Einführung in das Thema Gebet
Ja, sehr gut, auf Hochdeutsch! Ich habe mich gestern wirklich bemüht, denn man weiß ja nie, wie es einer Frau geht. Entschuldige, ich muss nur kurz meine Stimmbänder schonen.
Sie hat einen guten Tag gehabt, von einem Essen zum nächsten, und viele gute Gespräche geführt. Es ist ihr Privileg, hier zu sein.
Für heute Abend haben wir das Thema „Mit Gott reden und auf Gott hören“. Ich habe mir vorgenommen, es so einfach wie möglich zu gestalten, so gut ich kann. Gebet, also das Reden mit Gott, ist ein Thema, bei dem sich, glaube ich, jeder mehr oder weniger schwer tut.
Ich habe noch keinen einzigen Christen auf der ganzen Welt getroffen, der gesagt hat: „Sonst betet ihr echt ein Problem, ich bete zu viel, ich muss mir das abgewöhnen.“ So jemanden habe ich noch nie getroffen.
Aber ich treffe Christen aus jeder Konfession, und wenn wir über das Gebet sprechen, sagen sie oft: „Na ja, das ist meine Schwäche, da tue ich mich schwer.“
Die Bedeutung des Bleibens in Christus
Einen Bibeltext möchte ich vorlesen, einen bekannten Text, nur zwei Verse aus Johannes 15. Ich lese Verse vier und fünf. Die meisten von euch kennen die Verse.
Da sagt Jesus: „Bleibet in mir, und ich in euch. Wie die Rebe nicht von sich selbst Frucht bringen kann, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht in mir bleibt. Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun.“
Es geht um dieses „in Jesus bleiben“ und „er in uns bleiben“. Das sind schöne Worte, aber ich weiß nicht, ob wir mit so etwas etwas anfangen können. Vor allem, wenn man beginnt, die Bibel zu lesen, denkt man sich: „In Jesus bleiben, er in mir – wie soll das gehen?“ Wie kann das sein? Wie funktioniert das?
Gottes ursprünglicher Plan: Gemeinschaft mit dem Menschen
Gott hatte Menschen aus einem ganz einfachen Grund geschaffen: um mit uns zu kommunizieren. Im Garten Eden lesen wir bereits, dass Adam in der Kühle des Abends mit Gott spazieren ging. Die Menschen sind immer mit Gott spazieren gegangen.
In Genesis 5 lesen wir, dass Henoch mit Gott wandelte, ebenso wie Noah. Sie sind alle mit Gott spazieren gegangen. Beim Spazierengehen redet man miteinander.
Übrigens glaube ich nicht, dass Adam oder Noah körperlich mit Gott spazieren gingen. Das glaube ich nicht, denn wir haben gestern gelesen: Niemand hat Gott je gesehen. Aber Gott war ihnen so nahe, dass sie wussten, er ist da.
Ich habe Gott auch noch nie gesehen, aber ich weiß, er ist da. Und man kann mit ihm reden.
Persönliche Erfahrungen und Schwierigkeiten im Gebet
Wenn man über Gebet spricht, muss ich zugeben, dass es mir lange sehr schwergefallen ist. Auch heute fällt es mir noch nicht allzu leicht.
Ich glaube, ein Grund dafür ist, dass ich früher geglaubt habe, Gebet sei irgendwie ein Ritual. Ich erinnere mich, dass ich früher beim Beten die Hände gefaltet habe. Das ist an sich in Ordnung, obwohl es in der Bibel nicht ausdrücklich so vorgeschrieben ist. Zweimal im Buch der Sprüche wird erwähnt, dass die Faulen ihre Hände falten und dadurch sterben. Hände falten ist also nicht schlecht, aber es ist eben nicht biblisch vorgeschrieben – das wollte ich nur erwähnen.
Ich habe also die Hände gefaltet und dabei immer die Augen geschlossen. Auch das steht so nicht in der Bibel, aber man kann die Augen ruhig schließen. Dann habe ich Hochdeutsch gesprochen, so wie jetzt. Warum genau, weiß ich auch nicht. Für mich war das Gebet irgendwie ein Ritual.
Ich treffe immer wieder Leute, die mir sagen: "Hans-Peter, mein Gebet geht nur bis an die Decke. Mein Gebet prallt von der Wand ab." Ich weiß genau, was damit gemeint ist. Aber ich sage: Das ist gar nicht schlimm. Denn Gott ist unterhalb der Decke, er ist innerhalb der Wand.
Ich habe immer geglaubt, mein Gebet müsse irgendwohin gelangen. Ich habe mich dabei sehr konzentriert, ohne genau zu wissen, warum. Irgendwie bin ich so aufgewachsen. Vielleicht geht es dir ähnlich.
Manchmal glauben wir, wir müssten im Gebet irgendwie zu Gott durchkommen. Dann frage ich mich: Wenn du jetzt durch die Decke durchkommst, ist vielleicht nur eine zweite Decke da. Dann musst du noch härter beten, um durchs Dach zu kommen. Vielleicht musst du sogar durch die Ozonschicht, um Gott zu erreichen. Aber Gott ist hier. Er wohnt in uns, in Jesus Christus.
Im Neuen Testament lesen wir 194 Mal, dass Christus in uns ist und wir in Christus sind. Er ist in uns, du musst nirgends hindurchkommen. Diese Erkenntnis hat mir schon einmal sehr geholfen.
Gemeinschaft mit Gott im Alltag
Und dann habe ich auch gelernt: Wenn man mit Gott redet, entsteht eine gewisse Gemeinschaft. Das ist so wie hier, wenn du mit Menschen sprichst – dadurch entsteht eine Gemeinschaft.
Das passiert sehr oft auch beim Essen. Heute habe ich bei drei verschiedenen Personen gesessen, und es war eine recht nette Unterhaltung. Man redet beim Essen. Übrigens, in der Bibel isst Gott gerne, Gott hat immer gegessen. Wisst ihr warum? Vielleicht, weil er hungrig war? Aber vor allem, weil Essen in der Bibel für Gemeinschaft steht. Es bedeutet, dass man zusammensitzt und miteinander redet.
Darum ist gemeinsames Essen so wichtig – nicht nur, um den Bauch zu füllen. Heute haben wir ja auch eine Bibelschule am Dauernhof, zumindest im Frühjahr und im Herbst, meistens mit etwa siebzig Bibelschülern. Die müssen das wieder lernen, weil in ihren Familien das gemeinsame Essen oft nicht mehr stattfindet. Morgens haut jeder ab, abends kommen sie zu unterschiedlichen Zeiten nach Hause, und sie essen nicht mehr gemeinsam.
Man muss wieder lernen, sich hinzusetzen und miteinander zu reden. Das ist dasselbe wie in Österreich, wo man gerne Kaffee trinkt. Bei euch ist das wahrscheinlich auch so. Kaffee ist eine gute Sache.
Die Bedeutung von Zeit im Gebet
Und auch zu Hause
Wenn ich mal so einen Tag zu Hause bin, sagt meine Frau Hannelore meistens um vier Uhr nachmittags: „Du solltest mal beten, trink erst mal einen Kaffee.“ Das heißt für mich, jetzt muss ich mich hinsetzen und richtig reden. Das sind so die Kaffeezeiten.
Tagsüber redet man so allerhand. Man wechselt Worte, geht durch die Küche und sagt: „Hilf mir da!“ Und sie sagt: „Nein!“ und so weiter. Aber wenn man Kaffee trinkt, setzt man sich zusammen, schaut sich meistens an und redet richtig.
So gibt es auch die Kaffeezeiten mit Jesus. Wisst ihr, was mir aufgefallen ist? Ich habe mir das Jahr aufgeschrieben: Im Jahr 2000, also vor neun Jahren, ist mir aufgefallen, dass ich gute Freunde auf einen Kaffee einlade. Wenn ich einen Freund treffe und gerade Zeit habe, sage ich: „Komm, lass uns auf einen Kaffee gehen.“ Was du dann trinkst, ist egal, aber man geht auf einen Kaffee.
Dann ist mir aufgefallen: Ich lade meine besten Freunde zum Kaffee ein, und Jesus ist mein bester Freund – ich behaupte es zumindest. Aber ich habe ihn noch nie zum Kaffee eingeladen. Seit 2000 gehe ich regelmäßig mit Jesus auf einen Kaffee.
Eine meiner schönsten Zeiten. Oh, jetzt ist er ein bisschen krank, gell? Nicht so tragisch.
Mir ist aufgefallen, ich habe mit meinem besten Freund noch nie Kaffee getrunken. Seitdem gehe ich ungefähr einmal im Monat mit Jesus in ein Kaffeehaus, ganz allein. Ich setze mich irgendwo hin und bestelle immer nur einen Kaffee.
Ich muss euch ganz ehrlich sagen, das sind für mich ganz schöne Zeiten geworden: einfach hinsetzen und mit ihm reden. Manchmal nehme ich die Bibel mit, manchmal nicht. Ich rede einfach mit ihm.
Weißt du, was das Größte ist? Wenn du dir sonst nichts merkst heute Abend, merk dir dies: Weißt du, was das Größte ist, was du Gott geben kannst? Es ist deine Zeit. Es gibt nichts Größeres.
Weißt du, was das Größte ist, was ich meiner Frau geben kann? Meine Zeit. Denn wenn du Gemeinschaft mit jemandem hast, möchtest du Zeit miteinander verbringen. Es geht nicht immer, wir wissen das.
Aber mit Jesus geht es sogar immer, zumindest was ihn anbelangt, weil er immer da ist und nie schläft. Der Hüter Israels schläft und schlummert nicht. Also gut zu wissen.
Die Bedeutung des Erzählens im Gebet
Ich habe mir einmal Gedanken zum Gebet gemacht. Dabei stellte ich mir die Frage: Warum soll ich Gott immer alles erzählen, wenn ich doch gelernt habe, dass Gott sowieso alles weiß?
So geriet ich in ein Dilemma. Ich dachte: Warum sollte ich Zeit aufwenden und eine halbe Stunde oder sogar eine Stunde damit verbringen, ihm Dinge zu erzählen, die er bereits kennt?
Ich wusste zum Beispiel, wenn ich sage: „Herr, bitte tröste den Franz, der gerade im Krankenhaus liegt und sich den Fuß gebrochen hat“, dann wird Gott nicht antworten: „Oh, Franz im Krankenhaus? Engel, das haben wir komplett übersehen. Gut, danke Hans-Peter, ich werde sofort etwas unternehmen.“ Ich wusste, dass das nicht der Fall ist.
Gott weiß schon lange, dass Franz im Krankenhaus liegt. Also fragte ich mich: Warum soll ich für etwas bitten, was er ohnehin schon weiß? Und ich weiß, dass Gott Franz viel mehr liebt, als ich es tue.
Ich habe etwas gelesen, was mir weiterhalf: „Welchen Sinn macht es, wenn wir Gott im Gebet Dinge erzählen, die er schon weiß? Fragen stellen, die er längst beantwortet hat? Bitten aussprechen, deren Erhörung er bereits eingeleitet hat? Abgesehen von seiner Liebe macht es keinen Sinn. Aber in Anbetracht seiner grenzenlosen Zuneigung zu uns können wir gar nicht zu oft vor ihm treten, zu lange mit ihm sprechen und zu viel von ihm erbitten. Denn Gott ist in seiner Liebe nicht darauf aus, nur Bitten zu erhören, sondern uns zu erhören. Er möchte nicht etwas Neues von uns hören, sondern uns hören – und das immer wieder aufs Neue.“
Das Geheimnis des Zuhörens und Erzählens
Und Freunde, das ist das Geheimnis. Ich habe drei Kinder, die inzwischen schon relativ groß sind, aber immer noch Kinder bleiben.
Wisst ihr zum Beispiel: Nächsten Samstag bin ich wieder zu Hause, in einer Woche. Ich telefoniere etwa jeden zweiten Tag mit meiner Frau, mal kurz, mal länger – je nachdem. Dabei erzählt sie mir, was gerade so läuft. Sie berichtet mir zum Beispiel, was Lukas gemacht hat. Lukas hat letzte Woche die Führerscheinprüfung abgelegt. Sie erzählt mir am Telefon, was er erlebt hat. Ich weiß also schon alles, was vorgefallen ist.
Stellt euch vor, ich komme nach Hause in die Küche, und da sitzt Lukas. Er ist jetzt 18 Jahre alt und sagt: „Vater, ich muss dir unbedingt erzählen, wie das mit dem Führerschein gewesen ist.“ Und ich sage zu ihm: „Halt die Klappe, ich weiß das doch schon.“ So etwas sage ich natürlich nicht. Im Gegenteil, ich freue mich und sage zu Lukas: „Erzähl mir, wie ist es dir gegangen?“ Ich weiß es ja schon, aber ich will nichts Neues von meinem Sohn hören. Ich will ihn hören.
Und weißt du was? Dein Vater im Himmel will auch nichts Neues von dir hören. Es gibt nichts Neues, aber er will dich hören. Darum können wir gar nicht zu oft mit ihm reden und zu oft vor ihm treten.
Dietrich Bonhoeffer hat einen so schönen Satz gesagt, der mein Leitwort für letztes Jahr war: Es ist wichtiger, zu Gott über Menschen zu reden, als mit Menschen über Gott zu reden. Wir müssen mit Gott über Menschen reden, dann kann sein Geist uns verändern.
Die Gemeinschaft mit Christus als Lebensgrundlage
Ich habe mich auch oft gefragt, warum das Neue Testament so sehr betont, dass Jesus in uns ist und wir in Christus sind. Wozu muss Christus in mir wohnen? Nur um meine Sünden zu vergeben? Dazu kann er im Himmel bleiben. Das kann er auch vom Himmel aus tun oder vom Kreuz her. Es ist kein Problem, mich einmal in den Himmel zu bringen. Dazu muss er nicht in mir wohnen. Er kann auch im Himmel bleiben.
Wisst ihr, warum Christus in uns wohnt? Weil er Gemeinschaft mit dir und mir will. Das ist der Grund, warum wir in Christus sind.
In Johannes 17, diesem wunderbaren Gebet, lese ich nur einen Vers vor, vielleicht zwei: Vers 20. Dort sagt Jesus, er betet nicht nur für seine Jünger, sondern für alle, die durch das Wort an ihn glauben. Er bittet, dass sie alle eins seien, so wie du, Vater, in mir bist und ich in dir, damit auch sie in uns seien.
Die Einheit und die Gemeinschaft mit Christus sind der Grund, warum wir geschaffen sind.
Der Weg von religiösem Ritual zum lebendigen Gebet
Ich habe mich schwergetan, aus meinem religiösen Leben in eine persönliche Christusbeziehung zu kommen. Es ist mir nicht leichtgefallen.
Beim Gebet ging es mir oft so: Als ich gläubig wurde, begann ich, die Bibel ein bisschen zu lesen. Nicht zu schnell und nicht zu viel, aber ein wenig. Dort habe ich gelesen, dass man, wenn man betet, in sein Kämmerlein gehen soll. Das habe ich dann auch getan. Doch Freunde, das war nicht gut.
Es war immer dasselbe – über Jahre hinweg, und ich übertreibe nicht. Ich setzte mich hin, wollte beten, weil ich wusste, dass es sich so gehört. Meine Hände gefaltet, die Augen geschlossen, auf Hochdeutsch gesprochen. Dann sagte ich: „Lieber Vater im Himmel.“ Und wisst ihr was? Nach spätestens sechzig Sekunden waren meine Gedanken irgendwo anders, aber sicher nicht mehr bei Gott. Ich dachte an irgendetwas – Klettern, Frau, Motorrad oder irgendwas anderes –, aber nicht an Gott.
Und wie so oft, nach etwa fünf Minuten, war ich wieder da und dachte: Eigentlich wollte ich ja beten. Dann sprach ich wieder das Vaterunser. Es war wirklich eher eine Plage als eine Freude, muss ich ehrlich sagen.
Daran hat sich nicht viel geändert. Ich wusste nicht genau, wie ich es hinbekommen sollte. Ich habe es im Knien probiert, ich habe es im Liegen versucht – das kannst du sowieso vergessen, denn dann schläfst du sofort.
Ich erinnere mich, dass ich angefangen habe, eine Gebetsliste zu schreiben. Außerdem habe ich Bücher gelesen, in denen stand: „Um dich zu konzentrieren, mach eine Liste, dann kannst du dich fokussieren, das hilft dir.“ Also habe ich es gemacht. Ein ganzes Buch vollgeschrieben, jeden Tag drei Dinge, dazu Bilder, damit man nicht vergisst, wie sie aussehen.
Meine Frau und ich haben das zwei Jahre lang so gemacht und gesagt: „Herr, diese Gebetsliste langweilt mich zu Tode.“ Und Gott hat gesagt: „Mich auch.“ Gebetslisten sind ja nicht schlecht, aber es war das Einzige, was ich irgendwie kannte.
Ich weiß noch, dass ich Leiter einer Bibelschule wurde. Na ja, das war nicht gut. Jetzt musste ich endlich mal beten lernen. Also kauften wir wieder Bücher – von Martin Luther, George Müller und anderen. Die standen jeden Tag um fünf Uhr auf.
Wir dachten, vielleicht muss es so sein. Also sagte ich: „Okay, ab morgen stehe ich jeden Tag um fünf Uhr auf, auch wenn es mich umbringt.“ Am dritten Tag hat es mich tatsächlich umgebracht. Ich habe es nicht geschafft.
Übrigens, wisst ihr, warum die alle so früh aufgestanden sind? Sie hatten immer ein schlechtes Gewissen. Sie sind ja schon mit den Hühnern schlafen gegangen, hatten kein Licht, versteht ihr? Ich komme vor Mitternacht eigentlich nie ins Bett.
Der Durchbruch im Gebet: Spazierengehen mit Gott
Ich kann mich erinnern: Eines Tages bin ich nach Hause gefahren und habe gesagt: Herr, ich weiß nicht, aber dieses Gebet frustriert mich. Ich weiß nicht, wie es geht.
Ich bin spazieren gegangen, und irgendwie weiß ich nicht, warum ich das gemacht habe. Ich kann mich nicht mehr genau erinnern. Aber ich bin mit Gott spazieren gegangen. Ich wollte zehn Minuten gehen, denn zehn Minuten waren das Maximum, was ich wusste, was ich sagen sollte.
Nach zehn Minuten war mir alles ausgegangen. Ich hatte für alle Gebete gebetet, die ich kannte. Danach wusste ich nicht mehr, was ich sagen sollte. Trotzdem bin ich mit ihm weiter spazieren gegangen. Ich weiß noch, dass ich ein oder zwei Stunden unterwegs war. Ich habe ihm einfach gesagt, wie es mir geht. Ich habe ihm alles erzählt, was mich bewegt.
Ich erinnere mich, dass ich dann nach Hause kam und dachte: Jetzt bin ich zwei Stunden mit ihm spazieren gegangen und habe geredet. Das ist jetzt ungefähr achtzehn Jahre her.
Seitdem habe ich gelernt, einfach mit Jesus spazieren zu gehen und ihm alle Dinge zu sagen, die mich bewegen.
Gedanken im Gebet mit Christus teilen
Der ganze Punkt ist, dass ich anfange, mein Leben mit meinem Herrn Jesus zu teilen. Alles, was ich denke und was mich bewegt, jeden Gedanken gebe ich ihm einfach hin und bespreche ihn mit ihm.
Weißt du, es ist so: Wir haben heute auch mit Friedel darüber gesprochen. Ich glaube, wir können nie einfach da sitzen und nichts denken. Ich weiß, du denkst dir jetzt vielleicht irgendetwas. Vielleicht denkst du: „Man, hör mal auf!“ oder so. Aber irgendetwas denkst du dir. Du kannst gar nicht anders, außer du schläfst. Aber wenn du wach bist, denkst du.
Und wisst ihr, was wir jetzt lernen müssen? Ein Psychologe hat mal gesagt, dass wir jeden Tag siebentausend Gedanken haben. Keine Ahnung, wie er auf die Zahl kommt, aber vielleicht hat er Recht. Eines weiß ich: Es sind sehr viele. Und das, was man lernen muss, ist einfach, diesen Gedanken, den man sowieso denkt, zu nehmen und ihn mit Christus zu besprechen.
Weißt du, was du dann zum ersten Mal verstehst? Betet ohne Unterlass – einfach mit ihm reden.
Darum heißt mein zweites Buch, das ich geschrieben habe, „Nach dem Amen bete weiter“. Wir alle haben ja gelernt, Amen zu sagen. Nach dem Gebet macht man das so. Das ist ja okay. Aber für mich war Amen immer das Ende. Amen war so: Jetzt ist das Gespräch vorbei. Und am Abend, wenn der Tag vorbei ist, dann reden wir wieder miteinander.
Aber Amen heißt nicht Punkt, Amen heißt einfach: So ist es.
Ich möchte dir heute Abend eine Aufgabe geben, eine Herausforderung. Du wirst heute oder morgen irgendwann vielleicht mal beten, mehr oder weniger, und dann sagst du vielleicht Amen. Und wenn du Amen gesagt hast, rede einfach weiter mit ihm. Dann sagst du wieder mal Amen, und dann rede einfach weiter mit ihm.
Weißt du, was du feststellst? Du redest mit ihm und dann verstehst du, was Gebet bedeutet: mit Gott zu reden, die Gedanken gefangen zu nehmen, die man hat. Dann lernt man, im Leben im Wir zu leben.
Die Realität der Gemeinschaft mit Christus
Sieh dir das an: Wenn du glaubst, dass Jesus Christus lebt, wenn du glaubst, dass er für dich gestorben und auferstanden ist, und wenn du glaubst, dass Christus in dir lebt, so wie es die Schrift sagt, dann bist du nicht allein. Dann ist jemand mit dir, nämlich Christus in dir.
Ein kleines Kind sagt: „Jesus wohnt in meinem Herzen, er wohnt in mir.“ Genau das ist der Punkt. Er wohnt in uns drinnen. Wenn das so ist, dann bist du immer zu zweit. Du bist sozusagen schwanger, dann bist du zu dritt. Es ist jemand, der in dir ist, und das ist Jesus Christus durch den Heiligen Geist.
Wenn man diese Realität erkennt, dann weiß man, dass man alles gemeinsam mit ihm tut. Das Problem, glaube ich, ist, dass viele von uns einen großen Teil ihres Lebens eine Lüge leben. Wir leben so, als ob Jesus nicht da wäre. Wir leben immer nur im Ich, Mich, Mein, Mir. Kennt ihr das? Ich, Mich, Mein, Mir – Herr, segne diese vier! Es geht immer nur um mich.
Aber das ist eine Lüge, denn die Wahrheit ist, dass Christus in mir lebt. Dann bin ich ja zu zweit, das heißt wir sind unser. Der Unterschied ist wie Tag und Nacht, wenn man das lernt. Zum Beispiel, wenn ich sage: „Ich habe solche Angst, wenn ich daran denke, was in der Finanzkrise nächstes Jahr kommt. Ich glaube, ich gehe drauf, ich glaube, ich sterbe.“ Jetzt versuche es mal im Wir: „Herr Jesus, wir haben solche Angst vor der Finanzkrise und was nächstes Jahr kommt.“
Dann sagt Jesus: „Na, eigentlich nicht. Ich bin etwas größer.“ „Herr, ich glaube, wir gehen drauf.“ Dann sagt er: „Na, ich bin auferstanden. Ich lebe.“ Seht ihr, der Unterschied ist wie Tag und Nacht. Wir müssen lernen, in der Realität, in der Wahrheit zu leben.
Im Johannesevangelium und in den Briefen heißt es: Wandelt in der Wahrheit! Weil wir so oft eine Lüge leben, als ob wir alleine wären, sind wir so verwirrt, was das Gebet anbelangt. Wir müssen lernen, in der Wahrheit zu leben, dass Jesus lebt und da ist.
Das ist natürlich eine Übung. Ich muss euch sagen: Zu glauben, dass das über Nacht einfach funktioniert, ist eine Illusion, eine Lüge. Man muss, wie in jeder Beziehung, lernen, miteinander zu leben und mit dem anderen zu rechnen.
Auch wenn du verheiratet bist, musst du dich langsam umstellen und lernen, dass jetzt immer jemand da ist. Das war vorher nicht unbedingt so.
Übung macht den Meister: Gebet als tägliche Praxis
Eine Frage an euch: Wie viele von euch könnten jetzt auf der Stelle einen Marathon laufen – 42 Kilometer? Wer kann das von euch? Einer? Wie heißt du? Der Frank. Ich kann es nicht, vielleicht einen halben. Keiner von euch könnte das, bis auf den Frank.
Jetzt müssen wir aber Folgendes machen: Wir stehen an einem Scheideweg. Die nächsten sechs Monate bleiben wir alle hier, und der Frank trainiert uns. Er kennt sich gut aus.
So fangen wir morgen an – mit einer Viertelstunde Laufen, langsam. Zehn, fünfzehn Minuten. Die Ernährung wird genau darauf abgestimmt. Frank trainiert uns jeden Tag, vier- bis fünfmal die Woche, die nächsten sechs Monate. Wir steigern langsam auf zwanzig Minuten, fünfundzwanzig, drei Viertel Stunde.
Wisst ihr, wie viele von euch in sechs Monaten einen Marathon laufen könnten? Fast alle, die gesund sind und ein gewisses Alter noch nicht überschritten haben. Und wisst ihr, warum wir das könnten? Weil wir uns jeden Tag geübt haben.
Eine meiner Lieblingsverse ist 1. Timotheus 4,7: Übt euch in der Gottesfurcht! Auch das Reden mit Jesus, das Rechnen mit ihm, ist eine Übung.
Und weißt du, wenn ich manchmal sage, dass man einfach den ganzen Tag mit Jesus reden kann, wisst ihr, was die meisten Christen sagen? Na, das ist auch unmöglich!
Wenn ich dich heute frage: Okay, lauf mal einen Marathon, dann sagst du, das ist unmöglich. Warum? Weil wir uns nie geübt haben.
Wenn man sich aber darin übt, kann man lernen, in diesem "Wir" zu leben. Und das ist eines der schönsten Dinge, die ich in meinem Leben entdeckt habe.
Leo Tolstoi, ein russischer Schriftsteller, hat etwas Gutes gesagt: Ich brauche nur an Gott zu denken, und ich lebe auf. Ich brauche ihn nur zu vergessen, und das Leben verschwindet.
Wirklich lebe ich doch nur dann, wenn ich Gott fühle und suche. Er ist das, ohne das man nicht leben kann. Das ist ein gutes Wort.
Auf Gott hören: Eine Herausforderung
Jetzt stellt sich die andere Frage: Es ist eine Sache, mit Gott zu reden, aber eine andere, auf Gott zu hören.
Wisst ihr, wie es mir beim Hören erging? Ich habe auch Bücher gelesen, wie man das macht. Die Bücher sagten, man solle morgens um fünf Uhr aufstehen. Das ist übrigens keine schlechte Empfehlung. Wenn man das schafft, ist das wahrscheinlich die beste Zeit. Aber nicht jeder kann das.
Dann hieß es, man solle drei Kapitel lesen: ein Kapitel aus dem Alten Testament, ein Kapitel aus dem Neuen Testament und dazu noch einen Psalm. So käme man in einem Jahr durch die Bibel.
Danach sollte man beten, beginnend mit Anbetung, Dank, Lobpreis und so weiter. Am Schluss stand immer: Wenn du fertig bist, bitte Gott, dass er zu dir redet.
Ich habe das viele Tage in meinem Leben so gemacht. Ich habe Psalmen gelesen oder anderes, gebetet – fünf bis zehn Minuten lang. Oft wusste ich nicht, was ich sagen sollte. Dann habe ich gesagt: „So, Gott, du bist wieder dran.“ Dann habe ich gewartet, etwa dreißig Sekunden. Okay, wieder nichts. Dann bis zum Abend. Genau das habe ich jeden Tag über Jahre gemacht.
Dieses Hören auf Gott blieb mir ein Rätsel. Wie redet Gott? Wie höre ich ihn?
Ich kenne manche Christen, die hören Gott ständig. Ein ganz lieber Freund von mir, der gerade bei uns Skilehrer ist, heißt Christian. Er wohnt in Tasmanien, ist aber eigentlich Österreicher. Tasmanien liegt ein bisschen südlich. Er hat mich einmal im Sommer angerufen und gesagt: „Hans-Peter, Gott hat mir gerade gesagt, ich soll im Winter wieder als Skilehrer kommen.“ Ich dachte, super, passt. Und tatsächlich kam er.
Beim Frühstück habe ich meinen Kindern erzählt, dass Christian angerufen hat und Gott ihm gesagt hat, er soll wiederkommen. Meine Tochter Lisa, damals zehn Jahre alt, fragte: „Wie weiß Christian, ob Gott das gesagt hat oder nur er selbst?“ Gute Frage.
Christian sagte, er wisse es nicht, man solle ihn selbst fragen. Sie hat ihn dann auch gefragt.
Wie hört man Gott? Wie funktioniert das?
Mich hat das oft frustriert, wenn auch Prediger sagten: „Gott hat mir gesagt, ich soll heute aus Johannes Kapitel 13 predigen.“ Aber ich dachte mir: Das hat Gott mir noch nie gesagt. Ich predige immer irgendetwas, was irgendwo steht, oder keine Ahnung.
Oder wenn jemand sagte: „Gott hat mir gesagt, ich soll diese Person besuchen.“ Und dann war die Person tatsächlich bereit. Dann dachte ich: Gott, warum redest du nie mit mir?
Das hat mich verwirrt, nicht nur einmal, sondern mehrmals, auf ähnliche Weise.
Einmal kam auch eine Frau zu unserem Sommerprogramm. Im Sommer haben wir Bergfreizeiten, manche für Gemütliche, manche für Abenteurer. Wir haben ein fünfwöchiges Programm namens Upward Bound.
Am ersten Tag sagte sie: „Gott hat mir gesagt, ich soll zu euch kommen und die fünf Wochen mitmachen, weil er mir gewisse Dinge zeigen will.“ Super, wir freuten uns, dass sie da war.
In der zweiten Woche waren wir mehrere Tage auf einer Hütte am Berg. Die Woche war kalt, wir bekamen einen halben Meter Schnee. Die Hütte war ganz einfach, es gab nur kaltes Wasser und eine Wasserleitung.
Am zweiten Tag auf der Hütte kam sie wieder und sagte: „Gott hat mir gesagt, ich soll wieder abreisen.“ Weißt du, das hat mich dann ein bisschen verwirrt.
Vorsicht bei der Aussage „Gott hat mir gesagt“
Weißt du, was das Schwierige daran ist, wenn eine Person sagt: „Gott hat mir gesagt“? Wer bin dann ich, Hans-Peter Roy, um etwas anderes zu sagen oder eine Warnung auszusprechen?
Verwende niemals den Satz „Gott hat mir gesagt“, außer du bist dir hundertprozentig sicher, dass es wirklich Gott war, der das gesagt hat. Andernfalls zeigst du nur, dass du unbelehrbar bist.
Manche sagen das, weil sie nichts anderes hören wollen. Das hat mit Gott überhaupt nichts zu tun. Es kann zwar mit Gott zu tun haben, muss es aber nicht.
Wie hört man Gott?
Wie hört man Gott? Darf ich euch etwas fragen? Fühlt euch frei, die Hand zu heben. Wer von euch hat Gott schon einmal in einer hörbaren, akustischen Stimme gehört? Kann ich mal sehen? Einer, zwei, ja, das stimmt ungefähr. Es ist so durchschnittlich. Es kommt darauf an, in welcher Konfession man gerade unterwegs ist. Aber meistens sind es unter hundert zwei, das ist ziemlich normal. Und das stimmt: Gott hat so geredet, und er kann es immer noch.
Ich kenne einige Menschen persönlich, die klar gesagt haben: „Ich habe Gott so gehört.“ Aber ich habe auch etwas gelernt in der Zwischenzeit. Wenn man Gott akustisch mit einer Stimme von außen hört, ist das die absolute Ausnahme. Es ist nicht die Norm. Man sieht es auch hier, aber es gibt es.
Wie hört man Gott meistens? Gott hört man in der Regel in und durch seine Schöpfung. Ich muss sagen, ich bin ein bisschen so gestrickt: Wenn ich unterwegs bin in meinen Bergen und die Schönheit sehe, die mich umgibt, die Schöpfung, dann ist oft etwas dabei, das Gott mir in meine Gedanken hineinlegt und zu mir redet.
Kann ich mal sehen, wie viele von euch Gott schon mal irgendwie gehört oder verstanden haben, als ihr in der Schöpfung Gottes unterwegs wart? Kann ich mal sehen? Es sind ziemlich viele.
Übrigens: Die Natur kann dir sagen, dass es einen Gott gibt. Die Natur kann dir aber nichts über den Charakter Gottes sagen. Das ist ganz wichtig. Am Berg lernst du Gott nicht kennen. Du lernst nur, dass es einen Gott gibt, aber du weißt nicht, wer dieser Gott ist.
Du kannst nämlich unterwegs sein an einem wunderschönen Sonnentag, tausende Gipfel ringsum, und du sagst: „Wow, das ist ein guter Gott.“ Dann fliegt ein Vogel bei dir vorbei, und du sagst: „Wow, das ist ein schöner Gott.“ Und dann landet der Vogel, und eine Katze hüpft drauf und zerfleischt ihn. Denkst du dann: „Oh, der Gott ist doch nicht so gut“?
Die Natur kann dir nur helfen zu zeigen, dass es einen Gott gibt. Aber wenn du den Charakter Gottes kennenlernen willst, gibt es nur eine Möglichkeit: Du musst auf Jesus schauen. Denn Jesus alleine zeigt dir, wie Gott ist. Das ist Schöpfung.
Weitere Wege, wie Gott zu uns spricht
Zweitens spricht Gott in und durch Umstände. Ich könnte euch viele Beispiele erzählen, in denen Gott gesprochen hat. Und ich bin sicher, dass Gott auch zu vielen von euch schon durch einen Umstand gesprochen hat, sei er groß oder klein.
Drittens spricht Gott durch andere Menschen. Bitte nehmt das ernst: Gott spricht nicht nur zu dir, sondern auch durch dich. Er verwendet dich, um zu anderen Menschen zu reden. Das weißt du vielleicht nicht, aber Gott tut es – und hat es immer getan. Er hat durch die Propheten gesprochen, durch einfache Menschen und er spricht auch durch dich und durch mich.
Viertens redet Gott auch durch die Bibel. Sein Wort trifft uns manchmal ganz persönlich, wenn wir die Bibel lesen, und wir wissen dann: Das gilt mir. Viele von euch haben das sicher schon erlebt.
Gott spricht auch durch Träume. Kann ich sehen, wie vielen von euch Gott schon in einem Traum gesprochen hat? Ich sehe hier mindestens fünfzehn Hände.
Ich habe auch schon Leute getroffen – und ich selbst spreche nicht in Zungen – die gesagt haben, dass Gott zu ihnen durch die Gabe der Zunge spricht. Auch das ist eine Möglichkeit.
Aber Gott spricht auch – und das als Letztes, worüber ich noch ein paar Dinge sagen möchte – durch seine intime, persönliche Stimme des Heiligen Geistes, der in uns wohnt. Diese Stimme ist meistens keine spektakuläre Stimme, es gibt Ausnahmen, aber meistens ist sie eine ruhige Stimme.
Ihr habt da vorne diesen schönen Vers: Johannes 10,27: „Meine Schafe hören meine Stimme, und sie folgen mir.“ Eine Frage: Jesus sagt, meine Schafe hören meine Stimme. Wo wohnt Jesus? In uns. Von wo hören wir dann seine Stimme? Von innen.
Darum spricht Gott in der Regel nicht von außen – es gibt Ausnahmen – sondern wir hören die Stimme des Heiligen Geistes von innen. Sehr oft spricht Gott von innen zu dir und zu mir, während wir beten.
Wenn wir lernen, in diesem Gespräch mit Gott zu bleiben, werden wir sensibel und hören seine Stimme immer wieder. Nicht jeden Tag, nicht einmal jede Woche. Ich muss euch ehrlich sagen: Wenn es bei mir einmal im Monat vorkommt, dass ich weiß, das hat Jesus gesagt, dann ist das viel. Manchmal ist es nicht einmal das.
Manchmal bin ich mir nicht sicher, ob es Christus war. Es könnte sein, aber sicher bin ich mir nicht. Doch es gibt Zeiten, da weiß ich es hundertprozentig. Dann brauche ich niemanden zu fragen, weil Jesus durch seine Stimme, durch den Heiligen Geist, zu mir gesprochen hat.
Es braucht auch ein bisschen Übung, die Stimme Gottes zu hören.
Die Geschichte von Samuel als Beispiel fürs Hören
Eine schöne Geschichte vom kleinen Samuel findet sich in 1. Samuel 3. Dort spricht Gott dreimal zu dem kleinen Samuel. Samuel hört zwar die Stimme, glaubt aber immer, es sei der alte Priester Eli, der ihn ruft.
Dann entsteht ein schönes Bild: Der alte Priester Eli geht zu dem Kleinen und sagt ihm, dass Gott zu ihm gesprochen hat. Das bedeutet, ein alter Mann Gottes hat einem jungen Mann Gottes geholfen, die Stimme Gottes zu hören.
Das ist ein schönes Bild. Wir hören Gottes Stimme nicht immer automatisch, sondern auch das braucht ein wenig Übung.
Die Frage nach dem Willen Gottes und dem Hören seiner Stimme
Dann, na ja, ich lasse es. Es gibt so viel, aber eins möchte ich noch zum Schluss bemerken.
Die Frage ist eine der drei meistgestellten Fragen, die ich auf meinem Reisedienst und zuhause bekomme: Leute fragen mich, Hans-Peter, wie kann ich Gott hören oder warum höre ich die Stimme Gottes nicht?
Manchmal frage ich sie, besonders wenn ich sie kenne: Warum möchtest du die Stimme Gottes eigentlich hören? Dann sagen sie, ja, das war ja ganz nett.
Dann frage ich weiter: Willst du wirklich wissen, was Gott zu sagen hat, so wie du momentan mit deinen Eltern umgehst? Nach einer kurzen Pause sagen sie, ah, nicht unbedingt, es ist okay.
Willst du wirklich die Stimme Gottes hören, so wie du gerade mit deiner Freundin zusammenlebst? Dann antworten sie, na, es passt schon.
Willst du die Stimme Gottes hören, so wie du mit deinem Geld umgehst, wie du es gibst beziehungsweise nicht gibst? Dann sagen sie, na, ist okay.
Dann muss ich aber sagen: Das ist nicht ganz fair. Wenn ich Gottes Stimme in den Bereichen A, B und C nicht hören will, ist es nicht fair zu erwarten, dass Gott zu mir in D, E und F spricht.
Aber eines kann ich dir versprechen: Wenn du Gott wirklich hören möchtest, wirst du seine Stimme hören. Meistens geschieht das durch ganz normale Wege – durch die Schöpfung, durch andere Menschen, durch Umstände, durch sein Wort, durch Träume. Das sind die Bereiche, durch die Gott ganz normal und wiederholt zu uns redet. Ab und zu auch durch die Stimme des Heiligen Geistes.
Da gibt es noch einen Vers, den ich euch noch geben möchte, falls ich ihn finde. Irgendwo in Jesaja ist er, und zwar hat er mir auch sehr geholfen.
Manchmal glauben wir, dass Gott zu uns jeden Schritt einzeln sprechen muss – so nach dem Motto: Drei Schritte nach vorne, ja stopp, jetzt ein bisschen nach rechts, ja genau, jetzt links, ja genau. So führt Gott aber nicht.
Es gibt einen schönen Vers, den ich sonst kaum predige: Jesaja 30,21. Dort lesen wir: „Und wenn du nach rechts oder nach links abbiegen wirst, werden deine Ohren ein Wort hinter dir hören: Dies ist der Weg, den geh.“
Weißt du, wann du die Stimme Gottes hörst? Wenn du vom rechten Weg abweichst. Dann hörst du seine Stimme.
Solange du im Willen Gottes gehst, geh einfach weiter und freu dich an ihm. Du wirst seine Stimme nicht hören. Wenn du aber abbiegst, wirst du sie hören.
Ein drastisches Beispiel für das Hören Gottes
Wenn jemand von euch hier sitzt und sagt: „Hans Peter, das ist alles Blödsinn, ich habe die Stimme Gottes noch nie gehört“, dann kann ich dir hundertprozentig sagen: Ich gebe dir eine Aufgabe, und du wirst sie hören.
Kauf dir heute Abend Drogen, irgendwo. Dann geh mit diesen Drogen nach Wuppertal oder Düsseldorf und verkaufe sie einem Teenager am Bahnhof.
Ich kann dir eins hundertprozentig versprechen: Auf dem Weg zum Bahnhof wirst du die Stimme Gottes hören. Er wird dir sagen: „Halt, hör auf mit dem Blödsinn!“ Du wirst ihn hören.
Wenn du nach rechts oder nach links abbiegst, werden deine Ohren ein Wort hinter dir hören: „Dies ist der Weg, den geh!“
Das Bild vom Skifahren als Metapher fürs Hören
Beim Skifahren habe ich schon ohne Übertreibung Tausenden Menschen das Skifahren beigebracht. Du bist der Nächste, das haben wir heute schon besprochen. Wie heißt du nochmal? Sebastian, genau.
Sebastian ist ein begeisterter Skifahrer. Und wisst ihr was? Manchmal im Unterricht, wenn ich ihm alles beibringe und er es auch umsetzt, sage ich manchmal: „Jetzt fährst du vor mir herunter, und ich bin hinter dir.“ Er fährt dann den ganzen Hang bis ins Tal vor mir her, und ich bin immer hinter ihm.
Unten angekommen fragt er dann: „Ja, wo warst du denn immer?“ Ich antworte: „Ich war immer hinter dir.“ Ich habe ihn gar nicht bemerkt. Dann sage ich: „Ich weiß, weil du hast alles genau so gemacht, wie ich es gesagt habe.“
Wenn er aber etwas nicht so macht, wie ich es ihm gesagt habe, dann spürt er meinen Stock ein bisschen irgendwo am Körper, an der Stelle, wo er etwas ändern muss. Aber solange er in meinem Willen unterwegs ist, braucht er nichts zu spüren.
Seht ihr, so hören wir auch seine Stimme. Gott redet nach wie vor auf verschiedenste Art und Weise, und er redet auch zu dir. Bleib im Gespräch mit ihm, lerne einfach, mit ihm zu reden, und übe dich in der Gottesfurcht. Erwarte nicht, dass es morgen sofort klappt.
Übrigens, einer meiner besten Freunde ist die Uhr. Jetzt haben wir keine Beziehung, aber insofern ist sie mir wichtig: Ich schaue auf die Uhr und sage: „Na, Herr Jesus, jetzt haben wir drei Stunden miteinander geredet, es wird höchste Zeit.“ Die Uhr ist mein bester Freund, weil sie mich immer wieder daran erinnert, mit Jesus zu reden.
Manchmal denke ich: „Na ja, heute haben wir den ganzen Tag eigentlich nichts geredet, Wahnsinn, jetzt wird es wieder Zeit.“ Es kann auch sein, dass du aufs Datum schaust und sagst: „Jetzt haben wir drei Tage nicht geredet, es wird wieder Zeit.“
Übrigens, mach dir nie ein schlechtes Gewissen, sonst wird das Gebet zur Qual. Du brauchst auch keine langen Bußübungen. Sag einfach: „Ja, jetzt habe ich es wieder übersehen, nicht tragisch, jetzt rede ich wieder mit dir.“
Die Uhr ist ein guter Freund, um im Gespräch mit Christus zu bleiben. Das ist Gebet.
Schlussgebet
Und jetzt beten wir noch zusammen. Lieber Vater, es ist einfach gut, dass du da bist. Danke, Jesus Christus, dass du von den Toten auferstanden bist und heute lebst, dass du dich bester Gesundheit erfreust. Du bist da, und du bist nah.
Danke, Herr Jesus, dass du in uns lebst, in jedem Menschen, der dich eingeladen hat, sein Herr zu sein. In ihm wohnst du, und wir sind in dir. Weil du in uns bist, müssen wir nirgends anders hingehen. Du kannst nicht näher sein als in uns und wir in dir. Darum ist es so einfach, mit dir zu reden.
Danke, Jesus, dass du mein Herz regieren möchtest. Nicht nur da sein, sondern regieren – meine Gedanken regieren. Darum wohnst du in mir, um mein Herz zu erneuern.
Herr, ich danke dir für das Vorrecht, dass wir alle Gedanken mit dir teilen können. Du kennst sie ohnehin. Aber wir dürfen lernen, jeden Gedanken gefangen zu nehmen und unter den Gehorsam Christi zu bringen. Einfach mit dir zu reden über jeden Gedanken, den wir gefangen nehmen.
Herr, ich danke dir, dass du auch zu uns redest. Gebet ist kein Monolog, sondern ein Zwiegespräch. Danke, Jesus, dass du zu uns redest durch die unterschiedlichsten Dinge: durch deine Schöpfung, wenn wir in deiner schönen Welt spazieren gehen, durch dein Wort, die Bibel. Danke, dass du durch andere Menschen zu uns sprichst – sei es in einer Predigt oder in einem persönlichen Gespräch.
Danke, dass du zu uns redest durch Umstände, durch Träume und Visionen. Und danke, dass du auch durch die Stimme des Heiligen Geistes zu uns sprichst, der in uns wohnt.
Herr, so wollen wir sensibel werden für deine Stimme. Wir wollen lernen, alle Gedanken mit dir zu teilen. Dafür bete ich, Vater. Mögest du uns diese Gabe schenken. Möge es uns eine Priorität werden, ein Anliegen in dieser Gemeinschaft, mit dir zu leben.
Was jeder im Herzen trägt, kann er auch in der Stille vor Gott bringen.
