Einführung in die Kriegsgeschichte und politische Lage
Zur Predigttext steht im ersten Buch Mose, Kapitel 14, Vers 1 bis 16. Es handelt sich um eine Kriegsgeschichte.
Es geschah zur Zeit des Königs am Rafel von Sineach, Arjok, des Königs von Elasar, Kedorlaomer, des Königs von Elam, und Tidal, des Königs von Völkern, dass sie Krieg führten mit Bera, dem König von Sodom, und mit Birschah, dem König von Gomorra, mit Schinab, dem König von Adma, mit Schember, dem König von Zeboim und mit dem König von Bela, das ist Zoar.
Diese kamen alle zusammen ins Tal Sidim, wo sich heute das Salzmeer befindet, auch Totes Meer genannt. Denn sie waren zwölf Jahre lang dem König Kedorlaomer untertan gewesen, doch im dreizehnten Jahr waren sie von ihm abgefallen.
Daraufhin kamen Kedorlaomer und die Könige, die mit ihm waren, im vierzehnten Jahr und schlugen die Rephaiter bei Ashtarot Karnaim, die Susiter bei Ham, die Emiter in der Ebene Kiriathaim und die Horiter auf ihrem Gebirge Seir bis El Paran, das an die Wüste grenzt.
Anschließend wandten sie sich um und kamen nach En Mischpat, das ist Kadesch, und schlugen das ganze Land der Amalekiter sowie die Amoriter, die in Hatzezontama wohnten.
Die Schlacht im Tal Sidim und die Gefangennahme Lots
Da zogen aus: der König von Sodom, der König von Gomorra, der König von Adma, der König von Zeboim und der König von Bela, das ist Soa. Sie rüsteten sich zu kämpfen im Tal Siddim gegen Kedor-Laomer, den König von Elam, und Tidal, den König von Völkern, sowie Amrafel, den König von Sinach, und Arjoch, den König von Elasar. Es standen also vier Könige gegen fünf.
Das Tal Siddim aber hatte viele Erdharzgruben. Die Könige von Sodom und Gomorra wurden in die Flucht geschlagen und fielen in diese Gruben. Was übrig blieb, floh auf das Gebirge.
Die Sieger nahmen alle Habe von Sodom und Gomorra sowie alle Vorräte und zogen davon. Sie nahmen auch Lot mit, Abrahams Brudersohn, und seine Habe, denn er wohnte in Sodom. Danach zogen sie davon.
Abrams Einsatz zur Rettung Lots
Da kam jemand, der entronnen war, und berichtete es Abram, dem Hebräer, der im Hain Mamre wohnte, des Amoriters, des Bruders von Eschkol und Arnach. Diese waren mit Abram im Bund.
Als Abram hörte, dass der Sohn seines Bruders gefangen genommen worden war, rüstete er seine Knechte aus. Es waren 318 Knechte, die in seinem Haus geboren waren.
Er jagte den Feinden nach und griff sie nachts mit seinen Knechten an. Er schlug sie und verfolgte sie bis nach Hoba, das nördlich der Stadt Damaskus liegt.
Abram brachte alle Habe zurück, ebenso Lot, den Sohn seines Bruders, mit seiner Habe, den Frauen und dem Volk.
Reflexion über die Grausamkeit der Welt und das Überleben des Stärkeren
Das müssen Sie mir verzeihen, dass ich noch ganz unter dem Eindruck dessen stehe, was ich in den letzten sieben oder acht Tagen erlebt habe. Diese Menschenmassen kann man sich kaum vorstellen. Was bedeutet es, wenn ein Land – nein, man muss sagen ein Kontinent – wie Indien mit seinen 700 Millionen Menschen bevölkert ist? Was gilt da schon der Einzelne?
Vielleicht eine typische Szene: Im grässlich grausamen Verkehr von Neu-Delhi jagte dieses Taxi wild hupend durch die Gegend. Links war ein Bus, dazwischen ein Radfahrer, und dann das Taxi. Der Fahrer drückte sich ganz an den Bus heran, der Radfahrer stürzte zu Boden, die Hinterräder des Taxis fuhren über das Rad hinweg. Ich sehe noch, wie ich mich aus dem Fenster herausbeuge, um zu sehen, ob der Mann sich erhebt. Ich weiß nicht, ob er verletzt ist. Nicht einmal hält das Auto an. Der Taxifahrer lacht nur und sagt: „Der hat kein Recht, hier zu fahren.“ Wir sind entsetzt. Muss man da nicht anhalten? Nein, der Stärkste hat Recht. Derjenige, der mehr PS hat, der die stärkere Hupe hat, fährt durch. Und der Schwächste muss sehen, wie er weiterkommt.
Ist das nicht ein Bild unserer ganzen Weltgesellschaft? Das ist bei uns doch nicht anders. Wer die stärksten Ellbogen hat, drückt den anderen zur Seite. Das ist Überlebenskampf, so wie er draußen in der Natur gang und gäbe ist. Der setzt sich durch, der die stärksten Wurzeln hat und am meisten Kraft.
Dann haben wir am letzten Samstag die stundenlange Parade sehen können. Wenig später begannen die Gespräche der großen Sechs, die sich für Neutralisierung und Abrüstung einsetzten. Aber dann fuhren stundenlang Panzer und Tanks vorbei. Die Inder schwärmten: „Mit denen können wir noch einmal Pakistan besiegen. Die können sich auch in der Wüste bewegen.“ Dann lachten sie und sagten: „Ach, die Pakistanis mit ihren amerikanischen Tanks – Weltgeschichte. Davon wissen wir gar nichts.“ So sieht es aus: Einer gegen den anderen, und der Stärkste setzt sich durch. Der, der die meiste Macht hat.
Das Land Gandhis gibt 30 Prozent der Staatsausgaben für das Militär aus – kein Wort mehr darüber. Grausame Wirklichkeit unserer Welt!
Die politische Realität und die Ohnmacht des Einzelnen
Und heute haben wir in der Bibel plötzlich so einen kurzen Abriss der Weltgeschichte, wie sie so verläuft. Damit wir uns ganz klar verstehen: Ich treffe immer wieder Christen, die sagen: „Du vergisst das so gern, wir Christen müssen politisch tätig sein.“ Selbstverständlich! Noch nie hat das jemand bestritten. Das hat nicht einmal etwas mit dem Christentum zu tun, das ist Bürgerpflicht, Menschenpflicht. Natürlich muss ich mich mit allen meinen Möglichkeiten einsetzen. Das tun Sie doch hoffentlich, mit allem, was Sie können!
Aber das Grausame ist etwas ganz anderes, und davon wollen wir heute Morgen sprechen. Was kann ich denn tun, wenn dieser grausame Ablauf der Weltgeschichte kommt, so wie damals? Zwölf Jahre waren sie dort tributpflichtig. Was heißt das? Dass sie ausgesaugt wurden bis zum letzten Hemd, bis zum letzten Blutstropfen. Diese Herrscher verlangten von ihnen das Letzte an Abgaben und Steuern. So wurden sie unterdrückt und unterjocht. Dann kam der Freiheitskampf.
Wie endet der Freiheitskampf? Wir wollen uns nichts vormachen: Auf dieses grausame Blutbad folgt nur neues Unrecht. Dort konnten sie sich nicht einmal durchsetzen. Dieser Cedor la Omo mit seiner großen Kriegsmaschine fährt einfach noch einmal drüber hinweg. Das ist Weltgeschichte. Sagen Sie nicht, als ob das alles noch einen Sinn hätte oder irgendwo eine höhere Gerechtigkeit. Das Furchtbare ist, dass Gott seine Hand auch von dieser Welt abziehen kann.
Dann geschieht es, dass einer gegen den anderen steht, und das Unrecht am Ende siegt. Menschen ballen ihre Fäuste, kommen aber doch unter die Räder und können nichts tun. So wie jener kleine Radfahrer, den es unter ein Taxi beutelt, und nachdem keiner fragt und keiner stehen bleibt. Menschen gibt es genug, was gilt schon das Leben des Einzelnen?
Das sage nicht ich Ihnen, sondern das müssen Sie sehen, wenn Sie wach beobachten, was in der Welt geschieht. Das ist das, was einen kaum mehr loslässt. Ohnmächtig stehe ich mittendrin, so wie es uns nicht losgelassen hat, meine Frau und mich. Als eine Frau sich zu Füßen warf und ihr Baby hinstreckte, wusste man genau: Jede Hilfe, die ich gebe, hat doch keinen Wert. Die Inder sagten: „Tu es nicht, es ist nur eine Lumperei, wieder dahinter.“
Wie wäre es nicht besser gewesen mit Almosen? Wenn Sie einmal gesehen haben, wie unvorstellbar das ist, wenn Menschen in den größten Slums von Bombay leben: eine Million Menschen auf einem Haufen, ohne Sanitäreinrichtungen, ohne etwas, dieser Gestank, der darüber liegt. Weltgeschichte, Weltgeschichte!
Es wird sicher Hilfseinrichtungen geben, die Ihnen immer das Märchen erzählen, wenn Sie 30 Mark geben würden, wäre alles gelöst, und Sie wären ein großer Menschenretter. Sie sind selbst schuld, wenn Sie das glauben. Sie werden immer erleben, wie wenig Sie erreichen können, und dann wird man mutlos.
Die Hoffnung auf Gottes Blick für den Einzelnen
Das Besondere an der Bibel ist, dass sie von Lot erzählt. Gott sieht einzelne Menschen in der riesigen Masse. Einige kennt er beim Namen und ruft sie Lot oder Abraham.
Wenn man beim Bibellesen nicht viel versteht, dann soll man zumindest dies verstehen: Das Größte ist, wenn ein Mensch entdeckt, dass Gott da ist. Wenn er die Hand Gottes fasst und mitten in der Weltgeschichte beginnt, mit Gott zu wirken. Nicht, weil er es aus eigener Kraft kann oder sein Vertrauen auf sich selbst setzt, sondern weil er mit Gott im Bund ist und Gott ihn stark macht.
Das erzählt die Bibel auf vielen Seiten. Deshalb ist nicht die Frage, ob wir uns überhaupt betätigen, sondern woher wir unsere Macht haben. Woher kommen unser Einfluss, unsere Stärke, unser Können? Woher nehmen wir unsere Befehle und Weisungen für das, was wir tun?
Das Schicksal Lots im Strudel der Weltgeschichte
Die Frage, was aus dem Menschen wird, der in diesen Strudel der Weltgeschichte hineingezogen wird, ist mein erster Punkt. Ich habe heute nur zwei.
Wie Laub im Wind – ach, armer Lot! Man will es kaum glauben. Vielleicht sagt nach der Predigt jemand: „Du hast ein bisschen krass gezeichnet.“ Sie können es sagen, wie sie wollen. Denken Sie darüber nach: Es ist wie Laub im Wind.
Wenn es Sie einmal trifft, wenn Ihr Arbeitsplatz wegrationalisiert wird und niemand mehr nach Ihnen fragt, dann wissen Sie, was Welt ist. Dann hängen Sie plötzlich mit drin. Und wenn Sie erfahren, wie es ist, wenn andere Sie vergessen und nicht mehr an Sie denken, nur weil sie jetzt Hilfe brauchen, dann wissen Sie, was das bedeutet. Plötzlich ist man da, und niemand kümmert sich um den Einzelnen – wie Laub im Wind.
Lot hatte sein Leben ganz anders begonnen. Er war mit Abraham ausgezogen. Dann stand er vor einer wichtigen Entscheidung, als Abraham ihm vorschlug, dass sie sich trennen sollten, weil sie nicht zusammenziehen konnten. Die Weideflächen waren zu groß, und die Wiesen zu karg, um die großen Herden zu versorgen.
Damals ließ Abraham seinen Neffen Lot wählen: „Geh hin, wohin du willst.“ Sie standen auf einem Berg und blickten hinunter. Lot, ein junger Mensch, geschäftstüchtig und clever, sah hinunter auf die fruchtbaren Landstriche. Das Gebiet am Toten Meer war damals noch nicht von Gottes Zorn verderbt. Er sah alles und dachte: Geschäft ist Geschäft, da muss man mitmachen. Man muss sein Leben einmal leben.
Ist daran etwas Böses? Nein. Ist es etwas Böses, wenn Sie Ihr Geschäft planen und im Beruf tüchtig vorwärtskommen? Ist es etwas Böses, Geld zu verdienen? Nein, wir leben doch nur einmal. Es ist nur die Frage, ob Sie mehr haben als nur Erfolg im Geschäft.
Was hilft es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt? Stellen Sie sich mal vor, die ganze Welt. Jesus sagt: Es lohnt sich nicht, wenn du dein Leben nicht geborgen hast in der Hand Gottes. Hoffentlich bleibt dieser Refrain des Chores bei Ihnen: Wenn sie nicht mehr haben, die Welt vergeht mit ihrer Lust.
Das klingt vielleicht pessimistisch, und Sie denken: „Du willst uns ja nur die Freude verderben.“ Ich will keine Freude verderben. Die Welt wird sie Ihnen schon verderben.
Lot war so fröhlich gestimmt, so fasziniert, so beglückt – so wie es uns allen immer wieder geht –, dass ihm die Dinge des Glaubens plötzlich so unwichtig, so klein und nebensächlich vorkamen. Er kümmerte sich nicht mehr darum, dass Gott ihn einmal gerufen hatte. Dass er mit seinem Onkel Abraham auf ein großes Ziel zuging – auf eine Stadt, die einen Baumeister hat, auf eine neue, ewige Stadt.
Ach, was soll denn dieses Himmlische Jerusalem? Hier muss man leben. Hier ist man gefordert. Und Lot hatte viel erreicht: Seine Töchter waren gut verheiratet, er war Stadtrat geworden. Wahrscheinlich sind viele von uns noch nicht so weit gekommen. Er saß am Stadttor, angesehen und geehrt, obwohl er ein Fremder, ein Neubürger war. Das ist nicht leicht bei den Spannungen, die es dort gab.
Sein ganzes Leben war wie Laub im Wind, hin und her geweht – mehr nicht, im Strudel der Weltgeschichte.
Die Ohnmacht angesichts der Weltprobleme und der Wunsch nach Veränderung
Lassen Sie mich es noch einmal klar sagen: Es gibt heute viele Menschen, die große Absichten haben und in voller Lauterkeit erklären, sie wollten endlich die Welt verändern. Man hört immer wieder solche Aussagen, zum Beispiel bei der großen Hungersnot in Äthiopien: „Wir wollen die Ursachen abstellen.“
Doch stellen Sie doch einmal die Ursachen ab! Sorgen Sie dafür, dass es nach drei Jahren wieder regnet. Das muss doch möglich sein. Wir sind doch mitten hineingestellt in diese Situation.
Das merkt doch jeder, der an der Front steht – nicht nur jemand, der darüber redet oder Vorsätze fasst, sondern der sich wirklich in das Leid der Welt hineingibt. Der weiß, wie ohnmächtig man dabei ist, wie ein Lot, das mitgezogen wird, plötzlich im Strudel der Welt.
Abrams mutiger Einsatz und die Kraft des Glaubens
Aber jetzt muss ich noch vom Einsatz Abrahams sprechen. Bei Abraham kommen die Boten, bringen verschmierte Sättel und übermitteln kurz die Nachricht, was passiert ist. Es braucht nicht viel: Wieder einmal hat die Sader-Gewalt gesiegt.
Glauben Sie, im zwanzigsten Jahrhundert sei es anders? Gewalt hat gesiegt. Wer die Macht in der Hand hat, der kann bestimmen. Und dann noch die kurze Nachricht: Dein Neffe Lot ist auch gefangen.
Was denkt man in solchen Augenblicken? Erlauben Sie mir, ganz offen zu sagen, dass ich fürchte, wir würden manchmal in solchen Momenten sagen: Siehst du, Lot, so hat es kommen müssen. Du hast ja nicht hören wollen. Jetzt musst du fühlen, Erfahrungen machen, dir Hörner abstossen. Es geschieht dir ganz recht. Jetzt sitzt du drin.
Doch davon steht kein Wort. Da steht nur, dass Abraham handelt. Und ich bitte Sie noch einmal, das zu verstehen: Was Abraham macht, war hirnverbrannt, war verrückt.
Nachdem die Könige von Sodom mit ihren ganzen Verbündeten besiegt waren, sammelt er seine kleine Schar von Bediensteten um sich und sagt: „Ein Bruder ist in Not.“
Wenn Christen zur Tat schreiten, ist es oft das lächerlichste Aufgebot. Dann mögen die anderen ihre hundert Millionen im Fernsehen addieren. Es ist die Frage, ob Gott mit ihnen im Bunde ist. Sie brauchen gar nicht zu fragen, ob sie einen anderen Rückhalt haben.
Das hat mir vorhin im Lied so gefallen. Es fing mich plötzlich auf zum Spott dem feigen Rat. Es gibt so viele Ratgeber, die sagen: Du musst Kompromisse machen in der Welt.
Glaubende wissen: Ich darf meine kleine Lebenskraft und das, was mir gegeben ist, in die Waagschale werfen, und es wird nicht vergeben sein.
Wenn Sie es genau ansehen, merken Sie, dass es überhaupt keine Kriegsgeschichte war. Gott schlägt niemand tot – das machen Menschen. Aber dass Abraham dorthin zieht und plötzlich seinen Vetter, seinen Neffen Lot, aus dem Gefangenenlager holt – mein Bruder!
Lassen Sie andere witzeln und spötteln über das Wort „Bruder“. Wir wollen zu glaubenden Christen nicht „Herr“ sagen, sondern „Bruder“. Der, der des gleichen Glaubens ist und mit Jesus den Weg geht.
Einen Bruder muss ich holen, der muss heraus! Und dann gibt es kein Unmöglich mehr. Da braucht man keine Unterstützung und keinen Rückhalt sonst mehr.
Wenn Gott mich sendet, dann kann ich alles möglich machen.
Beispiele gelebten Glaubens und Bruderliebe in Indien
Dann möchte ich einige Beispiele erzählen, weil mich das Thema sehr bewegt hat. Wir hatten Begegnungen, die oft bis weit in die Nacht hinein dauerten. Dabei haben wir versucht, die vielen Projekte einigermaßen zu überblicken, die in den letzten Jahren dort gefördert wurden.
Hoch aus dem Norden, aus den Bergen am Himalaya, war Tashi Bahadur angereist. Bisher war es immer etwas schwierig, sich brieflich zu verständigen. Er hat dort oben eine kleine Ausbildungsstätte gegründet, eine Bibelschule mit Sozialarbeit. Dort lernen die Menschen einfache Verrichtungen, damit die Evangelisten, die hinausziehen, das Gleiche in den Dörfern tun können.
Wenn man dann plötzlich hört, was er erzählt, wird deutlich, welchen Rückhalt diese Evangelisten haben. Er sagt, bei uns gibt es überhaupt keine Christen. Alle Dörfer, in die wir ziehen, sind zu hundert Prozent heidnisch. Man fragt sich: Was suchen sie dort? Dann erzählt er, wie im Animismus, im Heidentum, die Sehnsucht nach Befreiung lebt.
Er berichtet, wie sie Menschen taufen und wie sich Menschen bekehren. Dort oben fangen sie an, Menschen zu helfen, ein neues Leben zu finden – oft ist es nur ein Einzelner, der hinzieht. Im Alter von fünfundfünfzig Jahren hat Tashi Bahadur seinen sicheren Posten aufgegeben und sich in dieses Werk rufen lassen. Er hatte niemanden, der ihn finanziell unterstützte.
Einige Inder hatten uns damals geschrieben: Wenn ihr ihn tragen würdet, wäre das ein Pionierwerk. Wir bringen das zum Wachsen. Wenn einer erzählt, was das bedeutet, nämlich die Liebe, die er über die Meere hinweg erfahren hat, in der Bruderschaft, dann berührt das sehr.
Ein anderer, Vishal, ein junger Theologe, litt darunter, dass die Bevölkerung, vor allem die Farmer, so arm sind. Wenn sie ihr Getreide verkaufen, bekommen sie etwa zwanzig Mark. Die Großhändler hingegen, die es weiterverkaufen, erzielen achtzig oder hundert Mark und werden reich. Deshalb hat Vishal eine Genossenschaft gegründet.
Er wusste um den großen Hass der Reichen. Vishal ist ein gläubiger Beter, bei dem man nicht auseinandergehen durfte, ohne miteinander zu beten. Dann erzählt er mit stockenden Worten, was passiert ist: „Sie haben mir vor ein paar Wochen alle meine Häuser niedergebrannt. Jetzt stehe ich vor den Ruinen, und sie lachen darüber, dass es doch keinen Wert hat, den Armen zu helfen, im Namen Jesu, umsonst!“
Was ist denn „umsonst“? Meinen sie, es sei etwas umsonst, was gewagt wird? Der Leiter des Evangeliumsrundfunks, dem wir gegenübersitzen, erzählt, wie im Radio die Nachricht vom schrecklichen Giftgasunglück in Bhopal kam. Er sagt: „Meine erste Reaktion war, den nächsten Bus zu nehmen. Da müssen wir hinein und uns um die Menschen kümmern, jetzt, wo sie aus der Stadt hinausfluten, um ihr Leben in Sicherheit zu bringen. Jetzt müssen Jesusleute hinein.“
Und ob das gut geht? Fragen Sie nicht, wie das ausgeht. Das ist ein Glaubenswagnis. Aber wir wissen, dass diese Bruderliebe nicht von uns erfunden wurde. Jesus hat sie vor allen anderen an uns erwiesen. So ist Jesus uns den Verlorenen nachgegangen.
Der Auftrag zur Rettung und das Wirken im Königreich Gottes
Und wenn es für uns Bruderliebe gibt und Rettung von Verlorenen, dann möchte ich Ihnen dies heute so ins Herz brennen, dass Sie, wo Gott Ihnen einen Auftrag, eine Verpflichtung und einen Dienst gibt, mit aller Macht und aller Entschlossenheit hingehen. Sie sollen geben, was Sie haben, aber auch wissen: Das Teilen der Güter ist noch nicht genug.
Wenn ich nicht einen Menschen herausgerettet habe, einen Lot herausgeholt habe, damit er etwas Größeres kennt als nur Ehre, Anstellung und Macht in der Welt zu bekommen, wenn ich es ihm nicht wichtig gemacht habe, dann fehlt etwas Wesentliches.
Das Größte, was unseren Retterdienst auszeichnet – neben allem, was selbstverständlich ist im Teilen des Guten, im Reden, im Geben und im Lieben – ist, dass das Größte geschehen darf: dass einer herausgerettet wird. Wofür? Für das Königreich Gottes.
Sensationell ist in dem Ablauf der Weltgeschichte, wenn einer, wenn Sie heute dieser eine sind, der sagt: Ich will mich an Gott binden, ich will nur noch ihm gehorsam sein, und ich will in dieser Welt den Retterdienst tun, den großen Retterdienst Gottes! Amen!