Einführung in Daniels Vision und seine Fastenzeit
Wir lesen Daniel Kapitel 10, Vers 1: Im dritten Jahr Chores, des Königs von Persien, wurde dem Daniel, der Belshaza genannt wird, ein Wort geoffenbart. Dieses Wort ist Wahrheit und betrifft einen großen Konflikt. Daniel verstand das Wort und erhielt Verständnis über das Gesehene.
In jenen Tagen trauerte Daniel drei volle Wochen. Köstliche Speisen aß er nicht, und Fleisch und Wein kamen nicht in seinen Mund. Auch salbte er sich nicht mit Salbe, bis die drei Wochen um waren. Es handelt sich hier also um eine Zeit des Fastens und Betens.
Das Fasten und Beten begann vom dritten Nisan bis zum dreiundzwanzigsten Nisan. Am vierundzwanzigsten Tag des ersten Monats des neuen Jahres geht es dann weiter in Vers 4. Das bedeutet, Daniel begann mit dem Fasten nach den zwei Feiertagen. Der erste und der zweite Tag im Jahr waren Feiertage, an denen er nicht fasten konnte. Dennoch entschied er sich, in diesem Jahr mit Beten und Fasten zu beginnen.
Daniel hatte ein großes Anliegen. Er wollte Verständnis erlangen, insbesondere über die gegenwärtige Situation des Volkes Gottes. Wir schreiben das Jahr 536 v. Chr., das dritte Jahr des Kyrus von Persien.
Das Volk Israel war zum Teil schon zurückgekehrt. Die Juden waren zwei Jahre zuvor in das Land zurückgekehrt und hatten begonnen, den Tempel zu bauen. Doch dann hatten sie wieder aufgehört zu bauen, weil Widerstand aufkam. Es war eine sehr schwierige Zeit für die zurückgekehrten Juden.
Daniel blieb in Persien am Hof des Königs, da er dort Verpflichtungen hatte und nicht mitgehen konnte. Dennoch fieberte er mit und betete mit dem Volk Gottes. In dieser schweren Zeit begann er zu fasten und zu beten.
Die Erscheinung des Engels und Daniels Reaktion
Wir lesen Vers 4: „Und am vierundzwanzigsten Tag des ersten Monats, da war ich am Ufer des großen Stromes, das ist der Hidekel, der Tigris, und ich erhob meine Augen und sah, und siehe, da war ein Mann in Linnen gekleidet, und seine Lenden waren umgürtet mit Gold von Ufas.“
Daniel sieht hier den Mann über dem Strom. Er schwebt über dem Wasser. Daniel erhebt seine Augen und sieht den Engel des Herrn.
Es heißt in Vers 6: „Sein Leib war wie Chrysolit, und sein Angesicht anzusehen wie der Blitz, und seine Augen wie Feuerfackeln, und seine Arme und seine Beine wie der Anblick von glühendem Erz, und der Schall seiner Worte wie der Schall eines Volksgetümmels.“
Der Engel war niemand anderes als der Engel des Herrn. Dieser Engel wird auch in der Offenbarung beschrieben. In Kapitel 1, Vers 12 ist sein Angesicht ganz ähnlich beschrieben: wie der Blitz, und seine Augen wie Feuerfackeln.
Vers 7: „Und ich, Daniel, allein sah die Erscheinung, die Männer aber, die bei mir waren, sahen das Gesicht nicht; doch fiel ein großes Schrecken auf sie, und sie flohen und verbargen sich. Und ich blieb allein übrig und sah diese große Erscheinung, und es blieb keine Kraft in mir, und mein Glanz verwandelte sich an mir bis zur Entstellung, und ich behielt keine Kraft. Und ich hörte die Stimme seiner Worte, und als ich die Stimme seiner Worte hörte, sank ich betäubt auf mein Angesicht mit meinem Angesicht zur Erde. Und siehe, eine Hand rührte mich an und machte, dass ich auf meine Knie und Hände emporwankte. Und er sagte zu mir: Daniel, du Mann des Wohlgefallens, du Kostbarer, merke auf die Worte, die ich zu dir rede, und stelle dich auf deine Stelle, denn ich bin jetzt zu dir gesandt. Und als er dieses Wort zu mir redete, stellte ich mich zitternd hin. Und er sagte zu mir: Fürchte dich nicht, Daniel, denn von dem ersten Tage an, da du dein Herz darauf gerichtet hast, Verständnis zu erlangen und dich vor deinem Gott zu demütigen, sind deine Worte erhört worden. Und auf deine Worte hin bin ich gekommen.“
Der geistliche Kampf hinter den Kulissen
Aber der Fürst des Königreichs von Persien stand mir einundzwanzig Tage lang entgegen.
In der geistlichen Welt kämpft der Engel des Herrn nicht gegen den König von Persien, sondern gegen die Dämonenfürsten von Persien. Es gab also Dämonenfürsten, die beim König von Persien standen und ihm etwas ins Ohr flüsterten, was er tun sollte. Diese waren natürlich gegen das Gottesvolk gerichtet. Es handelte sich um böse Geister, die sich gegen Gottes Volk stellten.
Wir erfahren hier, dass die Weltgeschichte von bösen Geistern gelenkt wird, die Politikern der Erde auf irgendeine Weise etwas eingeben, in den Sinn geben oder einflüstern. Es gibt einen geistlichen Kampf in der Himmelswelt. Der Engel war sofort ausgesandt worden, um Daniel eine gute Botschaft zu bringen, als dieser zu beten begann – schon am ersten Tag seines Gebetes.
Dieser Engel sollte ausgehen und Daniel eine gute Botschaft bringen. Doch er konnte nur dann eine gute Botschaft überbringen, wenn er auch eine Siegesbotschaft bringen konnte. Den Sieg gab es jedoch noch nicht. Zuerst musste er den Dämonenfürsten von Persien überwinden.
Der Engel war gekommen, um Daniel Einsicht zu geben über das Volk Gottes und darüber, was am Ende des vierten Reiches mit dem Volk Gottes geschehen sollte – am Ende des Seleukidenreiches. Er war gekommen, um Daniel eine gute Botschaft zu bringen: dass Gott auf seiner Seite ist und dass es gut werden wird mit dem Volk Israel.
Aber vorher mussten noch einige Dinge erledigt werden. Um Daniel eine tröstliche Antwort zu geben, musste der Engel den Dämon überwinden, der bei den Königen von Persien stand und ein Feind des Volkes Gottes war.
Da heißt es: „Dieser Fürst stand mir entgegen, und siehe, Michael, einer der ersten Fürsten, kam, um mir zu helfen.“ Wir erfahren also, dass Michael, ein Erzengel und einer der ersten Fürsten, dem Engel des Herrn im Kampf gegen den Dämonenfürsten von Persien beisteht.
Michael ist ein Engelsfürst, der für das Volk Gottes kämpft. Er tritt mehrmals in der Bibel auf. So kommt er auch in Offenbarung 12 und in Judas 9 vor, wo er mit Satan um den Leichnam des Mose kämpft.
Michael ist also ein guter Engelsfürst, der für das Volk Israel oder das Volk Gottes kämpft. „Und er kam, um mir zu helfen“, heißt es hier in Vers 13. Dadurch gewann ich den Vorrang dort neben den Königen von Persien. Weil Michael dem Engel des Herrn geholfen hat, gab es hier einen Sieg über die Dämonen neben den Königen von Persien.
Das heißt, diese Dämonen konnten weggedrängt werden, sodass sie dem König von Persien nichts Schlechtes mehr einflüstern konnten.
Die Botschaft über die Zukunft des Volkes Gottes
Vers 14
Und ich bin gekommen, dir Einsicht zu bringen über das, was deinem Volk widerfahren wird in der letzten Zeit der Tage.
Hier haben wir wieder den Ausdruck „die letzte Zeit der Tage“. Das ist die spätere Zeit, eine Zeit in der Ferne. Sie liegt noch 300 oder 400 Jahre von Daniel aus gesehen in der Zukunft. Es handelt sich um die weit in der Zukunft liegende Zeit des Antiochus am Ende des Vierten Reiches.
Dieser Ausdruck „die letzte Zeit der Tage“ kommt oft im Alten Testament vor und bezieht sich immer auf eine ferne Zukunft – nicht auf das Ende der Welt. Verstehen Sie das nicht falsch. Es geht hier um eine ferne Zukunft von Daniels Perspektive aus gesehen.
Denn auf diese Tage bezieht sich das Gesicht, also die spätere Zeit des Vierten Reiches, nämlich das Ende des Seleukidenreiches.
Vers 15
Und als er solche Worte mit mir redete, richtete ich mein Angesicht zur Erde und verstummte. Siehe, einer von den Menschensönnengleichen rührte meine Lippen an. Ich tat meinen Mund auf, redete und sagte zu dem, der vor mir stand:
Mein Herr, wegen der Erscheinung überfielen mich die Wehen, und ich habe keine Kraft mehr behalten. Wie vermag dieser dein Knecht, meines Herrn, mit diesem meinem Herrn zu reden? Von nun an bleibt keine Kraft mehr in mir, und kein Atem ist in mir übrig.
Da rührte mich wiederum der an, der aussah wie ein Mensch, und er stärkte mich. Der Engel des Herrn rührte ihn wieder an.
Vers 19
Und er sagte: Fürchte dich nicht, du Mann des Wohlgefallens, du Kostbarkeit! Friede sei mit dir, sei stark, ja, sei stark!
Als er mit mir redete, fühlte ich mich gestärkt und sagte: Mein Herr, möge reden, denn du hast mich gestärkt.
Wissen Sie, es ist interessant: Wenn Gott spricht, hier in einer ganz besonderen Weissagung Gottes, dann fühlt sich Daniel schwach. Er meint, er müsse ohnmächtig dastehen. Der Engel hilft ihm auf, er wankt in die Höhe, fühlt sich aber immer noch schwach und sagt: Herr, ich kann es nicht.
Diese Macht Gottes überwältigt ihn. Dann kommt der Herr und stärkt ihn, damit seine Seele vorbereitet wird, richtig zuzuhören, wenn der Engel des Herrn spricht.
Hier lernen wir, dass wir von Gott gestärkt werden müssen und dass Gott es ist, der unserem inneren Menschen Kraft verleihen muss. Nur so können wir Gottes Wort gut aufnehmen. Es darf nicht einfach bei einem Ohr hereingehen und beim anderen wieder herausgehen.
Das heißt, es braucht eine Vorbereitung für das Reden Gottes. Hier ist ein besonderes Reden Gottes, eine ganz konkrete Weissagung über die Zukunft Israels. Deshalb wird jetzt der Bote Daniel vorbereitet.
Der fortdauernde Kampf der Mächte und Gottes souveräne Führung
Vers 20
Da sagte er: Weißt du, warum ich zu dir gekommen bin? Jetzt werde ich zurückkehren, um mit dem Fürsten von Persien zu kämpfen. Die Dämonenfürsten von Persien haben sich noch nicht ganz vertreiben lassen. Sie wollen immer noch Böses einflüstern an die Könige von Persien. Er muss weiterkämpfen, das heißt weiterhin hier. Doch wenn ich ausziehe, siehe, dann wird der Fürst von Griechenland kommen.
Wer ist denn der Fürst von Griechenland? Nun, das war der Dämonenfürst des nächsten Reiches. Er war der Dämonenfürst, der Alexander dem Großen etwas ins Ohr geflüstert hat. Er beeinflusste die Griechen. Auch die anderen Griechen, die Seleukiden und die Ptolemäer, wurden von Dämonenfürsten beeinflusst.
Der Herr sagt, er wird ausziehen und dort gegen die Dämonenfürsten kämpfen. Das bedeutet, dass Gott die Geschichte der Welt und der Völker lenkt. Gott steht hinter den Mächten, und die Dämonenmächte können nicht tun, was sie wollen. Gott verdrängt sie und sagt: „Nein, jetzt darfst du nicht mehr.“
Hier ist das dargestellt als ein Kampf, wie ein Dämonenkampf. Zwei Engel, der Engel des Herrn und Michael, helfen ihm gegen die Dämonenfürsten von Persien und Griechenland, den großen Weltreichen, die dann folgten.
Vers 21
Und doch will ich dir kundtun, was verzeichnet ist in der Schrift der Wahrheit. Hier haben wir eine Schrift, die von Gott geschrieben ist, und sie ist die Wahrheit. Gott weiß, was er tun wird. Diese Schrift steht fest und ist fest beschlossen.
Es ist kein einziger, der mir mächtigen Beistand leistet gegen jene Dämonenfürsten, außer Michael, euer Fürst. Michael steht dem Herrn im Kampf gegen die Dämonenfürsten bei.
Die Unterstützung für das Volk Gottes durch göttliche Mächte
Vers 1 in Kapitel 11: Auch ich stand im ersten Jahr des Königs Darius, des Meders, ihm als Helfer und Schutz zur Seite.
Interessant ist, dass wir hier erfahren, warum König Darius der Meder den Juden gegenüber so positiv eingestellt war. Warum war das so?
Weil die Dämonenfürsten von seinen Ohren verdrängt wurden und ihm nichts Böses einflüstern konnten. Stattdessen waren der Engel des Herrn und Michael anwesend und flüsterten ihm gute Worte ein.
Diese persischen Könige waren den Israeliten wohlgesonnen. Sie schickten sie zurück, gaben ihnen Geld, damit sie den Tempel wieder aufbauen konnten – so zum Beispiel Kyrus, Darius und andere.
Ausblick auf die zukünftigen Reiche und ihre Herrscher
Vers Und nun will ich dir die Wahrheit kundtun. Was jetzt kommt, ist ein langer Bericht. Einige Teile haben wir schon gelesen, aber wir können gerne noch ein bisschen davon lesen.
Wir lesen hier ab Vers 5. Wir hatten ja schon von dieser anderen Königin gelesen. Das war der eine König von Griechenland, der Große, der erste König, dessen Reich zerbrochen, zerstört und zerteilt wurde.
Dort haben wir von den anderen Königen gelesen, die sich aufgemacht haben, das Reich von Alexander dem Großen zu erlangen. Das waren die Feldherren, die Generäle Alexanders.
Und da heißt es in Vers 5: „Und es wird ein mächtig werdender König des Südens sein.“ Das war der Ptolemäer, Ptolemaios I. Einer von seinen Obersten, sein früherer Feldherr, hieß Seleukus I.
Einer von seinen Obersten wird über ihn hinaus mächtig werden. Er wird herrschen, und seine Herrschaft wird eine große Herrschaft sein. Seleukus I. war der Begründer des Seleukidenreiches, das sehr groß wurde, im Norden, der König des Nordens.