Die Aufforderung zu fleißigem Warten und heiligem Leben
In Kapitel 3, Vers 14 sowie 2. Petrus 3, Vers 14 auf unserer Gliederungsfolie finden wir den Punkt B: Fleiß. Angesichts dieser Wahrheiten gilt es, sich entsprechend zu verhalten.
Unter Punkt A steht die heilige Lebensführung und rechte Ehefurcht, unter Punkt B der Fleiß, um fleckenlos und ungetadelt von ihm vorgefunden zu werden.
Wir lesen in Vers 14: „Darum, Geliebte, da ihr dieses erwartet, befleißigt euch, fleckenlos und ungetadelt von ihm vorgefunden zu werden, in Frieden.“
Hier fällt erneut auf, dass er sie wieder „Geliebte“ nennt. Das ist wichtig. Kinder, die wissen, dass sie geliebt sind, reagieren besser auf die Aufträge, die man ihnen gibt. Hier sind es Kinder Gottes, und er versichert ihnen, dass sie geliebte Kinder sind – geliebte von Petrus und geliebte von Gott.
Wenn man warten muss, ist es wichtig, dass derjenige, auf den man wartet, einem immer wieder sagt: „Du, ich liebe dich!“ Auch wenn du noch warten musst, aber ich komme, ich komme bald heim. Ich liebe dich. Dann kann der andere noch besser warten und tut sich leichter damit.
Der Papa ist weg und versichert dem Kind: „Ich liebe dich, ich denke an dich, ich komme gleich bald wieder.“ Der Herr Jesus Christus und hier Petrus im Auftrag des Herrn Jesus nennen die Christen „Geliebte“.
„Da ihr dieses erwartet“ – hier ist der Zusammenhang: Während ihr also wartet und diese Dinge erwartet, sollt ihr Fleiß an den Tag legen, weil eines Tages ihr dem Herrn begegnen werdet und weil er nicht verziehen wird. Auch Paulus hat davon geschrieben.
Also, „da ihr dieses erwartet, befleißigt euch“ – hier haben wir die Haltung: fleißiges Warten. Es ist ein aktives Warten, ein fleißiges Warten. Die Bibel kennt kein passives Warten.
Das ist wie bei den Thessalonichern. Im 1. Thessalonicher 1,9-10 heißt es: „Wie ihr von den Götzen euch zu Gott bekehrt habt, um einem lebenden und wahren Gott zu dienen und seinen Sohn vom Himmel zu erwarten.“ Während sie den Sohn vom Himmel erwarten, dienen sie dem lebenden Gott. Dienen und Warten gehen hier also zusammen.
Unser Charakter soll fleckenlos und ungetadelt von ihm vorgefunden werden, wenn er wiederkommt. Dann möchte er uns als solche wieder vorfinden – fleckenlos und ohne Tadel.
Wir merken wieder: Es geht nicht um Leistung, es geht um Charakter. Es ist nicht so wichtig, was wir leisten, sondern was wir sind. Leistungsmenschen sind gefährdet. In unserer Gesellschaft werden wir förmlich zu Leistungsmenschen erzogen, aber das birgt Gefahren.
Wer sein Leben oder seine Bedeutung als Summe seiner Leistungen versteht, wird eines Tages enttäuscht sein. Denn er kann nicht mehr das leisten, was er vielleicht in jungen Jahren geleistet hat. Dann denkt er, er sei nicht mehr wichtig.
Wenn man meint, durch Leistung wichtig zu sein, wird man enttäuscht werden. Dann fällt man in ein Loch und wird depressiv, frustriert vom Leben und vor allem von sich selbst.
Wenn man hingegen nicht auf Leistungen ausgerichtet ist, sondern auf Gott, der unseren Charakter formt und verändert, dann ist es ganz anders.
Dem Herrn ist es wichtiger, was wir sind. Fleckenlos und ohne Tadel – dieses Fleckenlossein ist keine einzelne Tat. Nicht eine Tat ist fleckenlos, sondern eine Person ist fleckenlos und auch tadellos.
Es geht hier um den Ausdruck „fleckenlos und ungetadelt in Frieden“. So sollen wir vorgefunden werden, nicht als gute Arbeiter. Natürlich sind gute Arbeiter auch wichtig, und die Bibel spricht vom Arbeiten, aber das muss im richtigen Verhältnis stehen.
Wenn ich innerlich befreit bin vom Leistungsdruck, kann ich ein Arbeiter für den Herrn sein. Wenn ich aber meine, Gott fordert von mir Leistung, werde ich kein guter Arbeiter werden. Oder ich werde zwar ein guter Arbeiter sein, aber eines Tages enttäuscht, weil ich glaube, ich sei die Summe meiner Leistungen.
Ich kenne solche Leute und weiß, was sie durchmachen. Sie sind enttäuscht von sich selbst. „Ich schaffe es nicht mehr, jetzt bin ich nichts mehr.“ In der Gesellschaft bist du nichts, wenn du nichts leistest. Es ist unsere Leistungsgesellschaft.
Dem Kind wird vermittelt: „Du musst gute Noten bringen in der Schule, du musst etwas leisten.“ Nein, du musst fleißig sein – das darfst du. Aber die Leistung, die Note, ist nicht das Entscheidende. Das Notensystem in der Schule ist ohnehin ungerecht, denn die Kinder sind nicht alle gleich.
Da gibt es einen, der arbeitet und sich bemüht, aber er kann gar nicht besser. Und der andere tut nichts und schreibt lauter sehr gut, weil er begabt ist. Es ist falsch, alle Menschen mit der gleichen Latte zu messen.
Gott tut das nicht. Was Gott möchte, ist, dass unser Charakter umgeformt wird, dass wir werden wie Jesus Christus: fleckenlos und ohne Tadel – und in Frieden, innerlich Frieden.
Das ist es, was der Herr Jesus von uns möchte: dass unser Inneres nicht unruhig ist, sondern beim Herrn zur Ruhe gekommen ist.
„Friede werde vermehrt“ – erinnern wir uns daran, Kapitel 1, Vers 2, wo im Grußwort gesagt wird: „Friede werde vermehrt bei euch.“ Und dann...
Die Geduld des Herrn als Gelegenheit zur Rettung
Weiter in Vers 15 haben wir einen weiteren Punkt, der hier auf der Tafel C, großes C, rechts, eingeschätzt wird: die Geduld des Herrn.
Vers 15: "Und die Geduld unseres Herrn erachtet als Rettung." Die Geduld unseres Herrn, dass er noch nicht gekommen ist, achtet als Gelegenheit zur Rettung von Menschen. Im Warten wird uns noch Zeit geschenkt, und diese geschenkte Zeit ist dazu da, dass Christus durch uns etwas bewirken kann, damit noch Menschen gerettet werden.
Vielleicht soll auch noch etwas im eigenen Leben in Ordnung gebracht werden. Vielleicht ist etwas krank in Beziehungen, und das muss noch gesund gemacht, in Ordnung gebracht werden. Das Heil darf sich also auch in unserem Leben mehr und mehr auswirken.
Den übrigen Menschen ist ebenfalls noch Zeit geschenkt, den Ungläubigen, damit sie noch Buße tun. Die Geduld unseres Herrn erachtet als Rettung, dass sie noch Raum haben, sich zu bekehren.
Vers 15 weiter: "So wie auch unser geliebter Bruder Paulus euch schrieb." Unser geliebter Bruder Paulus – so sagt Petrus über Paulus. Schön, oder? Paulus hat ihn mal in Galater 2 zurechtgestutzt. Da ist gar kein bisschen von Bitterkeit oder so zu spüren, nein. Man lässt sich vom Apostel zum Apostel korrigieren, ohne Negatives. Welche Liebe und Hochachtung herrscht unter diesen Reich-Gottesarbeitern der neutestamentlichen Zeit!
Wie auch unser geliebter Bruder Paulus euch schrieb, nach der ihm gegebenen Weisheit. Weisheit ist immer etwas von Gott Gegebenes, man hat sie sich nicht selbst erworben. Der Anfang der Weisheit ist die Furcht des Herrn. So schreibt Paulus auch in allen seinen Briefen, wenn er über diese Dinge spricht.
Paulus hat auch davon geschrieben, dass der Herr geduldig ist und dass wir auf die Geduld des Herrn warten sollen. Zu seiner Zeit wird er kommen. Paulus hat einiges über den Tag des Herrn geschrieben, zum Beispiel in den Thessalonicherbriefen, im Korintherbrief, im Timotheusbrief und auch in anderen Briefen.
Unter diesen Dingen sind einige schwer verständlich. Nicht die Texte an sich, sondern der Inhalt. Nicht wie er geschrieben hat, ist schwer verständlich, sondern was er geschrieben hat. Die Themen, über die er schrieb, erfordern zum Teil hohe Ansprüche. Man muss schon einiges wissen, um die Paulusbriefe und die Themen, die er angesprochen hat, zu verstehen.
Diese Dinge verdrehen solche, die ungelehrt und ungefestigt sind, wie sie es auch mit anderen Schriften tun – zu ihrem eigenen Verderben. Die Irrlehrer verdrehen nicht die Texte, sondern die Inhalte. Sie verstehen nicht, was geschrieben wurde, und verdrehen es dann. Sie sagen etwas anderes, als dort steht.
Heute gibt es ja auch so eine Redeweise unter Christen: "Ja, der legt das anders aus." Nein, einen Text kann man nicht anders auslegen. Einen Text kann man entweder auslegen oder missverstehen. Man kann ihn nicht anders auslegen.
Es kann sein, dass ich den Text missverstehe und ihn dann falsch erkläre. Dann habe ich ihn missverstanden und nicht ausgelegt. Erst wenn ich den Text wirklich verstanden und richtig erklärt habe, habe ich ihn ausgelegt. Sonst nicht.
Auslegen heißt, das Darlegen dessen, was geschrieben steht. Es heißt, erklären, was da steht – nichts anderes hinzufügen, sondern nur das erklären, was da steht. Das ist Auslegung.
Wir müssen uns immer wieder prüfen: Verstehen wir den Text überhaupt? Es kann sein, dass ich den Text nicht verstanden habe und dann Hilfe brauche. Ich kann sagen: "Ich meine, der Text bedeutet dies." Ein anderer meint etwas anderes. Aber dann hat weder der eine noch der andere wirklich Recht, es sei denn, jemand hat den Text richtig verstanden.
Wenn jemand sagt, so ist es, und es steht auch genau so da, dann ist es so. Man kann nicht sagen: "Ich sehe das so, und der andere sieht das anders." Wenn es um einen Text geht, sehen alle dasselbe – nämlich den Text. Aber die Meinungen sind verschieden.
Diese Ausdrücke stammen aus einer pluralistischen Gesellschaft. Solche sollten wir nicht verwenden. Wir sollten sagen: "Was ich bis jetzt verstanden habe, könnte das bedeuten." Oder: "Ich meine, das könnte etwas anderes bedeuten." Aber nicht: "Ich sehe das so, und der andere sieht das anders."
Wenn es einen Unfall gibt und die Polizei fragt: "Wie haben Sie den Unfall gesehen?" Dann kann ich sagen: "Ich habe ihn genau gesehen" oder "Ich habe ihn mit meinen Augengläsern gesehen." Die Frage ist: Was haben Sie gesehen?
Wenn wir die Bibel lesen, ist es wichtig, was wir sehen, was im Text steht. Was sehen wir? Was steht da? Das hilft uns in Diskussionen, wenn wir Schwierigkeiten mit einem Text haben. Was steht eigentlich da? Was sehen wir? Und was steht nicht da?
Es gibt oft schwierige Texte, und dann kommen verschiedene Meinungen. Wichtig ist, dass einer sagt: "Brüder, was steht denn da? Bleiben wir nur bei dem, was da steht, und lassen die anderen Dinge weg." Das hilft uns, an die Wahrheit heranzutasten.
Ein Bruder sagt: "So und so hat das gesagt." Aber was sagt der Text? Das hilft uns, wieder zum Wesentlichen zurückzukommen.
Eine junge Frau erklärte mir: "Ich verstehe die Bibel überhaupt nicht und habe keine Chance, sie zu verstehen, denn die Gelehrten streiten sich über diese Frage. Die sind so gescheit, und ich bin nicht so gescheit wie sie. Ich kann die Bibel nicht verstehen. Also lese ich sie gar nicht. Ich habe keine Meinung zu dieser Frage, weil die anderen da etwas anderes sagen." Dann hören sie auf, die Bibel zu lesen.
Ich sagte ihr: "Du kannst die Bibel verstehen. Du hast Augen, du hast den Heiligen Geist, und du hast das, was der Text sagt. Du musst nur das lesen, was der Text sagt, und bei diesen Aussagen bleiben. Bleibe bei den sicheren, festen Aussagen, dann hilft es dir weiter."
Das war jetzt ein kurzer Ausflug. Wir kommen wieder zurück zu Petrus und Paulus: "Unter welchen Dingen einiges schwer verständlich ist, was solche, die ungelehrt und ungefestigt sind, verdrehen."
Interessant ist diese Irrlehre: Sie sind ungelehrt und ungefestigt. Man sollte auch die Bereitschaft zeigen, sich belehren und festigen zu lassen.
Es gibt Menschen, die sagen: "Ich höre auf niemanden mehr, ich lese keine Kommentare, ich rede mit keinem Christen mehr, ich lese nur noch die Bibel." Solche Leute brauchen aber auch Korrektur. Oft sieht man, dass sie etwas nicht genau gelesen haben und dann in ein Fahrwasser geraten, ein bisschen vom Weg abkommen. Dann sind sie in irgendeiner Richtung eigenartig. Das ist nicht gut.
Wir haben die Gemeinde Jesu, und jeder hat den Heiligen Geist. Wir brauchen einander zur Korrektur, damit wir die Wahrheit ausgewogen verstehen. Jeder braucht Korrektur.
Ich bin froh, wenn jemand zu mir kommt und sagt: "Bruder, aber es steht ja eigentlich anders geschrieben." Aha, ja, stimmt, es steht anders, ich habe zu viel gesagt. Das hilft, sich wieder richtig zu rücken, sich richtig rücken zu lassen.
Weiter: Wir können nicht erwarten, dass Christen, die ihre Bibel nicht gründlich studieren und nicht unterwiesen sind, von selbst alles richtig lehren werden. Das können wir nicht erwarten.
Es gibt Zurüstungszeiten. Es gibt Brüder und Schwestern, denen der Herr irgendwo Licht geschenkt hat. Dann können wir auf sie hören.
Es gab Brüder wie Paulus, Petrus und Apollos, die damals herumreisten und der Gemeinde dienten. Heute gibt es viele Brüder, die einen guten Dienst tun. Andere schreiben Bücher und tun hier einen guten Dienst. Wir dürfen das gerne in Anspruch nehmen.
Natürlich müssen wir auch prüfen, denn jeder ist anfällig für Fehler. Aber wir sollen uns auch zurüsten lassen. Wer sich nicht belehren lässt, bleibt ungefestigt und wird anfällig für falsche Lehre.
Daher wollen wir also Acht geben auf die Schrift und darauf, dass die Schrift nicht verdreht wird.
Wachsamkeit angesichts der Wiederkunft Christi
Weiter zu Vers 17: Wir kommen zu Groß D. Was ist angesichts dieser kostbaren Wahrheiten von der Wiederkunft Jesu Christi und von seinem ewigen Königreich noch zu beachten? Was möchte Gott, dass wir uns entsprechend verhalten? Was ist noch zu tun?
Wachsamkeit – wir sollen wachsam sein. Vers 17: „Ihr also, Geliebte“ – wir merken wieder die Anrede „Geliebte“. „Ihr also, Geliebte, da ihr im Voraus Kenntnis besitzt, hütet euch stets, damit ihr nicht als solche, die durch den Irrtum der Gesetzlosen zusammen mit ihnen weggeführt werden oder wurden, aus der eigenen Festigkeit fallet.“
Also, was ist die Voraussetzung? „Da ihr im Voraus Kenntnis besitzt.“ Die Voraussetzung, um wachsam zu sein, ist, dass man etwas weiß. Wenn man nichts weiß, kann man nicht wachsam sein. Man muss eine Kenntnis haben. Eine Hilfe, um auf der Hut sein zu können, ist, dass man im Voraus informiert ist, was auf uns zukommt. Die Bibel gibt uns Hinweise, was auf uns zukommt, und wir sollen auf der Hut sein.
Was ist zu tun? Sich hüten. Im Griechischen steht hier „Hütet euch“ in einer Form, die eine andauernde Handlung betont. Also: hütet euch beständig, hütet euch täglich, hütet euch stets. Nicht nur einmal, sondern immer sollen wir uns hüten. Der Feind wartet darauf, solche zu verschlingen, die nicht aufpassen. 1. Petrus 5,8: „Der geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, welchen er verschlingen kann.“
Zu welchem Zweck soll man sich hüten? „Damit ihr nicht als solche, die durch den Irrtum der Gesetzlosen zusammen mit ihnen weggeführt wurden, aus der eigenen Festigkeit fallet.“ Also, wir sollen nicht weggeführt werden, und wir sollen dann nicht aus der Festigkeit herausfallen.
Man kann weggeführt werden, das ist möglich unter Christen. Man kann weggeführt werden durch irgendwelche falsche Lehren. Man kann vom richtigen Weg ein bisschen weggelenkt werden, zum Beispiel von wichtigen Dingen auf unwichtige Dinge. Es gibt solche Leute, die betonen nur die unwichtigen Dinge, Nebenfragen, und machen daraus Hauptfragen. Wir dürfen nicht die Nebenfragen zu Hauptfragen machen. Wir müssen bei dem Wichtigen bleiben, bei den zentralen Dingen.
„Gesetzlose durch den Irrtum der Gesetzlosen“ – hier werden die Irrlehrer als Gesetzlose bezeichnet. Wenn man sie fragen würde, würden sie sagen: „Nein, nein, nein, wir sind nicht gesetzlos.“ Natürlich nicht in ihren Augen, aber tatsächlich sind sie gesetzlos. Sie haben sich abgewandt von dem Wort Gottes, von dem Gesetz Gottes, und sind jetzt gesetzlos oder gesetzwidrig. Das muss man ihnen sagen: „Das, was du lehrst, ist fern von der Schrift, das ist Ablenkung von der Schrift, weg vom Wort Gottes!“
Damit man nicht aus der Festigkeit fällt – „damit ihr nicht aus der eigenen Festigkeit fallet.“ Man kann aus der eigenen Festigkeit herausfallen, das beweist uns Petrus. Am Anfang dachte man, Petrus glaube fest. Er war der Erste, der erkannte, dass Jesus der Messias ist. Aber dann wird er wankend, dann fällt er aus der Festigkeit heraus. Bei der Verleugnung war sein Glaube nicht weg, aber seine Festigkeit war weg.
Für den Glauben hat der Herr Jesus gebetet, dass er nicht aufhöre in dieser Krise, dass er die Krise gut übersteht. Da hat der Herr gebetet, und Petrus ist auch durch diese Krise gut hindurchgekommen. Das stimmt. Aber die Festigkeit war weg, er war in Gefahr. Doch der Herr hat geholfen und hat ihm wieder zur rechten Hilfe verholfen.
Also auch solche unter uns, die standhaft und fest sind, können durch gewisse falsche Lehren wieder wankend werden. Das gibt es. Ich spreche aus eigener Erfahrung: Ich hatte mal eine Krise in meinem Leben in einer Lehrfrage und kam ganz schön ins Wanken. Nicht, dass ich den Herrn Jesus Christus aufgegeben hätte, das nicht. Aber ich wusste nicht mehr, was ich glauben soll in Bezug auf eine gewisse Frage. Ich war so durcheinander.
Es hat drei Jahre gedauert, bis Gott mich wieder ganz klar zurechtbringen konnte. Ich wollte mir nichts sagen lassen. Da sind Brüder gekommen, die wollten mit mir reden, aber ich wollte mir nichts sagen lassen. Sturheit – das ist unser Problem. Sturheit kann in mancher Hinsicht gut sein: Man bleibt fest an der Wahrheit. Aber sie kann auch schlecht sein, wenn man einen schrägen, verkehrten Weg eingeschlagen hat und dann stur dabei bleibt.
Lassen wir uns korrigieren. Der Herr ist gnädig und hilft einem zur rechten Zeit, wenn man zu ihm schreit und zu ihm fleht: „Herr, hilf mir!“ Dann kommt die Hilfe zur rechten Zeit.
Aufruf zum Wachstum in Gnade und Erkenntnis
Das bringt uns zum Schluss des Briefes, zum letzten Teil. Wir kennen den Vers, wir haben ihn öfter gelesen. Hier ist ein Aufruf zum Wachsen in Gnade und in der Kenntnis unseres Herrn und Retters Jesus Christus.
Wachset aber in Gnade – das heißt: vergebende Gnade, befähigende Gnade, helfende Gnade, vollendende Gnade. Gnade bedeutet, dass durch mein Leben irgendetwas für die Ewigkeit geschieht, das in der Ewigkeit Frucht bringt. Dann war es Gnade Gottes. Paulus sagt: „Ich habe mehr gearbeitet als ihr alle, aber nicht ich, sondern die Gnade Gottes, die mit mir war.“ Wenn keine Frucht entsteht, liegt das daran, dass ich zu wenig in Verbindung mit dem Weinstock, als Rebe, war. Wenn Frucht entsteht, dann ist es Gnade gewesen, dann war es seine Frucht. Gott ist es, der alles wirkt, und das ist Gnade.
Wachset in der Gnade, damit sie vermehrt werde, damit Gott etwas durch euch tun kann – in Gnade.
Wohin sollen wir wachsen? Zur Christusähnlichkeit, damit wir so werden wie Christus im Charakter. Wachstum kann man also befehlen. Unsere Kinder können wir das nicht befehlen. Wir können nicht sagen: „Komm, du bist zu klein, wachse jetzt ein bisschen.“ Das geht nicht. Aber im Geistlichen kann Gott uns befehlen: Wachse! Warum? Weil wir damit dazu beitragen können. Wir können nämlich eine Herzenseinstellung haben, in der wir gedeihen.
Eine Einstellung der Demut, der Abhängigkeit, des Gebets, der Offenheit für Gott, der Bereitschaft, sich korrigieren zu lassen – dann kann der Herr Gedeihen geben. Dann achte ich darauf, dass ich mich gut bewässern lasse von Gottes Wort und dass die gute Wärme der Sonne Gottes kommt. So kann ich gedeihen.
Wie heißt es im Psalm 1? „Der ist wie ein Baum, gepflanzt an Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit.“
Dazu darf ich noch etwas einflechten: Psalm 1 ist ein wunderschöner Psalm. Wie alle Psalmen hat auch dieser ein Zentrum, das in der Mitte steht. Das hat mir beim Psalmenstudium sehr geholfen. Jeder Psalm hat ein Zentrum. Psalm 1 hat sein Zentrum in Vers 3: „Gepflanzt an den Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit, und alles, was er tut, gelingt ihm.“
Dieses Zentrum hat ein Wort im Zentrum, und das Wort heißt „zu seiner Zeit“ – nicht zu meiner Zeit. Aber das Wachstum kommt. Wollen wir abhängig sein von ihm?
Weiter: „Wachset in Gnade“ oder „in der Gnade“ – beides ist möglich. „Wachset in Gnade und wachset in der Kenntnis unseres Herrn und Retters Jesus Christus.“ Da kommt er wieder zurück auf das Wichtigste von allem, oder? Es geht doch darum, den Herrn Jesus besser kennenzulernen.
Petrus ist sehr konzentriert auf das Wesentliche. Das Wesentliche ist, dass wir Jesus Christus besser kennenlernen. Wie ein Bruder mir gesagt hat: Das Kennenlernen von Jesus Christus und ein heiliger Lebenswandel hängen zusammen.
„Wer meine Gebote hat und sie hält, der liebt mich. Wer aber mich liebt, dem werde ich mich offenbaren.“ Man hat das Wort Gottes, man lässt sich darauf ein, man sagt: „Ja, Herr, ich möchte dir gehorchen.“ Dann zeigt der Herr sich mehr von uns, und wir lernen ihn besser kennen.
Wir lernen ihn besser kennen, und das Ergebnis ist: Es geschieht mehr Frucht in unserem Charakter. Unser Charakter wird umgeformt. Wir wollen ihm noch mehr dienen oder gehören. Sein Charakter wird in uns mehr und mehr sichtbar. Wir wachsen wieder mehr in der Erkenntnis von Jesus Christus.
Wir lernen ihn besser kennen, und weil wir ihn besser kennenlernen, wachsen wir im Charakter zu Jesus Christus. Wir werden Christus ähnlicher. Und weil wir Christus ähnlicher werden, lernen wir ihn wieder besser kennen.
„Wachset in Gnade und Kenntnis unseres Herrn und Retters Jesus Christus. Ihm gebührt die Herrlichkeit jetzt und bis in den Tag der Ewigkeit, bis in den Tag des zukünftigen Äons, des zukünftigen Zeitalters. Bis in den Tag des ewigen Zeitalters.“
Es gibt ja ein ewiges Zeitalter, eine verherrlichte Zeit, wenn ihr so wollt, eine verherrlichte Zeit. Jetzt haben wir eine Zeit, die vergeht, dort haben wir eine Zeit, die bleibt, eine ewige Zeit. Das heißt nicht, dass dort alles gleichzeitig ist. Dort gibt es auch Reihenfolge, aber es gibt nicht dieses Vergängliche, dass alles vergeht. Dort wird alles bleiben.
Also ihm sei die Herrlichkeit – wem? Nicht uns, sondern ihm, was ihm gebührt: die Herrlichkeit. Ihm gebührt die Herrlichkeit, uns gebührt nur die Strafe. Wenn Gott uns nach Leistung beurteilen würde, würden wir alle in der Hölle landen. Also bitte, berufen wir uns nicht auf Leistungen, berufen wir uns nicht auf Werke. Berufen wir uns auf das, was er getan hat. Ihm gehört die Herrlichkeit, alles ist Gnade. Wir haben nichts verdient außer die Hölle, alles ist Gnade.
Der Herr Jesus soll herrlich erstrahlen – wann? Jetzt und für immer, heute und für immer.
In Sacharja 14 heißt es: Dann wird es einen Tag lang weder Tag noch Nacht geben. Es wird geschehen, dass zur Zeit des Abends es hell sein wird, es wird Licht werden, und das Licht wird bleiben. In aller Ewigkeit wird Jesus Christus glänzen und strahlen.
So endet dieser Brief, in dem der Apostel Petrus uns den Herrn Jesus Christus vor Augen geführt hat und uns aufgerufen hat, wach zu bleiben in schwerer Zeit, wach zu bleiben angesichts von Gefahren. Aber er hat uns Christus vor Augen geführt und bekräftigt den Brief mit einem Amen.
Amen heißt: So sei es, so sei es. Wenn der Herr Jesus auf etwas ganz aufmerksam machen will, dann sagt er: Amen, Amen, ich sage euch. Hier sagt Petrus Amen: So soll es sein. Hört noch einmal kurz hin, horcht noch einmal kurz auf: Amen, so soll es sein. Und dann schließt er den Brief.
Herrlicher Brief! Wir haben ihn eigentlich nur oberflächlich behandelt. Es steckt sicher noch viel, viel Tieferes darin, was wir gar nicht beachtet haben. Aber da können wir weiter nach Hause gehen und den zweiten Petrusbrief lesen. Zehn Minuten, zehn Minuten. Wenn du irgendwo an der Bushaltestelle zehn Minuten warten musst, kannst du den zweiten Petrusbrief durchlesen.
Man kann ihn ja so mitnehmen, einfach in die Tasche, in die Asthieharmonika, in die Tasche stecken, und dann hat man ihn bei sich. Oder man nimmt den ersten Petrusbrief oder den ersten Johannesbrief und so weiter.
Vielen Dank für alle Aufmerksamkeit.