren Erfahrungen entsprechen, dass sie nicht den Naturgesetzen und nicht den Dingen entsprechen, die wir normalerweise sehen und verstehen.
Aber dieses Wunder wurde angekündigt, immer und immer wieder. Und es gibt viele Fakten, die belegen, dass dieses Wunder wirklich geschehen ist. Selbst nichtchristliche Geschichtsschreiber berichten davon, dass dieser Jesus Menschen nach seiner Kreuzigung erschienen ist, dass sie ihn erlebt haben.
Wir haben die Berichte, die wir hier lesen. Wir wissen, dass diese Botschaft sehr glaubwürdig gewesen sein muss für die Menschen, die ihn haben sterben sehen, die verzweifelt nach Hause gegangen waren und die nur einige Tage später auf einmal von einer Hoffnung erfüllt waren. Diese Hoffnung hat sie bereit gemacht, sogar ihr Leben zu geben für diese Botschaft – und nicht nur ein oder zwei, sondern viele. So sehr, dass sich diese schwer glaubhafte Botschaft ausgebreitet hat und heute Millionen, ja Milliarden von Menschen feiern, dass Jesus lebt.
Also entweder sind das zwei Milliarden Menschen und die ganze Menschheitsgeschichte völlig verblendet, oder vielleicht ist das, was angekündigt wurde, tatsächlich wahr geworden. Geh dem auf den Grund, und ich bete, dass du erkennen kannst, dass der Herr lebt, alles in seiner Hand hält und alles gut ausführen wird.
Ermutigung für Christen im Umgang mit Leid und Hoffnung auf die Herrlichkeit
Und das möchte ich schließlich auch uns Christen mit auf den Weg geben. So wie die Frauen hängen auch wir oft an falschen Hoffnungen fest. Wir werden traurig und verzweifelt, wenn Dinge nicht so kommen, wie wir sie uns erhofft haben.
Ich hoffe, dass wir heute früh neu gestärkt werden im Vertrauen darauf: Gott hat alles im Griff. Ja, er lässt Leid zu und erlaubt uns, schwere Dinge zu erleben – so wie er seinen eigenen Sohn hat leiden und sterben lassen. Aber er hat alles im Griff. Und denen, die auf ihn vertrauen, wird alles letztendlich zum Besten dienen.
Lasst uns bedenken, was uns die Schrift verheißt. Wir brauchen immer wieder diese Korrektur durch die Schrift, die uns zuspricht. Der Herr hat nie gesagt, der Weg werde leicht. Er hat nie gesagt, dass wir alles bekommen, was wir uns wünschen. Er hat nie versprochen, dass die, die ihm folgen, Goldstaub erleben werden.
Nein, er hat gesagt: Allen, die mir nachfolgen wollen, werden Verfolgung und Schicksalsschläge begegnen. Sie werden erleben, dass das Leben nicht immer nur leicht, süß und honig ist. Aber er hat auch gesagt, dass diese zeitlichen Leiden nicht ins Gewicht fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll.
Gedenkt daran, denn das gibt Hoffnung – eine Hoffnung, die über das Hier und Jetzt hinausgeht. Eine Hoffnung auf etwas, das viel besser ist als alles andere, auf das wir hier jemals hoffen können.
Und dann lasst uns Menschen diese Hoffnung verkünden, denn der Herr ist wahrhaftig auferstanden. Amen!
Wir hören nun, dass der Chor uns diese Botschaft noch einmal verkündet.