Eröffnung und Einführung in die Predigtserie
Im Psalm 119,18 lesen wir: „Öffne mir die Augen, dass ich sehe die Wunder an deinem Gesetz.“ Das möchte ich beten, bevor ich predige.
Himmlischer Vater, öffne du uns die Augen, öffne du uns die Ohren, öffne du unsere Herzen, damit wir die Wunder an deinem Gesetz sehen; die Herrlichkeit, die sich in deinem Wort uns offenbart. Herr, mach uns bereit zu hören und hilf uns dann, auf dein gehörtes Wort mit unserem Leben zu antworten. So gebrauche du diese Zeit, um dich zu verherrlichen, uns zuzurüsten zu jedem guten Werk und schenke uns deinen Frieden. Amen.
Mit der heutigen Predigt, wie Michael Ludwig gerade schon gesagt hat, wollen wir unsere Predigtserie fortsetzen. Diese Predigtserie handelt von Begegnungen des auferstandenen Herrn Jesus mit seinen Jüngern.
Der heutige Predigttext folgt unmittelbar auf den Text, den wir vor zwei Wochen bedacht haben. Vor zwei Wochen hatten wir gesehen, wie Jesus den Emmausjüngern begegnet war. Jesus war diesen zwei Jüngern auf ihrem Weg von Jerusalem nach Emmaus begegnet, aber ihnen wurden die Augen gehalten, sodass sie ihn nicht erkannten.
Sie erzählten Jesus von ihren enttäuschten Hoffnungen. Sie hatten die große Hoffnung gehabt, dass Jesus, ihr Freund und Herr, vielleicht der lange erwartete, so seelig erwartete Erlöser sein würde. Doch dann war er am Kreuz gestorben, und ihre Hoffnungen waren zerstört.
Die Offenbarung Jesu an die Emmaus-Jünger
Doch dann offenbarte Jesus ihnen, dass das kein Unglück war, sondern genau so geschehen musste. Er zeigte es ihnen anhand der Schrift.
Noch wussten sie nicht, wer mit ihnen dort sprach, aber sie sahen den Herrn Jesus offenbart in der Bibel, im Alten Testament. Auf einmal wurde ihnen klar: Das musste alles so geschehen, es war genau so von Gott geplant.
Als sie das verstanden hatten, als sie Jesus wahrhaft erkannt hatten als den, der er wirklich ist, gab er sich ihnen auch leibhaftig zu erkennen. Ihnen wurden die Augen geöffnet, sie erkannten ihn, als er mit ihnen Brot brach, und dann verschwand er.
Die Jünger waren jetzt verändert, sie waren begeistert. So liefen sie zurück von Emmaus nach Jerusalem, fanden die anderen Jünger und wollten ihnen erzählen, dass Jesus auferstanden ist.
In dem Moment, in dem sie hinkamen, entgegnete ihnen schon der Ruf der anderen Jünger: Simon Petrus hat den Auferstandenen gesehen.
Dann begann sicherlich ein Gespräch: Was habt ihr erlebt? Was hat Simon Petrus gesehen? Wir können uns vorstellen, dass all die anderen Jünger, die dabei waren, als dieses Gespräch stattfand, aber den Auferstandenen noch nicht gesehen hatten, viele Fragen hatten.
Sie fragten sich sicherlich: Was hat das zu bedeuten? Das muss ganz schön verwirrend gewesen sein, dass auf einmal diese beiden Emmaus-Jünger und Simon Petrus etwas sagten, das für sie keinen Sinn zu machen schien.
Die Erscheinung Jesu inmitten der Jünger
Und genau an dieser Stelle setzt unser heutiger Predigttext ein. Mitten in dieses Gespräch hinein erscheint Jesus.
Ich lese uns den Predigttext aus Lukas 24, Vers 36 vor. Das Evangelium nach Lukas, Kapitel 24, beginnt ab Vers 36 und ist in den ausliegenden Bibeln auf Seite 106 zu finden.
„Als sie aber davon redeten, trat er selbst, Jesus, mitten unter sie und sprach zu ihnen: ‚Friede sei mit euch!‘ Sie erschraken aber und fürchteten sich sehr und meinten, sie sähen einen Geist.
Und er sprach zu ihnen: ‚Was seid ihr so erschrocken, und warum kommen solche Gedanken in euer Herz? Seht meine Hände und meine Füße, ich bin's selber! Fasst mich an und seht, denn ein Geist hat nicht Fleisch und Knochen, wie ihr seht, dass ich sie habe!‘
Als er das gesagt hatte, zeigte er ihnen die Hände und die Füße.
Als sie aber noch nicht glaubten vor Freude und sich verwunderten, sprach er zu ihnen: ‚Habt ihr etwas zu essen?‘
Und sie legten ihm ein Stück gebratenen Fisch vor, und er nahm es und aß vor ihnen.“
Die Erfüllung der Schrift und die Öffnung des Verständnisses
Er sprach aber zu ihnen: Das sind meine Worte, die ich zu euch gesagt habe, als ich noch bei euch war. Es muss alles erfüllt werden, was von mir geschrieben steht im Gesetz des Mose, in den Propheten und in den Psalmen.
Da öffnete er ihnen das Verständnis, sodass sie die Schrift verstanden. Er sprach zu ihnen: So steht es geschrieben, dass Christus leiden wird und auferstehen von den Toten am dritten Tag. Und dass in seinem Namen Buße zur Vergebung der Sünden unter allen Völkern gepredigt wird.
Fangt in Jerusalem an und seid dafür Zeugen. Siehe, ich will auf euch herabsehen, was mein Vater verheißen hat. Ihr aber sollt in der Stadt bleiben, bis ihr ausgerüstet werdet mit Kraft aus der Höhe.
Das ist unser heutiger Predigttext, zugleich ein langer Predigttext. Wir wollen ihn in drei Abschnitten betrachten, wobei wir den längsten Abschnitt, die Verse 36 bis 43, zu Beginn besonders betrachten. Dort werden wir sehen, dass Jesus den Jüngern Frieden verkündet, doch die Jünger das nicht verstehen.
Dann lesen wir in den Versen 44 und 45, dass Jesus den Jüngern die Erkenntnis schenkt, die wahrhaft zu Frieden führt. Und schließlich sehen wir in den letzten Versen, dass Jesus seine Jünger, die nun den Frieden Gottes wirklich kennen, aussendet als Friedensboten.
Es ist meine Hoffnung, dass diese Predigt uns hilft, zu einem tiefen Frieden zu finden: einem tiefen Frieden, der hält, der dauerhaft ist und der uns motiviert, auch anderen Menschen zu Friedensboten zu werden.
Die erste Begegnung: Jesu Friedensgruß und die Reaktion der Jünger
Gleich zu Beginn unseres Predigttextes lesen wir, wie Jesus unter seinen Jüngern auftaucht und zu ihnen spricht: „Friede sei mit euch.“ Im Hebräischen ist das bis zum heutigen Tag eine gängige Redewendung. Doch Jesus sagt diese Worte nicht einfach so. Er meint genau das, was er sagt: Friede sei mit euch.
Diese Worte verfehlen jedoch ihre Wirkung. Die Jünger geraten vielmehr in Panik. Sie haben noch nicht wirklich erkannt, was es mit seiner Auferstehung auf sich hat. Sie denken, dass sie vielleicht einen Geist sehen. Einerseits hat er ihnen immer wieder gesagt, dass er auferstehen wird, andererseits glauben sie es nicht.
Einerseits haben sie es von den Emmaus-Jüngern und von Simon Petrus gehört, doch andererseits glauben sie es noch nicht wirklich.
Wie ist das mit uns? Wie würde es uns ergehen, wenn Jesus plötzlich auftauchen würde? Unsere Situation ist nicht ganz anders. Wir wissen auch, dass Jesus uns gesagt hat, dass er eines Tages wiederkommen wird – und zwar wie ein Dieb in der Nacht. Ich glaube nicht, dass das deshalb unbedingt nachts geschehen muss.
Wie wäre es, wenn Jesus plötzlich hier wäre? Sind wir bereit? Hätten wir tiefen Frieden?
Als Jesus plötzlich mitten unter seinen Jüngern steht, gehen ihnen sicherlich viele Fragen durch den Kopf: Kann das wirklich sein? Ist das Jesus oder sehen wir einen Geist? Haben wir vielleicht den Verstand verloren? Und wenn das wirklich Jesus ist, was dann? Was bedeutet das?
Vielleicht gingen den Jüngern die letzten Erlebnisse mit Jesus durch den Kopf: wie sie erst das Abendmahl gefeiert hatten und dann in den Garten gingen. Dort kam die Palastwache und Jesus wurde verhaftet. Was hatten die Jünger getan? Sie hatten ihren geliebten Jesus verlassen und waren alle davongelaufen.
Vielleicht hatten sie aus sicherer Entfernung mitverfolgt, was geschah. Wir wissen, wie es bei Petrus war, von den anderen wissen wir es nicht. Vielleicht hatten sie aus sicherer Distanz gehört, wie der Mob die Kreuzigung ihres geliebten Herrn gefordert hatte. Vielleicht hatten sie sogar aus der Distanz mit angesehen, wie ihr Herr so brutal ans Kreuz genagelt wurde: Nägel durchdrangen seine Hände und Füße, zwei andere Kriminelle rechts und links von ihm. Vielleicht waren diese Schmerzensschreie für sie zu hören.
Doch sie griffen nicht ein. Sie hatten Angst und hielten Distanz. Und jetzt kommt Jesus. Jetzt steht Jesus plötzlich vor ihnen. Was mag ihnen durch den Kopf gegangen sein? Was würde dir durch den Kopf gehen, wenn Jesus jetzt plötzlich vor dir stünde? Würdest du tiefen Frieden und große Freude verspüren? Oder würdest du daran denken, wie oft du nicht so gehandelt, nicht das gedacht und gesagt hast, was du wirklich hättest tun sollen mit deinem Herrn Jesus?
Aber Jesus kommt zu seinen Jüngern nicht, um sie zu verurteilen. Nein, dazu kommt er nicht. Er kommt, um seinen Jüngern Frieden zu bringen.
In seiner großen Liebe und Barmherzigkeit offenbart er sich jetzt als der verheißene Friedefürst. Voller Geduld zeigt er ihnen die Male in seiner Hand und in seinen Füßen. Er lädt sie ein, ihn anzufassen, um wortwörtlich begreifen zu können, dass er es wirklich ist.
Doch selbst jetzt kehrt noch kein Frieden bei den Jüngern ein. Das, was sie wahrnehmen, ist einfach zu gut, um wahr zu sein.
So fährt Jesus fort und gibt ihnen ein weiteres Indiz, dass er tatsächlich leibhaftig vor ihnen steht. Er lässt ihnen ein Stück gebratenen Fisch geben und isst ihn vor ihren Augen.
Ihr Lieben, wir sehen hier: Jesus kommt voller Gnade und mit Frieden. Doch zuerst geraten die Jünger in Panik. Da zeigt sich Jesus geduldig und appelliert an die Sinneswahrnehmung der Jünger: Seht, hört, fasst an.
Doch wahrer, tiefer Friede beruht ganz offensichtlich auf mehr als nur auf den Dingen, die wir mit unseren Sinnen wahrnehmen können.
Die zweite Begegnung: Erkenntnis als Grundlage des Friedens
Um den Frieden Gottes zu erlangen, bedarf es einer tiefen Erkenntnis. Genau das schenkt Jesus seinen Jüngern jetzt. Das sehen wir im zweiten Teil, beginnend in Vers 44. Wenn du die Folien anschaust – ach, hier unten liegt es –, haben wir die erste quasi übersprungen. Das macht aber nichts.
Beginnend in Vers 44 sehen wir im zweiten Abschnitt, dass Jesus seinen Jüngern tiefe Erkenntnis schenkt. Er tut im Prinzip das Gleiche, was er schon bei den Emmaus-Jüngern getan hatte. Er spricht zu ihnen: „Das sind meine Worte, die ich zu euch gesagt habe, als ich noch bei euch war. Es muss alles erfüllt werden, was von mir geschrieben steht – im Gesetz des Mose, in den Propheten und in den Psalmen.“
Er offenbart sich selbst als den, von dem die ganze Schrift zeugt. Das hatte er ihnen schon gesagt, als er bei ihnen war. Er hatte immer wieder betont, dass die Dinge, die er erdulden musste, die Dinge, die er tat und erlebte, immer wieder in Erfüllung der Schrift waren. Er ist der, den der Prophet Jesaja verheißt hat.
In Jesaja 53,4-5 lesen wir, wie Jesaja einige hundert Jahre, vielleicht siebenhundert Jahre vor Christi Geburt, über ihn verkündet: „Fürwahr, er trug unsere Krankheit und lud auf sich unsere Schmerzen. Wir hielten ihn für den, der geplagt und vor Gott geschlagen und gemartert wäre. Aber er ist um unserer Missetat willen verwundet und um unserer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt.“
Und nicht nur Jesaja, die ganze Schrift – alle drei Teile des jüdischen Alten Testaments: das Gesetz des Mose, die Propheten und die Psalmen oder Schriften – sie alle zeugen von Jesus. Die Jünger hatten das offensichtlich noch nicht verstanden, zumindest noch nicht vollkommen. So tut Jesus jetzt das, was nur Gott tun kann: Er schenkt den Jüngern eine tiefe Erkenntnis der Schrift.
Faszinierend finde ich diese Worte aus Vers 45, wenn wir bedenken, dass es Jünger sind, die schon drei Jahre mit Jesus unterwegs sind, Juden, die die Schriften kennen. Und dann heißt es, er öffnet ihnen das Verständnis, sodass sie die Schrift verstehen.
Der Apostel Paulus beschreibt das später als das Abtun einer Decke. Er beschreibt, wie die Menschen bis zur heutigen Zeit das Alte Testament lesen, ohne die ganze Fülle und Herrlichkeit dessen zu verstehen, was darin beschrieben wird. Er schreibt im Zweiten Korintherbrief 3,14: „Denn bis auf den heutigen Tag bleibt diese Decke unaufgedeckt über dem Alten Testament, wenn sie es lesen.“ Damit schreibt Paulus, wie wir diese Decke loswerden können: Sie wird nur in Christus abgetan. Wenn wir Christus erkennen, dann fangen wir an, das Alte Testament zu verstehen.
Ich denke, das ist es, was Jesus hier tut: Er öffnet den Jüngern das Verständnis, sodass sie erkennen, dass Christus die perfekte Arche ist, durch die wir aus einer sündigen Welt herausgerettet werden, hinein in eine neue Schöpfung.
Sie verstehen jetzt, dass Christus der Nachkomme Abrahams ist, der geliebte Sohn, der – so wie Isaak – auch das Holz, auf dem er sterben sollte, selbst den Berg hinaufträgt. Aber anders als bei Isaak wird kein stellvertretendes Opfer gefunden, denn er selbst ist das stellvertretende Opfer, der dann stirbt, damit wir Frieden haben mit Gott.
Sie verstehen, dass er ein Prophet ist wie Mose, der uns aus der Versklavung der Sünde befreit, durch das Wasser der Taufe hinein in das gelobte Land der Ewigkeit hinein. Er ist das bessere Israel, der allen Versuchungen in der Wüste widerstanden hat, der alle Gebote und das Gesetz für uns erfüllt hat. Er ist das perfekte Opfer, der eine und letzte Hohepriester, der Richter, der dem Volk nicht nur vierzig Jahre Frieden bringt wie andere Richter zuvor, sondern ewigen Frieden und ewig das Land regiert.
Er ist der Nachkomme Davids, der das ewige Friedensreich aufrichtet und für alle Zeit auf dem Thron sitzt. Ich könnte diese Liste endlos fortführen. Das sind alles Dinge, die die Apostel später über Jesus sagen. Das sind alles Dinge, die die Apostel später verstanden haben – vielleicht oder ganz sicher, weil Jesus ihnen hier das Verständnis schenkt, sodass sie auf einmal verstehen, was die ganze Schrift bedeutet.
Wenn wir anfangen, die Bibel – vor allem das Alte Testament – so zu verstehen, dann kommt göttlicher Friede in unsere Herzen. Wenn wir erkennen, dass dort, wo das Alte Testament den Kontrast bringt vom Gerechten und vom Ungerechten, vom Weisen und vom Toren, wir uns immer irgendwo mittendrin sehen, weil wir nicht komplett so gerecht und nicht komplett so weise sind, und dann verstehen, dass Christus der Gerechte ist, dass er für uns zur Weisheit geworden ist, dann kommt Frieden.
Denn uns verurteilt die Schrift nicht mehr, sondern sie setzt uns frei. Eine solche Erkenntnis der Schrift befreit uns von allem Druck und von aller Angst.
Das Leben und vor allem das Sterben von Jesus Christus zur Erlösung von Sündern – die nur so ewigen Frieden haben können – das war schon immer Gottes guter Plan. Es war nicht der Plan B, den sich Jesus ausgedacht hat, als das mit dem Gesetz nicht funktioniert hat. Nein, die Bibel zeigt, dass das vor Grundlegung der Welt von Gott so geplant war und dass er das durch die ganze Schrift hindurch offenbart.
„Nach dieser Seligkeit haben gesucht und geforscht die Propheten, die von der Gnade geweissagt haben, die für uns bestimmt ist, und geforscht haben, auf welche und was für eine Zeit der Geist Christi deutet, der in ihnen war und zuvor bezeugt hat die Leiden über Christus, die über Christus kommen sollten, und die Herrlichkeit danach.“
Interessante Worte, nicht wahr? Ich habe sie mir nicht ausgedacht. Sie stehen im ersten Petrusbrief 1,10-11.
Das ist das, was Petrus jetzt versteht: Die Propheten haben von Christi Leiden und der Herrlichkeit danach geweissagt. Sie haben darauf hinausgeschaut. Das war ihre Hoffnung, das war ihr Fokus.
Wenn wir anfangen, das Alte Testament so zu lesen und die ganze Bibel so zu verstehen, werden wir nie wieder der Lüge Satans glauben, dass uns dort ein Gott präsentiert wird – der Gott des Alten Testaments –, der nur auf unsere Fehler wartet, um uns zu verurteilen.
Nein, das Alte Testament offenbart uns den Gott des Friedens, den Gott der Gnade, den Gott, der so geduldig ist und uns so sehr liebt, dass er vor Grundlegung der Welt geplant hat, seinen eigenen Sohn für uns dahinzugeben, damit wir Leben haben können – Leben in Fülle!
Die dritte Begegnung: Aussendung als Friedensboten
Euer Lieben, ich wünsche uns, dass wir immer mehr verstehen, was uns die ganze Schrift offenbart. Sie zeigt uns, dass alles geschehen muss – dass Christi Sterben und seine Auferstehung Teil eines ewigen Planes Gottes sind. Ein Plan, den Gott gemacht hat, damit wir zum ewigen Frieden kommen.
Ja, es ist richtig: Die Bibel lehrt uns auch von einem zornigen Gott. Sie lehrt uns von einem Gott, der absolute Gerechtigkeit verlangt, weil er heilig ist – ohne jede Frage. Die Bibel gibt uns Gebote und Gesetze und hält uns damit einen Spiegel vor. Sie zeigt uns, dass wir nicht heilig sind, dass wir Gesetzesbrecher sind und ein Problem mit Gott haben.
Aber das tut Gott nicht, um uns niederzudrücken. Das ist Teil Seines gnädigen Plans. Gerade in der Erkenntnis der Sünde wird uns klar, dass wir Hilfe brauchen. Und dann kam Gott in Jesus Christus. Er lebte so, wie wir hätten leben sollen. Er hat das Gesetz für uns erfüllt und ist am Kreuz gestorben für unsere Schuld – für alles, was wir je falsch gemacht haben, für jeden falschen Gedanken, für jedes böse Wort. So können wir Frieden haben mit Gott.
Alles, was es braucht, ist, dass wir zu ihm kommen, auf ihn vertrauen und ihm nachfolgen als unserem Retter und Herrn. Dann können wir wahrhaft Frieden haben. Durch Jesus Christus sind wir versöhnt mit Gott. Durch sein Blut am Kreuz hat er Frieden gemacht für alle, die zu Jesus Christus gehören – allein durch den Glauben.
Darf ich dich fragen: Hast du diesen Frieden? Hast du Frieden mit Gott? Es gibt nur einen Weg zu diesem wahren Frieden mit Gott – das ist der Weg zu Jesus Christus. Ein Weg, der bedeutet, dass wir erkennen, dass wir Schuld haben, und dann erkennen, wie wir sie loswerden können.
Wenn du diesen Weg noch nicht kennst, möchte ich dich einladen: Nimm eine Bibel zur Hand und lies diesen Liebesbrief Gottes an uns Menschen. Vielleicht fragst du jemanden, ob er mit dir die Bibel lesen kann. Wir haben genug Leute in der Gemeinde, die bereit wären, das mit dir zu tun. Dann entdecke diese wunderbare Botschaft vom wahren Frieden, den es nur in Jesus Christus gibt.
Nun, die allermeisten unter uns haben diesen Frieden. Sie kennen Jesus Christus als ihren Retter und Herrn und folgen ihm nach. Und doch gibt es auch Zeiten, in denen wir immer wieder mal unruhig werden, wo dieser tiefe Friede ein bisschen verschwindet. Kennst du das?
Ich denke, wir alle haben das schon erlebt. Denn obwohl wir als Christen definitiv und für alle Zeit Frieden mit Gott haben, kommen immer wieder Momente, in denen diese Erkenntnis fragil ist, nicht so real. Wir erleben Dinge, die uns in Unruhe versetzen und unseren Frieden rauben. Wir erleben Dinge, die uns dazu bringen, an Gott zu zweifeln und zu fragen, ob er wirklich gut ist, ob er es wirklich gut mit uns meint oder ob er wirklich alles im Griff hat.
Manche von uns zweifeln vielleicht weniger an Gott und mehr an sich selbst: Habe ich wirklich schon Frieden mit Gott? Kann er mich wirklich lieben? Sie sehen vielleicht ihre eigene Sündhaftigkeit und fragen sich: Kann das wirklich sein? Wieder andere verlieren Gott einfach aus dem Blick. Sie kommen in eine Unruhe hinein und handeln und denken, als ob sie komplett auf sich allein gestellt wären. Dann kommt schnell Panik auf, weil wir erkennen, dass wir eben nicht alles im Griff haben.
In all diesen Situationen gibt es nur einen Weg zurück zum Frieden. Das ist die Erkenntnis, die wir allein in der Schrift finden: zu erkennen, dass Gott alles im Griff hat. Und dass Gottes Gebote nicht da sind, um uns zu verdammen, sondern um uns in die Arme eines gnädigen Herrn zu treiben.
Nur wenn wir die Schrift so lesen in Bezug auf Jesus Christus, werden wir erkennen, dass all die Verheißungen des Alten Testaments vielleicht gerade deshalb noch nicht erfüllt wurden. Vielleicht leben wir noch in dieser Zeit des Leidens und Wartens, weil Gottes Plan noch nicht fertig ist – weil wir mittendrin stecken.
Wir werden dann erkennen, dass Gott uns nicht erst dann liebt oder nur deshalb liebt, weil wir irgendwie liebenswert genug geworden sind. Sondern dass er uns bedingungslos liebt, dass seine Liebe für uns schon da war und unfassbar groß war, als wir noch seine Feinde waren.
Diese Erkenntnis, diese Erinnerung an unseren guten Gott, den Gott des Friedens, brauchen wir alle immer wieder, nicht wahr? Nur so werden wir zur Ruhe kommen in unruhigen Zeiten. Nur so werden wir wieder Zuversicht finden in schweren Situationen.
In seiner großen Liebe und Geduld verkündet Jesus seinen Jüngern den Frieden. Dann offenbart er ihnen diese Botschaft durch die Erkenntnis der Schrift. Jetzt sind die Jünger zugerüstet, jetzt haben sie Frieden – so wie die Emmaus-Jünger, die, nachdem sie Christus in der Schrift erkannt hatten und ihn vor sich sahen, froh losgingen und nach Jerusalem rannten.
So ist es auch hier: Nachdem Jesus den Jüngern seinen Frieden verkündet hat und ihnen die Erkenntnis gegeben hat, die sie dazu brauchen, sendet er sie aus als Friedensboten.
Der Auftrag zur Verkündigung und die Kraft des Heiligen Geistes
Das ist das, was wir am Ende in unserem Abschnitt sehen – ab Vers 46.
Jesus fasst hier noch einmal die Botschaft zusammen und sagt: „So steht es geschrieben, dass Christus leiden wird und am dritten Tag von den Toten auferstehen wird. Und dass in seinem Namen Buße zur Vergebung der Sünden unter allen Völkern gepredigt wird, angefangen in Jerusalem. Seid dafür Zeugen! Siehe, ich will auf euch herab senden, was mein Vater verheißen hat. Ihr aber sollt in der Stadt bleiben, bis ihr mit Kraft aus der Höhe ausgerüstet werdet.“
In Vers 46 fasst Jesus wirklich noch einmal zusammen, dass die ganze Schrift eine große Botschaft hat. Diese Botschaft lässt sich zusammenfassen in dem Leiden Christi und seiner Auferstehung. Das Ziel ist, dass der ganzen Welt verkündet wird, was geschehen ist, damit sie umkehren, ihm nachfolgen und in ihm Frieden finden können.
Nachdem Jesus den Jüngern erklärt hat, was die große Geschichte Gottes mit den Menschen ist, sagt er nun zu ihnen: „Ihr seid jetzt Teil dieser Geschichte.“ Diese Geschichte findet nicht außerhalb von euch statt, sondern ihr steht mittendrin. Ihr seid Teil eines großen Plans. So wie ihr an diesem Punkt Dinge erkannt habt, seid ihr nun berufen, Teil meines guten Planes zu sein, den ich Abraham schon verheißen habe. Meine gute Botschaft, mein Segen soll zu allen Völkern kommen.
Ihr werdet jetzt Teil davon. Fangt an in Jerusalem, den Menschen zu verkünden, dass sie Umkehr brauchen – Buße zur Vergebung der Sünden. Das sollt ihr predigen.
Ich kann mir vorstellen, dass manche von uns diese Botschaft nicht so schön finden. Frieden verkünden ist okay, die Liebe Gottes verkünden ist okay, aber Buße zur Vergebung der Sünden?
Aber, liebe Leser, ja, wir wollen die Liebe und den Frieden Gottes verkünden. Doch der Weg dahin führt immer über Umkehr und Buße zur Vergebung der Sünden. Wir müssen den Menschen sagen, dass sie diese Umkehr brauchen. Denn Satan und seine falschen Propheten haben schon immer und werden bis zum Ende der Zeit eine falsche Botschaft verbreiten.
Das bezeugt das Alte Testament an verschiedenen Stellen. Was haben die falschen Propheten gesagt? „Frieden, Frieden.“ Doch zum Beispiel Jeremias erklärt uns: „Doch dort ist kein Frieden.“ Das ist ein falscher Frieden, etwas Vorgegaukeltes. Satan will uns einlullen, der Welt erzählen: „Alles ist gut.“
Auch wenn Bayern die Champions League gewinnt und wir das Triple sicher haben – alles ist gut. Wir haben Frieden in unserem Land, vielleicht gibt es demnächst auch noch eine Gehaltserhöhung – alles ist gut. Frieden, Frieden. Doch wir haben keinen wirklichen Frieden. Wahrer Friede findet sich nicht in dieser Welt.
Wahrer Friede kommt allein durch Christus, und zu ihm müssen wir alle umkehren. Das müssen wir den Menschen sagen. Natürlich ist es nicht immer populär, Menschen zu sagen: „Du brauchst Veränderung in deinem Leben.“ Wer will sich schon verändern? Aber es ist lieblos, es nicht zu tun.
Es ist genauso lieblos, wie wenn wir jemandem, der mit 180 auf einen Abgrund zufährt, eine schöne Reise wünschen. Das ist keine Liebe. Wahre Liebe ist, dem Menschen zu sagen: „Pass auf, kehr um! Dieser Weg führt ins Verderben.“ Nur so gibt es Frieden mit Gott.
Jesus sagt seinen Jüngern, sie sollen anfangen. „Fangt an, fangt an in Jerusalem!“ Doch noch ist es nicht so weit. Noch muss etwas geschehen, was schon durch die Propheten verheißen war. Die Jünger brauchen noch Zurüstung. Sie brauchen die Kraft aus der Höhe – das ist der Heilige Geist.
Jesus hatte seinen Jüngern schon zu seinen Lebzeiten verkündet, dass dieser Heilige Geist kommen würde, um sie an alles zu erinnern, was er ihnen gesagt hat. Er würde sie noch tiefer in die Wahrheit von Gottes Wort leiten.
So hat Gott nach seiner Verheißung den Heiligen Geist im Leben der Apostel wirken lassen. Er hat ihnen eine so tiefe Erkenntnis des Alten Testaments gegeben, dass uns das Neue Testament als Zeugnis der Apostel offenbart, was die Propheten angekündigt haben.
Wir haben vorhin diese Passage aus Epheser 2 gehört: Wir sind erbaut auf diesem Fundament – Propheten und Apostel. Der Heilige Geist rüstet also die Apostel zur Erkenntnis aus. Er gibt ihnen die innere Kraft und den Mut.
Er wirkt auch an den Menschen, die diese Botschaft hören, sodass sie sie im Glauben annehmen. So ist der Heilige Geist auch heute noch aktiv. Wenn wir heute etwas verstehen, ist es der Heilige Geist, der uns diese Erkenntnis schenkt. Wirklich geistliche Erkenntnis kommt immer durch den Heiligen Geist.
Der Heilige Geist schenkt uns Glauben – eine Gnadengabe Gottes. Er führt uns in tiefe Erkenntnis und macht uns mutig und froh, damit wir Christus verkündigen können.
Der Heilige Geist kam, und so waren die Jünger berufen, loszugehen und das Evangelium zu verkünden. Der Heilige Geist ist da, und so gilt die Berufung auch für uns. Auch wir sind berufen, Teil dieser großen Geschichte zu werden. Auch wir sollen diese Friedensbotschaft zu allen Völkern bringen.
Ich denke, auch uns gilt dieser Auftrag: Fangt an! Die Jünger sollten in Jerusalem anfangen – dort, wo sie waren. Fangt an, da wo ihr seid! Wartet nicht darauf, irgendwann eine göttliche Berufung zu bekommen, Missionare zu werden und nach Nordafrika auszureisen.
Fangt an! Michael hat hier angefangen und ist dann irgendwann ausgereist, aber fangt an! Fangt an bei unseren Kindern. Lasst uns unseren Kindern und Familienmitgliedern diese Botschaft vom Frieden mit Gott verkünden.
Lasst uns weitermachen bei unseren Nachbarn, Freunden, Kommilitonen und Kollegen. Dann dürfen wir weitergehen. Es gibt keine Grenze, wir dürfen immer weitergehen. Aber wir sollen anfangen.
Für manche mag das bedeuten, tatsächlich eines Tages in ein Flugzeug zu steigen und in fremde Länder zu reisen, um Völkern, die noch kein christliches Zeugnis haben, diese Botschaft zu bringen. Aber das Entscheidende ist nicht, wohin es uns führt, sondern dass wir anfangen.
Diese Welt braucht Frieden, und unsere Berufung ist es, diesen Frieden zu verkünden.
Praktische Hilfsmittel zur Vertiefung und Verkündigung
Zum Abschluss möchte ich noch einige Hilfsmittel vorstellen, die uns vielleicht helfen können, die Friedensbotschaft besser zu verstehen. Gleichzeitig können wir diese auch an andere weitergeben, damit auch sie sie klarer erfassen.
Unter dem Pult liegt ein Stapel Bücher, die ich Ihnen kurz vorstellen möchte. Mein Anliegen ist es, uns über die Predigt hinaus zuzurüsten.
Falls Sie das Evangelium selbst noch nicht klar verstanden haben, empfehle ich Ihnen dieses Buch. Es ist sehr hilfreich und eignet sich auch gut, um es anderen zu geben. Auf wenigen Seiten wird darin ausführlich erklärt, was es mit dem Evangelium auf sich hat. Das Buch kostet drei Euro, und Sepp Renz hat einen Stapel unten liegen.
Was ich heute in der Predigt getan habe – nämlich die Bibel im Zusammenhang zu erklären und zu zeigen, wie das Alte und das Neue Testament zusammenhängen – wird in diesem Buch meisterhaft dargestellt. Es heißt „Gottes Plan – kein Zufall: Die Bibel im Zusammenhang erklärt“. Ich kann dieses Buch nur empfehlen. Ich finde es extrem hilfreich und weiß von einigen Gemeindemitgliedern, die es gelesen haben, dass es ihnen ganz neue Horizonte eröffnet und tiefen Frieden gegeben hat.
Für Kinder gibt es ebenfalls passende Angebote, zum Beispiel die Kinderbibel „Gotthattichliebbibel“. Sie tut genau das, was wir hier gerade tun: Sie zeigt, dass die Bibel kein Buch voller Regeln und Helden ist, sondern vor allem eine Geschichte erzählt. Sie handelt von dem Abenteuer eines jungen Helden, der aus einem fernen Land herbeieilt, um seinen verlorenen Schatz zurückzugewinnen. Jede Seite flüstert seinen Namen: Jesus Christus.
Wer es noch etwas ausführlicher möchte, dem empfehle ich „Gottes einzigartige Geschichte“. Dieses Buch tut genau dasselbe, bietet aber noch mehr an.
Diese vier Hilfsmittel möchte ich Ihnen gerne mit auf den Weg geben. Sie sind alle unten am Büchertisch erhältlich. Ich erhalte keine Tantiemen, sondern möchte einfach helfen, dass wir gut zugerüstet sind, um Friedensboten zu sein.
Außerdem möchte ich noch auf einen Kurs hinweisen, den Michael bereits angesagt hat: „Christian entdecken in Marianne“. Ich mache diesen Kurs ganz bewusst für Menschen, die das Evangelium noch nicht erkannt haben und vielleicht nicht so gerne in eine Gemeinde hineinkommen.
Für manche mag es schwer sein, auf unseren Boden zu kommen. Aber mit einem Glas Weißbier in der Hand Evangeliumsverkündigung zu hören, das lässt sich vielleicht eher annehmen. Es muss nicht unbedingt Weißbier sein, es gibt auch Apfelschorle.
Der Kurs findet dienstags um 18:00 Uhr statt, ab 14 Jahren. Unten liegen Flyer aus – machen Sie gerne Gebrauch davon.
Wenn Sie selbst noch nicht wirklich verstanden haben, was es mit dem Frieden Gottes auf sich hat, ist dieser Kurs genau das Richtige für Sie. Und wenn Sie es verstanden haben, nehmen Sie Ihr Telefon und laden Sie Ihre Freunde dazu ein.
Schlussgedanken und Gebet
Ich komme zum Schluss: Jesus Christus bringt uns wahren Frieden. In seiner großen Weisheit hat Gott uns diesen vollkommenen Friedensfürsten bereits im Alten Testament verheißen. Im Neuen Testament offenbart er uns dann Jesus Christus, der gekommen ist, um uns diesen Frieden zu bringen.
Zum Schluss habe ich drei Fragen:
Hast du diesen Frieden? Kennst du Jesus Christus als deinen persönlichen Friedensfürsten? Hast du erkannt, dass dir das ganze Wort Gottes, selbst wenn du Christ bist, immer tiefer offenbaren will, wie du wirklich mit Frieden im Herzen durch alle Lebenssituationen gehen kannst?
Komm immer wieder zu Gottes Wort und erfahre, was es heißt, Frieden zu haben. Bist du dir bewusst, dass die Geschichte bei dir nicht aufhört, sondern dass du Teil von Gottes Geschichte mit den Menschen bist? Willst du daran teilhaben und Menschen den Frieden Gottes verkünden? Was kann es Besseres geben?
Lass uns beten.