Einleitung: Die Last menschlicher Verletzungen und das Beispiel Josefs
1. Mose 50,15-21 ist unser Predigttext. Man kann in dieser Welt viel Schweres durchmachen müssen. Wenn man immer wieder liest, wie Menschen von Unglück betroffen sind – so wie vielleicht jetzt in Herborn oder andere Ereignisse, die man gerade in der Zeitung liest – wird das deutlich.
Zum Schwersten gehört sicher das, was uns Menschen antun. Wenn Menschen uns das ganze Leben zerstören, indem sie mit ihren gemeinen Gedanken und Plänen alles bei uns durcheinanderbringen, dann kann man ahnen, was Josef durchgemacht hat. Ich meine, dass er für uns als ein Mensch dasteht, der wirklich Unvorstellbares aushalten musste.
Jetzt sind wir am Ende von Josefs Leben, und die Geschichte erreicht ihren Höhepunkt. Die Brüder Josefs aber fürchteten sich, als ihr Vater gestorben war. Sie sprachen: „Josef könnte uns etwas Böses tun und uns alle Bosheit vergelten, die wir an ihm getan haben.“
Darauf ließen sie ihm sagen: „Dein Vater befahl vor seinem Tod und sprach: ‚So sollt ihr zu Josef sagen: Vergib doch deinen Brüdern die Missetat und ihre Sünde, dass sie so übel an dir getan haben. Nun vergib doch diese Missetat uns, den Dienern des Gottes deines Vaters.‘“
Josef aber weinte, als sie ihm das sagten. Seine Brüder gingen zu ihm, fielen vor ihm nieder und sprachen: „Siehe, wir sind deine Knechte.“
Josef aber sprach zu ihnen: „Fürchtet euch nicht! Stehe ich denn an Gottes Statt? Ihr dachtet es böse mit mir zu machen, aber Gott gedachte es gut zu machen, um zu tun, was jetzt am Tage ist, nämlich am Leben zu erhalten ein großes Volk. So fürchtet euch nun nicht! Ich will euch und eure Kinder versorgen.“
Er tröstete sie und redete freundlich mit ihnen.
Die plötzliche Angst und das menschliche Versagen in der Versöhnung
Manchmal frage ich mich, ob man ein solches Thema an einem so strahlenden Sonntagmorgen überhaupt besprechen sollte. Unsere Gedanken sind auf Urlaub eingestellt. Einige von Ihnen werden später noch ins Grüne gehen und wandern. Da freut man sich über all das Schöne, was man erlebt.
Dieser Abschnitt spricht von einer plötzlichen Angst, die bei Menschen aufbricht. Doch dann dachte ich, es ist gut, heute Morgen darüber zu reden, denn diese Angst kann uns allen plötzlich über Nacht kommen. Man lebt ganz heiter und unbekümmert, und plötzlich liegt eine schwere Angst auf uns. Man kann nachts nicht mehr schlafen, die schweren Gedanken lassen einen nicht los, man ist durcheinander und denkt immer wieder an dasselbe: Wie wird das weitergehen? Wird das gut ausgehen?
Diese Angst kam bei den Brüdern Josefs nicht ohne Grund. Jahrelang hatten sie geglaubt, die alte Geschichte sei längst vergessen. Unsere Art, wie wir mit der Vergangenheit umgehen, ist erstaunlich: Vieles wird tatsächlich vergessen. Sie könnten gar nicht mehr lachen, wenn sie an all die dunklen Dinge ihres Lebens denken würden, die sie selbst verursacht haben. Ein Glück, dass man vergessen kann. Doch manches kommt auch wieder hoch, und dann wird man richtig schwermütig.
Die Brüder Josefs erschrecken, als ihr Vater gestorben ist. Für sie ist das vielleicht ungewöhnlich, doch es gibt Kulturen auf der Welt, in denen der Vater oder die Mutter so viel bedeutet, dass die Kinder sich nicht gegen den Willen der Eltern erheben. So war es damals auch in den Ordnungen Israels, und so ist es heute noch in vielen asiatischen Kulturen üblich.
Als der Vater tot war, erschreckten die Brüder und dachten: Josef hat sicher nur wegen des Vaters nicht gerecht gehandelt in dieser alten dunklen Geschichte. Sie sind voller Angst und schicken eine Botschaft an Josef. Sie schlagen eine Versöhnung vor. Wenn man das in Ruhe betrachtet, fällt auf, wie unbeholfen und kümmerlich menschliche Versöhnungsversuche sind. Das ist heute bei uns genauso. Wie soll man Versöhnung schaffen? Wie kann man über alte Schuld Vergebung erreichen?
Die Brüder bitten Josef, wenigstens um seines Vaters willen, auch nach dessen Tod nicht die alte Schuld zu rächen. Als sie dann zu Josef selbst kommen und vor ihm niederfallen, versuchen sie es. Doch wie wirken sie dabei? Mit der Brechstange versuchen sie, diese Versöhnung bei ihrem Bruder zu erzwingen. Es ist zwar ehrlich gemeint, doch aus Angst heraus getrieben – der Versuch, den Bruder umzustimmen.
Josefs Glaubensmut und das Leben unter Gottes Führung
Da fängt plötzlich dieser hohe Herr Joseph, der in Amt und Würden in Ägypten lebte, als Stellvertreter des Pharaos, des Königs von Ägypten, an zu weinen. Er ist tief erschüttert über das, was sich dort zuträgt.
Es ist nicht die Rührung, wie wir sie manchmal empfinden, wenn wir aus lauter Mitgefühl Tränen vergießen. Nein, Joseph erschrickt darüber, dass seine Brüder ihn so wenig verstehen und so wenig kennen.
In meiner Bibel steht über dieser Stelle „Josefs Edelmut“. Das ist jedoch Unsinn. Es handelt sich nicht um seinen Edelmut, sondern um seinen Glaubensmut, mit dem er seine Rachegefühle überwindet.
Man könnte meinen, es seien angeborene Charakterzüge, die man eben hat oder nicht hat – Persönlichkeitsstrukturen. Doch dem ist nicht so. Joseph hatte diese Eigenschaften nicht von Natur aus. Er sagt seinen Brüdern, dass er unter Gott steht. „Ich bin unter Gott.“ Das soll mein Thema heute sein: „Ich bin unter Gott.“
Für viele klingt das nicht besonders, wenn jemand gefragt wird: „Sind Sie Christ?“ Die Antwort lautet oft: „Ja, ich bin in die Kirchenbücher eingetragen, meine Eltern haben mich taufen lassen.“
Ich stelle eine ganz andere Frage: „Sind Sie unter Gott?“ Und wie ist das bei Ihnen in den Spannungen des Alltags? Wenn schwere Bewährungsproben kommen, wenn Menschen auf Ihnen herumtrampeln – sind Sie dann unter Gott?
Das bedeutet, dass Sie nicht nur mit zusammengebissenen Zähnen die Rachegedanken besiegen müssen, sondern dass Sie sie überwinden können – so wie Joseph. Er sagt: „Ich bin unter Gott.“ Das meint er mit seinem Wort: „Ich stehe nicht an Gottes Statt, ich bin unter Gott.“
Ich möchte das in dreifacher Weise erklären.
1. Lebensziel und Demut trotz Erfolg
Das Erste, was ich sehe, ist, dass Josef in seinem Leben alles gefunden hat. Er hat sein Lebensziel verwirklicht. Man könnte sagen, Josef hat es leicht. Er hat die höchsten Sprossen der Leiter erklommen, ist in Amt und Würden. Er hat Ehre, Macht und Geld. Einige Kapitel vorher hat er seine Brüder mit Wagenladungen voller Güter beschenkt. Er ist ein gemachter Mann, so träumen wir es: Josef hat es gut.
Ich muss jedoch darauf aufmerksam machen, dass reiche Leute es oft viel schwerer haben, demütig unter Gott zu bleiben. Gerade wohlhabende Menschen meinen oft, sie bräuchten Gott nicht, weil sie sich alles mit Geld kaufen können. Die, die Ehre und Macht haben, reißen sich oft gerade von Gott los.
Was an Josef auffällt, ist, dass er auch auf der Höhe seiner Macht ein ganz demütiger Mann bleibt. Er sagt: „Ich bin unter Gott, ich stehe nicht an Gottes Statt.“ Viele wohlhabende und mächtige Menschen stellen sich an die Stelle Gottes. Josef aber bleibt ganz von Gott abhängig. Das ist der Grund, warum in seinem Leben keine bitteren Gedanken Raum finden.
Auch wenn Sie sagen, Sie pflegen keine Rache zu üben, legen Sie doch einmal die Hand aufs Herz. Wenn ich mir selbst ehrlich in den Spiegel schaue, dann merke ich, dass bei allem Bösen, das einem zugefügt wird, doch überall Bitterkeit in uns aufkommt. Warum können andere so gemein zu mir sein? Warum sind sie so böse? Mit den Jahren wird diese Bitterkeit schlimmer. Sie wird zu einem richtigen Sumpf im Leben.
Es gibt Menschen, die mit 40 oder 50 Jahren richtig gemütskrank werden, weil die Bitterkeit aus ihrer Kindheit sich langsam auswirkt. Sie haben das nie bewältigt und beweinen sich immer wieder.
Schauen Sie sich Josef an: Er ist unter Gott. Das heißt ganz konkret, er sagt: Gott gibt mir alles, was ich brauche. Josef hat sein Lebensziel erreicht – nicht erst, als er ganz oben auf der Spitze des Erfolgs stand, sondern schon, als er ganz unten war. Als er in Ägypten am Sklavenmarkt stand und die Leute vorbeigingen, um zu entscheiden, ob sie ihn kaufen wollten. Das war für Josef entwürdigend und schwer.
In dieser Lage hat er alles, was er braucht. Er weiß: „Ich bin unter Gott, nicht unter den Menschen.“ Wenn Sie das einmal begreifen und Ihr Leben wirklich unter Gott stellen, dann können Sie auch entwürdigende Behandlung ertragen. „Ich bin ja gar nicht der Knecht der Menschen, auch wenn man mich zum Sklaven degradiert.“
Das ist übrigens auch der Grund, warum die ersten Christen in der Sklavenfrage lange Geduld aufbrachten. Sie griffen nicht sofort zur Revolution, sondern wollten in den Verhältnissen auf eine Änderung dringen und durchhalten. Sie wussten: Wir gehören Christus.
Josef stand an einem Punkt, wo seine ganze Ehre mit Füßen getreten wurde. Als die Frau Potifars ihn verführte und ihm das lockende Angebot machte: „Schlafe mit mir!“ – konnte das Josef nicht locken. Seine Lebensziele waren von Gott gesteckt. Er wollte nur den lebendigen Gott nicht verlieren.
Das waren keine bloßen Moralkategorien, sondern Konsequenzen für sein Verhalten. Wenn er Gott gehört, will er nicht seinen Leib preisgeben, um mit irgendjemandem zu schlafen. Sein Leib gehört Gott, und er will damit Gott ehren. Deshalb läuft er davon und geht sogar ins Gefängnis.
Im Gefängnis ereignet sich etwas Unheimliches: Josef muss jahrelang unschuldig leiden. Der Mundschenk erinnert sich später nicht mehr an ihn, obwohl er versprochen hatte, an Josef zu denken und ihn in Freiheit zu unterstützen.
Wie kann Josef solche langen Zeiten durchstehen? Zeiten, in denen man Unrecht aushalten muss, mit Füßen getreten wird und jahrelang nicht einmal seine einfachsten Menschenrechte verwirklichen kann? Josef kann das, weil er sagt: „Ich bin unter Gott.“ Er nimmt auch das Schwere von Gott an.
Ich habe den Verdacht, dass viele das Schwere nie wirklich als von Gott angenommen haben. Sie suchen immer noch das Andere und können nie Ja zu ihrem Heute sagen – zu der Beschränkung ihrer Kraft, zu den Leiden, die Gott auferlegt, und zu der Not, die sie tragen müssen.
„Ich bin unter Gott.“ Es gibt ein schönes Lied in unserem Gesangbuch: „Von dir, o Vater, nimmt mein Herz Glück, Unglück, Freude oder Schmerz, von dir, der nichts als lieben kann, voll Dank und voll Vertrauen an.“
Da muss man umdenken. Wenn bei uns immer wieder die Gefühle durchgehen wie ein wild gewordener Gaul und man sagt: „Aber da treibt mich mein Temperament“, dann ist das eben nicht unter Gott.
Ich weiß, wie schwer das ist. Christsein zeigt sich darin, ob wir unter Gott sind – mit unseren Gefühlen und Empfindungen, ob wir sie kontrollieren können, unsere Sehnsüchte und Wünsche. „Ich bin unter Gott.“
Das war der erste Punkt: Josef hat sein Lebensziel gefunden. Er hat alles gefunden, was er will, und zwar schon viel früher – auch da, wo er wirklich ganz im Dunkeln stand.
2. Unerschütterlichkeit trotz schwerer Prüfungen
Das zweite Nichts wirft ihn aus der Bahn – nichts wirft ihn aus der Bahn. Das überrascht mich an der Josephsgeschichte am allermeisten: Wie hält er das wirklich aus?
Als die Brüder kommen und ihn auf dieses heikle Thema ansprechen, erwartet man ja irgendwie, dass Joseph sagt: „Ja, es ist mir sehr schwergefallen, ihr seid schuld an meinen grauen Haaren“ oder „Ich habe da schon kämpfen müssen, bis ich das bei mir fertiggebracht habe.“ Nein, in diesem Augenblick ist sich Joseph gar nicht mehr bewusst, wie schwer es ihm auch sicher geworden ist. Unsere ganze menschliche Art ist ja darauf ausgerichtet, dass wir reagieren, dass wir auch spontan antworten und dass wir es den anderen spüren lassen.
Wissen Sie eigentlich, dass unser ganzes christliches Zeugnis darunter leidet, wenn wir so wenig unter Gott sind? Das ist auch für alle wichtig, die in Eheschwierigkeiten leben. Ehe kann sehr schwierig sein, aber auch dann sind sie unter Gott. Es gibt viele Situationen, wo man das ganz konkret übertragen kann, zum Beispiel in Beschäftigungsverhältnissen, unter dem Chef oder unter Kollegen, wo man sagt: „Das halte ich kaum aus.“
Es wäre so natürlich, wenn Joseph später, als er die Möglichkeit dazu hat, sich wenigstens abreagiert. Denn das befriedigt uns ja so, wenn man es den anderen auch mal zeigen kann. Aber das muss Joseph überhaupt nicht. Und da gibt es eine ganz große Erklärung, die Joseph dafür gibt. Er sagt: „Ihr habt euch gedacht, das Böse mit mir zu machen. Wirklich, ihr habt euch alles Gemeine ausgedacht in eurem Kopf, alles, was nur Menschen an Gemeinem ersinnen können, habt ihr bei mir auch durchgeführt.“
Aber dann kommt ein großes Aber: Aber Gott hat alles umfunktioniert. Jetzt seien Sie froh, wenn es nur bei mir auch so wäre! Das will Gott bei Ihnen auch. Sie müssen Gott wirklich freie Bahn lassen. Joseph hatte diese große Ruhe, dass er sagt: „Jetzt lasse ich Gott diese ganze Not meines Lebens umändern.“
Aber Gott hat es wunderbar hinausgeführt. „Ihr habt euch gedacht, Böse mit mir zu machen, aber Gott hat es gedacht, gut zu machen.“ Und was Gott sich vorgenommen hat, das bringt er auch zu Ende. Aber meistens funken wir dazwischen, meist reagieren wir vorher, bevor Gott überhaupt handeln kann. Ehe die Stunden sich gefunden haben, bricht die Hilfe mit Macht herein. „Um dein Krämen zu beschämen, wird es unversehen sein.“ So war es bei Joseph.
Jetzt ist es so wichtig, ob Gott wirklich als ihr Gott ihre Lebensschicksale führen kann, ob Sie sie ihm anvertraut haben. Ich will es jetzt ganz in seine Hand hineinlegen und nicht mehr daran herummachen. Er soll meine Sache zu Ende bringen. Das finden Sie in vielen Stellen der Bibel zugesagt. Da gibt es so köstliche Verheißungen, wo Gott sich verpflichtet, denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen zu lassen.
Nur dürfen Sie nicht dazwischenfunken. Dann können Sie manchen Tiefschlag einstecken. Er wird Sie nicht aus der Bahn werfen, wenn Sie unter Gott bleiben. Ich bewundere immer die guten Schachspieler. Von Ihnen sind sicher auch einige gute Schachspieler dabei. Es gibt ja Champions. Gegen die können drei, vier, fünf antreten und sich überlegen, welche Züge sie machen. Der Champion sticht sie alle aus. In ein paar Zügen sind sie matt. Sie können sich überlegen, was sie wollen.
So ist es, wenn Ihr Leben in der Hand Gottes ruht: Da ist der Champion bei Ihnen. Dann kann der Teufel wüten, wie er will, da kann der Tozi Sie dahinraffen – Gott führt das alles herrlich hinaus. Da können Menschen bei Ihnen noch so dumme und gemeine Pläne verwirklichen. Wenn Gott Ihre Sache zu Ende führt, habe ich gar keine Sorge. Ich habe nur die Sorge, ob Sie unter Gott sind oder ob Sie Ihrem alten Ich noch freien Raum lassen.
Darin ist die Josephsgeschichte groß. Verstehen Sie, warum Sie das nicht verwechseln dürfen mit Edelmut? Es ist Glaubensmut, wenn einer so unter Gott steht und dann den langen Atem hat und in der Dunkelheit seines Lebens auf Gott schaut und alles Gott anheimstellt, der es herrlich hinausführt.
Wir waren neulich bei unserem Seniorenausflug noch im Eidlinger Mutterhaus und haben dort die Diashow zum Schluss angesehen. Ich hatte da gerade Gelegenheit, mit den leidenden Schwestern ein paar Worte zu reden. Dann erzählten sie auch, dass Schwester Dorle wieder in den Libanon ausgereist ist. Sie sah ja, sie ist jetzt in den Libanon gegangen. Dann sagten sie: „Ach, wissen Sie, es war komisch, es war gerade der Tag, an dem wir sie ziehen ließen.“
In den Nachrichten kam dauernd, dass die Bundesregierung alle Bundesbürger dringend warnt, nicht mehr den Libanon aufzusuchen. Aber sie ist ja in Gottes Hand. Das klingt vielleicht lässig oder frömmelnd, aber für Schwester Dorle ist es mehr. Wenn da drüben Geiselnahme ist, um den Hamadei freizupressen, sagt sie: „Es kann mir nichts geschehen, als was Gott erlaubt und was mir nützlich ist.“
Sie wissen, dass bei unseren Missionen ein eiserner Grundsatz herrscht: Geiseln werden nicht freigekauft. Es ist eine Glaubensfrage. Aber nicht nur dort im Libanon, auch bei Ihnen: Ob Sie unter Gott sind.
Noch das Letzte: Er nimmt sich der Not der anderen an. Ja, das ist bei uns so schwer, dass wir immer um unser Ich kreisen. In diesen Spannungen und da, wo uns Unrecht widerfährt, können wir stundenlang anderen erzählen, wie gemein das war, wie sehr es wehtut und wie unsere Gefühle verletzt sind.
Bei Joseph waren keine Gefühle verletzt, weil er seine Ehre von Gott hat. Er weiß: Ich bin bei Gott würdig und wertvoll, weil Gott mich lieb hat. Sie müssen bei sich grundsätzlich umdenken. Können Ihnen Menschen noch wehtun, dann stimmt etwas mit Ihrem Glauben nicht. Wenn Sie abhängig sind vom Geschwätz der Menschen, dann stimmt etwas nicht. Sind Sie noch verwundbar? Das kann nicht sein, wo allein Gott uns die Ehre und Würde gibt.
Als die Brüder kommen, redet Joseph freundlich mit ihnen. Das ist keine gespielte Heuchelei, sondern wirklich Seelsorge an den Freunden. Er spürt, was jetzt bei seinen Brüdern passiert, und sagt: „Ihr kriegt die alte Schuld nicht unter die Füße.“ Das ist eine ganz bittere Erfahrung.
Ich wollte, dass Sie hier auch ganz neu unsere Generation heute, unsere Zeitgenossen besser verstehen: Warum so viele Menschen bedrückt, belastet und freudlos sind, warum sie sogar vor Gott fliehen. Weil alte Schuld fortwährend in ihre Erinnerung kommt.
Schuld kann man überhaupt nicht bewältigen. Sie kann man auch nicht wiedergutmachen. Die Idee, dass man durch irgendein Verfahren, das man sich selber zum Knecht macht, Schuld wiedergutmachen könnte, ist absurd. Es gibt nicht einmal eine richtige Versöhnung unter Menschen. Wie soll man so etwas Schlimmes vergeben können? Das kann man ja nicht einfach wegwischen.
Da wird uns deutlich, dass Vergebung nur durch das Blut Jesu möglich ist. Hier bleibt auch die Josephsgeschichte offen. Sie weist weiter auf das, was uns später im Opfer Jesu gezeigt wird. Wir sollen diesen Dienst tun, Menschen das heute anzubieten: „Euer Leben kann doch völlig neu werden!“
Wäre es nicht so wichtig, dass wir durch diese Welt gehen und Menschen Vergebung zusprechen? Ganz konkret Beichte abnehmen und volle Vergebung zusprechen? Ich wollte, dass heute in dieser Kirche niemand mehr ist, der nicht absolut sicher ist, ob ihm seine Schuld vergeben ist oder nicht. Alte Dinge, die längst vergangen sind. Sie müssen wissen, ob Ihr Leben unter dem Fluch oder unter dem Segen steht. Das wusste Joseph.
Darum war es ihm so wichtig, dass die Brüder auch das in ihrem Leben erfahren sollten: „Fürchtet euch nicht!“ Nur Gott kann das lösen in eurem Leben. Er redete freundlich mit ihnen. Diese Stelle weist auf das große, freundliche Reden Jesu hin: „Kommt her zu mir, ich will euch erquicken, die Lasten wegnimmt, die Leben heilt.“
Ach, was kann sich in unserem Leben alles anhäufen an Schuld, Versäumnissen, Unrecht und Bösem! Das Große ist, dass es Vergebung gibt und dass man es loswerden kann. Dann steht unser Leben unter dem Segen Gottes.
Dann wird es auch wahr, was Jesus sagt: Dass ich wie Joseph leben kann, niemals hassen muss, wo jemand mir flucht, niemals rächen muss, wo jemand mir Böses will, sondern dass ich plötzlich den segnen kann, der mich flucht, dass ich dem vergeben kann, der mir so viel Böses antut – einfach weil in meinem Leben die große Vergebungskraft Gottes wirksam wurde.
Ich wollte, dass diese Geschichte heute bei Ihnen Dinge löst. Nicht nur, dass wir jetzt hier sitzen und sagen: „Das hat mich beeindruckt“, sondern dass es bei Ihnen jetzt konkret etwas löst und Sie frei werden. Sie sagen: „Ich möchte nicht mehr mit meinem Ich dastehen und dauernd das empfinden, was ich an so viel Schmerzen herumtrage, sondern ich will frei werden, lieben, helfen und freundlich reden.“
Es gibt so wenig Menschen, die unter Gott stehen. Das ist das Angebot heute für uns: unter Gott zu sein, unter seiner Führung, unter seiner Leitung, weil wir wissen, dass er alles herrlich hinausführt. Amen.
Die Kraft der Vergebung und die Befreiung von Schuld
Noch das Letzte: Er nimmt sich der Not der anderen an. Ja, bei uns ist es oft so schwer, weil wir immer nur um unser Ich kreisen. In solchen Spannungen und dort, wo uns Unrecht widerfährt, können wir stundenlang anderen erzählen, wie gemein das war, wie sehr es wehgetan hat und wie verletzt unsere Gefühle sind.
Bei Josef aber waren keine Gefühle verletzt, weil er seine Ehre von Gott empfing. Er wusste: „Ich bin bei Gott würdig und wertvoll, weil Gott mich liebt.“ Sie müssen hier grundsätzlich bei sich selbst ganz umdenken. Können Ihnen Menschen noch wehtun, dann stimmt etwas mit Ihrem Glauben nicht. Wenn Sie abhängig sind vom Geschwätz der Menschen, dann stimmt etwas nicht. Sind Sie noch verwundbar? Das kann doch nicht sein, wo allein Gott uns Ehre und Würde gibt.
Als die Brüder kamen, redete Josef freundlich mit ihnen. Das war keine gespielte Heuchelei, sondern echte Seelsorge an seinen Freunden. Er spürte, was jetzt bei seinen Brüdern vor sich ging, und sagte: „Ihr bekommt die alte Schuld nicht unter die Füße.“ Das ist eine ganz bittere Erfahrung.
Ich wollte, dass Sie hier auch ganz neu unsere Generation heute, unsere Zeitgenossen, verstehen lernen. Warum sind so viele Menschen bedrückt, belastet und freudlos? Warum fliehen sie sogar vor Gott? Weil alte Schuld fortwährend in ihre Erinnerung kommt. Schuld kann man überhaupt nicht bewältigen, man kann sie auch nicht wiedergutmachen.
Die Idee, dass man durch irgendein Verfahren, das man sich selbst zum Knecht macht, Schuld wiedergutmachen könnte, ist absurd. Es gibt nicht einmal eine richtige Versöhnung unter Menschen. Wie soll man so etwas Schlimmes vergeben können? Das kann man nicht einfach wegwischen.
Hier wird uns deutlich, dass Vergebung nur durch das Blut Jesu möglich ist. Die Geschichte Josefs bleibt offen und weist weiter auf das hin, was uns später im Opfer Jesu gezeigt wird. Wir sollen diesen Dienst tun und den Menschen heute anbieten: Euer Leben kann völlig neu werden!
Es wäre so wichtig, dass wir durch diese Welt gehen und Menschen Vergebung zusprechen, ganz konkret Beichte abnehmen und volle Vergebung zusprechen. Ich wollte, dass heute in dieser Kirche niemand mehr ist, der nicht absolut sicher ist, ob ihm seine Schuld vergeben ist oder nicht. Alte Dinge, die längst vergangen sind, müssen geklärt sein.
Sie müssen wissen, ob Ihr Leben unter dem Fluch oder unter dem Segen steht. Das wusste Josef. Darum war es ihm so wichtig, dass die Brüder auch das in ihrem Leben erfahren sollten: „Fürchtet euch nicht! Nur Gott kann das lösen.“ Er redete freundlich mit ihnen.
An dieser Stelle weist Josef auf das große, freundliche Reden Jesu hin: „Kommt her zu mir, ich will euch erquicken.“ Jesus nimmt Lasten weg und heilt das verwundete Leben.
Ach, was kann sich in unserem Leben alles an Schuld, Versäumnissen, Unrecht und Bösem anhäufen! Das Große ist, dass es Vergebung gibt, dass man diese Last loswerden kann und dass dann unser Leben unter dem Segen Gottes steht.
Dann wird wahr, was Jesus sagt: Ich kann wie Josef leben, ohne zu hassen, wo jemand mir flucht. Ich muss mich nicht rächen, wo jemand mir Böses will. Stattdessen kann ich plötzlich den segnen, der mich flucht, und dem vergeben, der mir so viel Böses antut. Einfach weil in meinem Leben die große Vergebungskraft Gottes wirksam wurde.
Ich wollte, dass diese Geschichte heute bei Ihnen etwas löst. Nicht nur, dass wir jetzt hier sitzen und sagen, das hat mich beeindruckt, sondern dass es bei Ihnen konkret etwas bewirkt. Dass Sie frei werden und sagen: Ich möchte nicht mehr mit meinem Ich dastehen und dauernd das empfinden, was ich an so viel Schmerzen herumtrage. Ich will frei werden, lieben, helfen und freundlich reden.
Es gibt so wenige Menschen, die unter Gott stehen. Das ist das Angebot heute für uns: unter Gott zu sein, unter seiner Führung und Leitung, weil wir wissen, dass er alles herrlich zum Guten führt.
Amen.
