Ja, eine kleine Runde, aber dafür effektiv. Rund um das Neujahr ist ja häufig die Zeit der guten Vorsätze. Ich weiß nicht, ob das bei euch auch so ist – bei mir ist das jedenfalls so.
Wenn ich über gute Vorsätze nachdenke oder wenn ihr darüber nachdenkt, was ich euch an guten Vorsätzen wünschen könnte, dann würde der eine oder andere wahrscheinlich denken: Na klar, Jürgen hat immer ein Thema – lernt Bibelverse auswendig!
Und in der Tat bin ich weiterhin dafür. Wer meinen Podcast verfolgt, wird feststellen, dass sich vom 27. Dezember bis zum 7. Januar alles um das Thema dreht: Wie kann ich effektiv Bibelverse auswendig lernen? Ich habe mir jemanden ins Boot geholt, einen echten Memory Coach.
Wer sagt, „Hey, das interessiert mich, da möchte ich gerne mitmachen“, dem habe ich hier ein Merkkärtchen mitgebracht, mit dem man sieben Bibelverse in kürzester Zeit auswendig lernen kann. Also, wenn ihr meinen Podcast hört, nehmt euch bitte so ein Kärtchen mit. Ihr werdet dann verstehen, warum ihr das braucht.
Es ist Zeit der guten Vorsätze, aber es geht mir tatsächlich nicht darum, euch zu ermutigen, Bibelverse auswendig zu lernen. So wichtig, wertvoll und richtig das auch ist – ich habe ein anderes Thema auf dem Herzen.
Ich möchte mit euch über ein Konzept nachdenken, das für die ersten Christen völlig normal war und heute nicht mehr so oft gehört wird. Ich lese euch mal aus dem Barnabasbrief vor. Das ist kein Stück Neues Testament, aber ein Stück christliche Literatur aus dem ersten Jahrhundert, das sehr hoch geschätzt wurde.
Ich lese euch einen Vers aus dem Barnabasbrief vor. Dort heißt es in Barnabas Kapitel 4, Vers 9: „Jetzt in der Endzeit müssen wir auf der Hut sein. Ein ganzes christlich geführtes Leben wird umsonst gewesen sein, wenn wir nicht jetzt in der bösen Zeit und angesichts der kommenden Ärgernisse standhaft sind, wie es sich für Kinder Gottes gehört.“
Wir merken: Wow, das ist eine Haltung zum Leben – dieses „Hey, bleib standhaft!“ Diese Haltung wollte ich gerne mal in eine Predigt einfließen lassen.
Deshalb heute das Thema Ausharren. Ausharren soll mein guter Vorsatz für euch fürs nächste Jahr sein. Einfach ausharren, egal was kommt. Denn es kann noch eine ganze Menge auf uns zukommen.
Ich finde das Konzept des Ausharrens in der Bibel sehr spannend. Besonders interessant ist es, weil vielleicht nicht so häufig über die Notwendigkeit gepredigt wird, im Glauben nicht nur anzufangen, sondern auch bis zum Ende durchzuhalten.
Ich ahne, woher das kommt, dass man so selten darüber predigt. Ich glaube, es liegt daran, dass man ein etwas überzogenes Verständnis von Errettung aus Gnade hat. Damit mich niemand falsch versteht: Ich bin total für Errettung aus Gnade. Ich stehe nicht hier vorne und sage: „Hey, du musst irgendetwas leisten, um gerettet zu werden.“
Aber genau genommen gibt es in der Bibel keine Errettung aus Gnade allein, sondern eine Errettung aus Gnade durch Glauben. Wenn wir über Glauben nachdenken, dann enthält dieser Aspekt eine ganz persönliche Note. Ich kann mich einerseits nicht selbst retten, aber ich muss in diesem Leben an dem dranbleiben, der mich rettet.
Also: Ich kann mich nicht selbst retten, aber ich muss dem folgen, der mich retten kann. Der Herr Jesus sagt das in Johannes 10 folgendermaßen: „Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir. Ich gebe ihnen ewiges Leben, und sie gehen nicht verloren in Ewigkeit, und niemand wird sie aus meiner Hand rauben.“
Merkt ihr diese Dynamik? Ich bin gekannt als einer, der folgt und hört. Deswegen ist es unsere Aufgabe, nicht aufzuhören, auf den Herrn Jesus zu hören und ihm zu folgen.
Und wenn ihr ein Bild braucht, stellt euch den Schiffbrüchigen vor, der im Meer treibt und sich an seinem Rettungsring festhält. So sind wir auch. Es gibt genau eine Sache, die dieser Schiffbrüchige nicht tun darf: Er darf diesen Rettungsring nicht loslassen. Und genau das Gleiche dürfen wir auch nicht.
Das geistliche Konzept hinter dem Nichtloslassen in der Bibel ist das Konzept des Ausharrens. Das ist auch der Grund, warum der Herr Jesus seine Jünger sehr ernst ermahnt. Manchmal sagt der Herr Jesus Dinge ernster, als wir uns das vielleicht wünschen würden. So heißt es in Lukas 21,19: „Gewinnt eure Seelen durch euer Ausharren!“
Wenn man sich den Zusammenhang der Stelle anschaut, wird klar, dass es um Verfolgung geht. Ausharren, oder auch Geduld, beschreibt mein Verhalten im Angesicht von Schwierigkeiten. Gerade von solchen Schwierigkeiten, die sich in die Länge ziehen oder die sich im Lauf meines Lebens so aufhäufen, dass man weiß, es wird nicht besser.
Das ist ähnlich wie beim Zahnarztbesuch: Kein Zahnarztbesuch wird dazu beitragen, dass deine Zähne besser werden. Du gehst nie aus dem Zahnarzt raus und sagst: „Haha, jetzt habe ich einen Zahn mehr, der früher noch gar nicht da war.“ Es wird immer weniger, glaub mir. So gibt es Dinge, die im Lauf des Lebens einfach immer schlechter werden. Deshalb brauchen wir Ausharren, und wir müssen das lernen.
Schwierigkeiten sind der Moment, in dem man das lernt. In Römer 5,3 heißt es: „Nicht allein aber das, sondern wir rühmen uns auch in den Bedrängnissen, da wir wissen, dass die Bedrängnis Ausharren bewirkt.“
Cool, oder? Du kommst in Schwierigkeiten und sagst: „Ja, warum?“ Kommt die Schwierigkeit, kommt das Ausharren. Und Ausharren brauchen wir, das müssen wir lernen.
Jetzt wird keiner von euch sagen, ich mag Schwierigkeiten. Ich glaube, keiner mag sie. Nichtsdestotrotz können wir ganz ehrlich sagen: Da, wo es mal eng wird, in Bedrängnissen, da nimmt die Lernkurve in puncto Ausharren steil zu. Das ist richtig gut.
Also, wie gesagt, nicht dass wir das mögen, und trotzdem ist es wichtig. Es gibt kein geistlich reifes Leben ohne Ausharren, einfach weil zur geistlichen Reife die Fähigkeit dazugehört, dass wir in Bedrängnissen nicht aufgeben.
Und wenn ich mir jetzt anschaue, was mir dabei hilft, jemand zu werden, der Ausharren lernt, dann sind das drei Punkte.
Erster Punkt: Schwierigkeiten. Schwierigkeiten, in die ich hineingerate, sind schon mal der erste Punkt. Freue dich ein bisschen über Schwierigkeiten, denn sie trainieren diesen Aspekt deines Charakters.
Zweiter Punkt: Was mich dazu bringen kann, Ausharren zu lernen, ist das Vorbild der Geschwister. In Römer 15,4 lesen wir etwas davon. Dort heißt es: "Denn alles, was früher geschrieben ist, ist zu unserer Belehrung geschrieben." Das bedeutet, wenn ihr in der Bibel lest, werden Dinge beschrieben, die früher passiert sind. Diese sind zu unserer Belehrung geschrieben.
Dann geht es weiter: "Damit wir durch das Ausharren und durch die Ermunterung der Schriften die Hoffnung haben." Wir gewinnen also Hoffnung durch das Ausharren der Schriften. Jetzt wissen wir natürlich, dass die Schriften selbst nicht ausharren können. Es geht also nicht um die Schriften an sich, sondern um konkrete Personen, die uns in den biblischen Texten vorgestellt werden.
Das bedeutet: Wenn ich in der Bibel von Glaubensvorbildern lese, von dem, was sie durchgemacht haben und wie sie nicht unter Druck zusammengebrochen sind, dann soll mich das inspirieren. Wenn du in der Bibel liest, wie Hanna betet und dranbleibt, dann soll dir das Hoffnung geben, selbst weiter zu beten. Wenn du siehst, wie Hiob nicht aufgibt, dann soll dich das motivieren, nicht aufzugeben.
Im Jakobusbrief, Jakobus 5, wird auf Hiob genau in diese Richtung Bezug genommen. Dort heißt es in Vers 11: "Siehe, wir preisen die Glückseligen, die ausgeharrt haben. Vom Ausharren Hiobs habt ihr gehört." Ich glaube, das gilt auch für uns. Jeder von euch hat das Buch Hiob vermutlich schon mal gelesen und gedacht: Boah, das zieht sich ganz schön in die Länge. Damit ist auch das ausharrende Hiob gemeint.
Am Ende, ein schönes Ende, findet Hiob Gott auf eine ganz neue Weise. Da geht alles wieder gut aus, und man denkt sich, es hat sich für ihn gelohnt, die ganze Zeit dran zu bleiben. "Vom Ausharren Hiobs habt ihr gehört." Dann beginnt der Vers mit: "Siehe, wir preisen die Glückseligen, die ausgeharrt haben."
Ich weiß nicht, ob wir das wirklich tun. Es wäre zumindest schön, wenn wir es täten. Wir preisen die Glückseligen, die ausgeharrt haben. Meine Sorge ist ein bisschen, dass wir das Ausharren bei Geschwistern gar nicht so zur Kenntnis nehmen. Märtyrer sind jetzt auch nicht unbedingt die Super-Glaubensvorbilder. Mindestens jedoch sind wir selten diejenigen, die darüber jubeln.
Versteht ihr, da habt ihr ein Beispiel, vielleicht auch erfunden: Eine Schwester macht eine richtig schwierige Zeit durch. Man denkt sich: Boah, tough! Dann betet man vielleicht mal für sie, vielleicht auch in der Gemeinde. Man bekommt mit, wie sie diese schwierige Zeit durchsteht. Vor allem sieht man, wie sie im Glauben standhaft bleibt, weiterhin zum Gottesdienst kommt, zum Hauskreis geht und ein Vorbild ist – im Zeugnisgeben, im Missionieren. Sie hält einfach an ihrem Gott fest, lässt den Rettungsring nicht los.
Und jetzt wäre die richtige Reaktion: Wir preisen die Glückseligen, die ausgeharrt haben. Eigentlich müsste man sich hinstellen und sagen: "Ja, tolle Schwester, super, hast du gut gemacht! Du bist jetzt mein Glaubensvorbild." Das wäre richtig. Da habe ich jemanden, der etwas Schwieriges durchmacht, und ich nehme sie mir zum Vorbild.
Wie gesagt, das können auch Leute in der Bibel sein, wie Hiob oder natürlich auch der Herr Jesus selbst, ganz klar. In 2. Thessalonicher 3,5 heißt es: "Der Herr aber richte eure Herzen auf die Liebe Gottes und auf das Ausharren Christi."
Überlegt mal, wie das für den Herrn Jesus war, auf die Welt zu kommen. Wir feiern das an Weihnachten: Er wird Mensch. Ich weiß nicht, wie gerne du Mensch bist in dieser Welt. Aber für den Schöpfer, der hierherkommt und eine Idee davon hat, was eigentlich mal geplant war, und sich dann den ganzen Schlamassel antut, in den er hier hineinkommt.
Und das eben nicht nur für fünf Minuten, auch nicht nur bis die Weisen aus dem Morgenland mit den Geschenken kommen, sondern Jahre und Jahrzehnte. Und dann endet das an einem Kreuz.
Wenn wir über Ausharren nachdenken, haben wir oft Gethsemane vor Augen, wo Jesus betet und betet und betet, dranbleibt und nicht loslässt. Das ist richtig. Aber ich glaube, wir können sein ganzes Leben als ein Vorbild fürs Ausharren nehmen.
Da habe ich gesagt: Wenn du Ausharren lernen möchtest, wenn du sagst, ja, das wird mein guter Vorsatz für zweitausendzweiundzwanzig, dann gibt es erstens Schwierigkeiten, zweitens Vorbilder und drittens Gott selbst.
Das ist ganz spannend. In Römer 15,5 lesen wir von einem Gott des Ausharrens. Dort wird Gott als der dargestellt, der Ausharren in meinem Leben bewirkt. Er hat selbst ein Interesse daran, dass ich Ausharren lerne, geduldiger werde und mehr dazu komme, Schwierigkeiten zu ertragen. Er möchte, dass ich jemand werde, der unter Druck nicht aufgibt. Das ist Gottes Anliegen für mein Leben.
Wenn es Gott so wichtig ist, dass ich mutig lebe, meine Angst in den Griff bekomme und in diesem geistlichen Kampf, in dem wir alle stehen, auch wirklich standhalte, dann verwundert es nicht, dass Paulus seinem Timotheus solche Dinge schreibt wie in 1. Timotheus 6: „Du aber, Mensch Gottes, strebe nach…“ Dort folgt eine lange Liste, unter anderem Ausharren.
Paulus fordert Timotheus auf, sich gerade in diesem Punkt fit zu machen: Strebe nach Ausharren. An anderer Stelle erklärt er ihm im 2. Timotheusbrief: Wenn wir ausharren, werden wir auch mitherrschen. Das hat eine richtig gute Folge, wenn wir uns auf dieses Lernprogramm einlassen.
Es ist nämlich wirklich keine kleine Sache, ob wir durchhalten oder nicht. Dieses Ausharrenkönnen ist tatsächlich so etwas wie das Kennzeichen reifer Christen. Bitte nehmt diesen einen Punkt mit: Es ist total wichtig, dass wir nicht aufgeben.
Wenn Johannes sich in der Offenbarung vorstellt, beschreibt er sich folgendermaßen (Offenbarung 1).
In Offenbarung 1, Vers 9 sagt er: „Ich stelle euch jetzt einen der Top-Apostel Jesu vor, jemanden, bei dem man wirklich sagen kann: Wenn jemand im Glauben stand und vielleicht dachte, Ausharren sei nicht so kompliziert – da bin ich super drin –, ja, das sei nur etwas für die Kleinen und Schwachen, aber die Starken bräuchten das nicht. Wenn jemand so einen Blödsinn sagen könnte, wäre das Johannes.“
Er sagt jedoch genau das Gegenteil: „Ich, Johannes, euer Bruder und Mitteilhaber an der Bedrängnis.“
Ich hoffe, du hast verstanden, dass Gott dich in eine Bedrängnis hineingeworfen hat. Du lebst ein Leben der Bedrängnis. Johannes sagt, er sei Mitteilhaber an der Bedrängnis, am Königtum und am Ausharren in Jesus.
Ist das cool? Jemand stellt sich vor und sagt: „Hey, was uns verbindet, ist Folgendes: Wir nehmen beide irgendwie an den Schwierigkeiten teil, wir sind beide Teil desselben Königreiches, wir haben denselben König, dem wir folgen, und wir meistern dieselben Schwierigkeiten im Ausharren in Jesus.“
Wir haben gelernt, in den Schwierigkeiten einfach in Jesus zu bleiben, an ihm dran zu bleiben und nicht aufzugeben. Das ist das, was uns als Christen miteinander verbindet. Das ist das, was euch verbindet, wenn ihr sagt: „Wir haben einen Herrn, wir haben ein im Moment noch nicht unbedingt prickelndes Schicksal, und wir haben einen, von dem uns die Kraft zukommt, in den Schwierigkeiten durchzuhalten.“
Es ist Ausharren in Jesus. Oder ihr wisst, dass man das Wörtchen „in“ im Neuen Testament auch mit „durch“ übersetzen kann. Also durch Jesus. Er ist derjenige, der mir in dem Moment, wo es schwierig wird, das gibt, was ich brauche.
Achtung, Rettungsring! Du musst dich festhalten und darfst nicht loslassen.
Es ist wichtig, dass wir das verstehen, denn eine ganze Menge an Schwierigkeiten kann im Laufe eines Lebens auf einen zukommen.
Und dieses Konzept von der Wichtigkeit des Ausharrens zieht sich durch die gesamte Offenbarung.
Da sagt der Herr Jesus zum Beispiel zu den Gläubigen in Ephesus, im ersten Sendschreiben: „Ich kenne deine Mühe und dein Ausharren.“ Cool, oder? Gott kennt mich, Gott kennt meine Mühe und mein Ausharren. Dann geht es weiter: „Und du hast Ausharren gezeigt und hast vieles getragen um meines Namens willen und bist nicht müde geworden.“
Das wünsche ich euch als Vorsatz für dieses Jahr: Werdet bitte nicht müde bei all dem, was kommt. Ausharren ist deshalb so wichtig, weil es Zeiten in der Kirchengeschichte geben kann, in denen die Gläubigen untergehen.
Es klingt vielleicht ein bisschen gruselig, wenn ich sage: Möchtest du jetzt wirklich behaupten, dass es Zeiten geben kann, in denen wir als Gläubige mit unserem Glauben einfach vor die Hunde gehen? Die Antwort ist Ja.
Die Offenbarung beschreibt eine Zeit oder schreibt von einem Gewaltherrscher, den Johannes das Tier nennt. Über ihn heißt es in Offenbarung 13,7: „Und es wurde ihm, diesem Tier, diesem Gewaltherrscher, gegeben, mit den Heiligen Krieg zu führen und sie zu überwinden.“
Wenn du an dieser Stelle nicht innerlich sagst: „Autsch“, dann kann ich dir gerade nicht helfen, denn das sind wir. Es wurde ihm Macht gegeben über jeden Stamm und jedes Volk, jede Sprache und jede Nation.
Ein kleines bisschen später heißt es dann in Vers 10: „Wenn jemand in Gefangenschaft geht, so geht er in Gefangenschaft. Wenn jemand mit dem Schwert getötet wird, so muss er mit dem Schwert getötet werden.“ Und dann endet der Vers mit den Worten: „Hier ist das Ausharren und der Glaube der Heiligen.“
Was ich nicht sagen will, ist, dass wir genau in dieser Zeit leben. Ich möchte nur deutlich machen: Es kann solche Zeiten geben, in denen unser Glaube auf eine Weise getestet wird, dass zu diesem Test Kerker und Tod gehören.
Das heißt, Leben mit Jesus bedeutet, dass wir einem Widerstand begegnen, der bis zu einem bitteren Ende führen kann. Die Gläubigen zeichnen sich dann durch Ausharren aus.
Das liegt einfach daran, dass ihr Glaube nicht nur ein Lippenbekenntnis für Schönwetterzeiten ist. Ein Lippenbekenntnis, das genau so lange gilt, wie der Glaube nichts kostet, sondern weil wir Gläubige sein wollen, die auch dann noch gläubig sind, wenn unser Glaube teuer wird – wenn er mich meine Freiheit kostet, meinen Besitz oder sogar mein Leben.
Und in solchen Momenten, in denen es wirklich ums Ausharren geht, wird ganz schnell deutlich, was unser Glaube wert ist. Habt ihr noch die Worte aus dem Sämannsgleichnis im Ohr?
In Lukas 8,13 heißt es: „Die aber auf dem Felsen sind, das sind diejenigen, die, wenn sie hören, das Wort mit Freuden aufnehmen. Sie haben aber keine Wurzel; sie glauben eine Zeit lang, und in der Zeit der Versuchung fallen sie ab.“
Merkt ihr, das ist genau unser Thema: Glaube muss sich mit Ausharren verbinden. Sonst kommt die Versuchung, und mein Glaube zeigt sich als das, was er wirklich ist – ein wertloses Stück Emotion, hinter dem nichts steckt. Das wäre total übel.
In der sogenannten Aussendungsrede bei Matthäus, wo es ums Zeugnisgeben und Evangelisieren geht, warnt der Herr Jesus seine Jünger immer wieder.
In Matthäus 10,22 sagt er: „Und ihr werdet von allen gehasst werden um meines Namens willen.“
Jetzt würden wir uns wünschen, dass dort steht, man werde geliebt, bewundert und als Vorbild genommen. Aber nein, Jesus sagt es ganz klar: Ihr werdet gehasst werden.
Doch er fügt hinzu: „Wer aber ausharrt bis ans Ende, der wird gerettet werden.“
Immer wieder dasselbe Thema: Ausharren – und zwar bis ans Ende. Einfach nicht aufgeben, in der Spur bleiben, egal was kommt. Einfach weiterlaufen.
Ich hatte vorhin gesagt, es gibt drei Dinge, die uns weiterbringen können, wenn wir sagen, wir wollen ausharren. Erstens sind das Schwierigkeiten. Zweitens die Beschäftigung mit Glaubensvorbildern. Ja, ich bin ja nun kein Typ, der Biografien liest, aber an dieser Stelle muss ich sagen: Wenn du wenigstens Kurzbiografien lesen würdest, wäre das wahrscheinlich ein echtes Plus. Drittens ist es Gott selbst.
Jetzt muss ich sagen, es gibt sogar noch einen vierten Punkt, der uns weiterbringt. Dieser vierte Punkt ist eine Art Abwandlung des zweiten. Ich kann mir nämlich selbst zum Vorbild werden. Cool, oder? Ich weiß, das klingt komisch, aber im Hebräerbrief haben wir Leute, die gerade dabei sind, dem Christentum abzuschwören, zurückzugehen ins Judentum und den Glauben an Jesus aufzugeben.
In Hebräer 10, ab Vers 32, heißt es, dass die Christen, die hier angeschrieben sind, sich selbst zum Vorbild nehmen sollen. Hört euch das mal an, Hebräer 10, Verse 32 bis 34: „Gedenkt aber der früheren Tage, in denen ihr, nachdem ihr erleuchtet worden wart, also euch bekehrt habt, viel Leidenskampf erduldet habt. Und jetzt wird aufgezählt, was sie durchgemacht haben: Sie wurden teils durch Schmähungen und Bedrängnisse zur Schau gestellt, gemobbt und teils Gefährten derer, denen es ebenso erging. Denn ihr habt sowohl mit den Gefangenen gelitten als auch den Raub eurer Güter mit Freuden aufgenommen, da ihr wisst, dass ihr für euch selbst einen besseren und bleibenden Besitz habt.“
Gedenkt der früheren Tage! Ein geistliches Leben ist lang. Wenn ich von Ausharren predige, weiß ich: Es gibt nicht nur die Tage der Bedrängnis, an denen man kurz davor ist, umzufallen. Es gibt im geistlichen Leben auch Tage, die von Anfechtungen geprägt sind. Diese früheren Tage und diese Anfechtungen waren für mich irgendwie kein Problem. Es waren gute Tage, an denen ich den Leidenskampf erduldet habe. Es waren Tage, die davon gekennzeichnet waren, dass ich stand, die Waffenrüstung Gottes angelegt hatte, angegriffen wurde und dennoch stehen blieb.
Auch in deinem Leben gibt es solche Momente, in denen du genau weißt: Das war tough, aber ich habe es mit dem Herrn Jesus durchgestanden. Und das sind gute Erinnerungen, die da übrig geblieben sind – so ein bisschen wie Schildmaid und Krieger des Lichts, an die man gerne zurückdenkt. Da hätte man damals auch einknicken können, sind wir aber nicht. Da haben wir eine Schippe draufgelegt – an Gemeinschaft, an Gebet, an Glauben, an Ausharren und an Standfestigkeit. Und es hat sich gelohnt.
Diese guten Tage sind ein Schatz. Gedenkt der früheren Tage! Ich weiß nicht, ob du dir darüber schon mal Gedanken gemacht hast – das ist ein schönes Thema, wenn man beim Abendbrot mal ein Gespräch sucht: Wie schaffe ich es, für mich persönlich diesen Schatz der guten Tage zu bewahren? Wie schaffe ich es, Tage der Stärke nicht zu vergessen? Sie vielleicht sogar noch ein Stückchen zu feiern? Denn es sind Momente, in denen ich mich bewährt habe. Und diese können, wenn es mal richtig dunkel wird und man denkt, jetzt kann ich nicht mehr, helfen. Dann kann man sich zurückerinnern und sagen: Komm, wir haben das damals schon geschafft. Lass uns einfach noch mal so wie damals die Sache angehen.
Gedenkt der früheren Tage! Und dann geht es weiter in Hebräer 10, Vers 35: „Werft nun eure Zuversicht nicht weg!“ Das ist genau das Gegenteil von Ausharren aufzugeben. Werft eure Zuversicht nicht weg!
Ich weiß ja nicht, wie es euch gerade geht. Aber wenn du an der Schwelle stehst zu einer falschen Form von Kompromissbereitschaft, weil du aufgehört hast, Gott zu vertrauen, weil du vielleicht ein Stück mutlos geworden bist, vielleicht auch träge – und das meine ich nicht durch das fette Essen –, vielleicht fühlst du dich auch ein Stück bitter oder im schlimmsten Fall von Gott betrogen.
Dann hör dir das an: Werft nun eure Zuversicht nicht weg! Sie hat eine große Belohnung. Denn Ausharren braucht ihr, damit ihr, nachdem ihr den Willen Gottes getan habt, die Verheißung davontragt. Darum geht es.
Und im Angesicht eines Jahres, das vor uns liegt und in dem wir nicht genau wissen, was noch auf uns zukommt, braucht ihr Ausharren. Nötig, weil die Zeiten für die Hebräer schwer wurden.
Jetzt möchte ich euch noch ein Geheimnis verraten: Es braucht manchmal überhaupt keine Verfolgung. Es geht viel trivialer. Leben ist lang. Leben ist auf alle Fälle deutlich länger, als ich das als junger Mensch gedacht habe. Wenn man in den Fünfzigern steckt, realisiert man, dass man im schlimmsten Fall erst Halbzeit hat. Und das ist ein ganz erschreckender Gedanke. Man denkt ja immer, mit sechzig sind alle tot, wenn man jung ist. Und jetzt ist man selbst fast sechzig und merkt, da ist noch überhaupt nichts mit Sterben. Da kommen vielleicht noch zehn Jahre, und dann rechnet man nach: Nee, das sind eher noch fünfundzwanzig, dreißig Jahre.
Man denkt sich: Boah, warte mal, du hast geistlich gerade erst Halbzeit, hast gerade mal dreißig Jahre gläubig und musst vielleicht noch dreißig Jahre durchhalten. Ja, das ist die Realität. Leben ist lang. Und allein die Länge des Lebens kann dich vor Herausforderungen stellen, von denen du heute noch nicht ahnst, dass sie kommen.
Denk an den Prediger, wenn er von solchen Zeiten schreibt, von denen du sagen wirst, ich habe kein Gefallen an ihnen. So drückt sich Salomo aus. Das ist ganz normal. Es wird irgendwann einfach viel, und es kann leicht zu viel werden.
Deswegen ist es mir so wichtig, von hier vorne einmal zu betonen, wie wichtig es ist, dass wir Ausharren als Konzept des Glaubenslebens ernst nehmen. Es wird immer wieder Zeiten geben, in denen das Leben uns den Glauben schwer macht.
Jetzt mögen wir das – das will ich auch sagen – diese Zeiten unterschiedlich empfinden. Es gibt im geistlichen Leben große Unterschiede, wie wir Dinge wahrnehmen. Ich weiß, es gibt Geschwister, die haben mit Schwierigkeiten weniger Probleme, wenn sie kommen. Aber es gibt auch andere, da muss nicht viel passieren, und die sind ganz schnell entmutigt.
Wenn ich das so sage, hoffe ich, dass ihr sofort merkt: Ah, deswegen hat sich Gott Gemeinschaft gedacht. Ja, wenn es die gibt, die in der Bibel oligopsychä genannt werden, das sind die Kleinmütigen. Da ist schon mal – was weiß ich – die Miete wird um 15 Euro angehoben, und sie sehen sich schon in der Armut.
Und dann gibt es die anderen, die kannst du eigentlich nicht aus der Ruhe bringen. Das sind solche Leute, bei denen man sich fragt: Gibt es irgendwas, das dich irgendwann mal aufgeregt hat?
Es gibt diese beiden Gruppen in der Gemeinde, und wir brauchen einander. Wir müssen also super vorsichtig sein. Wenn du jemand bist, der bei Stresslevel eher ruhig bleibt, dann pass auf, dass du deinen Umgang mit Schwierigkeiten nicht anderen überstülpst. Sage nicht so Sachen wie: „Das wird schon wieder“, „Hab dich mal nicht so“ oder „Es gibt noch Schlimmeres, ich habe schon ganz andere Schwierigkeiten durchgemacht.“
Versteht ihr, das sind Sätze, die brauchen wir nicht. Lasst uns lieber Lastenträger sein. Lasst uns aufeinander zugehen, Hand um die Schulter, und sagen: „Hey, wirf deine Zuversicht nicht weg!“
Und gerade wenn du jemand bist, der bei Schwierigkeiten sagt: Ausharren, das habe ich entweder schon gelernt oder das liegt mir ein bisschen im Blut, dann nutze das und geh hin. Ermutige Leute im nächsten Jahr, dass sie ihre Zuversicht nicht wegwerfen, weil sie vielleicht nicht verstehen, was ihnen gerade passiert oder weil sie nicht so gut mit dem Leben klarkommen.
Kommen wir zum Schluss: Vor uns liegt ein Jahr, in dem wir nicht wissen, was auf uns zukommt. Manche von uns sind bange, belastet und mutlos. Mir war es wichtig, heute ein Thema zu beleuchten, das aus meiner Sicht gerade wichtiger geworden ist: das Ausharren.
Das ist einfach deshalb wichtig, weil ich sehe, wie sich Ängstlichkeit, ein Stückchen Unwissenheit und Verführung ausbreiten – und auch Gemeinden sind davon nicht verschont. Deswegen bitte ich: Lasst uns im kommenden Jahr darauf achten, dass wir geistlich nicht von dem, was diese Welt gerade verstört, verschlungen werden.
Wir haben – und das ist das Evangelium – einen Vater im Himmel, der alles daran setzt, dass wir als seine Kinder ans Ziel kommen. Ich sage das noch einmal: Solange wir seine Hand halten, solange du nur den kleinen Finger festhältst, kann dir nichts passieren.
Aber – und das ist die Kehrseite dieser sehr positiven Formulierung – du musst dir auch vornehmen, diesen kleinen Finger nicht loszulassen. Dafür braucht es Ausharren. Ausharren, damit wir ans Ziel kommen.
Es braucht Ausharren bei mir, und es braucht ein starkes Wir in der Gemeinde. Ein Wir, das Vorbilder schafft für andere und Lastenträger hervorbringt. Eine Gemeinschaft, in der Ermahnung, Ermunterung und Trost ganz normal werden.
Deshalb braucht es im kommenden Jahr, wenn es um das Thema Ausharren geht, dich und dich und dich und dich – und mich. Amen.
Vielen Dank an Jürgen Fischer, dass wir seine Ressourcen hier zur Verfügung stellen dürfen!
Seine App "Frogwords" gibt's für Android und iOS.
Jürgens aktuellste Gebets-Infos gibt's hier zum Lesen und Abonnieren.